5.

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Schon seit mehreren Tagen stromerten Inuyasha und Miroku durch die Wälder der Daragon Yama. Im Dorf würde bald ein Fest stattfinden und alle waren schon seit Tagen extrem aufgekratzt. Vor allem Sango und Kagome rannten wie aufgescheuchte Hühner durch das Dorf und erteilten irgendwelche sinnlosen Anweisungen. Zumindest war das die Ansicht der beiden Männer. Um nicht vielleicht auch noch in das Schussfeld der beiden Frauen zu geraten, hatten sie gesagt, sie würden noch etwas Wichtiges zu erledigen haben. Kaum eine Stunde später hatten sie ihre Sachen zusammen und waren aufbruchbereit. Das war vor drei Tagen. Zwei Tage mussten sie noch totschlagen, dann würde das Fest stattfinden und ihre Frauen würden wieder normal werden.

Gegen Mittag plagte beide großer Hunger. Inuyasha hatte sich bereit erklärt das Essen zu fangen, während Miroku sich um ein Feuer kümmern sollte.

Mit einem Wildschwein über der Schulter kam der Halbdämon zu ihrem Lagerplatz zurück. Doch weder von Miroku noch von einem Lagerfeuer war die Spur.

Der wird wohl wieder eine Frau entdeckt haben. Wenn das Sango wüsste …", dachte er sich und ließ das Wildschwein fallen. Anschließend witterte er nach Miroku.

Dem Geruch nach, muss er ganz in der Nähe sein."

Inuyasha folgte seiner Nase und fand nur wenige Minuten später Miroku der sich hinter mehreren Büschen versteckte.

Der Mönch bemerkte den Halbdämon und noch bevor dieser protestieren konnte, hatte er ihn hinuntergezogen.

„Spinnst du!", wollte Inuyasha losschimpfen, bekam aber von Miroku die Hand auf den Mund gedrückt.

„Pst!"

Der Mönch deutete durch die Blätter hindurch auf ein Mädchen.

Inuyasha kannte diesen Geruch. Das war das Menschenkind, dass Sesshoumaru stets begleitete. Der Geruch seines Halbbruders lag auch noch in der Luft.

„Ich mische mich nicht in die Angelegenheiten meines Bruders ein", entgegnete Inuyasha und deutete mit dem Kopf in Richtung Rin, die am Fluss saß und in das Wasser starrte.

„Sie sieht verstört aus", warf Miroku ein.

„Sie gehört zu meinem Bruder."

„Sesshoumaru scheint aber nirgendwo in der Gegend zu sein."

„Du suchst doch nur wieder nach einer Grapschgelegenheit. Wenn wir nicht gleich von hier verschwinden, erzähle ich es Sango!"

Doch Miroku war bereits aufgestanden und aus dem Gebüsch gegangen.

„Rin?"

Die Angesprochene wandte ihren Kopf. Enttäuschung machte sich auf ihrem hübschen Gesicht breit.

„Ihr seid der Mönch, der Lord Sesshoumaru- samas Halbbruder Inuyasha begleitet", stellte sie fest. Sie hatte sich so sehr gehofft, dass es Sesshoumaru gewesen wäre. Nachdem er in der einen Nacht so seltsam gewesen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Als sie am Morgen aufgewacht war, war er weg gewesen. Sie nahm an, dass er das erledigen wollte, weshalb sie hergekommen waren. Er hatte ja schon gesagt, dass er sie dort nicht hin mitnehmen würde.

„Ja. Wo steckt den Sesshoumaru?"

„Ich weiß es nicht. Er wollte etwas erledigen und hat mir auch gesagt, dass er mich dort nicht mit hinnehmen könnte. Darum warte ich hier auf ihn. So wie ich es immer tue, wenn es zu gefährlich ist und er mich zurücklässt", antwortete Rin und wandte ihren Kopf wieder ab. Dabei verrutschten ihre Haare und gaben ihren Nacken frei.

Inuyasha, der inzwischen neben dem Mönch war, bemerkte dabei etwas. Er kniete neben dem Mädchen nieder und strich auch noch die letzten Haare weg, damit er sich ihren Nacken genauer ansehen konnte.

Er sah die Sichel auf ihrer Haut und fuhr leicht mit seinen Fingern darüber. Rin wehrte sich nicht.

Wer begrapscht hier jetzt wen?", dachte sich Miroku und beobachtete Inuyasha. Der Halbdämon wusste, was das Zeichen zu bedeuten hatte. Da fiel sein Blick auf einige Biss- und Kratzspuren an Rins Hals, die zuvor verdeckt gewesen waren.

„Woher hast du die Markierung am Nacken?", fragte Inuyasha dennoch.

„Seit der Nacht vor vier Tagen", antwortete Rin.

„Die Biss- und Kratzspuren ebenfalls?"

Miroku horchte auf. Rin nickte bestätigend.

„Lord Sesshoumaru war wirklich seltsam gewesen, in dieser Nacht. Seine Augen glühten rot und …", sie brach ab. Weiter wollte sie nicht erzählen.

Inuyasha stand auf und ging zu Miroku.

„Lass uns verschwinden", sagte er nur und war schon so gut wie weg.

Der Mönch rannte ihm hinterher und bekam schließlich seine Schulter zu fassen.

„Hey, warte mal! Wir können sie doch nicht so einfach zurücklassen. Wer weiß, wann Sesshoumaru auftaucht? Sie wäre ein gefundenes Fressen für Dämonen!" „Nur wenn ein Dämon total bescheuert ist. Und für uns wäre es auch gesünder, von hier zu verschwinden."
"Du verschweigst mir doch etwas, Inuyasha", unterstellte der Mönch.

„Und wenn es so wäre!"

„Was weißt du? Hältst du es für richtig, es Rin ausbaden zu lassen, nur damit du heil aus der Affäre kommst?"

„Weißt du, wofür die Sichel steht?", statt einer Antwort abzuwarten, fuhr der Halbdämon fort, „das ist Sesshoumarus Zeichen. Dass er es Rin eingeätzt hat, bedeutet, dass sie seine Gefährtin ist. Und Hundedämonen reagieren nicht unbedingt freundlich darauf, wenn sich andere männliche Wesen in der Nähe ihrer Weibchen aufhalten. Vor allem nicht, wenn sie Sesshoumaru heißen und es wittern können, wenn ich in der Nähe war." „Aber die Kratz- und Bissspuren?" „Hey! Es geht mich einen feuchten Dreck an, wie Sesshoumaru mit seiner Gefährtin umgeht. Außerdem werde ich mich garantiert nicht in sein Liebesleben einmischen", entgegnete Inuyasha ungerührt. Das Letzte was er wollte, war von seinem Halbbruder zu Sushi verarbeitet zu werden.

„Das mag ja alles schön und gut sein, aber sie ist immer noch ein halbes Kind. Außerdem, was, wenn sie von Sesshoumaru vergewaltigt worden ist. Es scheint nicht unbedingt so zu sein, dass sie wirklich einordnen kann, was in dieser Nacht mit ihr geschehen ist." „Sowohl aus Dämonen- wie auch Menschensicht ist sie alt genug. Mich überrascht lediglich, dass mein Bruder sich mit einem Menschen eingelassen hat." Damit war für Inuyasha die Angelegenheit beendet und er ging zu ihrem Lagerplatz zurück. Doch wenn er dachte, Miroku würde das Thema nun sein lassen, wo es war, hatte er sich geirrt. Der Mönch redete ständig auf ihn. Irgendwann ließ sich Inuyasha breitschlagen die restlichen zwei Tage, die sie noch totschlagen mussten, in der Nähe zu bleiben und ein Auge auf Rin zu werfen.