Disclaimer:
Mir gehört nichts, außer des Plots, JKR gehört alles andere. Ich habe nicht
vor, damit Geld zu verdienen.
Pairing: wird noch nicht verraten.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke
Kapitel 7
Es war Abend.
Harry, Hermione, Ron und Mona standen gerade vor dem großen Eichentor, vor
dem Harry schon heute Morgen gestanden hatte.
Ron hatte wahre Wunder vollbracht.
Als er von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatten er und Harry sich
fast verhalten, als wäre keine Zeit vergangen und er war der Einladung, mit
Dumbledore in Hogwarts zu essen erfreut nachgekommen.
Allerdings hatte Harry sich nicht überwinden können, Hermione danach zu
fragen.
Er war sich ja noch nicht einmal sicher gewesen, ob er überhaupt wollte,
dass sie mitkam.
Nun, Ron hatte mindestens eine Stunde lang mit der jungen Frau geredet –
Harry wollte gar nicht wissen, worüber – und schließlich hatte sie
eingewilligt, sich geduscht und etwas zurecht gemacht.
Harry blickte sie heimlich von der Seite an.
Sie sah fast wieder aus wie die alte Hermione. Aber nur fast.
Diesen Blick, den sie schon seit seiner Wiederkehr trug, hatte sie in
Hogwarts nie gehabt.
„Da gehen wir jetzt rein?", fragte Mona aufgeregt und sah an den hohen
Mauern hoch.
Harry nickte und klopfte laut an die Tür.
Er hätte so herein gekonnt, doch es war erstens höflicher und zweitens
wollte er Hermione und Ron nichts davon zeigen. Die beiden wussten
bestimmt, dass es nicht einfach war, durch diese Tür zu kommen und
zumindest Ron würde ihn fragen, wann er das gelernt hätte. Und wo.
Er wollte keine Fragen beantworten.
„Hach, ist das schön. Hogwarts. Es ist eine Art drittes Zuhause. Immer
noch", sagte Ron und seufzte.
Harry biss sich auf die Lippen, während er daran dachte, dass Hogwarts
immer sein einziges Zuhause gewesen war. Und wie froh er wäre, wenn er drei
davon hätte.
Nun, seit zwei Jahren hatte er wohl zwei.
Das Tor wurde geöffnet von einem Haushelfen mit sehr merkwürdiger Kleidung.
Harry erkannte ihn sofort wieder. Dobby.
„Harry Potter, Sir. Und Miss Granger und Mr. Weasley und eine kleine Missy,
die Dobby nicht kennt", rief der kleine Elf sehr aufgeregt und hüpfte ein
wenig hoch.
Mona kicherte und versteckte sich hinter Harry.
Leicht lächelnd schob er sie wieder hervor.
„Hallo Dobby. Schön, dich zu sehen. Das hier ist Mona Pannet, eine
spezielle Freundin von mir", erwiderte er dem enthusiastischen Dobby und
trat ein.
„Oh, Harry Potter, Sir. Professor Dumbledore erwartet Sie alle schon. Und
hallo Missy Mona Pannet. Und Sir, Master Harry. Dobby hätte nicht geglaubt,
Sie noch einmal zu sehen, Harry Potter."
Ron und Hermione waren inzwischen auch eingetreten und hatten dem Elfen
Hallo gesagt.
Die junge Frau sogar mit einer Warmherzigkeit, die Harry ihr nicht mehr
zugetraut hätte.
„Hör zu, Dobby. Kannst du Professor Dumbledore sagen, wir seien jetzt
angekommen? Wir gehen dann schon mal in die Große Halle, in Ordnung?",
fragte Harry ihn, auf dem Boden kniend.
„Oh, aber ja. Aber natürlich. Sofort Mr. Potter, Sir. Dobby ist es eine
Ehre."
Begeistert sprang Dobby auf und ab.
„Danke", konnte Harry gerade noch sagen, da verschwand der Elf mit einem
leisen Knall.
In der Großen Halle war schon der Lehrertisch gedeckt, die vier riesigen
Haustische leer und merkwürdig tot.
Natürlich war Harry sich darüber im Klaren, dass Tische immer ‚tot' waren.
Doch trotzdem hatte er dieses Wort im Sinne: Tot, leblos, ausgestorben.
Hoffentlich änderte sich das in zwei Tagen wieder.
Mona hatte wie selbstverständlich seine Hand ergriffen. Sie hatte
vermutlich etwas Angst.
Ohne Familie mit fremden Menschen an einem noch fremderen und riesigen,
eindrucksvollen Ort.
Harry konnte es verstehen, doch er war diese Berührungen nicht gewohnt,
hatte vergessen, was das hieß – ein schutzsuchender Freund.
Und doch konnte er seine Hand nicht wegziehen.
Gemeinsam gingen sie zu dem großen Tisch.
„Ist das nicht merkwürdig?", fragte Ron und klang dabei etwas
melancholisch.
„Ich vermisse Hogwarts. Ich vermisse das gemeinsame Essen mit den vielen
Schülern am Gryffindortisch, ich vermisse die Lehrer... ich vermisse alles
irgendwie."
Hermione hustete trocken.
„Na ja", grinste Ron ihr zu, „das Lernen natürlich nicht."
Hermione nickte und ein Anflug von einem Lächeln war auf ihrem Gesicht zu
erkennen.
Harry sagte nichts, doch er wusste genau, wie Ron sich fühlte.
„Ahh", ertönte eine Stimme hinter ihnen, „ich freue mich, euch alle zu
sehen."
Sie drehten sich um und erblickten Albus Dumbledore, der strahlend auf sie
zuschritt.
Harry spürte, wie das Kind seine Hand noch fester krallte.
„Wir, ehm, freuen uns auch", sagte Ron mit einem warnenden Seitenblick auf
Hermione, die bissig zurückschaute.
„Darf ich Ihnen Mona Pannet vorstellen, Professor Dumbledore?", sagte Harry
und schob Mona ein Stück vor sich.
Er bildete sich ein, in Dumbledores Augen einen leichten Schatten erkannt
zu haben, doch er verwarf diesen Gedanken wieder, denn jetzt kniete der
Schulleiter nieder und reichte Mona, die jetzt auf seiner Höhe war, die
Hand.
„Hallo Mona", sagte er warmherzig, „Deine Schwester geht auf diese Schule,
wusstest du das?"
Das Kind nickte schüchtern und schüttelte Dumbledores Hand, der sich
daraufhin mit einer Leichtigkeit, die Harry dem alten Mann nie zugetraut
hätte, wieder aufrichtete.
„Setzen wir uns schon einmal. Minerva und Severus werden sich etwas
verzögern. Sie erledigen noch etwas in meinem Auftrag."
Harry erstarrte.
„Severus?", fragte er scharf, „Severus Snape?"
Dumbledore setzte sich auf seinen Platz und nickte.
„Ja, Harry. Severus Snape."
Die smaragdgrünen Augen verengten sich.
„So, Severus Snape. Das wird wohl ein gelungener Abend werden, glauben Sie
nicht auch?"
Zynisch lächelnd setzte er sich ebenfalls und hob Mona auf den Stuhl neben
ihm.
Hermione und Ron saßen ihm bereits gegenüber.
Dumbledores Augen funkelten.
„Oh ja, das denke ich auch. Zumindest, wenn alle Parteien sich
zusammenreißen."
Er klatschte einmal in die Hände und sofort erschien ein köstliches
Festmahl vor ihnen.
Harry nickte noch etwas sauer und wenige Minuten später aßen sie alle.
Dumbledore unterhielt sich hauptsächlich mit Mona, Ron versuchte ein
Gespräch mit Hermione anzufangen – es gelang nur mäßig – und Harry hörte
zu.
Ihm war nicht nach Reden zumute, er war es müde geworden zu erzählen, zu
erklären, sich zu streiten.
„Findest du nicht auch, dass es merkwürdig ist, noch mal in Hogwarts zu
sein?", fragte Ron gerade.
Hermione antwortete nur mit einem „Hm".
Zu seiner Rechten erzählte Mona von einem ihrer Spielzeuge und dass Kat es
einmal mit nach Hogwarts genommen und dort verzaubert hatte, sodass das
Spielzeugpferd echt galoppieren und wiehern konnte.
Doch jetzt würde es immer weglaufen, kicherte Mona und Albus Dumbledore
lachte herzlich mit.
Sie waren gerade mit der Kürbispastete fertig, als eine entschlossene
McGonagall und ein mürrischer Snape in die Halle stürmten.
„Ah, Minerva, Severus. Setzen Sie sich doch und essen Sie einen Happen mit
uns", begrüßte sie Dumbledore freundlich lächelnd.
„Guten Abend, Albus. Wir haben schlechte Nachrichten. Wir haben sie
gefunden", erzählte Minerva McGonagall knapp, während sie noch durch die
Halle lief. Severus Snape folgte ihr mit wehendem Umhang.
Dumbledore wirkte plötzlich viel ernster, hob jedoch die Hand.
„Später", sagte er karg, mit einem Seitenblick auf Mona und Harry fragte
sich, ob es sich wohl bei ‚sie' um die Familie Pannet handelte.
„Jetzt essen Sie erst einmal etwas, Minerva, Severus."
Es schien als würden die beiden Neuankömmlinge jetzt erst bemerken, dass
noch andere Personen am Tisch saßen.
„Ah, guten Abend Miss Granger, Mr. Weasley, Mr. Potter", lächelte die
ältere Frau leicht und setzte sich hin.
Harry lächelte ebenfalls.
„Ich sagte doch, sie können mich Harry nennen, Minerva."
„Ah, ja. Harry", erwiderte sie.
Snape hatte sich ebenfalls gesetzt und nachdem die anderen beiden Professor
McGonagall begrüßt hatten, nickte er ihnen, ohne die Miene zu verziehen,
zu.
„Granger, Weasley", sagte er und dann mit einem undefinierbaren Blick: „und
Potter!"
Wie er den Namen Potter aussprach, ließ keinen Zweifel an der Freude über
Harrys Wiederkehr.
„Professor Dumbledore informierte mich schon über ihre zweifellos
wundervolle Wiederauferstehung", sagte er und lachte leise.
Hermione prustete etwas, die anderen waren still.
Nur Mona bewegte sich etwas aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her.
„Ich bin Mona", sagte sie schließlich nach einiger Überwindung und strahlte
die beiden Lehrer an.
„Pannet?", fragte McGonogall Dumbledore interessiert, der daraufhin nickte.
„Kennst du mich?", fragte Mona, offenbar überrascht, dass diese Frau ihren
Nachnamen kannte.
„Oh, nein. Aber du siehst deiner Schwester außerordentlich ähnlich",
antwortete Minerva McGonagall, anfänglich leicht verwirrt, dann aber wieder
so streng wie eh und je.
Snape ignorierte das Kind und sah weiterhin Harry an.
„Ich denke, wir allen wären sehr erfreut, wenn der berühmte Harry Potter
uns den Grund seines Weggehens mitteilen würde", sagte er leise.
Harrys Miene wurde starr.
„Severus", mahnte Dumbledore, doch Harry hob die Hand um ihn zu
unterbrechen.
„Wissen Sie, Professor Dumbledore, wenn Professor Snape so erpicht darauf
ist, den Grund zu kennen – "
Er brach ab und verzog den Mund zu einem kalten Lächeln.
„ – dann soll es so sein."
Er stand auf. Er konnte sich selbst nicht mehr stoppen, obwohl er wusste,
dass er seine Worte hinterher bereuen würde.
„Stellen Sie sich vor, mein lieber Professor Snape, ihre Eltern sterben.
Nun, das mag wohl noch nicht so schlimm sein. Aber gehen wir weiter, ihr
Pate stirbt ebenso. Na gut, denkt man sich, damit kommt man wohl klar. Vor
allem wenn man ab dem Alter von eins bei wundervollen Menschen lebt, einen
tollen Platz im Schrank unter der Treppe hat und von diesen Menschen
behandelt wird, als wäre man Dreck. Reicht Ihre Vorstellungskraft so weit?
Vielleicht noch ein wenig weiter? Gut, gehen wir weiter. Sie kommen nach
Hogwarts, wo es Menschen gibt, die Sie aufgrund Lappalien abgrundtief
hassen. Diese Lappalien könnten zum Beispiel etwas mit Streitigkeiten Ihres
toten Vaters zu tun haben. Nur ein kleines Beispiel."
Er lachte freudlos auf.
„Doch nach und nach bemerken Sie, dass die Menschen sogar besser dran sind,
Sie zu hassen. Denn dann sterben sie wenigstens nicht, nur weil sie Sie
kennen. Aber hey, es wird immer besser. Im letzten Schuljahr sind Sie sogar
Schulsprecher, haben den zweitbesten Abschluss. Doch tief in Ihrem Innern
wissen Sie genau, dass es darauf nur einen Scheißdreck ankommt. Tief in
Ihrem Innern wissen Sie, dass Sie mal wieder den Erwartungen gerecht wurden
und diese dabei noch höher gesetzt haben. Denn jetzt kommt nur noch eines:
Mord. Ja, gewiss, Sie müssen töten. Und zwar den Menschen – obwohl man kaum
noch von einem Menschen reden kann –, der einem das Leben zur Hölle gemacht
hat. Und das sollen Sie so mir nichts dir nichts nach ihrem Schulabschluss
mit 17 Jahren tun, die Zauberergemeinschaft erwartet das, weiß das. Sie
vertrauen Ihnen. Nun, da sage ich doch nur: Viel Spaß."
Er atmete schnell und sah sie alle an.
McGonagall und Snape mit versteinerten Mienen, Dumbledore bekümmert, Mona
verschreckt, dass ihr Retter so kaltherzig war und weinend, Ron und
Hermione mit Schmerz in den Augen.
„Ich glaube nicht, dass Sie das überhaupt irgendwann einmal verstehen
werden, Snape", sagte er und ließ bewusst das ‚Professor' weg, „aber fragen
Sie mich nie wieder irgendwelche Sachen, die Sie überhaupt nichts angehen,
kommen Sie mir nie wieder mit ironischen oder sarkastischen Bemerkungen,
das habe ich nämlich bis zum Erbrechen satt. Lassen Sie mich in Frieden.
Ich bin nicht mehr der kleine Junge, der keine Zaubertränke kann und sich
von Ihnen das Leben schwer machen lässt. Wenn Sie mich noch ein einziges
Mal belästigen oder sich lustig über mich machen, werden Sie es bereuen,
das können Sie mir glauben. Guten Appetit noch."
Und damit stürzte er aus der Großen Halle, flüchtete vor ihren Gesichtern.
Tränen der Wut rannen über seine Wangen.
Er wollte nicht wissen, was sie gerade machten oder dachten. Er wollte
nicht wissen, wie sehr er schon wieder jemanden verletzt hatte. Er wollte
nicht mehr denken.
Er verabscheute sie für ihr Verhalten, für ihre Tränen, für ihren Schmerz,
ihre Kaltschnäuzigkeit.
Und er verabscheute sich selbst für dasselbe.
Er rannte durch Hogwarts, scheinbar ohne Ziel, doch er hatte eines.
Er wollte hoch. Hoch auf den Astronomieturm.
Keuchend stieg er schließlich die Leiter hoch und öffnete die Falltür.
Die Tränen liefen immer noch, als er sich setzte und nach oben schaute.
Der Mond war halbvoll und die Sterne funkelten klar.
Er saß eine ganze Weile da und versuchte angestrengt nicht nachzudenken.
Doch die Erinnerungen holten ihn ein.
Erinnerungen an seine Eltern, an Sirius, an vergangene Zeiten.
Er konnte es nicht abstellen, am liebsten würde er schreien vor Trauer und
Wut.
Er hatte das Gefühl zu explodieren.
– Flash Back –
Harry saß am See.
Seine Gedanken waren davon geschwebt wie Wolken und er hörte nichts, sah
nichts, nahm nichts wahr.
Er dachte an den Tod. An das schwarze Loch, das er so gut kannte und auch
in gewisser Weise mochte.
Und an Sirius. Sirius, der in seinem Herz dieses große, klaffende Loch
hinterlassen hatte.
Doch er dachte auch an die Prophezeiung, an Voldemort und wie er ihn
hasste.
Und wie er sich hasste, denn er wusste genau, er würde nie im Leben im
Stande sein, Voldemort zu besiegen.
Plötzlich trat ein kleiner, dünner Junge aus dem ersten Schuljahr vor ihn
und sah ihn neugierig an.
„Was?", fauchte Harry ihn an, doch der Junge verschwand nicht.
„Ich kenne dich", sagte der Kleine mit überraschend fester Stimme.
Harry lachte auf.
„Wer tut das nicht?", fragte er.
„Du bist doch der Cousin von dem fiesen Dudley Dursley? Ich dachte immer,
du wärst in St. Brutus."
Harry schaute auf.
„Was? Woher kennst du Dudley?", fragte er überrascht.
Das Gesicht des Kleinen verdunkelte sich.
„Den kennt doch jeder in Little Whinging. Der verprügelt doch immer die
Kleineren. Mit seiner ganzen Bande."
Harry nickte lahm und sah dem Jungen scharf ins Gesicht.
Er kam ihm so bekannt vor. Wer war das nur?
Der Kleine wich unter Harrys Blicken etwas zurück.
„Wie heißt du?", fragte Harry misstrauisch.
„M... M... Mark Evans", stotterte der Jüngere ängstlich. Offenbar hatte er
plötzlich den Gedanken, dass Harry in St. Brutus noch nicht einmal so
schlecht aufgehoben wäre.
„Ah."
Harry fiel es wie Schuppen vor die Augen.
„Jaa, klar. Du bist der Junge, den Dudley letztes Jahr so auf dem Kieker
hatte, in dem Sommer, wo die De..."
Er brach ab. Gerade hatte er sich daran erinnert und er war sich plötzlich
bewusst, dass er Mark eben fast von den Dementoren und dem Grimmauld Platz
erzählt hätte.
„Mark Evans. Ja. Ich wusste nicht, dass du Zauberer bist. Wie... Ehm...
Sind deine Eltern magisch?"
„Oh", erwiderte Mark, sichtlich erleichtert darüber, dass Harry sich wieder
halbwegs normal verhielt, „Nein. Nein, sie sind Muggel. Du, ich find's
cool, dass du hier berühmt bist."
Er strahlte.
Mürrisch nickte Harry.
„Oh ja, sehr cool", sagte er und stand auf.
„Nichts für ungut, aber... ich muss jetzt los. Ich muss noch... eh...
Hausaufgaben machen."
Mark riss die Augen auf.
„Aber, ich komme doch mit. Ich bin auch in Gryffindor", rief er
enthusiastisch.
Harry verdrehte im Stillen die Augen.
Großartig.
„Ich habe auch noch Hausaufgaben zu machen", erzählte er wichtigtuerisch,
während sie nebeneinander zum Schloss hinaufgingen.
„Zaubertränke. Beim ollen Snape."
Harry nickte und erinnerte sich unwillkürlich an einen gepiesackten und
niedergemachten Snape in Dumbledores Denkarium. Und an den Konflikt seiner
Eltern.
- Was hat er euch getan? -
- Nun, es ist eher die Tatsache, dass er existiert, wenn du verstehst, was
ich meine... -
- Du glaubst, du wärst lustig. Aber du bist nichts weiter als ein
arroganter, lumpiger Quälgeist, Potter. Lass ihn in Ruhe. -
- Wenn du mit mir ausgehst, Evans. –
Moment mal, Evans?
Und Mark Evans lief neben ihm?
„Hey, Mark", unterbrach Harry plötzlich hitzig Marks Redeschwall, in dem er
über Snape herzog und seine Slytherinvorlieben.
„Ja, was?", fragte dieser verwirrt.
„Bist du... Ich meine... Du heißt Evans, richtig?"
„Ja", erwiderte Mark und es klang mehr nach einer Frage als nach einer
Feststellung.
„Ist, ehm... Hatte dein Vater... Hexen in der Verwandtschaft vielleicht?",
fragte Harry hoffnungsvoll, wobei ihm im gleichen Moment klar wurde, dass
Evans bei Weitem kein ungewöhnlicher Name war.
„Ja, er hatte mal ne Kusine, weißt du? Aber die ist schon tot. Lilian oder
so. Lily... Hm, ich weiß nicht mehr genau."
Harry stockte und sein Atem setzte für eine Sekunde aus.
Mark Evans war... war mit ihm verwandt? Sein Vater war der Cousin von
seiner Mutter?
Er wurde blass.
„Harry? Ist was?", fragte der Jüngere und sah ihn abschätzend an.
„Ja... Ja, alles okay", murmelte Harry und setzte seinen Weg zum Schloss
weiter fort.
Er musste zu Dumbledore.
– Flash Back Ende –
Rons Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Starker Auftritt eben", sagte er, während er sich neben Harry setzte.
„Es hat Snape ganz schön aus dem Rahmen gerissen, glaube ich."
Er grinste Harry aufmunternd zu.
„Ich habe das ernst gemeint, Ron. Es war kein Auftritt", murmelte Harry
müde, unfähig seine kalte Maske aufrecht zu erhalten.
Sie war zerfallen wie Asche.
„Ja, ja. Das weiß ich", antwortete Ron rasch.
Sie schwiegen eine Weile.
„Hey, sei ehrlich, Harry. Du brauchst Freunde. Jeder tut das. Gerade jetzt.
Weise nicht alle zurück. Es ist kaum Zeit vergangen seit unserer Schulzeit,
kaum Zeit, seit dem wir den Stein der Weisen gerettet haben. Lass es zu",
sagte Ron und legte seine Hand auf Harrys Schulter.
Harry schluckte und nickte dann leicht.
„Vielleicht... Vielleicht hast du Recht, Ron", krächzte er mit gebrochener
Stimme.
Dann umarmten sie sich mit festem Griff, als wären sie zwei Freunde, die
sich Jahrzehnte lang nicht gesehen und durch Zufall wieder zueinander
gefunden hätten.
In gewisser Weise stimmte das auch.
Und unten, viel weiter unten in den Kerkern von Hogwarts, braute sich ein
sehr nachdenklicher Snape stirnrunzelnd einen Schlaftrank, denn er war sich
plötzlich nicht mehr so sicher in den vergangenen 10 Jahren immer richtig
gehandelt zu haben.
Doch diese Zweifel würde er am nächsten Morgen wieder zurückgedrängt haben.
Zurückgedrängt bis tief in sein Unterbewusstsein.
.TBC.
Erstmal:
Es tut mir seeehr leid, dass ich solange für das kapitel gebraucht habe.
Ich weiss gar nicht genau, wieso. Dafür sind schon zwei andere kapitel
geschrieben. Die kommen allerdings erst später, also das bringt euch jetzt
nicht viel weiter :D
Und ich habe mich sooo sehr über eure vielen reviews gefreut, macht weiter
so :)
Das motiviert ungemein.
Herlichen Dank an:
Auxia, laser-jet, Kynny, HJ-HJ, TheSnitch, amelie, celine, moondrow,
tränentänzerin, torence, charlie, fidi und manik
(wow, sooviele :) Ich bin gerührt.)
Laser-jet:
hehe, soll ich dir was verraten? Das kapitel, wo sich entscheidet, ob sie
zusammenkommen habe ich schon geschrieben aber es wird noch einige zeit
dauern ;)
HJ-HJ:
jaa, hermione ist noch ein wenig traurig, aber sie wird immer fröhlicher
.versprech.
Schön, dass dir die beiden gefallen haben
TheSnitch:
oh, ja, ginny. ;) das ist mir gar nicht so aufgefallen, aber jetzt wo dus
sagst... hm, ich werd mir da noch was zu ausdenken. Warum sie so locker
rüberkommt und so. im nächsten kapitel... schön, dass ich die anderen
beiden relativ gut hinbekommen habe, freut mich.
Ah, out of character. Gut zu wissen :) Danke. (und hier ist auch die
belohnung, hehe)
Amelie:
Schön, dass dir die Story gefällt. Lies weiter ;)
Celine:
naja, das wird er wohl nicht. Mal gucken. Aber wer Mark ist, dürfte wohl
hier herausgekommen sein. Wenn nicht: lest band fünf noch mal gründlicher
;)
Moondrow:
erstmal danke für die erklärung, ich versuch das jetzt mit diesem kapitel
mal. Obs funktioniert hat, werden wir dann sehen ;)
(edit: es hat wohl nicht funktioniert .seufz.
ich werde mich nochmal damit auseinandersetzen, demnächst.
Mit Harry und Hermione – lass dich überraschen.
Hoffentlich ist McGonagall in diesem Kapitel beherrschter. Obwohl – sie hat
ja kaum was zu sagen.
Achso wegen Ginny. Ich denke, seit dem vierten Band ist Ginny so was von
gewachsen (innerlich, äusserlich kann ichs nicht beurteilen), da ist es nur
logisch, dass sie eine wirklich starke persönlichkeit wird/ist. Sie ist
mein lieblingscharakter in den büchern :)
Tränentänzerin:
ja, die frage ist wohl schon beantworten, hoffe ich. Wenn nicht: siehe zwei
kommentare über dem hier. Toller name übrigens
Torence:
danke für die kekse .mampf.
Und auch für das lob.
Manik:
hm, ich weiss noch nicht. 20 kapitel werden es mindestens, denke ich.
(gott, da hab ich mir was vorgenommen...)
ich werde versuchen, mich zu beeilen mit dem nächsten kapitel, aber ich verspreche besser nichts ;)
reviewt trotzdem fleissig :)
Mir gehört nichts, außer des Plots, JKR gehört alles andere. Ich habe nicht
vor, damit Geld zu verdienen.
Pairing: wird noch nicht verraten.
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke
Kapitel 7
Es war Abend.
Harry, Hermione, Ron und Mona standen gerade vor dem großen Eichentor, vor
dem Harry schon heute Morgen gestanden hatte.
Ron hatte wahre Wunder vollbracht.
Als er von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatten er und Harry sich
fast verhalten, als wäre keine Zeit vergangen und er war der Einladung, mit
Dumbledore in Hogwarts zu essen erfreut nachgekommen.
Allerdings hatte Harry sich nicht überwinden können, Hermione danach zu
fragen.
Er war sich ja noch nicht einmal sicher gewesen, ob er überhaupt wollte,
dass sie mitkam.
Nun, Ron hatte mindestens eine Stunde lang mit der jungen Frau geredet –
Harry wollte gar nicht wissen, worüber – und schließlich hatte sie
eingewilligt, sich geduscht und etwas zurecht gemacht.
Harry blickte sie heimlich von der Seite an.
Sie sah fast wieder aus wie die alte Hermione. Aber nur fast.
Diesen Blick, den sie schon seit seiner Wiederkehr trug, hatte sie in
Hogwarts nie gehabt.
„Da gehen wir jetzt rein?", fragte Mona aufgeregt und sah an den hohen
Mauern hoch.
Harry nickte und klopfte laut an die Tür.
Er hätte so herein gekonnt, doch es war erstens höflicher und zweitens
wollte er Hermione und Ron nichts davon zeigen. Die beiden wussten
bestimmt, dass es nicht einfach war, durch diese Tür zu kommen und
zumindest Ron würde ihn fragen, wann er das gelernt hätte. Und wo.
Er wollte keine Fragen beantworten.
„Hach, ist das schön. Hogwarts. Es ist eine Art drittes Zuhause. Immer
noch", sagte Ron und seufzte.
Harry biss sich auf die Lippen, während er daran dachte, dass Hogwarts
immer sein einziges Zuhause gewesen war. Und wie froh er wäre, wenn er drei
davon hätte.
Nun, seit zwei Jahren hatte er wohl zwei.
Das Tor wurde geöffnet von einem Haushelfen mit sehr merkwürdiger Kleidung.
Harry erkannte ihn sofort wieder. Dobby.
„Harry Potter, Sir. Und Miss Granger und Mr. Weasley und eine kleine Missy,
die Dobby nicht kennt", rief der kleine Elf sehr aufgeregt und hüpfte ein
wenig hoch.
Mona kicherte und versteckte sich hinter Harry.
Leicht lächelnd schob er sie wieder hervor.
„Hallo Dobby. Schön, dich zu sehen. Das hier ist Mona Pannet, eine
spezielle Freundin von mir", erwiderte er dem enthusiastischen Dobby und
trat ein.
„Oh, Harry Potter, Sir. Professor Dumbledore erwartet Sie alle schon. Und
hallo Missy Mona Pannet. Und Sir, Master Harry. Dobby hätte nicht geglaubt,
Sie noch einmal zu sehen, Harry Potter."
Ron und Hermione waren inzwischen auch eingetreten und hatten dem Elfen
Hallo gesagt.
Die junge Frau sogar mit einer Warmherzigkeit, die Harry ihr nicht mehr
zugetraut hätte.
„Hör zu, Dobby. Kannst du Professor Dumbledore sagen, wir seien jetzt
angekommen? Wir gehen dann schon mal in die Große Halle, in Ordnung?",
fragte Harry ihn, auf dem Boden kniend.
„Oh, aber ja. Aber natürlich. Sofort Mr. Potter, Sir. Dobby ist es eine
Ehre."
Begeistert sprang Dobby auf und ab.
„Danke", konnte Harry gerade noch sagen, da verschwand der Elf mit einem
leisen Knall.
In der Großen Halle war schon der Lehrertisch gedeckt, die vier riesigen
Haustische leer und merkwürdig tot.
Natürlich war Harry sich darüber im Klaren, dass Tische immer ‚tot' waren.
Doch trotzdem hatte er dieses Wort im Sinne: Tot, leblos, ausgestorben.
Hoffentlich änderte sich das in zwei Tagen wieder.
Mona hatte wie selbstverständlich seine Hand ergriffen. Sie hatte
vermutlich etwas Angst.
Ohne Familie mit fremden Menschen an einem noch fremderen und riesigen,
eindrucksvollen Ort.
Harry konnte es verstehen, doch er war diese Berührungen nicht gewohnt,
hatte vergessen, was das hieß – ein schutzsuchender Freund.
Und doch konnte er seine Hand nicht wegziehen.
Gemeinsam gingen sie zu dem großen Tisch.
„Ist das nicht merkwürdig?", fragte Ron und klang dabei etwas
melancholisch.
„Ich vermisse Hogwarts. Ich vermisse das gemeinsame Essen mit den vielen
Schülern am Gryffindortisch, ich vermisse die Lehrer... ich vermisse alles
irgendwie."
Hermione hustete trocken.
„Na ja", grinste Ron ihr zu, „das Lernen natürlich nicht."
Hermione nickte und ein Anflug von einem Lächeln war auf ihrem Gesicht zu
erkennen.
Harry sagte nichts, doch er wusste genau, wie Ron sich fühlte.
„Ahh", ertönte eine Stimme hinter ihnen, „ich freue mich, euch alle zu
sehen."
Sie drehten sich um und erblickten Albus Dumbledore, der strahlend auf sie
zuschritt.
Harry spürte, wie das Kind seine Hand noch fester krallte.
„Wir, ehm, freuen uns auch", sagte Ron mit einem warnenden Seitenblick auf
Hermione, die bissig zurückschaute.
„Darf ich Ihnen Mona Pannet vorstellen, Professor Dumbledore?", sagte Harry
und schob Mona ein Stück vor sich.
Er bildete sich ein, in Dumbledores Augen einen leichten Schatten erkannt
zu haben, doch er verwarf diesen Gedanken wieder, denn jetzt kniete der
Schulleiter nieder und reichte Mona, die jetzt auf seiner Höhe war, die
Hand.
„Hallo Mona", sagte er warmherzig, „Deine Schwester geht auf diese Schule,
wusstest du das?"
Das Kind nickte schüchtern und schüttelte Dumbledores Hand, der sich
daraufhin mit einer Leichtigkeit, die Harry dem alten Mann nie zugetraut
hätte, wieder aufrichtete.
„Setzen wir uns schon einmal. Minerva und Severus werden sich etwas
verzögern. Sie erledigen noch etwas in meinem Auftrag."
Harry erstarrte.
„Severus?", fragte er scharf, „Severus Snape?"
Dumbledore setzte sich auf seinen Platz und nickte.
„Ja, Harry. Severus Snape."
Die smaragdgrünen Augen verengten sich.
„So, Severus Snape. Das wird wohl ein gelungener Abend werden, glauben Sie
nicht auch?"
Zynisch lächelnd setzte er sich ebenfalls und hob Mona auf den Stuhl neben
ihm.
Hermione und Ron saßen ihm bereits gegenüber.
Dumbledores Augen funkelten.
„Oh ja, das denke ich auch. Zumindest, wenn alle Parteien sich
zusammenreißen."
Er klatschte einmal in die Hände und sofort erschien ein köstliches
Festmahl vor ihnen.
Harry nickte noch etwas sauer und wenige Minuten später aßen sie alle.
Dumbledore unterhielt sich hauptsächlich mit Mona, Ron versuchte ein
Gespräch mit Hermione anzufangen – es gelang nur mäßig – und Harry hörte
zu.
Ihm war nicht nach Reden zumute, er war es müde geworden zu erzählen, zu
erklären, sich zu streiten.
„Findest du nicht auch, dass es merkwürdig ist, noch mal in Hogwarts zu
sein?", fragte Ron gerade.
Hermione antwortete nur mit einem „Hm".
Zu seiner Rechten erzählte Mona von einem ihrer Spielzeuge und dass Kat es
einmal mit nach Hogwarts genommen und dort verzaubert hatte, sodass das
Spielzeugpferd echt galoppieren und wiehern konnte.
Doch jetzt würde es immer weglaufen, kicherte Mona und Albus Dumbledore
lachte herzlich mit.
Sie waren gerade mit der Kürbispastete fertig, als eine entschlossene
McGonagall und ein mürrischer Snape in die Halle stürmten.
„Ah, Minerva, Severus. Setzen Sie sich doch und essen Sie einen Happen mit
uns", begrüßte sie Dumbledore freundlich lächelnd.
„Guten Abend, Albus. Wir haben schlechte Nachrichten. Wir haben sie
gefunden", erzählte Minerva McGonagall knapp, während sie noch durch die
Halle lief. Severus Snape folgte ihr mit wehendem Umhang.
Dumbledore wirkte plötzlich viel ernster, hob jedoch die Hand.
„Später", sagte er karg, mit einem Seitenblick auf Mona und Harry fragte
sich, ob es sich wohl bei ‚sie' um die Familie Pannet handelte.
„Jetzt essen Sie erst einmal etwas, Minerva, Severus."
Es schien als würden die beiden Neuankömmlinge jetzt erst bemerken, dass
noch andere Personen am Tisch saßen.
„Ah, guten Abend Miss Granger, Mr. Weasley, Mr. Potter", lächelte die
ältere Frau leicht und setzte sich hin.
Harry lächelte ebenfalls.
„Ich sagte doch, sie können mich Harry nennen, Minerva."
„Ah, ja. Harry", erwiderte sie.
Snape hatte sich ebenfalls gesetzt und nachdem die anderen beiden Professor
McGonagall begrüßt hatten, nickte er ihnen, ohne die Miene zu verziehen,
zu.
„Granger, Weasley", sagte er und dann mit einem undefinierbaren Blick: „und
Potter!"
Wie er den Namen Potter aussprach, ließ keinen Zweifel an der Freude über
Harrys Wiederkehr.
„Professor Dumbledore informierte mich schon über ihre zweifellos
wundervolle Wiederauferstehung", sagte er und lachte leise.
Hermione prustete etwas, die anderen waren still.
Nur Mona bewegte sich etwas aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her.
„Ich bin Mona", sagte sie schließlich nach einiger Überwindung und strahlte
die beiden Lehrer an.
„Pannet?", fragte McGonogall Dumbledore interessiert, der daraufhin nickte.
„Kennst du mich?", fragte Mona, offenbar überrascht, dass diese Frau ihren
Nachnamen kannte.
„Oh, nein. Aber du siehst deiner Schwester außerordentlich ähnlich",
antwortete Minerva McGonagall, anfänglich leicht verwirrt, dann aber wieder
so streng wie eh und je.
Snape ignorierte das Kind und sah weiterhin Harry an.
„Ich denke, wir allen wären sehr erfreut, wenn der berühmte Harry Potter
uns den Grund seines Weggehens mitteilen würde", sagte er leise.
Harrys Miene wurde starr.
„Severus", mahnte Dumbledore, doch Harry hob die Hand um ihn zu
unterbrechen.
„Wissen Sie, Professor Dumbledore, wenn Professor Snape so erpicht darauf
ist, den Grund zu kennen – "
Er brach ab und verzog den Mund zu einem kalten Lächeln.
„ – dann soll es so sein."
Er stand auf. Er konnte sich selbst nicht mehr stoppen, obwohl er wusste,
dass er seine Worte hinterher bereuen würde.
„Stellen Sie sich vor, mein lieber Professor Snape, ihre Eltern sterben.
Nun, das mag wohl noch nicht so schlimm sein. Aber gehen wir weiter, ihr
Pate stirbt ebenso. Na gut, denkt man sich, damit kommt man wohl klar. Vor
allem wenn man ab dem Alter von eins bei wundervollen Menschen lebt, einen
tollen Platz im Schrank unter der Treppe hat und von diesen Menschen
behandelt wird, als wäre man Dreck. Reicht Ihre Vorstellungskraft so weit?
Vielleicht noch ein wenig weiter? Gut, gehen wir weiter. Sie kommen nach
Hogwarts, wo es Menschen gibt, die Sie aufgrund Lappalien abgrundtief
hassen. Diese Lappalien könnten zum Beispiel etwas mit Streitigkeiten Ihres
toten Vaters zu tun haben. Nur ein kleines Beispiel."
Er lachte freudlos auf.
„Doch nach und nach bemerken Sie, dass die Menschen sogar besser dran sind,
Sie zu hassen. Denn dann sterben sie wenigstens nicht, nur weil sie Sie
kennen. Aber hey, es wird immer besser. Im letzten Schuljahr sind Sie sogar
Schulsprecher, haben den zweitbesten Abschluss. Doch tief in Ihrem Innern
wissen Sie genau, dass es darauf nur einen Scheißdreck ankommt. Tief in
Ihrem Innern wissen Sie, dass Sie mal wieder den Erwartungen gerecht wurden
und diese dabei noch höher gesetzt haben. Denn jetzt kommt nur noch eines:
Mord. Ja, gewiss, Sie müssen töten. Und zwar den Menschen – obwohl man kaum
noch von einem Menschen reden kann –, der einem das Leben zur Hölle gemacht
hat. Und das sollen Sie so mir nichts dir nichts nach ihrem Schulabschluss
mit 17 Jahren tun, die Zauberergemeinschaft erwartet das, weiß das. Sie
vertrauen Ihnen. Nun, da sage ich doch nur: Viel Spaß."
Er atmete schnell und sah sie alle an.
McGonagall und Snape mit versteinerten Mienen, Dumbledore bekümmert, Mona
verschreckt, dass ihr Retter so kaltherzig war und weinend, Ron und
Hermione mit Schmerz in den Augen.
„Ich glaube nicht, dass Sie das überhaupt irgendwann einmal verstehen
werden, Snape", sagte er und ließ bewusst das ‚Professor' weg, „aber fragen
Sie mich nie wieder irgendwelche Sachen, die Sie überhaupt nichts angehen,
kommen Sie mir nie wieder mit ironischen oder sarkastischen Bemerkungen,
das habe ich nämlich bis zum Erbrechen satt. Lassen Sie mich in Frieden.
Ich bin nicht mehr der kleine Junge, der keine Zaubertränke kann und sich
von Ihnen das Leben schwer machen lässt. Wenn Sie mich noch ein einziges
Mal belästigen oder sich lustig über mich machen, werden Sie es bereuen,
das können Sie mir glauben. Guten Appetit noch."
Und damit stürzte er aus der Großen Halle, flüchtete vor ihren Gesichtern.
Tränen der Wut rannen über seine Wangen.
Er wollte nicht wissen, was sie gerade machten oder dachten. Er wollte
nicht wissen, wie sehr er schon wieder jemanden verletzt hatte. Er wollte
nicht mehr denken.
Er verabscheute sie für ihr Verhalten, für ihre Tränen, für ihren Schmerz,
ihre Kaltschnäuzigkeit.
Und er verabscheute sich selbst für dasselbe.
Er rannte durch Hogwarts, scheinbar ohne Ziel, doch er hatte eines.
Er wollte hoch. Hoch auf den Astronomieturm.
Keuchend stieg er schließlich die Leiter hoch und öffnete die Falltür.
Die Tränen liefen immer noch, als er sich setzte und nach oben schaute.
Der Mond war halbvoll und die Sterne funkelten klar.
Er saß eine ganze Weile da und versuchte angestrengt nicht nachzudenken.
Doch die Erinnerungen holten ihn ein.
Erinnerungen an seine Eltern, an Sirius, an vergangene Zeiten.
Er konnte es nicht abstellen, am liebsten würde er schreien vor Trauer und
Wut.
Er hatte das Gefühl zu explodieren.
– Flash Back –
Harry saß am See.
Seine Gedanken waren davon geschwebt wie Wolken und er hörte nichts, sah
nichts, nahm nichts wahr.
Er dachte an den Tod. An das schwarze Loch, das er so gut kannte und auch
in gewisser Weise mochte.
Und an Sirius. Sirius, der in seinem Herz dieses große, klaffende Loch
hinterlassen hatte.
Doch er dachte auch an die Prophezeiung, an Voldemort und wie er ihn
hasste.
Und wie er sich hasste, denn er wusste genau, er würde nie im Leben im
Stande sein, Voldemort zu besiegen.
Plötzlich trat ein kleiner, dünner Junge aus dem ersten Schuljahr vor ihn
und sah ihn neugierig an.
„Was?", fauchte Harry ihn an, doch der Junge verschwand nicht.
„Ich kenne dich", sagte der Kleine mit überraschend fester Stimme.
Harry lachte auf.
„Wer tut das nicht?", fragte er.
„Du bist doch der Cousin von dem fiesen Dudley Dursley? Ich dachte immer,
du wärst in St. Brutus."
Harry schaute auf.
„Was? Woher kennst du Dudley?", fragte er überrascht.
Das Gesicht des Kleinen verdunkelte sich.
„Den kennt doch jeder in Little Whinging. Der verprügelt doch immer die
Kleineren. Mit seiner ganzen Bande."
Harry nickte lahm und sah dem Jungen scharf ins Gesicht.
Er kam ihm so bekannt vor. Wer war das nur?
Der Kleine wich unter Harrys Blicken etwas zurück.
„Wie heißt du?", fragte Harry misstrauisch.
„M... M... Mark Evans", stotterte der Jüngere ängstlich. Offenbar hatte er
plötzlich den Gedanken, dass Harry in St. Brutus noch nicht einmal so
schlecht aufgehoben wäre.
„Ah."
Harry fiel es wie Schuppen vor die Augen.
„Jaa, klar. Du bist der Junge, den Dudley letztes Jahr so auf dem Kieker
hatte, in dem Sommer, wo die De..."
Er brach ab. Gerade hatte er sich daran erinnert und er war sich plötzlich
bewusst, dass er Mark eben fast von den Dementoren und dem Grimmauld Platz
erzählt hätte.
„Mark Evans. Ja. Ich wusste nicht, dass du Zauberer bist. Wie... Ehm...
Sind deine Eltern magisch?"
„Oh", erwiderte Mark, sichtlich erleichtert darüber, dass Harry sich wieder
halbwegs normal verhielt, „Nein. Nein, sie sind Muggel. Du, ich find's
cool, dass du hier berühmt bist."
Er strahlte.
Mürrisch nickte Harry.
„Oh ja, sehr cool", sagte er und stand auf.
„Nichts für ungut, aber... ich muss jetzt los. Ich muss noch... eh...
Hausaufgaben machen."
Mark riss die Augen auf.
„Aber, ich komme doch mit. Ich bin auch in Gryffindor", rief er
enthusiastisch.
Harry verdrehte im Stillen die Augen.
Großartig.
„Ich habe auch noch Hausaufgaben zu machen", erzählte er wichtigtuerisch,
während sie nebeneinander zum Schloss hinaufgingen.
„Zaubertränke. Beim ollen Snape."
Harry nickte und erinnerte sich unwillkürlich an einen gepiesackten und
niedergemachten Snape in Dumbledores Denkarium. Und an den Konflikt seiner
Eltern.
- Was hat er euch getan? -
- Nun, es ist eher die Tatsache, dass er existiert, wenn du verstehst, was
ich meine... -
- Du glaubst, du wärst lustig. Aber du bist nichts weiter als ein
arroganter, lumpiger Quälgeist, Potter. Lass ihn in Ruhe. -
- Wenn du mit mir ausgehst, Evans. –
Moment mal, Evans?
Und Mark Evans lief neben ihm?
„Hey, Mark", unterbrach Harry plötzlich hitzig Marks Redeschwall, in dem er
über Snape herzog und seine Slytherinvorlieben.
„Ja, was?", fragte dieser verwirrt.
„Bist du... Ich meine... Du heißt Evans, richtig?"
„Ja", erwiderte Mark und es klang mehr nach einer Frage als nach einer
Feststellung.
„Ist, ehm... Hatte dein Vater... Hexen in der Verwandtschaft vielleicht?",
fragte Harry hoffnungsvoll, wobei ihm im gleichen Moment klar wurde, dass
Evans bei Weitem kein ungewöhnlicher Name war.
„Ja, er hatte mal ne Kusine, weißt du? Aber die ist schon tot. Lilian oder
so. Lily... Hm, ich weiß nicht mehr genau."
Harry stockte und sein Atem setzte für eine Sekunde aus.
Mark Evans war... war mit ihm verwandt? Sein Vater war der Cousin von
seiner Mutter?
Er wurde blass.
„Harry? Ist was?", fragte der Jüngere und sah ihn abschätzend an.
„Ja... Ja, alles okay", murmelte Harry und setzte seinen Weg zum Schloss
weiter fort.
Er musste zu Dumbledore.
– Flash Back Ende –
Rons Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Starker Auftritt eben", sagte er, während er sich neben Harry setzte.
„Es hat Snape ganz schön aus dem Rahmen gerissen, glaube ich."
Er grinste Harry aufmunternd zu.
„Ich habe das ernst gemeint, Ron. Es war kein Auftritt", murmelte Harry
müde, unfähig seine kalte Maske aufrecht zu erhalten.
Sie war zerfallen wie Asche.
„Ja, ja. Das weiß ich", antwortete Ron rasch.
Sie schwiegen eine Weile.
„Hey, sei ehrlich, Harry. Du brauchst Freunde. Jeder tut das. Gerade jetzt.
Weise nicht alle zurück. Es ist kaum Zeit vergangen seit unserer Schulzeit,
kaum Zeit, seit dem wir den Stein der Weisen gerettet haben. Lass es zu",
sagte Ron und legte seine Hand auf Harrys Schulter.
Harry schluckte und nickte dann leicht.
„Vielleicht... Vielleicht hast du Recht, Ron", krächzte er mit gebrochener
Stimme.
Dann umarmten sie sich mit festem Griff, als wären sie zwei Freunde, die
sich Jahrzehnte lang nicht gesehen und durch Zufall wieder zueinander
gefunden hätten.
In gewisser Weise stimmte das auch.
Und unten, viel weiter unten in den Kerkern von Hogwarts, braute sich ein
sehr nachdenklicher Snape stirnrunzelnd einen Schlaftrank, denn er war sich
plötzlich nicht mehr so sicher in den vergangenen 10 Jahren immer richtig
gehandelt zu haben.
Doch diese Zweifel würde er am nächsten Morgen wieder zurückgedrängt haben.
Zurückgedrängt bis tief in sein Unterbewusstsein.
.TBC.
Erstmal:
Es tut mir seeehr leid, dass ich solange für das kapitel gebraucht habe.
Ich weiss gar nicht genau, wieso. Dafür sind schon zwei andere kapitel
geschrieben. Die kommen allerdings erst später, also das bringt euch jetzt
nicht viel weiter :D
Und ich habe mich sooo sehr über eure vielen reviews gefreut, macht weiter
so :)
Das motiviert ungemein.
Herlichen Dank an:
Auxia, laser-jet, Kynny, HJ-HJ, TheSnitch, amelie, celine, moondrow,
tränentänzerin, torence, charlie, fidi und manik
(wow, sooviele :) Ich bin gerührt.)
Laser-jet:
hehe, soll ich dir was verraten? Das kapitel, wo sich entscheidet, ob sie
zusammenkommen habe ich schon geschrieben aber es wird noch einige zeit
dauern ;)
HJ-HJ:
jaa, hermione ist noch ein wenig traurig, aber sie wird immer fröhlicher
.versprech.
Schön, dass dir die beiden gefallen haben
TheSnitch:
oh, ja, ginny. ;) das ist mir gar nicht so aufgefallen, aber jetzt wo dus
sagst... hm, ich werd mir da noch was zu ausdenken. Warum sie so locker
rüberkommt und so. im nächsten kapitel... schön, dass ich die anderen
beiden relativ gut hinbekommen habe, freut mich.
Ah, out of character. Gut zu wissen :) Danke. (und hier ist auch die
belohnung, hehe)
Amelie:
Schön, dass dir die Story gefällt. Lies weiter ;)
Celine:
naja, das wird er wohl nicht. Mal gucken. Aber wer Mark ist, dürfte wohl
hier herausgekommen sein. Wenn nicht: lest band fünf noch mal gründlicher
;)
Moondrow:
erstmal danke für die erklärung, ich versuch das jetzt mit diesem kapitel
mal. Obs funktioniert hat, werden wir dann sehen ;)
(edit: es hat wohl nicht funktioniert .seufz.
ich werde mich nochmal damit auseinandersetzen, demnächst.
Mit Harry und Hermione – lass dich überraschen.
Hoffentlich ist McGonagall in diesem Kapitel beherrschter. Obwohl – sie hat
ja kaum was zu sagen.
Achso wegen Ginny. Ich denke, seit dem vierten Band ist Ginny so was von
gewachsen (innerlich, äusserlich kann ichs nicht beurteilen), da ist es nur
logisch, dass sie eine wirklich starke persönlichkeit wird/ist. Sie ist
mein lieblingscharakter in den büchern :)
Tränentänzerin:
ja, die frage ist wohl schon beantworten, hoffe ich. Wenn nicht: siehe zwei
kommentare über dem hier. Toller name übrigens
Torence:
danke für die kekse .mampf.
Und auch für das lob.
Manik:
hm, ich weiss noch nicht. 20 kapitel werden es mindestens, denke ich.
(gott, da hab ich mir was vorgenommen...)
ich werde versuchen, mich zu beeilen mit dem nächsten kapitel, aber ich verspreche besser nichts ;)
reviewt trotzdem fleissig :)
