Hier ist es nun endlich: Das neue Kapitel. Ich habe ziemlich lange gebraucht, ich weiß. Dafür eine kleine Aufmunterung: Das nächste ist schon fast fertig!

Ein ganz riesiges Dankeschön an meine Beta Lithiun. Danke für deine Korrekturen und vor allem dafür, dass du mich so aufgebaut hast. Das Kapitel war wirklich nicht leicht und es war total lieb von dir mich so aufzubauen. Du bist eine wundervolle Beta-Leserin. Danke!

Allen Lesern ein wunderschönes neues Jahr und danke für eure Reviews!

So und als einzige spreche ich dieses Mal namentlich Nachtschatten an. Grund: Nachtschatten wurde ständig beim Bedanken vergessen Schande über mich. Also: Herzlichen Dank Nachtschatten für all deine Reviews und dafür, dass du mir noch nicht den Kopf abgerissen hast und dafür, dass du meiner Geschichte schon so lange treu bist und… tausend andere Sachen! Danke!

11. Die Schlacht von Helms Klamm

„Was hier geschah, Surianna, werde ich dir ersparen, nicht weil es Teil der Legenden ist… nein, aber selbst für Erwachsene ist es zu grausam." „Warum, Großmutter?" „Sie starben, sie starben einfach… die Orks wurde vernichtet, aber der Preis war hoch, er war so hoch, wie wir es uns niemals erträumt hatten. Die Schlachten waren nie heroisch, aber das… nein Surianna, noch heute träume ich von all dem Blut. Erspare dir die Schilderungen und erspare sie mir, denn noch heute wage ich nicht daran zu denken." „Und die Elben? Sie waren doch tapfer, oder?" Suriel strich dem Kind übers Haar. „Ja sie waren sehr tapfer… weißt du, es war das erste Mal, dass ich Elben kämpfen sah, doch es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. So viele von ihnen waren schon tot, selbst ihr Anführer war gestorben… nach der Schlacht war dort nur noch Tod… und auch ich hatte Tote zu beklagen, viel zu viele Tote. Nach dieser Schlacht, war ich die letzte der Kinder Rohans, die letzte…"

Ihr Schrei gellte dem klaren Himmel entgegen. Es konnte nicht sein, es durfte nicht sein. Weinende presste Suriel Morwens Körper an sich, das kalte Blut der Toten besudelte Suriels Lederrüstung. Ein einzelner Schwerthieb hatte Morwen die Kehle durchtrennt. Vorsichtig nahm Suriel ihr den Helm vom Haupt, Morwens Haar war blutrot und verkrustet. Sanft küsste Suriel ihre Stirn. Tränen, Tränen… sie wollten nicht aufhören zu laufen. Der Schmerz war unerträglich. Lange schon war die Schlacht vorbei, die letzten der Orks waren geflohen und von den seltsamen Bäumen des Fangorn vernichtet worden. Sie hatte gekämpft, solange gekämpft. Schon nach kurzer Zeit hatte sie ihre Gefährtinnen aus den Augen verloren. Orks, überall waren sie gewesen, sie kannten keine Gnade. Und Suriel kannte auch keine. Blut spritzte um sie herum, schwarz und stinkend bedeckte es den Boden. Sie hatte ihr Schwert durch die Luft gleiten lassen, immer und immer wieder zugeschlagen… und dann war Stille…

Der Kampf war vorbei. Niemand war mehr dort, alle waren gegangen und hatten sie verlassen. Nach und nach hatte sie ihre toten Körper gefunden, kein einziger atmete mehr. Der Schmerz schien Suriel zu zerreißen.

Gestank. Kaum hatte die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht, verbreitete er sich überall. Der Gestank nach Verwesung und Tod.

Kurz zuvor hatte sie Folcra gefunden, ihr Körper von mehreren Schwerthieben zerfetzt, die Augen weit aufgerissen. Blut, überall schien ihr Blut zu sein. Dann hatte sie Morwen entdeckt. Für einen Moment schien es ihr, als würde die junge Frau noch atmen. Aber es war nichts, nur die Täuschung ihrer angespannten Sinne.

Langsam ließ Suriel den toten Körper zurück auf den Boden gleiten. Jemand würde sie alle beerdigen… Theoden würde eine Rede halten, von Ehre, Sieg und Heldentum. Heldentum. Was war dieses sinnlose Wort gegenüber all dem Morden, all dem Tod. Dies waren keine Helden. Das waren Opfer, Opfer eines sinnlosen Krieges, den niemand von ihnen gewollt hatte.

Langsam stand Suriel auf. „Ist denn noch irgendwer hier… könnt ihr mich denn nicht hören… ist… ist denn wirklich niemand mehr am Leben", schluchzte sie. „WO seid ihr Valar?", schrie sie auf, „WO?" Dann gaben ihre Knie nach und Suriel sackte in den Schlamm. Vor Schmerz und Erschöpfung verlor sie das Bewusstsein.

„Was fehlt Euch?" Eine sanfte Stimme holte Suriel wieder zurück. Langsam blickte sie auf.

„Ihr?" Eowyn, die weiße Herrin von Rohan beugte sich zu ihr herab. „Ihr seid hier und noch am Leben?" Eowyn berührte vorsichtig ihre Wange und lächelte.

Suriel atmete scharf ein. Der Geschmack von Verwesung und Erde war in ihrem Mund.

„Seid ihr verletzt?... Suriel? So war doch Euer Name?"

Mit weit aufgerissenen Augen sah Suriel Eowyn an, ihr Gesicht war von den Schrecken der Schlacht gezeichnet. Ihre Augen spiegelten den Schmerz und den Tod wieder, den sie gesehen hatte.

„Ich… ich… nein, ich glaube ich bin… bin nicht verletzt." Suriel konnte keinen klaren Gedanken fassen. Tod… überall war der Tod. Er grinste sie aus vielen Gesichtern an.

„In der Halle werden die Krieger versorgt, ihr werdet dort Essen und saubere Kleidung finden, Suriel. Ihr… ihr könnt… ich meine, kommt nachher zu mir. Seid mein Gast… ja, Suriel?"

Suriel nickte völlig willenlos. Eowyn sprach mit ihr, lud sie ein. Aber was bedeutete das? Eine Einladung? Gast sein? Sie wollte kein Gast sein, außer bei ihrem eigenen Totenmahl. Tod… ihren eigenen Tod, das war alles, was sie sich wünschte.

Suriel taumelte durch den Schlamm. Man hatte sie fort geschickt. Männer, nein es waren noch fast Kinder, die begonnen hatten, die Leichen fort zu tragen. Morwen, Folcra… all die anderen. Niemanden hatten sie ihr gelassen. Niemanden. Sie war allein, wie nie zuvor. Wieso war es nicht sie, die dort gestorben war? Warum all die anderen? Warum?

Morwens Blut klebte noch immer an ihrer Rüstung, Orkblut durchweichte ihre Kleider, Kälte quälte ihre gepeinigten Muskeln… doch all dies zählte nicht. Es war nichts, vollkommen unbedeutend…

Langsam ging sie die Rampe hinauf, die in die Halle führte. Sie wollte nicht dorthin. Doch was blieb ihr übrig? Sie hatte einen Schwur geleistet. Einen furchtbaren und grausamen Schwur. Warum war sie nicht an Folcras Stelle gestorben? Warum konnte Morwen nicht weiter leben? Alle waren von ihr gegangen. Sie hatte keine Hoffnung mehr. Ihre Seele war tot, wie alles um sie herum. TOT!

Suriel spürte wie der Schwindel erneut von ihr Besitz ergriff. Aber sie durfte keine Schwäche zeigen, nicht hier vor all den Leuten. Sie brauchte keine Hilfe. „Eine Aufgabe…" flüsterte sie leise, als wollte sie sich selbst aufmuntern. „Eine Aufgabe…" Gandalf hatte es ihr gesagt. Wann war das gewesen? Suriel schien es eine Ewigkeit. War wirklich erst so kurze Zeit vergangen, hatten all ihre Freunde vor kurzem tatsächlich noch gelebt? Suriel hatte aufgehört zu zählen. Tage bedeuteten in ihrem Leben schon lange nichts mehr. Seit Theodreds Tod hatte sie nichts mehr auf das sie wartete, jeder Tag war gleich… reiten, töten, reiten… Würde dies nie zu Ende sein?

Bedächtigen Schrittes betrat sie die Halle. Die meisten Krieger waren schon gegangen, die Verwundeten in die Höhlen gebracht. Langsam aber sicher wurden die Spuren des Kampfes beseitigt. Jemand reichte ihr einen Becher. Suriel trank ohne nachzudenken.

Dann ließ sie sich auf den kalten Steinboden sinken. Sie spürte wie Blut ihren Arm herab lief, sie musste dort eine Schnittwunde haben. Doch es interessierte sie nicht. Es war vollkommen gleichgültig, was mit ihr geschah. Blut, in ihrem Kopf waren nur noch die Bilder von Blut und Tod, von Verwesung und Elend. Sie konnte nicht einmal mehr weinen. In ihren Gedanken starrten ihr die Toten entgegen. Es waren nicht die Menschen, die sie einst gekannt hatte, sondern verzerrte Fratzen, gruselige Grimassen. So leer, so kalt.

Suriel wollte schreien, aber sie brachte nichts hervor, als ein heiseres Krächzen. Sie sah die Menschen an ihr vorüber gehen. Erleichterung in ihren Gesichtern und Hoffnung in ihren Herzen. Warum konnte sie nicht eine von ihnen sein.

Suriels Hände berührten die nackten Steine, doch die gaben ihr keinen Halt. Suriel hatte das Gefühl in einen Abgrund hinab zu gleiten. Ihr Körper sackte vornüber und dann verlor sie aus Erschöpfung und Trauer das Bewusstsein.

Das nächste Kapitel folgt bald!