Das Geheimnis der Dementoren
(Arbeitstitel)
(von Tom Börner – Rechte…blablabla…liegen natürlich bei mir)
Die hier vorliegende Geschichte ist die Fortsetzung zu „Geheimnisse der Vergangenheit", welche auch hier in zu finden ist und spielt zur Zeit von „Harry Potter und der Gefangene von Askaban".
Wie im Vorgänger, soll dies keine Alternativweltgeschichte werden, sondern ich werde versuchen, um die Originalstory herum zuschreiben und diese nicht zu verändern. Genauso plane ich auch weiterhin mit JKR's Charakteren zu verfahren, wobei ich diesmal aufgrund der Vorlage sogar die Chance habe, ein wenig mehr Harry, Hermine und Ron einzubauen. Leider kann ich dabei nicht aus dem Vollen schöpfen und werde als bekannte Charaktere eher auf Personen der zweiten Reihe setzen. Flitwick, Snape, Dumbledore, Malfoy, Crabbe, Goyle und viele andere werden ihren Auftritt haben und dabei hoffentlich passend wegkommen.
Sollten Euch Fehler im Bezug auf die Originalgeschichte oder eine falsche Darstellung der Rowlings Charaktere auffallen, dann schreibt bitte ein Review, auf das ich dies korrigieren kann.
Allgemein kann ich noch hinzufügen, dass über 90% der Namen in der Geschichte alle eine Sinn oder eine tiefere Bedeutung haben. Manche sind Wortspiele, manche bauen auf ihre ursprüngliche Bedeutung auf. Könnt ja mal drauf achten.
Vorkenntnisse:
Ich empfehle die Lektüre von „Geheimnisse der Vergangenheit" im Vorfeld, werde jedoch versuchen, es so zu schreiben, dass auch ein Quereinstieg möglich ist. Nur ist dies beim Umfang der Vorgeschichte so einfach nicht.
Ansonsten kann es ganz witzig sein, auch „Harry Potter und der Gefangene von Askaban" zum Vergleich heranzuziehen.
Die Geschichte wird auch – in etwas ansehnlicherer Form und als DOC und PDF – auf meiner Homepage veröffentlicht. Den Link dahin findet ihr in meinem Profil.
Und jetzt hoffe ich, ihr habt viel Spaß beim Lesen.
(Homepage ist erstmal down)
- Kapitel 1 -
Wollen, Sollen, Müssen
Sommer, Ferien und Faulenzen, was gab es etwas Schöneres für ein Kind auf der Welt. Tarsuinn lag in einem Park auf der Wiese und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Tikki lümmelte genauso faul auf seiner Brust und schnappte nur ab und an nach einer umherschwirrenden Mücke.
„Faulpelz!", sagte eine weiche Stimme neben ihm und ein kühler Schatten legte sich über ihn. „Sagtest du nicht, du willst üben, Tarsuinn?"
„Gleich, Rica", murmelte er träge. „Hat doch Zeit."
Seine Schwester lachte nur darüber.
„Ach gib's doch zu. Ihr beide wolltet euch absetzen, bevor ich euch antreiben kann", meinte sie.
„Aber es ist so warm!", maulte er. „Und Tikki ist so schwer."
„Na dann werde ich dir wohl aufhelfen müssen", erkannte Rica, ergriff seine beiden Hände und versuchte ihn nach oben zu ziehen. Er machte sich absichtlich so schwer wie möglich und Tikki half ihm dabei. Obwohl Rica viel größer als er war, war ihre Kraft noch nicht ganz zurückgekehrt und so landete sie neben ihm im Gras.
„Los komm schon", nörgelte sie und zupfte an seiner Nase. „Du weißt doch, wie viel Spaß mir das macht."
„Schon gut!", grinste er sie an. „Ich weiß ja!"
„Und es tut auch deiner Konzentration gut", führte sie ein gutes Argument ins Feld.
„Mag sein. Trotzdem hast du mehr Vergnügen dran."
Er rappelte sich langsam auf.
„Du solltest nicht deinen Körper vernachlässigen, nur weil du jetzt Zaubern kannst", erklärte sie relativ ernst.
Er brummte das übliche – ja, ja – dass Kinder immer für Ältere übrig hatten, wenn sie wussten, etwas war richtig, aber dies nicht zugeben wollten.
„Grundstellung", kommandierte Rica und Tarsuinn ergab sich seinem Schicksal.
Rica liebte Thai-Chi-Chuan, das chinesische Schattenboxen. Tarsuinn mochte es zwar auch, aber eher aus Not, Einsehen, Gewohnheit und wegen Rica.
Also übte er ihr zuliebe und versuchte das Gefühl zu ignorieren, welches sich immer einstellte, wenn er sich beobachtet fühlte.
Verdenken konnte er es den Leuten im Park nicht wirklich. Laut seinen Freundinnen Winona und Toireasa war es ein schöner Anblick, ihn und Rica synchron die langsamen Kampfbewegungen vollführen zu sehen. Die beiden hatten sogar ab und an mitgemacht, was immer eine sehr lustige Angelegenheit gewesen war. Doch jetzt, allein mit Rica, war es eine ernste Sache. Immerhin versuchte seine Schwester, nach ihrer gerade überstandenen Krankheit, wieder körperlich in Form zu kommen. Für Tarsuinn ging es dagegen mehr um die hohe Konzentration und Kontrolle, die er durch die Übungen erringen konnte. Doch das zu versuchen, fiel ihm in letzter Zeit immer schwerer, weshalb er auch nur noch ungern übte. Das lag vorallem an seinen Träumen, die trotz Ricas Genesung nicht besser geworden waren. Ab und an störten ihn sogar Bilder seiner Träume beim Trainieren. Er wusste ja, würde er sich richtig konzentrieren, dann hätten diese Gedanken keine Chance ihn zu quälen.
Diesmal jedoch blieb er davon verschont und eine Stunde später – Rica fehlte einfach die Ausdauer für mehr – beendete sie die Übungen.
„Zum Abschluss noch ein kleines Geschlängel?", fragte sie munter, wenn auch schwer atmend. Obwohl Tarsuinn wusste wer verlieren würde, tat er ihr den Gefallen und nickte.
Rica kniete vor ihm nieder, dann legten sie die Handgelenke aneinander und begannen mit langsamen Bewegungen, das Spiel, das Rica nur Geschlängel nannte. Im Grunde genommen ging es dabei nur darum, die Arme seines Gegners mit Druck und Nachgeben so zu führen, dass der Gegenüber sich verhedderte, man mit einem Arm beide Arme einklemmte oder aber eine Lücke in der Deckung entstand und man den Anderen im Gesicht berühren konnte. Man sollte eigentlich meinen, dass dies einfach wäre, aber das war es nicht. Vorallem, da das langsame Tempo und ein geringer Kraftaufwand Gefühl forderte und nicht Schnelligkeit und Kraft. Es war eine Übung in der Tarsuinn immer versagte, trotzdem Rica genau wie er mit geschlossenen Augen kämpfte. Am Ende waren seine Arme überkreuzt und er Rica völlig ausgeliefert. Sie setzte sich hin, drehte ihn so, dass er mit dem Rücken an ihrer Brust lehnte und ihre Arme verschränkten sich vor seiner Brust. Er wehrte sich nicht dagegen. Ganz im Gegenteil, er lehnte sich wohlig an sie.
„So?", sagte sie sanft. „Du willst also plötzlich nicht mehr zur Schule gehen!"
Das angenehme Gefühl in ihrer Nähe zu sein ließ sofort etwas nach, doch ihre Arme hielten ihn fest umschlungen.
„Winona war ganz aufgeregt, als sie mir das erzählte", fuhr Rica fort. „Sagst du mir warum?"
Das wollte er eigentlich nicht, aber gegen sie hatte er keine Chance. Heute Abend hätte er es ihr eh erzählen müssen.
„Ich will bei Tante Glenn lernen", sagte er leise. „Dann kann ich bei dir bleiben."
„Aber du hast dich doch so auf Hogwarts gefreut?", entgegnete sie ähnlich leise, damit niemand sie belauschen konnte.
„Hogwarts ist nicht so wichtig, wie bei dir zu sein", erklärte er traurig und lehnte sich noch mehr gegen sie.
Eine Weile blieb sie still.
„Du hast gelauscht!", unterstellte sie ihm plötzlich und eine Hand strich ihm sanft über die Wange.
„Ja", gab er zu. „Als ich vom Einkaufen wiederkam. Aber nicht absichtlich."
„Ach je", stöhnte sie auf. „Was hab ich dir immer übers Lauschen gesagt?"
Er dachte einen Moment angestrengt nach.
„Ich solle mir erst alles anhören, ehe ich urteile?", fragte er stirnrunzelnd.
„Genau! Du hast sicher nur ein paar Sätze gehört oder?"
„Ja, aber es hat gereicht. Du hast gesagt, du könntest dir überhaupt nicht vorstellen, was du ohne mich machen sollst und dass du gar nicht willst, dass ich nach Hogwarts zurückgehe."
„Und deshalb willst du nicht mehr in die Schule?", erkundigte sie sich.
„Ja. Ich kann doch bei Tante Glenn lernen, du wärst nicht allein und ich könnte auch auf dich aufpassen", erklärte er seine Planung.
„Du bist so lieb, Kleiner", sagte sie lächelnd. „Aber trotzdem solltest du alles erlauschen, wenn du schon deine Ohren überall hast. Ich will unbedingt, dass du nach Hogwarts gehst."
„Aber du hast doch gesagt…"
„Ich weiß, was ich gesagt habe", unterbrach Rica. „Die Darkclouds haben mich gefragt, was ich jetzt zu tun gedenke und ich musste zugeben, dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe."
„Sieh mal, Kleiner", ihre Finger strichen durch seine Haare. „Unser ganzes Leben lang war ich mit Tikki zusammen mehr deine Mutter, als deine Schwester. Du bist mein Lebensinhalt, meine Aufgabe, nichts anderes war für mich bisher wichtig. Ich hab Probleme mir etwas anderes vorzustellen, als mich um dich zu sorgen."
„Es tut mir leid", flüsterte Tarsuinn. „Wegen mir hattest du keine Kindheit."
„Du redest Unsinn", entgegnete Rica entschieden. „Ich bin verdammt noch mal stolz auf dich und mich. Da gibt es keinen Grund für eine dumme Entschuldigung. Jedes Mal, wenn irgendwer sagt du wärst ein guter Junge, wachse ich um zehn Zentimeter. Mag sein, dass unsere Kindheit etwas anders war, aber ich bereue niemals, dass du mein Bruder, Sohn und Freund warst und bist! Wir sind eine Familie und gehören zusammen. Und ja, ich habe meine Kindheit vielleicht verloren, aber ich habe etwas viel Wertvolleres erhalten! Deine Liebe und die werde ich gegen nichts in der Welt eintauschen."
„Dann ist es doch okay, wenn ich bei dir bleibe", sagte Tarsuinn.
„Ist es nicht!", widersprach sie. „Als deine Schwester wünsche ich mir, dass wir zusammenbleiben und ich auf dich aufpassen kann. Als deine Mutter jedoch, wissen Tikki und ich, dass du nach Hogwarts musst. Es geht gar nicht anders und damit muss das, was ich will, zurück treten."
Tarsuinn wollte etwas sagen. Doch Rica legte ihm die Hand auf die Lippen.
„Nein, hör zu. Du hast nun die Gabe Zaubern zu können, aber du hast sie nicht gemeistert. Doch das musst du, denn ohne Kontrolle bist du gefährlich für dich und andere. Außerdem kannst du uns nur beschützen, wenn du ein guter Zauberer wirst.
Dazu kommt, dass du gute Freunde da hast. Freunde, die für dich durchs Feuer gehen würden. Das ist etwas Besonderes, das darf man nicht einfach aufgeben."
„Aber was ist mit dir?", fragte Tarsuinn besorgt.
„Genau deshalb wollten die Darkclouds mit mir sprechen. Sie wissen, dass wir beide so viel Geld haben, dass wir von den Zinsen leben können, aber sie haben mich gefragt, was ich aus meinem Leben zu machen gedenke. Schließlich wirst du ja den größten Teil der nächsten sechs Jahre in Hogwarts verbringen."
Rica holte tief Luft.
„Das war auch der Grund warum ich gesagt habe, dass ich eigentlich gar nicht will, dass du nach Hogwarts gehst! Aber ich hab auch gesagt, was du natürlich nicht mehr gehört hast, dass ich weiß, dass du dahin zurück musst. Es geht einfach nicht anders bei dem Wirbel, den du jede Nacht veranstaltest und bei dem, was uns beiden in Indien passiert ist, oder?"
„Hast ja recht", gab er widerwillig und traurig zu.
„Heh, Kleiner", sagte sie im aufmunterndem Ton. „Nimm es mir nicht übel, aber wenn du in Hogwarts Spaß hast, werde ich keine Trauer schieben. Die Darkclouds haben mir angeboten bei ihnen zu wohnen. Sie haben mehr Platz als sie brauchen, während ich mich etwas im normalen Leben orientiere. Vielleicht sehe ich zu, ob ich hier einen Schulabschluss machen kann, oder ich versuche wirklich diesen Job bei dieser großen Zaubererdetektei, bei der die Darkclouds arbeiten."
„Was für einen Job?", fragte Tarsuinn verblüfft. Eine Arbeitsstelle für Rica in der Zaubererwelt? Wie sollte das gehen?
„Sie suchen jemanden, der sich mit Gesetzen und der Bürokratie der normalen Welt auskennt und es ihnen lehrt", erklärte Rica lachend. „Übersetzt glaub ich verstanden zu haben, dass sie wissen wollen, wie man sich Ausweise besorgt und anderen Leuten in die Tasche greift."
Tarsuinn konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
„Die wollen wirklich den Bock zum Gärtner machen?"
„Nun mach mal halblang, Kleiner", lachte auch Rica. „Das hilft meinem Selbstverständnis nicht auf die Sprünge. Ich hab nicht viel gelernt, weißt du?"
„Aber he!", sagte Rica, als würde ihr eben etwas einfallen. „Ich könnte ja in der Winkelgasse ein Restaurant aufmachen. Ein Japanisches haben die da sicher noch nie gesehen und du könntest im Sommer da kochen. Du weißt doch, mit der vollen Show."
„Du bist manchmal ziemlich gemein", sagte er und schauderte. Er mochte es nicht, vor Publikum zu kochen. Selbst für Rica und seine Freunde hatte er damit Schwierigkeiten.
„Ich weiß", lachte sie. „Du verdienst das manchmal!"
„Wenn du meinst", nörgelte er. „Dann sollte ich dir nicht verraten, was gleich auf uns zukommt."
Er spürte, wie Rica sich ein wenig reckte.
„Ich seh niemanden, der sich uns nähert", erklärte sie.
„Ich sagte ja auch – was!", lachte Tarsuinn und beugte sich ruckartig nach vorn, so dass er Rica halb über sich drüber zog. Keinen Augenblick zu spät. Es gab einen leisen Knall, dann schrie seine Schwester überrascht auf, als ihr Rücken von einem Augenblick zum anderen mit kaltem Wasser getränkt wurde.
Lachend wandt sich Tarsuinn in ihren Armen.
„Hätte ich dir vielleicht erzählen sollen, dass da oben Toireasa und ihr Opa mit Paragleiter und Wasserbomben ihr Unwesen treiben?", sagte er und bereute es umgehend, denn aus Rache begann sie ihn furchtbar durchzukitzeln und sie sorgte auch dafür, dass er die nächste Wasserbombe abbekam.
„Wunderhübsches Bild, nicht?", fragte ein Mann neben ihr. „Darf ich mich setzen?"
„Aber sicher doch", lächelte sie und flüsterte. „Meister."
„Oh gut", lachte er. „Du wirst besser, Gloria."
Sie war ein wenig geschmeichelt und sah zu einem gut aussehenden Mann in den Vierzigern mit der Sonnebrille auf.
„Sie haben sich schon mal so verwandelt", relativierte sie bescheiden.
„Stimmt ja", sagte er leichthin. „Auch ich bin halt nicht gegen Gewohnheiten und Vorlieben gefeit."
„Haben Sie früher mal so ausgesehen?", erkundigte sich Gloria neugierig.
„Das weiß ich nicht mehr", gestand er. „So ungefähr sah ein Mann aus dem ersten Muggelfilm aus, den ich gesehen habe. Damals begriff ich, dass viele Muggel mit einem bestimmten Aussehen auch bestimmte Eigenschaften verbinden."
„Und was würden Muggel im Moment in Ihnen sehen?"
„Einen vertrauenswürdigen und seriösen Mann. Jemanden, den man alles abkauft."
„In der Zaubererwelt würde man über Sie lachen."
„Ja, aber nur weil sie nicht verstehen. Bin erfreut dich nicht lachen zu sehen und auch, dass du es geschafft hast, dich fast wie eine Muggelfrau zu kleiden."
„Sie baten mich darum. Wobei ich nicht weiß, warum wir uns gerade hier treffen?"
„Ist das nicht offensichtlich?", fragte er. „Du hast doch die ganze Zeit die McNamaras beobachtet, oder?"
„Natürlich. Aber ich weiß nicht warum."
„Kein wirklicher Grund", antwortete er zu ihrem Erstaunen. „Ich wollte nur, dass du das da siehst."
„Aber warum?", verstand sie immer noch nicht.
„Weil diese junge Frau da ein besseres Beispiel für eine Mutter ist, als die meine oder deine."
Gloria dachte eine Weile darüber nach.
„Ich versteh nicht, warum sie das tun", sagte sie ernst und fragte sich, warum er sie immer mit Gewissensprüfungen traktierte.
„Weil unsere Eltern Fehler gemacht haben. Sie haben uns gelehrt, dass wir das Recht haben zu nehmen. Aber sie haben uns niemals beigebracht, dass man auch immer dafür bezahlen muss. Auf die eine oder andere Weise. Es mag vielleicht für eine Weile gut gehen immer nur zu nehmen, aber irgendwann fällt es auf einen zurück."
„Sie meinen, genau wie bei dem Ritual und den Paten, muss man immer auch etwas geben?"
„Ja – und das nicht nur beim Ritual. Das Leben funktioniert allgemein so viel besser. Schau dir die beiden da an. Sie haben mehr verloren, als jemals genommen und trotzdem sind sie glücklich. Kannst du das von dir sagen?"
„In der Vergangenheit sicher nicht", gab sie mit unangenehmen Erinnerungen an ihre eigene Kindheit und Schulzeit zu.
Sie schwieg ein wenig und schaute versonnen auf die McNamaras. Ein wenig neidisch, wie sie zugeben musste. Wie sie so unbritisch herumtollten, so als hätten sie niemals Leid erlebt.
„Ich werde nur einen Mörder oder Schlimmeres als meinen nächsten Ritualpartner akzeptieren", flüsterte sie leise.
Seine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter.
„Noch vor acht Jahren hätte ich dich für diese Erkenntnis verlacht", sagte er und klang, als würde er aus der Vergangenheit sprechen. „Aber heute…"
„Haben Sie Zweifel an dem, was wir tun?", fragte Gloria.
„Nein", sagte er bestimmt nach kurzem Nachdenken. „Aber wir müssen uns immer prüfen. Den Richtigen helfen und die richtigen Spender finden. Die richtigen Ziele verfolgen."
„Aber dann verstehe ich nicht, warum sie wollen, dass ich das neue Gesetz unterstütze?", fragte sie. „Dumbledore hat es klammheimlich Fudge untergeschoben, der gar nicht weiß, um was es da geht und ich habe es auf Ihr Geheiß hin sogar noch verbessert."
„Das herauszufinden, wird dein nächster Schritt sein. Damit brauchst du dich aber erst beschäftigen, wenn du die Geburt deines Kindes hinter dir hast. Ich denke, du wirst in Zukunft sehr beschäftig sein."
Banefactor lächelte Gloria verschmitzt an.
„Ich habe mich gut vorbereitet", erklärte Gloria überzeugt.
„Sag das noch mal, wenn du es im Arm hältst", lachte er.
„Werden sie mich besuchen, wenn es soweit ist?", fragte sie.
„Ich werde am Namenstag da sein, Gloria. Versprochen", lehnte er halb ab. „Aber ich werde die nächste Zeit viel zu tun haben. Wegen ihm da."
Er nickte in Richtung des blinden Jungen.
„Wollten Sie ihn nicht in Ruhe lassen?", fragte Gloria verwundert. Er hatte doch sehr deutlich gemacht, wie wichtig ihm die geistige Stabilität des Jungen war.
„Ihm droht kein Ungemach von mir, Gloria", korrigierte Banefactor ihre Gedanken. „Doch wie du ja weißt, ist Sirius Black aus Askaban ausgebrochen. Wenn das Ministerium ihn nicht innerhalb der nächsten zehn Tage fängt, lässt Fudges beschränkter Intellekt nur eine Maßnahme zu."
„Die Dementoren!", flüsterte Gloria sofort und ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Es war logisch, Fudge wollte Potter beschützen, war aber sicher kaum in der Lage, einen Mann wie Black zu fangen. Also würde er überreagieren und die Dementoren nach Hogwarts schicken.
„Denken Sie, McNamara kann eine Begegnung mit einem Dementor heil überstehen?", fragte sie nachdenklich.
„Schwer zu sagen", kam die Antwort nur verzögert. „Er ist erstaunlich widerstandsfähig gegen Angriffe auf seinen Geist. Trotzdem werde ich versuchen, ein wenig auf ihn aufzupassen."
„Ist das denn nicht auch gefährlich?", gab Gloria zu bedenken. „Sein Wildes Talent…"
„Ich werd mich ihm ganz sicher nicht nähern, wenn du das befürchtest", lächelte ihr Meister. „Aber der Tag wird sicher kommen."
Banefactor stand auf.
„Wir sollten jetzt gehen, bevor der Junge sich seiner Umwelt wieder etwas bewusster ist. Möchtest du, dass ich dich nach Hause begleite?"
„Ich möchte noch etwas hier bleiben, Meister", bat sie höflich und er ging mit einem verstehenden Nicken.
Gloria schaute noch lange Zeit versonnen auf Bruder und Schwester und erst als diese den Park verlassen hatten, erhob sie sich und kehrte langsam in ihr zu Hause zurück. Dabei probierte sie dieses seltsame Gerät namens Taser an einem Mann aus, der versuchte ihr die Handtasche zu entwenden.
Nicht schlecht, dachte sie, als sie an dem zuckenden Körper vorbeiging und ihre Tasche wieder an sich nahm. Limitiert und ungenau, aber nicht schlecht und unauffällig!
Kein magischer Ermittler würde vermuten, dass diesen Muggelabschaum hier eine Hexe angegriffen hatte.
