Hallo liebe Leserschaft :o)
Wie schön, dass Ihr noch da seid.
Jetzt geht es also raus in die freie Wildbahn. Zähne zusammen beißen, Mister Snape, das könnte etwas weh tun.
…Wie…? Mitleid? Aber von mir doch nicht.
Viel Spaß :o)
4. GROSSSTADT-DSCHUNGEL
Am nächsten Morgen trafen wir uns viel zu früh in der Küche. Schmutziges Hinterhoflicht fiel durch das kleine, ungeputzte Fenster in den Raum. Ich fühlte mich schrecklich unausgeschlafen. Zwar hatte Filibuster bereitwillig meinem Wunsch entsprochen, aber eine ganze Serie seltsamer, schwerer, dunkler Träume hatte sich nicht so einfach wegschicken lassen. Auf dem Tisch lag eine Sammlung von Dingen, die wir für unsere Mission brauchen würden. Lupin saß davor, die Hände um eine Teetasse verschränkt, und versuchte mit wenig Erfolg, ein Gähnen zu unterdrücken. Mister Verschwinden-Sie stand mit dem Rücken zum Fenster, seine Pose ging mir auf die Nerven, kaum dass ich den Raum betreten hatte, er hatte die Arme vor der Brust verschränkt wie ein Pharao, seine Finger spielten mit den Falten seines Schulterüberwurfes, und er machte ein Gesicht von ausgesuchter Düsterheit, er sah aus, als käme er frisch vom Set eines sehr schlechten Vampirfilmes. Sirius Black, der Hausherr, saß rittlings auf einem Stuhl und kippelte damit herum, während Molly Weasley, deren flammend roter Haarschopf der einzige Farbklecks in dem trostlosen Raum darstellte, Brote schmierte.
„Dünner" sagte sie zu dem Messer, das neben ihr auf einem Brett Salami schnitt, und zu mir: „Guten Morgen, meine Liebe. Gut geschlafen?"
„Geht so" sagte ich. Lupin machte mir auf der Bank neben sich Platz, und der Morgen gewann schlagartig neue Qualitäten.
„Ich hoffe, Sie konnten das Filibuster-Problem lösen" sagte er. „Ich hätte Ihnen gerne ein anderes Zimmer gegeben, aber der Großteil des Hauses ist leider noch nicht das, was wir als bewohnbar bezeichnen würden."
„Filibuster war nicht das Problem" versicherte ich ihm. „Er war sehr kooperativ, nachdem ich ihn endlich wach hatte."
„Tee?" fragte Molly.
„Gerne" sagte ich und drängte mein heißes Verlangen nach Kaffee zurück. Die Briten waren einfach keine Kaffeetrinker, und ich hätte mir lieber die Zunge abgebissen, als mit dem Doppelstab und allen daraus folgenden Konsequenzen meinen Coffea-Zauber zu sprechen.
Ich bekam eine Tasse und schloss die Hände darum, sie war angenehm warm. Ich tauschte ein kleines, zusammenhangsloses Lächeln mit Lupin und fand es plötzlich gar nicht mehr von Bedeutung, welche braune Brühe da in meiner Tasse war.
„Bevor wir anfangen, würde ich gern ein paar Fragen stellen" sagte ich, wie ich es mir in einer der langen schlaflosen Augenblicke der Nacht vorgenommen hatte. „Ich meine, ich bin ziemlich im Dunkeln gehalten worden. Ich wüsste wirklich gerne, wo ich hier bin."
„Du hast ihr nichts gesagt?" fragte Molly Snape überrascht.
„Und warum auch?" sagte er, und ich schwenkte meinen heißen Tee, damit sich keine Eisschicht darüber legte.
„Nein" sagte Black und kippelte heftig. „Schon klar. Warum auch."
„Ich bin nicht der Hausherr" sagte Snape und zog eine Augenbraue hoch.
„Es ist allgemein üblich, jemandem das Ziel der Reise zu nennen, bevor man ihn in einen Kamin schubst" sagte Black zu niemandem im Besonderen.
„Du hättest sie nicht her gebracht, wenn du sie nicht für vertrauenswürdig hieltest, oder?" sagte Lupin.
„Dumbledore vertraut ihr, sonst hätte er sie kaum nach Hogwarts berufen" sagte Snape seidig. „Wer bin ich, dieses Urteil in Frage zu stellen."
„Grimmauld Place Nummer Zwölf, London" sagte Lupin. "Das Hauptquartier des Orden des Phoenix."
„Mein Elternhaus" sagte Black. „Leider nicht in seinem besten Zustand. Es wurde lange nicht bewohnt. Zwölf Jahre" sagte er und sah mich mit seinen eigentümlichen hellen Augen an, etwas in seinem Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken.
„Sie wissen, wofür der Orden gut ist?" fragte Lupin.
„Selbstverständlich" sagte ich und versuchte, Fassung zu bewahren. Mit einer solchen Offenbarung hatte ich nun tatsächlich nicht gerechnet. „Nur, weil ihr hier auf der Insel im Zentrum des Geschehens seid, heißt das noch nicht, dass wir nicht auf dem Festland die gleichen Probleme hätten" erklärte ich. „Der Orden ist mittlerweile ziemlich international. Ich dachte nur, das Mutterhaus des Ordens wäre – größer, irgendwie. Mehr Leute. Schon das Ordenshaus, in dem ich tätig war, hatte dreiundsechzig Mitglieder."
„Wir sind auch ein paar mehr" sagte Black, seine Stimme klang bitter. „Alle bis auf uns sind im Einsatz."
„Und wir wissen alle, woran das liegt, nicht wahr" sagte Snape, immer noch seidig. Black gab etwas von sich, das einem Knurren ähnlicher war als einer verbalen Äußerung, und sprang von seinem Stuhl auf.
„Setz dich, Sirius" befahl Molly. „Und Severus, treib es nicht zu weit. Merlins Bart! Ihr kostet mich noch den letzten Nerv."
Ich sah zwischen Black und Snape hin und her. Ich hätte nicht gewusst, wem ich die Daumen halten sollte, wären sie jetzt übereinander hergefallen. Molly griff nach ihrem Stab und kommandierte einen Salatkopf hinüber ins Waschbecken, wo er begann, sich selbst zu zerpflücken.
„Sie waren für den Orden tätig?" sagte Lupin neben mir. „In welcher Form?"
„Na ja" sagte ich. „Eher so… hinter den Kulissen. Ich bin… ein bisschen anfällig für… Angst. Ich hätte keinen sehr guten Auror abgegeben."
Ich hatte nur zu ihm gesprochen, mir wurde zu spät klar, dass Snape jedes Wort gehört hatte.
„Ich habe Tränke gemischt" sagte ich rasch. „Ich bin wirklich gut darin. Und mich um… Verletzungen gekümmert… und… alles, was die Muggel betraf." Es klang unrühmlich. Es war die Wahrheit. Ich seufzte unglücklich. „Ich bin nicht gerade eine Heldin" murmelte ich.
„Es gibt viele verschiedene Formen von Heldentum" sagte Lupin. „Sie sollten nicht so hart urteilen. Wir haben alle unsere… kleinen Schwächen."
Ein Kratzen und Picken kam vom Fenster. Snape wandte sich um, und ich sah eine zerzauste, graue Eule auf dem Fensterbrett sitzen. Snape öffnete das Fenster, und die Eule flatterte mit einem Schwall regennasser Luft herein. Sie blieb vor Snape sitzen und hielt ihm ihr Bein hin, an dem ein verschnürter lederner Beutel befestigt war. Er band ihn ab und prüfte den Inhalt, ich hörte es leise klicken, dann nickte er zufrieden und verstaute den Beutel in einer Tasche seiner umfangreichen Roben.
„Warte" befahl er der Eule, und, zu niemandem im Besonderen gewandt: „Pergament und Tinte."
„Bitte" sagte Lupin, zog seinen Stab aus der Gesäßtasche und beschwor das Gewünschte aus der Luft. Snape nahm es an sich, verscheuchte mit einer Handbewegung das Salamibrett und begann im Stehen zu schreiben.
Minerva, las ich mit schräg gelegtem Kopf, denken Sie daran, keinesfalls einen silbernen Löffel zu verwenden. Kontakt mit etwas anderem als Kupfer und Eisen kann das Erg…
Snape sah auf, und ich hatte das Gefühl, direkt in ein Messer zu rennen. Ich schaute in meine Teetasse, als gäbe es den Leitartikel des Daily Prophet darin zu lesen. Ich hörte, wie der Federkiel kratzend seine Arbeit fortsetzte.
Eine Hand schob sich von links in mein sehr eingeschränktes Blickfeld. Sie hielt mir ein flaches, dreieckiges Täfelchen unter die Nase, das in Goldpapier eingewickelt war.
„Hier" sagte Lupin. „Essen Sie das. Es hellt ein wenig die Stimmung auf."
Ich nahm das Täfelchen und packte es aus. Es war Schokolade. Ich biss hinein, und eine unerwartete, aber angenehme Wärme breitete sich in meinem Inneren aus.
„Schokolade zum Frühstück" sagte Molly missbilligend. „Ich möchte mal wissen, warum ich mir hier Arbeit mache. Accio Salat" fügte sie hinzu, und wie an einer Schnur aufgereiht zoomten die gesäuberten, zerkleinerten Salatblätter zu ihr hinüber, eine Spur aus Wassertropfen auf dem Küchenboden hinterlassend.
„Verzeihung, Molly" sagte Lupin mit einem Lächeln, bei dem ich ihm alles verziehen hätte, „wie gesagt. Wir haben alle unsere kleinen Schwächen."
Snape befestigte seine Botschaft am Bein der Eule und setzte sie hinaus aufs Fensterbrett, sie huhte beleidigt, sie hatte sich wohl eine längere Pause erhofft, machte sich aber gehorsam auf den Weg.
„Ich wette, Minerva hat im Leben noch nicht so viel Post von dir bekommen wie seit gestern abend" sagte Molly, als er an den Tisch zurück kehrte. „Findest du nicht, du übertreibst ein bisschen? Sie soll den Trank umrühren, nicht ihn neu brauen."
„Erlaube bitte, dass ich mir die Entscheidung selbst vorbehalte, wem ich wie viel schreibe" sagte Snape, und sie zuckte ungerührt mit den Schultern.
Ich rührte in dem Haufen unserer Ausrüstungsgegenstände herum, bis ich die Beschwörung gefunden hatte. Als Wandmakers Kopf gestern endlich im Feuer erschienen war, war ich halb bewusstlos vor Müdigkeit gewesen und hatte nur die Hälfte mitbekommen. Der Zettel enthielt den Beschwörungstext in großen, geraden Buchstaben, und dazwischen Wandmakers Anmerkungen in winziger, schräger Schrift.
FINITE CONIUNCTIONEM
UM EINE SOLCHE ZU ERZIELEN MÖGEN SICH BEIDE ZAUBERER ZUM URSPRUNG DES HOLZES möglicherweise auch funktional wenn der Baum als solches nicht erhalten ist. Unverzichtbar aber ein weiteres Stück Holz von diesem Baum, das in die Mitte des Bannkreises gepflanzt werden muss DER BETROFFENEN ZAUBERSTÄBE BEGEBEN. MAN ZIEHE SODANN EINEN BANNKREIS UM DEN ORT bzw das den Baum ersetzende Holzstück UND ERRICHTE EIN PENTAGRA MERLINIENSIS. Sorgfältige Ortsbestimmung notwendig, exakter Standort des Baumes muss getroffen werden. NUN MÖGEN BEIDE ZAUBERER DAS PENTAGRAMM BETRETEN, AUF DESSEN UNVERSEHRTHEIT DER LINIENFÜHRUNG ZU ACHTEN IST. SIE MÖGEN DIE CONJUNGIERTEN STÄBE ZWISCHEN SICH PLAZIEREN UND SORGE TRAGEN, DASS IHRE SEELEN IM EINKLANG SCHWINGEN Körperkontakt hilfreich SODANN SEI DER ZAUBER FINITE CONIUNCTIONEM GESPROCHEN DER DIE CONIUNCTIO BEENDET. Zauber ohne Baum sicher ungleich schwieriger, höhere Konzentration und akkurates Vorgehen erforderlich, langjährige Zaubererfahrung erforderlich, keine Anfänger!
„Das wird nie was" sagte ich frustriert.
„Falls Sie auf Ihre möglicherweise unzureichenden Fähigkeiten anspielen, teile ich Ihre Sorge" sagte Snape.
„Missverständnis" sagte ich. „Ich meine den Teil mit der Seele. Sind Sie sicher, dass Sie so etwas haben?"
„Schokolade, jemand?" fragte Lupin, während Black breit grinste.
„Hat Moody gestern noch den Parspertoto vorbei gebracht?" fragte Molly.
„Heute morgen wohl eher" sagte Lupin, „aber ja. Er ist hier." Er zog einen runden metallischen Gegenstand aus dem Stapel, der mich entfernt an einen Muggel-Kompass erinnerte.
„Gut" sagte Molly. „Das erleichtert die Sache wesentlich."
Lupin klappte den Gegenstand auf. Es schien tatsächlich ein Kompass zu sein, die Himmelsrichtungen waren angegeben, nur die Nadel schwirrte im Kreis und konnte sich nicht für eine Richtung entscheiden. Ich hatte keine Ahnung, wozu er gut war, aber ich hatte mich heute morgen schon genug blamiert. Ich hielt die Klappe.
„Geben Sie her" sagte Snape und nahm Lupin den Gegenstand von der Handfläche. „Wir werden zuerst das nötige dritte Holzstück aufspüren, dann diesen Ort aufsuchen, den Olivander nannte, und das Ritual vollziehen. Klingt trivial."
„Der Ort, den wir suchen, liegt irgendwo in einem Bürogebäude" erinnerte ich ihn. „Wie sollen wir denn den genauen Punkt finden, an dem der Baum gestanden hat?"
„Gestatten Sie, dass ich die Denkarbeit für uns beide übernehme" sagte er.
„Haben Sie noch ein Stückchen für mich?" sagte ich zu Lupin. „Ich glaube, ich kann jede Stimmungsaufhellung brauchen, die ich kriegen kann."
Snape schnaubte und kehrte in seine Vampir-Pose am Fenster zurück, sein Blick war, wenn überhaupt möglich, noch finsterer als zuvor, er fixierte mich mit seinen kohlschwarzen Augen und ich hätte schwören können, er ging im Geiste alle Gifte durch und erwog, wie er sie mir verabreichen konnte.
Einstweilen aß ich von Lupins Schokolade, und wir durchstöberten gemeinsam den Stapel, der uns in Muggel-London über Wasser halten sollte. Es war Muggelkleidung (Man nennt es Jeans."), ein Stadtplan („Nein. Er bewegt sich nicht."), ein Lederbeutel mit fast zweihundert englischen Pfund („Etwa achtzig Galleons, damit kommt man schon ein Stück weit."), und ein abgegriffenes Notizbuch, mit dem ich nichts anfangen konnte.
„Ich habe das zweite" sagte Lupin, griff in die Tasche seiner ziemlich unförmigen Strickjacke, sie war dunkelbraun mit hellbraunen Kamelen drauf, es war nur seinem wunderbaren Lächeln zuzuschreiben, dass dieses Ding mir nicht eher aufgefallen war, und holte ein zweites Büchlein heraus. „Sehen Sie?" Er nahm die Feder, die er zuvor für Snape beschworen hatte, und kritzelte etwas auf die erste Seite.
„Sehen Sie nach" sagte er und zeigte auf das Notizbuch, das ich noch in der Hand hatte. Ich schlug die erste Seite auf und las:
Mögen Sie Jazz?
Ich nahm die Feder, während ich gleichzeitig versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass mein Herz mir schon wieder zum Hals heraus springen wollte, und kritzelte: Ja, sehr.
Er las, nahm die Feder aus meiner Hand, und in meinem Notizbuch erschien:
Pool? (Billard)
Ja, schrieb ich zurück.
Indisches Essen? schrieb er zurück.
Lieber als britisches, schrieb ich, und er lachte leise, bevor er schrieb:
Klingt nach einer perfekten Verabredung.
Black räusperte sich vielsagend.
„Ich bin sicher, sie hat begriffen, wie's funktioniert, Remus" sagte er. Rasch klappte Lupin sein Büchlein zu und verstaute es unter dem Tisch, sein Gesichtsausdruck war der eines Schülers, der während des Unterrichts beim Briefchenschreiben erwischt wird.
„Es ist für Notfälle" sagte Molly, „falls Sie in der Patsche sitzen und Verstärkung brauchen, oder eine andere Dringlichkeit. Es hat aber auch seine vergnüglichen Seiten, zweifelsohne" fügte sie hinzu und zwinkerte mir zu.
Wir frühstückten, Snape ausgenommen, ich wunderte mich mittlerweile nicht mehr, warum er so dünn war. Black wirkte immer noch unruhig. Er kippelte auf seinem Stuhl herum, Mollys strafende Blicke ignorierend, seine hellen Augen gingen unruhig in der engen Küche herum, er drehte eine lange Haarsträhne um den Finger und spielte mit seinem Zauberstab, einem schlanken, leicht gebogenen aus dunklem Holz, an dessen Schaft kleine silberne Runen entlang liefen.
„Soll ich sie nicht doch begleiten?" fragte er, und es klang wie etwas, das zur Erschöpfung durchdiskutiert war. „Ich kenne mich wenigstens aus in der Stadt."
„Ja" sagte ich sofort. Er wäre nicht meine erste Wahl gewesen, aber ich war dankbar für egal wen, den ich zwischen Snape und mich schieben konnte, wenn ich es nicht mehr aushielt.
„Nein" sagten Lupin und Molly aus einem Mund.
„Viel zu gefährlich" sagte Molly.
„Denk daran, was Dumbledore gesagt hat" fügte Lupin hinzu. „Wenn jemand sie begleitet, dann sicher nicht du."
Black schnaubte und warf sich auf seinem Stuhl nach hinten. „Er kann mich nicht ewig hier einsperren" sagte er, und etwas Gehetztes erschien in seinem Blick.
„Niemand spricht von ewig" sagte Lupin sanft. „Bitte, Sirius. Sei vernünftig. Molly und ich werden hier bei dir bleiben."
„Ich brauch' kein Kindermädchen" fauchte Black.
„Du weißt aber, dass ich demnächst eines brauchen werde" sagte Lupin unbeeindruckt. „Und ich wäre froh, wenn du diesen Job übernehmen würdest."
Ich sah von einem zum anderen. Ich gewöhnte mich langsam daran, dass sie von Dingen sprachen, die ich nicht verstand. Lupin fing meinen fragenden Blick auf und lächelte müde.
„Eine wiederkehrende Krankheit" sagte er. Snape bewegte sich ein wenig am Fenster, seine Mundwinkel hoben sich ein winziges bisschen, aber seine Augen blieben hart wie Obsidian, es war ein Lächeln, dass mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter schickte.
„Hier" sagte Lupin und zupfte an der zu einem Knäuel zusammen gerollten Jeans auf dem Tisch. „Ich würde vorschlagen, ihr geht euch umziehen. Die Zeit bleibt nicht stehen."
Wir hätten genauso gut ganz entspannt unser Frühstück beenden können, denn wir verloren ohnehin eine Menge kostbarer Zeit, als Snape sich vehement weigerte, diese entwürdigende und vollständig lächerliche Verkleidung anzulegen, wie er die Jeans und den blauen Rollkragenpullover bezeichnete, die Molly für ihn heraus gesucht hatte. Während sie in der Küche noch stritten, ging ich meine „Verkleidung" anlegen. Ich hatte seit einigen Jahren keine Jeans mehr getragen, ich fühlte mich sofort wieder wie die Greifenstein-Schülerin von damals, die ihre Sommerferien bei ihren Eltern in Muggelland verbringt. Lupins Büchlein, das eine steile Karriere in die Top Drei meiner wertvollsten Besitztümer gemacht hatte, schob ich in die Gesäßtasche und zog den etwas zu großen, verwaschenen Sweater darüber. Es regnete draußen. Ich seufzte. Vielleicht konnte man in diesem Haus noch ein paar Jacken auftreiben, oder zumindest einen Regenschirm.
„Na endlich" schnappte Snape, als ich in die Küche zurück kam, obwohl ich kaum fünf Minuten weg gewesen war. Er trug die schwarzen Hosen, die ich gestern Abend unter seiner Robe gesehen hatte, und eine Art knielangen, schwarzen Gehrock, der vorne mit einer Unzahl mattschwarzer Knöpfe geschlossen war. Ein strenger Stehkragen umschloss seinen schmalen Hals und betonte sein asketisches Gesicht. Wäre er nicht gar so mager gewesen, er hätte beinahe gut ausgesehen.
„Wow" sagte ich. „Professor. Ich muss sagen… richtig cool."
„Meine Körpertemperatur unterscheidet sich nicht wesentlich von der anderer Menschen" sagte er, und ich meinte, eine Spur von Irritation in seiner Stimme zu hören.
„Muggelsprache" erklärte ich ihm und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Soll so viel heißen wie… beeindruckend."
„Tatsächlich" sagte er, und seine Stimme klang für seine Verhältnisse fast mild.
Lupin und Black hatten einstweilen Platz auf dem Tisch geschaffen. Der Parspertoto lag dort auf der Tischplatte, und Black zog gerade die letzte verschlungene Linie eines magischen Kreises.
„Geben Sie mir mal den Stab" sagte er zu mir, und ich reichte ihn hinüber. Er legte den Doppelstab zu dem Parspertoto in den Kreis, strich sich Haare hinter die Ohren und hob seinen eigenen Stab.
„Facesso Familiaris" sagte er und vollführte eine Reihe komplizierter Stab-Bewegungen. Ein flackernder Lichtstrahl fuhr von der Spitze des Doppelstabes in das Artefakt, es leuchtete auf, vibrierte klappernd auf dem Tisch und kam dann zur Ruhe.
Snape schnappte das Artefakt aus der Mitte des Kreises, klappte es auf und begutachtete es.
„Unsauber ausgeführt" sagte er. „Wir haben Glück, dass es nicht einfach geplatzt ist."
„Jemand hier in dieser Küche hat Glück, dass ich nicht einfach platze" fauchte Black. „Jemand könnte sonst ein paar lieb gewordene Körperteile schmerzlich vermissen."
„Das soll kein Rausschmiss sein, Severus" sagte Lupin unverändert ruhig, „aber ich denke, es ist an der Zeit, dass ihr euch auf den Weg macht, meinst du nicht?"
„Natürlich, Remus" sagte Snape, und ich fröstelte schon wieder. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, stürmte er an mir vorbei zur Tür.
„Ihr solltet aufhören, euch mit Professor anzureden" schlug Lupin vor, während wir die Treppe zur großen Halle hinauf stiegen, er tat immer noch so, als bemerke er die zum Zerreißen angespannte Stimmung gar nicht. „Erstens ist es lächerlich unter Kollegen, und zweitens unüblich unter Muggeln."
Ich erschrak ein bisschen bei dem Gedanken, nickte aber tapfer. Dann legte Black vor mir den Finger auf die Lippen, und auf Zehenspitzen betraten wir die Halle.
Mit einer seiner abgezirkelten Bewegungen drehte Snape sich zu mir, er wirkte wie ein Tänzer, nun, da die bauschigen Roben um seine Beine fehlten. Er musterte mich von oben bis unten, und seine Lippen formten ein einziges Wort.
Underdressed.
Meine Lippen formten ein paar Worte mehr.
Für Sie muss ich mir ja wohl kaum Mühe mit meinem Äußeren geben.
„Stab?" flüsterte Black. Ich nickte und deutete auf den Rucksack, den ich in der Hand trug.
„Stadtplan, Geld und so weiter?" Ich nickte.
„Parspertoto?" Ich schüttelte den Kopf, und Snape nickte und klopfte auf die Tasche seines Gehrockes.
„Viel Glück" flüsterte Molly und drückte meine Hand.
Wir gingen zur Tür, und Snape öffnete die schweren Türflügel. Schmutziges Licht strömte uns entgegen. Irgendwo entfernt rauschte ein Auto durch eine Pfütze. Mein Herz saß mir ungefähr in den Kniekehlen. Lupin trat neben mich und warf einen Blick hinaus in das Regenwetter. „Ich schlage die U-Bahn vor" sagte er lächelnd. „Einstweilen, erlauben Sie bitte… Fluoescendo." Er tippte mit seinem Zauberstab meine Brille an. Sie tat einen Hopser auf meiner Nase, oder vielleicht war es auch nur mein Herz, das sich auf einer schwindelerregenden Fahrt zwischen Knie und Hals befand.
„Danke" sagte ich. Er drückte meine Hand und hielt sie einen winzigen Augenblick länger fest als nötig. Dann machte ich schweren Herzens einen Schritt hinaus in den Regen, die Tropfen legten sich kalt auf mein Gesicht, aber keiner von ihnen kam auch nur in die Nähe meiner Brille.
„Sei nett zu ihr. Bemühe dich wenigstens" sagte Lupin gedämpft zu Snape, ich tat, als hätte ich es nicht gehört, ich war sicher, es war nicht für meine Ohren bestimmt, aber hinter all dem Regen ging für mich die Sonne auf. Dann war Snape neben mir, und die Sonne ging wieder unter. Er hatte den Parspertoto in der Hand.
„Stehen Sie nicht herum" fauchte er mich an. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."
Die Tür hinter uns schloss sich, und dann schien die schmutzige Fassade von Nummer Zwölf zu schrumpfen, Nummer Elf und Dreizehn zoomten aufeinander zu, und dann war da nichts mehr zwischen ihnen als eine tropfende Regenrinne. Snape klappte den Parspertoto auf und warf einen Blick darauf.
„Diese Richtung" sagte er, zeigte die Straße hinunter und setzte sich mit langen Schritten in Bewegung, ich musste mich beeilen, um hinterher zu kommen.
„Auf die Gefahr hin, dass Sie mich wieder runter putzen wie eine minder bemittelte Erstklässlerin" sagte ich, während ich neben ihm her trabte, „aber erklären Sie mir doch bitte mal, wie das Ding funktioniert."
„Ist das nicht offensichtlich?" sagte er. „Es zeigt die Richtung, in dem sich der verwandte oder gleichartige Gegenstand befindet. Umso genauer, je weiter man sich nähert."
„Und es könnte nicht sein, dass es uns zu einem beliebigen anderen Ahornbaum führt?"
„In diesem Fall wäre ein Mangel an Kompetenz im Spiel, den ich nicht einmal Sirius Black unterstellen möchte. Mit anderen Worten, jeder Squib kann dieses Artefakt ausrichten."
Ich fand, Blacks Zauber hatte sowohl kompliziert als auch komplex ausgesehen, aber da ich nicht selbst ein Squib genannt werden wollte, unterließ ich eine entsprechende Bemerkung.
„Und welche Reichweite hat es?" fragte ich statt dessen. „Wird es uns den Weg nach Australien weisen, falls nötig? Ich meine nur, denn für Flugtickets reicht unser Geld dann doch nicht."
„Was immer ein Flugticket sein mag" sagte er, „aber ein Besuch in Australien wird wohl kaum nötig werden."
Er schien nicht mehr zu sagen zu haben, und ich ließ ihn. Er würde schon gesprächig werden, wenn wir mit den Füßen im Kanal standen und das Ding uns hinüber nach Frankreich wies.
Muggel-London verschlang uns, sobald wir die enge Straße hinter uns gelassen hatten. Ein Meer aus Asphalt, Abgasen, öligen Pfützen, Autos, Regenschirmen (wir waren die einzigen, die keinen hatten) und Motorenlärm nahm uns in Empfang. Wir waren an einer sechsspurigen Verkehrsader heraus gekommen, ich hatte keine Ahnung, in welchem Teil Londons. Die Oberleitungen der Straßenbahnen teilten den Himmel über uns in schmutzig graue, ungleiche Segmente.
Snape neben mir blieb abrupt stehen. Seine Lippen bildeten einen Strich, der dünner als dünn war. Seine Stabhand öffnete und schloss sich, als vermisste sie den beruhigenden Kontakt mit dem vertrauten Holz. Dann klappte er den Parspertoto auf, warf einen Blick darauf und stürmte voran, als gelte es, eine Klasse aufmüpfiger Siebtklässler einzuschüchtern.
Was bei Siebtklässlern zuverlässig funktionierte, erwies sich als untauglich im Umgang mit Straßenverkehr. Meine Reaktion kam eine Sekunde zu spät, ich hatte nicht fassen können, was er da tat. Reifen quietschten, anhaltendes Hupen ertönte. Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf ein blechernes Knallen und Scheppern, aber es blieb aus. Ich öffnete die Augen. Snape stand auf der Straße. Nur Millimeter vor seinen Beinen hatte ein Auto scharf gebremst. Er stand einfach da, einen Arm befehlend ausgestreckt, Zeigefinger voraus, als sollte er ihm den Stab ersetzen, er beschoss das Auto mit wilden Blicken und bewegte die Lippen, als murmelte er eine Beschwörung. Der Autofahrer hatte seine Scheibe herunter gekurbelt, schüttelte die Faust und gab eine Flut völlig unmagischer, dafür sehr ordinärer Beschimpfungen von sich. Ich sah den Verkehr von rechts heran rollen, mir wurde ganz anders.
„Stoooooop!" schrie ich. Ich sprang hinterher, packte ihn am Arm und zerrte ihn zurück auf den Gehsteig.
„Was machen Sie?" schrie ich ihn an. „Wollen Sie sich gleich auf den ersten paar hundert Metern umbringen? Was glauben Sie, was das ist?" Ich wies auf das Auto, das mit quietschenden Reifen anfuhr und unsere Schuhe und Hosenbeine mit schmutzigem Pfützenwasser übergoss. „Ein Boggart? Willkommen in Muggel-London, Herr Kollege! Und passen Sie ein bisschen besser auf, sonst sehen Sie nicht viel davon!"
„Lassen. Sie. Meinen. Arm. Los." knurrte er, Anfang der Woche wäre ich vor Angst noch im Boden versunken, aber ich begann, mich zu gewöhnen. Ich ließ ihn los.
„Wann waren Sie zuletzt hier? In Muggel-London, meine ich?" fragte ich ihn, während er mit harscher Bewegung seinen Ärmel glatt strich und den Stehkragen richtete.
„Diese Information tut nichts zur Sache" sagte er. Er wich meinem Blick aus, das fiel mir auf, er zupfte an seinem längst kerzengeraden Ärmel und blickte über die sechsspurige Straße wie ein Graf über seine Ländereien.
„Sie waren noch nie hier" sagte ich überrascht. „Gibt's das? Sie waren noch nie unter Muggeln?"
Er sagte nichts. Ein Windstoß blies ihm feuchte Haarsträhnen übers Gesicht, eine kam in seinem Mundwinkel zu liegen, er schüttelte sie mit einer herrischen Bewegung weg.
„Ich nehme an, Sie ziehen eine kindische Befriedigung daraus, mir etwas voraus zu haben" sagte er. „Nachdem Sie dies auf keinem anderen Gebiet vollbringen werden, gönne ich Ihnen den Triumph."
Ich hatte schon eine bissige Bemerkung über soziale Fähigkeiten auf der Zunge, aber ich schluckte sie hinunter.
„Versuchen Sie mal, mich nicht als Konkurrenz zu sehen" sagte ich. „Das bin ich nämlich nicht. Wir sind ein Team. Oder sollten es zumindest versuchen."
Er sah mich an, seine Augen waren sehr dunkel, man konnte kaum die Pupillen von der Iris unterscheiden.
„Also dann" sagte er. „Was schlagen Sie vor?"
„Sie tun alles, was ich tue" sagte ich. „Sie verhalten sich genau, wie ich es tue. Im Zweifelsfall tun Sie, was ich sage. Ich bringe Sie sonst nicht lebendig durch diesen Hexenkessel."
„Diesen was?"
„Nur so eine Redensart. Kommen Sie. Da drüben ist eine Ampel."
„Eine was?"
„Kommen Sie einfach."
Ich entschied mich für die U-Bahn. Während wir an der Ampel warteten („Nein. Sie schaltet nicht sofort auf Grün, nur weil Sie da rüber wollen."), ließ ich mir den Parspertoto zeigen. Die Nadel zeigte nach Nordosten.
„Der Plan ist folgender" sagte ich. „Wir nehmen eine U-Bahn in die nordöstlichen Stadtteile, so lange, bis die Nadel wandert, was so viel heißt wie, wir wären am Ziel vorbei gefahren. Dann steigen wir aus und machen den Rest zu Fuß. Klingt das akzeptabel?"
„Benutzen Sie gefälligst einen Terminus, dem ich folgen kann" spie er mich an. „Was ist eine U-Bahn?"
„Leiser" fauchte ich zurück und lächelte entschuldigend den Mann mit der Aktentasche an, der sich sehr erstaunt zu uns umgedreht hatte.
„U-Bahn ist die Muggelvariante des Floo. Dauert ein bisschen länger, ist aber dafür umso bequemer" erklärte ich ihm, während die Ampel auf grün sprang. Ich dirigierte meinen Begleiter über die Straße, durch eine Doppelreihe parkender Autos und hinzu dem blauen U, das auch mir als Rettung erschien, der Linksverkehr machte mich verrückt.
Für mich mochte es stressig sein, für Severus Snape war es die Hölle. Ich sah, wie seine Augen hierhin und dorthin sprangen, er versuchte ganz klar und völlig erfolglos, Straßenverkehr, Fußgänger, Radfahrer, Inline-Skater auf dem Gehweg, bimmelnde Straßenbahnen, den Parspertoto und nicht zuletzt mich gleichzeitig im Blick zu behalten, er sah aus wie einer, der ganz eindeutig die Kontrolle verloren hat, ich sah, dass ihn das schier umbrachte, und jeder andere hätte mir leid getan.
„Hier hinunter" sagte ich, widerstand der Versuchung, ihn am Ärmel zu nehmen, und zeigte statt dessen in den schmutzigen Treppenschacht, der vor uns in die Tiefe führte, und aus dem uns ein stetiger, eiliger Strom von Passanten entgegen sprudelte. Mein Sweater klebte mir an den Schultern, und Regen tropfte mir aus den Haaren ins Gesicht (allerdings nicht auf die Brille), ich konnte es nicht erwarten, in die staubige, schlechte, aber vergleichsweise warme Luft der U-Bahn zu kommen.
Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren, aber ich ging einfach voran, und er folgte mir tatsächlich.
„Laufen Sie mir nicht davon" knirschte er hinter mir. „Sie haben meinen Stab in Ihrem Rucksack. Ich lasse nicht zu, dass Sie sich unnötig entfernen."
„Ich habe nicht vor, mich zu entfernen" beruhigte ich ihn und verbarg mein Grinsen. Severus Snape, mir ausgeliefert. Das geschah ihm so recht.
Wir stiegen hinunter, und Snape vollführte eine Art Tanz auf den Stufen, um nur ja nicht versehentlich den Mantel eines Passanten zu streifen. Ein Teil von mir beschäftigte sich mit seiner eleganten Art, sich zu bewegen, und bedauerte, dass sie unter seinen üblichen wallenden Roben so gar nicht zur Geltung kam. Glücklicherweise gab es da noch den anderen Teil von mir, der am Fuß der Treppe anhielt, um sich zu orientieren, und mich dann zielstrebig zu einem Info-Punkt lotste, wo sich hinter Glas ein U-Bahn-Fahrplan befand.
Snape kam neben mir zu einem Halt, er lehnte sich mit dem Rücken an eine Hinterglas-Werbung für ein Musical und fuhr sich mit zwei Fingern zwischen Kragen und Hals entlang, als wolle er sich das Atmen erleichtern.
„Hier" sagte ich und zeigte auf den Fahrplan. „Eine von diesen drei. Sie gehen alle in unsere Richtung, und nachdem wir unser Ziel nicht genauer kennen, nehmen wir die, die zuerst kommt." Jeden anderen hätte ich besorgt nach seinem Befinden gefragt, aber ich hatte keine Lust auf eine weitere sardonische Unfreundlichkeit, also ließ ich es. Ich begann allerdings zu bezweifeln, ob die U-Bahn die richtige Wahl gewesen war, gestresst, wie er aussah, schließlich waren wir noch nicht mal auf dem Bahnsteig.
„Warten Sie hier" sagte ich ihm. Ich ließ ihn stehen und ging hinüber zu einem Fahrkartenautomaten. Ich entschied mich für Tageskarten, ich wollte nicht riskieren, wegen falsch gelöster Karten Schwierigkeiten mit dem Bahnpersonal zu bekommen. Ich tippte auf das entsprechende Feld und kramte in der Tasche meines Sweaters nach dem Geldbeutel, als meine Finger überraschender Weise gegen etwas anderes stießen, es war glatt und kühl und flach, ich holte es heraus und betrachtete es.
„Sind Sie fertig? Dann machen Sie Platz" sagte eine ärgerliche Frauenstimme hinter mir. Eilig nahm ich das selige Grinsen aus dem Gesicht, steckte die drei golden verpackten Schokoladentäfelchen wieder zurück in die Tasche und beendete meine Transaktion.
Meine Stimmung war deutlich aufgehellt, als ich zu Snape an den Info-Punkt zurück kehrte, und das war auch gut so, denn Severus Snape war nicht der Typ, der geduldig in einer Menschentraube wartet, um zwischen Schranke und Security auf einen Bahnsteig gelassen zu werden, vor allem nicht, als…
„Sie" sagte der Secutity-Mann und zeigte auf Snape. „Kommen Sie bitte zur Seite, öffnen Sie den Mantel und bleiben Sie ruhig stehen, während Sie durchsucht werden."
„Ich werde nichts dergleichen tun" fauchte Snape, während ich verzweifelt versuchte, an einer Frau mit Zwillingskinderwagen vorbei zu kommen, um aufzuschließen.
„Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme" sagte der Security-Mann und wechselte einen Blick mit seinem Kollegen. „Leisten Sie bitte Folge."
„Ich pflege nicht, mich zu wiederholen" zischte Snape. Die Security-Männer schlossen auf, alarmiert.
„Kommen Sie" sagte der zweite, eine Spur schärfer. „Taschenkontrolle."
Ich hatte endlich den Kinderwagen überholt und war an Snapes Seite.
„Prof… Sev… Severus" sagte ich, es wollte mir kaum über die Lippen. Der Name, den man in Hogwarts' altem Gemäuer kaum anders als mit einem Flüstern und Schaudern aussprechen konnte, klang in dieser tristen, neonbeleuchteten U-Bahn-Station altertümlich, gespreizt und irgendwie dämlich.
„Es ist in Ordnung" sagte ich atemlos. „Eine Sicherheitsmaßnahme. Die Terroranschläge, Sie wissen schon."
Er fixierte mich mit Augen wie Kohle. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen" sagte er.
„Bitte" sagte ich. „Tun Sie's einfach. Sie machen alles nur noch schlimmer."
„Ich mache alles schlimmer" spie er mich an. „Nun, das ist eine sehr originelle und abwechslungsreiche Sicht der Dinge, Miss Liguster."
„Nennen Sie mich gefälligst Emilia!" Ich war kurz davor, zu schreien. „Ich bin nicht Ihre verdammte Schülerin!"
„Wird's bald" sagte der Security-Mann, und zu meiner grenzenlosen Erleichterung ergab Snape sich in sein Schicksal. Das Leiden der gesamten zaubernden und nicht zaubernden Welt lag auf seinem Gesicht, während er die Durchsuchung über sich ergehen ließ.
„Was ist das?" fragte der Security-Mann und betrachtete den Parspertoto von allen Seiten, während Snape tief und betont langsam den Atem durch seine Zähne strömen ließ.
„Ein Kompass" sagte ich.
„Er zeigt nicht nach Norden" sagte der Security-Mann.
„Es ist ein Erbstück" sagte ich schnell. „Ein… Talisman. Er muss nicht nach Norden zeigen, wissen Sie."
„Geben Sie ihn zurück" knirschte Snape und streckte herrisch die Hand aus, und mit saurer Miene tat der Sicherheitsmann, wie ihm geheißen.
Dann waren wir endlich durch die Schranke und auf dem Bahnsteig. Ich war ihm direkt auf den Fersen, ich hatte immer noch Mühe, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten, aber ich wollte ihn auf gar keinen Fall wieder aus den Augen verlieren, deshalb rannte ich auch fast in ihn, als er unerwartet eine seiner gezirkelten Drehungen vollführte, es war eine Beinahe-Berührung, und ich machte einen raschen Schritt zurück.
„Nun… Miss… Emilia" sagte er. „Beglücken Sie mich freundlicherweise mit einigen konkreten Anweisungen, damit ich weiteres… Fehlverhalten vermeide."
„Na ja" sagte ich und kam mir dumm vor. „Keine, im Augenblick. Wir nehmen von hier entweder die Nummer zwölf oder vierzehn. Das steht vorne drauf. Damit fahren wir dann einfach, bis der Kompass etwas anderes anzeigt."
„Der was" sagte er.
„Der Parspertoto, Herr Lehrer. Und bitte lassen Sie mich nicht nachsitzen für diesen schrecklichen Fehler."
„Humor ist zwecklos" sagte er, „wenn ich Sie erinnern darf."
Ich seufzte und fingerte beinahe automatisch ein Täfelchen Schokolade aus meiner Tasche. Wir waren kaum eine halbe Stunde miteinander unterwegs. Es ließ sich an, als würde das der längste Tag meines Lebens werden.
Die U-Bahn kam, und ich genehmigte mir die bescheidene Genugtuung, zu beobachten, wie Snape zurück wich und, falls überhaupt möglich, noch eine Spur blasser wurde, als der heulende Lärm immer näher kam und die gelben Scheinwerfer wie die Augen eines Monsters im schwarzen Schlund des Tunnels aufleuchteten. Ich strich das Schokoladenpapierchen glatt und verstaute es in meiner Tasche. Mir war angenehm warm. Es ging mir deutlich besser.
Ich wartete ab, bis die Menschentraube vor der Schiebetür dünner wurde, dann, als der Eingang frei war, kommandierte ich Snape vorwärts. Die Tür schloss sich zischend direkt hinter meinen Hacken.
„Festhalten" zischte ich meinen Begleiter gerade noch rechtzeitig an, dann tat es einen Ruck und die U-Bahn setzte sich in Bewegung. Snape taumelte ein wenig, fing sich aber mit Grazie.
„Schon Floo ist unangenehm" sagte er, „aber dies hier ist entwürdigend."
„Wie Sie meinen" sagte ich versöhnlich. Das Abteil war gut besetzt, aber nicht so voll, dass ich einen hässlichen Zwischenfall befürchten musste. Ich lehnte mich gegen das Fenster und entspannte, während draußen der schwarze Tunnel vorbei rauschte.
Drei Stationen später zeigte der Parspertoto immer noch nach Nordosten. Leute stiegen aus und ein, und Snape tat immer noch sein Möglichstes, damit niemand ihm zu nahe kam, dennoch meinte ich auch an ihm eine gewisse Entspannung zu bemerken, er schien sich zu gewöhnen, so weit es ihm möglich war. Ich beobachtete ihn, wie er seine Umgebung in sich aufnahm, mit dem raschen, präzisen Blick eines Forschers, der sich in einer fremden Kultur bewegt (was ja im Grunde den Tatsachen entsprach.) Er schwieg jetzt schon seit geraumer Zeit und behielt sein Gift für sich, was entscheidend dazu beitrug, ihn sympathischer zu machen. Ich überlegte, was ich wohl von ihm halten mochte, wäre ich ihm außerhalb von dunklen Kerkern, gruseliger Ausstattung und triefendem Sarkasmus begegnet: ein großer, dünner Mann irgendwo in den Vierzigern, der entschieden zu wenig Tageslicht sah, er kam ein wenig steif und altmodisch, aber unglaublich charismatisch daher in seinem hoch geschlossenen Gehrock. Erst jetzt, in der rüttelnden, mit kaltem Neon beleuchteten U-Bahn, begriff ich, wie sorgfältig der Schrecken, der ihn umgab, inszeniert war.
Zwischen Station fünf und sechs stieg eine pferdeschwänzige junge Frau ein, die sich an ihm vorbei schob, sich aufseufzend auf einen freien Sitz plumpsen ließ und einen Laptop aus ihrer Umhängetasche holte. Ich sah, wie das Ding sofort Snapes Interesse weckte, er veränderte leicht seine Position, um ihr über die Schulter sehen zu können. Sie fuhr den Laptop hoch, bediente das Touchpad und begann dann, etwas einzutippen. Snape war fasziniert. Ich versteckte ein Grinsen. Nach einer Weile fühlte die junge Frau sich offensichtlich beobachtet, sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum, klappte schließlich den Laptop zu und schaute zu Snape hinauf.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?" fragte sie.
Er zuckte zurück und zögerte, aber offenbar siegte die Neugier.
„Sagen Sie mir, was das da ist" sagte er und deutete hinunter.
„Ein Laptop" sagte sie verwundert.
„Ich sehe, dass es auf Ihrem Schoß liegt" sagte er ungeduldig, „aber wozu ist es nutze?"
„Es ist ein Computer" sagte sie, offenbar unsicher, was sie von diesem Fremden halten sollte. „Ein tragbarer Computer, in den man Daten eingeben kann."
„Welche Art von Daten?"
„Jede Art" sagte sie und wich auf ihrem Sitz ein wenig zurück. „Hören Sie, wenn das eine originelle Art der Anmache sein soll… sie ist originell, aber nichts für ungut. Sie sind wirklich nicht mein Typ."
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen" sagte er und wusste es offenbar wirklich nicht. „Öffnen Sie es und zeigen Sie mir den Inhalt."
„Nein" sagte sie, nun eindeutig unangenehm berührt.
„Gibt es ein Problem?" fragte ein Mann am Fenster und klappte seine Zeitung herunter.
„Nein" sagte ich und schloss eilig zu Snape auf. „Verzeihen Sie bitte. Er ist ein… Besucher, aus… Rumänien. Er hat dort sehr abgeschieden gelebt auf seinem Schloss, und… sie haben dort nicht einmal Strom. Er weiß es wirklich nicht."
„Und Manieren haben sie dort offenbar auch nicht, in Rumänien" sagte der Mann mit der Zeitung. „Also wenn er zu Ihnen gehört, dann sorgen Sie bitte dafür, dass er nicht herum läuft und junge Frauen belästigt."
„Glauben Sie mir, das war das letzte, was er im Sinn hatte" versicherte ich verzweifelt. „Es ging wirklich nur um den Laptop. Entschuldigen Sie bitte vielmals."
Ich sah zu Snape hinauf, er wirkte wie versteinert, sein Gesicht war noch eine Spur weißer, die Augen pechschwarze, kalte Abgründe. Ich kriegte es mit der Angst zu tun. Ich war so dankbar, dass er nicht zaubern konnte, ich wusste nicht, welchen fürchterlichen Hex er durch den Waggon gejagt hätte. Dann fuhren wir in einen Bahnhof ein, und ehe ich reagieren konnte, hatte er mich gepackt, seine dünnen Finger schlossen sich wie ein Schraubstock um meinen Arm, er zerrte mich zur Tür, hieb mit der freien Hand auf den Öffner, die Tür öffnete sich rumpelnd und er sprang mit einem Satz auf den Bahnsteig, ich stolperte hinterher, dann ließ er mich los und stürmte im besten Siebtklässler-Einschüchterungs-Schritt davon. Ich packte meinen Rucksack, den ich im Stolpern verloren hatte, und rannte ihm hinterher.
„Warten Sie!" schrie ich, doch er tat nichts dergleichen. Drei Stufen auf einmal nehmend, rauschte er die Treppe hinauf, ich hinterher, meine Unsportlichkeit verfluchend. Keuchend kam ich oben ans Tageslicht. Der Regen hatte fast aufgehört. Zu meiner Rechten hatte ich die Straße, zu meiner Linken einen kleinen, verlassenen Park, kaum mehr als ein schmaler Grünstreifen, der die dahinter liegende Häuserzeile von der Hauptstraße abschirmte. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren. Zehn oder zwölf Schritte vor mir sah ich Snape, der den schlammigen Kiesweg in den Park eingeschlagen hatte. Ich rannte ihm nach, und endlich ließ er es zu, dass ich ihn einholte. Der Wind schüttelte die Bäume, und schwere Tropfen platschten von den Blättern auf uns hinunter.
„Dies alles ist in höchstem Maße unerfreulich" sagte er und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. „Das Wetter ist wirklich indiskutabel."
„Sie wollen jetzt aber nicht ernsthaft mit mir übers Wetter reden" sagte ich fassungslos.
„Und warum nicht?" sagte er, und ich hatte das Gefühl, als müsste jeder Tropfen, der auf uns herab fiel, zu Eis gefrieren. „Oder möchten Sie ebenfalls ein Urteil über meine Umgangsformen abgeben?"
„Hören Sie" sagte ich. „Sie sind einfach schlecht vorbereitet. Hätten Sie nur früher gesagt, dass Sie noch nie bei den Muggeln waren, dann hätte ich Sie besser vorbereiten können."
„Sie. Mich. Vorbereiten." sagte er, und für Sekunden fühlte ich mich wieder mäusemäßig.
„Na ja" sagte ich, allen Mut zusammen nehmend. „Regelmäßig Beethoven hören reicht eben nicht für eine Mission dieser Art."
„Wer sagt denn, dass Beethoven ein Muggel war" sagte Snape.
„Äh" sagte ich irritiert. „Alle sagen das, wenn's Ihnen nichts ausmacht."
„Er war taub" sagte Snape. „Ein tauber Musiker. Das ist wie… ein Tränkemeister mit gebrochenen Händen."
„Oder ohne Zauberstab" sagte ich leise.
„Was unsere launige kleine Konversation wieder auf den Punkt bringt" sagte er. „Geben Sie mir den Stab."
„Was?" sagte ich. „Wozu?"
„Ich habe Wasser in den Schuhen" sagte er. „Seit meiner Konfrontation mit dem… Auto. Und schmutzige Hosenbeine. Ich würde das gerne beheben."
„Sie wollen doch nicht zaubern" sagte ich entsetzt.
„Mit Ihrer freundlichen Assistenz" sagte er beißend, „hatte ich genau das vor."
„Aber" sagte ich, „aber aber… Zaubern in der Öffentlichkeit ist verboten!"
„Nun, offensichtlich handhaben wir in England die Dinge anders als als Sie es gewohnt sind" sagte er. „Es wird Sie freuen zu erfahren, dass hier lediglich das Zaubern in Anwesenheit von Muggeln verboten ist. Und ich sehe weit und breit keinen Muggel. Ich dachte eigentlich, es wäre in Deutschland genau so."
„Aber es kann doch jeden Augenblick jemand kommen" sagte ich lahm.
„Die Zeit wird mir genügen" sagte er. Ich sah ihn an, mein Gehirn arbeitete fieberhaft, aber mir fiel kein weiteres vernünftiges Argument ein. Er nahm mir kurzerhand den Rucksack weg, öffnete die Schnalle und holte den Stab heraus.
„Ihre Hand, bitte" sagte er, „falls das Ansinnen nicht unhöflich ist."
„Lassen Sie mich zaubern" sagte ich rasch und verzweifelt. Er durfte es nicht erfahren. Er würde mich töten…
„Tatsächlich" sagte er unbewegt. „Und dürfte ich den Grund erfahren?"
„Üben" sagte ich lahm. „Ein bisschen Übung…"
Seine Mundwinkel kräuselten sich. Ich hatte keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte. Er hielt mir den Stab hin. Ich legte meine Hand darauf und zeigte hinunter auf seine nassen, sandigen Hosenbeine.
„Clarifico" sagte ich.
Da ist er wieder, der Junge mit den großen schwarzen Augen, er ist älter geworden, sechzehn oder siebzehn vielleicht, und hässlicher. Seine scharfe, gebogene Nase dominiert das magere Gesicht, und er hat seine Augen zu Schlitzen verengt, tiefe Konzentration liegt auf seinen Zügen. Es ist halbdunkel, ich meine den Tränke-Klassenraum in den Schatten zu erkennen. Er hat einen Kessel vor sich, aus dem dicker weißer Dampf quillt. Darunter brennt lodernd ein Feuer, er hat Greifenauge hinzugefügt, damit die Flamme grün brennt, das kalte grüne Licht wirft gespenstische Schatten auf sein Gesicht. Er ist hemdsärmelig, das zerknitterte weiße Hemd hängt lose an seinen mageren Schultern. Er rührt, seine Bewegungen haben die Präzision eines Dirigenten, gleichzeitig vollführt er mit dem Zauberstab eine Reihe komplexer Gesten. Ich sehe, wie seine Lippen sich bewegen, aber ich höre über dem Knacken und Knistern des Feuers die Worte nicht. Dann holt er den Löffel aus dem Kessel, lässt sorgfältig die klare Flüssigkeit von ihm abtropfen, hängt ihn in die Halterung und greift nach einem Fläschchen, das neben ihm bereit steht. Er scheint den Atem anzuhalten, als er mit einer weiten Bewegung den dunklen Inhalt des Fläschchens in den Kessel kippt. Der Kessel vibriert, der Dampf ändert die Farbe in ein dunkles Smaragd und verflüchtigt sich dann. Der Junge beginnt wieder zu atmen. Er macht einen Schritt zurück, eine Art von wildem, aber lautlosem Triumph zeichnet sein Gesicht. Er nimmt einen silbernen Pokal, der ebenfalls bereit steht, und schöpft etwas aus dem Kessel. Mit beiden Händen hält er den Pokal wie eine Kostbarkeit, führt ihn zum Mund und trinkt, ohne zu zögern, ohne zu zucken, als würde die Flüssigkeit nicht vor Hitze dampfen. Er trinkt den Pokal leer und stellt ihn beiseite. Er öffnet den Kragen seines zerknitterten Hemdes und zieht es sich über den Kopf. Seine Haut ist weiß wie Marmor, seine Schultern und Ellenbogen sind spitz und stechen hervor. Er ballt das Hemd zu einem Klumpen und reibt sich damit die Arme ab, mit langen, ruhigen Bewegungen, wie eine Katze sich wäscht, ganz in sich selbst versunken. Er streicht sich über den Nacken, übers Gesicht und die magere Brust hinunter. Dann hält er inne und sieht genau in meine Richtung.
Das dunkle Feuer in seinen Augen frisst mich auf.
Ein scharfer Schmerz sickerte allmählich in mein Bewusstsein. Kleine spitze Steine drückten durch die Jeans gegen mein Knie, es war nass und kalt. Ich blinzelte. Ich kniete auf einem schlammigen Kiesweg, sauber polierte Schuhe und enge schwarze Hosenbeine direkt vor mir.
Ich sah zu Snape hinauf. Ich hatte über Dementoren nur gelesen, aber so musste es sich anfühlen, wenn man einen traf.
„Gestatten Sie, dass ich den Rest dieser kleinen erquicklichen Szene für mich behalte" sagte er.
„Oh, Merlin" flüsterte ich, „Merlin, Merlin, Sie sind ein Legilimens, oh bitte, töten Sie mich nicht…"
„Stehen Sie auf" befahl er. Ich versuchte es, aber meine Knie waren zu weich. Mir war übel, der Park schwankte vor meinen Augen. Ich patschte mit den Händen in eine Pfütze. Dann schnellte der Habicht auf mich herunter, er schien plötzlich seine Angst vor Berührungen abgelegt zu haben, er packte mich vorne an meinem Sweater und zerrte mich mit überraschender Kraft in die Höhe. Ohne mich los zu lassen stieß er mich rückwärts und schubste mich auf eine nasse Parkbank. Das Holz schlug unsanft gegen meinen Rücken, ich gab etwas von mir, das zwischen einem Schluckauf und einem Hilferuf war, und zappelte hilflos mit den Beinen. Er setzte ein Knie zwischen meine Beine auf die Bank und beugte sich über mich. Sein Gesicht war so nah vor meinem, als wollte er mich küssen.
„Dann lassen Sie mal sehen" sagte er.
Er drang in meinen Geist wie ein heißes Messer, das durch Butter schneidet. Ich versuchte, mich zu wehren, aber alles was ich tun konnte, war, an seinen Händen zu zerren, damit er mich los ließ, was er natürlich nicht tat. Er nahm meinen Geist mit Leichtigkeit, schlug ihn auf wie ein beliebiges Buch und begann zu blättern. Bilder flatterten vor meinem inneren Auge vorbei wie ein Schwarm aufgescheuchter Schmetterlinge.
Ich, auf dem nassen Quidditch-Feld liegend. Ich war gerade von meinem Besen gefallen. Röhrendes Gelächter im Hintergrund.
Ich, in einer Umkleidekabine, verzweifelt mit einer wunderschön schimmernden Robe kämpfend, in der ich aussah wie eine Wurst.
Dann, dazwischen geschoben, Bilder von einem blassen Gesicht, das sich in einer Fensterscheibe spiegelt. Eine ferne Stimme: „Ich will diesen."
Höhnische Stimmen, verwischte Bilder aus einem Klassenraum.
„Na, Klops, warum verwandelst du dein Buch nicht in ein Butterbrot, siehst hungrig aus…"
Jemand wimmerte, von ferne erkannte ich meine Stimme.
Ich, heulend, auf dem Mädchenklo in Greifenstein. Ich verpasste gerade eine Prüfung, aber ich kam vom Klo nicht runter.
Eine andere Stimme, drohend. „Dafür wirst du zahlen, Snivellus."
„Nein" brachte ich heraus. „Bitte nicht. Aufhören."
Die Bilder flatterten davon und hinterließen nichts als Schwärze.
Ich öffnete die Augen. Ich lag auf der nassen Parkbank, die Knie an die Brust gezogen. Mein Atem ging stoßweise, wie nach einem Weinkrampf, ich versuchte, mich zu erinnern, ob ich geweint hatte. Ich war noch am Leben.
Direkt vor meinem Gesicht lag ein blütenweißes, sorgfältig gefaltetes Taschentuch, und darauf meine Brille. Ich nahm das Taschentuch, wischte mir über die Augen und putzte mir geräuschvoll die Nase. Dann setzte ich meine Brille auf und sah mich um.
Snape stand einige Schritte entfernt. Er hatte mir den Rücken zugedreht, seine schwarze Silhouette wirkte streng wie ein Scherenschnitt. Er hielt die Hände auf dem Rücken verschränkt, seine langen blassen Finger spielten mit dem Doppelstab. Er schien meine Bewegung gehört zu haben.
„Geht es Ihnen besser?" fragte er, ich versuchte Bosheit, Wut oder Tötungsabsicht in seiner Stimme zu hören, aber sie klang völlig neutral.
„Ja" sagte ich erstickt.
„Sie haben keine Erfahrung mit Legilimantik" sagte er, immer noch, ohne mich anzusehen.
„Nein" sagte ich. „Keine."
„Wir stehen an der Schwelle eines Krieges, der mit allen Mitteln gefochten werden wird" sagte er. „Sie wären gut beraten, Techniken zu erlernen, die Ihren Geist schützen."
„Ja" sagte ich verwirrt, mir fiel nichts anderes ein. Mein Gehirn arbeitete immer noch nicht vorschriftsmäßig.
„Warum haben Sie nie etwas davon gesagt?" fragte ich nach einer Weile.
Seine Schultern hoben sich ein wenig.
„Und wie hätten Sie sich das vorgestellt?" sagte er, ich brauchte einen ganzen Moment, bis ich den Unterton zuordnen konnte, es war Erheiterung. „Guten Tag, mein Name ist Severus Snape und ich bin Legilimens?"
„Sie haben recht" sagte ich. „Sie haben mir ja nicht mal Ihren Namen gesagt. Genau genommen haben Sie nicht mal Guten Tag gesagt."
„Ich ging davon aus, Sie wüssten, wer ich bin" sagte er.
„Was uns wieder zu Ihren Umgangsformen bringt" sagte ich.
Endlich drehte er sich um, er wirkte völlig verändert, er lächelte.
„Na, Sie erholen sich ja schnell" sagte er.
„Danke" sagte ich. „Ich bin zäh."
„Ich musste sicher gehen" sagte er. „Ich wusste nicht, welche Informationen Sie zuvor schon gesehen hatten. Ich musste Schaden abwenden… vom Orden. Es gibt Dinge, die Sie nicht wissen dürfen. Natürlich lasse ich so oder so Ihr Gedächtnis modifizieren, nur um sicher zu gehen" fügte er hinzu.
„Ha-ha" sagte ich matt. „Gelungener Scherz, Herr Kollege."
„Darf ich Sie einmal mehr daran erinnern, dass ich nicht zu scherzen pflege" sagte er und zog eine Augenbraue hoch.
„Nur weil ich weiß, dass man Sie Snivellus genannt hat?" sagte ich. „Machen Sie sich nicht lächerlich. Snivellus ist meilenweit besser als Klops."
Er sah auf mich hinunter, der Habicht hatte Pause, sein Blick war nachdenklich und für die Verhältnisse dieses Mannes fast weich.
„Seit wann wissen Sie, dass… es… passiert, wenn wir zaubern?" fragte ich schnell, bevor er sich noch einen seiner Scherze einfallen ließ.
„Ich hatte mich mit der Möglichkeit beschäftigt" sagte er. „Ich hielt es für wahrscheinlich, dass ein solcher Effekt eintritt. Als Sie dann in der Küche über mich her fielen, war ich mir fast sicher. Ein geschulter Geist weiß, worauf er achten muss. Außerdem sind Sie eine erbärmliche Lügnerin. Von da an war ich gewappnet."
Ich hatte immer noch eine Million Fragen, aber ich gab mich mit der Antwort zufrieden, ich wollte den Bogen nicht überspannen.
„Und wie wollen wir das Zaubern von jetzt an handhaben?" erlaubte ich mir eine letzte Frage.
„Sie zaubern, und ich schütze meinen Geist" sagte er. „Ich schlage beispielsweise vor, dass Sie sich ein wenig in Ordnung bringen. Sie haben sich in einer Pfütze gewälzt."
Ich sah an mir hinunter und erschauerte.
Einige Minuten später waren wir wieder unterwegs. Wir nahmen uns ein Taxi, ich hatte nicht die geringste Lust auf eine Fortsetzung des U-Bahn-Abenteuers. Es war eine lange und seltsame Fahrt, die wir schweigend auf dem Rücksitz verbrachten. Ich knabberte an einem Schokoladentäfelchen und beobachtete den Parspertoto, den ich zwischen den Knien vor dem Blick des Fahrers versteckt hielt. Es war nicht ganz einfach gewesen, ihm klar zu machen, dass wir ihm keine Adresse geben konnten, sondern ihm unterwegs sagen würden, wie er fahren sollte, aber ein Schein, der von meiner Hand in seine wechselte, hatte seine Bereitschaft gesteigert.
Gelegentlich sah ich zu meinem Begleiter hinüber, er hatte wieder diesen Forscherblick und sah aus dem Fenster, ich versuchte zu verkraften, dass er mich in dieser Umkleidekabine gesehen hatte.
„Prof… Se… Severus" sagte ich schließlich heiser. Er sah mich nicht an, neigte aber ein wenig den Kopf.
„Was haben Sie denn noch gesehen?" stellte ich die Frage, die mir nonstop im Kopf herum ging.
„Alles, was Sie auch gesehen haben" sagte er.
„Nicht mehr?"
„Nein."
„Aber Sie hätten es tun können… ohne dass ich es bemerke?"
„Wäre Ihnen das lieber gewesen?"
„Sagen Sie's mir, bitte."
„Natürlich" sagte er. „Ich bin wahrscheinlich der beste Legilimens Europas. Zumindest unter den Top drei. Ich hätte Ihre gesamte Biographie abrufen können, ohne dass Sie auch nur das Geringste bemerkt hätten."
„Und wie kann ich sicher sein, dass Sie es nicht getan haben?"
Er schnaubte. „Für wie interessant halten Sie Ihre Biographie" sagte er.
Ich seufzte und biss in meine Schokolade.
„Aber ich habe Sie doch bemerkt" sagte ich nach einer Weile, als die angenehme Wärme mich genügend ausfüllte, um mir Mut für eine weitere Frage zu geben. „Ich meine, wer hätte nicht. Es war… gewaltsam."
„Sie bemerkten es, weil ich es Ihnen zeigte" sagte er, sein Blick ging nach oben, als suchte er durchs Autodach die Unterstützung des Himmels. „Und es war gewaltsam, weil Sie sich zur Wehr setzten."
„Das wundert Sie? Ich bin eben nicht sonderlich scharf darauf, die peinlichsten Augenblicke meines Lebens mit einem Wildfremden zu teilen!"
„Ebenso wenig wie ich" sagte er.
„Guter Punkt" gab ich zu.
Er nickte, und die Geste war streng und eisig genug, um mich zum Schweigen zu bringen.
Ich ließ den letzten Rest des Täfelchens auf meiner Zunge zergehen, die weiche Wärme streichelte die Innenseite meines Mundes. Sie war einen Hauch bitterer, als ich sie normalerweise bevorzugte, aber über der Bitternis lag eine schwere, karamellartige Süße und ein reiches Aroma aus Nuss, Johannisbeere und etwas, das mich an einen Waldspaziergang erinnerte.
Ich nahm das Büchlein aus meiner Jackentasche, kramte einen Kugelschreiber heraus und schlug das Büchlein auf.
Hi, schrieb ich.
Die Antwort ließ nur Augenblicke auf sich warten.
Hallo. Seine Schrift war gerade und sehr leserlich. Eine Lehrerschrift. Wie geht es Ihnen?
Gut, schrieb ich. Danke für die Schokolade.
Wie geht es voran?
Schleppend.
Wo sind Sie?
Keine Ahnung. In einem Taxi irgendwo im Norden der Stadt. Entschuldigen Sie die Schrift. Es wackelt.
Ich kann alles perfekt lesen, was Sie schreiben.
Eine kurze Pause entstand, in der ich überlegte, was ich ihm eigentlich schreiben wollte, dann erschien:
Was kann ich für Sie tun?
Na ja, schrieb ich. Eigentlich… nichts bestimmtes. Wollte nur mal hallo sagen.
Piesackt er Sie?
Er tut sein Möglichstes, schrieb ich.
Was! kam zurück.
Freundlich zu sein, schob ich schnell hinterher. Wirklich. Wir kommen ganz gut zurecht.
Ach so. Das freut mich zu hören.
„Bringen Sie freundlicherweise Ihre Korrespondenz zu Ende" kam seine eisige Stimme zu mir. „Jede Ablenkung ist unerwünscht."
Ich hielt das Büchlein so, dass er nicht hinein sehen konnte, und schrieb:
Mist. Jetzt hat er mich erwischt. Ich glaube, ich muss nachsitzen.
Es erschien ein Punkt, ein weiterer daneben, ein Längsstrich dazwischen und ein breit grinsender Bogen darunter. Ich lächelte. Ich hätte ihn wirklich gerne lachen hören.
Danke, dass Sie mal vorbei geschrieben haben, erschien darunter. Ich ertrage hier eine nicht abreißen wollende Serie von Spötteleien, weil ich mit dem Heft vor dem Gesicht herumlaufe, seit Sie aufgebrochen sind. Jetzt hat es sich wenigstens gelohnt.
Ich schluckte. Mein Herz rotierte, als wollte es meine Kehle hinauf und aus meinem Körper flooen. Bei. Merlins. Bart. Er hatte gewartet, dass ich schrieb.
Entweder, ihm war höllisch langweilig, oder…
Ich beschloss, an ODER zu glauben.
Wie absolut nett von Ihnen, schrieb ich. Vielen Dank.
Ich zögerte kurz, dann strich ich nett durch und schrieb lieb darunter.
Machen Sie mich nicht verlegen, erschien.
„Wird's bald" zischte Snape. „Sie benehmen sich wie ein Teenager!"
Ich muss aufhören, schrieb ich. Wiedersehen.
Wiedersehen.
Ich klappte das Büchlein zu. Ich merkte selbst, dass ich ein dämliches, seliges Grinsen im Gesicht hatte.
„Wie schade, dass Sie nicht ein bisschen mehr für Teenager übrig haben" sagte ich. „Es wäre von Vorteil, bei Ihrem Beruf."
Er machte ein Gesicht, als hätte er in eine faule Zitrone gebissen, und griff in meine Richtung. Erschreckt hielt ich das Büchlein von ihm weg, doch das Ziel seiner Bewegung war der Parspertoto zwischen meinen Knien.
„Glauben Sie nicht ernsthaft, dass ich mich für Ihre kindische Korrespondenz interessiere" sagte er abfällig und warf einen Blick auf das Instrument.
„Dank Ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit sind wir dran vorbei" sagte er. „Sagen Sie dem Fahrer, er soll rechts abbiegen."
„Sagen Sie's ihm selbst" fauchte ich ihn an, ich war nicht bereit, ihn das Glücksgefühl in meinem Bauch mit Füßen treten zu lassen. „Und halten Sie Ihre lange Nase aus Dingen, von denen Sie nichts verstehen."
Ich hatte ihn getroffen, ernsthaft, mitten ins Herz, falls er so etwas besaß. Er sah aus dem Fenster, seine blassen Finger spielten mit dem Saum seines Gehrockes, ein einsames, in sich selbst verschlungenes Spiel. Ich sah nichts von seinem Gesicht, nur den fedrigen, dunkel glänzenden Haarschopf.
„Oh mein Gott" sagte ich. „Es tut mir leid."
„Entschuldigen Sie sich nicht" sagte er. „Das ist schlechter Stil. Wenn Sie eine Bosheit von sich geben, müssen Sie auch die Größe haben, sie auszuhalten."
„Es tut mir leid" sagte ich, ich merkte selbst, dass ich es schon wieder tat. „Es gibt eben mehr als ein Gebiet, auf dem ich lange nicht so professionell bin wie Sie."
„Korrekt" sagte er. „Beide Einschätzungen, übrigens. Und jetzt tragen Sie bitte Sorge dafür, dass wir wieder auf Kurs gehen. Ich möchten den Aufenthalt in diesem… Gerät… nicht länger als unbedingt nötig ausdehnen."
Ich übernahm den Parspertoto und lotste den Fahrer in die Richtung, die mir die Nadel angab. Ein Schwall von Aufregung ließ meine Arme und Beine kribbeln. Es war das erste Mal, dass die Nadel sich sichtbar bewegte, wir mussten nahe dran sein. Wir fuhren kreuz und quer durch einen der offenbar nobleren Vororte Londons, kreuzten mehrmals eine steil gewundene, vergleichsweise enge Hauptstraße, an der sich Galerie an Boutique an Cafe reihte, tauchten dann wieder in schmale, von Gründerzeit-Häusern gesäumte Straßen, umrundeten enge Plätze mit Springbrunnen in der Mitte und Blumenkübeln vor den Häusern, bis wir schließlich um eine enge Kurve bogen und der Parspertoto scharf nach rechts zeigte.
„Langsam" sagte ich zu dem Fahrer. „Ich glaube, hier ist es." Ich starrte auf die Nadel, sie zeigte rückwärts, als wir langsam an einer großen, weißen Villa vorbei fuhren, deren hohe Sprossenfenster zwischen alten Blutbuchen hinüber zur Straße blinzelten.
„Stopp" sagte ich.
Der Fahrer warf einen Blick auf seine Anzeige.
„Dreiundsechzig Pfund" sagte er.
Ich unterdrückte ein Stöhnen, als ich das Geld zusammen suchte. Ich hoffte wirklich, der Orden wäre gut bei Kasse.
Wir stiegen aus, und das Taxi fuhr davon.
„Was jetzt?" fragte ich meinen dunklen Begleiter.
„Sagen Sie's mir" sagte er. „Sie sind die Muggel-Expertin."
Der Fahrer hatte uns direkt an der breiten Auffahrt abgesetzt, die, umsäumt von dunkelgrünem Englischem Rasen, zu einigen Parkplätzen und dem breiten Haupteingang führte.
Benson, Harrison, Quinn & Partner
verriet ein goldumrandetes Schild.
Rechtsanwälte
Steuer- und Scheidungsrecht
„Eine Rechtsanwaltskanzlei" sagte ich erstaunt. „Was macht ein Teil von unserem Baum in einer Rechtsanwaltskanzlei?"
„Benutzen Sie Ihren Kopf, Miss… Emilia" sagte er. „Er befindet sich dort in Form eines Möbels, höchst wahrscheinlich." Er setzte sich in Bewegung.
„Momentchen" sagte ich. „Sie wollen doch da nicht etwa reingehen?"
„Für einen zweckfreien Spaziergang ist mir die Gegend nicht interessant genug" sagte er.
„Aber" sagte ich. „Sie können doch nicht einfach da reingehen und ein Möbel mitnehmen!"
„Beherrschen Sie etwa keinen Miniatuveras?" fragte er, blieb aber immerhin stehen.
„Natürlich" sagte ich. „Das sind ja wohl die Grundlagen. Aber es sind Muggel da drin, und die sind nicht blöd. Es wird auffallen. Wollen Sie, dass man uns die Polizei auf den Hals hetzt?"
„Die was?"
„Den staatlichen Muggel-Sicherheitsdienst" erklärte ich.
Er hob die Hände und ließ sie wieder fallen.
„Was schlagen Sie also vor?" fragte er und hatte wieder diesen übertrieben geduldigen Tonfall.
„Wir kommen wieder, wenn die Kanzlei geschlossen hat" sagte ich. „Das wird irgendwann so gegen fünf, sechs Uhr der Fall sein. Dann verschaffen wir uns schnell und ungesehen Zutritt, schnappen uns das Teil, miniaturisieren es und sind davon wie der Wind."
„Dieser Plan hat einen Haken" sagte er. „Er geht sehr verschwenderisch mit etwas um, das wir nicht haben. Zeit, nämlich."
„Ich kann's nicht ändern" sagte ich. „Es gibt keine andere Möglichkeit."
Er drehte sich zu mir um. Ein Auto näherte sich, blinkte, verlangsamte und schwenkte in die Auffahrt ein. Er machte einen Schritt zur Seite, ohne das Auto eines Blickes zu würdigen. Ich fand, er hatte sich schon sehr gut angepasst.
„Kommen Sie" sagte ich und streckte die Hand nach ihm aus, fast als würde ich erwarten, dass er danach griff. „Ich habe eine Idee."
