Beim ersten Kapitel ist irgendetwas mit der Schrift falsch gelaufen und
deshalb sah das alles ein bisschen doof aus. Irgendwie kannte
Fanfiction.net die Schrift nicht. Ich hoffe dieses Mal klappt es besser und
es ist ein bisschen übersichtlicher. Dieses Kapitel ist so eine Art
Übergangskapitel, daimt ich danach in die richtige Handlung einsteigen
kann...
„Woran denkst du Großmutter?"Die alte Frau öffnete die Augen und wischte eine Träne von ihrer Wange. Das Mädchen blickte sie aus großen braunen Augen an, den Augen ihres Großvaters. Ihr langes blondes Haar stand wirr zu allen Seiten. Die alte Frau lachte auf. „Hast du genug geschlafen?" Das Kind machte ein angestrengtes Gesicht, so als würde sie furchtbar schwer überlegen. „Nein!"Nun musste die alte Frau erneut lachen. „Aber woran denkst du Großmutter?"„An eine sehr alte Geschichte..." Das Mädchen bekam noch größere Augen. „Erzähle sie mir... zum Einschlafen!"„Aber es ist keine schöne Geschichte, sie ist sehr, sehr traurig..." Surianna überlegte einen winzigen Augenblick: „Trotzdem!"Die alte Frau lächelte, doch ihre Gedanken waren ganz wo anders. „Gut, dann werde ich sie dir erzählen, auch wenn sie..."Sie hielt einen Moment inne. „Es ist die Geschichte einer jungen Frau... die Geschichte von Niniel."Enttäuscht blickte das Kind auf. „Aber die kenne ich doch schon..."„Nein, diese Geschichte kennst du noch nicht. Es ist nicht die Niniel, die in der Alten Zeit lebte, sondern die Niniel, die in der Zeit des letzten Ringkrieges lebte." Surianna horchte auf. Sie liebte Geschichten über die Ringkriege, vor allem die von der tapferen Lady Eowyn. Surianna gehörte zu den Menschen, die schon in frühester Kindheit einen unglaublichen Freiheitsdrang verspürten. „Hm... ich glaube dann will ich sie hören... Ist sie tapfer?"„Wer?"„Na diese Niniel?" „Das musst du selbst entscheiden, wenn du die Geschichte gehört hast." Surianna setzte sich aufrecht hin und sah ihre Großmutter gespannt an. „Es war dunkel, als Niniel erwachte..."
***
2. In tiefster Dunkelheit
... ihr Rücken schmerzte. Ihr war kalt, denn die Kühle der Nacht war vom Boden herauf gekrochen. Niniel stöhnte auf. Sie hatte traumlos geschlafen, oder war das, an das sie sich zu erinnern glaubte bloß ein furchtbarer Alptraum gewesen? Niniel sah zur Tür. Da stand noch immer die schwere Holzkommode und verbarrikadierte die Tür. Es war also kein schlechter Traum gewesen, sondern die bittere Realität. Niniel wünschte, sie wäre in diesem Moment tot umgefallen. Was sollte sie bloß tun? Sie konnte diesen Mann nicht heiraten, doch blieb sie hier, dann... dann hätte sie keine Wahl.
„Ich muss hier weg...", flüsterte Niniel, „ich kann doch hier nicht bleiben... mein Vater hasst mich."Tränen traten erneut in ihre Augen. „Würde er mich nicht hassen, würde er mir dies auch nicht antun."Niniel stand auf. Wohin sollte sie?
Niniel zog das Kleid aus. Dieses Kleid hasste sie auch... an ihm klebte alles, was sie vergessen wollte. Der Ekel... die Abscheu... Niniel kippte sich die Schale mit kaltem Wasser, die stets auf dem Nachttisch stand, über den Kopf. Das kühle Nass floss ihren nackten Körper herab und Niniel wurde vom Frost geschüttelt. Aber es tat gut... es schuf einen klaren Kopf.
Niniel zog sich ein grobes Leinenkleid über, zog sich die dicken Lederstiefel an und holte ihren dicken grünen Wollmantel aus dem Schrank. Sie musste fort... ihr Vater hatte gesagt, sie wäre für ihn tot, wenn sie dieses Scheusal nicht heiraten würde... er hatte es nicht anders gewollt... Er würde sie verlieren.
„Dort draußen finde ich vielleicht den Tod... oder aber immer währende Freiheit und... und Glück", versuchte sich Niniel Mut zuzusprechen, während sie sich die Stiefel schnürte.
Leise schob sie die Kommode beiseite. Es war mitten in der Nacht und das ganze Haus lag im Schlummer. Niniel griff noch ein weiteres Kleid und eine dicke Decke aus ihrem Schrank, dann schlich sie die Treppe hinab. Niemand war zu sehen. Aus dem Zimmer ihres Vaters, das direkt neben der Halle lag, drang das leise surrende Schnarchen. Als Kind hatte sie es immer als eine Beruhigung empfunden ihren Vater so ruhig schlafen zu hören. Sie kam sich dann immer so sicher vor. Aber jetzt bedeutete es ihr nichts mehr. Wie konnte sie diesen Vater noch lieben, nachdem...? Erneut traten Tränen in ihre Augen, doch mit einer energischen Handbewegung wischte sie sie beiseite. Dazu hatte sie jetzt keine Zeit.
Niniel ging in die Halle. Sie wusste genau wo ihr Vater sein Schwert aufbewahrte. Es war kostbar und schon lange in Familienbesitz und nun würde sie es mit sich nehmen. Ein Schwert würde sie brauchen, wenn sie in der rauen Welt überleben wollte. Und gerade jetzt, wo sich die Gerüchte häuften, dass Orks begonnen hätten die Riddermark zu durchstreifen. Ihr Vater liebte das Schwert, wie er alles liebte, dass mit einer glorreichen Vergangenheit in Verbindung stand. Aber heute Nacht würde er alles verlieren. Niniel wusste nicht was sie fühlen sollte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Ihr Vater hatte sie verraten, verkauft, erniedrigt und sie wollte ihm wehtun, so wie er ihr wehgetan hatte. Er sollte den gleichen grausamen Schmerz spüren, den sie empfand. Und gleichzeitig... sie wollte ihn nicht verlieren. Er war doch ihr ... ihr Vater. Erneut liefen Tränen Niniels Wange herab, als sie das Schwert aus der Truhe nahm. Es hatte eine scharfe Klinge und war gut ausbalanciert. Heimlich hatte Niniel damit geübt. Sein Griff war mit feinstem Leder umspannt und der Knauf hatte silberne Beschläge. Er bildete zwei Pferdeköpfe. Niniel umfasste den Griff und zog das Schwert kurz aus der metallenen Scheide. Es blitzte im Mondlicht, das durch das Fenster hinein fiel. Schnell schob sie es zurück. Sie musste sich beeilen. Wenn jemand erwachte, war sie verloren. Sie gürtete sich das Schwert mit dem ledernen Riemen um, es lag schwer auf ihrer Hüfte, aber gab ihr auch das Gefühl der Sicherheit. Niemals würde sich ihr wieder jemand unerlaubt nähern, dieses Mal würde sie es verhindern und jenes Scheusal würde den bitteren Geschmack glänzenden Metalls zu spüren bekommen.
Niniel ging in die Küche und von dort aus durch den Dienstboteneingang in den Stall. Ihr Pferd bewegte sich unruhig in seiner Box, so als hätte es schon unruhig auf sie gewartet. Es war ein stolzer weißer Hengst, mit fast silberner glänzender Mähne. Es war ein Geschenk ihres Vaters zu ihrem 15. Geburtstag gewesen und sie liebte dieses Tier. Sie hatte ihm einen Elbennamen gegeben: Elwing – Sternengischt, denn sie hatte geglaubt mit diesem Tier bis zu den Sternen reiten zu können, aber weit war sie bisher nicht gekommen. Niniel kannte nicht viele elbische Worte, aber sie konnte lesen und sie hatte einige alte Notizen ihrer Mutter gefunden. Firiel hatte scheinbar diese wundervolle Sprache sprechen können und sich die Mühe gemacht einige der zauberhaften Worte in die Sprache Rohans zu übertragen. So als hätte sie geahnt, dass ihr Tochter einst in die Welt hinaus streben würde...
Niniel holte den Sattel aus der Kammer und sattelte ihr Pferd und legte ihm das Zaumzeug an, dann schnallte sie ihre Decke und das zweite Kleid hinter den Sattel. Sie würde mit leichtem Gepäck reiten, um schnell zu sein. Vorsichtshalber nahm sie noch eine der alten Stalldecken und packte sie dazu, sie könnte sie als Unterlage benutzen, falls sie im Freien schlafen musste.
So leise wie es ging führte sie das Pferd am Zaumzeug aus dem Stall in den Hof und schloss die Stalltür. Elwing war unruhig, so als könnte er es kaum erwarten in die Nacht hinaus zu reiten und die Freiheit des Windes zu spüren, so als wollte er seine junge Reiterin entführen auf eine fantastische Reise. Niniel strich dem Pferd über den Hals. „Komm, leise... wir dürfen keinen wecken."Niniel lehnte sich gegen den warmen Pferdehals. Der nächtliche Wind war kalt.
Plötzlich fasste sie jemand am Arm und Niniel wollte aufschreien, doch eine Hand legte sich über ihren Mund. „Wohin willst du?" Thengwyns Stimme war warm wie immer. Vorsichtig ließ sie ihre Hand von Niniels Lippen gleiten. „Fort", schluchzte Niniel. Thengwyn sah sie aus großen traurigen Augen an. „Bitte halte mich nicht auf, liebste Thengwyn, ich... ich kann hier nicht bleiben."Theodwyn lächelte und strich Niniel eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß... ich hatte gehofft, dass du gehen würdest..."
„Du... du... ich verstehe nicht!"Niniel sprach leise.
„Es ist nicht richtig, was dein Vater tun will... es war grausam...such dein Glück, Niniel."Thengwyn war traurig, das konnte Niniel spüren. Und sie war gekommen, um ihr etwas zu sagen: „Du hast sicherlich von jenen seltsamen Geschichten gehört, die über mich gesprochen wurden... ja ich bin weit geritten, genauso auf der Flucht wie du es jetzt sein wirst... aber bis in den Norden bin ich nie vorgedrungen", Thengwyn lachte leise, „aber ich bin im Heer des Königs geritten, wie viele Frauen nach und vor mir, heimlich... Niniel, wenn du heute Nacht gehst, dann versuche dich nach Edoras durchzuschlagen. Wenn du die Freiheit suchst, werden sie dich finden."
„Wer sind sie?"Niniel war noch verwirrter als vorher.
„Kinder Rohans, wie du und ich... Kriegerinnen, die als Männer leben. Das ist der Preis, den sie für die Freiheit zahlen..."
Niniel sah ihre Magd aufmerksam an. „Aber wie ... wie soll ich dort hin finden?"
„Frage dich durch!"
„Eine Frau alleine auf Reisen?"
„Ich hätte es fast vergessen", Thengwyn hob ein Päckchen auf, das Niniel bis dahin nicht bemerkt hatte, „darin findest du meine alten Männerkleider, sie dürften dir inzwischen passen, und einen Lederharnisch. Außerdem genug zu Essen, etwas zum Feuermachen und was man sonst noch so braucht auf einem langen Ritt", Thengwyn lächelte, „ich kann dich so doch nicht reiten lassen." Sie warf einen abschätzenden Blick auf Niniels Gepäck und schüttelte den Kopf. „Mit der Ausrüstung wärst du entweder nach zwei Tagen zurückgekommen oder in der Wildnis elendig umgekommen. Ins o dunkler Nacht und du kleines Mädchen ganz alleine... wenigstens etwas Hilfe kannst du gebrauchen."
Niniel fiel ihrer Magd um den Hals und begann zu weinen. „Ich will nicht fort... ich will... ich will bei euch bleiben... warum musste das alles passieren", schluchzte sie. Thengwyn strich ihr über den Rücken.
„Ich weiß, Kleines, aber jetzt reite, bevor es Morgen wird und dein Vater erwacht. Er will dich noch im Morgengrauen zu Gareth bringen."
Niniel schluchzte auf: „Wie kann er nur so grausam sein." Sie klammerte sich jetzt noch fester an die Magd.
„Ich weiß es nicht, Liebes. Aber jetzt reite", Thengwyn schob Niniel von sich fort, „und wenn der Morgen dämmert, dann nimm diesen Dolch und schneide dein Haar so kurz, dass du einem Knaben ähnelst und ziehe die Kleider an, die ich dir gegeben habe. Und dann reite! Mache wenig Pausen, falls man dir folgt. Und bleibe auf den Wegen, seltsame Gestalten sind unterwegs und du wirst erst sicher sein, wenn du Edoras erreicht hast."
Thengwyn schob Niniel zu ihrem Pferd und das Mädchen saß widerwillig auf. Die alte Magd drückte Niniel den Dolch in die Hand und band das restliche Gepäck hinter sie an den Sattel.
„Ich werde deinen Vater so lange ablenken, wie ich kann, sagen, dass du vor Erschöpfung und Weinen noch schläfst und deine Ruhe brauchst, wenn er will, dass du an deiner Hochzeit hübsch bist."
„Hochzeit?"Entsetzen schwang in Niniels Stimme mit. „So schnell? Warum hat er es so eilig?"
Thengwyn schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Reite jetzt und trauere deinem Zuhause nicht hinterher. Du wirst wo anders ein neues finden."Thengwyn nahm Niniels Hand. „Aber vergiss mich nicht so schnell, ja?"
Niniel liefen Tränen die Wangen hinab und sie beugte sich hinab und küsste Thengwyns Handrücken. „Niemals", flüsterte sie, „niemals, das verspreche ich dir... danke... danke für alles."
Dann ergriff Niniel die Zügel, wischte sich mit der linken Hand die Tränen aus dem Gesicht und gab ihrem Pferd mit einem leichten Druck auf die Seite die Sporen. Ohne sich noch einmal umzusehen sprengte sie zum Tor hinaus.
„Woran denkst du Großmutter?"Die alte Frau öffnete die Augen und wischte eine Träne von ihrer Wange. Das Mädchen blickte sie aus großen braunen Augen an, den Augen ihres Großvaters. Ihr langes blondes Haar stand wirr zu allen Seiten. Die alte Frau lachte auf. „Hast du genug geschlafen?" Das Kind machte ein angestrengtes Gesicht, so als würde sie furchtbar schwer überlegen. „Nein!"Nun musste die alte Frau erneut lachen. „Aber woran denkst du Großmutter?"„An eine sehr alte Geschichte..." Das Mädchen bekam noch größere Augen. „Erzähle sie mir... zum Einschlafen!"„Aber es ist keine schöne Geschichte, sie ist sehr, sehr traurig..." Surianna überlegte einen winzigen Augenblick: „Trotzdem!"Die alte Frau lächelte, doch ihre Gedanken waren ganz wo anders. „Gut, dann werde ich sie dir erzählen, auch wenn sie..."Sie hielt einen Moment inne. „Es ist die Geschichte einer jungen Frau... die Geschichte von Niniel."Enttäuscht blickte das Kind auf. „Aber die kenne ich doch schon..."„Nein, diese Geschichte kennst du noch nicht. Es ist nicht die Niniel, die in der Alten Zeit lebte, sondern die Niniel, die in der Zeit des letzten Ringkrieges lebte." Surianna horchte auf. Sie liebte Geschichten über die Ringkriege, vor allem die von der tapferen Lady Eowyn. Surianna gehörte zu den Menschen, die schon in frühester Kindheit einen unglaublichen Freiheitsdrang verspürten. „Hm... ich glaube dann will ich sie hören... Ist sie tapfer?"„Wer?"„Na diese Niniel?" „Das musst du selbst entscheiden, wenn du die Geschichte gehört hast." Surianna setzte sich aufrecht hin und sah ihre Großmutter gespannt an. „Es war dunkel, als Niniel erwachte..."
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2. In tiefster Dunkelheit
... ihr Rücken schmerzte. Ihr war kalt, denn die Kühle der Nacht war vom Boden herauf gekrochen. Niniel stöhnte auf. Sie hatte traumlos geschlafen, oder war das, an das sie sich zu erinnern glaubte bloß ein furchtbarer Alptraum gewesen? Niniel sah zur Tür. Da stand noch immer die schwere Holzkommode und verbarrikadierte die Tür. Es war also kein schlechter Traum gewesen, sondern die bittere Realität. Niniel wünschte, sie wäre in diesem Moment tot umgefallen. Was sollte sie bloß tun? Sie konnte diesen Mann nicht heiraten, doch blieb sie hier, dann... dann hätte sie keine Wahl.
„Ich muss hier weg...", flüsterte Niniel, „ich kann doch hier nicht bleiben... mein Vater hasst mich."Tränen traten erneut in ihre Augen. „Würde er mich nicht hassen, würde er mir dies auch nicht antun."Niniel stand auf. Wohin sollte sie?
Niniel zog das Kleid aus. Dieses Kleid hasste sie auch... an ihm klebte alles, was sie vergessen wollte. Der Ekel... die Abscheu... Niniel kippte sich die Schale mit kaltem Wasser, die stets auf dem Nachttisch stand, über den Kopf. Das kühle Nass floss ihren nackten Körper herab und Niniel wurde vom Frost geschüttelt. Aber es tat gut... es schuf einen klaren Kopf.
Niniel zog sich ein grobes Leinenkleid über, zog sich die dicken Lederstiefel an und holte ihren dicken grünen Wollmantel aus dem Schrank. Sie musste fort... ihr Vater hatte gesagt, sie wäre für ihn tot, wenn sie dieses Scheusal nicht heiraten würde... er hatte es nicht anders gewollt... Er würde sie verlieren.
„Dort draußen finde ich vielleicht den Tod... oder aber immer währende Freiheit und... und Glück", versuchte sich Niniel Mut zuzusprechen, während sie sich die Stiefel schnürte.
Leise schob sie die Kommode beiseite. Es war mitten in der Nacht und das ganze Haus lag im Schlummer. Niniel griff noch ein weiteres Kleid und eine dicke Decke aus ihrem Schrank, dann schlich sie die Treppe hinab. Niemand war zu sehen. Aus dem Zimmer ihres Vaters, das direkt neben der Halle lag, drang das leise surrende Schnarchen. Als Kind hatte sie es immer als eine Beruhigung empfunden ihren Vater so ruhig schlafen zu hören. Sie kam sich dann immer so sicher vor. Aber jetzt bedeutete es ihr nichts mehr. Wie konnte sie diesen Vater noch lieben, nachdem...? Erneut traten Tränen in ihre Augen, doch mit einer energischen Handbewegung wischte sie sie beiseite. Dazu hatte sie jetzt keine Zeit.
Niniel ging in die Halle. Sie wusste genau wo ihr Vater sein Schwert aufbewahrte. Es war kostbar und schon lange in Familienbesitz und nun würde sie es mit sich nehmen. Ein Schwert würde sie brauchen, wenn sie in der rauen Welt überleben wollte. Und gerade jetzt, wo sich die Gerüchte häuften, dass Orks begonnen hätten die Riddermark zu durchstreifen. Ihr Vater liebte das Schwert, wie er alles liebte, dass mit einer glorreichen Vergangenheit in Verbindung stand. Aber heute Nacht würde er alles verlieren. Niniel wusste nicht was sie fühlen sollte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Ihr Vater hatte sie verraten, verkauft, erniedrigt und sie wollte ihm wehtun, so wie er ihr wehgetan hatte. Er sollte den gleichen grausamen Schmerz spüren, den sie empfand. Und gleichzeitig... sie wollte ihn nicht verlieren. Er war doch ihr ... ihr Vater. Erneut liefen Tränen Niniels Wange herab, als sie das Schwert aus der Truhe nahm. Es hatte eine scharfe Klinge und war gut ausbalanciert. Heimlich hatte Niniel damit geübt. Sein Griff war mit feinstem Leder umspannt und der Knauf hatte silberne Beschläge. Er bildete zwei Pferdeköpfe. Niniel umfasste den Griff und zog das Schwert kurz aus der metallenen Scheide. Es blitzte im Mondlicht, das durch das Fenster hinein fiel. Schnell schob sie es zurück. Sie musste sich beeilen. Wenn jemand erwachte, war sie verloren. Sie gürtete sich das Schwert mit dem ledernen Riemen um, es lag schwer auf ihrer Hüfte, aber gab ihr auch das Gefühl der Sicherheit. Niemals würde sich ihr wieder jemand unerlaubt nähern, dieses Mal würde sie es verhindern und jenes Scheusal würde den bitteren Geschmack glänzenden Metalls zu spüren bekommen.
Niniel ging in die Küche und von dort aus durch den Dienstboteneingang in den Stall. Ihr Pferd bewegte sich unruhig in seiner Box, so als hätte es schon unruhig auf sie gewartet. Es war ein stolzer weißer Hengst, mit fast silberner glänzender Mähne. Es war ein Geschenk ihres Vaters zu ihrem 15. Geburtstag gewesen und sie liebte dieses Tier. Sie hatte ihm einen Elbennamen gegeben: Elwing – Sternengischt, denn sie hatte geglaubt mit diesem Tier bis zu den Sternen reiten zu können, aber weit war sie bisher nicht gekommen. Niniel kannte nicht viele elbische Worte, aber sie konnte lesen und sie hatte einige alte Notizen ihrer Mutter gefunden. Firiel hatte scheinbar diese wundervolle Sprache sprechen können und sich die Mühe gemacht einige der zauberhaften Worte in die Sprache Rohans zu übertragen. So als hätte sie geahnt, dass ihr Tochter einst in die Welt hinaus streben würde...
Niniel holte den Sattel aus der Kammer und sattelte ihr Pferd und legte ihm das Zaumzeug an, dann schnallte sie ihre Decke und das zweite Kleid hinter den Sattel. Sie würde mit leichtem Gepäck reiten, um schnell zu sein. Vorsichtshalber nahm sie noch eine der alten Stalldecken und packte sie dazu, sie könnte sie als Unterlage benutzen, falls sie im Freien schlafen musste.
So leise wie es ging führte sie das Pferd am Zaumzeug aus dem Stall in den Hof und schloss die Stalltür. Elwing war unruhig, so als könnte er es kaum erwarten in die Nacht hinaus zu reiten und die Freiheit des Windes zu spüren, so als wollte er seine junge Reiterin entführen auf eine fantastische Reise. Niniel strich dem Pferd über den Hals. „Komm, leise... wir dürfen keinen wecken."Niniel lehnte sich gegen den warmen Pferdehals. Der nächtliche Wind war kalt.
Plötzlich fasste sie jemand am Arm und Niniel wollte aufschreien, doch eine Hand legte sich über ihren Mund. „Wohin willst du?" Thengwyns Stimme war warm wie immer. Vorsichtig ließ sie ihre Hand von Niniels Lippen gleiten. „Fort", schluchzte Niniel. Thengwyn sah sie aus großen traurigen Augen an. „Bitte halte mich nicht auf, liebste Thengwyn, ich... ich kann hier nicht bleiben."Theodwyn lächelte und strich Niniel eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß... ich hatte gehofft, dass du gehen würdest..."
„Du... du... ich verstehe nicht!"Niniel sprach leise.
„Es ist nicht richtig, was dein Vater tun will... es war grausam...such dein Glück, Niniel."Thengwyn war traurig, das konnte Niniel spüren. Und sie war gekommen, um ihr etwas zu sagen: „Du hast sicherlich von jenen seltsamen Geschichten gehört, die über mich gesprochen wurden... ja ich bin weit geritten, genauso auf der Flucht wie du es jetzt sein wirst... aber bis in den Norden bin ich nie vorgedrungen", Thengwyn lachte leise, „aber ich bin im Heer des Königs geritten, wie viele Frauen nach und vor mir, heimlich... Niniel, wenn du heute Nacht gehst, dann versuche dich nach Edoras durchzuschlagen. Wenn du die Freiheit suchst, werden sie dich finden."
„Wer sind sie?"Niniel war noch verwirrter als vorher.
„Kinder Rohans, wie du und ich... Kriegerinnen, die als Männer leben. Das ist der Preis, den sie für die Freiheit zahlen..."
Niniel sah ihre Magd aufmerksam an. „Aber wie ... wie soll ich dort hin finden?"
„Frage dich durch!"
„Eine Frau alleine auf Reisen?"
„Ich hätte es fast vergessen", Thengwyn hob ein Päckchen auf, das Niniel bis dahin nicht bemerkt hatte, „darin findest du meine alten Männerkleider, sie dürften dir inzwischen passen, und einen Lederharnisch. Außerdem genug zu Essen, etwas zum Feuermachen und was man sonst noch so braucht auf einem langen Ritt", Thengwyn lächelte, „ich kann dich so doch nicht reiten lassen." Sie warf einen abschätzenden Blick auf Niniels Gepäck und schüttelte den Kopf. „Mit der Ausrüstung wärst du entweder nach zwei Tagen zurückgekommen oder in der Wildnis elendig umgekommen. Ins o dunkler Nacht und du kleines Mädchen ganz alleine... wenigstens etwas Hilfe kannst du gebrauchen."
Niniel fiel ihrer Magd um den Hals und begann zu weinen. „Ich will nicht fort... ich will... ich will bei euch bleiben... warum musste das alles passieren", schluchzte sie. Thengwyn strich ihr über den Rücken.
„Ich weiß, Kleines, aber jetzt reite, bevor es Morgen wird und dein Vater erwacht. Er will dich noch im Morgengrauen zu Gareth bringen."
Niniel schluchzte auf: „Wie kann er nur so grausam sein." Sie klammerte sich jetzt noch fester an die Magd.
„Ich weiß es nicht, Liebes. Aber jetzt reite", Thengwyn schob Niniel von sich fort, „und wenn der Morgen dämmert, dann nimm diesen Dolch und schneide dein Haar so kurz, dass du einem Knaben ähnelst und ziehe die Kleider an, die ich dir gegeben habe. Und dann reite! Mache wenig Pausen, falls man dir folgt. Und bleibe auf den Wegen, seltsame Gestalten sind unterwegs und du wirst erst sicher sein, wenn du Edoras erreicht hast."
Thengwyn schob Niniel zu ihrem Pferd und das Mädchen saß widerwillig auf. Die alte Magd drückte Niniel den Dolch in die Hand und band das restliche Gepäck hinter sie an den Sattel.
„Ich werde deinen Vater so lange ablenken, wie ich kann, sagen, dass du vor Erschöpfung und Weinen noch schläfst und deine Ruhe brauchst, wenn er will, dass du an deiner Hochzeit hübsch bist."
„Hochzeit?"Entsetzen schwang in Niniels Stimme mit. „So schnell? Warum hat er es so eilig?"
Thengwyn schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Reite jetzt und trauere deinem Zuhause nicht hinterher. Du wirst wo anders ein neues finden."Thengwyn nahm Niniels Hand. „Aber vergiss mich nicht so schnell, ja?"
Niniel liefen Tränen die Wangen hinab und sie beugte sich hinab und küsste Thengwyns Handrücken. „Niemals", flüsterte sie, „niemals, das verspreche ich dir... danke... danke für alles."
Dann ergriff Niniel die Zügel, wischte sich mit der linken Hand die Tränen aus dem Gesicht und gab ihrem Pferd mit einem leichten Druck auf die Seite die Sporen. Ohne sich noch einmal umzusehen sprengte sie zum Tor hinaus.
