- Kapitel 2 -

Ein ungeplant hastiger Besuch

Als die Eulen mit den Schulbuchlisten für dieses Schuljahr Tarsuinn und Winona erreichten, war dies eine frohe und traurige Mitteilung zugleich. Froh, weil dies einen Tag in der Winkelgasse versprach, traurig, weil dies das baldige Ende der Ferien einleitete und die Trennung von Rica nötig machte. Trotzdem ließ er sich jetzt nicht mehr die Stimmung verderben. Vor allem da seine beiden Freundinnen ihn ständig von düsteren Gedanken ablenkten. Es war schön bei den Darkclouds zu leben und dass Toireasa's Großeltern auch in London – oder zumindest in der Nähe davon – wohnten, machte die Sache noch besser. Dazu kam auch noch, dass Toireasa's Großvater – der alte Mann bestand darauf Samuel und nicht Mr Keary genannt zu werden – den Spieltrieb eines kleinen Jungen hatte. Ständig zog er mit ihnen durch die Gegend und verzapfte den verrücktesten Unsinn. Sogar in den Paragleiter nahm er nicht nur Toireasa mit. Das mochte zwar furchtbar gefährlich klingen, doch das war es überhaupt nicht, da in den Flügeln dieselben Zauber eingewirkt waren, wie man sie auch für Rennbesen verwendete. Samuel betonte zwar immer wieder, die Zauber wären nur im Notfall aktiv, aber Tarsuinn glaubte irgendwie nicht daran. Egal wie verrückt der alte Mann war, heimlich war er ein Sicherheitsfanatiker. Seine Wasserbomben platzten zum Beispiel niemals beim Aufschlag, sondern immer gut einen Meter vor oder über dem Opfer.

Und so kam es auch, dass Darkclouds, Kearys und McNamaras als gemeinschaftliche Plage, eine Woche vor Schulbeginn, in der Winkelgasse einfielen.

Das Erste was erledigt werden musste, war natürlich das Füllen der Taschen mit Geld. Außerdem gab Tarsuinn seinen Verließschlüssel an Rica. Jetzt, da sie bei ihm bleiben würde, war dies nur logisch, auch wenn damit einige unvernünftige Besorgungen seinerseits so unmöglich wurden. Im Endeffekt war er aber froh, die Verantwortung für das viele Gold los zu sein.

Sobald sie jedoch wieder in der Gasse zurück waren, bedauerte er dies auch schon wieder. Rica weigerte sich ultimativ ihm einen Besen zu kaufen, egal wie sehr der eine da bei seiner Berührung zu vibrieren begann. Dabei hatte er gar keine so großen Wünsche gehabt, wie die beiden Mädchen, welche sich für einen Rennbesen namens Feuerblitz begeisterten. Ein gebrauchter Nimbus 2000 war doch sicher nicht zuviel verlangt, oder?

Anscheinend doch, denn am Ende erbettelte Winona sich seinen Nimbus und Toireasa bekam von ihren vier Großeltern einen der neuen Sauberwischs geschenkt. So schwer es fiel, er gönnte es ihnen beiden und sie versprachen – heimlich natürlich – ihn mitfliegen zu lassen, wann immer er es wünschte.

Danach erst machten sie einen ausgiebigen Einkaufszug durch die Winkelgasse, auf der Suche nach ihrem Schulzeug. Ihre Wege trennten sich nur kurz, als die Mädchen die Bücher kauften, weil er den Krach bei Flourish & Blotts immer noch nicht ertragen konnte. Dafür besorgte er alle Zaubertrankzutaten und da er an die zu erwartenden Strafaufgaben von Snape dachte, gleich eine ganze Menge davon.

Das dauerte bis Nachmittag und die Sonne warf schon lange kühle Schatten in die Gasse, als Winona, Toireasa und er bei Fortescues Eissalon eine lange, süße Pause machten. Die Erwachsenen hatten sich abgesetzt, um Rica etwas Besonderes zu zeigen, was nichts für Kinderaugen war. Tarsuinn's neugieriger Einwand, dass er dann ja mitkommen könnte, wurde jedoch gnadenlos abgeschmettert. Aber Eis war auch nicht schlecht und die bestellten Portionen konnte man durchaus als gigantisch bezeichnen.

„Schaut mal, da ist Oliver Wood", flüsterte Toireasa und ihre Stimme klang ein wenig verschämt. „Der Hüter des Gryffindorteams."

„Der ist doch egal", meinte Winona abwertend. „Der neben ihm am Tisch ist Harry Potter. Ihr wisst schon, Der Junge der lebt."

„Der ist nur Sucher", wehrte Toireasa den Jungen ab. „Oliver ist Hüter, Kapitän, der beste Spieler derzeit in Hogwarts und er sieht wirklich gut aus."

„Der Sucher ist viel wichtiger fürs Spiel!"

„Aber er gehört nicht wirklich zum Team!"

„Außerdem ist Cedric hübscher."

„Du meinst diese Huffelpuff-Nase?", schnaubte Toireasa. „Der ist doch ein wenig dumpf."

„Meine Mutter sagt, alle Männer sollten so sein", entgegnete Winona. „Dann gäbe es weniger Probleme auf der Welt."

Tarsuinn räusperte sich vernehmlich.

„Anwesende ausgenommen", beeilte Winona sich lachend zu versichern.

„Ich würde gern mal mit Wood sprechen", gestand Toireasa. „Ihr wisst ja, wie gern ich Hüter wäre. Er weiß bestimmt ne Menge."

„Wenn du rüber gehst, kannst du gleich mal feststellen, ob Potter wirklich so arrogant ist, wie Ian immer behauptet", flüsterte Winona.

„Ich geh doch nicht hin und spreche die beiden an", entgegnete Toireasa entsetzt. „Gryffindors reden doch nicht mit einer von Slytherin."

„Woher sollen sie wissen, dass du Slytherin bist?", fragte Winona. „Ich bezweifle, dass denen Erstklässler auffallen und wir haben unsere Schuluniformen nicht an."

„Ich trau mich trotzdem nicht", verneinte Toireasa. „Ich weiß genau, wenn sie mich anstarren, kann ich nur noch stottern. Und was soll ich überhaupt sagen?"

„Frag Wood doch, ob er nicht ein paar Tipps für eine angehende Hüterin hat?", schlug Tarsuinn lächelnd vor. „Er redet eh seit einer halben Stunde ohne Unterlass über Quidditch. Da passt du doch hervorragend zu."

„Naja…?", zweifelte Toireasa noch immer mit Angst vor der eigenen Courage.

„…und nimm doch die Anstifterin mit", fuhr Tarsuinn fort. „Als moralische Unterstützung, wo sie doch Harry Potter selbst kennen lernen will."

Das kurze Schweigen daraufhin, ließ ihn vermuten, dass die Mädchen sich gerade an ihm vorbei ansahen.

„Was ist mit dir?", fragte Winona lauernd.

Tarsuinn konnte nur fies grinsen.

„Ich habe kein Interesse an den beiden", erwiderte er. „Ich bleib hier, esse Eis und höre zu, wie ihr euch blamiert."

„Verräter!", urteilte Toireasa.

„Sadist!", fügte Winona ihre Meinung hinzu.

„Feiglinge", lachte er zur Antwort.

„Los Toireasa, dem zeigen wir's", forderte Winona das andere Mädchen auf und erhob sich. Zögerlich gefolgt von dem Slytherin-Mädchen.

„Sowas ist gemein von dir", flüsterte sie ihm im Weggehen zu.

Er antworte nicht darauf, sondern genoss lächelnd ihre Ansprechversuche, als die beiden Wood und Potter erreichten.

„Ähem…"

„…hallo…"

„…wir wollten fragen…"

„…wegen Quidditch…"

„…dein Manöver in dem letzten Spiel…"

„…ich will auch Hüter werden…"

„…sie will ein paar Tipps und naja…"

„…ich bin übrigens Toireasa und das ist Winona…"

„…könnten wir…"

„…wir gehen dann mal lieber…"

„Ihr könnt euch auch zu uns setzen", erklärte die Stimme, die zu Wood gehörte. „Ich helf doch gern."

Das lief doch ganz gut und genau darauf hatte Tarsuinn gehofft. Er lauschte noch fünf Minuten, dann schrieb er auf einen kleinen Zettel ein – Bin gleich zurück – legte zwei Sickel auf den Tisch, rief Tikki und schlich sich davon.

„Ich will jetzt zu Tante Glenn", flüsterte er der Mungodame zu und da sie das gestern schon geklärt hatten, gab es keine Diskussion mehr darüber.

Nahe der Nocturnegasse, warf er sich einen verschlissenen Umhang über, den er sich von den Arbeitsklamotten von Mr Darkcloud sich – ähem – geborgt hatte, verbarg Tikki darunter und zog die Kapuze über seinen Kopf und das Gesicht.

Er hatte kaum die ersten Stufen hinter sich gebracht, als eine bekannte, kalte Stimme ihn zum stolpern brachte.

„Ich bin mir sicher", verkündete die Stimme Lucius Malfoy leise. „Vertrauen Sie mir Dawlish!"

„Mag sein, dass sie diese Wesen noch beherbergt", sagte ein anderer Mann zweifelnd, der wahrscheinlich Dawlish war. „Aber ich sehe keine Verbindung von ihr zu Black."

„Wenn Sie ihr Geschäft näher unter die Lupe nehmen, werden Sie es selbst erkennen. McNair kümmert sich um die Hauselfen und Sie um die Glenndary. Nur zur Vorsicht, falls sie sich weigert das Recht zu akzeptieren. Vergessen Sie nicht, wer sie mal war!"

Tarsuinn lief, so schnell es sein Tastsinn zuließ.

„Es gab nie Beweise gegen diese Frau", zweifelte Dawlish noch immer.

„Man hat sie mehrmals in Begleitung der Verurteilten gesehen", mischte sich eine tiefe Stimme ein, die eine ähnliche Gefühlskälte aufwies, wie die von Malfoy. „Sie hat schon zwei Jahre in Askaban zugebracht, weil sie Mörder fahrlässig nicht an der Flucht gehindert hat. Jemand der so was tut, der gewährt auch Leuten wie Black Unterschlupf!"

„Außerdem, was ist, wenn wir Black wirklich bei ihr finden und Sie ihn als Vertreter des Ministeriums festnehmen", köderte Malfoy.

„Der Minister wäre hocherfreut", fand auch der Mann namens McNair.

„Mag sein", stimmte nun auch Dawlish zu, klang aber wenig begeistert.

Inzwischen war Tarsuinn fast außer Hörweite gehastet. Nur ein scheinheiliges: „Wo müssen wir jetzt lang", von Malfoy hörte er noch recht deutlich. Der Mann wusste genau, wo er hin musste. Anscheinend konnte er das nur nicht zugeben. Tarsuinn hoffte, das würde ihm etwas Zeit verschaffen.

Innerlich betete er für sein Gedächtnis. Er war diesen Weg erst einmal gegangen und das war schon fast genau ein Jahr her. Selbst für ihn war das nicht einfach und die ganze Zeit über lenkte ihn die Frage ab, ob er überhaupt das Richtige tat.

Die Nocturnegasse war erstaunlich leer und ruhig, nur an einigen Ecken hörte er geflüsterte Worte.

„Ein Auror ist hier… Zu wem der wohl will…? Wer Streit mit Malfoy hat, sollte vorsichtig sein."

Er hastete in den Laden und ein überraschtes – Tarsuinn! – sagte ihm, dass er die richtige Tür erwischt hatte.

„Du musst hier weg, Tante Glenn", sagte er, fast außer Atem vom Laufen.

„Warum sollte ich? Und du solltest eigentlich nicht hier…"

„Malfoy, ein Auror und noch so ein Typ wollen zu dir und irgendein Urteil vollstrecken", unterbrach er sie hektisch. „Sie glauben, du versteckst hier einen Black und ein paar Mörder!"

Sie keuchte geschockt auf.

„Du musst hier weg. Schnell!", drängte Tarsuinn und wusste nicht, warum er sich eigentlich so um sie sorgte.

„Verfluchter Malfoy", fand Tante Glenn endlich ihre Stimme wieder. „Er muss das mit der Stillen Klinge mitbekommen haben. Dieser rachsüchtige Aasgeier! Zic! Zac! Ihr wisst was das bedeutet. Nehmt das Wichtigste mit. Wir treffen uns am vereinbarten Treffpunkt."

„Ja, Meisterin", sagten zwei Piepsstimmen gleichzeitig und Tarsuinn hörte emsiges Tippeln.

„Ich bring dich rauf in die Winkelgasse", fuhr Tante Glenn fort.

„Nein!", widersprach er energisch. „Du musst jetzt gehen. Ich komm schon allein zurück. Solange der Auror hier ist, ist die Nocturnegasse ungefährlich."

„Mag sein", gab sie zögerlich zu. „Aber niemand darf dich in der Nähe sehen. Hier unten verrät dich jeder für'n Sickel."

„Hau endlich ab", bat er verzweifelt.

„Okay, gut", entgegnete Tante Glenn und verfiel plötzlich in Hektik, als hätte sie erst jetzt begriffen, in welcher Gefahr sie schwebte. Sie drückte ihm plötzlich ein kleines Bündel in die Hand.

„Gib das Dumbledore und jetzt raus mit dir!"

Sie schob ihn nicht zur Tür, sondern in das Hinterzimmer, warf einige Dinge beiseite und dann öffnete sie eine Tür für ihn.

„Immer den Gang entlang kriechen, dann rechts, drei Seitengänge gerade aus, links, rechts Treppe hoch und du bis in der Winkelgasse. Beeil dich."

An der Vordertür des Ladens klopfte es heftig. Tarsuinn ließ Tikki frei und vorauslaufen. Ihn selbst drängte Tante Glenn in den flachen Gang, schloss die Tür hinter ihm und dann hörte er, wie sie Dinge vor die Tür warf. Dann splitterte Holz und nur Augenblicke später hörte er den Knall, den er inzwischen mit Apparieren verband.

Schnell kroch er weg. Er konnte nur hoffen, dass Tante Glenn noch rechtzeitig abgehauen war. Trotz des Apparierens konnte man Flüchtige immer noch verfolgen, wenn man wusste wie. Zumindest hatten das die Darkclouds behauptet, die es schließlich wissen mussten. Früher waren die mal Polizisten gewesen und neuerdings und unfreiwillig Privatdetektive. Viel erzählten sie zwar nicht von ihrer Arbeit, aber ein paar kleine Infos waren immer drin.

Tarsuinn erreichte aufatmend das Ende des Ganges, stieß ein Gitter beiseite und lief Tikki hinterher, die sich in der Aufregung besser an den Weg erinnerte als er selbst.

Erst jetzt wurde ihm klar, in was für Problemen er steckte, sollte man ihn erwischen. Wenn es stimmte, was er gehört hatte, dann hatte man Tante Glenn für das fahrlässige Entkommenlassen von zwei Mördern(?) zu zwei Jahren Askaban verdonnert und dort sollte es alles andere als nett sein. Er hatte nun anscheinend, aus einem Gefühl heraus, genau das Gleiche getan oder schlimmer noch – er hatte aktiv geholfen.

Schickten die auch Kinder nach Askaban? Tarsuinn hatte kein Interesse es herauszufinden. Er stieg gerade über einen Müllberg, als eine hagere, aber kräftige Hand ihn an seinen Knöcheln packte.

„Eine Spende für einen Ausgebrannten", röchelte eine Stimme. „Gib Unglücklichen einen Knut und das Glück wird dich begleiten."

Tarsuinn fiel auf die Nase und versuchte sich sofort wieder aufzurappeln. Doch die Hand hinderte ihn daran. Er drängte die aufkeimende Panik in sich zurück und zwang sein Gehirn logisch zu denken. Mit zittrigen Händen tastete er nach seinem Geldbeutel, fingerte eine Galeone hervor und drückte sie gegen die knorrige Hand an seinem Knöchel.

„Glück und Schweigen?", verlangte er leise zu wissen.

„Glück und Schweigen", bestätigte die schwache Stimme, ließ ihn los und nahm das Goldstück.

„Und den Dank eines alten Zauberers", fügte der Mann erstaunt hinzu. „Wie lautet Euer Name, werter Herr."

Tarsuinn antwortete nicht und war schon längst weitergelaufen. Zwei Ecken später erreichte er hinter Tikki die Treppe rauf zur Winkelgasse, stopfte den Umhang zurück in seine Tasche und versuchte dann so unauffällig wie möglich in die Winkelgasse zurückzukehren.

So schlenderte er wieder zurück zu Fortescues Eissalon und wurde schon aus weiter Entfernung entdeckt.

„Wo bist du gewesen?", fragte Winona vorwurfsvoll.

„Das würde ich auch gern wissen", pflichtete Toireasa eher misstrauisch bei.

„Na auf Toilette, wo denn sonst?", log Tarsuinn. „Das viele Eis. Ihr versteht? Ich dachte nicht, dass ihr mich dahin begleiten wollt."

„Ach und deshalb bist du so schmutzig um die Knie?", zweifelte Winona.

Es war nicht unbedingt schön eine Freundin zu haben, deren Eltern sie anhielten zu beobachten und logisch zu denken. Mädchen sollten sich doch mit Puppen beschäftigen.

„Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, bin ich nicht perfekter in Sachen Fortbewegung, als selbst Leute die sehen können", entgegnete er ein wenig verletzt.

„Aber du bist perfekt, wenn es ums Lügen geht", unterstellte Toireasa. „Ich bin kurz davor, dir das wirklich abzukaufen."

„Vertraut mir einfach", stöhnte er leise. „Und wenn jemand fragt, war ich auf Toilette. Okay?"

Tante Glenns Bündel wog schwerer als zuvor in seiner Tasche. Er wollte die beiden Mädchen da nicht mit hineinziehen.

„Na wenn es sein muss", zischte Winona und zog ihn wieder auf den Stuhl. „Aber wenn du wieder in der Nocturnegasse warst – und das ohne mich – dann kündige ich dir Vergeltung an."

„Wieder?", erkundigte sich Toireasa interessiert.

„Lange Geschichte", erklärte Tarsuinn. „Ich war nur einmal letztes Jahr da."

„Und?", fragte Toireasa weiter.

„Nichts und", wehrte Tarsuinn ab. „Ich war neu, verwirrt und völlig naiv. Aber ich hab dort meinen Zauberstab gefunden."

„Den, den Dumbledore nicht anfassen darf?", hakte sie leise nach.

„Genau den!", flüsterte Tarsuinn. „Was übrigens das falsche Thema mitten in der Winkelgasse ist."

„Verstehe", sagte Toireasa. „Belassen wir es dabei."

„Wie war euer Gespräch mit Wood und Potter?", lenkte Tarsuinn das Gespräch auf etwas Unverfängliches.

„Harry ist anders, als man in Slytherin allgemein sagt und Oliver ist richtig nett", verkündete Toireasa gleich begeistert. „Er hat mir sogar erzählt, dass er damals heimlich das Auswahltraining für Slytherin ausspioniert hat."

„Und?", wollte Tarsuinn wissen. „Was hielt er davon."

Toireasa antwortete nicht, sondern druckste etwas herum.

„Er war froh, dass Toireasa nicht Sucher geworden ist", erklärte Winona lachend und erklärte damit Toireasa's Verlegenheit. Das Urteil von Oliver Wood schien ihr einiges zu bedeuten."

„Na das muss doch herunter gegangen sein wie Öl", freute sich Tarsuinn für das Mädchen. „Ein Lob aus berufenem Munde sozusagen."

„Naja", kommentierte diese traurig. „Nur schade, dass ich nie ins Team kommen werde."

„Aber wolltest du nicht versuchen das Haus zu wechseln?", fragte Winona. „Bei uns hättest du sicher eine faire Chance."

„Ach, das sind Wunschträume", wehrte Toireasa ab. „Ich hab die halben Ferien mit der Suche nach einer Möglichkeit verbracht. Aber da ist nichts. Kein Schlupfloch. Kein Präzedenzfall. Nichts. Alle, die es versucht haben, sind gescheitert. Und zwei hat man aus ihrem Haus und Hogwarts geworfen. Ich denke, vielleicht ist das den Versuch dann doch nicht wert."

„Ich hab dich auch lieber in Hogwarts", kommentierte Tarsuinn. „Selbst in Slytherin."

„Außerdem ist nicht alles aus Slytherin mies, wie wir ja wissen", fügte Winona überzeugend hinzu. „Du, dein Großvater Holt, dieser Vertrauensschüler von dem du erzählt hast und die, welche auf Tarsuinn's Geburtstagsparty mitgemacht haben. Und dein Vater nicht zu vergessen."

„Ich glaube nicht, dass mein Vater hundertprozentig zu den Guten zählten", murmelte Toireasa fast unhörbar. Tarsuinn bezweifelte, dass Winona das hatte verstehen können.

„Ich find ja auch, dass es momentan das Risiko noch nicht wert ist", sagte Toireasa lauter. „Aber als Möglichkeit lass ich es mir. Vielleicht finde ich ja noch einen sicheren Weg."

„Viel Erfolg, wir helfen so gut wir können", versprach Winona. „Selbst wenn du dann in Hufflepuff landest."

„Was heißt hier – selbst wenn!", lachte Toireasa. „Dann wäre ich in der Nähe deines Cedrics."

„Ähem, Toireasa!", kicherte Winona. „Wenn du raus findest wie man nach Hufflepuff kommt, sagst du es mir dann?"

„Versprochen!"

Die Mädchen frotzelten noch eine ganze Weile so herum, doch Tarsuinn war nicht so richtig bei der Sache. Drei Männer kamen die Gasse entlang und seine Ohren begleiteten diese.

„Ihre Flucht ist ein Schuldeingeständnis", sagte Malfoy gerade energisch.

„Es ist auch möglich, dass sie nur nicht da war", erwiderte Dawlish. „Ich werde jemanden schicken der den Laden beobachtet."

„Nur beobachten?", brummte McNair böse.

„Ich habe nichts gesehen, was ihren Verdacht bestätigt", entgegnete Dawlish und fühlte sich offensichtlich recht unwohl dabei. „Mr Malfoy, bitte verzeihen Sie, aber wir haben keine Hauselfenunterkunft gefunden, keine illegalen Waren, keinen Black und kein Anzeichen einer Flucht."

„Und was ist mit der rennenden Gestalt, die einige gesehen haben? Was ist mit diesem Fluchttunnel?", fragte Malfoy zischend.

„Seit Dem-dessen-Name-nicht-genannt-wird haben viele Familien eine heimliche Fluchtmöglichkeit in ihrem Heim vorgesehen", erwiderte Dawlish vernünftig. „Sie sicher auch, Mr Malfoy."

„Heutzutage braucht ein ehrlicher Bürger so etwas nicht", erwiderte Malfoy arrogant und mit einer Falschheit in seiner Stimme, die Tarsuinn wütend machte. Der Mann spielte mit dem Leben von anderen Leuten und in diesem speziellen Fall, versuchte er jemanden ans Messer zu liefern, den Tarsuinn mochte. Tikki stimmte seiner Einschätzung des Charakters von diesem Mann vorbehaltlos zu. Sie brummte bösartig, als dieser sie nur ein paar Schritte entfernt passierte. Glücklicherweise beachtete Malfoy sie nicht.

„Wenn ein Mann wie Black frei herum läuft, kann ich mir vorstellen, dass es viele beruhigt, solche Vorkehrungen getroffen zu haben", sagte Dawlish und klang sehr besorgt.

„Wenn der Minister meinem Rat folgt, dann wird er bald wieder eingefangen sein."

„Wenn Sie dies sagen, Mr Malfoy. Ich hingegen bin von der Wahl dieser Mittel nicht unbedingt begeistert", entgegnete Dawlish.

„Man darf bei solchen ernsten Sachen keine Skrupel haben", fand Malfoy.

Tarsuinn konnte ein Naserümpfen nicht mehr unterdrücken.

„Dieser kalte …", fluchte er und verfiel dann in ein Mischmasch aus japanischen und chinesischen Schimpfwörtern. Dies jedoch nicht, um wenigsten den Anstand zu waren, sondern weil er mehr passende Worte in dieser Sprache kannte. Winona war zwar auf dem besten Weg seinen Wortschatz in dieser Beziehung gehörig aufzumöbeln, aber es war schwer, alte Gewohnheiten abzulegen.

Erst zu spät fiel ihm auf, dass die Mädchen verstummt waren.

„Was?", fragte er neugierig.

„Auf wen bezog sich das denn eben?", fragte Toireasa leicht entsetzt, obwohl sie nur das erste Schimpfwort verstanden haben konnte.

„Lucius Malfoy", entgegnete Tarsuinn und spürte wie er rot wurde. „Ich hasse ihn!"

„Da hast du durchaus recht", pflichtete ihm Toireasa zu seinem Erstaunen bei. „Er ist die Pest. Der denkt doch die ganze Welt sollte nach seiner Pfeife tanzen. Dieser arrogante…"

Nicht nur Tarsuinn schien von Winona Schimpfwörter zu lernen. Er lehnte sich begeistert zurück und fühlte sich einfach nur wohl.