7.
Mehr als zwei Wochen waren vergangen, seit Sesshoumaru auf Rin getroffen war. Seitdem hatte er sich in seinem Schloss verschanzt.
Am Abend desselben Tages, als er seine Rin wiedergetroffen hatte, hatte er noch den prunkvollen Palast erreicht. Er konnte sich nicht erinnern jemals so schnell gelaufen zu sein. Jaken war damals sehr erfreut gewesen, seinen Meister wieder zu sehen, doch dieser ließ den Krötendämon links liegen und begab sich sofort in seine Gemächer. Und seit diesem Abend hatte er sie auch nicht mehr verlassen.
Sowohl Jaken als auch einige hochrangige Inuyoukai, die im Schloss lebten, machten sich Sorgen um den großen Daiyoukai. Mehrmals hatten sie bereits versucht, mit ihm zu sprechen, aber er hatte sie stets angeknurrt und befohlen, sie sollen ihn alleine lassen.
Schließlich klopfte es erneut an der Tür zu Sesshoumarus Gemächern.
„Wenn dir dein Leben lieb ist, dann verschwinde besser, wieder, Jaken", knurrte der Dämon.
Er lag auf seinem großen Bett. Die langen weißen Haare lagen wie ein Fächer um ihn herum. Statt den üblichen Klamotten trug er lediglich die schwarze Hose eines Suikas und hatte wie üblich das Fellteil um seine Schulter.
Wie lange lag er dort eigentlich schon?
Seine empfindlichen Ohren hörten, wie sich die Tür öffnete.
Lernte Jaken denn nie!
Sesshoumarus Augen begannen sich rot zu färben. Seiner Kehle entwich ein bedrohliches Knurren.
„Verzeiht die Störung, Sesshoumaru- dono", drang eine fremde Stimme zu seinen Ohren. Hätte er auch auf seine feine Nase gehört, hätte er schon viel früher gewusst, dass nicht Jaken der Störenfried war.
Sesshoumaru ließ das Knurren und brachte sein Dämonenblut wieder unter Kontrolle.
„Warum habe ich es damals nicht kontrollieren können?" Ihm entwich ein seltener Seufzer und er fuhr sich mit den krallenbesetzten Händen über das Gesicht.
An den Bettrand setzte sich ein Hundedämon. Er war der Älteste seiner Art, den Sesshoumaru kannte. Er lehrte bereits seinen Großvater und seinen Vater. Auch er selbst hatte von Kashikoi gelernt. Jedoch nannte ihn kaum einer bei seinem wahren Namen. Fast jeder rief ihn Inu Shishou oder einfach nur Sensai.
Selbst Sesshoumaru kannte sein wahres Alter nicht. Als Welpe hatte er geschätzt, dass Sensai vielleicht 3000 Jahre alt war. Wenn das stimmte, dann war er nun- grobgerechnet- 3500 Jahre alt.
Auf dem fein geschnittenen Gesicht des Dämons zeigten sich erste Falten. Er war der Einzige, bei dem Sesshoumaru je Falten gesehen hatte.
Er hatte nur je einen Streifen auf der Wange, dennoch war er sehr mächtig. Doch Sensai verabscheute kämpfen. Warum wusste der junge Lord nicht. Schließlich hatte er ihm einige der besten Kampf- und Schwerttechniken beigebracht.
Nachdem sein Vater gestorben war, war Kashikoi der Einzige, zu dem Sesshoumaru noch wirklichen Respekt hatte. Denn er wusste, Sensai war ihm an Weisheit weit überlegen. Und wenn er wollte, wohl auch an Macht.
„Was habt ihr, Sesshoumaru?", fragte der alte Hundedämon und musterte den jungen Lord.
Ja, jung, das war er. Er mochte aussehen, wie ein zwanzigjähriger Mensch, aber rechnete man sein Alter einmal in Dämonenjahren aus, so war er noch immer ein Welpe. Zwar schon ein etwas Älterer, aber immer noch ein Welpe.
„Ihm ist schon so viel Wiederfahren." Der junge Hundedämon schwieg beharrlich. Er wusste, dass Kashikoi ihm jederzeit zugehört hätte und vermutlich auch Rat gewusst hätte, aber Reden war bekanntlich noch nie Sesshoumarus Stärke gewesen. Zumindest, wenn es seine Gefühle betraf.
„Er sieht seinen Eltern so ähnlich, aber vom Charakter ist er vollkommen anders. Kein Wunder, er ist der jüngste Herrscher seit Jahrhunderten", dachte sich Sensai, während er seinen Blick über den reglosen Sesshoumaru schweifen ließ.
Er hatte einen Plan gefasst.
