So, und der vierte Streich folgt sogleich... ganz herzlichen Dank an Tod, Luchia-chan und die anderen geduldigen Reviewerganz doll knuddel

Eine kleine Warnung: Wenn's bis jetzt blöd war, wird es jetzterst richtig dumm...trotzdem viel Spass und haut mich nicht tot, bitte!


4.Kapitel: Der Biss

Sie liefen tiefer und tiefer in das Samtschwarz der Bäume, kaum behindert durch den Schnee, der nicht durch das dichte Blätterdach gedrungen war.

Schweigend trabten sie nebeneinander her, nur James hielt manchmal kurz an und rupfte ein wenig trockenes Gras vom Boden. Auch Wurmschwanz sprang ab und zu hinunter und fing sich Regenwürmer, allerdings besaß er die Güte, sie nicht vor allen Augen zu verspeisen.

„Könntet ihr vielleicht mal aufhören, euch vor meiner Nase voll zustopfen? Ich hab einen Mordshunger…", knurrte Remus, der immer wieder Sirius' Blick suchte. Dieser wich ihm aus.

James schluckte laut schmatzend den letzten Bissen hinunter.

„Tja, ich hab schließlich auch nichts zum Abendbrot bekommen, also beschwer dich nicht", spottete er. „Kannst dir doch was fangen, oder, Sirius?"

Der Hund knurrte.

„Solange er sich nicht wieder auf meinen Schwanz stürzt!"

„Das war nur, weil ich gestolpert und halb auf dich draufgefallen bin", erklärte Remus zum hundertsten Mal und ärgerte sich über die Leichtigkeit mit der James über einen Werwolfbiss sprach.

Kichernd gingen sie weiter. Der Wald war völlig ruhig, nicht mal der Wind zischte zwischen den Bäumen entlang.

Remus schwieg, doch langsam wurde ihm der Stein im Magen zu schwer. Sollte er die anderen jetzt fragen? Was, wenn ihn die Antwort so in Rage versetzte, dass er seine Freunde angriff? Das würde er sowieso tun, wenn er nicht darüber spräche. Tief Luft holend sagte er:

„Jetzt ist Schluss! Bleibt stehen!"

Verwundert taten sie es und blickten ihn an. Jetzt kam sich Remus albern vor, doch jemandem Veritaserum einflössen zu wollen, war schwerwiegender, als mit Levicorpus in die Höhe gezogen zu werden.

„Hört mal, ich hab mich heute kaum unter Kontrolle und wisst ihr auch warum?" begann er. „Klar wisst ihr das, aber dennoch sagt keiner von euch ein Wort darüber! Also, was hattet ihr in diesem SCHRANK VOR?"

Die letzten Worte hatte er geschrieen, und schon wieder spürte er ein heftiges Rumoren, als sich Willen gegen Willen stemmte.

Betreten schauten sich die anderen an. Peter duckte sich ganz hinter Sirius' Ohren und James scharrte mit den Füßen.

„Nun?", fragte Moony und klang dabei ganz wie Professor Sinistra.

„Ähm…nun ja, also…" stotterte James, doch dann strafften sich seine Schultern und er sagte:

„Also gut, Remus", sagte er und Moony schauderte. Immer wenn James seinen richtigen Namen benutzte, musste etwas sehr schlimmes passiert sein. „Wir waren wütend auf dich und haben uns Sorgen gemacht, weil, weil wir nicht wussten, was mit dir los war, ich meine, erst lügst du uns an, dann verschwindest du morgens einfach und na ja… auf jeden Fall, als du dann auch nicht beim Quidditch aufgetaucht bist, haben wir uns gefragt, was wir machen könnten und ähm, Sirius kam auf die…interessante Idee mit dem Veritaserum. Der Erfolg war gleich null, aber…verdammt, was ist los mit dir?"

Remus war so perplex, dass er anfing laut zu lachen. Endlich, endlich hatte er begriffen, was mit den Jungs los war. Wieder starrte er in ihre betretenen Gesichter und beschloss ihnen alles mit Isabella zu erzählen.

„Kommt, ich muss euch auch was gestehen…"

Und während sie weiter liefen, erzählte er ihnen alles über Isabella, wie er sie im Zug im Vertrauens-Schülerabteil kennen gelernt hatte, wie sie sich immer öfter in der Bibliothek oder sonst wo über den Weg liefen, sich immer besser leiden konnten und schließlich sagte er auch, dass er mit ihr zusammen war.

„Ihr habt es nicht bemerkt, weil…weil ich ihr gesagt habe, ich möchte nicht, dass wir in der Pause oder so Händchen halten, weil…"

Er brach ab und hoffte seine Freunde würden den Grund erraten, doch sie starrten ihn nur verwirrt an. Er seufzte tief:

„Na ja, ich war mir nicht sicher, ob…ob es mir erlaubt ist, eine Partnerin zu haben. Ich dachte man würde es mir vielleicht verbieten und deswegen habe ich es geheim gehalten. Ihr wisst schon, es gibt da dieses Gesetz…"

„Das genauso bescheuert ist, wie das, dass du kein Heiler werden darfst", unterbrach ihn James wütend.

Remus seufzte. Er dachte an seine katastrophale Berufsberatung vor einem Jahr. Professor McGonagall war fast verzweifelt, als sie verschiedene dicke Mappen gewälzt hatte, nur um ihm zu sagen, dass die Gesetze so streng waren, dass er kaum die Aussicht hätte, irgendeinen Beruf zu ergreifen, der seinen Fähigkeiten gerecht würde.

„Lupin, Sie sind ein Genie und das wissen Sie. Sie können ihren Freunden, Potter und Black, wirklich das Wasser reichen, aber ich sehe leider keine Möglichkeit, Sie irgendwo unterzubringen. Sehen Sie…", sie zog ein großes Blatt hervor und zeigte ihm die Anforderungen eines Auroren, eines Heilers und eines Mitglieds der Mysteriumsabteilung. „ Sie sehen hier, sobald Sie ihre ZAG' s und UTZ's ablegen, dürften Ihnen alle Türen offen stehen…aber leider werden registrierte Werwölfe nicht als Auroren eingestellt, als Heiler…nun ja, es gibt nicht viele, die ihre Angehörige, mit einem Werwolf alleine lassen würden und die Mysteriumsabteilung hält sowieso alle für Spione. Das einzige was noch übrig bleibt wäre…" Sie schaute verzweifelt und zählte einige der schlecht angesehensten Berufe der Zaubererwelt auf, unter anderem, Mantikor- Jagen oder in Gringotts Verliese bewachen. Das in Gringotts hätte ihm noch gefallen können, doch McGonagall riet davon ab. „Sie würden dreiviertel Ihres Lebens unter Tage verbringen, dass sind sonst nur Jobs für…Trolle oder Drachen."

Betrübt dachte Moony daran, dass man ihn mit Drachen und Trollen auf eine Stufe stellte, doch James riss ihn aus seinen Gedanken.

„Moony, wenn wir das geahnt hätten…Aber warum hast du was von nem Treffen gefaselt, gestern?", fragte er und stupste ihn leicht mit dem Geweih an, da Schulterklopfen nicht ging.

Remus zog den Kopf ein, verdrängte seine Berufsberatung und dachte wieder an den vergangenen Morgen.

„Nun ja, also ich war beim Mittagessen, doch da ihr mal wieder nachsitzen musstet, war ich alleine. Isabella kam zu mir, wir haben erzählt und dann kam plötzlich Snape auf uns zu und er hat mich so gereizt, dass ich den Zauberstab gezogen habe. Leider prallte mein Fluch an einem Kelch ab und traf Isabella mitten im Gesicht, so dass sie… egal, auf jeden Fall sah es nicht schön aus und sie ist heulend in den Krankenflügel gelaufen, während ihr die ganze Große Halle nachstarrte. Ich wollte hinter ihr her, doch sie verzauberte ihre Bücher, dass sie mich im Gesicht trafen. Den ganzen Abend stand ich vor dem Krankenflügel, doch Madam Pomfrey sagte, Isabella wolle mich nicht sehen und irgendwann bin ich dann auch zum Gemeinschafts-Raum gegangen."

James grinste und fragte neugierig:

„Was hat Schniefelus denn gesagt, dass du ihn verhexen wolltest? Da müsste er ja deinen ganzen Stammbaum beleidigt haben, wo du doch sonst immer so ruhig und ausgeglichen bist."

Remus zog den Kopf noch tiefer ein und murmelte:

„Er hat mich gefragt, ob ich jemanden mit Reißzähnen küssen könnte…"

Niemand sagte etwas, außer Sirius, der etwas von „morgen ist er dran" murmelte und ohne schlechtes Gewissen an seinen Streich dachte, der Snape fast das Leben gekostet hätte. „Krone, du hättest ihn damals ruhig zu Moony durchlassen sollen, dann hätte der sich ein kleines Fressen gönnen dürfen und wir müssten uns nicht mit diesem elenden Aasfresser rumschlagen."

Vor ihnen tauchte eine Lichtung auf, durch die sie den sternenübersäten, klaren Himmel erkennen konnten.

„Na ja", sagte er schließlich und schüttelte den Kopf. Ein wütendes „Hey" von Peter, veranlasste ihn, damit aufzuhören. „Wenn wir schon beim Beichten sind. Remus, es tut mir wirklich Leid, Veritaserum war wohl eine…etwas überzogene Reaktion, aber weißt du wir haben Peter heute früh hinter dir hergeschickt und er hatte gesagt, dass du vielleicht was mit…"

Ein Heulen unterbrach ihn, dass aus seinem eigenen Mund gekommen war. Remus hatte ihn, kaum dass er die Lichtung betreten hatte, heftig am Schwanz zurückgezogen, sorgfältig darauf achtend nur in das schwarze Fell zu beißen.

Aufgerbacht fuhr Sirius herum:

„Ich habe gerade gesagt, du sollst nicht meinen Schwanz…"

„Halt den Mund", fuhr James ihn an. An Remus gewandt, fragte er: „Was ist? Was hast du?"

Remus spuckte ein paar schwarze Haare aus. Er wunderte sich, dass James ihn fragte.

‚Das ist seine Art sich für die Sache im Schrank zu entschuldigen', schoss es ihm durch den Kopf und eine tiefe Genugtuung erfüllte ihn, seine Freunde Reue zeigend zu sehen.

„'tschuldige, Tatze", sagte er schließlich, „aber seht mal da vorne."

Er deutete mit dem Kopf auf die Lichtung, die nun blauweiß im Mondlicht glitzerte. Mitten in der jungfräulichen Schneedecke prangte ein schwarzer, großer Fleck.

Sirius schnüffelte und fuhr jaulend zurück. Remus wusste, dass er das Blut ebenfalls gerochen hatte. Plötzlich spürte er einen heftigen Ruck und etwas Nasses lief aus seinem Mundwinkel: die Jagdgier des Wolfes hatte ihn gezwungen zu springen und zu geifern.

Auf die verdutzten Blicke seiner Gefährten hin, antwortete er leichthin.

„Hab die Kontrolle verloren…was schätzt ihr, was das ist?"

Sie näherten sich vorsichtig der Blutlache und Remus merkte, dass sie noch dampfte. Mit Schrecken stellte er fest, dass es menschliches Blut sein musste (denn wie Hagrid ihnen einmal erklärt hatte, waren fast alle Lebewesen im Wald, schwarz- oder silberblütig) und noch keine zehn Minuten alt war.

Seltsam scheu wich er zurück. Blut oder Fleisch, beides machte den Werwolf rasend, er wollte raus, wollte beißen, kratzen, töten.

„Was, zum Henker, hat das getan?", fragte James leise und schaute mit zugekniffenen Augen auf das schillernde, rote Zeug.

„Ich hab nicht die leiseste Ahnung, aber wenn's noch hier in der Nähe ist, will ich das nicht sein", bemerkte Sirius und trat neben Remus. James stand unschlüssig da und Remus wusste genau, dass er einen heftigen Kampf zwischen seiner Neugier und seiner Vernunft ausfocht.

Die Vernunft verlor, wie immer.

„Kommt, wir gehen. Wir müssen herausfinden was das war.", sagte er und Jagdeifer grinste aus seinen Augen.

„Bist du doof?", quiekte Peter, „was wenn das da uns zu erst findet?"

Sie konnten seine Angst förmlich riechen.

„Nun, dafür hat man Zähne oder Geweihe, nicht wahr?", sagte James.

„Aber…"

„Nein, wir werden gehen."

Erstaunt blickte die Ratte zu Remus. Seit wann billigte der einen Vorschlag von James?

„Aber, aber, Moony…"

„Nein, James hat Recht", wiederholte er und ein seltsamer Glanz trat in seine Augen, etwas wie Hass. „Merkt ihr nicht, wer das getan hat? Das war kein normales Tier – das waren Kollegen von mir."

Scharf sogen sie die Luft ein und tatsächlich hörten sie wenige Sekunden später, ein schauerliches, langanhaltendes Heulen, gefolgt von einem seltsam schwachen Wimmern.

Remus öffnete den Mund und heulte ebenfalls.

Kalkweiß starrten ihn die anderen an und lauschten dann wieder, doch kein Heulen oder Wimmern folgte mehr.

„Mach das…"

Doch James konnte nicht zu Ende sprechen, denn Remus schrie laut auf und sprang in großen Sätzen davon, in die Richtung des Heulens. Die Rufe seiner Freunde hörte er nicht mehr.

Er hatte Angst. Er betete, dass sein Verdacht falsch sein möge, doch eigentlich wusste er, dass es nicht sein konnte. Irgendwo in diesem Wald waren in diesem Moment mindestens ein Dutzend Werwölfe dabei irgendetwas in Stücke zu reißen. Die Blutlache auf der Lichtung – da hatten sie ihre Beute gefangen und wenn es ein Mensch war, könnte die Menge des verlorenen Blutes schon tödlich sein.

„Aber lieber tot, als ein Werwolf", dachte er sarkastisch und brach weiter durch das Unterholz, sehr laut und sehr unvorsichtig.

„Moony? Moony, warte…wo zum Teufel steckst du?", hörte er Sirius rufen, doch er hielt nicht an.

Ein Geruch war in seine Nase gestiegen, ein starker, durchdringender Geruch, der alles andere überdeckte.

Da, wieder dieses Schreien und Weinen, „Bitte, bitte nicht, nein…", flehte jemand.

Verzweifelt rannte Remus weiter, doch plötzlich stolperte er, schlug hart auf die rechte Schulter und kullerte einen Abhang hinunter. Hartgefrorene Äste und spitze Steine rissen sein Fleisch auf, schlitzten über sein Gesicht und geistesgegenwärtig schloss er die Augen. Er versuchte abzubremsen, doch seine Pfoten knickten immer wieder ein, er überschlug sich und kam schließlich schlitternd und auf dem Rücken liegend zum Halten.

Er stemmte sich nach oben, schüttelte den Kopf – und wünschte sich, seine Augen wären weiterhin so verschwommen geblieben.

Vor sich zwischen den Bäumen sah er ein grünblaues Feuer, um das mehrere, vierbeinige Wesen mit langen Schwänzen standen. Sie alle schauten Remus an, viel zu überrascht, um anzugreifen. Es mussten etwa zwölf sein, genau wie er vermutet hatte.

Plötzlich teilte sich eine Gasse zwischen den Werwölfen und gaben den Blick auf das Feuer frei. Davor lag ein langer, schwarzer Schatten, anscheinend vor Schmerzen zusammengekrümmt wie ein Fetus.

Doch sofort erschien ein sehr großer Werwolf vor dem Schatten und verdeckte ihn.

Remus stockte der Atem.

Der Werwolf war größer, als alles was er bisher gesehen hatte, eine geballte Ladung Tod, versteckt im Körper eines Wolfes. Die Klauen und Tatzen waren fast so groß wie Remus' Kopf, das Maul bestückt mit bleistiftlangen Reißzähnen und die Augen waren dunkelgelb vor Wahnsinn. Geifer tropfte auf den Boden vor ihm und bedeckte seine narbenübersäten Beine. Obwohl man als Werwolf ein ohnehin schon sehr borstiges Fell hatte, schien dieser da vorne aus schwarzem Draht zu bestehen, so quer und felsenhart standen die Büschel von seinem schweren, muskelbepackten Körper ab.

Instinktiv trat Remus einen Schritt zurück, als der andere vor ihm anhielt und seinen schweren, widerwärtigen Kopf zu ihm hinunterbeugte.

„Reeeemus", zischte er.

Heftig atmend wich der Angesprochene zurück. Der Wolf sprach mit ihm! Er hatte nicht gewusst, dass auch Werwölfe kommunizieren konnten, er war schließlich noch keinem anderen begegnet.

Aber die viel drängendere Frage war…

„Woher kennst du mich?", keuchte er und starrte verängstigt in das gelbe Auge der Kreatur. Die anderen hinter dem Großen, begannen zu heulen und zu trampeln. Remus erkannte, dass sie lachten.

„Woooheeeer iiich diiiccch keeennnnnnnne?" Die seltsam gedehnte Sprechweise des anderen wäre einschläfernd gewesen – wäre sie nicht aus dem Maul eines zwei Meter großen Tieres gedrungen.

„Icccccchh keeeeeennnnneee diiicccchh, weeeiiiiil iiiiiccch eeesss waaar, deer diiiccch bissssss!", schrie der andere und wieder veranstalteten die anderen einen heftigen Trubel.

Es schien Remus, als würde jemand seine Erinnerungen sehr schnell an ihm vorbeilaufen lassen.

Die Nacht, in der er gebissen wurde… der Schmerz und die vielen Besuche im St. Mungo…sein Vater, der ihm in der Winkelgasse den Mann zeigte, der ihn gebissen hatte…

„Du bist Greyback, Fenrir Greyback", keuchte Remus und fühlte wie der Wolf in ihm rumorte und mit aller Macht nach außen brechen wollte.

„Riiichhhttttig! Wiie iiich seeehhhe, biiiissst duuu iiinn Hooogwaaarrrtts… wwieee hhhat Duummbbleddooorre daaass geeemmmaaccht? Eeeggaalll… Duuu wwaaarrsstt ddeerr einzzigge, deerr mirr niie geeefffoolllgt isst. Deeeinne Ellltteeernn haabben guuut fürr diicch geesssorrrgt… waaas wiiiilllssst duuu hiiiieeer? Wiiiiiilllllssst duuuuuu zuuseeeehhheeen, wiiiie wiiiiir daaasssssssss Määdcheen beißßßeen? Aahhh neeeeiiinnn, duuu biiiiissst unsseeerreeem Ruuuf geefffooollggt…jaaa, Huuaaan haaattttteee schooooon immmmmer eein kräfftiggees Brüllleen…"

Ein braunhaariger Werwolf rechst von ihnen senkte den Kopf.

„Was für ein Mädchen?", fragte Remus perplex.

Ein weiteres Brüllen ging durch die Reihen der Wölfe und sie bildeten wieder eine Gasse.

Das grünblaue Feuer und der Schatten davor wurden wieder sichtbar. Vorsichtig trat Remus näher – und fuhr keuchend wieder zurück.

„Isabella", stöhnte er.

„Waaaaaaaas, Reeeeeemus? Keeeeeennnnnnnnst duuuuuu daaas kleeeiiiiine Menscheeeendiiiiiiing?", fragte Fenrir erstaunt, doch nicht minder gefährlich.

„Was… was habt ihr mit ihr vor?", schrie Remus zitternd und spuckte vor Wut. Er versuchte wieder zu dem wimmernden Päckchen vorzustoßen, doch diesmal sprangen ihm etliche Wölfe in den Weg.

„Aaaaaaaah, wiiiiiiir weeeeeeerdeeeeen siiiiiiiiieee fresssssssseen. Übberraaaascht diiiich daaaaas?", sagte Greyback und irgendetwas brach in Remus weg.

Da war er wieder, der Werwolf und bereit zuzubeißen.

Er stürzte sich auf Greyback und riss mit der Klaue, zwei Furchen in sein Gesicht, ehe der sich, von dem Angriff überrascht, erholte und dem anderen mit einem gewaltigen Hieb die Schultern auskugelte und ihn geradewegs gegen einen Baum schleuderte. Sich schüttelnd blieb der Wolf liegen, der Schmerz in seinen Beinen betäubte ihn.

„Aaaaabeeeer Reeeemus, waaaaaas…?", Greyback unterbrach sich und wandte den Kopf, schaute über Remus' zitternden Leib hinweg auf den Abhang.

„Moony, verdammt wo steckst du?", brüllte es plötzlich im Kopf des verletzten Werwolfes und mit einem Ruck war er wieder Remus Lupin, ein Mensch in Werwolfsgestalt. Rasch drehte er sich zum Berghang hin.

„Aaaaahhhhhh, deeeeeeiiiinnne Frrrreeeeuuunnnndddde, Reeeemus? Füüüüttttttttteeeeeeeruuung, Juuuuuuungs", flüsterte Greyback seine Wölfen und in diesem Moment schlitterten ein Hirsch und ein großer, schwarzer Hund durch die Bäume und kamen zwei Meter hinter Remus zum Halten.

Sirius schüttelte sich und Remus erkannte dasselbe Entsetzen, das sich auch in seinen Augen gespiegelt haben musste, als er die Szenerie vor sich erkannte.

„Äh…hi", murmelte er unsicher und starrte auf das knurrende und fauchende Rudel, das mit hungrigem Blick auf ihn und James fixiert war.

Remus ignorierte den Schmerz in seinen Schultern, sprang vor seine Freunde und knurrte ebenfalls, die Lefzen bis zum Anschlag hochgezogen.

„Ihr wagt euch nicht in ihre Nähe!"

Greyback fauchte und kicherte.

„Uuuunnnnnd duuuuuuu wiiiillllllllllllllsssst uuuuunnnns daaaaaaaaraaaaaaaaan hiiiiiindeeeernn, jaaaa?", sagte er und holte erneut mit seiner gewaltigen Pranke aus.

Diesmal wich Remus aus, doch in diesem Moment sprang der Werwolf, der Huan hieß und zwei andere auf James zu, der wie paralysiert dastand. Der Angriff hatte ohne Vorwarnung begonnen.

„HAUT AB!", donnerte Remus und sprang auf Huans Rücken, versenkte die Zähne in seinem Nacken. Sofort spürte er tiefe Bissen und Kratzer in seinem Hinterbein, doch er ignorierte es.

„Moony, was geht hier ab? Werwölfe sind nicht gefährlich für Tiere… ", schrie Sirius und riss den anderen Werwolf zur Seite.

„Haut ab, sag ich, habt ihr denn nicht gehört? Sie wollen euch…"

Und da verstand Remus: Er war in der Lage Greyback und die anderen zu hören, weil er ein Werwolf war, doch die konnten seine Freunde nicht hören, weil die eigentlich menschlich waren.

„Jungs, hört mir zu, ihr müsst hier verschwinden, los…" Ein heftiger Biss ins Bein ließ ihn aufheulen und er schlug mit der Pranke zurück, „ haut ab, wenn die euch beißen, seid ihr schlimmer als tot!"

„Weeeeeeelcheeer Woooolff sspriiiiiiiiccccccht miiiiit oooordinääären Tiiiiieeeeeereeeen, duuuuuuu weeeertloooooooseeer, kleeeeeeeeinnnnnnneeer Bluuuuuuuutsveeeeeeeeerrräääätter", schrie Greyback und scheuchte einen neuen Packen Wölfe auf Remus, der immer noch wie ein Fels vor seinen Freunden stand und verbissen kämpfte.

„Jungs, verschwindet, wenn sie euch beißen, seid ihr…", presste er hervor, doch Peter schrie plötzlich auf.

„MOONY!"

Das durchdringend hohe Quieken aus dem Mund der Ratte ließ die Kämpfe verstummen und mit schreckgeweiteten Augen folgte Remus Peters ausgestrecktem Ärmchen.

Mit einem Gefühl, als wäre der Boden unter ihm weggebrochen, knickte Remus ein.

Das wimmernde Bündel, dass Isabella war, hatte sich aufgesetzt und starrte auf die Szene, die sich ihm bot: ein Haufen Werwölfe, alle gegen einen einzigen gerichtet, der einen Hund, einen Hirsch und eine Ratte verteidigte.

„HUNGER!", donnerte es in Remus' Kopf und entsetzt fragte er sich, wo seine Kontrolle geblieben war, doch in diesem Moment sprang ein großer, brauner Werwolf über ihn hinweg auf Isabella zu.

Er hatte gebrüllt, nicht Remus.

Isabella schrie und schlug die Hände über den Kopf, doch es half nichts.

Der Wolf streifte sie mit den Krallen, sie wurde zu Boden gerissen und ein Schwall Blut spritze ins Feuer.

Doch bevor der Wolf beißen konnte, hatte ihn ein spitzes Hirschgeweih im Gesicht gestreift und sein Auge hing an einem, langen blutigen Faden aus seiner Höhle.

James röhrte laut und riss Remus aus seiner Erstarrung. Er heulte auf, schlug nach zwei anderen Wölfen und wühlte sich durch die Masse aus Leibern zum Feuer vor. Greyback kam hinter ihm her, versuchte zu beißen, doch in diesem Moment sprang Sirius auf seinen Rücken und biss in ihn die Seite.

Mit James' Hilfe lud sich Remus die bewusstlose Isabella auf den Rücken und suchte sich beißend und kratzend einen Weg durch die Bäume.

„Sirius, KOMM!", brüllte James und brach mit gesenktem Kopf einen Weg durch das Unterholz.

Ein lautes Jaulen folgte und rechts hinter ihnen kam er, von oben bis unten mit Blut bespritzt.

„VERFOOOOLGT SIIIIIE!", hörte Remus und er wusste, dass es Greyback war, der es gesagt hatte.

„Haben sie dich gebissen? Sind das nur Kratzer, oder…?", begann Remus, doch Sirius unterbrach ihn harsch. Er schien vollkommen entkräftet.

„Natürlich sind das nur Kratzer, denkst du, ich weiß nicht welchen Teil eines Werwolfes ich berühren darf und welchen nicht? Und jetzt erklär mir endlich mal, was dort vor sich ging. Warum haben die uns angegriffen?"

„Sie wollten euch fressen…glaube ich", keuchte er und dann heulte er plötzlich auf.

„Ich weiß auch warum", fügte er langsam hinzu.

Gerade war ihm der Tagesprophet- Artikel eingefallen, den Elmira am Frühstückstisch vorgelesen hatte:

Neues Werwolfgesetz verabschiedet

Laut einer neuen Regelung zur Kontrolle von Werwölfen, darf in Zukunft auf alle Werwölfe geschossen werden, die in der Nähe vor Dörfern oder Städten gesehen werden. Dies gab am Morgen der Vorsitzende der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Kreaturen, Mr. Badlack, bekannt; „schweren Herzens", wie verschiedene Mitarbeiter meinten. Der Minister äußerte sich gestern: „Wir hoffen, dass sich betroffene Zauberer ihrer Pflicht gegenüber der restlichen Zauberergesellschaft bewusst sind und sich weitab von anderen aufhalten, sobald sie sich…sobald es Vollmond ist. Das neue Gesetz richtet sich nun gegen alle Unverantwortlichen. Zwar bitten wir die Zauberergesellschaft, lediglich auf die Läufe oder den Schwanz zu zielen, wenn sie einen Werwolf Städten sehen, doch wer nicht weiß mit seiner Krankheit umzugehen, muss bestraft werden." Der Vorsitzende der Werwolfkommission äußerte sich nicht. Durch den morgigen Vollmond fühle er sich zu schwach, um mit „verbohrten, intoleranten Dummköpfen" zu verhandeln, sagte ein Sprecher.

„Sie dürfen nicht mehr jagen!", sagte Remus, während er schwer keuchend, und mit verschwommenem Blick durch den Wald rannte, das Gebrüll und Getrampel der Werwölfe in seinen Ohren.

„Was?", fragte James und schrie, als sich ein Ast in sein Auge bohrte.

„Sie…Greyback frisst und jagt immer in Städten und jetzt würden sie ihn abschießen und deswegen hat er die anderen überredet mit ihm jagen zu gehen, doch sie wussten nicht, dass sie auf Hogwarts- Gelände sind, so dass sie lediglich einen Fang gemacht haben und…"

„Niiiichhht riiiiiccccccccchhhtiiiiig, Reeeemus", sagte Greyback und schien aus dem Nichts der schwarzen Bäume neben ihnen zu brechen.

Alle schrieen und Remus bäumte sich so heftig auf, dass Isabellas Körper gefährlich auf seinem Rücken schaukelte.

„Haaaab iiiicch diiiiiiicccch! Sooooooo, duuuu glauuubssssst, daaaassssss wiiiiir diiie daaa freeeeesssssen, weeeiiiillll wiiiir niiicht meehr faaaaaaangeeeeen könnnneeen? Faaalsch!", donnerte der Wolf und wehrte Sirius mit Leichtigkeit ab. Der flog drei Meter durch die Luft und landete auf dem Rücken.

„Oooohh neeeein, Reeeemus wiiiiiiiiir könnnneeen meeehr faaaaaaangeeeeen, doch diiie daaa issst wichtiiiig! Weiiiiißßt duuuu niiiicccht, weeeer iiihhhr Vaaaaaaaaattter iiiist?", zischte Greyback und zog einen immer engeren Kreis um James und Remus, die so gut es eben ging, Rücken an Rücken standen.

„Nein", sagte Remus zornig und versuchte einen Blick auf Sirius zu erhaschen, der immer noch reglos dalag.

‚Halt ihn am Sprechen', sagte seine innere Stimme.

„Wer…wer soll ihr Vater sein?", fragte er und beobachtete jede einzelne Bewegung des Tieres vor ihm. Irgendetwas musste ihm einfallen und das möglichst schnell.

„Moony, was macht der Wolf da?", fragte James, als Greyback leise knurrte und nur Remus seine Worte verstand.

„Nuuuuuuuun, raaaaaate!"

„Sei leise, James, beweg dich nicht, ich rede mit ihm", flüsterte er ihm zu.

„Du machst was?"

„Sei ruhig!"

An Greyback gewandt fuhr er fort.

„Ich weiß es nicht. Sag's mir doch einfach." Knurrend verlagerte er sein Gewicht und zog Isabella am Umhang wieder ganz auf sein Rücken.

„Sieeee heeeiiißßßt Baaaaaadlaaaaaack mit Naaachhnaaameen", sagte Greyback gelangweilt und schaute umher, um zu sehen, wo die anderen Wölfe blieben.

Remus keuchte, denn ein fast schmerzhaftes Verständnis rauschte durch jede Faser seines Gehirns.

„ Ihr wolltet nicht willkürlich töten!", schrie er. „ Ihr wolltet genau sie! Du wolltest ihren Vater dazu zwingen, das neue Gesetz zu ändern, und warum nicht damit, dass seine eigene Tochter ein Werwolf ist? Aber sie hat sich gewehrt, nicht wahr? Ihr habt sie nicht gebissen! Ihr habt sie nur gekratzt…."

„Jaaaaaa, biiiiis jeeeetzt", sagte Greyback und griff ohne Vorwarnung an.

Die Wucht des Angriffs brachte Remus zu Fall, doch Greyback hatte zu viel Schwung genommen und segelte über ihn hinweg, ohne an Isabellas Körper heranzukommen.

„SIEH NACH SIRIUS", donnerte Remus James ins Ohr und selber rannte er nach links, um Greyback von seinen Freunden wegzulocken.

‚Natürlich', dachte er und verfluchte sich für seine Dummheit, ‚dieses Gesetz ist eine Strafe für Greyback, natürlich.'

Äste und Steine schlugen in sein Gesicht, er wusste nicht mehr wo seine Freunde waren, geschweige denn wo er hinrannte. Er hörte nur Greybacks riesige Tatzen auf den Boden schlagen und sein jagdgieriges Hecheln.

Plötzlich drang ein rhythmisches Rauschen an seine Ohren, das immer lauter wurde. Hinter ihm brach Greyback brüllend durch die Bäume, schrie die Namen der anderen Wölfe und starrte Remus mit seinen gelben Augen an. Er rannte weiter, doch er merkte, wie seine Kräfte schwanden, die Schmerzen in den Schultern und die Bisswunden wurden unerträglich und wenn nicht bald ein Wunder geschähe, würde er jämmerlich zusammenbrechen.

Das Wunder erschien in Form einer riesigen Schlucht, die plötzlich jäh und steil abfiel, etwa fünfzig Meter tief. Das Rauschen in Remus' Ohren kam von dem Fluss der weit unten am Grund der Klippe entlang brauste und tobte.

Heftig bremsend kam er zum Stehen, während sich kleine Steinchen unter seinen Füßen lösten und nach unten fielen. Panisch atmend sah sich Remus um. Nirgends ein Fluchtweg, und die andere Seite der Schlucht war ungefähr fünf Meter entfernt. Was sollte er tun? Und wo waren James, Sirius und Peter?

Ein überlautes Gebrüll Greybacks, der sich in dichtem Efeu verfangen hatte, schreckte Remus wieder auf.

Er musste springen.

„Moony", hörte er plötzlich und James kam einen halben Meter weiter links von ihm zum stehen. Er schleifte Sirius hinter sich her, der die Zähne fest um James' Schwanz geschlungen hatte. Peter saß zwischen dem Geweih.

„Oh nein", stöhnte James und rannte zu Remus, der immer noch fieberhaft überlegte, wie er den Sprung mit Isabella auf dem Rücken schaffen sollte.

„Remus, ich glaube wir müssen…", begann James, doch schon hatte sich Sirius hingestellt und war gesprungen. Er schwebte einen Moment lang in der Luft, dann senkte sich sein Körper, er streckte die Krallen aus – und verfehlte den Boden um zwei Zentimeter.

„SIRIUS", schrieen James, Peter und Remus gleichzeitig, doch da hatte sich Tatze schon mit allen Beinen fest in die steinige Erde gekrallt. Der schwarze Hund kraxelte jaulend auf den ebenen Grund, taumelte und blieb dann endgültig liegen. Greyback heulte auf. Er schien sich aus dem Efeu befreit zu haben.

„Komm, mach", sagte Remus zu James.

Der Hirsch wandte sich um, nahm Anlauf und streckte seinen schlanken Körper. Er erreichte den Boden und rannte sofort zu Sirius.

‚Los, Remus…JETZT', schrie eine innere Stimme und Remus wandte sich um. Greybacks wilde Augen erfassten ihn, doch ohne auf hin zu achten nahm er Anlauf und drückte sich kräftig mit den Hinterbeinen ab. Noch im Flug spürte er, dass er eine Sekunde zu lang gezögert hatte, denn Greyback heulte, sprang ebenfalls und versenkte die Zähne in Remus' Schweif.

Durch das ruckartige Hinunterziehen seines Hinterteils, verlor Remus das Gleichgewicht und Isabella rutschte von seinem Rücken. Doch in diesem Moment erreichten seine Pfoten den Boden, in Sekundenbruchteilen wandte er den Kopf und biss fest zu, um Isabella vor dem Fall zu bewahren.

Eine Sekunde lang starrte er in Greybacks Augen, der nur noch mit einer Kralle in Isabellas Umhang hing.

„Daaaaaaaankeeeeeee!", keuchte er und ließ dann los, während er wahnsinnig heulend in die Tiefe stürzte.

Es brauchte Sekunden, ehe Remus dieses seltsame Abschiedswort begriff, doch dann merkte er, dass etwas Warmes und Nasses an seinem Maul herunterlief. Er hatte sich mit den Vorderpfoten abgestützt und Isabella mit den Zähnen festgehalten, sodass sie senkrecht zu der Felswand baumelte, doch er hatte nicht ihren Umhang erwischt.

Er hatte Isabella in den Arm gebissen!

Mit einem gewaltigen Ruck zog er sie nach oben, wo sie bewusstlos liegen blieb, und spuckte ihren Unterarm aus, das frische Blut noch immer an den Lippen.

„Nein", stöhnte er, „nein", und seine Augen füllten sich mit Tränen. Mit einem letzten, ungläubigen Blick auf seine Freunde fiel er zu Boden und dann wusste er für lange Zeit nichts mehr.