Disclaimer:
Mir gehört nichts, außer des Plots, JKR gehört alles andere. Ich habe nicht
vor, damit Geld zu verdienen.
Pairing: wird noch nicht verraten.
Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke

Kapitel 3

Erleichtert schlich er wieder aus dem Hause seines toten Paten hinaus.
Das war einfach gewesen, wirklich einfach.
Doch er hatte nichts anderes erwartet. Sein nächstes Ziel würde schwerer
werden.
Aufmerksam, mit lautlosen Schritten lief er weiter, bedacht darauf nichts
aus den Augen, aber auch nichts in sein Herz zu lassen.
London war nicht mehr die schöne Großstadt mit den vielen, hektischen aber
freundlichen Menschen. Nicht mehr die Stadt voller Banken und wichtiger
Leute.
Nein, die Stadt war heruntergekommen. Überall standen Ruinen und zerfallene
Häuser, überall lauerte der Schrecken und der Tod.
Kaum mehr Menschen trauten sich laut zu lachen, kaum mehr Menschen trauten
sich laut zu sprechen.
Zauberer wie Muggel waren verschreckte Opfer des Krieges geworden.
Während er über eine zerfallene Mauer stieg, fragte Harry sich, ob auch
Fred und George Weasley das Lachen verlernt hatten. Sofern sie noch am
Leben waren.
Plötzlich hörte er jemanden Weinen. Ein leises Schluchzen aus den Trümmern
des Hauses zu seiner Linken.
Etwas erschrocken drehte er sich um und besah sich das ehemalige Haus.
Das Grundgerüst stand noch, das zweite Stockwerk allerdings war vollkommen
eingestürzt.
Das Weinen klang nicht ab.
„Wingardium Leviosa!", sagte er leise und mehrere Steine, die die Haustür
versperrten schwebten zur Seite, um Harry Einlass zu gewähren.
Während er „Statuo" murmelte, damit das Haus nicht völlig einstürzte, wenn
er sich darin befand, trat er ein und folgte dem leisen Geräusch des
Schluchzens.
Es war stockdunkel, die Fenster, die noch ganz waren, waren von Schmutz und
Asche bedeckt, doch seine Sinne waren trainiert und er fand sich relativ
gut zurecht.
Das Geräusch kam aus einem Wandschrank und Harry erinnerte sich schmerzlich
daran, dass er einmal in einem ähnlichen Schrank gehaust hatte.
Kniend öffnete er die quietschende Tür des Schrankes und flüsterte „Lumos".
Das Weinen war abgeklungen und zwei weit aufgerissene, verängstigte
Kinderaugen starrten ihn an.
„Wie heißt du?", fragte er lächelnd das Kind, das bei dem Klang seiner
Stimme zusammenzuckte.
„Mona", antwortete es.
„Bringst du mich zu meiner Mama?"
Er seufzte leicht. Warum besaßen Kinder ein solch unerschütterliches
Vertrauen? Er hätte doch genauso gut ein Todesser sein können. Ein Feind.
Und warum war das Kind so sicher, dass seine Mutter noch lebte?
Harry war da keineswegs sicher.
„Das kommt ganz darauf an, wo sie ist, weißt du? Erzählst du mir, was hier
passiert ist?"
Das Kind nickte und seine Lippen zitterten.
„Wir haben zu Abend gegessen. Und Kat hat uns von ihrem neuen Freund
erzählt. Mir und Mama und Papa. Kat ist ein Teenager, verstehst du?"
Harry nickte verstehend und lächelte.
„Ist Kat deine Schwester?"
„Ja", nickte Mona.
„Und was passierte dann?"
„Es wurde alle dunkel und Mama hat angefangen zu schreien. Und es war ein
ganz großes Gewitter in unserer Küche. Hast du schon mal bunte Blitze
gesehen?"
Harry nickte und strich ihr leicht über den nackten Arm.
Ein Gewitter. Ja, so konnte man es auch sehen.
„Und dann hat Papa mich genommen und gesagt, ich müsse ganz still sein. Und
dann hat er mich in den Schrank gehoben. Und dann habe ich nichts mehr
gesehen. Aber ich war still, so wie Papa das gesagt hat. Das war doch gut,
oder?"
„Ja, das war sehr gut. Du kannst stolz auf dich sein."
Das Kind lächelte leicht. Dann erinnerte es sich anscheinend wieder an
seine Mutter, denn es fing erneut an zu zittern.
„Komm", sagte Harry und streckte einen Arm heraus, „wir suchen jetzt deine
Mama, deinen Papa und Kat. In Ordnung?"
Er nahm Mona auf den Arm und suchte mit seinem Zauberstab das obere
Stockwerk nach toten oder lebenden Körpern ab, indem er den Holzstab gegen
die Decke richtete und umherschwenkte.
Dann untersuchte er das Erdgeschoss.
Kein Zeichen von Leben. Allerdings auch keines von Tod.
„So etwas hat Kat auch", teilte ihm das Kind in seinen Armen mit und zeigte
auf den hölzernen Stab in seinen Händen.
„Ach ja?", fragte er interessiert.
„Geht Kat vielleicht nach Hogwarts?"
„Ja, Mama sagt immer, sie ist eine Hexe. Aber in meiner Schule sind Hexen
nichts Gutes."
Harry nickte. Er musste nachdenken.
„Ist dein Kinderzimmer oben oder hier im Erdgeschoss?", fragte er
plötzlich.
„Hier unten. Das Zimmer neben dem Wohnzimmer."
„Gut, hervorragend. Pass auf, Mona. Wir suchen dir jetzt ein paar Kleider
zusammen und dann verschwinden wir von hier. Ich bringe dich an einen
sicheren Ort und dann werden ein paar Menschen deine Familie suchen. OK?"
Das Mädchen nickte, offenbar zu müde und zu erschöpft, um noch Widerworte
zu geben.
„Na dann mal los", sagte Harry und strich ihr noch einmal sanft über die
Wange.

Eine Stunde später stand er, mit einem schlafenden Kind und einer Tasche
voller Kleidung und Spielzeug im Arm, vor einem großen Haus in einem der
Außenbezirke Londons.
Diese Gegend sah reichlich besser aus, als die vorherige, doch er wusste
auch warum.
Es gab hier kaum Muggel.
„Granger, Thomas, Weasley"stand auf dem eisernen, weißen Schild neben der
Tür.
Er lächelte kalt und zog an der Klingel.
„Wer sind Sie, was wollen Sie und können Sie sich ausweisen?", ertönte eine
Stimme und Harry musste sich zusammennehmen um nicht laut aufzulachen.
„Das nennt ihr Vorsorge?", fragte er spöttisch und öffnete die gut
verschlossene Tür mit einem Wink seines Zauberstabes.
Sofort trat ihm jemand entgegen, der ihn um mindestens 20 cm überragte und
ein kalter Zauberstab berührte fast seine Nasenspitze.
„Hallo Ron", flüsterte er grinsend und hatte mit einer Handbewegung die
einzige Waffe seines Gegenübers in der Hand.
Mit einem leichten Lachen trat er an Ron vorbei und warf ihm seinen
Zauberstab wieder zu.
„Du musst noch etwas üben, scheint mir. So wirst du die Aurorenprüfung nie
schaffen. Hilft dir Hermione nicht mehr bei deinen Hausaufgaben?"
Er lachte wieder und sah sich um.
Er war in einer kleinen Eingangshalle angelangt mit weißen Fließen am
Boden.
Die Wände waren bestückt mit allerlei magischen Gegenständen, hauptsächlich
zur Verteidigung.
Er schüttelte leicht den Kopf.
Sie hatten noch immer nicht begriffen, dass Verteidigung nicht die beste
Art war, einen Krieg zu gewinnen.
„Wer bist du?"
Er bemerkte mit Genugtuung, dass Rons Stimme leicht schwankte, doch er
kümmerte sich nicht weiter darum, sondern wählte eine beliebige Tür.
Glücklicherweise hatte er die gewählt, die er gesucht hatte und er betrat
das Wohnzimmer.
Sanft legte er die noch immer schlafende Mona auf das Sofa und deckte sie
mit einer wolligen Decke zu, die auf der Lehne gelegen hatte.
Belustigt bemerkte Harry, dass sich Hermiones Strickkünste nicht viel
gebessert hatten, seit ihrem fünften Schuljahr, doch für einen kalten
Kinderkörper, war das gerade richtig so.
„Harry?", ertönte Rons Stimme zitternd hinter ihm. „Harry?"
Er drehte sich um und strich sich die schwarzen Haare nach hinten, sodass
er sein blitzförmiges Erkennungszeichen entblößte.
Geschockt wich Ron ein paar Schritte nach hinten und atmete stoßweise.
„Woher weiß ich... Woher weiß ich, dass du nicht den Vielsafttrank
geschluckt hast?"
„So hat Remus auch reagiert, weißt du? Stell mir Fragen, Ron. Irgendetwas,
das nur der echte Harry Potter wissen kann. Ich bin es leid, mir selbst
irgendwelche Geheimnisse auszudenken. Du glaubst gar nicht, wie viele
Menschen sich einem anvertrauen, wenn man zuhören kann."
Er grinste kurz verbittert.
Rons rote Haare leuchteten. Er hatte sich nicht viel verändert in den zwei
Jahren.
Er war nur etwas erwachsener geworden. Zu erwachsen.
Aber in Zeiten des Krieges gibt es kaum Kinder. Nur noch verfrühte
Erwachsene.
„Mit welchem Mädchen habe ich das erste Mal geschlafen? Und wann war das?"
„Du denkst auch nur an das Eine, Ron, was? Im sechsten Schuljahr mit Luna
Lovegood. Im Raum der Wünsche, den du als perfekten Ort dafür von mir
kanntest."
„Unglaublich!", sagte Ron und fuhr sich durch seine Haare.
„Wirklich. Das habe ich nur Harry erzählt. Aber vielleicht sehe ich ja
Gespenster oder so etwas."
Harry stöhnte etwas genervt auf.
„Mann, Ron. Ich lebe, ich bin kein Geist und Voldemort hat geblufft, als er
gesagt hat, er hätte mich ermordet. Vielleicht dachte er, ich hätte mich
selbst umgebracht oder etwas ähnliches, ich habe keine Ahnung, was in ihm
vorgegangen ist, aber mich hat er seit zweieinhalb Jahren nicht mehr zu
Gesicht bekommen."
„Aber... Mann, ich fass' das einfach nicht. Harry, Kumpel."
Ron lächelte unsicher und ging auf Harry zu.
„Nein, Ron. Komm jetzt nicht her und umarme mich. Ich bin schon lange nicht
mehr dein Kumpel."
„Was? Aber... Was sind schon zwei Jahre?"
„Zwei Jahre können eine Ewigkeit sein."
Ron schwieg und sah ihn verletzt an.
Müde setzte sich Harry in einen Sessel und sah zu Mona, die zusammengerollt
dalag und schlafend an ihrem Daumen nuckelte.
Er schätzte sie auf 5 Jahre, vielleicht 6.
Und wahrscheinlich war sie eine Waise, genau wie er.
„Warum, Harry?", meldete sich Ron zu Wort. Seine Stimme schien sicherer,
aber verletzter.
„Sag mir einfach, warum du verschwunden bist. Und warum du jetzt hier
auftauchst. Mit einem Kind im Arm. Ist es deine Tochter?"
Ron lachte auf.
„Sag mir einfach den Grund."
„Ich werde dir das gleiche sagen, was ich auch Remus heute schon gesagt
habe. Ich bin aus Dumbledores Gefängnis ausgebrochen. Ich konnte nicht mehr
länger der einzige und wichtigste Plan sein. Ich wollte keine Marionette
mehr sein. Ehrlich gesagt, bin ich schon seit unserem sechsten Schuljahr
keine Marionette mehr. Sirius' Tod hat mir die Augen geöffnet. Und ich fing
an zu trainieren und zu wissen. Dumbledore ist ein alter, dummer und
verzweifelter Mann, der glaubt, er würde nur Gutes tun. Niemand tut nur
Gutes!"
Verachtung lag in seiner Stimme und Ron zuckte zusammen.
„Und ich bin hier, weil ich endlich Voldemort bekämpfen muss. Danach seht
ihr mich nie wieder. Wo sind Dean, Ginny und Hermione?"
Ron sah auf.
„Woher..."
„Es steht auf dem Schild neben eurer Tür."
Ron nickte müde und rieb sich die Stirn.
„Dean ist im Ministerium, macht Überstunden. Hermione schläft oben. Und
Ginny ist mit so einem Typen ausgegangen."
Etwas Wut und Sorge lag in seiner Stimme.
„Bill wohnt übrigens auch hier. Aber der schiebt Wache für den Orden",
bemerkte er dann noch.
Harry nickte.
„Wie viele Opfer gab es, seitdem ich weg war? Und was für Berufe habt ihr
alle?"
Ron räusperte sich und sah Harry in die leuchtend grünen Augen.
„Es gab mehr Opfer, als du dir je vorstellen kannst."
Die grünen Augen verengten sich.
„Woher willst du wissen, was ich mir vorstellen kann?"
Auch Rons Augen wurden enger.
„Es gab in den letzten zwei Jahren ungefähr 2000 tote Muggel und 700 tote
Zauberer hier in England. St. Mungo's ist überfüllt, genau wie alle anderen
Krankenhäuser in diesem Land. Die Muggel wissen nichts von Zauberern. Aber
sie wissen, was Krieg ist. Und sie verhalten sich dementsprechend. Und
Voldemort hat Spaß."
Die Stimmung im Raum war eisig geworden. Harry und Ron sahen sich nicht an.
„Ich bin, wie du ja anscheinend weißt, dabei ein Auror zu werden", begann
Ron schließlich wieder etwas ruhiger und sanfter.
„Dean arbeitet im Ministerium. In der Abteilung für Magisches
Transportwesen. Damit ist er dem Orden eine große Hilfe. Genauso wie Ginny.
Sie ist ebenfalls im Ministerium. In der Ausbildung. Sie möchte in die
Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit."
Harry nickte.
„Und Hermione?", fragte er weiter.
Ron senkte seinen Kopf und biss auf seiner Lippe herum.
„Ist arbeitslos", ertönte eine Stimme von der Tür.
Harrys Kopf drehte sich schnell in diese Richtung und seine Augen
erblickten eine abgemagerte, müde aussehende, junge Frau.
„Willkommen Zurück, Harry!", sagte Hermione und Abscheu schwang in ihrer
Stimme mit.
„Und danke für das Zerstören von Leben."

.TBC.
Danke an:
Xerperus, BlackRoseLily, Fraenzi, der.stiffmeister, torence und laser-jet.

Fraenzi: Dass Hermione im Ministerium ist, war ja nur die Spekulation von
Harry bei der Abschlussrede. Na ja, und die anderen Fragen werden noch
beantwortet ;)

Torence: Ich zögere gerade ein bisschen, Harry als ‚Dark Harry' zu
bezeichnen. Sagen wir so: er wird zu seinen ehemaligen Freunden und
Vertrauen ein ‚Dark Harry' sein.

Laser-jet: Ja, keine Angst. Er wird noch weich irgendwann. Aber Ginny...
Hm, das kann ich nicht versprechen ;) (Allerdings sage ich auch nichts
gegen Ginny, ich lasse die Frage einfach noch offen.)

Es freut mich total, dass euch der Anfang bisher gefällt. Hoffentlich das
dritte Kapitel auch.
Ach, noch etwas. Ich kann kein Latein ;) Aber ich habe ein Wörterbuch hier und die Zaubersprüche, die ich erfunden habe und erfinden werde, sind einfach Abwandlungen vom Lateinischen. Ich hoffe, ich mache dabei nichts falsch oder so. :)
Bis dann.