Und hier ist es: Das nächste Kapitel! Danke für deine vielen Reviews Nachtschatten, aber du hast falsch geraten. Keiner deiner Vorschläge war richtig ;-) Aber ließ es selbst ...

5. Der Sohn des Königs

„Großmutter, warum heißt Niniel, denn jetzt so wie du?"Suriel lachte. „Na, weil das so ein schöner Name ist und schließlich möchte jeder einen schönen Namen haben."Jetzt lachte auch Surianna. „Was passiert denn jetzt? Wird sie jetzt ein Mann?"„Fast, aber hör dir die Geschichte zu Ende an, dann wirst du es erfahren." Das Mädchen kuschelte sich an ihren Busen und blickte zu Suriel auf. Ihre Augen glänzten vor Neugier.

Am nächsten Tag ritten sie. Morwen hatte ihr einen festen Verband angelegt und Folcra hatte ihr in ihren Harnisch geholfen. Dann hatte sie ihr einen Helm gegeben, den sie aufsetzen sollte. Nicht nur zum Schutz, sondern auch um ihr Gesicht vor all zu neugierigen Blicken zu verbergen. Focra und Morwen, oder ab nun Folcred und Mordred, ritten direkt neben Suriel. Die anderen ringsum kannte Suriel nicht, aber sie konnte erraten, dass ein Teil von ihnen wohl ebenfalls Frauen waren. Auch Suriel hatte einen neuen Namen. Den dritten innerhalb kürzester Zeit. Sie nannte sich Turin, wie Niniels Bruder und Ehemann aus der alten Sage. Nur die Frauen würden sie Suriel nennen, wenn sie unter sich waren.

Der Ritt war für Suriel hart und beschwerlich. Die Schulter begann schon nach kurzer Zeit erneut zu schmerzen und nur mit Mühe gelang es ihr sich den Ganzen Tag auf dem Pferd zu halten.

Zu den körperlichen Strapazen gesellten sich ihre seelische Qual und die unendlich bohrenden Fragen. War das, was sie am Vortag erfahren hatte, tatsächlich die Wahrheit? War ihre Mutter eine der Numenor gewesen, eine von jenem alten Volk, das mit einem langen Leben gesegnet war? Und wenn das stimmte, was war dann mit ihr? War sie wie ihre Mutter? Die Gedanken kreisten in Suriels Kopf und machten es ihr schwer sich auf das Reiten zu konzentrieren.

„Pass auf!"Folcra ergriff Suriels Arm. Sie war ohne es zu merken immer weiter aus ihren Sattel geglitten.

„Kannst du noch, oder soll ich dich mit auf mein Pferd nehmen?"

Suriel biss sich auf die Lippe. Ihre Unvorsichtigkeit war ihr unangenehm. Sie hatte das Gefühl um so mehr Schwäche sie zeigte, desto schwieriger würde hier ihre Stellung sein. Nein, sie würde sich nicht die Blöße geben beim Reiten auf jemand anders angewiesen zu sein.

„Nein, nein ... ist schon in Ordnung, ich war, ich war wohl nur etwas in Gedanken."

„Wie ihr wollt."Folcra begann etwas schneller zu reiten und entfernte sich immer mehr von Suriels Pferd. Scheinbar wollte sie zur Spitze des Zuges aufschließen.

Suriel war aufgefallen, dass sich Folcra nicht entscheiden konnte, wie sie sie anreden sollte. Es hatte begonnen, seit sie erfahren hatte, woher Suriel stammte und wer ihre Mutter war. Aber wer war eigentlich ihre Mutter? Suriel kannte sie ja selbst nicht. Folcra behandelte sie in einem Moment wie ein kleines Mädchen, dass dringend Hilfe brauchte und im nächsten Moment sprach sie mit ihr, wie mit einer hohen Frau. Suriel verwirrte das noch mehr. Sie wusste nicht mehr wer sie war.

Folcra kam zurück geritten.

„Wir müssen uns beeilen. Lord Theodred glaubt, dass mehr als nur Orkspäher in dieser Gegend unterwegs sind und wir sind zur Zeit zu wenige, um uns mit ihnen einzulassen."

„Zu wenige?", dachte Suriel und blickte sich erstaunt um. Ringsum konnte sie nur Reiter sehen, Reiter an Reiter. Wie riesig mussten die Orkmassen sein, die das Land durchzogen, wenn die Armee Rohans zu klein war sie zu bezwingen?

„Wir werden Lord Eomer und die anderen Reiter im Schatten des alten Waldes treffen, aber wir müssen uns beeilen, dass wir dort sind, bevor die Nacht einebricht", fuhr Folcra fort.

Morwen beugte sich zu Suriel hinüber. „Das gefällt mir gar nicht."

„Was? Die Orks? Mir auch nicht."

„Nein, ich meine das mit dem alten Wald, ich mag es nicht, wenn wir in seiner Nähe lagern."Morwen warf Suriel einen wissenden Blick zu.

Suriel blickte sie verständnislos an. Was hatte es denn nun mit diesem alten Wald auf sich? Es war alles zu verwirrend und neu.

„Sag bloß, du kennst den alten Wald nicht?"zischelte Morwen leise, während sie neben Suriel her ritt. Suriel schüttelte den Kopf. „Du bist tatsächlich noch nicht weit herum gekommen, wenn du DAS nicht weißt: Um den alten Wald ranken tausende von Legenden. Im Fangorn, so heißt es, gehen seltsame Geister umher und diejenigen, die ihn jemals betraten, sollen nie mehr zurückgekommen sein."

Suriel wurde unwohl bei dem Gedanken im Schatten eines solchen Waldes zu rasten.

„Und wenn man Nachts dort ist... am Waldrand", fuhr Morwen leise fort, „man hört Stimmen..."

Plötzlich verstummte Morwen. Ihr Blick war auf einen Reiter gerichtet, der direkt auf sie zukam. Folcra senkte den Blick und auch Morwen tat es ihr nach. Suriel betrachtete den jungen Mann, der auf sie zuritt. Er hatte ein wunderschönes und edles Reitpferd mit glänzend braunem Fell. Seine fast silberne Rüstung glänzte in der Sonne. Unter seinem Helm quoll langes weiches Haar hervor. Es war schwarz wie die Nacht. Seine Gesichtszüge waren fein und ebenmäßig.

„Wer ist das?"flüsterte Suriel andächtig.

„Theodred, der Sohn des Königs", antwortete Morwen fast unhörbar.

Suriel starrte den Mann an, der direkt auf sie zugeritten kam. Als er neben ihr angelangt war, wendete er sein Pferd und ritt neben ihr her. Suriel wagte nicht ihn anzublicken. Ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust. Es war nicht allein die Tatsache, dass er der Sohn des Königs war. Er war ein äußerst attraktiver Mann und Suriel spürte seine unglaubliche Anziehungskraft.

„Seid Ihr wohlauf, Knabe?"Theodreds Stimme war warm und wohlklingend.

„Äh... hm... ja mein Herr."Suriel senkte beschämt noch weiter den Blick. Sie schämte sich dafür, dass sie keinen Ton hervor brachte.

„Sehr gut. Könnt Ihr kämpfen?"

„Hm... ja."

„Das ist gut in solchen Zeiten. Woher kommt ihr?"

Suriel sah kurz zu Theodred hinüber, er lächelte, doch schnell drehte sie den Kopf wieder zur Seite und blickte wieder starr zu Boden. „Aus einem kleinen Dorf... es ist wirklich sehr klein und liegt Nahe der Grenze im Norden." Suriel hoffte, dass der Königssohn nicht bemerkte, wie sie errötete, nicht bemerkte, dass sie ihn anlog.

„Ich verstehe. Und wohin führt Euch Euer Weg?"

„Hierher... dachte ich." Zweifel schwang in Suriels Stimme mit und sie wünschte sich weit weg. Warum konnte sie nicht vernünftig mit ihm reden?

Theodred lachte auf. „Gut wir können jeden Mann gebrauchen."

„Danke, Herr."

Theodred lachte erneut auf. „Warum seht Ihr mich nicht an?"

Ja, das war tatsächlich eine gute Frage. Doch Suriel hatte Angst zu erröten. Dieser Mann hatte eine unglaubliche Ausstrahlung und Suriel hatte Angst sich dieser Ausstrahlung zu ergeben. Zögerlich hob sie ihr Gesicht an und blickte Theodred an. Seine Augen strahlten sie an. Theodred betrachtete ihr Gesicht, musterte sie von oben bis unten. Suriel erschauerte. Was sah er sie so an?

„Ihr seid tatsächlich noch sehr jung... aber ich werde Euch trotzdem aufnehmen. Folcred ist ein guter Lehrmeister. Wenn ihr wieder ganz auf den Beinen seid, dann leistet ihr mir Gesellschaft. Ich denke ich kann Euch noch einiges beibringen."Theodreds Tonfall war arrogant und Suriel konnte spüren, dass er sich ihr weit überlegen fühlte. Doch es ärgerte sie nicht. Unter anderen Umständen vielleicht, aber jetzt fühlte sie sich noch immer zu schwach, um sich wirklich aufzuregen und irgendetwas war an seiner Art, das es ihr verbot ihn unsympathisch zu finden. Suriel konnte nicht sagen was es war, aber irgendetwas an ihm hatte sie von der ersten Sekunde an in ihren Bann gezogen.

Theodred gab ohne ein weiteres Wort zu sagen seinem Pferd die Sporen und preschte davon, zurück an die Spitze des Zuges. Suriel starrte ihm gedankenverloren nach.

Im nächsten Kapitel wird es wieder etwas brutaler... gut wenn man ein Schwert dabei hat!