2.

Inzwischen war es Abend geworden und draußen tobte ein Sturm. In der Höhle brannte noch immer das Feuer. Dennoch fröstelte Rin. Sie stand auf, humpelte zu dem Dämon und setzte sich neben Sesshoumaru, der am anderen Ende der Höhle saß- stets darauf bedacht, den größtmöglichen Abstand zwischen sich und dem Mädchen beziehungsweise ihren Geruch zu bringen.

Jeder Muskel von ihm zuckte zusammen, als sich Rin an ihn kuschelte. Als ihr Blick den des Dämons traf, glaubte sie so etwas wie … wie … Sie konnte es nicht definieren. Sie hatte so einen Blick noch nie gesehen.

„Mir ist kalt", sagte Rin.

Doch anstatt wie normal sitzen zu bleiben, stand Sesshoumaru auf und entfernte sich von ihr. Kurz vor dem Höhlenausgang blieb er stehen und starrte in den Sturm hinaus.

Er spürte es förmlich mit jeder Faser seines Körpers, wie Rin sich ihm von hinten näherte. Der Geruch an ihr intensiver wie je zu vor. Die gesamte Höhle roch danach. Alles roch danach.

Sesshoumaru spürte, wie er mit jeder Sekunde, die er noch bei ihr blieb, weiter die Kontrolle verlor.

Seine Finger knackten.

„Was habt ihr Lord Sesshoumaru- sama?", fragte Rin und berührte ihn kurz an der Schulter. Eine Geste die andeuten sollte, dass er ihr jederzeit sein Herz ausschütten konnte.

Rin wusste, dass er das nie tun würde. Dennoch tat sie diese Geste.

Völlig überraschend für sie drehte sich Sesshoumaru auf einmal um. Seine Hand hatte ihren Arm gepackt und er presste sie mit seinem Körper gegen die Höhlenwand. Seine Augen glühten rot und es schien als wären seine Reißzähne etwas gewachsen.

Unkontrolliert wanderten seine Lippen über ihren Mund und ihren Hals.

Rin wusste, dass etwas nicht mit dem Hundedämon stimmte, doch sie vertraute ihm. Er war der Einzige, der ihr nie weh getan hatte.

Sesshoumaru zog sie grob von der Wand weg, zu sich hin. Er küsste sie weiter. Immer wieder hinterließen seine Reißzähne kleine Einstiche auf ihrer Haut. Unwirsch riss er das Band, das ihren Kimono zusammenhielt, weg und striff ihn ihr ab. Dabei hinterließen seine Krallen deutliche Spuren auf ihrer Haut. Unsanft zog er sie mit sich auf den harten Boden. Während er weiter ihren Körper küsste, bemühte er sich, sich seiner Kleidung zu entledigen.

Er blickte auf das zerbrechliche Wesen in seinem Arm, das tief und fest schlief.

Wie kann sie nur so schlafen? Wie kann sie das, nachdem ich …"

„Wie kann sie jetzt noch so daliegen? Nachdem ich die …"

Er wollte es sich eingestehen, doch er konnte es nicht. Er konnte nicht zugeben, dass er die Kontrolle verloren hatte.

Erneut wanderten seine wieder goldenen Augen über ihren Körper.

Erst jetzt registrierte er zahlreiche Kratz- und Bisswunden.

Wunden, die ich ihr zugefügt habe!"

Sein Blick blieb an einem Symbol in ihrem Nacken hängen. Dort war eine Mondsichel eingeätzt. Eine Mondsichel, wie die, auf Sesshoumarus Stirn. Eine Mondsichel, von der alle Dämonen wussten, wessen Zeichen es war. Das Zeichen von Lord Sesshoumaru, dem Herrscher über die westlichen Ländereien, dem Anführer der Inuyoukais.

Mit entsetzen betrachtete er, was er angerichtet hatte.

Sein Traum und sein Albtraum sind zugleich wahr geworden.

Lautlos stand er auf und zog sich an. Er kniete sich neben der schlafenden Rin nieder und küsste sanft ihre Stirn. Bedacht sie nicht mit seinen scharfen Zähnen zu verletzen.

„Es tut mir Leid, Rin. Es ist besser, wenn ich verschwinde. Ich hätte nie erlauben dürfen, dass du bei mir bleibst."

Er stand auf, sammelte noch seine beiden Schwerter ein und trat dann hinaus in die schwarze Nacht.

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