10.

„Wohin werden Rin- sama und Riki- chan gehen?", wurde Inuyasha von einem jungen Mann gefragt, der neben ihm stand. Dieser hatte lange, schwarze Haare, die von weißen Strähnen durchzogen waren. Er hatte wunderschöne, bernsteinfarbene Augen. Statt Fingernägel hatte er scharfe Krallen.

„Ich weiß es nicht, Yuki", antwortete der Halbdämon seinem Sohn.

Die beiden blickten Rin und Riki nach, bis sie im Wald verschwunden waren. Danach gingen sie zurück ins Dorf. Kagome würde schon auf sie warten.

Das hast du ja mal wieder toll hinbekommen, Sesshoumaru", dachte Inuyasha.

Noch jetzt, nach beinahe zwei Wochen, hallten in seinen Ohren, Rikis Fragen.

Wer war dieser Dämon?

Warum trug er ebenso wie sie eine Mondsichel auf der Stirn?

Woher kannte ihre Mutter ihn?

Was bedeutete das Zeichen in ihrem Nacken? …

Rin hatte jede Frage abgetan. Es sei nicht so wichtig hatte sie jedes Mal gesagt. Inuyasha konnte es ihr nicht verübeln.Warum sollte sie Riki sagen, dass dieser Dämon ihr Vater war? Sesshoumaru würde Riki nie als seine Tochter anerkennen. Sie war eine Halbdämonin. Zwar eine äußerst mächtige, wie Inuyasha selbst schon am eigenen Leib erfahren hatte, aber durch ihre Adern floss immer noch zur Hälfte Menschenblut. Ebenso würde Sesshoumaru Rin nie als seine Gefährtin anerkennen, geschweige denn als Herrscherin über die westlichen Ländereien. Denn genau dazu hatte Sesshoumaru sie in jener Nacht gemacht.

„Sind die beiden wieder gegangen?", fragte die alte Kaede, die ihnen über den Weg lief.

„Ja, leider", antwortete Yuki. Er war gerne mit Riki zusammen. Sie war so etwas wie eine kleine Schwester für ihn.

„Rin kann einem schon Leid tun."

„Ja. Aber warum sollte man erwarten, dass Sesshoumaru sie und Riki als seine Familie anerkennt. Rin ist ein Mensch und Riki ein Halbdämon. Beide Rassen hasst er aus tiefsten Herzen."

„Vielleicht kannst du mit ihm reden", mischte sich Kagome in das Gespräch ein. Sie war gerade erst hinzugekommen.

„Er würde natürlich sofort auf mich hören", antwortete Inuyasha sarkastisch. „Ich würde ihn sowieso nicht finden. Man kann Sesshoumaru nur finden, wenn er gefunden werden will. Und er wollte die ganzen letzten acht Jahre nicht gefunden werden."

„Vielleicht würde er doch auf dich hören, Otou- san."

Innerhalb weniger Minuten hatte sich eine Traube um Inuyasha gebildet und das halbe Dorf redete auf ihn ein, doch zu versuchen, mit seinem Bruder zu reden.

Zwar war keinem im Dorf Sesshoumaru- sama geheuer, aber Rin und Riki lagen allen am Herzen. Und allem Anschein nach bedeutete Rin dem kaltherzigen Hundedämon etwas.

„Es riecht nach einem Gewitter, Oka- san", meldete Riki.

„Ich sehe nichts", äußerte Rin und blickte in den strahlend blauen Himmel.

„Es liegt in der Luft", entgegnete die Halbdämonin nur.

Rin war bewusst, dass Riki die eindeutig besseren Instinkte hatte, als sie. Das hatte sich schon in vielen Situationen bewiesen. Sie wusste das ein Gewitter im Anmarsch war, obwohl noch nichts zu sehen war.

Genau wie Sesshoumaru …"

„Lass uns einen Unterschlupf suchen", sagte Rin. Ohne es bewusst zu merken, wanderte ihre Hand zu dem dünnen Zopf mit der weißen Strähne. Sie hatte sie damals lediglich an ihr eigenes Haar geknotet, aber mit der Zeit war das Dämonenhaar festgewachsen. Diese Strähne aus Sesshoumarus Haaren war nun wie ihr Eigenes.

Sesshoumaru …"

„Oka- san, woher kanntest du diesen Dämon?", fragte Riki erneut.

Rin blickte sie an. Sollte sie …? Nein.

„Ich kenne ihn von früher. Nur eine flüchtige Bekanntschaft", log sie.

„Wirklich? Er trägt dieselbe Sichel, wie ich und ich habe bisher keinen anderen Dämon gesehen, der so ein Zeichen hat. Und in deinem Nacken wurde dieselbe Sichel eingeätzt.

Ich habe einmal mitbekommen, wie Inuyasha- sama zu Kagome- sama gesagt hat, dass Zeichen in deinem Nacken bedeutet, du wärst Sesshoumarus Gefährtin. Ist dieser Dämon Sesshoumaru?"

„Ich will nicht darüber reden", fuhr Rin ihre Tochter an. Erschrocken sah Riki sie an.

„Es tut mir Leid, Kleine, aber ich möchte nicht darüber reden. Das musst du verstehen", entschuldigte sie sich.

Riki nickte nur leicht.

In welcher Verbindung nur standen dieser Dämon und ihre Mutter? Das sie in einer standen, dass war sowieso klar!

Plötzlich wurden Rin und Riki durch die Luft geschleudert. Riki konnte sich in der Luft drehen und wieder weich auf ihren Füßen landen. Doch ihre Mutter krachte direkt in einen Baum und blieb bewusstlos liegen. Verwirrt sah sich Riki um. Sie konnte nichts wahrnehmen.

Da sah sie ihre Mutter ohnmächtig am Boden liegen. Ohne einen Gedanken zu verschwenden, rannte sie auf sie zu.

Aber erneut wurde sie in die Luft geschleudert. Diesmal jedoch höher als zuvor. Riki verformte ihre rechte Hand etwas und ein grünlich- gelbes Band erschien. Es wickelte sich um einen Baumstamm und holte die Halbdämonin wieder auf den Boden zurück.

Sie richtete sich auf und sah sich einem Wesen gegenüber, dass sie noch nie zuvor gesehen hatte. Es war mehr als fünf Meter groß und hatte drei Köpfe. Dumpf erinnerte es Riki an einen Drachen.

Als ich noch ein Kind war, kannte ich einen zweiköpfigen Drachen. Den einen Kopf nannte ich Ah und den anderen Uhn …", halte in Rikis Kopf die Erzählung ihrer Mutter wieder.

Die Halbdämonin zog ihr Schwert. Aus dem Augenwinkel heraus blickte sie noch einmal zu ihrer Mutter. Dann wandte sie sich wieder ihrem Gegner zu, der stärker zu sein schien, als alle anderen zuvor.