Hi Nachtschatten, danke für dein Review, dieses Mal hast du besser geraten, aber mehr verrate ich nicht, dauert auch noch ein paar Kapitel, bis ich auflöse, was richtig geraten war ;-)

Hallo Krümel, also: Niniel ist der Name den Turin seiner Schwester gibt, als er sie völlig verstört im Wald findet (nach ihrer Begegnung mit dem großen fiesen Drachen) und noch nicht weiß, dass es seine Schwester ist. Niniel = Tränenmaid! Vgl. dazu auch: Unfinished Tales (von Christopher Tolkien heraus gegeben) Danke für dein Review übrigens noch, freut mich, dass dir die Geschichte sonst gut gefiel (

So und hier das nächste Kapitel: Es wird Blut fließen.

6. Orks

Sie ritten noch den ganzen Tag. Und Suriels Schulter begann wieder zu schmerzen. Sie spürte, wie sich die Erschöpfung in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Ihr war noch immer nicht wohl bei dem Gedanken im Schatten eines Geisterwaldes zu schlafen, aber in diesem Moment hätte sie sogar in der Geisterwelt selbst übernachtet, wenn sie nur ein wenig Schlaf bekam. Sie war so unendlich müde.

Hufgetrappel schreckte Suriel hoch. Schon von weitem konnte man das Gejauchze der anderen Reiter hören. Sie kamen direkt auf sie zu und schwenkten übermütig ihre Waffen.

„Das sind Eomer und seine Mannen", sagte Morwen und deutete in Richtung der Reiter.

Suriel lächelte schwach. Sie war zu erschöpft, um sich zu freuen. Ihr einziger Hoffnungsschein war die Tatsache, dass sie endlich am Treffpunkt angelangt waren. Endlich konnte sie schlafen und ihren geschundenen Körper ausruhen.

Die Reiter hielten und stiegen ab. In den vorderen Reihen begrüßten sich die zwei Reitergruppen auf eine laute und raue Art. Aber Suriel bemerkte es kaum. Langsam ließ sie sich aus dem Sattel gleiten. Sie spürte, wie ihr die Knie wegbrachen, als sie den Boden berührte. Morwen umfasste sie und hielt sie fest.

„Gehts?"

Suriel lächelte schwach. „Ich bin müde, das ist alles."

Morwen half ihr sich an einer geschützten Stelle nieder zusetzen und reichte ihr eine Decke. „Dann ruh dich aus. Morgen werden wir weiter reiten. Nur noch ein Tag, dann wirst du dich ausruhen können. Noch ein Tag und wir sind endlich in Edoras."

„Edoras?"flüsterte Suriel im Halbschlaf und lächelte glücklich. Gleich darauf war sie eingeschlafen. Sie schlief lange und traumlos und erst als die anderen bereit waren los zu reiten, weckte Morwen sie sanft aus ihrem tiefen Schlaf. Von den Wiedersehensfeiern der Nacht hatte sie nichts bemerkt.

„Suriel, steh auf... wir müssen los."Morwens Stimme war sanft und warm.

„Schon?"antwortete Suriel im Halbschlaf. Ihr ganzer Körper schmerzte vom langen Ritt des Vortages und ihre noch immer nicht ganz verheilte Schulter, drückte sie nieder. Suriel mochte nicht aufstehen.

„Komm schon, steh auf, die anderen sind schon bereit zum losreiten."

Suriel blinzelte schwach. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen. Der Himmel war in ein leuchtendes Rot getaucht, das manch einer als schlechtes Vorzeichen gedeutet hätte. Suriel hielt nichts von diesen albernen Märchen und Prophezeiungen. Um sie herum waren die Reiter tatsächlich bereits aufgesessen und Folcra war gerade dabei Suriels Gepäck auf dem Rücken von Elwing zu verstauen.

„Worauf wartest du, Turin?"rief Folcra, so dass alle umstehenden es hören konnten.

Schwankenden Schrittes stand Suriel, oder in diesem Moment wohl besser Turin auf, auf wackeligen Beinen ließ sie sich von Morwen die Rüstung anschnallen und sich mit ihrem Schwert gürten. Ihre Schulter schmerzte und die Müdigkeit und Erschöpfung steckte ihr in allen Gliedern. Sie wollte ruhen, endlich Ruhe finden, aber bald waren sie in Edoras. Dort würde ein warmer Lagerplatz warten, Suriel seufzte bei dem Gedanken.

„Geht es dir nicht gut?"Morwens Stimme war besorgt.

„Nein, nein, es ist alles in Ordnung... ich... ich bin nur etwas müde."

„Das sind wir alle. Aber nur noch ein Tag..."Morwen legte ihr die Hand auf die Schulter.

Suriel lächelte sie an. „Danke."

„Danke wofür?", Morwen blickte sie verständnislos an.

„Dafür, dass du dich um mich gekümmert hast, als ich verwundet war und dafür, dass du dich noch immer so nett um mich kümmerst... Danke... weil... weil du gerade da bist."

Ein strahlendes Lächeln breitete auf Morwens Gesicht aus. „Sie ist hübsch", dachte Suriel, „trotz dieser scheußlichen Narbe ist sie einfach hübsch."

Langsamen Schrittes ging Suriel auf ihr Pferd zu und schwang sich mühsam hinauf. Dann ritten sie los.

Morwen ritt direkt neben Suriel. Sie waren fast an der Spitze des Zuges. Ihnen vorweg ritten nur Theodred und Eomer mit ihren treuesten Gefährten. Suriel versuchte einen Blick auf Eomer zu erhaschen, ZU gerne hätte sie den Neffen des Königs aus der Nähe betrachtet. Ob er genauso anziehend war wie des Königs Sohn. Suriel grinste.

„Was ist?"Morwen hatte sie scheinbar genau beobachtet.

„Nichts."Suriel lief auffällig rot an. Sie versuchte ihr Gesicht vor Morwen zu verbergen, doch die hatte es bereits genau gesehen.

„Ha, wusste ich es doch", rief sie triumphierend aus, um gleich danach ganz leise zu flüstern: „Er gefällt die nicht wahr... Theodred meine ich?"

„Nein wie kommst du darauf", Suriel spürte, dass man ihre Lüge aus ihrer Stimme heraus hören konnte und sie errötete noch mehr. Ihre Wangen glühten, als hätte sie zu nahe am Feuer gesessen.

Morwen fing laut an zu lachen, ihr Lachen war glockenhell. „Ich wusste es doch", jauchzte sie.

„Sei still, Mordred", fauchte Folcra und deutete in Richtung Osten.

Suriel versuchte angespannt zu erblicken, auf was Folcra gezeigt hatte, doch sie konnte nichts erkenne. Alles war in einen grauen Neben getunkt.

„Was ist da?"fragte sie Folcra verständnislos.

„Siehst du es etwa nicht?"

„Ich sehe nur Nebel, mehr nicht."

„Das ist kein Nebel. Wo sollte denn so plötzlich Nebel herkommen? Das ist Rauch... ich werde zu Theodred reiten. Es gefällt mir nicht." Folcra gab ihrem Pferd die Sporen und preschte an den anderen Reitern vorbei nach vorne. Mit von Entsetzen geweiteten Augen starrte sie Folcra nach. Rauch? Rauch erinnerte sie an etwas... etwas grauenvolles an das sie besser nicht erinnert werden wollte. Was hatte das zu bedeuten. Konnte es sein, dass...? Suriel wagte nicht einmal den Gedanken zu Ende zu denken. Und sie war nicht die einzige, die dieses bedrückende Gefühl verspürte. Eine seltsame Stille hatte sich über die Schar der Reiter gelegt. Keiner sprach, keiner lachte. Die einzigen Geräusche die zu hören waren, war das rhythmische Geräusch der Pferdehufe auf dem Boden und das Klirren der Rüstungen und Schwerter. Sonst nichts. Lange nichts.

„ORKS!!!!"Ein entsetzter Schrei durchbrach die Stille.

Erschrocken richtete Suriel sich auf. Und dann hörte sie es: Es war ein fürchterliches Gebrüll, das Suriel die Angst in die Knochen trieb. Wie gelähmt klammerte sich Suriel am Zaumzeug ihres Pferdes fest. Elwing trampelte nervös.

„TURIN, zieh dein Schwert und dann bleib in meiner Nähe", rief Morwen ihr zu. Sie hatte bereits ihren langen Speer gegriffen, „wir reiten im Galopp auf sie zu und trampeln sie nieder!"

Kaum hatte Morwen ihre Worte ausgesprochen, setzten sich die Reiter in Bewegung, immer schneller wurde ihr Tempo. Suriel klammerte sich an ihrem Pferd fest, sie zog ihr Schwert, wie Morwen es ihr gesagt hatte und sie ritt, immer schneller und schneller.

„HUAHHHHH!"gellte der Schrei der Reiter, „FÜR ROHAN!"

Mit einem lauten Knall brachen die Reiter in die Reihen der Orks ein.

Suriel wusste nicht wie sie ihr Schwert benutzen sollte, sie hatte geübt, aber das war etwas anderes. Sie fühlte sich noch immer geschwächt und sie hatte Angst. Es war die gleiche Angst, die sie in der Nacht auf dem Pfad ergriffen hatte, als sie erkannte was da auf sie zukam. Orks, Orks...

Sie waren überall. Und es waren viele. Ihre Schreie gellten laut über das Feld. Und dann stand er vor ihr, er war groß und kräftig und er starrte sie an. Er brüllte und bleckte dabei seinen gelb-schwarzen Zähne. Suriel schrie auf, als er seine Axt erhob.

Und dann schlug sie zu. Der Ork fiel mit gespaltenem Schädel zu Boden. Entgeistert starrte Suriel auf den Ork und dann auf das Schwert in ihrer Hand. Hatte sie das getan? Hatte sie gerade einen Ork erschlagen?

„Guter Schlag, Turin."Folcra war direkt neben ihr. Mit einer lässigen Handbewegung sauste ihr Schwert durch die Luft und streckte sie einen weiteren Ork nieder. „Sei vorsichtig!"Dann preschte sie davon.

Suriel blickte sich um. Ringsum war wildes Kampfgetümmel und Morwen war nirgends zu sehen. Wieder kam ein Ork auf sie zugesprungen, Suriel holte aus und schlug ihm den Kopf ab. Es war ganz leicht. Ihr Schwert sauste durch die Luft und traf erneut einen und wieder. Suriel spürte es nicht einmal. Sie war wie in Trance. Ihre Hand gehörte ihr nicht länger, sie machte was sie wollte. Elwing preschte im rasenden Galopp los und in ihrem wilden Ritt erschlug Suriel den nächsten Ork. Wie ein Orkan toste sie durch die schwarze Masse. Es wurden nicht weniger, es wurden einfach nicht weniger. Sie drängten auf sie ein, sie schlugen sie und zu den triumphalen Rufen der Rohirrim mischten sich die Schmerzensschreie der Verwundeten.

Entsetzen ergriff Suriel bei diesem Anblick. Sie hatte es nicht gesehen. Sie war durch die Menge geritten, hatte auf alles eingeprügelt, was nach Ork aussah, aber die Reiter hatte sie nicht gesehen. Aber jetzt sah sie sie. Blutüberströmt lagen sie am Boden, zum Teil mit abgerissenen Gliedern. Vor ihr riss gerade ein Ork triumphierend den Kopf eines gerade erschlagenen Reiters in die Höhe. Suriel erschlug ihn. Der Kopf des toten Rohirrim kullerte über den Boden und geriet unter die Hufe Elwings. Suriel hätte sich fast übergeben und nur das Heranstürmen eines weiteren Orkes sorgte dafür, dass sie halbwegs die Fassung behielt.

Der Kampf tobte und Suriels Erschöpfung wurde immer größer. Ihre noch immer nicht ganz verheilte Schulter brannte wie Hölle und die Müdigkeit ließ ihren Körper schwer werden. Ihre Bewegungen wurden immer langsamer und nur noch mühevoll gelang es ihr den Schwerthieben, der noch immer zahlreich heran strömenden Orks auszuweichen.

„HUÄHHH!"Mit einem Aufschrei riss sie der Ork vom Pferd. Suriel hatte ihn nicht gesehen und sie hatte keine Ahnung wo er hergekommen war. Sie schlug hart auf den Boden auf und ausgerechnet ihre verwundete Schulter berührte einen spitzen Stein auf. Suriel blieb der Atem weg und für einen Moment war sie nicht mehr in der Lage sich zu bewegen. Ein Moment der für den Ork ausgereicht hätte sie zu töten, wäre er nicht in der selben Sekunde in der Suriel vom Pferd stürzte, von einem Schwert durchbohrt worden.

Theoderd streckte Suriel seine Hand entgegen. „Ist mit Euch alles in Ordnung, Turin?"In jedem anderen Moment hätte Suriel sich vermutlich gewundert, woher Theoderd ihren „Männernamen"kannte, aber in diesem drehte sich in ihrem Kopf alles. Sie brachte nur ein Keuchen hervor: „Danke." Theoderd ergriff ihre Hand und zog sie hoch. Ihre Schukter schmerzte unter dem Zug seines Armes noch mehr.

Schemenhaft und finster tauchte der riesige Ork hinter Theodred. Suriel wollte „Vorsicht"brüllen, aber sie brachte keinen Ton hervor. Theodreds Gesicht war mit schwarzem Orkblut verschmiert, aber er lächelte, als wollte er den jungen Krieger vor ihm aufmuntern. Der Ork hob seine zweischneidige Axt, sie war mit dunkelrotem Blut besudelt und dunkelrotes Blut lief auch von seinen Lippen, als hätte er vom Blut der Gefallenen getrunken. Wieder wollte Suriel „Vorsicht" schreien, doch sie konnte nur krächzen und Theodred begriff nicht, was sie ihm sagen wollte.

Mit einer heftigen Handbewegung riss sie ihr Schwert hoch und stach unter Theodreds Arm hindurch dem Ork in seinen unförmigen Leib. Er schrie auf, heiser erstickte sein kehliger Laut und er kippte rückwärts in den Schlamm.

Theodred starrte auf den gefallenen Ork und dann zurück auf den Knaben vor ihm. Suriel glitt das Schwert aus der Hand. Sie war nun endgültig zu erschöpft um weiter zu kämpfen. Sie konnte einfach nicht mehr. Dieser Schwertstreich war ihr letzter Kraftakt gewesen. Benommen sackte sie zusammen...

... und Theodred fing sie auf.

Mit dem nächsten Kapitel beginnt der Teil für ROMANTIKER....