Dieses Kapitel widme ich all meinen Kommischreibern …

9.

Es war beinahe Dunkel. Einzelne Blitze zuckten auf. Mitten in der Dunkelheit stand ein kleines Kind. Es war vielleicht einen Meter groß. Sein Gesicht war fein geschnitten. Mit großen goldenen Augen blickte es traurig um sich. Ein silberner Pony verdeckte beinahe komplett einen bläulich- lilanen Halbmond auf seiner Stirn. Zwei magentarote Streifen befanden sich auf jeder Wange, so wie an seinen Handgelenken. Eine Art Fellboa war über seine rechte Schulter geschwungen. Teile davon waren von langen weißen silbernen Haaren verdeckt, die einen Blick auf lange, spitzen Ohren freigaben.

Der kleine Dämonenjunge blickte herab. Tränen rannen seine Wangen herab. Als er wieder aufblickte, entwich ein schmerzerfüllter Schrei seinem Mund.

Ein Schrei durchbrach die Stille in den Gärten des Schlosses.

Kashikoi öffnete seine Augen, die er während des Katas geschlossen hatte. Suchend blickte er zu der Stelle, wo Sesshoumaru gestanden hatte. Doch da war er nicht mehr. Er kniete am Boden. Sein Oberkörper zuckte immer wieder.

Seit er eine telepathische Verbindung zu dem Lord aufgebaut hatte, hat er immer stärker gespürt, wie der Schmerz in dem jungen Hundedämon sich vermehrte. Langsam näherte er sich ihm. Doch plötzlich verharrte er. Sesshoumaru wurde in ein weißliches Licht gehüllt.

Es ist kein Yuki zu spüren …"

Das Licht war so grell, dass Kashikoi seine Hand schützend vor die Augen hielt. Als er sie wieder herunternahm, traute er seinen Augen nicht. Sesshoumaru war verschwunden. Statt seiner lag im Gras ein kleiner Hundedämonenwelpe, der etwa die Größe eines Shettland- Ponys hatte. Die Augen waren nicht rot, sondern immer noch gold- bis bernsteinfarben. Sie sprachen Bände.

Der alte Hundedämon wurde ebenfalls von einem weißlichen Licht umhüllt und stand kurz darauf in seiner wahren Form auf der Wiese. Bedächtig ging er zu dem Welpen und legte sich neben ihm nieder. Beschützend legte er seinen Kopf über den jungen Körper, der schon von einem schweren Kampf gekennzeichnet war.

Durch die telepathische Verbindung, die Sensai noch immer aufrecht erhielt, wusste er, wie es in Sesshoumaru drinnen aussah. Das Kata unter seinem Einfluss hatte sämtliche Mauern, die er aufgebaut hatte, eingerissen.

Vorsichtig leckte der große Hundedämon über das Fell des Welpen. Hin und wieder bearbeitete er es sanft mit seinen Zähnen.

Wie lange war es her, dass jemand sich so um Sesshoumaru gekümmert hatte? Jahre? Jahrzehnte? Jahrhunderte? Seit dem Tod seiner Mutter hatte er nicht mehr die Zunge eines Wesens durch sein Fell fahren spüren. Sein Vater war damals unfähig gewesen …

Fassungslos stand Jaken auf dem Balkon und betrachtete aus der Ferne, was passiert war. Sein Meister hatte sich seit Jahren wieder in seine wahre dämonische Form verwandelt. Aber er hatte nicht die Gestalt eines Riesendämons angenommen. Nein! Er lag als Welpe dort. Ließ zu, dass Inu Shishou sein Fell pflegte.

Was ist nur mit meinem Meister los?So seltsam hat er sich noch nie benommen. Er soll wieder mit Steinen nach mir werfen. Oder mich treten … Von mir aus kann er auch lächeln. Aber er soll sich nicht so benehmen!"

Jaken wollte in den Garten, zu seinem Meister rennen und ihm dies sagen, doch weit kam er nicht. Besser gesagt, er konnte kaum drei Schritte tun, da hatte ihn jemand am Kragen gepackt und hochgehoben. Langsam drehte er seinen Kopf und erblickte mit seinen großen Glubschaugen eine Hundedämonin.

„L … La … Lady Karei", stotterte Jaken.

„Du wirst nicht zu Sesshoumaru gehen", sagte sie kühl.

Er wollte widersprechen, doch als er den kühlen Blick sah, unterließ er es besser. Es war besser, sich nicht mit Lady Karei anzulegen. Sie hatte den Ruf, sehr grausam zu sein.

„Hast du mich verstanden, Kröte!", hakte die Dämonin noch einmal nach.

„J … ja … ja", antwortete der Krötendämon.

Lady Karei ließ Jaken los und dieser fiel auf den harten Marmorboden des Balkons. Er spürte förmlich, wie sich Beulen auf seinem Allerwertesten bildeten.

„Gut! Dann verschwinde und lass Oi- san in Frieden", sagte sie kalt und unter ihren Blicken verschwand Jaken geschwind ins Haus.

Karei wandte sich um und blickte in den großen Garten. Mit ihren scharfen Augen war es kein Problem, zu erkennen, dass Sesshoumaru immer noch so dort lag, wie vor einigen Minuten.

Wann hatte sie das letzte Mal so ein ähnliches Bild gesehen?

Richtig, als ihr großer Bruder sich in die Menschenprinzessin verliebt hatte. Auch damals war Kashikoi anwesend gewesen.

Hat er sich etwa in eine Menschenfrau verliebt? Vor Jahren wurde er doch von so einem kleinen Mädchen begleitet … doch dann war sie auf einmal weg. Sesshoumaru hatte nie etwas über den Verbleib des Mädchens verloren. Aber wenn ich mich anstrenge, glaube ich noch immer ihren Geruch an ihm riechen zu können.

Hat er sie etwa gerochen? Ihren Duft wahrgenommen? Wenn dies wirklich der Fall ist, so mögen die Götter gnädig mit ihm sein …" Ihre Instinkte rissen sie aus ihren Gedanken. Sie konnte eine geballte Menge Youki spüren.

Es war Sesshoumaru. Aus dem Welpen war wieder ein Furcht einflößend Riesendämonenhund geworden. Karei sah nur noch wie er sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in die Luft katapultierte und dann auch schon verschwunden war.

Du hattest jahrzehntelang keine Familie. Du hast niemanden an dich herangelassen, hast eine Mauer um dein Herz errichtet. Aber dieses Mädchen, Rin, wie du sie nennst, sie hat schon bei eurem ersten Treffen deine Mauer ins Wanken gebracht.

Sie und Riki sind deine Familie. Akkzeptiere sie. Sie brauchen dich, wie du sie brauchst. Vor allem deine Tochter wird deine Anleitung brauchen. Wenn sie dämonische Markierungen trägt, ist ihr Dämonenblut stärker als selbst das, von Inuyasha. Je älter sie werden wird, desto stärker wird der Schrei des Blutes werden. Sie braucht dich …"

Ich kann nicht zurück …"

Was du damals getan hast, war nicht gerade die feine Art, aber sie hat dir verziehen. Sie liebt dich. Und du liebst sie. Ansonsten lägest du nicht hier …"

Aber …"

Kein ‚Aber'! Konzentrier dich … Spüre ihren Herzschlag … Und nun gehe dorthin, wo ihre Herzen schlagen …"