Disclaimer:
Mir gehört nichts, außer des Plots, JKR gehört alles andere. Ich habe nicht
vor, damit Geld zu verdienen.
Pairing: wird noch nicht verraten.
Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke

Kapitel 4
...
„Wie meinst du das?", fragte Harry ruhig.
Hermione lachte bitter auf.
„Als ob dich hier überhaupt noch irgendetwas interessieren würde. Du... du
gehst einfach so. Ohne etwas zu sagen. Und alle denken du seiest tot. Ich
habe um dich getrauert Harry. Und jetzt glaubst du, du könntest einfach so
zurückkehren? Das glaubst du wirklich?"
Die letzte Frage hatte sie herausgeschrieen und jetzt drehte sie sich
herum, den Rücken Harry und Ron zu.
‚Vermutlich, damit wir ihre Tränen nicht sehen können', dachte Harry und
ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
Er sah Ron an, der den Blick seinen Schuhen zugewendet hatte, und doch nur
durch sie hindurch sah.
Er blickte auf Mona, die immer noch friedlich schlafend auf der Couch lag.
Und dann Hermione, die gebeugt und mit hochgezogenen Schultern in der Tür
stand. Hermione, deren schmaler Rücken zitterte, als würde sie krampfen.
Sie trug einen leichten Pullover, wahrscheinlich eine Art Schlafanzug.
Und Harry konnte jede Rippe einzeln erkennen.
„Du kannst weiter um mich trauern, Hermione. Erstens werde ich vermutlich
sowieso bald sterben. Und zweitens werde ich in ein paar Wochen, vielleicht
Monaten wieder weg sein. Endgültig. Und lass dir eins gesagt sein: Ich bin
nicht einfach so gegangen. Du hast keine Ahnung von meinen Gründen, du hast
keine Ahnung von mir und meinem Leben."
Er hatte das nicht alles so sagen wollen. Nicht so kalt und grausam.
Doch die Wörter waren aus ihm herausgesprudelt, er hatte es nicht stoppen
können.
Sie entsprachen ja der Wahrheit.
Langsam drehte die junge Frau in der Tür sich um, das Gesicht nass, die
Hände verkrampft.
Die braunen Locken waren nicht gekämmt und nur zu einem lockeren Zopf
zusammengebunden.
Sie lächelte falsch.
„Was willst du dann noch hier?", fragte sie und hielt ihren Kopf schief.
„Geh. Los. Auf zu Voldemort. Denn der große Harry Potter kann ihn ja
besiegen, nicht wahr? Alleine natürlich. Er braucht keine Hilfe. Los. Sei
ein Held und befreie England vom Krieg. Befreie die Menschheit. Und dann
verschwinde. Hoffentlich auf Nimmerwiedersehen!"
Harry schwieg. Er wusste nichts zu erwidern.
Ron rührte sich und ging ein paar Schritte auf Hermione zu und legte seine
starke Hand auf ihre Schulter, die noch immer bebte.
„Hermione", sagte er ruhig und bestimmt, „Lass gut sein. Komm, ich mach dir
jetzt einen Tee und dann beruhigst du dich, in Ordnung?"
Er wollte ihr einen Arm um sie legen, doch sie riss sich los.
„Nein, Ron, fass mich nicht an", entgegnete sie scharf.
Er wich zurück und biss sich auf die Lippen.

Stille herrschte im Raum, bis sich plötzlich eine leise Kinderstimme
zaghaft meldete.
„Ich... Ich habe Hunger", sagte sie und alle drei sahen sie verblüfft an.
Niemand hatte noch an sie gedacht. Hermione hatte vermutlich noch nicht
einmal bemerkt, dass sie auf der Couch lag.
„Wer ist das denn?", giftete sie Harry an.
„Mona", sagte er schlicht und beugte sich zu dem Kind herunter.
„Hallo, Mona. Hast du gut geschlafen?"
Sie nickte unsicher und sah Hermione etwas ängstlich an. Harry nahm sie auf
den Arm.
„Das sind Ron und Hermione! Du brauchst vor ihnen keine Angst zu haben",
sagte er und warf Hermione einen bösen Blick zu.
Dann wandte er sich an Ron: „Gibt es hier irgendwo etwas zu essen für das
Kind?"
Ron nickte und führte sie quer durch die Eingangshalle in eine große,
praktische Küche.

Nach ein paar Schlenkern von Rons Zauberstab und einem Haushaltshilfe-
Spruch von demselben saß Mona zufrieden kauend an einem Tisch.
Harry und Ron standen vor dem Herd und sahen ihr zu.
„Wer ist sie denn jetzt?", fragte Ron leise.
Die beiden hatten ohne Worte eine Art Waffenstillstand geschlossen. Sie
waren keine Freunde aber auch keine Feinde.
„Ich habe sie gefunden. Auf dem Weg vom Grimmauld Platz hierher hörte ich
ein Schluchzen aus einem zertrümmerten Haus. Und wegen meines Helden-
Komplexes..."
Er sprach dieses Wort mit einem ironischen Unterton aus.
„...bin ich hineingegangen und habe sie dort entdeckt. Sie erzählte mir,
dass ihr Haus von Todessern zerstört wurde. Von ihrer Schwester und ihren
Eltern war keine Spur."
Ron sah auf und wollte etwas fragen, doch Harry kam ihm zuvor.
„Nein, auch keine Toten. Ich habe das ganze Haus abgesucht. Ihre Schwester
ist magisch, sonst sind sie wohl alle Muggel. Obwohl ich nicht weiß, ob
Mona magisch ist oder nicht. Sie ist ja noch jung. Die Schwester heißt Kat
und geht nach Hogwarts. Ich..."
Er brach für einen kurzen Moment ab und starrte auf die blonden Haare des
kleinen Mädchens.
„Ich habe ihr versprochen, dass ich ihre Eltern finde. Sie darf keine Waise
sein", endete er.
Ron sah ihn zweifelnd an.
„Harry, du hast keine Ahnung, wo sie sind. Wie kannst du ihr so etwas
versprechen?"
„Sie ist noch zu klein", flüsterte Harry.
Ron seufzte und nahm sich eine Tasse aus dem Schrank.
„Willst du auch einen Kaffee?", fragte er.
„Ich für meinen Teil habe das Gefühl, einen besonders starken zu brauchen."
Harry schüttelte mit dem Kopf.
„Ich mag das Gebräu nicht. Habe ich noch nie."
„Immer noch nicht?", fragte Ron beiläufig und für einen Bruchteil einer
Sekunde dachte Harry, Ron würde ihn vielleicht doch besser kennen, als er
glaubte.
Doch dann schüttelte er den Kopf. Nein, nur weil jemand wusste, dass er
keinen Kaffee mochte, hieß das nicht, dass er auch alles andere wusste.
Während Ron ein paar Minuten später seine Hände an der Tasse Kaffee wärmte,
dachte Harry nach.
Über Hermione. Und wie sie sich verändert hatte.
Im Inneren war er sehr erschrocken darüber gewesen. Er hatte sie anders
erwartet.
Er hatte gedacht, sie wäre eine selbstbewusste, junge Frau voller
Tatendrang.
Hatte gedacht, sie würde mit Ron zusammen ein glückliches Leben haben. Ein
paar Kinder, eine gute Stelle im Ministerium. Viele Freunde und kein
Gedanke mehr an Harry Potter.
Das hatte er gedacht und er hatte es sich auch für sie gewünscht.
Doch eine kleine Stimme in seinem Kopf sagte: „Quatsch, du hast dir nicht
gewünscht, sie würde dich vergessen. Du hast dir gewünscht, sie würde vor
Trauer um dich zerbrechen."
Er atmete tief durch und schloss kurz die Augen.
Nein, das stimmte nicht.
Wo war sie jetzt wohl? Saß sie immer noch im Wohnzimmer? Oder hatte sie
sich wieder hingelegt?
Neben ihm verbrannte Ron sich gerade an seinem Kaffe und fluchte leise.
Mona legte ein Puzzle, das Ron für sie geholt hatte.
„Ron?", fragte Harry schließlich leise.
„Hm?", brummte dieser und stelle den Kaffee ab.
„Ich... Was ist..."
Harry brach ab. Nein, er konnte Ron nicht fragen. Er musste das alleine
herausfinden.
„Du willst wissen, was mit Hermione passiert ist?"
Es klang mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage und Harry nickte.
Ron schwieg eine Weile.
Dann sah er Harry mit einem festen Blick an.
„Wo soll ich anfangen? An dem Tag, an dem du verschwunden bist? Oder schon
vorher? Oder weiter hinten in der Zeitleiste?"
Harry schluckte und wusste für einen Augenblick nicht, warum er sich
schuldig fühlte.
„Da wo es angefangen hat", flüsterte er.
Ron nickte leicht.
„Es hat mit Sirius' Tod angefangen. Oder vielleicht auch schon etwas
früher.
Vielleicht hat es sogar angefangen, als wir uns kennen lernten. An unserem
ersten Tag in Hogwarts."
Beide lächelten ein wenig bei dieser Erinnerung.
„Auf jeden Fall", fuhr Ron fort, „hat sie sich schon immer riesige Sorgen
um dich gemacht. Im vierten Schuljahr war ich unendlich in sie verliebt,
das weißt du. Im fünften genauso. Wir... ehm... wir hatten in unserem
fünften Schuljahr sogar eine kleine... Na ja, Affäre kann man das nicht
nennen. Wir haben uns geküsst. Aber sie wollte die Freundschaft von uns
dreien nicht zerstören. Und so sagten wir dir nichts. Und dann starb
Sirius. Und alles war anders. Du warst anders. Du hast kaum noch mit uns
geredet. Nur noch oberflächliches. Und sie hat sich so Sorgen um dich
gemacht, Harry. Ich habe das damals kaum bemerkt. Luna lenkte mich ab..."
Er lachte ein wenig.
„...Aber Hermione wollte unbedingt zu dir durchdringen, mit dir sprechen.
Doch du sondertest dich immer mehr ab. Und dann warst du scheinbar wieder
normal. Ich habe das zumindest geglaubt. Hermione wohl auch. Sie wollte es
glauben.
Und dann... Na ja, Schulsprecher ihr beide. Die Newt's... Sie hat sich
damit abgefunden. Und dann warst du plötzlich weg. Eine ganze Weile
verschwunden. Du glaubst nicht, wie viele Menschen dich gesucht haben. Und
dann Voldemort, der lachend verkündete, du wärest nun endlich tot.
Hermione hat kaum noch etwas gegessen, kaum noch geschlafen. Sie hat sich
Vorwürfe gemacht, Harry. Auch ich habe mir Vorwürfe gemacht... Und
Dumbledore. Der Mann, der immer soviel Selbstsicherheit und Vertrauen
ausstrahlte war plötzlich alt geworden. Alt und müde. Man konnte ihn kaum
wieder erkennen. Er nahm alle Schuld auf sich und zog sich sehr zurück.
Er... Er war plötzlich verletzbar geworden. Und das ist er immer noch."
Rons Stimme wurde immer leise, doch Harry sah ihn eisig an, als er
Dumbledore erwähnte.
„Dumbledore hat sich Vorwürfe gemacht? Das ist auch gut so. Er hat mich
schließlich dazu getrieben, dass ich fort gegangen bin. Er und ihr alle
zusammen."
Er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht auf den Boden zu spucken. Er
fühlte plötzlich eine unsagbare Wut in sich aufsteigen.
Oh, sie hatten alle getrauert und geweint und sich Vorwürfe gemacht.
Doch er war schon viel früher gestorben und da hatte sich keiner drum
geschert.
Jetzt wurde auch Ron wütend.
„Ach ja? Wir alle? Na toll, Harry. Du denkst wirklich nur an dich. Haben
wir dir gesagt: ‚Hey, Harry. Geh doch einfach mal so weg, verlass uns und
nimm uns alle Hoffnungen.'
Haben wir das etwa gesagt?
Nein, das haben wir nicht!", fauchte er und schüttete den mittlerweile
lauwarmen Kaffee in den Ausguss.
„Ich war dein bester Freund, Harry. Und eigentlich dachte ich, ich würde
dich kennen. Als du vorhin hier aufgetaucht bist, dachte ich, wir könnten
wieder Freunde werden. Uns neu kennen lernen. Doch ich glaube du hast
Recht, niemand kennt dich und das ist auch gut so. Ich stimme Hermione zu.
Was willst du überhaupt hier, wenn du doch bald wieder gehen willst.
Hermione hast du schon fast zerstört. Mach es entweder wieder gut oder
verschwinde hier."
Harry und Ron sahen sich in die Augen. Beide kalt und unnahbar.
„Du verstehst es nicht, nicht wahr? Du verstehst nicht, warum ich gehen
musste. Verdammt, ich hab mir dieses Leben nicht gewünscht."
Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
Dann sah er auf Mona, die mittlerweile wieder eingeschlafen war und mit dem
Kopf auf ein paar Puzzleteilen lag. Er würde sie hier lassen müssen für
sein nächstes Ziel.
„OK, ich verschwinde. Aber ich komme wieder und irgendwann werde ich euch
alles erklären, versprochen. Und dann erzählst du mir Hermiones Geschichte
zu Ende. Ich muss Mona hier lassen. Kümmere dich um sie. Und um Hermione.
Bitte.
Und sag vorerst niemandem etwas von mir. Ich muss jetzt erst mit dem
Marionettenspieler reden."
Er lächelte bitter und sah Ron abwartend an.
Ron nickte kurz.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das Freude und Schmerz gleichzeitig
ausdrückte, apparierte er lautlos.

Ron starrte noch eine Weile auf den Fleck, wo Harry kurz vorher noch
gestanden hatte und schüttelte den Kopf.
Dann sah er Hermione, die an der Tür stand.
„Er hat es schon wieder getan", sagte sie nüchtern.
„Was?", fragte Ron sie verwirrt.
„Appariert. Man kann auch hier nicht apparieren. Ich habe einen Schutz über
das Haus gelegt, weißt du nicht mehr?"
Sie sah Ron schmerzvoll an.
„Er kann das doch nicht einfach so machen", sagte sie und fing wieder an zu
weinen.
Ron bezweifelte, dass sie damit noch das Apparieren meinte, doch es spielte
auch keine Rolle.
Sanft ging er auf sie zu und umarmte sie fest.
Schließlich, nach einer ganzen Weile, fingen auch bei Ron die Tränen an zu
fließen, denn er wusste, dass sie sich seit zwei Jahre nicht mehr so nahe
gestanden hatten.
Sie konnten keine Freunde sein, wenn Harry nicht dabei war. Er war immer
das fehlende Teil gewesen in dem Dreiteiligen Puzzle.
Jetzt waren sie wieder komplett.
Und Ron weinte vor Erleichterung.

.TBC.
Erstmal Danke an:
Laser-jet, ChildOfSnake, Mices, torence, Fitsch, HarryHermine, TheSnitch
und Fidi.

Wow, ich hätte gar nicht mit sovielen Reviews gerechnet. :)

Torence:
Den Tipp werde ich ernst nehmen ;)
Aber eigentlich hatte ich sowieso vor, das zu schreiben, was ich mir schon
von vorne rein überlegt hatte... :)
Schön, dass dir die Geschichte so gut
gefällt.

HarryHermine:
Ja, ich wusste gar nicht, dass ich das nicht zugelassen hatte mit den
anonymen Reviewer. neu bin ;)
Aber ich hab's jetzt geändert. Danke für den Tipp.
Und wegen Hermione. Na ja, also sie wird noch ein wenig zu knabbern
haben...

TheSnitch:
Der Jaguar. Also vor der Geschichte hatte ich sie nicht gelesen. Erst eben,
als ich deinen Review gesehen habe. Aber ist schon irgendwie verblüffend,
die Parallelen. Trotzdem, meine Geschichte wird noch ganz anders ablaufen.
Die Idee für den Panther kam mir, als ich mal wieder das Gedicht (s.o.) von
Rainer Maria Rilke gelesen hab. Da musste ich irgendwie sofort an Harry
denken. Und dann ist das entstanden. Und den Titel habe ich eben grad
übernommen.
Die Gründe, dass Harry wegmusste werden noch kommen. Auch wo er war und so
weiter.
Und das ist ja bei ‚der Jaguar' ganz anders. Hm, ja.
Aber hoffentlich wird der Panther genauso gut wie der Jaguar, die
Geschichte gefällt mir nämlich ausgesprochen gut. :)
Danke für die Anfeuerungen ;)

Fidi:
Ja, wie gesagt. Ich habe den Jaguar vorher nicht gelesen.
Aber.. hm... ob ich das verantworten kann, dass du es ohne ein Hermione-
Harry Pairing nicht aushalten könntest? ;) Hm...
Lass dich überraschen.

Ich freue mich total, dass euch die Geschichte gefällt und ich werde mich ranhalten mit dem weiterschreiben :)