- Kapitel 17 -

Was du nicht willst…!

Wenn Toireasa Winona etwas voraushatte, dann Geduld. Leider auch nur in begrenzten Maßen.

Sie hatte am Sonntag, gleich nach dem Verhör bei Professor Snape, Keyx mit den Fotos der Schriftproben zu Winonas Eltern geschickt und jetzt wartete sie auf die Antwort. Um nicht ständig nach Keyx Ausschau zu halten, hatte sie wieder damit angefangen sich um Miriam zu kümmern, der sie eine kleine Rache versprochen hatte. Nur leider schien die Sache in der Planung außer Kontrolle zu raten. Zumindest hatte Toireasa den Eindruck. Sie hatte schon einmal über die Stränge geschlagen, um es jemandem heimzuzahlen, und wollte diesmal sicher gehen, dass sie nicht zum zweiten Mal diesen Fehler machte.

So hatte sie mehr Zeit damit zugebracht sicherzugehen, dass alles harmlos war, als mit der Ausführung der Rache. Dafür waren Winona, William, Miriam und vor allem Tarsuinn umso kreativer gewesen, was sie im Fall von William ein wenig erstaunte.

Im Moment saß sie mit Miriam zusammen in ihrem kleinen privaten Zimmer und sie waren gerade dabei, Tarsuinns Brauerzeugnisse passend zu verpacken und mit den richtigen Zaubern zu belegen. Das war dank der dicken Handschuhe, die sie dabei tragen mussten, gar nicht so einfach.

Es war Abend und sie hatten seit gut einer Stunde konzentriert gearbeitet, aber nun waren sie endlich fertig.

Toireasa lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und dehnte knackend ihre Gelenke und den Rücken.

„Wenn das nicht gut aussieht…", murmelte sie und ihre Mundwinkel zuckten nach oben.

„Ich hätte nie gedacht, dass wir das hinbekommen", bestätigte Miriam. Auch sie entspannte sich sichtlich und zog die Handschuhe aus. Das Mädchen strich sich durch die Haare, die wieder ein paar Zentimeter lang waren. „Und ich denke auch, dass du ab jetzt etwas in den Hintergrund treten solltest."

Toireasa glaubte nicht, was sie da eben gehört hatte und war einen Moment sprachlos.

Miriam hob abwehrend die Hände.

„Das ist nichts gegen dich, aber ich will nicht, dass du jetzt noch mehr Stress bekommst. Du bist viel zu selten unter Slytherins, um zu wissen, was mit Regina, ihrer Clique und deinem Bruder abgeht."

Das mochte stimmen und es sorgte dafür, dass Toireasa noch immer nicht protestierte, aber sie weigerte sich auch Gewissensbisse zu empfinden, weil sie die meiste Zeit ihre Gemeinschaftsräume mied.

„Aidan sorgt dafür, dass sie dich weitestgehend ignorieren", fuhr Miriam fort. „Ich weiß nicht wieso. Aber er scheint viel besser beim Zaubern geworden zu sein und hat viel mehr Selbstvertrauen als letztes Jahr. Er lässt sich sogar von Risteárd nichts mehr sagen. Wenn du Regina jetzt wieder mit der Nase auf deine Anwesenheit stößt, dann gibt es wieder viel mehr Ärger."

„Die Möglichkeit von großem Ärger sollten wir ausgeschlossen haben."

„Falls alles so läuft wie geplant", schränkte Miriam ein. „Wenn was schief geht, stehe ich innerhalb Slytherins viel besser da. Wir beide haben niemals viel offenen Kontakt gepflegt, und seien wir ehrlich, wir sind nicht mal gute Freunde. Wir kommen gut klar, wir beide hassen die Fabelhaften Fünf und verabscheuen ihre Ansichten, aber wir respektieren uns nur gegenseitig.

Du kümmerst dich am liebsten um irgendwelches Viehzeugs, alberst mit deinen Ravenclaw-Freunden rum, lebst in den Tag, fliegst mit deinem Besen und verstößt gegen die Regeln.

Ich hingegen will schön sein und später mal etwas erreichen. Ich meide Schmutz um jeden Preis und spiele immer noch heimlich mit Puppen. Ich will Kind sein. Ich will mich nicht um Gott, die Welt und Politik kümmern. Ich hasse Fluchzauber, Konflikte und hab Angst vorm Fliegen. Wenn man mich nicht auf die Palme bringt, tu ich niemandem was, auch wenn ich ab und an solche Gedanken hege."

Das Mädchen lächelte zaghaft.

„Im Gegensatz zu dir bin ich ein großer Feigling", ergänzte sie dann verlegen.

„Quatsch!", widersprach Toireasa. „Du bist nicht feige."

„Doch", schüttelte das Mädchen traurig den Kopf. „Weißt du noch damals, als du das mit deiner Verpflichtung erklären wolltest, die du Tarsuinn gegenüber hast?"

Toireasa nickte ansatzweise.

„Ich hab dagestanden und mir ständig gesagt: Steh auf Miriam. Sag, dass du genauso denkst! Aber ich hab einfach nur auf den Boden gestarrt."

Die Erinnerung an diesen Tag war keine angenehme Sache für Toireasa, und Miriam wäre damals vielleicht genau der Rückhalt gewesen, den sie gebraucht hätte. Trotzdem schaffte sie es nicht, dem Mädchen daraus einen Vorwurf zu machen.

„Wenn alle Menschen so wie ich wären, dann würde sich die halbe Welt bekämpfen. Wären alle so wie du, dann gäbe es keine Probleme."

„Aber es gibt halt nicht nur Schafe wie mich."

„Dafür wurde ja auch der Wachhund erschaffen", grinste Toireasa aufmunternd und bellte einmal lachend.

„Ich finde es jedoch demütigend, dass ich Angst vor meinem eigenen Schatten habe. Wie kannst du nur nachts durch die dunklen Gänge im Schloss schleichen, wenn du genau weißt, dass Black und Filch unterwegs sind?"

„Mangelnde Intelligenz und schlechter Einfluss", zwinkerte Toireasa. „Außerdem hatte ich nie eine Puppe und bin deshalb nicht so feingeistig geworden."

„Mach dich nicht über mich lustig!"

„War ganz bestimmt nicht so gemeint", versicherte Toireasa und schaute auf die Sachen, die sie gebastelt hatten. „Vor einem Jahr hätte ich dich wahrscheinlich auch feige genannt und darauf bestanden, dass du alles allein durchziehst, damit du es lernst, aber inzwischen bin ich der Ansicht, dass die Welt nicht noch eine harte Kämpferin braucht, die mit dem Kopf durch die Wand rennt. Manchmal braucht man jemanden, der lieber die Tür sucht und öffnet."

Toireasa fand, dass sie im Moment extrem hochgeistig daherredete und einige Vergleiche fand sie für sich selbst nicht sonderlich schmeichelhaft. Wenigstens schien es Miriam ein wenig zu helfen, denn das Mädchen lächelte nun etwas offener.

„Wann nehmen wir die Sache in Angriff?", fragte Miriam.

„Sobald wir Regina mal allein erwischen", erwiderte Toireasa. „Es bringt nichts, das zu überstürzen, wenn wir uns bis jetzt so viel Zeit gelassen haben."

„Wenn ich ehrlich bin – ich freu mich drauf", lachte Miriam nervös. „Und ich kann vor Angst kaum schlafen. Ich bin froh, wenn das vorbei ist."

„Gibt dich keinen Illusionen hin", warnte Toireasa ernst. „Regina wird es nie vergessen. Deine Entscheidung ist nur, ob du schluckst, dass sie auf deinen Gefühlen herumtrampelt oder ihr klar machst, dass sie so etwas nicht ungestraft mit dir machen darf."

„Ich hab mich ja schon entschieden", murmelte Miriam.

„Dann ist ja alles gut!", meinte Toireasa und brachte Miriam die Treppe rauf zur Tür, um nach ihrem Gehen sofort wieder abschließen zu können.

Toireasa lauschte kurz, um zu hören, ob noch jemand im anschließenden Gemeinschaftsraum sprach und dann öffnete sie die Tür.

„Gute Nacht", wünschte sie dem Mädchen.

„Dir auch", entgegnete dieses. „Und wenn du dich mal richtig schön machen willst, dann komm zu mir und ich helfe dir."

Toireasa überhörte die Andeutung in dem letzten Satz lieber, nickte und schloss leise die Tür.

Sie hatte es überhaupt nicht nötig sich aufzustylen – Pah!

Auch wenn das Schminkverbot ihrer ehemaligen Stiefmutter nicht mehr existierte, so sorgte doch ihre Abneigung gegen Regina dafür, dass sie keinen Gedanken daran verschwendete. Normalerweise.

Die nächsten Tage über beobachteten Toireasa und Miriam heimlich Regina, wann immer es unauffällig möglich war. Leider ergab sich nie die richtige Gelegenheit. Irgendwie schien das Mädchen keinerlei Privatsphäre zu pflegen. Ständig musste sie jemanden bei sich haben und meist war das leider Aidan. Aus irgendeinem Grund erweckte das noch immer eine leichte Übelkeit in Toireasa und am liebsten hätte sie dem Jungen ein wenig Verstand eingezaubert. Egal wie gut er inzwischen in der Schule war, er benahm sich immer noch wie ein Trottel, nur dass die Wahl seiner Freunde immer schlechter wurde. Neulich hatte sie ihn sogar lachend mit Crabbe und Goyle gesehen. Wie tief musste man dafür nur sinken?

Und so saß sie frustriert in der Großen Halle und sah Tarsuinn zu, wie er ausgelassen mit Tikki spielte. Es war schon erstaunlich, wie sehr das Wochenende seine Laune gehoben hatte. Aber das war ja kein Wunder, da Professor Dumbledore ihm versprochen hatte, Marie-Anns Erbe an ihn zu übergeben, sobald alles überprüft war. Das schien Tarsuinn richtig Auftrieb zu geben.

Zumindest vergrub er sich nicht mehr in Hausaufgaben, was auch recht gut für die anderen Häuser war, denn – wie Winona erstaunt angemerkt hatte – der Junge hatte für alle Aufgaben vom Wochenende Punkte für Ravenclaw gesammelt. Von einem recht beeindruckten Lupin hatte er sogar fünf Punkte erhalten. Obwohl – beeindruckt eventuell die falsche Wortwahl war. Eine Mischung aus Faszination und Schrecken traf es eher, aber das hatte wohl nur Toireasa bemerkt, da sie, statt zu üben, den Professor beim Lesen beobachtet hatte. Sie selbst hatte eine ziemlich gute Vorstellung, wie detailliert Tarsuinns Hausaufgabe gewesen war und in welche Richtung seine Überlegungen gezielt hatten.

Wenn Tarsuinn es zugelassen hätte, Toireasa hätte ihm die Hausaufgabe weggenommen und vernichtet. Sie wusste nur zu gut, wie weit Tarsuinn gehen würde, wenn er es für nötig hielt. Dass er dabei aber nie eine gewisse Grenze überschreiten würde – da war sie sich absolut sicher – würden einige Leute sicher nicht verstehen. Sie hoffte, Professor Lupin gehörte nicht zu diesen Menschen.

Linere!", hörte sie Tarsuinn rufen. Sie zuckte aus ihrem Sinnen und sah den Jungen am Ende der Tafel stehen, den Zauberstab ungefähr in Toireasas Richtung haltend.

Dann nahm er Anlauf, sprang und rutschte bäuchlings den Tisch entlang. Tikki folgte seinem Beispiel. Etwa auf halbem Wege zu ihr, drehte er sich auf die Seite, stützte den Kopf in die Hand und grinste lässig. Ein Grinsen, das ihm zu ihrer Belustigung schnell verging, als er an ihr vorbeiglitt und sich anscheinend erst jetzt fragte, wie er anhalten sollte.

Er fand keine Lösung und fiel am Ende der Tafel einfach nach unten. Tikki hingegen, auch unfähig etwas gegen ihren Schwung zu unternehmen, landete recht weich auf ihm.

„Hast du dir was getan?", rief Toireasa und lief lachend zu dem Jungen, der sich schon wieder aufrappelte.

„Nur mein Stolz wurde verletzt", lächelte er schief, aber immer noch gut drauf. „Willst du auch mal? Macht eigentlich Spaß und ist bestimmt sicherer, wenn man den Absturz kommen sieht."

Ein wenig angeekelt schaute sie auf den Schleim, den sein Umhang aufgesammelt hatte, und dann auf sein begeistertes Gesicht.

„Was soll's", stimmte sie dann zu. „Das Zeug geht ja mit einem einfachen Spruch wieder weg."

Sie machte es ihm nach und musste feststellen, dass es wirklich Spaß machte, vor allem weil sie es viel besser austariert hatte und wenige Meter vor Tischende zum Stehen kam. Tikki hingegen – die genauso viel Spaß zu haben schien – prallte mit voller Wucht gegen Toireasa und beschwerte sich lauthals über das Hindernis.

„Platz da!", rief Tarsuinn und Toireasa sah zu, dass sie sich von seiner Rutschbahn bewegte. Diesmal hielt er die Arme ausgebreitet, sodass er links und rechts die Tischkante erfühlen konnte. Toireasa musste grinsen. Tarsuinn lernte eigentlich immer aus seinen Fehlern. Auf diese Weise konnte er nicht seitlich vom Tisch fallen und war auch in der Lage abzubremsen.

„Kann ich mitmachen?", unterbrach die Stimme eines Jungen das Lachen von Toireasa und Tarsuinn.

Sie schaute zum Eingang. Normalerweise war die Große Halle am frühen Nachmittag fast immer leer, da die älteren Schüler noch im Unterricht waren und die jüngeren sich im restlichen Schloss anderweitig verteilten.

Ein rothaariger Junge stand da und ein Ravenclaw-Abzeichen zierte seinen Umhang.

„Klar, Simon", begrüßte Tarsuinn den Jungen freundlich, der wohl in die erste Klasse ging, denn Toireasa kannte ihn nicht aus den gemeinsamen Unterrichtsstunden mit den Ravenclaws.

„Ihr habt nichts dagegen?", fragte Simon unsicher.

„Solange ich nicht schuld bin, wenn du dir die Knochen brichst…!", grinste Tarsuinn ironisch.

„Bestimmt nicht", versicherte der Junge, sah aber ein wenig unsicher aus. „Ich kann das da gut."

„Das da?", fragte Toireasa und brauchte einen Moment um sich vorzustellen, dass noch jemand auf eine solch schmierige Idee kommen könnte.

„Na, nicht genau das!", schränkte der Junge ein. „Aber ich mag Schlittschuhlaufen, Schlittern, Skifahren – aber Schnee liegt im Moment ja nicht und das kommt dem am nächsten. Wie habt ihr das hinbekommen?"

„Nur ein Schmieren-Zauber und ein wenig zu viel überschüssige Energie", erklärte Toireasa amüsiert. „Los, zeig mal ,was du kannst."

Der Junge grinste nun über beide Ohren.

„Okay", zwinkerte er und wirkte nun sehr unternehmungslustig, so als wolle er etwas beweisen.

Dann holte er sich einen Stuhl an die Stirnseite des Tisches, kletterte darauf und sprang von da aufrecht stehend auf den Tisch. Simon rutschte mit einem leisen Jauchzen Tarsuinn und Toireasa entgegen und hielt dabei perfekt das Gleichgewicht. Toireasa gönnte ihm einen kurzen Applaus, denn sie hätte das nicht hinbekommen.

Im Anschluss daran begannen sie alle drei einen kleinen Wettkampf, wer das Verrückteste auf der Rutschbahn anstellen konnte. Simon gewann mit Abstand, aber er hatte auch offensichtlich deutlich mehr Übung und Talent.

Ein lautes, aber amüsiertes Räuspern unterbrach den Frohsinn.

„Ich bin mir sicher, dass Hausmeister Filch über diese Entweihung der heiligen Großen Halle entsetzt wäre", schmunzelte Professor Lupin. „Ich bedaure, dass mir das niemals eingefallen ist, als ich hier Schüler war. Aber als Lehrer muss ich das leider beenden. Vielleicht solltet ihr das nächste Mal einen besseren Ort wählen. Ihr kennt doch die Zauber, um hier aufzuräumen?"

Toireasa nickte und gemeinsam mit Tarsuinn und Simon entfernte sie die schleimigen Überreste ihrer Spielerei und säuberten danach auch noch den Tisch auf Muggelart mit den Lappen, die einfach so materialisierten. Anscheinend wussten die Hauselfen sehr genau, was in der Großen Halle vorging. Ein beunruhigender Gedanke.

Professor Lupin stand die ganze Zeit dabei und wies sie mit ironischen, aber freundlichen Kommentaren auf jede einzelne Stelle hin, die sie zu putzen vergessen hatten. Glücklicherweise dauerte das Putzen nicht allzu lange und hatte somit auch nicht die Chance, die Freude an dem Spaß zuvor zu verderben.

Toireasa glaubte auch nicht, dass es Professor Lupin darauf ankam. Er hatte nicht geschimpft, der Tadel war extrem milde und Punkte hatte auch niemand verloren. McGonagall zum Beispiel wäre bestimmt deutlich pikierter gewesen, von Filch und Snape ganz zu schweigen.

„So – und jetzt entschuldigt, aber ich muss Tarsuinn bitten mit mir zu kommen", beendete Professor Lupin ihre Arbeit und sah jetzt ein wenig ernster aus. „Es wird nicht lange dauern."

„Abwarten", brummte Tarsuinn fast unhörbar Toireasa zu und seine Mundwinkel zuckten verräterisch nach oben.

„Mach keinen Unsinn!", flüsterte sie zurück.

„Ich doch nicht!", tat er unschuldig, aber wer das glaubte, der glaubte auch an die Existenz von Selbstlosigkeit bei Kobolden.

Er ging hinter Professor Lupin aus dem Saal. Tarsuinns fast obligatorisch gewordener Teddy wippte in seiner Kapuze und schien ihm über die Schulter zu blicken.

„Und was zum Teufel mach ich mit dem angebrochenen Nachmittag?", maulte Toireasa leise vor sich hin, nur um Sekunden später fast das Gleichgewicht zu verlieren. Tikki war ohne Vorwarnung auf ihre Schulter gesprungen.

„Du musst dich irren…!?", sagte sie überrascht, aber der buschige Schwanz, der sich um ihren Hals legte, zeugte von etwas anderem. „Wenn das Keyx sieht, bringt er dich und mich um. Vor allem wenn er erfährt, dass du das jetzt schon zum zweiten Mal tust."

Leider konnte sie mit der Antwort nichts anfangen.

„Solltest du nicht bei Tarsuinn sein?", versuchte es Toireasa erneut. Sie hatte keine Erklärung, warum Tikki plötzlich bei ihr auf der Schulter saß. Es war einfach nicht üblich und wenn einige spezielle Slytherins sie so erblickten…

„Ähem!", unterbrach Simon ihre Gedanken. „Wenn ihr mal wieder so was macht, ladet ihr mich ein?"

„Natürlich", meinte Toireasa ziemlich abgelenkt. „Wie ich Tarsuinn kenne, findet das nächste Mal vor Filchs Büro statt."

„Dann werd ich wohl einen älteren Schüler um einen Maskenzauber bitten müssen", entgegnete der Junge verlegen lächelnd. „Ich…ähem…geh dann besser mal. Hausaufgaben machen und so…"

Toireasa schaute ihm nachdenklich nach. Der Junge hatte es nicht zeigen wollen, aber allein mit ihr hatte er sich unwohl gefühlt. Ob es nun an ihr lag oder an dem Zeichen auf ihrer Brust konnte Toireasa nicht sagen. Sie hasste das, denn obwohl ihr Kopf sagte, dass sie dies verstehen musste, ihr Herz hingegen schmerzte. Warum konnte es für eine Slytherin nicht so einfach sein, Freunde in anderen Häusern zu finden, wie es das für Ravenclaws, Hufflepuffs und Gryffindors war?

Den Kopf hängen lassend, verließ sie die Große Halle und wollte mal wieder Hagrid besuchen.

„Au!", beschwerte sie sich Sekunden später und griff überrascht zu ihrem Ohr. Tikki hatte ziemlich fest hineingebissen. „Was ist los? Ich will doch nur…Au, verdammt. Bist du zu Tarsuinn auch so? Au!"

Nicht nur, dass Tikki sie ständig ins Ohr biss, jetzt schimpfte sie auch und stupste ständig den Kopf gegen ihre Schläfe.

„Ich weiß nicht, was du mir sagen willst!", bat Toireasa um ein wenig Nachsicht. „Wie zum Teufel hast du Tarsuinn beigebracht dich zu verstehen?"

Wieder ein Biss in ihr Ohr.

„Armer Tarsuinn", murmelte sie über diese Antwort.

Tikki lehnte sich erneut gegen ihren Kopf und diesmal mit dem gesamten Gewicht. Einer Eingebung folgend gab Toireasa dem Druck nach und schaute auf eine Treppe.

„Ich soll da rauf?", fragte sie stirnrunzelnd.

Diesmal war die Reaktion ein Ankuscheln an Toireasas Wangen.

„Na, wenn du meinst", zuckte Toireasa mit den Schultern, was ihr auf einer Seite ziemlich schwer fiel. Sie ging die Stufen nach oben.

„Weißt du? Wenn du einfach vorweg gelaufen wärst, dann hätten wir uns die Löcher in meinen Ohren sparen können", stellte sie fest.

Die kleine Mungodame antwortete nicht sondern zog an der nächsten Kreuzung an ihrem Ohrläppchen. Langsam verstand Toireasa das System, auch wenn es ab und an wehtat. Tikki schien die Angewohnheit zu haben, ihr Missfallen sehr deutlich zum Ausdruck zu bringen.

Im Grunde war das sogar sehr verständlich, denn sie hatte wirklich wenige einfache Möglichkeiten, sich verständlich zu machen. Biss und Liebkosungen war die eindeutige Entsprechung von Ja und Nein. Die einzigen Äußerungen, die man einfach nicht missverstehen konnte.

Aus purer Neugierde ließ sie sich von Tikki immer weiter nach oben führen. Verwundert fragte Toireasa sich, was sie im Nordturm sollte.

Als es oben nicht mehr weiter ging, kletterte Tikki auf ihren Kopf, sprang in die Höhe und baumelte dann kurz an einem größeren Ring an der Decke. Toireasa trat einen Schritt zurück und sah nun eine Luke über der baumelnden Tikki. Anscheinend wollte sie die Luke öffnen, war jedoch viel zu leicht dazu. Dann ließ das kleine Wesen den Ring wieder los und sprach pfeifend zu Toireasa.

Diesmal war ihr sofort klar, was Tikki wollte. Sie zögerte kurz, doch dann tat sie das, was Tarsuinn und Rica getan hätten – sie vertraute einfach ihrer Führerin.

Natürlich war sie zu klein, um selbst am Ring zu ziehen, aber als Hexe – und als relativ begabte in Sachen Zauberkunst – war es eine durchaus einfache Sache.

Sie nahm ihren zur Schuluniform gehörenden Schlips ab und knüpfte den Knoten auf. Dann ließ sie das so entstandene kurze Seil mit einen einfachen Wingardium Leviosa nach oben schweben. Das war eine sehr einfache Übung. Schwieriger fiel ihr dann das Verknoten eines der beiden Schlipsenden. So feinfühlig hatte sie bisher selten mit der Magie umgehen müssen.

Trotz der künstlichen Verlängerung fehlten immer noch einige Zentimeter, weshalb Toireasa tief in die Hocke ging und nach oben sprang, um das baumelnde Ende zu erreichen.

Heraus kam ein Fehler, der Tarsuinn alle Ehre bereitet hätte. Sie ergriff den Schlips, fiel wieder zu Boden und gleichzeitig kam die Treppe mit herunter. So weit – so gut. Leider hatte sie vergessen, dass solche Treppen immer nur bis einem gewissen Punkt gezogen werden musste, danach kamen sie von allein herunter. Und dieser spezielle Punkt lag so, dass er für Erwachsene gedacht war. Die Treppe kam ihr überraschend schnell entgegen und sie schaffte es nur noch die Arme schützend über den Kopf zu legen, bevor das schwere Holz sie erwischte und umwarf.

Die Arme und ihre linke Schulter taten verflucht weh.

Tikki am Boden saß ruhig da und schaute mit einer fast mitleidigen Art zu, wie sie sich wieder aufrappelte.

„Na, wenigstens lachst du nicht!", stöhnte Toireasa am Boden sitzend und ließ die Schulter kreisen. Nichts war gebrochen, zumindest so auf den ersten Eindruck hin, aber als sie unter ihr Hemd linste, sah sie einen großen roten Fleck, der langsam blau wurde.

Plötzlich war Tikki auf ihre Beine geklettert, richtete sich an ihr auf und schnupperte an der Verletzung. Dann gab es einen fast abfälligen Ton und Tikki sprang wieder von ihr herunter. Wie ein kleiner, grauer Blitz schoss sie die Treppe nach oben und pfiff aufgeregt.

„Also langsam verstehe ich, wie Tarsuinn so werden konnte", maulte Toireasa ein wenig und folgte Tikki, jedoch deutlich vorsichtiger.

Sie war noch nie in diesem Bereich des Schlosses gewesen, aber sie musste in einem Turm sein und seit dem letzten Wochenende misstraute sie oberen Turmzimmern sehr. Sogar im Astronomieunterricht hatte sie sich nicht sonderlich wohl gefühlt.

Oben angekommen schaute sie sich erst einmal kurz um und als sie alles leer vorfand, zog sie die Treppenluke wieder nach oben.

Sie war in einem großen Zimmer, das ein wenig wie ein Klubraum aussah. Bequeme Sessel, runde flache Tische, eine schummrige Beleuchtung. Alles eigentlich ganz hübsch. Leider war der Raum von einem süßlichen Weihrauchgeruch durchzogen, der unangenehm in der Nase kitzelte. Außerdem war es sehr warm hier drin. Kein Wunder, dass Tikki sich hier wohl fühlte.

Wo war diese überhaupt?

Aus einer Ecke hörte sie ein leises Pfeifen von Tikki und folgte dem Ruf. Sie fand die Mungodame vor einem kleinen, verschlossenen Schrank, die gerade mit ihren Zähnen die Tür zu öffnen versuchte.

„Tikki, wir können doch nicht einfach…"

Hatte sie eben wir gesagt?

Tikki ließ kurz die Tür in Ruhe, richtete sich auf die Hinterbeine auf und starrte sie fast hypnotisch an.

„Was zum Teufel erwartest du von mir?", fragte sie aufgebracht. „Ich hab ne Ahnung, wo wir sind – im Klassenzimmer für Wahrsagen – aber ich beklaue keine Lehrer. Tarsuinn macht so was sicher für dich, frag ihn!"

Sie wollte sich abwenden, aber Tikki stieß einen so drängenden und lauten Laut aus, der sie erstarren ließ. Es war, als hätte eben ihre eigene Großmutter sie zusammengefaltet. Egal in welcher Sprache, ein Anpfiff blieb ein Anpfiff.

„Ich hab fast den Eindruck, du bist die Schuldige für Tarsuinns Regelverstöße", flüsterte Toireasa vorwurfsvoll.

Als Antwort pfiff Tikki ihr die Leviten. Toireasa ließ das über sich ergehen und war fast froh, dass sie es nicht verstand. Vielleicht waren Beleidigungen dabei, die sie lieber nicht hörte.

Zumindest nahm sie am Ende ihren Zauberstab zur Hand und öffnete das einfache Schloss mit einem Alohomora.

Im Schrank fand sie viele Kristallkugeln. Tikki rollte sofort eine heraus und bugsierte sie zu einem Tisch, wo Toireasa sie aufnahm und in den Ring legte, den sie dort fand.

„Und was soll ich damit?", fragte sie und starrte in die Kugel hinein. Doch außer ein paar dummen Nebelwolken war nichts zu sehen. „Ich kann das nicht! Wir gehen wohl lieber."

Toireasa stand auf und wollte sich verdrücken, als wieder dieser spezielle Pfiff ertönte. Diesmal fuhr sie ein wenig sauer herum, denn langsam ging es ihr auf den Nerv, von Tikki herumkommandiert zu werden.

Doch sie änderte ihre Meinung nur einen Augenblick später. Die Kristallkugel auf dem Tisch leuchtete voller Farbe.

Tikki saß auf dem Tisch und schaute sie erwartungsvoll an. Ihr Blick glitt von Toireasa auf die Kugel und wieder zurück. Eine deutliche Aufforderung lag in ihren Augen, der sich Toireasa nicht entziehen konnte. Fasziniert setzte sie sich wieder hin und starrte in das Kristall.

Sie sah eine Frau. Nur von hinten zwar, aber mit langen und glänzenden, dunkelblonden Haaren. Toireasa versuchte ihren Blickwinkel zu ändern, aber was sie sah, blieb immer gleich.

Die Frau ging durch eine Höhle, bis sie eine Wand aus Quarz erreichte. Diese schimmerte kristallblau und war mit roten Adern durchzogen. Die Frau nahm ein Band von ihrem Hals und hielt etwas gegen die schimmernde Wand, die sich daraufhin in einem Halbkreis zurückzog. In etwa so wie die Wand zur Winkelgasse, nur lösten sich die einzelnen Bestandteile in seltsame lange Strukturen mit einer achteckigen Grundfläche. Als nächstes holte die Frau einen handgroßen Beutel hervor, griff grotesk tief in diesen Beutel – so tief, dass sie bis zur Schulter drin steckte. Dann – ganz langsam und anscheinend mit großer Anstrengung – holte sie eine riesige Axt hervor, die so schwer war, dass sie am Ende zu schwer war um sie zu tragen. Der Stiel war sicherlich anderthalb bis zwei Meter lang und die doppelseitige, wuchtige und glatte Klinge hatte auch noch mal ungefähr einen halben Meter Länge. Das musste furchtbar schwer sein. Die Frau kniete sich hin, nahm einen weiteren Gegenstand zur Hand, berührte damit die Axt und Sekunden später lag ein exaktes Duplikat der Waffe am Boden. Dieses Duplikat verstaute die Frau wieder in ihrem Beutel, dann nahm sie ihren Zauberstab und die originale Axt schwebte zu der Quarzwand. Sie berührte erneut den Kristall und die Waffe wurde fest eingeschlossen.

Dann drehte sie sich herum und Toireasa konnte zum ersten Mal ihr Gesicht sehen. Sie riss die Augen auf und ein Keuchen bahnte sich aus ihrem Mund. Sie kannte diese Frau von Bildern, die ihr ihre Großeltern gezeigt hatten – es war unverkennbar ihre Mutter!

„Also lebt sie noch!", brach sich ihre Hoffnung Bahn, doch Tikki biss ihr sofort derart heftig in die Hand, dass diese zu bluten begann.

Sie war so fasziniert, dass sie den Schmerz kaum spürte, aber die Botschaft verstand und ihr Gehirn wieder zu arbeiten begann.

Das da war ihre Mutter, aber sie sah genauso wie auf den Bildern aus. Da war ein Mädchen von achtzehn Jahren zu sehen, keine Frau von dreißig. Toireasa zwang ihre Enttäuschung und die Tränen zurück und konnte so noch erkennen, wie ihre Mutter sich eine Kette um den Hals hängte. An sich nichts Besonderes, aber den kleinen glänzenden Gegenstand daran, den kannte Toireasa. Es war der kleine kristallene Schlüssel, den ihr jemand vor ein paar Wochen zugesandt hatte. Samantha Keary ging um eine Ecke und durch eine schwere Eisentür, die von einem Kobold hinter ihr verschlossen wurde.

„Gringotts!", murmelte Toireasa zu sich selbst.

Das Bild in der Kristallkugel wurde kurz dunkel, doch es war noch nicht vorbei. Es war zunächst nur ein kleiner heller Punkt, der jedoch schnell größer wurde. Sie sah eine Schneeflocke aus Glas, die in den verschiedensten und gleißendhellen Farben schillerte. Ihre Augen hatten sich kaum an die plötzliche Helligkeit gewöhnt, als eine schwarze Gestalt die Sicht verdeckte. Schmerzhafte Kälte ergriff Toireasas Herz und ihr Augenlicht …das Gefühl endete. Sie schüttelte den Kopf um ihre Gedanken wieder klar zu bekommen und sah, dass Tikki die Kristallkugel zu Boden geworfen hatte.

Sich immer noch fragend, warum Tikki ihr dieses letzte Bild gezeigt hatte, räumte sie die Kugel auf, war zu unkonzentriert um das Schrankschloss mit einem Zauber wieder zu verschließen und schlich sich dann aus dem Raum. Sie schaffte es nicht, sich bei Tikki zu bedanken, denn das kleine Wesen rannte vor ihr unglaublich schnell die Treppe hinunter.

Toireasa selbst legte ein deutlich langsameres Tempo an den Tag. Zum einen, weil sie sich nicht erwischen lassen wollte und zum anderen, weil sie so viel nachdachte. Jetzt wusste sie zwar, wozu ihr Schlüssel diente, aber noch immer nicht, worum es ging. Was war das nur für eine Axt gewesen?

Dann schlich sich ein amüsiertes Grinsen auf ihre Lippen. Ob Tarsuinn überhaupt wusste, wem er seine Extrastunden in Wahrsagen wirklich verdankte? So, wie er sich immer darüber beschwerte wohl nicht und anscheinend hatte auch Tikki es ihm nicht gesagt. Doch damit erklärten sich auch einige andere Dinge, was den Jungen anging und wie er hierher gelangt war – Tikkis Unterstützung und Weitsicht ging deutlich über jede normale Grenze hinaus. Ob sie auch immer wusste, wie alles ausging? Doch dann hätte Toireasa wohl nicht die Vergangenheit zu sehen bekommen.

Der Samstag war wieder ein Tag für Quidditch. Ravenclaw gegen Hufflepuff. Im Moment waren alle Schüler auf dem Weg zum Spielfeld. Auch Toireasa wäre liebend gern dabei gewesen, aber stattdessen versteckte sie sich mit Miriam in der Nähe des Ausgangs und beobachtet eine Gruppe von drei älteren Schülern, die da standen und wie zufällig miteinander sprachen. Zwei der drei waren Jungen. Fred und George Weasley waren Gryffindors und für jeden Unsinn zu haben. Ihr Preis war relativ gering gewesen. Das einzelne Mädchen bei ihnen war eine Sechstklässlerin aus Hufflepuff namens Yashmine, die eine Freundin von Miriam war. Sie hatten sich im Magischen Kochklub kennen gelernt. Zumindest war sie bereit gewesen ein wenig zu helfen, was auch wirklich sehr einfach war.

Sie warteten nun schon zehn Minuten und Toireasa hatte ein wenig Angst, dass es den Weasleys langweilig werden könnte und das Spiel lockte, aber ihre Sorge schien grundlos. Die beiden flirteten ziemlich heftig mit dem Mädchen, die davon nicht unangenehm berührt zu sein schien. Zumindest lachte sie relativ oft laut und offen.

Es dauerte noch weitere fünf Minuten, ehe endlich die Hauptperson auftauchte. Regina. Wie immer bei größeren Ereignissen mit Aidan im Arm und um sie herum der gesamte Hofstaat. Sie flanierten gerade an den Weasleys und Yashmine vorbei, als das Mädchen leise lachend, aber auch nicht zu leise, flüsterte.

„Schaut euch mal die Brünette an. Ich find es witzig, wenn sie so klein sind. Make-up auftragen und nicht mal einen geraden Lidstrich hinbekommen. Und dann dieser viel zu rote Lippenstift auf dieser wunderbaren Porzellanhaut. Ich frag mich, woher sie den Nagellack hat – aus dem Muggelversand? Wer hat der nur dazu geraten…?"

„Psst", flüsterte einer der Jungen. Ob Fred oder George konnte Toireasa nicht sagen. „Lass sie das nicht hören…"

„…wir brauchen doch Ablenkung…"

„…falls es ein langweiliges Spiel wird."

„Gehen wir einfach hinterher", meinte Yashmine abfällig zur Antwort und dann gingen die drei älteren Reginas Gruppe hinterher.

Toireasa hätte beinahe laut aufgelacht. Regina waren dermaßen die Gesichtszüge entglitten, dass der Anblick allein schon den Aufwand wert gewesen war. Trotzdem ging Regina weiter zum Spiel.

„Hat wohl nicht funktioniert", sagte Miriam enttäuscht.

„Da bin ich anderer Meinung", zwinkerte Toireasa ihr aufmunternd zu. „Geh schon mal vorbereiten."

„Sicher?"

„Ganz sicher!"

Einen Moment sah Miriam sie zweifelnd an, dann lief sie los zu den Kerkern. Toireasa hingegen huschte zum Schlossausgang und schaute den Schülern nach. Die Weasleys und Yashmine gingen gerade mit großen Schritten an Reginas Hofstaat vorbei und warfen ihr dabei amüsierte Blicke zu.

Hoffentlich übertrieben sie es damit nicht zu sehr. Glücklicherweise schien Regina nicht der Ansicht zu sein, denn Sekunden später sah Toireasa, wie sie sich – wahrscheinlich mit einer lahmen Entschuldigung – wieder umwandte und zurück zum Schloss kam. Toireasa zog sich von ihrem Beobachtungsposten zurück und lief schnell zum Slytherin-Kerker. Miriam erwartete sie schon, nervös von einem Bein aufs andere tretend. Sie versteckten sich zusammen hinter Toireasas Privattür und spähten durch einen schmalen Spalt. Keine Minute später erschien Regina ziemlich sauer und ging in ihr Zimmer. Toireasa verzauberte ihre und Miriams Schuhe, damit sie leise waren und schlichen bis zur Tür von Reginas Schlafraum. Das Scharnier der Tür hatten sie vorsorglich schon heute Morgen geölt.

Sie warteten eine Weile, bis ein leiser panischer Schrei zu hören war, öffneten die Tür und Miriam schoss ihr erstes Foto mit der magischen Kamera.

Es konnte nur ein gutes Bild werden.

Regina saß vor ihrem Schminktisch. Die Lippen wie zwei Wiener Würstchen aufgedunsen, die Brauen dicht und buschig wie bei einem Werwolf, die Finger hatten die Form eines mit Wasser gefüllten Gummihandschuhs. Eine rote Clownsnase rundete dieses wunderbare Aussehen ab.

Ein zweiter und dritter Blitz.

Regina versuchte zunächst ihr Gesicht zu verbergen, doch dann stand das Mädchen auf und kam wutentbrannt auf Miriam zu. Ihre unförmigen Finger versuchten in eine Tasche zu greifen.

Toireasa stellte sich dazwischen.

„Gibf mirf soffot deem Pfilmm", nuschelte Regina durch die Wurstlippen.

Langsam – fast bedächtig – hob Toireasa eine kleine Pipette vor die Nase Reginas und ließ mit einem fiesen Lächeln zwei Tropfen fallen.

Regina war so perplex, dass sie nicht einmal den Versuch machte zurückzuspringen und so bekam das Mädchen auch noch ein Paar hagridgroße Füße zu ihrem Aussehen hinzu. Füße, die viel zu schwer waren, als dass man damit gehen konnte und so kippte Regina um. Toireasa schaffte es gerade noch, sie an den Schultern zu erwischen, sodass das Mädchen sich nicht wehtat. Miriam machte ohne Unterlass Bilder.

„Das reicht!", meinte Toireasa ernst und ein kleiner, brutaler Zug des Triumphes verschwand aus dem Gesicht des anderen Mädchens.

„Wie gefällt es dir verunstaltet zu werden, Regina?", fragte Miriam und schien die Tränen in den Augen des am Boden liegenden Mädchens zu ignorieren.

„Gefällt es dir?", fauchte Miriam zornig.

Regina schüttelte den Kopf.

„Isch werrde Proffeschor Schneb…"

„Das kannst du natürlich", meinte Toireasa überlegen. „Aber wenn du diesen Weg wählst, bringen wir dich nach oben und stellen dich an den Schlosseingang, damit es jeder sieht."

Jetzt weiteten sich Reginas Augen entsetzt.

„So, wie mich jeder in der Schule mit Glatze sehen konnte!", mischte sich Miriam ein und fuhr sich über die noch immer sehr kurzen Haare. Toireasa fand diesen Kommentar nicht sonderlich hilfreich, aber sie konnte Miriams Reaktion durchaus nachvollziehen. Vor einem Jahr hatte sie sich eine solche Situation sicherlich hundertmal herbeigesehnt.

„Wir bieten dir aber einen Deal an", meinte Toireasa beschwichtigend. „Du kannst dich ganz einfach freikaufen und dir bliebe die Blamage erspart. Bis du interessiert?

Das Mädchen nickte und ihre Augen waren eine Mischung aus Angst und Hass.

„Wir werden mit niemandem darüber reden, niemand wird die Bilder sehen und ich sorge hier und jetzt dafür, dass alle Auswirkungen verschwinden. Du jedoch wirst dafür Miriam und all ihre Freunde in Ruhe lassen. Einverstanden?"

Regina nickte erneut nach kurzem Nachdenken und Toireasa, die intensiv das Mädchen beobachtete, sah ein überlegenes Glitzern in ihren Augen.

„Ich weiß, das schließt mich nicht ein…", sprach sie Reginas Gedanken aus, „…aber ich will nur etwas verlangen, was du auch einhalten kannst. Wenn du dich an mir rächen willst – nur zu! Aber denk daran, ich kann mich besser wehren als Miriam und die Idee mit dem Schwelltrank auf die Füße, hatte ich von dir. Wage es also, ihr etwas zu tun oder jemand anders dafür zu benutzen, und wir machen hundert Kopien von den Bildern und verteilen sie in der Schule. Ich bin mir sicher, auch deine Freunde werden die recht amüsant finden. Denk also daran – du hast es in der Hand, ob dich jemand so sieht, oder eben nicht. Einverstanden?"

„Ja!"

Toireasa lächelte, als dieses eine Wort klar zu verstehen war. Anscheinend war das ein Wort, das man auch ohne Lippen sprechen konnte. Sie schaute vorsichtshalber auf die Finger des Mädchens, um zu sehen ob diese gekreuzt waren, doch dies war anatomisch unmöglich.

„Dann halt jetzt still", sagte Toireasa kurz und holte die Gegenmittel hervor. „Miriam – ich schlage vor, du bringst den Film schon mal zum Ravenclaw-Turm, damit er dort vor Regina sicher ist."

Das andere Mädchen lief schnell aus dem Raum.

Toireasa gab ihr etwas Vorsprung, holte Reginas Zauberstab aus deren Tasche, warf ihn unter einen Schrank und begann erst dann vorsichtig und nacheinander die Verunstaltungen zu entfernen. Die Hände sparte sie sich dabei für ganz zuletzt auf.

Sie hatte Tarsuinn lange anbetteln müssen, damit er auch die Gegenmittel herstellte, denn der Junge war der Ansicht gewesen, dass bei Regina nur ein extrem öffentlicher Schock noch ein wenig Lernwirkung erzeugen konnte. Toireasa war jedoch aufgrund ihrer Erfahrungen mit Crabbe und Goyle anderer Meinung gewesen und so hatte sie sich für die kleine Erpressung entschieden. Wer weiß, vielleicht hatte Regina daraus doch gelernt und Tarsuinns Pessimismus war unangebracht?

„Das wirst du bereuen!", konnte Regina nicht mehr an sich halten, obwohl ihre Finger noch immer wie Speckwürstchen aussahen.

Toireasa hielt inne und schaute bedauernd auf das Mädchen am Boden.

„Ich bereue in Slytherin zu sein", sagte sie leise. „Ich bereue, jemals versucht zu haben, mich mit dir anzufreunden. Aber ich bereue nicht, mich gegen dich gestellt zu haben. Du hast kein Rückgrat, keine eigene Meinung, keine Ehre. Die einzige Person, die dir wichtig ist, bist du selbst und du bist ohne Rücksicht. Du bist alles, was ich verabscheue."

Toireasa ging an Regina vorbei und sammelte die ganzen gefährlichen Dinge ein. Den Lippenstift, die Lidfarbe, den Nagellack und das Rouge. Erst dann träufelte sie die Schrumpflösung auf Reginas Hände, die sofort wieder auf Normalmaß schrumpften.

„Wenn es an der Zeit ist, wirst du sterben, wie diese ganzen anderen verblendeten Verräter", zischte Regina und schaute sie vollkommen ernst dabei an.

Um ehrlich zu sein, Toireasa war ziemlich erschrocken darüber, auch wenn sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Wegen so einer kleinen Sache mit dem Tod zu drohen, war schon extrem übertrieben, doch das Mädchen wirkte, als ob es wirklich meinte, was es sagte.

„Hast du auch Voldemort zu deinem Idol gemacht?", fragte sie, ohne das Mädchen verletzen zu wollen. Es interessierte Toireasa wirklich. „Alle Macht den Reinblütigen. Tod allen Bastarden?"

Für einen Moment sah Toireasa, dass Regina die Frage beantworten wollte, doch dann verdrängte das Mädchen ihre Wut.

„Raus aus meinem Raum", sagte Regina unterkühlt.

Toireasa lächelte abfällig.

„Stimmt ja, ich verpass das Spiel. Such du deinen Zauberstab und denk dran, gib mir lieber keinen Grund dich bis auf die Knochen zu blamieren. Das heute war die nette Version!"

„Versuch nicht mich zu bluffen, hinterhältige kleine Schlampe", zischte Regina jetzt wieder zornig. „Ich weiß genau, dass nur dein liebster Krüppel das alles machen konnte und wahrscheinlich hat er auch die Idee gehabt."

„Das siehst du falsch", widersprach Toireasa wahrheitsgemäß. „Hauptsächlich hat er die Gegenmittel hergestellt."

Was sie nicht erwähnte war, dass die Feinheiten und Rezepte durchaus von Tarsuinn stammten, nur diesmal hatte Toireasa darauf bestanden, dass sie selbst und Miriam den Hauptteil der Arbeit erledigten – mit teilweise heftigen Fehlschlägen. Zaubertränke war niemals Toireasas Fach und auch Miriam, obwohl genau wie Tarsuinn im Kochen begabt, war nur eine mittelmäßige Schülerin in Professor Snapes Unterricht. Miriam meinte immer, Kochen wäre eine Kunst aus Rezept und Intuition, Zaubertränke brauen hingegen eine Mischung aus Formalien, Wissen und Zufall. Toireasa bezweifelte, dass dies auch Tarsuinns oder Snapes Meinung war.

„Du hast nie zu uns gehört", erklärte Regina leise. „Hau endlich ab!"

„Danke!", entgegnete Toireasa und trat rückwärts gehend den Rückzug an. Erst als sie die Tür zwischen sich und Regina hatte, drehte sie sich um und rannte zum Quidditch-Stadion. Unterwegs traf sie auf Ginny und Miriam, die zusammen dafür gesorgt hatten, dass die Bilder jetzt sicher im Gryffindor-Turm ruhten. Miriam zu den Ravenclaws zu schicken, war nur eine Finte gewesen, um sicher zu gehen, dass Regina garantiert an der falschen Stelle suchte.

Ginny trug einen Ravenclaw-Schal, was angesichts der Niederlage Gryffindors gegen Hufflepuff nicht weiter verwunderlich war. Im Grunde hätte das Mädchen auch ihre normale Kleidung tragen können – jeder mit ein wenig Hirn wusste, welche Mannschaft gewinnen musste, damit Gryffindor noch eine Chance auf den Pokal hatte. Wenn sie sich da nicht verrechneten.

Sie erreichten das Stadion und während Miriam sich zu den anderen Slytherins begab, gesellte sich Ginny zu Luna und Toireasa natürlich zu Winona und Tarsuinn.

„Alles gut gelaufen?", fragte Winona neugierig.

„Fast perfekt. Sind sicher wunderschöne Fotos geworden", entgegnete Toireasa.

„Und warum bist du dann nicht froh darüber?", fragte Tarsuinn.

„Weil ich denke, dass es nicht wirken wird", gestand Toireasa und lenkte dann ab. „Ist Lee Jordan heut besoffen? Die Anzeige kann doch nicht stimmen! Das Spiel läuft doch maximal erst fünfzehn Minuten."

„Nee, das stimmt schon", lachte Tarsuinn und jubelte dann mit dem halben Stadion. „Und noch eins mehr!"

Und noch ein Tor für Ravenclaw, hallte die magisch verstärkte Stimme von Lee Jordan durchs Stadion. Scheint, als wäre das gute Wetter Gift für das Spiel der Hufflepuffs heute. Damit steht es nun 140 zu 20 und anscheinend reicht das den Ravenclaws noch lange nicht aus.

„Schaut mal, Cedric ist hinter dem Schnatz her!", rief ein älteres Mädchen in ihrer Nähe. „Ist er nicht ein Sahneschnittchen?"

Toireasa hatte keine Ahnung, was ein Sahneschnittchen mit Quidditch zu tun hatte, aber dass Cedric Diggory, der Sucher der Hufflepuffs, den Schnatz jagte schien ziemlich eindeutig, auch wenn alle Zuschauer viel zu weit weg waren, um den kleinen goldenen Ball zu sehen.

„Wer ist eigentlich euer Sucher?", erkundigte sich Toireasa und kniff die Augen zusammen.

„Ian", entgegnete Winona und es klang fast wie ein Fluch.

Der hakenschlagende Cedric lieferte sich nun einen Zweikampf mit dem Ravenclaw-Sucher, der offensichtlich nicht so gut fliegen konnte, aber viel leichter und wendiger als der große Hufflepuff-Junge war. Trotzdem sah es so aus, als ob Cedric zu gewinnen schien. Seine Hand streckte sich schon aus…

Ein Pfiff ertönte.

Madame Hooch hat das Spiel unterbrochen, kommentierte Jordan, kurz bevor Diggory den Fang machen konnte. Niemand scheint den Grund zu wissen.

Madame Hooch die Schiedsrichterin, ließ den Torwart der Hufflepuff-Mannschaft landen, erbat sich dessen Besen und rüttelte kurz am Schweif, der sich fast umgehend in seine Bestandteile auflöste.

Das Auge unserer Madame Hooch ist bewundernswert, sagte Lee Jordan und man konnte hören, dass er es ernst meinte. Dieser Besen hätte nur noch wenige Sekunden durchgehalten.

Toireasa pflichtete ihm innerlich bei. Genauso wie der Hufflepuff-Torwart, der zunächst ziemlich ungehalten über das Abpfeifen gewesen war und sich jetzt anscheinend bei der Fluglehrerin bedankte. Es wurde viel gestikuliert und dann sah Toireasa zwei Hufflepuff-Schüler zum Schloss rennen. Anscheinend wollten diese einen Ersatzbesen besorgen.

Inzwischen ging das Spiel weiter, denn ein defekter Besen war – genau wie eine Verletzung – kein Grund um eine Quidditch-Partie abzubrechen. Ehe der Torwart der Hufflepuffs wieder fliegen konnte, lag Ravenclaw mit über 150 Punkten vorn.

Danach wurde es für einen Nicht-Ravenclaw-Fan immer langweiliger. Die Ravenclaw-Jäger spielten sich in einen wahren Rausch, ihr Torwart blieb fast beschäftigungslos und die Treiber beschäftigten ihre Gegenparts.

Einzig bei den Suchern war Hufflepuff ein wenig überlegen. Doch Diggory versuchte zunächst nicht den Schnatz zu fangen. Woher er den Optimismus nahm, dass seine Mitspieler heute noch irgendetwas auf die Reihe bekommen würden, das wusste Toireasa nicht. Zumindest blockte er eine halbe Stunde lang jeden Versuch Ians den Schnatz zu fangen ab, nur um dann endlich einzusehen, dass heute einfach nicht der Tag Hufflepuffs war. Es war eines der wenigen Spiele, bei denen sich Toireasa auf die Sucher konzentrierte. Der Hufflepuff-Torwart war mit seinem Ersatzbesen einfach unglaublich schlecht, das Spiel der Jäger und Treiber einfach zu unausgeglichen und so versprach eigentlich nur noch Spannung, wer den Schnatz fing. Aber wenigstens das endete mit einer Überraschung. Cedric und Ian legten gerade einen halsbrecherischen Zweikampf nahe der Stadionwand hin – Toireasa bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Winona Ian anfeuerte. Cedric voraus und näher an der Wand, Ian etwas dahinter. Sie rauschten gerade an einem der Türme vorbei, als die riesige Flaggenbahn, die den Zuschauerturm zierte, vom Wind aufgebauscht wurde. Niemand konnte sehen, was da geschehen war, aber beide Sucher bremsten hektisch ab und drehten um. Ian, kleiner und viel leichter, war deutlicher schneller, erreichte die Flaggenbahn (natürlich auch noch die grün-weiße von Slytherin) als erster und fummelte am Stoff herum. Das brachte dem Jungen eine Menge Buhrufe der Slytherins ein, doch dann streckte er triumphierend den Schnatz in die Höhe und ließ sich von seiner Mannschaft und dem Stadion feiern. Was Ian nicht sah war, dass Cedric Diggory ihn einfach hatte gewähren lassen. Hätte er Ian attackiert, wie es erlaubt war, dann hätte er wahrscheinlich den Ravenclaw-Jungen vom Besen geworfen, denn dieser hatte bei der Suche nach dem Schnatz beide Hände vom Besenstiel genommen. Ein sehr dummer Zug, fand Toireasa. Wenn sie etwas gelernt hatte, dann, dass man beim Quidditch immer nur eine Hand für das Spiel und die andere für sich selbst nutzen sollte. Das war wie bei der Seefahrt. Es brachte niemandem etwas, wenn man vom Besen fiel, weil man sich nicht festgehalten hatte.

Unten im Stadion sah Toireasa, wie die Hufflepuffs fair den Siegern gratulierten. Sie war erstaunt innerhalb der Ravenclaws kaum Häme zu sehen, trotz eines Sieges, der mit fast dreihundert Punkten ziemlich demütigend ausgefallen war.

Toireasa wollte gerade mit den überglücklichen Ravenclaws zum Schloss gehen, als ihr auffiel, dass Tarsuinn zur Seite trat. Er ging nicht weit, sondern blieb einfach lauschend stehen. Sein Kopf kippte sehr langsam von der einen Seite auf die andere. Sie zog Winona mit zur Seite und wartete, bis alle anderen gegangen waren. Es wurde still. Nur ein leichter Wind ließ die Flaggen im Stadion flattern.

„Was ist?", flüsterte Toireasa, obwohl es eigentlich nicht nötig schien und ahnte dann, was ihn so gefangen nahm. „Die Dementoren haben wieder Hunger wegen des Spiels, oder?"

Ganz langsam schüttelte Tarsuinn den Kopf.

„Sie sind in Sorge. Sie fürchten die Zukunft."

„Was fürchten sie", flüsterte Toireasa. „Dich?"

Wieder dieses abwesende Kopfschütteln.

„Sprich mit uns, Tarsuinn", drängte Winona.

„Ich weiß nicht, wie ich es euch sagen soll", flüsterte der Junge zur Antwort. „Ich fühle nur Angst."

Vorsichtig beugte sich Toireasa nach vorn und entdeckte eine einzelne Träne, die über seine Wange rann.

„Komm!", sagte sie und ergriff den Jungen bei der Hand. „Wir bringen dich aus der Reichweite der Dementoren."

Winona half ihr, ihn zum Schloss zu führen.

„Die Dementoren sind gar nicht so schlimm", murmelte Tarsuinn leise. „Es ist ihre Natur so zu sein."

Verzweifelt suchte Toireasa ein ironisches Lächeln auf seinem Gesicht, doch da war nichts. Was auch immer die Dementoren bei Tarsuinn ausgelöst hatten, Madame Pomfrey musste es erfahren. Toireasa würde nachher zu ihr gehen.

Und dabei hatte sie gedacht, ein Sieg Ravenclaws und die damit wahrscheinliche Vergebung für Tarsuinn, würde dafür sorgen, dass er einen schönen Tag hatte. Mit einer Feier und viel Spaß. So wie er jetzt aussah, blieb sie besser erst mal bei ihm. Irgendein stiller Ort würde ihm sicher gut tun.

Doch Tarsuinn hatte andere Pläne.

„Geht ihr feiern", sagte er mit dem Versuch eines Lächelns und wischte die Tränenspur beiseite. „Ich werd heut unsere Schuld bezahlen und Nabundus das versprochene Essen bringen."

„Ich komm…", begann Winona.

„Nein. Geh feiern!", sagte Tarsuinn ernst. „Ich komme nach, versprochen!"

Dann ließ er die Mädchen stehen.

Toireasa und Winona schauten sich bedeutungsvoll an, dann gingen sie ohne ein Wort gemeinsam zur Krankenschwester.

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