Disclaimer:
Mir gehört nichts, außer des Plots, JKR gehört alles andere. Ich habe nicht
vor, damit Geld zu verdienen.
Pairing: wird noch nicht verraten.
Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke

Kapitel 6

Harry ging durch die Schulflure und dachte nach.
Sollte er der Aufforderung nachkommen und heute Abend in Hogwarts essen?
Und auch noch mit Hermione und Ron?
Nein, das konnte er nicht. Das wollte er nicht.
Oder doch?
Er vermisste Hogwarts, wollte gerne viele Menschen wieder sehen.
Aber war er schon bereit dazu?
Er wusste es nicht.
Da sah er plötzlich den Eingang zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum.
Die fette Dame schlief in ihrem Rahmen und er schluckte.
Dann holte er, ohne weiter nachzudenken die Karte heraus, befragte sie nach
dem Passwort und weckte die fette Dame.
„Was denn, was denn? Sind die Ferien schon vorbei?", grunzte sie und
öffnete die Augen.
„Nein", antwortete er schnell, „das Passwort ist Phönixfeder."
Sie starrte ihn an und kniff die Augen zusammen, als würde sie für einen
Moment bezweifeln, dass er wirklich dort stand und sich fragen, wer er
überhaupt war.
„Phönixfeder", drängte er und wich ihren Blicken aus.
Sie zuckte mit den Schultern und schwang auf.
Aus irgendeinem Grund sehr erwartungsvoll stieg er durch das Portraitloch.
Drinnen sah alles noch so aus, wie vor zwei Jahren und seufzend ließ er
sich in seinen Lieblingssessel vor dem Kamin sinken.

- Flashback -

„Wie geht es dir?", fragte Hermione und setzte sich in den Sessel neben
Harry, der zusammengekauert in das lodernde Feuer starrte.
Es waren etwa zwei Wochen nach der Ankunft in Hogwarts vergangen und die
beiden fingen gerade mit dem sechsten Schuljahr an.
„Gut", sagte er tonlos
„Ach Quatsch, Harry. Dir geht es überhaupt nicht gut", rief das Mädchen
neben ihm wütend.
Harry bewegte sich nicht. Er konnte nicht.
„Wo ist Ron?", fragte er nach einer Weile.
„Bei Luna", antwortete Hermione kurz und Harry fragte sich, ob sie sich
sehr darüber ärgerte.
„Du musst darüber reden, Harry. Du musst einfach. Du hast einen wichtigen
Menschen in deinem Leben verloren. Verschließ dich doch nicht so vor uns."
Er schwieg.
„Harry. Bitte. Lass uns reden. Es steht in jedem Buch, dass man über seinen
Schmerz reden muss. Das ist wichtig", redete sie weiter.
Langsam wendete er seinen Kopf in ihre Richtung.
Sie sah ihn ruhig, aber verzweifelt an.
Er lächelte bitter.
„Ich muss darüber reden, sagst du? Das steht in jedem Buch? Glaubst du, er
kommt vom Reden wieder aus dem Torbogen herausgehüpft und ruft:
‚Überraschung, der Trick mich wieder hervorzuholen war darüber zu reden'?"
Er lachte auf, doch er erkannte seine Stimme nicht wieder.
„Hör mal zu, Sirius ist tot. Cedric ist tot. Meine Eltern sind tot. Reden
ist nicht das, was hilft, da kannst du mir glauben. Du hast keine Ahnung
von dem Schmerz und dir soll ich etwas erzählen? Scheiß drauf, was in
deinen verdammten Büchern steht.
Geh weg, Hermione und rede mit jemand anderem. Mit Ron vielleicht über dein
beschissenes Belfer. Oder mit McGonagall über das wichtigste Thema der
Welt: Hausaufgaben."
Seine Stimme war laut geworden und er bemerkte, dass sich mehrere
Gryffindors, die noch im Gemeinschaftsraum waren, nach ihnen umdrehten.
Hermione sah aus, als würde sie mit aller Mühe die Tränen zurückhalten.
Er wusste, dass er sie gerade sehr verletzt hatte.
„Ich habe ihn auch gekannt", flüsterte sie, „Ich habe ihn auch gemocht. Und
auch mich schmerzt sein Verlust."
Jetzt rannen die Tränen doch ihre Wangen hinunter und Harry schaute sie
starr an. In seinem Herzen war kein Platz mehr für Mitleid. Kein Platz mehr
für Liebe oder Freundschaft.
Sein Herz war überfüllt mit Schmerz und Hass.
„Es geht um noch viel mehr, Hermione. Es gibt vieles, wovon du keine Ahnung
hast, auch wenn du das nicht glauben kannst", sagte er und stand auf.
„Dann erzähl' mir das doch. Erkläre mir, was ich nicht verstehe",
schluchzte sie und sah ihn flehend an.
Doch Harry schüttelte den Kopf und ging langsam die Treppe hinauf zu seinem
Schlafsaal, sich bewusst, dass ihm viele Augen folgten, die sich fragten,
warum eine schwarze Wolke ihn umhüllte.

- Flashback Ende -

„Wer sind Sie und was machen Sie in diesem Gemeinschaftsraum?", holte eine
strenge Stimme ihn aus seinen Erinnerungen zurück.
Er sah auf und erblickte Professor McGonagall, die in eisern und
unnachgiebig ansah.
„Ich bin ein ehemaliger Schüler, der in Erinnerungen schwelgt, Professor",
sagte er süffisant und stand auf.
„Aber jetzt gehe ich wieder, auf Wiedersehen."
Sie hielt ihn am Arm fest.
„Oh nein, so leicht kommen Sie mir nicht davon. Wer sind Sie, was machen
Sie hier und woher kennen Sie das Passwort?"
Er fühlte sich unwillkürlich in seine Schulzeit zurückversetzt.
‚Sie erkennt mich nicht', dachte er, innerlich grinsend.
„Und warum zeigen Sie nicht Ihr Gesicht?", fragte sie weiter und setzte
dann murmelnd hinzu: „Man könnte ja fast meinen, Sie wären Harry Potter in
seiner schlimmsten Phase... Mit den tiefschwarzen Umhängen..."
Seine Miene erstarrte.
Harry Potter in seiner schlimmsten Phase also?
Was dachte sie sich eigentlich dabei?
„Was würden Sie sagen, wenn ich wirklich Harry Potter wäre, Professor?
Würde ihre strenge, kleine Welt dann zerbrechen?", fragte er sarkastisch
und innerlich sehr zornig.
Sie schnaubte erbost und baute sich vor ihm auf wie eine wild gewordene
Drachenmutter.
„Sprechen Sie nicht in diesem Ton mit mir und behaupten Sie nicht solchen
Unfug. Zeigen Sie mir jetzt auf der Stelle ihr Gesicht und sagen Sie mir
wer Sie sind, sonst werden Sie es bereuen, da seien Sie gewiss. Wenn Sie
noch Schüler wären, würde ich sie auf der Stelle der Schule verweisen
lassen", fügte sie murmelnd hinzu.
Er lächelte, als er seinen Kragen herunterschlug und seine Narbe
offenbarte, indem er mit einer Hand die schwarzen Haare zurückhielt.
Sie holte vor Schreck tief Luft und schlug ihre Hand vor den Mund.
„Das hätten Sie nicht gedacht, was? Harry Potter wie er leibt und lebt in
seiner schlimmsten Phase.", sagte er sanft, „Fallen Sie jetzt lieber nicht
in Ohnmacht. Madam Pomfrey würde nicht begeistert sein. Das Schuljahr hat
noch nicht einmal angefangen und schon die ersten Schwächeanfälle. Meinen
Sie, sie glaubt uns, wenn wir sagen es liegt an den bevorstehenden ZAG's?"
Sie war sehr blass geworden und plötzlich befürchtete Harry wirklich, sie
würde gleich zu Boden sinken.
Er packte sie an ihrer Robe und führte sie bestimmt zu einem der Sessel.
Sie setzte sich, noch immer sehr schockiert und blass.
„Harry?", flüsterte sie etwas flehend. Als würde sie sich wünschen, er wäre
es nicht.
„Ja. Vielleicht werde ich sogar heute Abend mit Ihnen zusammen essen.
Professor Dumbledore weiß schon Bescheid. Ebenso Remus Lupin, Molly
Weasley, Hermione Granger und Ron Weasley. Ach und Mona Pannet."
Er lächelte leicht bei dem Gedanken, dass Mona sicher überrascht sein
würde, wenn sie erführe Harry Potter höchstpersönlich hatte sie gerettet.
„Mona Pannet? Ich kenne nur eine Kat Pannet", murmelte Professor McGonagall
geistesabwesend.
Sie atmete tief durch und wirkte ganz plötzlich wieder gefasster.
„Dumbledore sagte, Ihre Leiche sei gesehen worden", sagte sie zweifelnd und
misstrauisch, offenbar von ihrem Schock erholt.
„Nun...", setzte Harry an, doch er sah mit geübten Augen, dass Professor
McGonagall ihren Zauberstab zückte und holte blitzschnell den seinen
heraus.
„Greifen Sie mich nicht an, ich warne Sie", sagte er drohend.
Die Frau in dem Sessel erstarrte.
„Ich bin wirklich Harry Potter und wenn Sie mir das nicht glauben, fragen
Sie Professor Dumbledore. Doch jeder, der mich angreift, wird es bereuen."
Sie steckte langsam ihren Zauberstab wieder zurück in die Tiefen ihrer Robe
und stand auf.
„Nun, wo waren Sie, wenn Sie wirklich Harry Potter sind? Und wer gibt Ihnen
das Recht mich zu bedrohen, Mr. Potter?", fragte sie kühl.
Er lächelte.
Eigentlich mochte er sie.
„Zu meinem Aufenthaltsort werde ich keine Angaben machen. Und zu der
anderen Frage: Ich sagte es bereits. Sie hatten vor mich anzugreifen, da
Sie nicht glauben, dass ich ich bin. Doch wer versucht mich anzugreifen,
wird den Kürzeren ziehen. Dieses Recht gebe ich mir ganz frech mir selbst."
Sie schnaufte.
„Ich bin schließlich um Einiges älter und klüger als Sie, Mr. Potter. Und
wenn Sie sich erinnern können, war ich mal Ihre Lehrerin."
Wütend stand sie vor ihm, die Tatsache, dass ein Todgeglaubter vor ihr
stand wohl schon wieder vergessen.
„Ich bezweifle auch nicht, dass Sie eine sehr gute Künstlerin der
Verwandlung sind, doch ich muss schließlich gegen Lord Voldemort bestehen.
Da habe ich mich in Sachen Verteidigung und Angriff etwas gewappnet, wie
Sie verstehen werden", erklärte er und es machte ihm Spaß zuzuschauen, wie
ihre Gesichtszüge sich veränderten. Von wütend auf erbost. Von erbost auf
erstaunt. Und von erstaunt auf freundlich aber schmerzvoll.
Beide schwiegen eine Weile.
Dann sagte Harry: „Ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns voraussichtlich
heute Abend. Ich habe mich gerade entschieden Professor Dumbledores Angebot
anzunehmen. Hermione und Ron werden wohl auch da sein. Ebenso Mona Pannet.
Die kleine Schwester von Kat Pannet aus dem vierten Schuljahr."
Minerva McGonagall nickte verstehend und etwas gleichgültig und beide
stiegen nacheinander durch das Portraitloch.
„Bis dann Mr. Potter", sagte sie knapp, doch Harry winkte ab.
„Harry", sagte er und streckte ihr seine Hand hin.
Sie lächelte kurz.
„Dann bin ich Minerva", antwortete sie und nahm seine Hand.
Dann machte sich Minerva McGonagall, die jetzt schon das Gefühl hatte,
gerade einen sehr intensiven Traum gehabt zu haben, auf dem Weg zum
Schulleiter und Harry Potter apparierte in ein Stadtviertel Londons.

Kurz darauf betrat er die Eingangshalle von Ron und Hermiones Haus und
erblickte sofort eine rothaarige junge Frau, die sich gerade einen Umhang
überzog.
„Harry", rief sie, als sie ihn erblickte und stürzte auf ihn zu.
„Ginny", murmelte er, während sie ihn fest umarmte.
Er erwiderte die Umarmung nicht, doch das schien sie nicht zu stören.
Es war ein eigenartiges Gefühl, von jemandem so feste umarmt zu werden und
sich nicht sicher zu sein, es zu wollen.
Sie lachte trocken, als sie ihn wieder losließ und sagte: „Ja, Ron hat
schon gesagt, dass du etwas gefühlskalt geworden bist. Ist schon in
Ordnung. Ich weiß ja, warum."
Harry starrte sie an.
Das war nicht die Ginny, die er kannte.
„Wieso um alles in der Welt, glaubst du zu wissen, warum ich so bin, wie
ich bin?", fragte er mit einem ironisch kaltem Unterton.
„Ach Harry,", lächelte sie, „ist das nicht offensichtlich?"
„Nein, tut mir außerordentlich leid, das ist es nicht."
Mit verengten Augen sah er auf sie herab.
Sie tätschelte leicht seinen Arm, als sei er eine Art Enkel oder Kind von
ihr und schritt auf die Haustür zu.
Im Gehen sagte sie noch: „Wir reden später, ich muss ins Ministerium. Die
Kerle da sehen es nicht so gerne, wenn man zu spät kommt. Tschüss. Und
Harry..."
Sie drehte sich noch einmal zu ihm um.
„Lass deinen Zorn und deinen Groll auf die Welt nicht an Hermione aus. Man
kann von ihr nicht behaupten, in den letzten zwei Jahren gelebt zu haben.
Überlebt trifft es besser. Sie steht das nicht durch. Schrei mit Ron oder
mir herum. Oder auch mit allen anderen. Aber nicht mit Hermione. Und das
ist keine Bitte sondern ein Befehl. Ich bin auch nicht schlecht in
Verteidigung."
Sie zwinkerte ihm fröhlich zu und ging zur Tür hinaus.
Harry starrte ihr nach.
Nein, das war ganz und gar nicht die Ginny, die er kannte.
„Da bist du ja wieder", unterbrach eine Stimme hinter ihm seine Gedanken
und er wirbelte herum.
Hermione.
„Ja, da bin ich wohl wieder", sagte er.
Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.
Sie lachte falsch und ging in die Küche.
Harry folgte ihr.
„Na, willst du was essen? Trinken? Ich bin die perfekte Haushälterin hier!"
Sie hantierte willkürlich mit ein paar Küchengeräten herum.
Harry fragte sich für einen Moment, ob er auch immer so zynisch klang, doch
er wischte diesen Gedanken fort.
„Ich glaube, ich muss dir etwas erklären, Hermione", sagte er ruhig.
Mit aller Macht versuchte er, seine Gefühle zu unterdrücken, so wie Ginny
es gesagt hatte.
„Ach, nur zu, Harry", sagte sie, „ich bin ganz Ohr. Vielleicht willst du ja
erklären, wo du warst? Hey, da bin ich aber froh. Das ist das, was ich mich
selbst seit zwei Jahren frage. Oder vielleicht willst du mir erzählen,
warum du dich nie gemeldet hast? Gut, das habe ich mich natürlich nicht
gefragt."
Sie lachte und strich sich eine Strähne aus dem eingefallenen Gesicht.
„Schließlich dachte ich ja, du seiest tot. Mann, erzähl das doch alles
einfach. Und wenn ich derweil ein wenig kotzen muss – stör dich nicht dran,
OK?"
Mit einem süßlichen Lächeln setzte sie sich an den Küchentisch.
Ihr Getue erinnerte ihn mit einem Anflug von grenzenlosem Hass an eine
Lehrerin, die ihn einmal unterrichtet hatte. Kurz vor Sirius' Tod.
Er ballte unwillkürlich die Hand, auf deren Handrücken noch sehr blasse
Narben zu erkennen waren, zu einer Faust.
Dann versuchte er, sich wieder zu beherrschen und setzte sich Hermione
gegenüber.
„Ich wollte dir erzählen, dass es Gründe gab für mein Verhalten. Und
dass..."
Sie unterbrach ihn: „Wow, Gründe. Das hätte ich ja nie gedacht. Weißt du,
ich erinnere mich da an so eine tolle Situation mit dir, in unserem siebten
Schuljahr. Ich hatte dich gefragt, was los sei. Wie es dir ging. Hast du
mir da etwas von irgendwelchen Gründen erzählt? Ich weiß es gar nicht mehr
genau, aber ich glaube... ja, ich glaube, du hast mir seit vier Jahren rein
gar nichts mehr erzählt. Ist das denn zu fassen?"
Gespielt nachdenklich und verwundert betrachtete sie mit gerunzelter Stirn
ihre Hände. Dann sah sie wieder auf und lächelte ihr süßliches Lächeln.
„Aber erzähl doch weiter, Harryschatz. Was wolltest du sagen?"
„Weißt du, gerade habe ich wieder vergessen, was ich dir erzählen wollte.
Sorry, aber – hey, so ist das Leben, nicht wahr?", antwortete er in dem
gleichen Tonfall.
Innerlich verfluchte er sich. Schon wieder hatte er etwas gesagt, was er
nicht hatte sagen wollen.
Doch nun konnte er seine Wut nicht mehr zurückhalten.
Vergessen waren Ginnys Bemerkungen, vergessen seine Vorsätze.
Sie war egoistisch und verbittert. Für sie ging es um ganz andere Dinge.
Nämlich dass sie nicht mehr zu ihm vordringen konnte. Es seit vier Jahren
nicht mehr konnte.
Das grämte sie. Die unbesiegbare Hermione in Sachen Gefühle und Verstand
hatte plötzlich unüberbrückbare Mauern vor sich – Harry.
Sie war so egoistisch unter ihren bescheuerten Problemen vergraben, dass
sie nicht mehr daraus hervor kriechen und verstehen konnte, was richtige
Probleme waren.
Davon hatte sie nämlich keine Ahnung. Keine.
Zornig fragte er: „Wo ist Ron?"
Sie lächelte ihn breit an.
„Er ist fleißig und macht seine Ausbildung. In diesem Haus sind nur wir
beide und ein kleines Mädchen, das seit gestern Abend kein Wort mehr
spricht."
Harry war schon aufgestanden, um zu gehen, doch bei ihren letzten Worten
erstarrte er.
Sie sprach nicht? Warum sprach Mona nicht mehr?
Er sah Hermione an, die das nicht zu kümmern schien und zwang sich sie
nicht anzuschreien.
„Wo ist sie? Wo ist Mona?", fragte er.
„Im Wohnzimmer. Ich habe ihr ein Buch in die Hand gedrückt. Lesen wird sie
ja wohl können. Wer ist das Balg eigentlich? Deine Tochter? Dein kleines
Schutzbefohlenes? Ist ja echt rührend, wie du dich um sie kümmerst. Ihr
gleicht einem Rehkitz mit seiner Mutter."
Und wieder dieses falsche Lachen.
Harry sog scharf die Luft ein und verließ den Raum.
Alle Muskeln anspannend, als könne er an ihnen den unerträglichen Zorn
ablassen, ging er ins Wohnzimmer zu Mona.
Als er sie erblickte, war seine Wut wie weggeblasen.
Sie saß auf der Couch wie ein Häufchen Elend.
Müde und traurig starrte sie auf die wollige Decke, mit der sie
eingewickelt war.
Das Buch lag neben ihr, scheinbar unberührt.
Er blickte im Vorbeigehen auf den Buchtitel: Verwandlungen – wie Sie zum
Meister der Meister werden.
Er würde Ginny sagen, dass Hermione sehr wohl viel durchstand. Und dass sie
gefühlskalter sein musste als er, wenn sie sich noch nicht einmal um ein
kleines Mädchen normal kümmern konnte.
Er schmiss das Buch auf den Boden und setzte sich neben sie.
Sie schluchzte leise und sah aus, wie eine kleine Erwachsene.
„Wo ist meine Mama?", fragte sie ihn und sah ihn an.
Harry seufzte unhörbar.
Dann zog er sie auf seinen Schoß und umarmte sie mit festem Griff.
„Sie ist bestimmt wohlauf. Ganz bestimmt. Du wirst Sie wieder sehen. Das
habe ich dir schon einmal versprochen und verspreche es wieder", murmelte
er ihr zu.
Sie schluchzte noch immer.
„Ich war bei einem der mächtigsten Menschen der Welt", sagte er, mehr zu
sich selbst, als zu Mona, „und er wird mir helfen, deine Familie zu
finden."
Oh ja, er hielt Dumbledore noch immer für mächtiger als Voldemort.
Mächtig hieß ja nicht gleich gut.
Er löste die Umarmung und sah sie an.
„Wie alt bist du eigentlich, Mona?", fragte er, um sie ein wenig
abzulenken.
„Sechs", sagte sie und wischte sich über ihr Gesicht, „und wie alt bist
du?"
„Oh", sagte er lächelnd, „zu alt. Schon 20 Jahre."
Sie starrte auf ihre Finger und bewegte stumm einen nach dem anderen.
„So viele Finger habe ich gar nicht", sagte sie und lachte mit ihrem
nassen, kleinen Gesicht.
„Du bist wirklich alt", fügte sie hinzu.
Er schmunzelte liebevoll und etwas glücklicher.
Er hatte sie ein wenig zum Lachen gebracht.
„Am Besten schläfst du jetzt noch ein bisschen. Heute Abend siehst du eine
Schule, in die du mal gehen wirst. Die Schule, in die auch Kat geht, weißt
du? Da werden wir zu Abend essen."
Sie nickte leicht und er legte sie auf die Couch.
Dann deckte er sie zu und verließ das Zimmer.
„Wenn ich deine Eltern nicht finde, dann kümmere ich mich um dich. Und wenn
es das Letzte ist...", murmelte er zu sich selbst und betrat die
Eingangshalle.

Hermione stand währenddessen hinter einem braunen, alten Vorhang in der
Halle.
Sie war ihm gefolgt und hatte sein Gespräch mit dem Kind belauscht. Doch
als er aus dem Zimmer gekommen war, hatte sie sich hinter diesem Vorhand
verstecken müssen, damit er sie nicht entdeckte.
Über ihr Gesicht liefen Tränen und ihr tat es plötzlich unendlich leid, so
kalt zu dem Mädchen gewesen zu sein. Es konnte ja nichts dafür.
Es war ja nicht Schuld an ihrem Konflikt mit Harry. Oder an ihrem Konflikt
mit sich selbst.
Es war ja nicht Schuld an dem Elend, in das sie sich im Grunde selbst
gestürzt hatte, an den Gefühlen, an dem Schmerz.
Sie zog ein Taschentuch aus der ausgeleierten Jeans und wischte sich damit
über das Gesicht.
Sie konnte selbst nicht glauben, wie es soweit hatte kommen können.
So vieles wollte sie gerne rückgängig machen. Manchmal glaubte sie, ihr
ganzes Leben wäre ein Fehler gewesen. Manchmal dachte, dass es besser für
sie und für andere gewesen wäre, wenn sie nie existiert hätte.
Gebrochen machte sie sich auf den Weg nach oben und legte sich in ihr Bett.
Doch der Schlaf, den sie so herbeisehnte, erschien nicht. Er ließ sie nicht
verarbeiten, vergessen, verdrängen.
Sie musste da durch. Alleine.

.TBC.
Danke an:
Laser-jet, HJ-HJ, torence, moondrow und auxia. :)

laser-jet: Ich verspreche, ich werde immer besser mit der Länge ;) Hoffe
ich zumindest.

HJ-HJ: Also mit Mark musst du dich noch ein wenig gedulden. Den trifft
Harry erst wieder, wenn die Schule angefangen hat. Aber ansonsten: hier
hast du wieder ein bisschen Mona ;)

Torence: Ja, wie gesagt, Mark muss noch ein bisschen warten. Aber als
kleiner Tipp: Es gibt ihn auch in Rowlings Welt. ;)

Moondrow: Ja, ich muss sagen, mir tut sie auch ein wenig leid. Schön, dass
die Geschichte dir gefällt :)

Eine Frage an alle, auch wenn sie peinlich ist: Wie bekomme ich bei
fanfic.net es hin, dass manche Sachen kursiv, manche fett und manche
unterstrichen sind?
Ich mach das immer mit Document Manager, also die Kapitel da verändern.
Aber wenn ich das einstelle, dann ist es bei der Voransicht schon wieder
ganz normal.
Mach ich irgendwas falsch? .denk.
Ich bin noch so neu hier und habe echt keine Ahnung, wie das ganze
funktionieren soll :(
Ach, und wo ich schon mal dabei bin, mich lächerlich zu machen: Was
bedeutet OC? .öfters mal hier gesehen hab.
Other Character vielleicht? .blitzeinfall hatte.

(Mann, ich sag euch: bis vor ein paar Minuten hatte ich noch keinen
Schimmer und schon will ich das hier fragen, fällt mir plötzlich eine
mögliche Lösung ein... Das sollte ich mit irgendwelchen Problemen wohl
immer so machen. ;) )

Reviews erwünscht und so.
Und ach: Wenn ihr mir nicht die Fragen beantwortet, gibts kein siebtes Kapitel ;)
.macht ausspiel.
Und sagt mir mal, ob ihr Hermione nicht ein bisschen übertrieben findet oder so...
Und wie ich Minerva McGonagall hinbekommen habe.