Sandor: Und ob er das wird! Lies einfach selbst, okay?

Lewanna: Der zweite Teil des Rituals – hier kommt er, natürlich erst nach dem ersten °SMILE°

ReSeSi: Den ersten Teil Deiner Fragen kann ich Dir in diesem Kapitel beantworten, den Rest im nächten, an dem ich aber schon fleißig schreibe…

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22. Das Ritual

Draco Malfoy schlich, gefolgt von Crabbe und Goyle durch die dunklen Gänge Hogwarts. Sofern man das, was Crabbe und Goyle da veranstalteten, als Schleichen bezeichnen konnte. Ihre Bewegungen hatten nichts von Malfoys verstohlener Geschmeidigkeit – sondern viel mehr von der graziösen Fortbewegungsweise zweier Gazellen. Oder wie hießen diese Muggel-Tiere mit dem Rüssel doch gleich?

Ganz abgesehen davon, dass ihr kaum unterdrücktes Ächzen und Schnauben, mit dem sie die Treppen hinter sich brachten, nichts mit menschlicher Atmung gemeinsam hatte – stattdessen erinnerte es eher an eine ziemlich gute Imitation des Hogwarts-Expresses.

Bloß gut, dass die gesamte Schülerschaft um diese Zeit zum Abendessen in der großen Halle versammelt war, dachte Malfoy und verdrehte angewidert die Augen. Vielleicht würden diese zwei Flachpfeifen hinter ihm ja tatsächlich irgendwann einmal die intellektuelle Herausforderung bewältigen, das Atmen durch die Nase zu erlernen.

An der letzten Biegung verhielt er im Schritt, was Goyle natürlich prompt in ihn hineinkrachen ließ. Mit einem gezischten Fluch ergriff er den Umhang des Freundes und drückte ihn gegen die Wand. „Würde es dir etwas ausmachen hinzusehen, wohin du rennst?"

„Entschuldige, Draco." Natürlich dachte Goyle seinerseits nicht im Traum daran zu flüstern.

Malfoy atmete mehrmals tief durch und bekämpfte den Drang, seinen Zauberstab zu zücken und die äußere Erscheinungsform seines Kumpans dessen Intelligenzquotienten anzupassen. Aber als Amöbe würde dieser ihm nicht mehr von Nutzen sein.

„Mach verdammt noch mal die Augen auf!", zischte er stattdessen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und jetzt weiter!"

Da war er, der Eingang zum Gang der einäugigen Hexe. Jetzt noch den Spruch, der die Tür öffnete, und sein Vater und seine Freunde hätten vom Honigtopf aus, der mittlerweile ja geschlossen war, ungehinderten Zugang zum Schloss. Sein Zauberstab richtete sich auf die Statue. Sein Mund öffnete sich...

„Expilliarmus!"

Malfoy wirbelte herum und starrte seinem Zauberstab nach, der in der Dunkelheit davon wirbelte, dicht gefolgt von den Stäben Crabbes und Goyles. Etwas bewegte sich, eine kurze, merkwürdig verschwommen wirkende Bewegung, dann standen auf einmal Potter und Weasley vor ihnen, ihre Zauberstäbe angriffsbereit in der Hand.

Ein Tarnumhang! Diese verdammten Gryffindors hatten einen Tarnumhang! Dann hatte er sich im dritten Schuljahr diesen körperlosen Kopf doch nicht bloß eingebildet... Das nächste, was Draco Malfoy nach diesem Schock bewusst wahrnahm war, dass sein Rücken schmerzhaft mit dem Mauerwerk hinter ihm kollidierte, während Potters Zauberstab direkt auf seinen Kehlkopf gerichtet war.

Ron hatte sich mit Crabbe und Goyle nicht so viele Umstände gemacht. Beide lagen am Boden – zwei von Ganzkörperklammern außer Gefecht gesetzte Möchtegern-Todesser, deren Augen panisch in ihren hohlen Schädeln herumrollten.

„Hallo, Malfoy!" Harry starrte seinem Gegenüber hasserfüllt ins Gesicht. „Wie wäre es mit einer Portion Cruciatus? Mit freundlichen Grüßen von Ginny?"

Der weißblonde Slytherin erbleichte unwillkürlich. Jemand anderen zu quälen war nun einmal etwas ganz anderes, als selbst mit diesem Fluch belegt zu werden... Sein Gesicht verzerrte sich panisch, als Harry ihm noch etwas näher zuleibe rückte.

„Du hast die Wahl, Draco!", teilte er ihm im Plauderton mit. „Entweder du erzählst uns sofort, was du hier vorhattest, und vor allem, wen du durch diesen Geheimgang in die Schule lassen wolltest, oder ich probiere mal aus, ob meine Wut und mein Hass auf dich groß genug für einen unverzeihlichen Fluch sind. Nach dem, was du heute Nachmittag mit Ginny gemacht hast, zweifle ich eigentlich nicht daran..."

Malfoys Blick zuckte hilfesuchend zu Snape und Kingsley Shacklebolt, die hinter Harry aufgetaucht waren, und überrascht den Disput verfolgten, aber keiner von ihnen machte Anstalten, ihm zu helfen. Stattdessen erwiderte der schwarze, glatzköpfige Auror mit dem glänzenden Knopf im Ohr seinen Blick ausgesprochen unfreundlich. Und was Snape anging... Er schluckte und wich dem Blick aus den schwarzen Augen seines Hauslehrers aus – dagegen wirkte ja sogar Potter beinahe freundlich...

Mit einem resignierten Nicken erklärte er seine Niederlage.

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Severus Snape starrte auf den gesenkten Kopf seines Schülers hinab, der eben in Dumbledores Büro ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte, und spürte, wie die Übelkeit in seiner Kehle aufstieg. Draco Malfoy, Lucius Malfoys Sohn. Seit sechs Jahren sein Lieblingsschüler. Vertrauensschüler der Slytherins – ein Kindesentführer. Ein Verräter. Ein Mitschuldiger an einem Mord.

Seinetwegen würde heute Nacht wahrscheinlich ein fünfjähriger Junge sterben, ein Kind dessen unschuldiges Lächeln ihn – Severus – noch lange danach verfolgen würde.

Warum hatte er nicht gesehen, was Malfoy, Crabbe und Goyle in sich trugen? Warum hatte er nicht bemerkt, dass ihre Väter sie auf die dunkle Seite eingeschworen hatten? Auf Voldemort? War er wirklich so blind? Oder hatte er es etwa nicht sehen wollen?

Er wandte sich von dem Jungen ab, der regungslos und mit versteinertem Gesicht auf einem Stuhl saß – immerhin waren ja noch Dumbledore und zwei Auroren im Raum, die ihn keine Sekunde aus den Augen ließen – und sein Blick fiel auf den Holzkasten mit den fünfunddreißig Phiolen des Zaubertrankes, den er für das Ritual gebraut hatte. Einer Eingebung folgend, die er selbst nicht verstand, klappte er den Deckel hoch und begann die Phiolen herauszunehmen und in einem Kreis auf dem Tisch anzuordnen. Es wurde ein recht großer Kreis.

Dumbledore beobachtete Snapes Aktion mit fragendem Blick, äußerte sich aber nicht dazu. Er war viel zu fasziniert, von dem ernsten, konzentrierten Ausdruck in dessen Gesicht.

Fünfunddreißig Phiolen – fünfunddreißig Menschen, die Greyback zu einem Dasein als Werwölfe verurteilt hatte. Fünfunddreißig Schicksale.

Snape sah sie an. Er schaffte es einfach nicht, den Blick abzuwenden. Unverwandt starrte er auf die kleinen gläsernen Behältnisse...

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Jonas schriller Schmerzensschrei schaffte das, was Remus bisher erfolglos versucht hatte. Taumelnd kam er auf die Füße, seine Hand schloss sich mit festem Griff um das Heft des silbernen Dolches, der direkt neben ihm auf dem Boden des Kellers gelandet war. Das Silber ließ sofort große blutige Blasen auf seiner Haut entstehen, aber er ignorierte den Schmerz und wandte sich Greyback zu.

Ein wütender Aufschrei, der genau seine eigene Empörung widerzugeben schien, ließ seinen Blick zu Jade hinüberzucken. Auch sie war jetzt wieder auf den Beinen, trotz der tiefen, stark blutenden Wunde in ihrem Oberschenkel. Ihre rechte Hand packte das Messer in ihrem Bein, ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, als sie es mit einem dumpfen Stöhnen heraus riss.

Greyback erstarrte, seine Zähne hatten sich bereits in den Hals des panisch schreienden Kindes gegraben, aber er sollte nicht mehr dazu kommen, auch nur einen Tropfen des süßen, unschuldigen Blutes zu genießen. Sein Blick fiel auf Jades bleiches, hassverzerrtes Gesicht. Und in ihren Augen las er seinen Tod...

Der Dolch in Jades Hand stieß herab und blieb tief in seiner Kehle stecken...

Gleichzeitig fuhr ihm der zweite Dolch – der an dessen Griff Remus' Blut klebte – bis ans Heft in die Brust...

Mit einem Schrei, der eher wie das Heulen eines Wolfes klang, brach der alte Werwolf in die Knie. Das Silber der beiden geweihten Dolche brannte sich in sein Fleisch, ließ es schwarz und runzlig werden, verbrannte es förmlich, bis es sich in großen, schwelenden Stücken von seinen Knochen zu lösen begann und auf den Boden des Kellers fiel, bis er nur noch ein Haufen brennender Knochen inmitten stinkender, Blasen schlagender, verkokelnder Fleischstücke war.

Remus taumelte zu Jade hinüber, die Jonas aus dem Griff des sterbenden Werwolfs gerissen hatte, und schloss sie und den Jungen in die Arme. Das Blut, das von seiner rechten Hand tropfte, vermischte sich auf dem Kellerboden mit dem Blut, das noch immer aus Jades Oberschenkelwunde strömte, und dem, das aus der Bisswunde an Jonas Hals rann. Und noch während er Frau und Kind auf die andere Seite des Raumes schob – weg von Greybacks stinkenden und schwelenden Überresten – zuckte ein bläuliches Flämmchen aus der gemeinsamen Blutlache auf, wuchs an, erhob sich in die Luft und zischte in Form eines blauen Blitzes aus dem Raum.

Gebannt starrten sie dem Phänomen hinterher, beobachteten durch das kleine Kellerfenster, wie es Hogsmeade verließ, in Richtung Schloss davon stob und dort in einem Fenster verschwand, hinter dessen Scheiben sich kurz darauf eine riesige, blaue Explosion zu ereignen schien.

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Nachdenklich sah Severus Snape die fünfunddreißig Phiolen an. Es war nicht einfach gewesen, diesen Trank zusammenzubrauen. Und, in seinen Augen das Verwirrendste an der ganzen Geschichte, niemand würde dieses Gebräu aus verschiedenen, hochgiftigen Zutaten je trinken können, ohne dabei sein Leben zu riskieren. Wofür aber war er dann da? Was war der Zweck dieses Trankes?

Er umrundete den Tisch, einmal, zweimal, ohne den Blick von den Phiolen abzuwenden. Wozu dienten sie?

Hinter ihm splitterte plötzlich das Fenster mit lautem Krachen und etwas, das wie eine blaue Flamme aussah, hüllte ihn kurzzeitig ein. Unvermittelt veränderte sich das Erscheinungsbild der Flamme. Sie sah jetzt eher aus wie eine Kugel, wie sie so über dem Tisch schwebte, mitten über dem Kreis der Phiolen.

Und dann zuckten Blitze aus ihr heraus wie lange, blaue Tentakel, trafen die Phiolen, verbanden sie miteinander. Die blaue Kugel wurde transparent und in ihrem Innern konnte Snape die Gestalt Greybacks erkennen, die, durchbohrt von den zwei Silberdolchen, förmlich vor seinen Augen verschmorte.

Und schließlich erhaschte er einen Blick auf die drei Gestalten im Hintergrund, bevor das Bild verblasste und die Phiolen mit lautem Knall explodierten.

Er wirbelte herum, ohne auf Dumbledore, Malfoy oder die Auroren die ihn bewachten, zu achten, und rannte aus dem Raum, die Treppe hinunter und in die Große Halle. Sein Blick eilte durch den Raum, bis er Sirius entdeckte, der gerade leise mit einigen Auroren sprach. Ohne zu zögern eilte er auf ihn zu und packte ihn am Arm. „Sie haben es geschafft, Black! Lupin und Jade haben es geschafft! Greyback ist tot! Und das Ritual wurde vollzogen!"

Sirius wirbelte herum und starrte ihn aus großen, erstaunten Augen an, bevor er etwas tat, von dem er nie geglaubt hätte, dass er das jemals auch nur in Erwägung ziehen würde. Er packte Snape und umarmte ihn spontan.

Und Snape – nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte – erwiderte die Umarmung. „Wir müssen uns beeilen, Sirius! Jade und Jonas sind verletzt. Da ist soviel Blut..."

Padfoot warf einen Blick auf Shacklebolt, der ihm wortlos zunickte. „Komm mit!", sagte er zu Snape und beide Männer rannten gemeinsam aus der Halle.

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„War das das Signal?" Peter Pettigrew hob den Kopf bei dem Explosionsknall, der aus Dumbledores Büro kam und sich durch die gesamte Schule fortsetzte. Sämtliche im Geheimgang versammelten Todesser blickten gespannt auf ihren weißblonden Anführer.

Unsicher starrte Lucius Malfoy auf den noch immer verschlossenen Durchgang, der hinter der Statue der einäugigen Hexe endete. Wenn dieser Knall das Signal gewesen war, warum war Draco dann nicht da, um den Zugang zum Geheimgang zu öffnen? Andererseits, was außer Fenrir Greyback, der in der Großen Halle wütete, sollte dieses Krachen verursacht haben? Aber wo blieb Draco? War etwas schiefgegangen?

Doch seine Besorgnis verflüchtigte sich sofort, als die verborgene Tür sich plötzlich lautlos einen Spalt öffnete. Er hatte doch gewusst, dass er sich auf seinen Sohn verlassen konnte! Wenn es ihm und den anderen Todessern gelang, Hogwarts einzunehmen, würde der dunkle Lord ihm sicher auch endlich sein Versagen im Ministerium vergeben, als es ihm nicht gelungen war, die Prophezeiung zu erbeuten!

„Es ist soweit!", zischte er den anderen Todessern zu. „Denkt daran, wir sammeln uns erst im Korridor, bevor wir uns im ganzen Schloss verteilen..."

Schweigend traten die Todesser in den Korridor hinaus, die Zauberstäbe angriffsbereit in den Händen.

Der Korridor war wider Erwarten stockfinster. Nichts regte sich, keine Bewegung, kein Geräusch...

„Sind alle da?"

Zustimmendes Gemurmel erklang und Lucius hörte, wie die Tür um Geheimgang sich schloss.

„Okay. Lumos!"

Die Spitze seines Zauberstabes glühte auf und beleuchtete die Gesichter seiner Kumpane, die sich um ihn herum versammelt hatten. Und dann war da noch etwas, eine schwache Bewegung außerhalb des Lichtkreises...

„Guten Abend, Mr. Malfoy. Ich muss zugeben, Sie haben einen etwas ungewöhnlichen Weg gewählt, um nach Askaban zurückzukommen. Einfacher wäre es gewesen, wenn Sie ins Zaubereiministerium gegangen wären und sich einfach den Auroren gestellt hätten..."

„Potter!"

„Du hättest natürlich auch durch die Vordertür kommen können, Lucius! Ich hätte das Ministerium gern für dich informiert."

„Dumbledore!"

„Aber unter den gegenwärtigen Umständen dürfte sich das erübrigen, Malfoy. Wir sind nämlich schon da!"

„Shacklebolt!"

Licht flammte auf, so hell, dass es die zusammengedrängt im Korridor stehenden Todesser blendetet. Und während Lucius Malfoy die Augen schloss und im Stillen den Tag verfluchte, an dem er dem dunklen Lord sein Leben darauf verpfändet hatte, dass er Hogwarts für ihn einnehmen würde, blinzelten seine Kumpane hilflos, während die sie umringenden Auroren ihnen ohne größere Probleme die Zauberstäbe abnahmen und ihnen magische Fesseln anlegten.

Niemand bemerkte die kleine Gestalt, die sich in eine finstere Ecke drückte, etwas murmelte und dann zu schrumpfen begann, kleiner und kleiner, bis nur noch eine Ratte übrig blieb. Der Nager kauerte auf seinen Hinterpfoten und beobachtete aus wachsamen Augen wie die Todesser zusammengetrieben wurden, bevor er in der Dunkelheit eines angrenzenden Ganges verschwand.

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Remus hatte das Gefühl, als müsste ihm das Herz stehen bleiben, als er sah, wie viel Blut Jade durch ihre Wunde im Oberschenkel verlor. Und auch Jonas blutete recht heftig am Hals, obwohl Jade schon dabei war, seine Verletzung mit einem sauberen Tuch zu verbinden. Er hatte bei Greybacks Biss das Bewusstsein verloren, was vermutlich nur gut war. Es würde ihm einige unangenehme Erinnerungen ersparen.

Er streifte seinen Umhang ab und hüllte den kleinen, unterkühlten Kinderkörper darin ein. Es wurde Zeit, dass sie ihn nach Hogwarts brachten, auf die Krankenstation. Und auch Jade gehörte dringend in die Behandlung eines kompetenten Heilers – ihre Wunde hörte nicht auf zu bluten. Und sie hatte schon viel zu viel Blut verloren...

Er würde sie zurückbringen. Beide. Auch wenn das bedeuten sollte, dass er sie tragen musste!

Behutsam strich er über Jonas bleiches Gesicht. Jade sah zu ihm auf und ihre Augen schwammen in Tränen. „Oh Moony, was ist, wenn er stirbt?"

„Das wird er nicht! Ich bringe euch zurück. Sobald wir das da", er wies auf ihr Bein, „verbunden haben." Seine streichelnde Hand streifte Jonas Hals, wo das Blut bereits durch den Verband drang, seine Hand begann zu kribbeln. Und dann...

„Oh Gott, Moony!" Jade erbleichte, als er plötzlich zusammenbrach und sich in Schmerzen auf dem Boden zu winden begann. „Moony! Was ist mit dir?"

„Welpenblut", ächzte er und kroch unter furchtbaren Schmerzen so weit von ihr weg, wie der enge Kellerraum es zuließ. „Die Wunden... an... meiner Hand. Habe... ihn berührt. Oh Himmel, es geht... so schnell! Ich kann... es nicht... aufhalten!"

In Sekundenschnelle schossen Jade all die Informationen durch den Kopf, die sie in den vergangenen Wochen über die Anwendung und die Wirkungsweise des Welpenblutes zusammengetragen hatten. Es war hochinfektiös bis Mitternacht des nächsten Vollmondes, dem Zeitpunkt, an dem die erste Transformation stattfinden musste, und in der Lage, jeden Werwolf, der es davor irgendwie in seinen Organismus aufnahm, vorzeitig zu verwandeln. So erklärte sich auch, warum Remus so unerwartet transformierte; er hatte es wohl über die Wunde an seiner Hand aufgenommen, von wo es direkt in seinen Blutkreislauf gelangt war. Aber wirkte es sich auch auf die Wirksamkeit des Wolfsbanntrankes aus? Sie konnte es nicht sagen.

Mit angstvoll aufgerissenen Augen kauerte sie auf dem Kellerboden, hielt Jonas beschützend an sich gedrückt und beobachtete, wie der Mann, den sie liebte, mit aller Kraft gegen seine Transformation ankämpfte.

„Ich... liebe Dich! Ich liebe... Dich... so sehr! Verzeih mir, wenn du kannst..."

Die Transformation vollzog sich nun in atemberaubendem Tempo. Und obwohl Remus mit ganzer Kraft gegen den Wolf in sich ankämpfte, konnte er doch nicht gewinnen. Wenn er doch nur Jade und Jonas hier herausbringen könnte, bevor der Wolf vollständig die Kontrolle übernahm... Er musste sie schützen. Vor Voldemorts Todessern, die vielleicht jeden Augenblick zurückkehren konnten, aber auch vor sich selbst, dem Wolf, der da in ihm lauerte... Sie mussten hier raus!

Aber da gab es keine Chance. Jade konnte ihr linkes Bein nicht belasten, und selbst wenn sie in der Lage gewesen wäre, sich aus dem Kellerraum zu schleppen, so würde sie doch niemals Jonas zurücklassen... Und mit Jonas würde sie es nicht schaffen...

Kurz bevor die Transformation abgeschlossen war, sprang plötzlich die Tür zum Geheimgang auf und zwei Männer stürzten in den Raum.

Remus' hoffnungsvoller Ausruf brach abrupt ab und ging dann in ein langgezogenes Heulen über, welches Jade einen kalten Schauer über den Rücken rinnen ließ.

Und dann richtete der Werwolf sich auf und sprang.

Das Letzte, was Jade hörte, bevor ihr vor Angst und vermutlich auch vom Blutverlust die Sinne schwanden, war ihr eigener, verzweifelter Aufschrei.

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SCHEIß CLIFF! Oh, Entschuldigung – aber das musste grade sein … Streichelt fleißig das Knöpfchen, damit es schnell weitergeht, ja? Bin doch schon so gespannt...