- Kapitel 13 -

Patsy, die Entbehrliche

War Tarsuinn ein Sadist?

Manchmal fühlte er sich so. Und er genoss es sogar ein wenig.

Dabei machte er das nicht unbedingt absichtlich. Es war ihm klar, dass Toireasa und Winona sich Gedanken über seinen plötzlichen Optimismus machten. Er hatte stundenlang versucht sich Worte zu überlegen, mit denen er alles erklären konnte, doch das schaffte er einfach nicht. Soviel wollte er einfach von sich nicht preisgeben.

Es hätte bedeutet, dass er ihnen von seinen ganzen Ängsten hätte erzählen müssen.

Eigentlich hatte er ja erwartet, dass nach der Genesung von Rica alles viel einfacher für ihn werden würde – allgemein und hier in Hogwarts – doch das Gegenteil war eingetreten. Inzwischen verstand er auch wieso. Noch vor einem Jahr war ihm nur seine Schwester wichtig gewesen. Alles andere war dagegen verblasst. Hogwarts, Magie, Freunde, der eigene Tod.

Doch seitdem er Rica in Sicherheit wusste, hatte sich alles verändert, wobei er das zunächst nicht bemerkt hatte.

Tarsuinn hatte viel zu viel Zeit gehabt, um sich mit seinen Träumen zu beschäftigen und in sich hineinzuhören. Er hatte sich darum gesorgt, was seine Freunde von ihm dachten, wie es seinen Einhörnern ging, wie sehr er die Dementoren hasste und Snape fürchtete.

Und alles nur aus einem Grund.

Das Leben war plötzlich lebenswert für ihn geworden und in ihm hatten sich die Angst aufgestaut, er könne alles wieder verlieren. Er hatte nicht gelernt damit umzugehen.

Dazu kam auch noch, dass er jetzt in einer Welt lebte, in der Rica ihm nicht so wie früher helfen konnte. Natürlich war sie noch immer für ihn da, doch wenn er ihr die Probleme schilderte, die er mit dem Zaubern hatte, dann konnte sie ihm nur allgemein gut zusprechen. Praktische Hilfe, wie bei Chemie, Physik oder Mathematik konnte sie ihm nicht mehr geben. Er war nun größtenteils auf sich selbst gestellt und völlig überfordert, es allen recht zu machen.

Doch dann hatte ihn die Erkenntnis wie ein Holzhammer getroffen. Ironischerweise hatte ihm Professor Snape die Augen geöffnet und diese Erkenntnis ließ ihn noch immer grinsen, sobald er daran dachte.

Professor Snape mochte Tarsuinn!

Na gut – eventuell beschützte der Professor ihn auch nur, aber selbst das gab ihm ein erstaunliches Gefühl der Sicherheit.

Klar war es ihm geworden, als William den Brief vorgelesen hatte. Die ganze Zeit über hatte er daran denken müssen, dass der Test eigentlich völlig überflüssig war. Schließlich hatte er zweimal ernsthaft versucht, den Professor umzubringen. Wenn das Ministerium davon erfahren hätte, dann wäre Tarsuinn sicher schon längst weggesperrt worden. Dass sie es offensichtlich nicht wussten, war für ihn ein Knackpunkt. Seine Angst vor dem Professor, die ihn seit den Sommerferien verfolgte, war fast verschwunden und dann hatte er plötzlich den geistigen Freiraum gehabt, um über seine anderen Probleme nachzudenken.

Was interessierte ihn eigentlich, was die Slytherins von ihm dachten?

Warum Angst vor dem Ministerium haben, wenn diese Leute gerade das von ihm erwarteten?

Und die Dementoren? Ein schwacher Abklatsch relativ zu seinen Träumen! Das mochte zwar an dem Geschenk des Einhorns liegen, aber warum sich Sorgen machen, wenn man widerstehen konnte.

Und so hatte er intern alle seine Ängste analysiert und ihnen Prioritäten zugewiesen. Das mochte zwar unlogisch klingen, aber im Endeffekt befreite es ihn von vielen Lasten.

Ein wenig beklemmend war es schon, jetzt auf sein früheres Ich zurückzusehen. Zum Beispiel war ihm klar geworden, wie egal ihm das Leben und die Nöte der Anamis gewesen waren. Das bedeutete nicht, dass er Großvater und Enkelin nicht gemocht hätte, aber er hatte nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, wie groß die finanzielle Belastung für die beiden durch Rica und ihn gewesen sein musste. Ihre Hilfe im Restaurant konnte kaum geholfen haben, zumindest als Tarsuinn noch klein gewesen war.

Erneut musste er lächeln.

Ryu-san hatte Tarsuinn fast nie für seine Kochkunst gelobt, ihn dabei für jeden kleinen Fehler gescholten, ohne ihm jemals etwas Böses anzutun. Es hatte Tarsuinn jedoch schwer verletzt und nur Ricas Erklärung hatte ihm ein wenig darüber hinweg geholfen. Ihren Worten nach war der alte japanische Mann in dem Glauben aufgewachsen, dass Rundaugen minderwertig wären und er nun durch einen kleinen Jungen gezeigt bekäme, dass dem nicht so wäre. Allein, dass Ryu-san mit Tarsuinn immer wieder seine Geheimnisse der Kochkunst teilte und ihn antrieb sich zu verbessern, zeigte doch, wie sehr der alte Mann Tarsuinn mochte.

Irgendwie war Ryu-san in seinen Methoden Professor Snape nicht unähnlich gewesen – nur freundlicher halt.

Bedeutete das, dass Snape ihn sehr mochte?

Tarsuinn biss sich kichernd auf die Faust.

Wenn Snape wie Ryu-san der Ansicht war, dass Schüler nur mit Tadel und Forderungen zu höchsten Leistungen anzutreiben waren, dann liebte der Professor seine Schüler sehr und Tarsuinn besonders.

Was bedeutete das dann aber im Umkehrschluss?

Hasste Snape alle Slytherins und wünschte nicht, dass diese etwas lernten? Immerhin lobte er sie ständig, bewertete sie mit gut und erließ ihnen häufig die Hausaufgaben! Sie mussten weniger lernen und sich weniger anstrengen, wurden sie damit nicht faul und fielen hinter die anderen drei Häuser zurück?

Inzwischen verbarg Tarsuinn sein Kichern im Umhang.

Das war sicher auch der Grund, warum Snape den Slytherins immer so viele Pluspunkte gab und den anderen Häusern Punkte abzog. Man strengte sich besonders an, um Snape für seine Ungerechtigkeit eine reinzuwürgen und dabei ging es immer darum Slytherin zu schlagen, weil diese bevorzugt wurden, während alle anderen in der Benachteiligung vereint waren. Professor Snape war ein unglaublicher Lehrer. Im Prinzip hatte er es geschafft, drei Häuser gegen Slytherin zu einen. Und das völlig unauffällig, ohne dass jemand etwas merkte – eventuell war selbst Professor Snape seine Genialität nicht klar!

Ob Tarsuinn ihn darauf hinweisen sollte?

Die Vorstellung schüttelte ihn vor Lachen, sodass Tikki in seiner Kapuze aufwachte und einen müden Tadel von sich gab. Tarsuinn nahm sie vorsichtig in seine Arme und streichelte sie, bis die Geräusche von Tikki tief zufrieden klangen.

„Heh, Penelope", rief er quer durch den Gemeinschaftsraum. „Tikki hat Hunger! Wann dürfen wir endlich raus hier und was essen."

„Professor Flitwick hat um sieben Uhr gesagt", erwiderte die Schulsprecherin müde. Das Mädchen hatte schon um fünf Uhr morgens aufstehen müssen, um die Wache an der Tür zu übernehmen und war ein wenig ungnädig, weil Tarsuinn jetzt schon zum dritten Mal nervte.

„Aber es ist doch schon sieben!", erklärte er und grinste unverschämt.

„Es ist zehn vor!"

„Ach, wahrscheinlich geht deine Uhr einfach falsch. Sie tickt viel zu langsam!"

„Deine Behauptung, ich hätte noch nicht auf Sommerzeit umgestellt war schon dämlich. Aber die jetzt schlägt alles", warf ihm das Mädchen vor, klang aber schon ein wenig freundlicher.

„Sieh es mal so, ich schule deine Fähigkeiten Schwachsinn zu erkennen und diplomatisch zu bekämpfen", lachte Tarsuinn und ging auf das Mädchen zu.

„Du raubst mir und den Vertrauensschülern den Schlaf", warf sie ihm vor. „Im Grunde sitzen wir doch fast nur wegen dir hier und schieben Wache."

„Und das macht ihr wirklich hervorragend!", lobte Tarsuinn. „Ich hatte keine Chance."

„Diese Aussage ist purer Hohn!", unterstellte ihm Penelope. Nicht ganz zu Unrecht.

Tarsuinn setzte sich grinsend in ihre Nähe.

„Da ich heute gar nicht raus wollte – yep!", meinte er.

„Ich hatte eigentlich gedacht, dieses Jahr würdest du dich mehr vorsehen", tadelte Penelope und klang furchtbar erwachsen. „Man hat mir von deinem Ausraster am Freitag berichtet."

„Ein Ausraster sieht aber anders aus", korrigierte Tarsuinn.

„Das ist kein Grund, stolz darauf zu sein", redete sie ihm ins Gewissen. „Du hast Snape die Möglichkeit gegeben, dir zwanzig Punkte abzuziehen!"

„Das ist nur seine Art mir zu zeigen, dass er mich sehr mag", sagte Tarsuinn voller Überzeugung.

„Was!", entfuhr es Penelope entsetzt. „Das ist nicht dein Ernst!"

„Doch, ist es!", entgegnete er und lachte laut angesichts ihres Tonfalls. „Und jetzt sei nicht neidisch, weil ich diese epochale Erkenntnis vor dir erlangt habe."

„Du hast doch nicht mehr alle Zutaten im Tränkeschrank!", warf sie ihm vor, doch zum ersten Mal heute, klang ein wenig Belustigung in ihrer Stimme mit.

„Abwarten", meinte Tarsuinn. „Laut meiner Theorie muss ich nur dafür sorgen, dass Snape mich hasst und schon bekomme ich keine Punkte mehr abgezogen."

„Du hast doch nicht etwa vor diese Theorie zu testen, oder?", fragte Penelope ein wenig unsicher, so als wüsste sie nicht, ob Tarsuinns Scherz ernst gemeint war.

„Das wäre doch sicher ein interessantes Projekt", fand er. „Meinst du nicht?"

„Es wäre einfach nur beknackt", urteilte sie entschieden und versuchte es dann mit Vernunft. „Komm schon. Du bist doch eigentlich ein kluger Junge. Willst du nicht einfach mal versuchen, deine Tage in Hogwarts ruhig und ohne Stress zu verbringen?"

„Glaub mir, das habe ich versucht", versicherte Tarsuinn und sein Lächeln verrutschte ein kleines Stück. „Aber der Rest der Welt wünscht mir eine interessante Zeit und da kann ich kaum etwas gegen machen."

„Vielleicht hörst du einfach mal nur auf deine Wünsche?"

„Der Hauspokal zählt nicht dazu", erklärte Tarsuinn und kämpfte, bei dem Gedanken an seinen unerfüllbaren Wunsch nach Sehkraft, die aufsteigende Trauer zurück. So wie es war, war es gut.

„Ich würde ihn aber gern gewinnen. Es ist mein letztes Jahr."

Tarsuinn sagte dazu nichts. Er gönnte Penelope diese Hoffnung und er wollte auch nicht absichtlich dagegen arbeiten, aber er würde diesem Pokal keine Priorität zuweisen.

„Sag was dazu!", forderte sie.

„Dass du nicht wetten solltest und es endlich Zeit zum Frühstücken ist", erwiderte Tarsuinn und ging zum Ausgang.

„Kommst du?", fragte er freundlich.

„Ja, ja!", maulte sie ein wenig. „Aber verrate mir, hältst du es nicht für lächerlich mit einem Teddy herumzulaufen?"

Tarsuinn, der Tikki auf dem Arm trug, fühlte kurz nach dem Stofftier in seiner Kapuze.

„Man kann nie genug Freunde haben", erklärte er verschmitzt. „Denkst du nicht auch?"

„Das sind die ersten intelligenten Worte, die du seit langem von dir gibst", erwiderte das große Mädchen freundlich, trat neben ihn, legte ihre Hand auf seine Schulter und führte ihn dann hinunter zur Großen Halle.

Normalerweise war der Montag, nebst dem Freitag, Tarsuinns Horrortag in Hogwarts, denn an diesen beiden Tagen hatte er jeweils Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Zaubertränke und Wahrsagen. An diesem Tag jedoch, war alles ein wenig anders. Oder besser, er selbst war anders.

Im Unterricht bei Professor Lupin versuchte er sich an einem Rheuma-Fluch, war aber so gut drauf, dass Winona lachend zusammenbrach. Und das, obwohl er eigentlich alles richtig gemacht hatte. Ein schmerzhafter Stich im Arm dabei, ließ in ihm jedoch auch die Überzeugung reifen, dass er schon den richtigen Fluch zu den passenden Worten erzeugen sollte. Aber trotzdem verbuchte er den Unterricht als Erfolg. Vor allem da er bemerkt hatte, dass keiner der Slytherins es auch nur wagte, sich in seine Nähe zu begeben. Man konnte fast meinen, die hätten Angst vor ihm. Ein Zustand, der gar nicht so unangenehm war.

Am Ende blieb er noch eine Minute, um mit Professor Lupin zu sprechen.

„Professor?", fragte er höflich den wieder genesenen Mann, der jedoch immer noch etwas schwach klang. Wahrscheinlich hatte er zu früh den Unterricht wieder aufgenommen.

„Ja, Tarsuinn?", fragte der Angesprochene freundlich.

„Haben Sie einen Moment Zeit?"

„Natürlich. Wobei kann ich dir helfen?"

„Naja, eigentlich wollte ich mich bei Ihnen entschuldigen!", erklärte Tarsuinn leicht verlegen. „Sie wissen ja sicher, dass ich in Ihr Büro eingedrungen bin."

„Ach, bist du das?", fragte der Professor mit einem seltsamen Klang in der Stimme. „Und was erwartest du jetzt?"

Das verwirrte Tarsuinn ein wenig.

„Naja – ich bin zwar nicht sonderlich scharf drauf – aber normalerweise zieht so ein Geständnis eine Predigt und eine Strafarbeit nach sich. Nicht, dass ich Wert darauf lege..."

„Das ist alles?", erkundigte sich Professor Lupin verblüfft und verwirrte damit Tarsuinn noch mehr.

„Reicht das nicht?", fragte Tarsuinn. „Ich meine, wenn Sie keine Probleme damit haben, dann verzieh ich mich..."

„Was hast du denn alles in meinem Raum gesehen?", unterbrach ihn der Professor.

„Nichts!"

„Anders formuliert, was hast du dort erkannt, gefunden, berührt, gehört, gerochen? Hab ich was vergessen?"

„Geschmeckt", ergänzte Tarsuinn und lächelte angesichts der Tatsache, dass Lupin es endlich erkannt hatte.

„Und?"

„Naja – da waren Wesen hinter Glas oder Gittern und ein großer, freundlicher Hund. Auf viel mehr hab ich nicht geachtet. Außer vielleicht..."

„Ja?"

„Da war so ein seltsamer Geruch. Ich hab kaum darauf geachtet, aber im Nachhinein habe ich das Gefühl, ich müsste ihn kennen."

„Einen Geruch meinte ich nicht", entgegnete der Professor leichthin, atmete dabei aber so tief aus, wie es jemand tat, der sehr erleichtert war. „Aber das ist gut so. Du schreibst mir bis nächste Woche einen Aufsatz über deine besonderen Möglichkeiten, dich zu verteidigen."

„Ich schreibe was?", fragte Tarsuinn. „Ich meine, worüber genau?"

Professor Lupin lachte nachsichtig.

„Nun, Professor Flitwick hat mir zu Beginn des Schuljahres einige Tipps gegeben, welche Zauber für die zweite Klasse geeignet wären. Recht unübliche muss ich sagen, aber inzwischen verstehe ich. Du wirst dir also Gedanken darüber machen, wo deine Grenzen und wo deine Möglichkeiten liegen und wie dir die Magie dabei helfen kann. Ich habe dich beobachtet. Du hast gelernt, Gefahren auszuweichen. Ich habe das schon bei einigen Muggeln gesehen, die so genannte Kampfsportler waren. Das kannst du wirklich gut und du solltest es auch weiter üben. Leider ist die Magie nur dein zweiter Gedanke und das macht deine Verteidigung gegen einen Zauberer nutzlos."

„Meine Zauber sind viel zu unzuverlässig", merkte Tarsuinn an.

„Dann solltest du daran arbeiten und Magie als einen Teil deiner Natur akzeptieren. Deine Talente schließen einander nicht aus. Versuch beide zu nutzen und zu verbinden."

„Und darüber soll ich schreiben?"

„Ja – mindestens zwanzig Ellen!"

„Zwanzig Ellen!", entfuhr es Tarsuinn entsetzt, wie es sich für einen Schüler angesichts dieser Textlänge gehörte. „Da kann ich ja gleich ein Buch schreiben!"

„Wenn du das möchtest?", amüsierte sich Lupin. „Aber mir reichen vorerst zwanzig Ellen."

Tarsuinn gönnte sich den Versuch, die Augen zu verdrehen. Eine recht unangenehme Sache für diese runden Dinger. Winona und Toireasa versuchten es ihm seit Halloween beizubringen, genauso wie das Zwinkern.

„Professor", sagte Tarsuinn fest. „Ich wollte mit Ihnen noch über etwas anderes sprechen!"

„Und das wäre?", erkundigte sich der Professor.

„Ich möchte mit Ihnen schimpfen", meinte Tarsuinn und brachte ein schiefes Lächeln zustande.

„Ach, und womit hab ich das verdient? Geht es um eine andere Vertretung, falls ich wieder krank werde? Das haben schon andere angefragt!"

„Das hat nichts damit zu tun", erwiderte Tarsuinn. „Ich finde es nur nicht richtig, wenn Sie einen so großen Hund, nur mit etwas Wasser, in Ihr viel zu kleines Büro sperren und das auch noch so lange. Wenn Sie krank sind, sollten Sie dafür sorgen, dass Hagrid sich um ihn kümmert! Ein so großes Tier braucht mehr Raum und auch Gesellschaft."

„Ich sehe keine Möglichkeit dies zu erreichen", sagte Professor Lupin in einem, selbst für Tarsuinn, undefinierbaren Ton.

„Ein Tier in zu engen Räumen einzusperren, kann es aggressiv werden lassen", warnte Tarsuinn eindringlich.

„Ich weiß", meinte der Professor. „Aber du musst dir keine Sorgen machen. Der Hund ist schon wieder weg. Ich habe nur ein wenig auf ihn aufgepasst, was leider mit meiner Erkrankung kollidierte."

Irgendwie hatte Tarsuinn das Gefühl Professor Lupin log ihn an und die Art, wie er das Wort Hund betonte, war seltsam. Fast ein wenig beleidigt.

„Und nun solltest du gehen", sagte Professor Lupin. „Professor Snape schätzt es sicher nicht, wenn du zu spät kommst."

Tarsuinn zuckte abwertend mit den Schultern. Dann wollte er gehen, doch Lupin sprach ihn überraschend an.

„Noch etwas, Tarsuinn", hielt ihn der Professor mit leiser Stimme zurück.

„Mmh!"

„Sollte einmal die Welt versuchen dich mit Kränkungen zu erdrücken und du Hilfe brauchen, dann kannst du mich aufsuchen, wann immer du wünschst."

„Warum sollte ich?", fragte Tarsuinn und klang etwas unfreundlicher, als es der Professor eigentlich für sein Angebot verdient hatte.

„Ich kann dir helfen."

„Und was macht Sie zum Fachmann?", sagte Tarsuinn unangenehm berührt. Er kannte Lupin nicht, er vertraute ihm nicht. Bisher hatte er nur Respekt vor den Fähigkeiten des Mannes als Lehrer. Den Menschen kannte er nicht.

„Sagen wir es so", erklärte Lupin zurückhaltend. „Ich war in meiner Jugend in einer ähnlichen Situation, wie sie dir vielleicht noch bevorsteht, und ich hab sie nur überstanden, weil es Freunde gab, die für mich da waren und mich vor mir selbst beschützten."

Die Stimme klang so ehrlich, dass Tarsuinn es für unangebracht hielt zu erwähnen, dass der Professor nicht zu seinen Freunden zählte. So etwas konnte man nicht so einfach wegwischen. Also entschied er sich für den höflichen Weg.

„Ich werde darauf zurückkommen, wenn es nötig werden sollte", versprach er unverbindlich.

„Gut, dann solltest du dich jetzt wirklich beeilen."

Tarsuinn nickte und sah dann zu, dass er in die Keller zu Professor Snapes Unterricht kam. Vor der Tür wartete eine ungeduldige Winona. Gemeinsam rannten sie dann, Tarsuinn geleitet von Tikki, Winona und seinem Gefühl fürs Schloss, durch die Gänge. Es wäre seinem Vorhaben abträglich, wenn er Snape die Initiative überließ, die dieser erhielt, wenn er zu spät ankam. Sie schafften es gerade noch rechtzeitig.

Professor Snape war schon da, das konnte Tarsuinn fühlen. Er stellte seine Tasche auf den üblichen Platz und wollte dann nach vorn gehen.

„Was hast du vor?", fragte Winona misstrauisch. „Das mit dem falschen Zauberstab ist doch keinen weiteren Ärger wert."

„Keine Sorge", beruhigte er sie grinsend. „Ich werde den Stab nicht erwähnen. Vertrau mir."

„Das führt normalerweise ins Desaster!", kommentierte sie, ließ ihn aber vorbei.

Tarsuinn verbannte jeden freundlichen oder glücklichen Gesichtszug aus seinem Gesicht und ging zu Professor Snapes Lehrertisch. Snape mochte keine lächelnden Kinder. Wahrscheinlich, weil er sich dann verarscht fühlte. Der Professor ging sicher davon aus, dass kein Nicht-Slytherin in seiner Umgebung fröhlich war.

Tarsuinn wusste nicht, ob Professor Snape ihn kommen sah, weshalb er sich entschloss den Mann als erstes anzusprechen.

„Sir?", fragte er überaus – eventuell auch übertrieben – höflich. „Darf ich das Wort an Sie richten?"

„Sie tun das doch gerade", kam die kühle Antwort.

Tarsuinn nahm das mal als Ja.

„Ich wollte mich bei Ihnen für meine rüde Sprache am letzten Freitag entschuldigen, Sir", erklärte Tarsuinn. „Es war unangebracht Ihnen gegenüber. Auch dass ich Sie versetzt habe, war nicht korrekt."

Für einen Moment schien es Professor Snape die Sprache verschlagen zu haben. Alle im Raum hielten, in Erwartung von Professor Snapes Antwort, mit Tarsuinn den Atem an.

„Ich werde Ihnen nachher Ihre Strafe mitteilen und Sie werden den angerichteten Schaden wieder gut machen", erklärte Snape mit maximaler Autorität.

Tarsuinn kostete es einige Mühe, nicht zu lächeln. Im Gegenteil, er versuchte verwirrt auszusehen und zu klingen.

„Ich dachte, Sie konnten das Fenster reparieren", sagte er gespielt erstaunt. „Was soll ich wieder gut machen?"

„Ich rede natürlich von meinem Buch!", zischte Snape.

„Was ist damit?", fragte Tarsuinn und zog verwirrt die Stirn in Falten.

Wieder blieb Snape einen Moment still.

„Wir sprechen uns nach dem Unterricht", sagte der Lehrer sehr beherrscht.

„Wie Sie wünschen, Sir", entgegnete Tarsuinn mit einem Gesicht, als hätte er eben den Termin seiner Hinrichtung erfahren.

Er drehte sich um und beinahe hätte er gelächelt, doch dann erinnerte er sich an das, was man Spiegelbild nannte. Ein Effekt, den er nur vom Verstand her begriff, vorstellen konnte er sich das nicht. Rica hatte ihn immer davor gewarnt. Es war nur schwer immer daran zu denken. Doch diesmal wollte Tarsuinn keinen Fehler machen, weshalb er seine Maske aufrechterhielt.

Erst als der Unterricht begonnen hatte, entspannte er sich ein wenig. Er drapierte Teddy mit dem Rücken an die Säule, die zwischen Tarsuinn und Snape stand und ließ Tikki auf den Tisch klettern. Seine kleine Freundin setzte sich neben Teddy und er begann mit viel Vergnügen die heutige Trankaufgabe zu lösen. Es ging um ein Öl, das einen vor giftigen Gasen schützen konnte. Einziges Problem – die Einnahme. Zum einen musste man es nicht nur trinken, sondern auch durch die Nasenlöcher einziehen und in die Lungen verschlucken, sonst war die Wirkung nicht vollständig. Das Öl war also nützlich, aber die Anwendung furchtbar eklig und kostete viel Überwindung. Aber wahrscheinlich war man deutlich motivierter, wenn man Gefahr lief zu ersticken.

Tarsuinn machte ein wenig mehr von dem Zeug. Man konnte ja nie wissen. Allzu kompliziert war es ja nicht. Snape musste seinen nachsichtigen Tag heute haben oder plante einen gefährlichen Trank in den nächsten Stunden. Zuzutrauen war es ihm.

Am Ende der Stunde bekam er ein Angesehen-und-nichts-zu-Meckern-gefunden (sprich Schweigen) von Professor Snape für sein Öl. Dafür nahm er die meisten der anderen auseinander.

Tarsuinn konnte einige gemurmelte Worte hören, die ihm dafür die Schuld gaben. Vielleicht mit Recht, aber ihm war das heute relativ egal. Sobald die Stunde vorbei war, würden die es hinter sich haben, während es für Tarsuinn erst losging.

„Ich warte draußen auf dich", versprach Winona, nachdem es zur Pause geklingelt hatte.

„Danke, aber das lohnt nicht", entgegnete Tarsuinn. „Ich hab doch noch Wahrsagen."

„Ich warte trotzdem", entschied sie. „Schrei um Hilfe, wenn du noch kannst."

„Ich schick nen Funkenzauber durchs Schlüsselloch", versprach er etwas fast Unmögliches.

Winona brummte zustimmend und ging vor die Tür, während Tarsuinn zum wiederholten Mal allein Professor Snape die Stirn bot. Korrektur – diesmal hatte er sogar zwei Verbündete bei sich. Teddy in der Kapuze und Tikki kampfeslustig auf seiner Schulter. Drei gegen einen, das musste doch machbar sein. Tarsuinn hatte nicht vor nachzugeben.

Zunächst einmal schien Snape ihn zappeln lassen zu wollen, doch zum Glück hatte auch da Tarsuinn einen Trumpf. Er wartete ein paar Minuten, dann fühlte er nach seiner Uhr.

„Wenn Sie zu beschäftigt sind, komme ich später wieder, Sir", erklärte Tarsuinn, den pflichtbewussten Schüler gebend. „Ich darf nicht zu spät zu Wahrsagen kommen."

Seine halbe Drehung war nur Theater und Snapes Reaktion vollkommen erwartet.

„Professor Trelawney wird Ihre Verspätung erwarten und sicher auch den Grund kennen", erklärte Snape höhnisch.

„Falls das die Aufmerksamkeit der Professorin überhaupt wert ist", schränkte Tarsuinn murmelnd ein.

„Das spielt keine Rolle, aber Sie werden dem hier Ihre Aufmerksamkeit widmen, McNamara."

Professor Snape schob etwas Großes und Schweres über den Tisch. Tarsuinn wusste, was es war. Ein bibberndes und jammerndes Buch lag vor ihm.

Er wehrte den Anflug von Schuld ab und tastete danach.

„Ein Buch!", sagte Tarsuinn überflüssigerweise und schlug es auf.

Es war furchtbar mitgenommen und einige Stücke Papier fehlten in den Seiten.

„Welches Rezept soll ich mir durchlesen, Sir?", fragte Tarsuinn unschuldig.

„Gar keines", antwortete Snape und schlug das Buch hart zu. „Dies ist das Buch, das Sie zerstört haben!"

„Wann soll ich das getan haben?", fragte Tarsuinn.

„Am Freitag natürlich. Und tun Sie nicht so, als ob Sie das nicht wüssten."

Das war etwas, was Tarsuinn jedoch nicht zugeben wollte. Nicht solange sich nicht auch Snape entschuldigt hatte und seinen falschen Zauberstab reparierte. Tarsuinn hatte den Anfang gemacht. Wenn der Professor nicht im Gegenzug Ähnliches tat, war er nicht bereit weiter zu gehen.

„Ich habe dieses Buch niemals angerührt", stellte Tarsuinn fest.

„Aber Sie haben es in einem Wutanfall mit Magie zerrissen!", unterstellte Snape.

„Das ist unmöglich!", erklärte Tarsuinn selbstsicher. „Sie irren sich."

„Ich weiß, was ich gesehen habe!"

„Und ich weiß, dass ich nichts sehe. Wie hätte ich auf das Buch zielen sollen?"

„Sagen Sie es mir!", forderte Snape.

„Ich kann es nicht, da ich so etwas noch nie getan habe. Außerdem – wenn ich es getan hätte, dann wäre wohl mehr als ein Buch kaputt gegangen. Das sollten Sie eigentlich wissen."

„Beherrschen Sie Ihren Ton!", schnauzte Snape ihn an.

„Das tue ich. Aber ich bin nicht bereit, mich für die Zerstörung Ihres Buches schuldig zu bekennen, nur weil Sie das wollen."

„Dann wird mir nichts anderes übrig bleiben, als den Direktor und Ihren Hauslehrer zu informieren."

„Das wird nichts ändern, Sir."

„Das bleibt abzuwarten. Was Sie aber sicher machen werden, ist, dass Sie Mr Leraux für den Verlust seiner Fee entschädigen werden", forderte Professor Snape.

Tarsuinn wusste, er war für Tikki verantwortlich und da sie gemacht hatte, was auch er wollte, stand er normalerweise dafür auch gerade, aber heute wollte er Fairness.

„Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt eine Fee anwesend war", erklärte Tarsuinn fest.

„Wie bitte?", entfuhr es Snape heftig.

Ein kurzes Lächeln huschte über Tarsuinns Gesicht. Bis jetzt war das Gespräch so verlaufen, wie er es vorausgesehen hatte und auch bei Snape hatte er nicht immer das Gefühl gehabt, der Mann wäre von seinen Reaktionen überrascht. Wenn man mal von der Entschuldigung absah.

„Ich bin mir nicht sicher, ob eine Fee anwesend war", wiederholte Tarsuinn langsam. „Denn wäre da eine gewesen, wäre dies ein Verstoß gegen die Schulordnung, der bestraft werden muss. Seit Freitag hat aber Slytherin keine Punkte verloren."

„Was daran liegen könnte, dass ich Mr Leraux letzte Woche die Erlaubnis dafür erteilt habe", entgegnete der Professor und gab sich nicht einmal die Mühe, die Lüge mit seiner Stimme zu tarnen.

„Hab ich nicht anders erwartet, Sir", erklärte Tarsuinn und meinte damit die Lüge und nicht die Aussage. „Werd ich wohl auch Lerauxs Sadismus unterstützen müssen."

Kurz nach diesen Worten glaubte Tarsuinn, er habe den Bogen diesmal deutlich überspannt. Professor Snape zog so pfeifend die Luft durch seine Nase, dass er fast wie ein Dampfkessel klang, der unter zu hohem Druck stand.

Für einen Moment war da wieder diese Angst, die ihm der Professor immer einjagte, doch er drängte sie zurück.

Niedrige Priorität, erinnerte er sich krampfhaft. Ganz niedrige Priorität! Snape ist harmlos. Relativ zumindest.

„Sie gehen zu weit", zischte Snape mühsam beherrscht klingend.

Tarsuinn stand da wie erstarrt und hielt vorsichtshalber mal den Mund. Das gab dem Professor anscheinend die Zeit, sich ein wenig zu beruhigen und als er dann sprach, war seine Stimme kalt wie ein Gletscher.

„McNamara! Sie werden Mr Leraux entschädigen und sich bei ihm entschuldigen. Sie werden sich ein anderes Exemplar meines Buches besorgen und mir eine handschriftliche und gut lesbare Abschrift anfertigen. Sie werden das nächste Wochenende zehn Stunden Strafarbeit hier ableisten. Haben Sie mich verstanden, McNamara?"

„Ich habe verstanden", erklärte Tarsuinn. „Ich akzeptiere es jedoch nicht, mich bei Leraux zu entschuldigen und..."

„Schweigen Sie!", unterbrach Snape, doch Tarsuinn ignorierte das.

„...und ich habe Ihr Buch nicht..."

„Ich sagte, Sie sollen schweigen!", schrie Snape jetzt wütend. „Sie sind unbelehrbar, McNamara. Ich werde Professor Dumbledore empfehlen, Sie von der Schule zu entfernen!"

Einen kurzen Augenblick erwog Tarsuinn ernsthaft die Drohung von Snape. Doch dann dachte er an die vielen Ermahnungen von Professor Dumbledore und von Professor Flitwick, er solle nicht immer alles alleine machen, sondern sich auch auf die Erwachsenen verlassen. Im Grunde war er überzeugt, dass die beiden Professoren seine Ansichten über Leraux teilen würden und deshalb war er bereit, es darauf ankommen zu lassen. Wahrscheinlich war es sogar interessant zu sehen, ob Professor Snape wirklich an den Direktor herantreten würde. Schließlich würde das Tarsuinn die Möglichkeit geben, seine Sicht der Dinge vor einer dritten Person vorzutragen. Ob Snape das wirklich wollte? Tarsuinn bezweifelte das. Die Macht Snapes war die Angst der Schüler vor ihm und dass niemand es wagte, den Direktor wegen kleinerer Strafen zu belästigen. Egal wie unfair es war. Außerdem fürchtete wohl jeder die Rache Snapes. Selbst Tarsuinn tat das, weshalb ihm auch eine Lösung ohne den Direktor lieber war. Schließlich war er sich auch völlig unschlüssig, ob er Dumbledore gegenüber, die Zerstörung des Buches zugeben sollte.

„Wie gefällt Ihnen das, McNamara?", fragte Snape.

„Es hätte für uns beide Vorteile", erklärte Tarsuinn und pokerte. „Ich wäre nicht unter Menschen, die mich quälen und Sie hätten niemanden, dessen Anblick Sie abstößt!"

„Glauben Sie nicht, dass Sie etwas Besonderes sind, McNamara!", meinte Snape abfällig.

„Ich weiß, dass ich etwas Besonderes bin", stellte Tarsuinn fest und hasste dieses Wissen. „Das war niemals meine Entscheidung!"

„Aber Sie bilden sich etwas darauf ein, McNamara", warf Snape ihm vor. „Sie glauben, Verantwortung und Regeln sind etwas für die anderen. Nur weil Ihre Vergangenheit vielleicht etwas härter als normal war, sollen alle Rücksicht nehmen."

„Was ich verlange, ist Fairness!", korrigierte Tarsuinn etwas unbeherrscht. „Wissen Sie was das ist?"

„Fairness ist etwas, was es nur in der Vorstellung von Träumern gibt!", schoss Snape zurück. „Lösen Sie sich von dieser Illusion und leben Sie in der Realität."

Tarsuinn war völlig anderer Ansicht und obwohl er nichts sagte, zeigte er seine Meinung deutlich in seinem Gesicht.

„Sie werden sich bei Mr Leraux entschuldigen!", forderte Snape mit eindringlicher Stimme.

Tarsuinn schüttelte den Kopf. Er würde sich nicht bei dem kleinen Sadisten entschuldigen. Nicht ohne Gegenleistung.

„Leraux sollte nicht die Verantwortung für ein anderes Wesen tragen!", sagte er fest.

„Das zu beurteilen liegt weit außerhalb Ihrer Kompetenz, McNamara."

„Dann urteilen Sie!", erklärte Tarsuinn. „Und dann werde ich mich entschuldigen!"

„Sie sind wohl kaum in der Position um Bedingungen zu stellen!"

„Ich werde mich nach Ihnen richten", versprach Tarsuinn. „Entweder entschuldige ich mich oder ich lege mir mit dem gleichen Recht einen Werwolf zu."

Der letzte Satz war die schlimmste Provokation, die Tarsuinn sich für Snape ausdenken konnte. Snape machte allen soviel Angst mit seiner Art, dass der dunkle Teil Tarsuinns sich wünschte, dass der Mann auch mal fühlte wie das war.

Außerdem musste Snape jetzt entweder nachgeben oder sich an Professor Dumbledore wenden und das war für Tarsuinn die einzige Möglichkeit, sich vor der Willkür des Lehrers zu schützen. Das wusste sicher auch Snape und wahrscheinlich würde er jetzt ausflippen und die Strafe verzehnfachen.

Doch dann tat Snape etwas so Furchtbares, etwas so Erschreckendes, dass Tarsuinn erst einige Schritte geschockt zurückwich, Tikki von der Schulter nahm und dann wie der Blitz davonrannte.

Das leise, bösartige Lachen Snapes verfolgte ihn durch die Tür.

Tarsuinn war sich sicher, es würde ihn bis in seine Träume hinein verfolgen.

Er wies Snape wieder eine höhere Priorität zu.

Winona brauchte einige Flure, um ihn einzuholen.

„Was war?", fragte sie besorgt.

„Professor Snape!", keuchte er nach vorn gebeugt. „Er hat gelacht."

„Wiederhol das?", fragte sie verblüfft. „Er hat was?"

„Er hat gelacht", tat Tarsuinn ihr den Gefallen und schüttelte den Kopf, um diesen grausigen Gedanken zu vertreiben. „Es war überhaupt nicht die Situation um zu lachen."

„Dann siehst du mal, wie es uns mit dir geht", meinte Winona nachsichtig.

„Das sagst du so", schüttelte Tarsuinn den Kopf. „Da war keinerlei Freude. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Henker lacht, der Spaß an seiner Arbeit hat und sich dafür hasst. Und jetzt behaupte nicht, ich hätte so gelacht!"

„Werd ich nicht", versprach sie. „Aber du musst jetzt zu Wahrsagen. Nicht, dass uns Trelawney auch noch Punkte abzieht."

„Oh ja", brummte er schicksalsergeben. „Da war noch was."

„Ich begleite dich", bot Winona an und ergriff seine Hand.

Gemeinsam stiegen sie den Nordturm hinauf, obwohl es für das Mädchen ein sinnloser Weg war.

„Hast du ein wenig Zeit heut Nachmittag?", fragte Tarsuinn. Der Nordturm war immer fast wie verwaist, solange niemand von Wahrsagen kam oder dahin ging.

„Eigentlich wollte ich in die Bibliothek", erklärte das Mädchen. „Du weißt schon, wegen Toireasas Problem."

Tarsuinn wusste sehr genau, was sie meinte. Die Türen, die für sie verschlossen blieben.

„Vielleicht hat sich das schon erledigt", flüsterte er ihr verschwörerisch zu. „Du musst mir bloß eine Scheibe Glas besorgen, durch die man richtig gut durchschauen kann. Also fast, als wäre sie nicht da. Ist das Einzige was mir fehlt und Tikki versteht nicht, was ich suche."

„Was hast du vor?", fragte sie, woraufhin er sich ein wenig ihrem Ohr annäherte.

„Ich hab Post von Tante Glenn bekommen", hauchte er. „Mit ein paar Tipps für... du weißt schon."

„Verstehe", meinte Winona und sie gingen ein paar Schritte. Doch dann blieb das Mädchen wieder stehen.

„Nein – ich verstehe nicht? Warum hast du ihr geschrieben, warum hilft sie uns und vor allem warum zur Hölle kann sie uns überhaupt helfen?"

Diesmal berührte sein Mund fast ihr Ohr als er flüsterte:

„Weil Sie eine Einbrecherin ist", hauchte er und die geschockte Reaktion des Mädchens besserte seine Laune wieder etwas.

„Ähem... das... unmöglich", stammelte sie überrascht. „Ungesetzlich!"

„Keine Sorge", beruhigte er sie lächelnd. „Professor Dumbledore weiß davon und sie tut sicher nichts Schlechtes."

Das hoffte er zumindest. Immerhin hatte sie Tarsuinn ein gestohlenes Buch geschenkt und irgendwie machte er sich schon ein wenig Sorgen, ob nicht mal der wahre Besitzer vor ihm stehen würde.

„Bis du dir da sicher?", fragte Winona, nachdem sie sich erholt hatte.

Er nickte überzeugt.

„Was hältst du davon, wenn ich dir nachher in meinem Raum alles erzähle. Ich will nicht unbedingt in der Nähe von Professor Trelawney darüber reden. Wer weiß, vielleicht kann sie wirklich alles beobachten, was im Schloss abgeht."

„Wenn dem so wäre, dann hätte sie doch letztes Jahr wissen müssen, wo die Kammer des Schreckens liegt", meinte Winona vernünftig.

„Naja, vielleicht beschränkt sie ihre Ethik, so dass sie nicht in Klos schaut", vermutete Tarsuinn.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte Winona interessiert.

„Nur eine Vermutung", redete sich Tarsuinn heraus. „Ich meine, mir wäre der Gedanke peinlich, wenn ich... na du weißt schon... es gibt Orte, die privat bleiben sollten."

„Ich weiß, was du meinst", stimmte sie nachdenklich zu. „Aber trotzdem, eigentlich sollte ich meinen Eltern das mit dieser Tante Glenn erzählen."

„Deine Eltern sind aber keine Polizisten mehr", gab er zu bedenken. „Vertrau mir, ich erzähle dir nachher alles und dann wirst du verstehen, okay?"

„Heute Abend noch", verlangte sie.

„Passt mir gut", lächelte er. „Ich geh heute Abend eh nicht aus."

Inzwischen hatten sie die Leiter erreicht, die zu dem Unterrichtsraum für Wahrsagen hinaufführte.

„Willst du mit rauf?", fragte er. „Wahrsagen ist ein ganz tolles Fach."

„Das hat bis nächstes Jahr Zeit", sagte sie ironisch. „Ich gönne dir das Privileg voll und ganz."

„Na danke", maulte er ironisch, verabschiedete sich und kletterte die steile Leiter hinauf.

Oben dozierte gerade Professor Trelawney über die Macht der Gestirne und ihren Einfluss auf die allgemeine Stimmungslage und das Liebesleben. Einige Mädchen der Klasse kicherten bei diesem Thema auf eine Weise, wie es nur Mädchen taten.

Leise trat Tarsuinn hinter die Professorin.

„Professor Trelawney?", fragte er gespielt traurig und hörte die Lehrerin erschrocken zusammenfahren. „Bitte entschuldigen Sie unser zu spät kommen, aber Sie wissen ja warum."

„Ähem...ja. Mein Lieber, natürlich. Setz dich bitte auf deinen Platz."

Irgendwer lachte leise.

Von Tikki geleitet setzte er sich auf seinen Platz nahe einem der Fenster, die heute leider verschlossen waren.

„Danke, Tikki", flüsterte er. „Kannst ruhig auf Entdeckungstour gehen."

Er kraulte sie kurz und dann machte sie sich schon auf den Weg. Das tat sie immer im Wahrsagenunterricht. Tarsuinn fand sie meist am Ende der Stunde im Schrank mit den Kristallkugeln. Wahrscheinlich liebte sie diese glänzenden Dinger. Anders konnte er sich ihre Begeisterung für diesen Unterricht nicht erklären.

„Klasse Ausrede!", flüsterte Cho, die heute, wie meist, neben ihm saß. „Warum bist du denn zu spät?"

„Hab mit Winona geschwatzt", flüsterte er grinsend zurück, obwohl das nicht ganz die Wahrheit war.

Cho unterdrückte ein Lachen.

„Das merk ich mir für mein nächstes zu spät kommen", meinte sie leise.

Die nächste Viertelstunde konzentrierte sich Tarsuinn nicht gerade auf Trelawney. Er hörte nur mit halbem Ohr zu und dachte eher an Professor Snape. Es wollte ihm nicht in den Kopf, warum der Mann gelacht hatte. Tarsuinn hatte mit allem bis zu einem Fluch gerechnet, aber damit nicht. Was hatte er nur gesagt, dass...

„Mein Lieber? Möchtest du nicht dein Buch aufschlagen?", fragte Professor Trelawney direkt vor ihm stehend.

„Sicher, Professor. Entschuldigung", murmelte er.

„Seite 383 Kapitel 17", erklärte die Frau freundlich.

Tarsuinn tat es und seine Finger lasen den Text.

„So ein Stuss", murmelte er, sobald die Professorin ein paar Schritte weg war.

„Nicht doch!", korrigierte Cho. „Los sag meine zukünftige Liebe voraus."

„Soll ich Punkte holen und sie so negativ wie möglich gestalten?", fragte Tarsuinn grinsend.

„Nein. Versuch es ernsthaft", bat sie. „Aber wehe, du erzählst jemandem davon. Egal was raus kommt."

„Als ob ich je einen Treffer gelandet hätte", murmelte er und begann. Ihr Geburtsdatum und die dazugehörigen Himmelskonstellationen kannte er inzwischen auswendig. Aber danach begann das übliche Herumraten und –blättern.

Er ignorierte die häufig auftretenden negativen Pfade – wahrscheinlich war deshalb das Buch in Trelawneys Lehrplan.

Die schönsten Jünglinge werden die holde Maid begehren", las er nach zehn Minuten sein Ergebnis vor. „Ein jeder wird auf ihre Gunst warten und keine andere betrachten, bis sie eine Entscheidung von ihr hören."

Na dann werden einige steinalt werden", grinste Tarsuinn frech. „Mädchen fällt es per se schwer, eine klare Aussage zu treffen."

„Red nicht so einen Unsinn", wies Cho ihn zurecht. „Dafür bist du noch zu klein und verstehst es noch nicht. Sag mir lieber wann es soweit ist?"

„Auf wen legst du es denn an?", fragte Tarsuinn interessiert und seine Finger tasteten suchend den Text ab.

„Das geht dich nix an."

„Groß, kräftig, gut aussehend und sensibel?", murmelte Tarsuinn, in bestem Luna-Tonfall.

„Woher... steht das wirklich da?", fragte sie verlegen.

„Nö, war nur eine Vermutung", lachte er plötzlich los. „Alle Mädchen wollen so einen, behauptet meine Schwester zumindest. Nicht, dass sie da große Erfahrungen hätte."

„Zumindest hat sie mehr Ahnung als du!", wies sie ihn zurecht.

„Da bin ich mir sicher", bestätigte er und kümmerte sich wieder verstärkt um die wirkliche Vorhersage. Leider stieß er beim Umblättern auf ein Hindernis.

„Ach verflucht!", meinte er leise und hielt Cho das Buch hin. „Schrift und Reliefs von Gesichtern sind das eine, aber Sternenkarten sind mir einfach zu kompliziert!"

Das war auch eines seiner Hauptprobleme in Astronomie – neben der Benutzung von Fernrohren. Durch die vielen Linien, Kurven, Planeten, Sterne und Beschriftungen konnte er sich einfach nicht zurechtfinden. Kaum hatte er sich eine Ecke gemerkt und alles verstanden, radierte das Verstehen des nächsten Bereiches das vorherige Wissen aus. Aber was juckte ihn etwas, was er weder Sehen, Riechen, Hören oder Schmecken konnte! Ihm reichte es zu fühlen, wann Tag und wann Nacht war.

„Also, wenn Saturn und Mars so zueinander stehen...", murmelte Cho recht laut „...welches Jahr..."

„Zeig doch einmal, meine Liebe", bot Professor Trelawney an und kam zu ihnen. „Oh, vor Weihnachten im nächsten Jahr wird er dich fragen."

Na eine Sie war wohl eher unwahrscheinlich, dachte Tarsuinn ironisch bei sich.

Aber Cho neben ihm schien zum ersten Mal einer der Vorhersagen der Professorin Glauben zu schenken.

„Sind Sie sich sicher, Professor?", fragte das Mädchen hoffnungsvoll.

„Natürlich!", entgegnete die Frau überzeugt. „Wenn der Weg zur Zeittafel korrekt war."

Tarsuinn bezweifelte das stark. Er hatte den positivsten Weg durch den Dschungel der Vorhersagen gewählt, was Trelawney sicher nicht akzeptieren konnte. Doch zum wiederholten Mal an diesem Tag, verblüffte ihn die Welt.

„Wirklich eine gute Vorhersage, mein Lieber", sagte die Professorin und tätschelte seinen Handrücken. Ein wenig überrascht, entzog er sich ihrer Hand. „Auch wenn das Ende so tragisch ist. Es war mutig von dir, vor dem Schicksalsschlag nicht die Augen zu verschließen. Zwei Punkte für Ravenclaw."

„Bis zum Schicksalsschlag war ich noch gar nicht gekommen", erklärte Tarsuinn verblüfft. „Und hab ihn auch nicht kommen sehen."

„Dann musst du lernen, dass das Leben immer ein Gleichgewicht herstellt. Es gibt kein Glück ohne Leid", erklärte Trelawney ernsthaft. „Es tut mir Leid für dich, meine Liebe. Aber es wird tragisch enden."

Cho sagte nichts mehr.

Tarsuinn nahm die Sache nicht allzu ernst. Trelawney warnte so oft vor dem Wolf, dass die Schüler langsam abstumpften.

„Nach hundert Jahren Ehe ist es sicher nicht so schlimm, wenn einer der Liebenden die Radieschen von unten betrachtet", flüsterte Tarsuinn dem Mädchen zu, sobald die Lehrerin sich anderen zugewandt hatte. „Schließlich hat sie nicht gesagt, wann das tragische Ende ist. Ich meine, irgendwann endet alles. Das ist eine Wahrsagung, die so genau ist, dass sie immer eintrifft!"

„Hast wahrscheinlich Recht", stimmte Cho zu, aber klang ein wenig verunsichert.

„Heh, ich hab mich nicht ernsthaft nach den Angaben des Buches gerichtet", erklärte er ehrlich. „Andere Zukünfte waren viel wahrscheinlicher."

„Okay, okay. Ich seh's ja ein", sagte sie endlich etwas frohgemuter und den Rest der Stunde konstruierten sie eine Zukunft für Tarsuinn, die wieder einmal, aufgrund seines unbekannten Geburtstages, vollkommen abstrus wurde. Oder wie wahrscheinlich war eine Sonnenfinsternis an Neumond?

Dieses Ergebnis brachte leider wieder Professor Trelawney zu ihnen zurück.

„Also wirklich, meine Lieben", tadelte sie. „Ich müsste euch dafür schon fast Punkte abziehen. Habt ihr denn nicht die Meridianlinie beachtet? So etwas muss man doch sehen."

„Schön wäre es, Professor", pflichtete Tarsuinn ironisch bei. „Aber vielleicht wäre es einfach mal an der Zeit, mich in die Zukunft hören zu lassen? All ihre Wahrsagetechniken sind ja ganz toll, aber solange sie sich nur aufs Sehen beziehen, ist ihr Unterricht ein wenig sinnlos für mich."

Die Professorin endlich darauf hinzuweisen, dass es mit seiner Sehkraft nicht so weit her war, war vielleicht nicht nett, aber inzwischen vermutete er, dass er wohl bis zur siebten Klasse diesen Unterricht wahrnehmen musste und da wollte er sich weder langweilen, noch seine Zeit weiterhin sinnlos verplempern.

„Du sollst hier ja auch dein Inneres Auge schulen!", erklärte Trelawney streng und zeigte damit, dass sie durchaus von seiner Einschränkung wusste. „Wenn du dich – und ihr alle anderen auch – euch richtig konzentrieren würdet, dann müsstet ihr nicht mit den Augen sehen. Ihr würdet es fühlen."

„Aber wie ist das bei der Astrologie?", fragte Tarsuinn widersprechend. „Man muss doch die Sternenkarten lesen!"

„Professor Dumbledore teilte mir mit, du könntest mit den Fingern lesen", erklärte Professor Trelawney.

„Lesen - ja", bestätigte er freundlich. „Aber die Karten sind mir zu kompliziert. In Astronomie sitz ich auch nur rum."

„Du wirst es noch lernen, mein Lieber", versprach Trelawney nett und wieder berührte sie seine Hand – was er nicht sonderlich mochte. „Konzentrier dich, übe und in einigen Jahren wirst du keine Schwierigkeiten mehr haben. Du wirst die Linien in deinem Kopf fühlen."

„Wenn Sie es sagen, wird es wohl so eintreten, Professor", sagte Tarsuinn möglichst ernst und wenig später klingelte es auch schon zum Ende der Stunde.

Ausnahmsweise bedeutete dies für Tarsuinn auch das Ende seines Unterrichtstages, denn als er wenig später bei Professor McGonagall eintraf, richtete ihm eines der Bilder aus, dass er heute keine Nachhilfe bekommen konnte, weil die Professorin Wichtiges zu erledigen hatte.

Das passte gut, Tarsuinn nämlich auch.

Zunächst ging er zur Bibliothek und lieh sich zwei Bücher aus, wobei er das Gefühl hatte, Madame Pince würde ihm die Bücher nur sehr widerstrebend überlassen. Was ihn jedoch am meisten freute war, dass sein kleiner Ausraster vom Freitag durch die Ereignisse beim Quidditch völlig an den Rand gedrängt wurde. Armer Harry Potter. Erst stürzt er durch die Dementoren ab, verliert das Spiel, seinen Besen und dann lästerte auch noch halb Slytherin unverhohlen über sein Missgeschick.

Die größte Überraschung des Tages waren jedoch die Stundengläser, welche den Punktestand verkündeten. Ein netter Hufflepuff-Junge erzählte ihm, dass Ravenclaw und Hufflepuff ein wenig zugelegt, Slytherin stagnierte, während Gryffindor einen heftigen Einbruch erlitten hatte. Jetzt lagen alle drei Häuser wieder etwa gleichauf. Naja – nur Gryffindor hing etwas hinterher.

Um Zeit zu sparen setzte er sich gleich in die Große Halle und begann die beiden Bücher nach dem Rezept zu durchsuchen, das er brauchte.

Die Halle war schön, wenn man allein in ihr war. Die Akustik gefiel Tarsuinn und so klopfte er selbstvergessen auf dem Tisch, während er das Rezept für die Quecksilber-Urethan-Arsen-Tulmium-Silber-Cuprum-Hasmium-Legierung suchte.

Tikki nutzte die Zeit, um herumzustromern. Soweit er sie verstand, suchte sie die Gänge. Es machte Tikki fuchsteufelswild, dass sie niemals jemanden sah, der das Essen brachte.

Gerade als Tarsuinn das richtige Rezept gefunden hatte, hörte er jemanden die Halle betreten. Da die Schritte sich ihm näherten, blätterte er langsam einige Seiten in seinem Buch um und hoffte, dass Rostschnecken-Schutzlack ein unverfängliches Thema war.

Die näher kommende Person machte recht weite Schritte, roch nach Zitrone und setzte sich ungefragt ihm gegenüber.

Tikki warnte ihn leise vor dem Neuankömmling und er hörte, wie sie sich von hinten an diesen anschlich. Nur für den Fall des Falles.

Tarsuinn tat so, als hätte er den Neuankömmling nicht bemerkt.

„Ignorier mich nicht!", forderte der Slytherin ärgerlich.

„Na? Den Schockzauber geübt?", erkundigte sich Tarsuinn feindselig. Er kannte den jungen Mann, der eben mit ihm sprach. Risteárd – Toireasas ältester Ex-Stiefbruder.

„Oh, ich hab geübt", erklärte der ältere Junge emotionslos. „Aber um das zu testen, bin ich nicht hier."

„Was Neues also?", erkundigte sich Tarsuinn beiläufig und tat wieder so, als würde er im Buch lesen. „Womit verdiene ich diese Kreativität."

„Es geht hier mal nicht um dich!", sagte Risteárd und klang jetzt etwas genervt.

„Dann lass mich in Ruhe. Ich hab mit der Strafarbeit hier genug zu tun."

Einen Moment hoffte Tarsuinn den Jungen vertrieben zu haben, doch dem war nicht so.

„Beschütze meine Schwester", forderte Risteárd unvermittelt und Tarsuinns Finger erstarrte sofort über dem Buch.

„Du musst ihr helfen!", betonte der Slytherin noch einmal. „Irgendetwas ist im Gange."

Damit hatte der Junge sicher nicht Unrecht, aber Tarsuinn würde das sicher nicht zugeben. Vielleicht erhoffte der sich nur eine Bestätigung für einen Verdacht.

„Was meinst du?", erkundigte sich Tarsuinn distanziert.

„Ich kann es nicht sagen", meinte Risteárd und stand auf. „Ich habe Erinnerungen an einen Urlaub, der nicht stattgefunden hat, ich erkenne meinen kleinen Bruder nicht wieder und meine Stiefmutter benimmt sich irrational in Bezug auf meine Schwester."

„Das hat sie schon vor nem Jahr getan", wehrte Tarsuinn kalt ab. „Was ist jetzt anders?"

„Sie verlangt von mir, dass ich in Toireasas Gedächtnis eindringe", erklärte der Junge. „Ich habe abgelehnt."

Tarsuinns Gedanken waren sehr widersprüchlich.

„Ich soll dir abnehmen, dass du jetzt plötzlich den fürsorglichen älteren Bruder in dir entdeckst?", fragte er zynisch.

„Ich habe mich nie ihr gegenüber geändert", entgegnete der Slytherin kühl. „Ich denke noch immer, dass sie den falschen Weg eingeschlagen hat, dass du eine Abartigkeit bist, die man früher richtigerweise versucht hat auszurotten und dass ihre jetzigen Freunde unter ihrer Herkunft und Würde sind. Wenn ich euch sehe wird mir schlecht, aber leider seid ihr diejenigen, denen sie vertraut und von denen sie im Moment Hilfe annimmt."

„Von einem Produkt gezielter Inzucht, ein gewagter Kommentar", entgegnete Tarsuinn kühl. Er verabscheute diesen ehemaligen Stiefbruder von Toireasa so sehr, dass er nicht mal wütend wurde, obwohl er es eigentlich wollte.

„Was du fälschlicherweise Inzucht nennst, ist die Auslese der Besten. Und sie bringt nur außergewöhnliche Zauberer und Hexen hervor. Schlamm- und Halbblüter verunreinigen diese Auslese und schwächen die Zauberwelt!"

„Ach – und wie erklärst du dir dann, dass Hogwarts für viel mehr Schüler gebaut wurde?"

„Das kann so jemand wie du nicht verstehen!", entgegnete Risteárd jetzt doch ein wenig zornig. „Wie ich schon sagte, pass auf Toireasa auf! Sollte ihr etwas geschehen, mache ich dich verantwortlich."

„Schon mal dran gedacht, deiner Stiefmutter die Schuld zu geben?", fragte Tarsuinn angewidert. „Oder fehlt dir und deinem Vater dazu das Rückgrat?"

Wütend knallten zwei Hände auf den Tisch, doch Tarsuinn zuckte nicht zurück.

„Wage das nicht noch einmal...", drohte der Slytherin.

„Ich vermute mal, mir etwas anzutun, ist für dich vollkommen akzeptabel", provozierte Tarsuinn weiter.

„Das wünschst du dir wohl?", fauchte der ältere Junge. „Das würde nur Toireasa noch mehr gegen mich aufbringen."

Dann ging Toireasas Stiefbruder davon.

Tarsuinn schüttelte nur den Kopf über ihn und dem, was er gesagt hatte. Irgendwie klang der Slytherin reichlich schizophren und verdreht. Trotzdem musste er wohl Toireasa von dem Gespräch berichten, auch wenn er nicht wusste, ob das wirklich gut für sie war.

Während er sich zusammenriss, weiter in dem Buch las und das Rezept herausschrieb, verfolgten ihn jedoch weiter die Worte des älteren Jungen.

Erst als Winona und einige andere Schüler in der Großen Halle auftauchten, gelang es ihm sich davon zu lösen.

„Hab ich es mir doch denken können, dass du dich hier versteckst", begrüßte seine Freundin ihn.

„Von Verstecken kann keine Rede sein", tat Tarsuinn deprimiert. „Jeder findet mich."

„Du solltest üben", lachte sie, setzte sich zu ihm und wurde dann deutlich leiser. „Ich hab vorsichtshalber gleich zwei Glasscheiben ausgeborgt. Eine von Filch und eine – besonders klare – im Astronomieraum. Ich hoffe, wir können die Zweite wieder zurückbringen."

„Wird schon klappen", versicherte Tarsuinn. „Hast du Toireasa gesehen?"

„Sie wollte rüber zu Hagrid. Anscheinend ist er immer noch etwas mitgenommen wegen seinem Hippogreif und Toireasa will ihm ein wenig bei den anderen Tieren helfen. Anscheinend ist sie der Meinung, Hagrid erfülle zwar seine Pflichten, aber die würden seine schlechte Stimmung spüren, was diese wieder deprimiert und aggressiv machen könnte."

„Na dann ist sie ja beschäftigt."

„Wir könnten ihr helfen gehen", schlug Winona vor, doch Tarsuinn schüttelte den Kopf.

„Lass uns fix essen und dann rauf gehen", sagte er. „Wenn wir es hinbekommen, wird sie sich sicher freuen."

„Was hast du überhaupt vor?"

„Erklär ich dir oben", versprach er.

Wenig später gab es das Abendmahl und sie verzogen sich frühzeitig hoch in den Ravenclaw-Turm. Dort führte Tarsuinn Winona in seinen Raum.

Es war das erste Mal, dass er jemanden (außer Tikki) mit hinein nahm.

„Mein Bett und in der Kiste darunter ist mein Zeug", erklärte er und fand plötzlich, dass dies nach furchtbar wenig klang. „Warte, ich zeig dir meinen Schreibtisch. Der ist wirklich toll. Den musst du sehen. Ich muss nur..."

„Moment", meinte Winona von der Tür aus. „Lumos!"

Er war ein solcher Idiot. Das hatte er vergessen.

„Nett hast du es hier!", sagte Winona. „Manchmal beneide ich dich um deine Privatsphäre. Ich kann nur die Vorhänge um mein Bett zuziehen."

„Ich würde lieber mit Merton bis spät in die Nacht finstere Pläne schmieden", meinte Tarsuinn mit einem halben Lächeln. „Aber egal, dafür hab ich den hier."

Er drückte den richtigen Stein der seinen Arbeitstisch aus der Wand wachsen ließ.

„Wow!", kam es über die Lippen des Mädchens. „Das ist..."

„Still!", bat Tarsuinn und spitzte die Ohren. „Tikki! Wo?"

Tikki rannte zum Bett. Tarsuinn hinterher. Kleine nackte Füßchen patschten über den Boden. Tarsuinn versuchte schnell um das Bett zu laufen. Er war viel zu langsam.

„Tarsuinn, nicht, das...!", rief Winona.

Dann gab es einen dumpfen Schlag und ein Platschen.

„...ist nur eine Hauselfe", vollendete das Mädchen den Satz. „Na, eh zu spät."

„Was ist passiert?", fragte Tarsuinn, weil er nichts mehr hörte. Tastend streckte er den Arm aus. Winona kam an seine Seite.

„Sie ist hier", half das Mädchen und seine Finger fanden einen kleinen, zerbrechlich scheinenden Körper, der bewusstlos am Boden lag.

„Ich hab doch gar nichts gemacht?", sagte Tarsuinn ein wenig besorgt.

„Hast du nicht!", beruhigte ihn Winona. „Die Elfe wollte durch das Loch hier..."

Seine Hand wurde ergriffen und am Rand einer Öffnung in der Wand entlang geführt.

„...ist aber nen halben Meter daneben gegen die Mauer geknallt."

„Hat sie sich was Schlimmes getan?"

„Sieht nicht so aus. Hat nur eine Beule. Lass sie uns aufs Bett legen."

Tarsuinn überließ das Tragen lieber Winona. Er hatte Angst, das zarte Wesen kaputt zu machen. Die Elfe passte problemlos auf sein Kopfkissen.

„Und was jetzt?", fragte er.

„Na hol Wasser", entgegnete sie spöttisch. „Manchmal bist du echt langsam, weißt du das?"

„Stimmt!", gab er zu, nahm ein Tuch zum nass machen, sowie einen Becher und holte aus dem Waschraum Wasser.

Danach brauchte es nur ein paar Spritzer, um die Elfe wach zu bekommen.

„Wo... ah... ohh... NEIN, NICHT SCHLEUDERN, NICHT SCHMEISSEN!"

Die Tonlage der Elfe erreichte schmerzhafte Höhen.

„Beruhige dich", sagte Winona. „Niemand wird dir etwas tun."

Ein kleiner Kampf schien stattzufinden, der aber recht bald entschieden war.

„Nun entspann dich mal", fauchte Winona ein wenig genervt. „Glaub mir, dir passiert nichts Schlimmes."

„Aber Patsy hat eine Beule!"

„Das kommt daher, weil Patsy ohne Not gegen eine Wand gelaufen ist!", erklärte Winona ungeduldig. „Und wir haben dir einen kühlen Umschlag für deine Beule gemacht."

„Aber Patsy wird noch festgehalten."

„Ich lass dich schon los, aber verfall nicht gleich in Panik. Wir haben Fragen!"

„Fragen? An Patsy? Warum?", erkundigte sich die Elfe und klang alles andere als ruhig.

„Ist es nicht eine recht ungewöhnliche Zeit für eine Hauselfe hier zu sein?", stellte Winona die Frage, die Tarsuinn auch bewegte. „Und warum versteckst du dich?"

„Weil Patsy nicht herumgeschleudert werden will."

„Warum sollte das jemand tun?"

„Er hat es getan", sagte die Elfe vorwurfsvoll und Tarsuinn wusste einfach, dass sie dabei auf ihn deutete. „Er hat Ivy gegen die Wand geschleudert, als sie vor Halloween die hohlen Kürbisse hier aufstellen wollte. Immer herum, herum."

„Ich hoffe, es ist nicht Schlimmes passiert?", fragte Tarsuinn besorgt.

„Ivy geht es gut."

„Hat man euch denn nicht gesagt, dass ihr nicht hier herein dürft, wenn Tarsuinn da ist?", erkundigte sich Winona empört.

„Natürlich hat der Meister des Schlosses uns das gesagt", sagte die Elfe ängstlich. „Aber er war da, als er nicht da sein sollte."

„Ich bin an Halloween eher ins Bett gegangen", erklärte Tarsuinn. „Es tut mir sehr leid."

„Solltet ihr nicht auch vorher nachsehen, ob er da ist. Anklopfen oder so?", fragte Winona.

„Ja, Miss! Aber Hauselfen sollen nicht gesehen werden. Elfen sieht man nicht. Hauselfen dürfen Meister nicht stören. Patsy muss unsichtbar bleiben."

„Eigentlich sollte ich wohl selbst meine Sachen waschen und in Ordnung halten", meinte Tarsuinn. „Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn niemand von euch Hauselfen hier herein kommt. Ich komme schon..."

„Nein, nein, nein", sagte die Elfe hektisch. „Kleiner Meister darf Patsy die Arbeit nicht wegnehmen."

„Ich will doch nur, dass dir und den anderen nichts passiert", erklärte Tarsuinn erstaunt über den Widerspruch.

„Nicht Patsy die Aufgabe wegnehmen. Bitte nicht wegnehmen. Patsy tut alles, ohne zu murren. Kleiner Meister darf auch Patsy herumschleudern, wenn er will. Aber bitte..."

Zwei winzige Hände berührten flehend seinen Handrücken, wurden aber zurückgezogen bevor es ihm überhaupt unangenehm wurde.

„Aber ich versteh nicht warum?", schüttelte Tarsuinn den Kopf. „Und ich will dich ganz sicher nicht herumschleudern. Das passiert nur, wenn ich schlafe. Ohne dass ich das will!"

Die nächste Antwort flüsterte die Elfe und es lag alles Elend dieser Welt in ihrer Stimme.

„Patsy hat nur diese eine Aufgabe."

Das half Tarsuinns Verständnis nicht sonderlich auf die Sprünge.

„Und?"

„Ohne diese Aufgabe ist Patsy wieder nutzlos", flüsterte die Hauselfe mit ihrer dünnen Stimme und begann leise zu weinen.

„Warum sollte eine Hauselfe in so einem riesigen Schloss nutzlos sein?", fragte Winona erstaunt.

Die Hauselfe namens Patsy antwortete nicht, sondern dämpfte anscheinend ihr Weinen in seinem Kopfkissen.

„Komm schon. Vielleicht können wir dir helfen", drängte Winona sanft. „Du behältst deine Aufgabe."

„Versprochen, Miss?", fragte die Elfe schniefend.

„Versprochen! Also los – warum ist das hier die einzige Aufgabe für dich."

„Patsy ist furchtbar ungeschickt, Miss", erklärte die Hauselfe traurig. „Patsy bohnert den Boden zu glatt, versalzt das Essen, wäscht die Hemden zu heiß und teleportiert in die Suppe. Deshalb wurde Patsy aus ihrer Familie geworfen und nur Meister wollte sie einstellen. Aber hier im Schloss darf Patsy nicht arbeiten, weil immer alles schief geht."

„Aber du bist doch hier zugange?", unterbrach Tarsuinn.

„Niemand wollte hier saubermachen. Aber Patsy wollte und da Patsy entbehrlich ist, haben sie zugestimmt. Patsy ist froh, wieder für Meister arbeiten zu dürfen."

„Keiner ist entbehrlich!", fauchte Winona empört.

„Doch! Patsy macht Dinge von Meister kaputt, kann nichts richtig und kostet mehr, als sie einbringt. Patsy ist entbehrlich und jeder andere Hauself im Schloss ist mehr wert. Niemand wird Patsy vermissen."

„Wenn du dir so einen Mist einredest, dann wird er auch wahr!", sagte Tarsuinn überzeugt. „Und ab jetzt würde ich dich vermissen."

„Also darf Patsy ihre Aufgabe wirklich weiter erfüllen?"

„Wenn du dich zu deinem Schutz an ein paar Regeln hältst", stellte Tarsuinn zur Bedingung.

„Patsy tut alles, Hauptsache sie muss nicht nutzlos sein", sagte die Hauselfe beflissen.

„Okay, dann wirst du ab jetzt nur in diesen Raum kommen, wenn ich da bin und nicht schlafe!", verlangte Tarsuinn.

„Aber woher soll Patsy das wissen?", fragte die Elfe hilflos.

„Indem du anklopfst", lächelte er sie an. „Und wenn ich antworte, dann darfst du hereinkommen."

„Aber dann sieht mich kleiner Meister und Hauselfen sind nur gut, wenn man sie nicht sieht."

„Vertrau mir!", grinste Tarsuinn. „Ich werde dich nicht sehen. Das sollte sich nun langsam im Schloss herumgesprochen haben."

„Aber die anderen Hauselfen werden reden, dass dies schon wieder etwas ist, was Patsy nicht kann."

„Müssen sie es denn erfahren?", warf Winona ein. „Wir sagen es niemandem, du sagst es niemandem und alle halten dich für toll und mutig."

„Aber Patsy darf doch nicht lügen."

„Doch Patsy muss ja wohl kaum alles erzählen, solange man sie nicht konkret danach fragt, oder?"

„Da hat Miss Recht. Patsy muss nur beantworten, was man sie fragt."

„Na siehst du", sagte Winona nachsichtig. „Ist doch alles klar."

„Und zur Feier des Tages, bekommst du heute frei", verkündete Tarsuinn. „Du hast sicher Kopfschmerzen und wir müssen noch arbeiten."

„Aber Patsy geht es gut", versicherte die Elfe.

„Nicht heute", widersprach Tarsuinn.

„Ach lass sie doch etwas putzen", drängelte Winona. „Es bedeutet ihr doch soviel. Sie stört doch nicht."

Nach einigem guten Zureden gab Tarsuinn nach.

„Ich halte es nicht für intelligent, an etwas Illegalem zu arbeiten, während uns ein Mitarbeiter der Obrigkeit beobachtet", flüsterte er dem Mädchen leise zu, als sie die ersten Vorbereitungen für ihr Vorhaben erledigten.

„Da wir zum Haushalt des Schlosses gehören, sind sie auch uns gegenüber verpflichtet, unsere Geheimnisse zu wahren", erklärte Winona. „Es sei denn, wir schaden der Schule."

„Tun wir das nicht?"

„Nein, wir verstoßen nur gegen die Regeln, nicht gegen die Sicherheit des Schlosses. Das ist ein wenig das Problem mit Hauselfen, sie können ihre Familie nicht einmal verraten, wenn die etwas Falsches tun. Sie decken sogar Mörder."

„Aber warum?"

„Ein Zauber bindet sie an eine Familie. Sie sind praktisch Sklaven einer Blutlinie. Ist was ganz Altes und niemand redet darüber mit Kindern. Aber meine Eltern haben sich geweigert von meinen Großeltern Hauselfen zu übernehmen. Doch wenn Oma und Opa sterben, werden wir wohl oder übel die Hauselfen übernehmen müssen."

„Warum lasst ihr sie dann nicht einfach frei?"

„Weil sie das nicht wollen. Keine Ahnung wieso, aber gib einen frei und er hält das für eine Schande und eine Bestrafung. Es soll welche geben, die haben sich zu Tode gegrämt, nachdem ihre Familie sie verstoßen hat."

„Sklaverei?", murmelte Tarsuinn und fühlte sich nicht sonderlich wohl dabei. Er hatte zwar schon vorher gewusst, dass Elfen nicht gleichberechtigt waren, hatte das aber eher wie im indischen Kastensystem verstanden. Dass dies aber soweit ging...!

„Was machen wir jetzt eigentlich?", wechselte Winona das Thema.

„Allgemein gesagt machen wir Quatsch", grinste Tarsuinn. „Genau genommen aber, basteln wir einen Spiegel. Weshalb du mir helfen musst."

„Einen Spiegel hätte ich dir auch so geben können", meinte sie. „Was ist so besonders daran, wenn wir ihn selbst basteln?"

„Man kann mit ihm schwache Abwehrflüche reflektieren, falls man weiß worauf der Fluch zielt. Ist wie der Zauber den uns Professor Lupin beigebracht hat, nur sicherer."

„Das steht hier aber nicht im Buch. Hier steht, dass man aus dem Zeug Kisten zum sicheren Transport von magischen Gegenständen herstellen kann?"

„War ein Tipp von Tantchen. Du weißt schon, welche ich meine."

„Und das funktioniert?"

„Sie ist davon überzeugt. Und anscheinend..."

Hinter ihnen fiel etwas zu Boden.

„Oh Verzeihung", entschuldigte sich Patsy. „Es ist nicht kaputt gegangen."

„Schon gut", entgegnete Tarsuinn an sie gewandt. „Ich besitze kaum leicht zerbrechliche Sachen."

„Und sie stört im Moment doch", flüsterte Tarsuinn Winona zu.

„Dann konzentrieren wir uns einfach mehr. Sag mir, was ich tun soll..."

Sie brauchten drei Stunden und zwei Versuche um einen Fluchreflektor-Spiegel herzustellen. Ob er auch funktionierte würde sich später zeigen.

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story by Tom Börner Das Geheimnis der Dementoren (Arbeitstitel)

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