Kapitel 01: Die Magie in ihrer Größe

"Gut Harry", begann Dumbledore.

Harry warf dem Direktor von Hogwarts einen eindringlichen Blick zu. Etwas
stimmte nicht, das spürte er.
Dumbledore spielte nervös mit seiner Feder. Ein trauriger Ausdruck lag auf
seinem Gesicht, während er darüber nachdachte, wie er Harry seinen Entschluss,
der durch seine Entdeckungen beeinflusst wurde, erklären sollte.

"Hast du schon mal ausgiebig über Anhänglichkeitslose gesprochen?"

"Nein, Professor."

"Oh, wirklich. Sie sind besonders mächtig. Sie binden eine Person an eine
andere, die dann die jeweils andere völlig ergänzt. Ich glaube, man könnte sie
Seelenschwestern nennen."

"Professor...Ich verstehe nicht."

"Ich muss dir etwas sehr wichtiges mitteilen - Du bist mit jemanden
verbunden."

Diese Wörter brachten Harry zum verstummen. Durch diesen Schock öffnete sich sein Mund etwas und der Goldjunge fuhr sich mit einer Hand nervös durch sein ungebändigtes schwarzes Haar.
Schließlich fand er doch seine Stimme wieder und hob den Blick, wodurch dieser
auf die blauen Augen des Schulleiters traf, die ihn aufmerksam beobachtet
hatten. Seine eigenen Augen hatten ihren Glanz verloren.

"Wer?"

Das Wort war nur hart und kalt. Albus erschauderte durch den Ton sichtlich, aber ein Funken der Verständnis fand sich in seinen Augen wieder.
Jedoch verließ ihn dieses Funkeln gleich darauf vollständig. Jedoch zwang Albus
seine Lippen, ein zärtliches Lächeln zu formen, welches Harry seltsam ärgerlich
fand.

"Ich bezweifle, dass dir die Antwort im Moment helfen würde. Ich denke, dass es besser wäre, wenn du das Schicksal erst mal richtig verstehst, bevor ich dir
sage, mit wem du verbunden bist."

Dumbledore stand auf und ging zu Fawkes, der wie immer auf seiner Stange saß und ihn seine rotgefärbten Federn, die im Morgenlicht immer aufflammten, umgaben.
Harry hatte das Büro des Schulleiters immer als beruhigend empfunden, doch jetzt hasste er es. Er wollte von diesem Ort so weit weg wie möglich.

"Das Schicksal verbindet zwei Personen miteinander. Sie sind vollkommen, einer
für den anderen, in allen Bedeutungen des Begriffs. Das Schicksal macht sie den
Schwesterseelen gleich. Sie können ihre Liebe, sowie ihren Schmerz teilen. Ich
muss aber hinzufügen, dass das ein genauso großer Vorteil wie Nachteil sein
kann. Zum Beispiel wenn einer von beiden stirbt, stirbt der andere mit ihm. Man
sieht das oft als romantisch. Das Schicksal sorgt für eine Anhänglichkeitszeremonie, die während des 16. Geburtstag sein muss, um die
andere Hälfte zu ergänzen. Es ist wichtig, dass ich jetzt mit dir darüber
sprechen, weil dein Geburtstag in zwei Monaten ist. Deine Mächte werden um
einiges zunehmen, aber dafür wirst du für immer gebunden sein. Einmal, wenn eure
Vereinigung...vollendet sein wird...wirst du entdecken, dass ihr, miteinander
verbunden, völlig zueinander passt."

"Wer?", wiederholte Harry.

"ER."

"Er? Aber ich bin nicht schwul!", schrie Harry entsetzt.

"Er ist der brillanteste Student, der je von Hogwarts gekommen ist, mächtig,
schön, talentiert und sehr nett zu denen, die ihn kannten."

"Wer?"

"Tom Marvolo Riddle."

Harry starrte seinen Mentor an, als wären diesem gerade 3 Köpfe gewachsen und als hätte Albus ihm gesagt, dass er im Begriff war, sich Voldemort
anzuschließen.
Die Worte Dumbledores hallten in seinem Kopf wieder, während er versuchte die Bedeutung des Gesagten zu verstehen. Er war mit Tom verbunden. NEIN, er war mit Voldemort verbunden! Das war wohl einer von Dumbledores schlechten Scherzen.

"Das ist kein Scherz, Harry."

Harry stand plötzlich auf und verließ den Raum. Dumbledore unternahm nichts, um Harry aufzuhalten. Der Goldjunge musste das auf seine eigene Weise verstehen und der Schulleiter wusste, dass Bemühungen seinerseits nichts bringen würden. Er konnte den Schrecken und den Verrat fühlen, den Harry empfand. Seufzend setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und überlegte, ob es das wirklich wert war.

Harry stürzte so schnell wie möglich die Korridore von Hogwarts entlang, wobei
er die verworrenen Gesichter um sich herum vollständig ignorierte. Er musste von
hier weg. Das war ein Scherz. Das musste ein Scherz sein. Aber Harry wusste tief in seinem Herz, dass es wahr war. Er war mit Voldemort verbunden. Er war mit dem Mörder seiner Eltern verbunden.


"Harry!"

Seine Freundin Hermine sprang vor diesen und blockierte ihm so den Weg. Er
versuchte sich sofort von ihr zu entfernen, hoffnungslos.
Hermines warme rehbraune Sehen waren durch Ängstlichkeit und Unruhe gefüllt,
während sie das entsetzte Gesicht von Harry und seine verstörten Smaragde, die
als seine Augen dienten, eingehend erforschte.

"Was ist es, was nicht geht? Harry?"

"Was geht?", knurrte Harry gleichgültig.

"Guter Gott, was ist das Problem?"

"Nichts."

"Belüg mich nicht, Harry James Potter!"

"Das hat nichts mit dir zu tun!"

"Wir sind die besten Freunde!", begann Hermine.

"Lass es sein! Hör für einmal in deinem Leben auf, so neugierig zu sein...!"

Er beendete seinen Satz nicht. Hermines Hand begegnete mit einem krank machendem Ton brutal Harrys Gesicht. Jeder blieb daher mit offenem Mund stehen. Hermine Granger hatte einen ihrer besten Freunde geschlagen. Und nicht irgendeinen ihrer besten Freunde, sondern Harry Potter, der Junge, der noch lebt.

Hermine, unter Schock stehend, hielt die geschundene Wange des Goldjungens
fest. Harry bewegte sich nicht. Sein Gesicht war mörderisch und in seinen Augen
leuchtete Wut, was aber von keinem gesehen wurde. Der Goldjunge hob stolz den Kopf, knirschte mit den Zähnen und presste die Hände zusammen, um Hermine nicht als Gegenzug ebenfalls zu schlagen.

"Wenn du jemals wieder Hand an mich legst, wirst du dafür bezahlen. Du hast kein Recht, mich aufzuhalten und zu fragen, was in mir vorgeht. Ich benötige nicht
Miss-Ich-weis-alles um zu klären, was mit mir los ist", zischte er gefährlich.

"Harry, ich..."

Aber Harry hörte nicht mehr zu. Er drehte sich um und ging völlig ungeniert,
wobei er eine blasse und geschockte Hermine, die sich nicht bewegen konnte und ihm nachstarrte, zurückließ. Immer noch war der Schock auf ihrem Gesicht zu sehen. Dann ersetzte der Zorn alle anderen Emotionen und sie nahm eine tiefe
Inspiration.

"Das reicht! Ich kann deine Einstellung ,Ich bin der Junge, der lebt' nicht mehr
ertragen! Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen! Solange du dich nicht
entschuldigst, werden wir keine Freunde mehr sein!", schrie sie ihm hinterher.

Harry zeigte daraufhin keine Reaktion, aber innerlich verspürte er eine tiefe
Traurigkeit.
/Es wäre besser für mich, wenn ich mich dran gewöhnen würde. Schließlich bin
ich mit der Person verbunden, die sie alle hassen...Vielleicht bin ich doch tief
in meinem Herzen ein Slytherin. Der Hut hatte also Recht gehabt.../


Es war sehr schnell Nachmittag und jeder in der Schule hatte von dem Streit
zwischen Harry und Hermine gehört. Die Tatsache, dass sie den Goldjungen
geschlagen hatte, hatte jeden verblüfft. Die Hogwartsschüler waren alle sehr
neugierig. Genau das war der Grund, warum Harry jetzt durch die Gänge lief, als
würden ihn Manticore verfolgen.

Am Gryffindortisch war es ungewöhnlich still und alle schauten auf Hermine und
Ron, und vor allem auf den leeren Stuhl den beiden gegenüber, wo Harry für
gewöhnlich saß. Er hatte sich noch nicht gezeigt und Dumbledore war der Meinung, dass er gar nicht käme.
Er war sichtlich besorgt. Nicht nur weil der Junge, mit der Narbe auf der Stirn,
sich mit seinen Freunden gestritten hatte, sondern weil er auch in keinem
einzigen seiner Kurse aufgetaucht war.

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sich die Tür öffnete und eine Silhouette in schwarzen Kleidern zu sehen war. Die Kapuze wurde herunter geschoben und enthüllte so Harry Potter, der so durchnässt und weiß wie er war viel Ähnlichkeit mit einer Kalkwand hatte. Seine Augen leuchteten vor unterdrücktem Zorn und einer Entscheidung, während er die Hand fester um seiner Feuerblitz legte und auf Dumbledore zu kam.

Dumbledore schaute den Jungen vor sich immer noch mit einem freundlichem
Gesichtsausdruck an. Er beobachtete die widersprüchlichen Emotion auf dem
Gesicht des jungen Mannes. Einen Moment sah er sich die durch Hermine
geschundene Wange genauer an, bevor er sprach.

"Harry?", murmelte er immer noch freundlich.

"Was wird passieren, wenn ich 16 werde?"

Diese Frage ließ Dumbledore erstarren. Die Schüler sahen sich verwirrt an und
begannen dann zu tuscheln, was, wenn geschehen sollte und ob das etwas mit
Harrys seltsamen Verhalten zu tun hatte.

"Das Schicksal wird vollständig sein."

"Was bedeutet das?", fragte Harry derb.

"Das bedeutet, dass Tom nach Hogwarts kommen wird, bis du deine Ausbildung
abgeschlossen hast. Wenn ihr ab deinem 16. Geburtstag getrennt seit, könnte das
fatale Folgen für beide haben."

"Ich kann ihn nicht umbringen."

Das war keine Frage, sondern eine endgültige Feststellung.

Die Hogwartsschüler sahen Dumbledore erstaunt an, während dieser den Kopf
schüttelte, zum Zeichen, dass Harry die Person nicht umbringen konnte, von der
er sprach.

"Kann er mich töten?"

"Nein. Wenn du sterben solltest, stirbt er auch und umgekehrt genauso."

"Gibt es einen Weg, mit dem ich das Schicksal ändern könnte?"

"Nein Harry", sagte Dumbledore langsam.

"Ich werde nicht mit ihm schlafen."

Durch diesen Kommentar begannen die restlichen Anwesen wieder wild mit einander zu tuscheln.
Hermine hörte zu und sah sich aufmerksam um, während Dumbledore Harry
anlächelte. Aber über was sprach Harry? War er schwul? Nein. Harry war hetero. Also warum?

"Ich habe Angst davor, dass sich das außerhalb deiner Kontrolle befindet."

"Haben sie mich nicht zu schützen, Dumbledore? Jedoch sitzen sie nur
teilnahmslos da und sagen mir, dass ich mit einem Mörder schlafen werde? Ich bin nicht schwul und ich werde es nie! Solange wir hier sind, halten sie all diese
Absurditäten auf Liebe zurück! Der Tag, an dem ich mich in Voldemort verlieben
werde, wird der Tag sein, an dem meine Eltern wieder leben werden!"

Allen Schüler blieb vor Schreck der Mund offen stehen und die Lehrer sahen von
einem zum anderen. Man konnte den Schock deutlich auf ihren Gesichtern sehen.
Harry war wütend. Seine Augen glänzten, vibrierend wie bei einer Schlange in
ihrer Intensität. Sein Gesicht war leichenblass und jedes seiner Glieder
angespannt. Sein Kopf war stolz und herausfordernd angehoben. Er störte sich gar nicht dran, dass sie das hier vor der ganzen Schule diskutierten.

"Ich habe Angst, dass das ein Problem ist, dass du lieber mit Tom diskutieren
solltest."

"Sie können ihn ruhig nach Hogwarts bringen. Aber wenn ich ihn sehe, werd ich
ihn umbringen!"

"Harry", erklang Dumbledores Stimme, die dieser dabei etwas erhoben hatte.

"Ich werde ihn töten. Ich glaube es. Wenn ich ihn sehe, wenn ich ihn höre oder
sogar wenn ich ihn je fühle, werde ich ihn töten! Lassen sie ihn weit weg von
mir und ich werde ignorieren, dass sie in all dem eine Hauptrolle gespielt
haben!"

Das Gesicht des Professors nahm einen entschuldigenden Ausdruck an, während er den wütenden Jungen sich gegenüber mit seinem Blick fesselte.

"Ich kann deinen Schmerz verstehen, Harry. Aber ich kann wegen deiner Bitte
nichts machen. Du kannst es nicht ändern. Tom ist der mächtigste Mann, den ich
je getroffen habe. Sein Geist ist über meinem Verständnis...Seine Kenntnisse in
den Dunklen Künsten und den Zaubertränken überschreiten bei weitem alles, was ich je gesehen habe. Er ist treu, mächtig und mutig, der vollkommne Begleiter für dich. Du bist mit ihm verbunden und du tätest besser daran, dein Schicksal anzunehmen."

"Das ist ein Mörder! Er hat meine Eltern getötet! Er hat versucht, mich
umzubringen! Er hasst mich! Er macht mir mein Leben zur Hölle! Er hat mir diese
Narbe gemacht! Ich hasse ihn! Ich hasse es, Harry Potter zu sein! Ich ziehe es
vor, zu sterben, als mein Leben mit ihm zu verbringen!"

"Harry."

"Er hat Cedric getötet! Er hat den Schutz meiner Mutter ausgenutzt, um wieder
leben zu können und sie erwarten von mir, dass ich mich in ihn verliebe! Ich
will jetzt Sirius sehen!"

"Ich habe Sirius eine Nachricht geschrieben, damit er kommt."

"Dann wird er ihnen vielleicht sagen können, wie gern ich sie töten würde! Ich
könnte sie jetzt so leicht umbringen und ruhig in Askaban bleiben und dabei über
meinen Wahnsinn lachen! "

"Harry, beruhige dich!"

"Versuchen sie nicht, herablassend zu scheinen, Dumbledore!"

"Tom kommt morgen in Hogwarts an, Harry."

"Dann reise ich ab."

"Du kannst nicht gehen und du kennst ihn! Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen, Harry! Denk einmal an Tom! Er wird für dich alles aufgeben und in jedem seiner Atemzüge bedauern, dieses Schicksal ausgesprochenen zu haben. Und ich lebe den Rest meines Lebens mit der Schuld, ihn gezwungen zu haben, das zu machen!"

"Dann hoffe ich, dass sie die ganze Ewigkeit leben werden."

Die Schüler und Professoren besahen Harry und Dumbledore nun in einem Sturm von Gefühlen. Einige mit einem Schreckens- und Mitleidblick. Wie konnte Harry Potter mit Voldemort verbunden sein? Manche Schüler waren verwirrt, weil sie nicht wussten, dass Voldemort Tom Riddle war.
Hermine starrte Harry fassungslos an, während sie den Grund verstand, warum
Harry so erschüttert gewesen war.
Andere standen unter Schock. Warum sagte Dumbledore, dass morgen Voldemort hierher käme? Sogar die Professoren dachten, Dumbledore wäre entgültig verrückt geworden. Wie könnte Harry auch in Voldemort verliebt sein?

"Komm mit in mein Büro, Harry", sagte Dumbledore, während er von seinem Stuhlaufstand.

Die ganze Halle war still, während Harry und Dumbledore zu den Türen gingen und dann verschwanden.
Sofort danach ließen sich beleidigte und verwirrt Stimmen vernehmen. Hermine
starrte die Tür, durch welche die beiden verschwunden waren, immer noch mit
einem entsetzten Blick an. Ihr Gesicht war jetzt genauso blass wie Harrys.

"Ich bin so enttäuscht, Harry."

So, das war das erste Kapitel
Ich würde mich über Reviews freuen

bye,
Cyra