Rory stand an ihrem Schließfach. Sie wartete jetzt schon seit zehn Minuten auf ihn. Langsam hatte sie aber keine Lust mehr zu warten. Sie öffnete ihr Schließfach, um eins ihrer Bücher zu holen, das sie im Bus lesen wollte.
Sie wollte ihr Schließfach gerade schließen, als ihr jemand ins Ohr flüsterte:
„Hi Maria!"
Rory schreckte auf und antwortete:
„Hi Tristan! Wo warst du so lange?"
„Sagen wir mal, ich hatte zu tun."
„Womit?"
„Lass uns gehen, oder der Kaffee wird kalt."
„Wie du willst, dann sag es mir eben nicht." Tristan setzte sich in Bewegung und Rory eilte ihm hinterher.
Sie saßen in einem kleinen Café direkt neben der Schule und hatten jeder eine Tasse Kaffe vor sich. Rory starrte verlegen auf die Tischplatte und wartete darauf, dass Tristan etwas sagte. Doch er ließ sich Zeit. Schließlich, als sie schon über 5 Minuten schweigend nebeneinander saßen, sagte er:
„Du weißt schon, dass das hier ein Date ist, oder?"
„Wie bitte?"
Brav wiederholte er:
„Du weißt schon, dass das hier ein Date ist, oder?"
„Von einem Date war nie die Rede."
„Ich dachte, dass wäre mehr als klar, als ich dich auf den Kaffee eingeladen habe."
„Davon habe ich aber überhaupt nichts mitbekommen."
„Ok, dann verkünde ich jetzt und für immer: Das hier ist ein Date." Er streckte theatralisch seine Hände in die Luft. Rory musste lachen, er war witziger, als sie gedacht hatte. Sie sah sich ihn genauer an, seine Augen strahlten eine Art von Freude aus, doch sie war sich da nicht ganz sicher und seine blonden Haare waren wie immer verstrubbelt. Er sah eigentlich richtig gut aus. Sie überlegte sich, wie es wohl wäre mit der Hand durch diese Haare zu wuscheln. Bei diesem Gedanken erschrak sie. War sie etwa in Tristan…? Nein das konnte unmöglich sein, immerhin hatte er Dean und sie auseinander gebracht, das konnte sie nicht so schnell vergessen. Aber andererseits hatte er sie danach auch nach Hause gebracht und war sehr nett zu ihr gewesen. Das konnte sie wiederum auch nicht so schnell vergessen.
„An was denkst du, Maria? An mich?"
Sie wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen.
„Wie, äh, was hast du gesagt?"
Er lachte, aber es war kein bösartiges Lachen.
„War nicht wichtig.", antwortete er. Dann fuhr er fort:
„Wie geht es dir?"
„Oh, mir geht es ganz gut." Sie war überrascht über diese Frage. Er konnte so schnell vom Blödmann zu einem echt nette Jungen wechseln, dass sie jedes mal erstaunt war.
„Vermisst du den Ladenjungen?" Aber der Wechsel ließ sich auch umgekehrt anwenden, das bewies er ihr sehr oft.
„Sein Name ist Dean. Und ich habe keine Lust mit dir über meine Gefühle zu reden." Sie nahm ärgerlich einen Schluck von ihrem Kaffee. Er war aber so heiß, dass sie sich prompt verschluckte. Sie hustete wie verrückt und ehe sie es sich versah, sprang Tristan an ihre Seite und klopfte ihr auf ihren Rücken. Kurz darauf hörte das Husten auf, doch Tristan nahm seine Hand noch nicht von ihrem Rücken. Er klopfte jetzt nicht mehr darauf, sondern strich vielmehr langsam darüber. Und Rory sagte ihm nicht, er solle aufhören, denn sie war wie elektrisiert. Seine Hand auf ihrem Rücken fühlte sich so gut an. So etwas hatte sie bei Dean noch nie gefühlt. Sie wollte nicht, dass Tristan aufhörte, sie fühlte sich auf einmal ganz warm und hatte ein merkwürdiges, aber gutes Gefühl in ihrem Bauch. Plötzlich erschrak sie. Das war Tristan, der ihr da über den Rücken strich, derjenige, der sie und ihren Freund auseinander gebracht hatte. Sie bewegte sich ein wenig, Tristan hörte auf über ihren Rücken zu streichen und setzte sich wieder auf seinen Platz. Beide starrten peinlich berührt zu Boden.
Da fiel Rory etwas ein, sie sah auf ihre Uhr und fluchte:
„Mist, mein Bus, er ist schon vor zehn Minuten weggefahren. Oh nein, wie komm ich jetzt bloß nach Hause?"
„Ich könnte dich fahren, wenn du willst.", bot Tristan an.
Sie nahm sein Angebot dankend an.
Bis sie zu dem Schild mit der Aufschrift: „Welcome to Stars Hollow" gekommen waren, sprachen sie beide kein Wort miteinander. Doch dann fasste sich Rory ein Herz:
„Danke übrigens für den Kaffee. Es war echt schön."
Tristan sah kurz zu ihr rüber und dann wieder zurück auf die Straße.
„Es war mir ein Vergnügen", erwiderte er mit einem Lächeln.
Dann schwiegen sie wieder.
Als sie bei Rorys Haus ankamen, hielt Tristan an, Rory machte keine Anstalten auszusteigen.
Sie sahen einander etwas verlegen an. Dann mussten sie beide lachen, wurden jedoch kurz darauf wieder ernst. Tristan ergriff schließlich die Initiative.
„Ich mag dich, Rory!" Er hatte sie tatsächlich Rory genannt, das kam äußerst selten vor.
„Ich mag dich auch, Tristan!", erwiderte sie mit einem Lächeln.
„Also meinst du wir könnten das mal wiederholen, vielleicht, wenn wir mehr Zeit haben, als heute?"
„Ich denke schon, aber jetzt muss ich gehen." Sie stieg aus dem Auto und zerrte ihren Rucksack heraus. Sie wollte schon die Beifahrertür zu schließen, doch dann besann sie sich anders. Sie steckte ihren Kopf durch die Tür, beugte sich zu Tristan rüber und gab ihm einen Kuss auf die Backe. Anschließend schloss sie schnell die Autotür und begab sich in Richtung ihres Hauses. Sie ließ einen extrem verwirrten Tristan zurück.
Sie kam die Treppenstufen zu Haustür herauf und bemerkte erst jetzt einen Zettel, auf dem stand: „Treffen uns bei Luke's. Bis dann, Lorelai."
Das war typisch für ihre Mum. Also drehte sich Rory um machte sich auf den Weg zu Luke's.
