Ich weiß, ihr werdet mich umbringen, aber bevor ich freiwillig ins Exil gehe: Viel Spass (ich weiß, ich wiederhole mich, aber mir fällt keine gute Entschuldigung für den folgenden Mist ein!;-) )
7. Kapitel: Der blutende Werwolf
Remus schlug die Tür zu und rannte rückwärts.
Blut tropfte auf seinen Umhang und auf die hellen Böden, doch er merkte es nicht, er merkte überhaupt nichts.
Sein Kopf wollte explodieren, Isabellas Worte klangen in ihm nach, dröhnten wie eine Kirchenglocke und brachten seine Eingeweide zum Brennen.
Das konnte doch nicht war sein! Was redete sie für einen Blödsinn? Das war wirklich nichts was in irgendeiner Form mit Logik zu tun hatte, das konnte einfach nicht sein.
Er rannte einen Flur entlang und sah ein Feuer am anderen Ende.
Er kam heftig atmend zum Stehen, griff in seine Tasche und zog das restliche Flohpulver nach draußen.
„Hogwarts, Flitwicks Büro", sagte er, seltsam klar und sehr leise.
Der Farbenwirbel verschluckte ihn, doch er sah es nicht. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten blicklos in de Gegend.
Der Wirbel ließ nach und er stolperte aus dem Kamin. Es war immer noch niemand da. Ohne zu wissen was er tat, schnappte er sich den Tarnumhang und schlurfte zum Gryffindor- Turm.
„Da ist ja wieder dieser Schmierfink", kreischte die Fette Dame, doch er sagte das Passwort und sie schwang auf, während sie ängstlich in sein ausdrucksloses Gesicht starrte.
Der Gemeinschaftsraum war immer noch fast leer, nur Sirius, Peter und die Prewett- Brüder, Fabian und Gwideon, saßen an einem Tisch am Fenster und spielten eine Partie Gob.
Als Sirius ihn bemerkte, begann er zu lachen:
„Hey, wo warst du? Und…oh man, Moony, wer soll denn dieser Spur folgen?"
Er deutete auf die Blutspur hinter ihm, doch Remus stolperte vorbei und ging Richtung Schlafsaal.
„Äh, warte mal", rief Peter plötzlich und sprang von seinem Stuhl. Er griff Remus' Umhang und zog ihn zurück. „Ich würde da jetzt nicht hochgehen…"
Ich liebe Fenrir Greyback, donnerte es in Remus' Kopf und er starrte Peter an. Mit einem ängstlichen Quieken ließ der ihn los und starrte hilflos zu Sirius.
Bevor er sich bewegen konnte, hatte Remus schon die Treppe erklommen und stieß die Tür zum Schlafsaal auf.
Ein hoher Schrei ließ ihn zurückfahren und zum ersten Mal seit einer halben Stunde, nahm er seine Umgebung wahr.
James saß auf seinem Bett – und neben ihm Lily, die Hände in seinem schwarzen Haar verfangen.
James schluckte hart und grinste:
„Oh Moony, wie schön…ähm…"
Remus sagte nichts, sondern bückte sich, stocherte mit der Hand auf dem Boden herum und hob seinen Stock auf.
„Hab was vergessen…macht weiter", murmelte er und beeilte sich, wieder nach unten zu kommen. Peter stand mit Sirius unten an der Treppe.
„Oh Mann, tut uns Leid, wir hätten dich warnen sollen, aber…Moony, wo willst du hin?", schrie Sirius, doch da war Remus schon wieder durch das Loch geschlüpft und begann zu rennen.
Das Bild von James und Lily brannte immer noch in seinem Kopf, erinnerte ihn brutal an Isabella und Greyback.
Er verstand es einfach nicht. Wie konnte sie Greyback lieben? Sie war doch mit ihm, Remus zusammen? Und viel schlimmer: Greyback war der wildeste Werwolf der Welt und ein richtiges Monster! Woher kannte sie ihn überhaupt? Er musste doch mindestens zehn Jahre älter sein, wenn nicht fünfzehn. Wieso hatte er sie beißen wollen?
Fragen bohrten sich wie Würmer in seinen Kopf, doch er wusste keine einzige Antwort. Ohne es zu merken stand er plötzlich vor der Bibliothek und trat ein. Er war verwundert keine Rüge von Madam Pince zu erhalten, denn er meinte seine Wut und Enttäuschung, seine Verständnislosigkeit und das hässliches Gefühl, hintergangen worden zu sein, müssten laut aus seinem Kopf herausschreien.
Wie im Traum nahm er den Tarnumhang und warf ihn über den Kopf. Er stolperte weiter, suchte sich einen Tisch und begann langsam, sich Bücher aus dem Regal zu holen…
„Remus? Hey Remus…"
„Moony, aufwachen! "
Irgendwer rüttelte heftig an seiner Schulter, doch er stöhnte nur und versuchte den Kopf zu heben. Da das zu schwierig war, beschränkte er sich auf die Augen.
Zwei sehr große Schatten, einer davon mit langen roten Haaren standen vor ihm; Lily und James.
„Hey…oh Gott, James, er blutet!", rief Lily und half ihm, den stöhnenden Werwolf aufzusetzen.
Kaum das Lily ihn berührte, fuhr brennender Schmerz durch seinen Körper und er schrie auf. Er war jetzt völlig wach und starrte wild auf ihre Hände: Am rechten Handgelenk baumelte ein silbernes, dünnes Kettchen.
Völlig verdattert folgte Lily seinem Blick, schaute dann auf die Bücher um ihn herum – und begann wie wild zu schreien.
„James, James, weg von ihm, er, er ist ein WERWOLF!"
James, der Remus weiter aufrichtete, packte sanft ihre Hände, sah ihr geradewegs in die Augen und flüsterte:
„Ich weiß."
Ängstlich sah Lily ihn an: „Du weißt es? Aber…aber wie konnte er…wie kannst du mit ihm befreundet sein?"
Er blickte sie verächtlich an.
„Er ist völlig normal okay? Außerdem ist er Remus und mein Freund. Du magst ihn doch auch, oder? Und nur weil er etwas ist, für das er nichts kann, verurteilst du ihn?"
Beschämt blickte Lily zu Boden. Die Ansprache hatte gewirkt. Remus wusste, dass James diese Sätze für solche Gelegenheiten gelernt hatte, doch dass er sie seiner neuen Freundin an den Kopf werfen musste, hatte Remus nicht erwartet.
„Nein, nein, natürlich nicht, ich…", stotterte Lily und taxierte Remus weiter mit fast panischen Blicken.
„Dann ist ja gut", unterbrach James sie und ließ ihre Hände los. „Ich will nämlich, dass du hier bleibst, während ich Sirius hole. Er muss hier raus, schau dir das Blut an. Versuch etwas davon wegzuwischen, ja? Ich bin sofort wieder da…"
Remus stöhnte wieder und sah James schnell durch die Regalreihen rennen.
Sein Blick flirrte, als würde er durch Nebel starren. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Lily, die ihm geschockte Blicke zuwarf und ängstlich versuchte soviel Raum wie möglich zwischen sich und ihn zu bringen.
„Keine Sorge", krächzte er „beiße nicht mehr…Vollmond…vorbei."
Sie presste ein Lächeln hervor und schaute wieder auf ihre Füße. Plötzlich fiel ihr ein, was James gesagt hatte und sie zog den Zauberstab. Remus folgte ihrer Hand, die sie auf den Tisch legte.
Er erschauderte.
Der ganze Tisch und sämtliche Bücher darauf waren mit Blut getränkt und als er an sich herunter sah, merkte er, dass seine Ärmel und die Brust ebenfalls rot waren.
„Was, was ist passiert? Wie habt ihr mich gefunden?", fragte er, doch seine Zunge wollte ihm nicht gehorchen. Lily hatte ihn trotzdem verstanden.
„Eine Weile nachdem du aus dem Schlafsaal verschwunden bist, deutete Sirius auf das Blut auf dem Boden und brachte sie aus Spaß zum Glühen. Wir haben dann gesehen, dass die Spur immer breiter wurde und als du ewig nicht zurückkamst haben wir dich gesucht."
Sie schien sehr bemüht um einen normalen Ton und ihre Bewegungen wurden langsam sicherer. Remus fiel auf, dass sie ihn nicht mit diesem speziellen Blick ansah, sondern mit reinem Mitleid und mit Sorge.
„Aber was ist…", versuchte er zu sagen, doch seine Kehle begann zu brennen. Wut kochte in ihm hoch, was war er doch für ein nutzloser Trottel! Er versuchte sich wenigstens gerade hinzusetzen, doch er stöhnte und rutschte nur ein Stück tiefer. Sofort war Lily bei ihm, was ihn sehr beeindruckte.
„Nicht bewegen…James und Sirius sind unterwegs, sie bringen dich zum Krankenflügel."
„Ja, wie immer", knurrte er und wünschte, Lily hätte ihn nicht in dieser Lage gesehen.
Ein lauter werdendes Gemurmel von der Tür ertönte.
„Was hat er gemacht? Wieder versucht sich umzubringen?"
James lachte, doch seine Stimme klang ernst.
„Nein, diesmal hat er sich nicht unter die Peitschende Weide gelegt, aber er blutet wie ein Drache aus dem Auge."
Ein schwarzer Schatten schob sich in Remus' Blickfeld.
„Oh, man, du bist so doof."
Obwohl Sirius versuchte spaßig zu klingen, hörte Remus Besorgnis und sogar so etwas wie Zorn, was ihn zu dem Schluss brachte, dass Sirius richtig ängstlich war.
Sirius zog den Zauberstab, doch sein Blick blieb an den Büchern hängen. Er nahm eines der weniger blutgetränkten Exemplare und sah es sich an.
„Was zum –", begann er, dann schlug er das Buch heftig zu. Der Titel lautete „Sechshundertneunundfünfzig Arten einen Werwolf zu töten".
Auch James hob jetzt ein Buch auf und starrte entsetzt darauf: „ Gefährlicher Wahn – Erste Hilfe bei Werwolfangriffen" Remus schaute auf dem Tisch umher, seltsam teilnahmslos.
Silber und seine Anwendungen in der Werwolfjagd, lag da neben, Werwölfe – Wahn oder Unschuld und Ich bring dich um! – Wie ich einen Werwolfangriff überlebte.
Remus schloss die Augen. Er hatte nicht gemerkt, was für Bücher er sich geholt hatte, er hatte immer nur Isabellas wahnsinniges Gesicht gesehen und ihre Worte gehört.
„Bist du jetzt völlig blöd geworden?", fragte Sirius sehr, sehr leise und kam bedrohlich auf Remus zu. Er öffnete nur die Augen, antworten war zu anstrengend.
„Was glaubst du, was du hier machst? Ich könnte dir echt…"
Er holte aus, doch ehe er zuschlagen konnte, quiekte eine Stimme:
„Jungs, macht schnell, Madam Pince ist unterwegs."
Peter kam um die Ecke gerannt und starrte sie an; Sirius, wie er mit erhobenem Arm vor dem blutenden Remus stand, Lily, die immer noch die Bücher saubermachte und James, der sich zwischen Remus und Sirius gestellt hatte.
„Komm schon, du kannst ihn später noch vermöbeln, wenn dann noch genug Blut in ihm ist, das du herauspressen kannst. Tatze, bitte…"
Sirius zitterte vor Wut und Sorge, doch er nickte und packte Remus unter den Armen. Lily beräumte die restliche Sauerei und ging mit Peter weg, um Madam Pince aufzuhalten. James und Sirius hatten sich Remus' Arme über die Schultern gelegt und schleiften ihn zur Tür.
„Zaubert", krächzte Remus, der ihr Ächzen hörte und sich zum tausendsten Mal wünschte, nicht so ein verdammter Nichtsnutz zu sein.
„Sei nicht so doof", knurrte Sirius und nahm ihn mit James' Hilfe Huckepack, um eine Treppe steigen zu können. „Wir wissen, dass Zaubern dir wehtut! Halts Maul!", fügte er hinzu, als Remus protestierend den Mund öffnete.
Sie kamen an einem Fenster vorbei und er sah, dass es draußen Nacht war.
Schnelle Schritte hinter ihnen kündigten Peters und Lilys Rückkehr an.
„Weißt du, seit wann du geblutet hast?", fragte sie schwer atmend und hielt sich die Seite.
Remus schüttelte den Kopf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Ein seltsamer Nebel drängte sich in seinem Gehirn, doch er vertrieb ihn. Lily hatte ihm eine Frage gestellt. Darauf musste er sich konzentrieren.
„Ich weiß nicht", murmelte er, „ vielleicht seit… nach dem Frühstück."
Erschrocken schlug Lily die Hände vor den Mund.
„Das sind fast acht Stunden", wisperte sie und sah ihn noch besorgter an.
Nach einer Ewigkeit kamen endlich die Türen zum Krankenflügel in Sicht. Madam Pomfrey stand davor und trank ein Glas Wasser.
Es fiel zu Boden, als sie das kleine Grüppchen auf sich zu kommen sah.
Von den restlichen fünfzehn Minuten merkte Remus nichts, außer, dass man ihn zwang etwas sehr Kaltes zu trinken und ihn dann so fest in eine Decke mummelte, dass er sich stark an die Ausnüchterungszellen erinnert fühlte. Dann stand er plötzlich wieder im St. Mungo, überall um ihn herum waren schwangere Wolfsweibchen und schrieen Greybacks Namen.
Schreiend kam Remus hoch.
„VERSCHWINDET; ICH…", begann er, doch sofort hatte er eine Tasse im Gesicht und musste wieder etwas schlucken, Er meinte ein Gesicht zu sehen, dass von langen, silberglänzenden Haaren umgeben war, doch ehe er es richtig erfassen konnte, war er wieder in tiefe Dunkelheit gehüllt.
„Und seit wann wisst ihr es?"
„Seit dem ersten Schuljahr…nein, nicht von Anfang an, drei, vier Monate haben wir schon gebraucht. Ich habe mal einen Kalender von ihm gefunden, in dem alle Vollmondtage eingekringelt waren, da hat es dann geklickt."
„Aha. Und ihr wolltet nicht, na ja, die Freundschaft beenden?"
„Nein. Er war schließlich immer noch Remus, nicht wahr? Außerdem gibt es keinen, der…"
„Der ein größerer Trottel und ein nichtsnutzigeres Monster wäre, nicht wahr, Remus?"
Sirius' Stimme traf ihn wie ein Schwert. Er stöhnte und richtete sich auf. Höllische Kopfschmerzen forderten ihren Tribut, dennoch sah er sich um.
An seinem Bett standen Lily, James, Sirius, Peter und, zu seiner großen Verwunderung, auch Amanda.
„Was macht ihr hier?", krähte er. „ Was ist passiert?"
„Nun, eigentlich, wollten wir Totenwache halten, doch jetzt hast du uns den ganzen Spaß verdorben", sagte Sirius, schon viel fröhlicher als gestern Abend. Remus grinste; es tat nicht weh.
„Wart ihr die ganze Nacht hier?"
„Was heißt die ganze Nacht, du bist seit drei Tagen ohnmächtig", grinste James und deutete auf einen großen Geschenke- Stapel am Fußende des Bettes. „War eine sehr einseitige Weihnachtsfeier, du wolltest nicht ein Lied mitsingen…"
„Stimmt", sagte Sirius todernst, „wo du doch eine so schöne Singstimme hast."
„Jungs, bitte, lasst ihn doch erst mal wach werden", sagten Lily und Amanda gleichzeitig und alle lachten. „Wie geht es dir?"
„
Hm, mal überlegen, wie könnte es einem Werwolf nach dreitägiger Ohnmacht gehen, wenn er ungefähr zehn Liter Blut verloren hat?", fragte Sirius und fing sich einen Stoß von Amanda ein. Er wich tänzelnd aus und nickte ihr freundlich zu. Sie schaute empört, aber nicht wütend zurück.
„Ähm, Mädels…könntet, könntet ihr vielleicht draußen warten? Nur für einen Moment?", fragte James und sah sie flehentlich an. Amanda und Lily zuckten beide mit den Schultern und standen auf.
Kaum dass die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, fielen alle drei Jungen Remus um den Hals.
„Du verdammter Idiot –"
„ – dachten, du stirbst –"
„Wolltest du dich umbringen?"
„ – einfach so abzuhauen –"
Erst als Remus vor Schmerz aufschrie, ließen sie von ihm ab und blickten peinlich berührt auf den Boden.
Remus rieb sich den Hals. Plötzlich hob er die Hände vor die Augen; sie waren völlig weiß und gesund.
„Was ist…?"
„Sind sofort abgeheilt, einen Tag nachdem wir dich hergebracht hatten", erklärte James und setzte sich auf sein Bett.
„Ach ja…eine Woche für Werwolfbisse, das hatte Madam Pomfrey gesagt", sinnierte er. „Ach übrigens, wenn dein Tarnumhang versaut sein sollte, tut's mir leid, ich war völlig in Gedanken…hoffe Blut lässt sich auswaschen…"
„Ich sehe, er gesundet", sagte Sirius und betrachtete eingehend die Geschenke vor Remus' Bett. „ Er sorgt sich endlich wieder um die wichtigen Dinge."
James lachte.
„Keine Sorge Moony, der Umhang ist dir fast sofort vom Kopf gerutscht, nachdem du dich hingesetzt hattest, er ist völlig in Ordnung. Nur, du hättest fragen oder wenigstens eine Botschaft hinterlassen können. Wir wussten nicht wo du warst und als dann auch noch die Karte weg war… sie schimmert jetzt übrigens leicht rötlich wenn man sie einsetzt, aber ich glaube, dass wird sich verlieren…wo warst du denn nur?"
Remus sank zurück. Er fühlte sich schwach und müde, etwas zehrte an ihm und es war etwas, dass er nicht mal seinen Freunden erzählen konnte.
„Was war das mit dir und Lily?", fragte er dann und zu seinem Erstaunen gingen die anderen auf seinen Themawechsel ein.
„Tja" sagte James langsam und breitete die Arme aus. „Ich ähm…weißt du noch, welchen Trank ich seit Juni braue?"
Remus zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen.
„Du meinst doch nicht etwa…du hast doch nicht…"
„Genau den meine ich, Felix Felicis. Ich hab einen kleinen Schluck genommen, bevor ich Lily um ein Gespräch bat und trara, es hat gewirkt", sagte James, als erwarte er Applaus.
Den bekam er auch, in Form von Madam Pomfrey, die sie laut klatschend aus dem Zimmer scheuchte und dann wütend murmelnd einen Becher mit Bluterneuerungstrank füllte und ihn an Remus weiterreichte.
„Trink oder du fliegst raus", knurrte sie und starrte wütend auf die Tür. Sie entriss ihm den Becher, lief in ihr Büro und knallte die Tür zu.
Remus fror und er zog die Decke höher; dieser Trank war wirklich eklig. Doch noch etwas viel Ekligeres nahm plötzlich in seinem Kopf Gestalt an und er fühlte wieder diese Schwäche.
Er hatte das Gefühl mitten in einem Alptraum gefangen zu sein, am hässlichen Höhepunkt und er konnte nicht raus. Warum nur, warum hatte sie ihn so betrogen? Es gab doch einfach keinen Grund dafür, und wenn es einen gab, dann sah er ihn nicht.
Die Verzweiflung schmiss Remus zurück in seine Traurigkeit, er zog die Decke bis unters Kinn und legte sich ins Bett.
Plötzlich ging die Tür auf und er warf sich knurrend herum.
„Tatze, Krone, wenn ihr dass seid, dann haut ab, ich will schlafen", murmelte er und hob widerwillig den Kopf. Zu seinem Erstaunen waren es weder Sirius noch James, die hereinkamen.
Es war Amanda.
Sofort richtete sich Remus auf. Schlimm genug, dass sie ihn ohnmächtig gesehen hatte, weitere Schwächen würde es sich nicht erlauben.
„Remus? Kann ich mit dir reden?"
„Sicher", sagte er und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sie näherte sich seinem Bett und blieb kurz davor stehen, zögernd und irgendwie ängstlich. Er wies einladend auf den Stuhl und drapierte die Decke um sein nackte Brust. Amanda setzte sich. Sie sah immer noch unsicher aus.
„Keine Angst, ich beiße nicht", versuchte Remus sie zu beruhigen, doch sie schüttelte heftig den Kopf.
„Nein, nein, dass ist es nicht, ich hab selber einen Werwolf in der Familie…aber…es ist so…" sie zog einen Brief hervor und sah verstört darauf. „Der hier ist von…von Isabella. Er kam an Weihnachten mit einer Eule."
Sie warf den Brief aufs Bett und stellte sich hin. Fassungslos drehte Remus das Pergament zwischen den Fingern hin und her. Dann knüllte er ihn zusammen und schmiss ihn auf seinen Nachttisch.
„Ich weiß was drin steht, es nützt nichts wen du ihn zerstörst, ich werde es dir sagen müssen", sagte Amanda leise.
Remus stutze:" Warum hast du ihn gelesen?"
Amanda setzte sich wieder.
„Neben diesem hier, war noch ein anderer Brief dabei, von Isabella an mich. Sie schrieb ich solle deinen öffnen und mir gut merken, was drin steht. Sie hat mir erzählt, dass du im Krankenhaus warst. Sie hat gesagt, du sollst damit nicht alleine sein. Ich hab erst nicht verstanden, was sie damit meinte, doch als ich den Brief gelesen habe…oh Remus, es ist so schrecklich", rief sie plötzlich und brach schluchzend über seinem Bett zusammen. Verwundert tätschelte er ihr den Rücken.
„Tut…tut mir Leid", stammelte sie und wischte sich mit dem Zipfel der Decke das Gesicht. „Aber… oh, wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag es mir, ja? Ich möchte dir wirklich gerne helfen…"
„Hilf nicht mir", sagte Remus heiser und lächelte. Soeben war ihm eine wunderbare Idee gekommen. erwundert sah sie zu ihm hoch. „Hilf nicht mir", wiederholte er, „ hilf Sirius."
„Sirius? Was hat Sirius…"
„Nichts, aber er ist verliebt in dich. Geh hin und hilf ihm, er braucht es dringender als ich."
Immer noch erstaunt blickte Amanda ihn an.
„Würde es dir etwas ausmachen zu gehen? Ich würde jetzt lieber alleine sein…", fragte er sanft und sie nickte schnell und ging zur Tür.
Als sie die Tür hinter sich zuzog murmelte sie leise: „Er macht sich nur Gedanken um seine Freunde."
Ja", sagte eine Stimme, „er ist wirklich ein feiner Kerl."
Mit einem kleinen Schrei sprang Amanda zu Seite, als Sirius aus dem Schatten trat.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Amanda hör mir zu…ich möchte mich bei dir entschuldigen, es sind so viele dumme Sachen passiert zwischen dir und mir…. und…ich…ich wollte sagen…was ich meine, ist, dass, versteh mich nicht falsch aber…", stammelte er und sah zu Boden.
Amanda war erstaunt. Es war einfach zu seltsam diesen sonst so selbstsicheren und frechen Typ herumstottern zu sehen. Plötzlich fiel ihr auf, wie gut er aussah und was für einen treuen Hundeblick er hatte.
„Versuch' s", sagte eine innere Stimme, ‚für Remus.'
„Für Remus", murmelte sie leise und nickte Sirius dann freudestrahlend zu. „Ich versteh was du meinst…nun, wir können es versuchen, nicht wahr?", sagte sie laut und schaute herausfordernd.
Sirius blickte erstaunt auf und nickte heftig. Zusammen gingen sie hinunter und verschwanden im Gang.
Remus sah ihnen lange nach, dann verschloss er die Tür, die Amanda nicht ordentlich zu gemacht hatte, und wandte sich dem Brief zu.
Mit einem Gefühl, als würde man ihn zur Schlachtbank führen, nahm er ihn, riss das Pergament auf und entfaltete den Brief.
Während er las, fühlte er sich, als würde er auf der Peitschenden Weide durch die Lüft reiten. Mal ging es hoch hinauf, dann wieder in tiefe Schluchten hinab und immer wurde er heftig geschüttelt.
Nachdem er fertig war, sank er zurück in die Kissen. Stumme Tränen glitzerten auf seinen Wangen, doch er fühlte sich kein bisschen traurig, eher erleichtert und frei.
„Danke", sagte er, „danke, Isabella."
