Disclaimer
Mir gehört nichts, außer dem Plot, JKR gehört alles andere. Ich habe nicht vor, damit Geld zu verdienen.
Pairing: wird noch nicht verraten.


So, an dieser Stelle in Stichpunkten eine kurze Zusammenfassung der Geschichte (auch die Geschichte vor dem ersten Kapitel, also vor Harrys Verschwinden), da das 16. Kapitel recht spät kam und somit eine zu große Zeitspanne zwischen den Kapiteln liegt

· Harry tritt im sechsten Schuljahr in den Orden ein, er löst sich immer mehr von seinen Freunden, tut aber so, als wäre alles normal, als wäre er normal

· Harry ist mit Ginny zusammen, Ron mit Luna (aber nicht so sehr lange)

· Harry ist sehr depressiv, trifft in Hogwarts Mark Evans, der in der Nachbarschaft wohnt und sogar mit ihm verwandt ist (Evans – Lily Evans...)

· Harry und Hermione sind Schulsprecher, Harry lernt sehr viel und hat den zweitbesten Abschluss bei den NEWTs, am letzten Schultag verschwindet er spurlos

· alle denken, er sei tot, weil Dumbledore (der weiß, dass Harry nicht tot ist), Snape einen Tipp gibt, Harry habe sich umgebracht. Snape erzählt das Voldemort, Voldemort verkündet, er habe Harry Potter ein für alle mal besiegt

· Zwei Jahre später taucht Harry wieder auf, zuerst im Grimmauld Platz Nr.12, dann bei Ron und Hermione, die zusammen mit Dean, Bill und Ginny in einem Haus wohnen

· Hermione hat sich sehr zurückgezogen, weil sie sich die Schuld gab für Harrys Tod, wider Erwarten ist sie nicht mit Ron zusammen, Hermione hat keine Arbeit, weil sie sich um nichts mehr gekümmert hat, beide sind aber im Orden des Phönix (neben vielen anderen ehemaligen Schulkameraden)

· Harry streitet mit Hermione und kann sich auch mit Ron nicht so richtig anfreunden, dafür allerdings mit Draco Malfoy, der ebenfalls im Orden ist

· Harry hat einen Plan und breitet diesen dem Orden aus, er will Muggel und Zauberer zusammenführen und Voldemort angreifen

· Mona und Kat sind Geschwister, Kat und ihre Eltern(Eltern beide Muggel) sind von Todessern entführt worden, Harry wollte sie retten, konnte aber nur Kat und ihre Mutter retten. Der Vater ist tot, die Mutter liegt im St. Mungos im Koma, Kat ist wieder in der Schule und mit Mark Evans zusammen, Mona lebt derweil bei Harry, Ron, Hermione und co.

· Harry will sich mit Hermione und Ron aussprechen, dabei streitet er aber wieder, vor allem mit Ron, weil er ihnen nicht seine Geheimnisse verraten möchte. Er ist noch nicht bereit dafür.

· Es gibt einen Anschlag auf die Winkelgasse, drei Überlebende, unter anderem George Weasley

· Voldemort hat gezielt Häuser zerstört und stehen lassen, sodass man das Wort ‚Beware' lesen kann, wenn man darüber fliegt (Beware Sieh dich vor)

· Noch in der Nacht des Anschlages lässt Harry die DA wieder auferstehen

· Der Panther hat Hermione geholfen, George Weasley zu finden, sodass er lebend aus der ganzen Sache herausgekommen ist, allerdings weiß niemand, wer der Panther ist. Hermione vermutet allerdings, es ist Harry

· George Weasley liegt noch im Koma, wird unter den Folgen des Cruciatus-Fluches zu leiden haben

So, hoffentlich habe ich nichts vergessen, beantwortete Fragen gibt es unten, ich hoffe, der zweite Teil von Kap. 16 gefällt euch :)

Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke

Kapitel 16 – 2. Teil

Eine halbe Stunde später standen Harry und Seamus vor Dumbledores Büro. Seamus wirkte nervös und aufgeregt. Schon den ganzen Weg durch Hogwarts (Seamus hatte darauf bestanden, Hogwarts noch einmal ganz zu sehen) hatte er seine Hände nicht still halten können, doch jetzt wurde es noch stärker. Er atmete zu schnell, fuhr sich andauernd durch die Haare und sein Augenlid zuckte nervös.

Harry lächelte amüsiert. „Hey", sagte er und legte Seamus seine Hand auf die Schulter, „es ist okay. Das ist nur Dumbledore da drinnen und er wird dich nicht abweisen. Wenn ich das sage, dann wird das auch so sein, vertrau mir einfach."

Seamus nickte und atmete tief ein und aus.

„Es ist nur... das Mal, es brennt, und... Ach, egal. Egal." Er schloss die Augen. Bereitete sich vor. Harry wartete.

„Okay", sagte Seamus schließlich, „okay, lass uns hineingehen."

Harry nickte ihm noch einmal zu und lächelte. Dann klopfte er an.

„Kommt herein", ertönte Dumbledores Stimme und Harry öffnete die Tür. Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und lächelte sein „Dumbledore-Lächeln". Seamus und Harry traten ein, Seamus' rechte Hand lag auf seinem linken Unterarm. Dumbledore wies auf die beiden Stühle und sie setzten sich. Dann war es still. Dumbledore lächelte weiter, Harrys Miene war kalt und Seamus' Bein wippte nervös auf und ab.

„Hallo Mr. Finnigan", sagte Dumbledore schließlich, „wir haben uns lange nicht gesehen."

Seamus nickte nur und wieder war Stille. Irgendwann hielt Harry es nicht mehr aus. „In Ordnung", sagte er, „Seamus hier möchte dem Orden beitreten, ich vertraue ihm. Sie sollten ihn jetzt prüfen und dann können wir ja wieder gehen. Ich habe noch etwas vor."

Das war gelogen, wenn man mal davon absah, dass Harry endlich in sein Bett wollte. Dieser Tag war jetzt schon zu lange gewesen. Er wollte ihn nicht noch länger haben. Er wollte jetzt seine Ruhe. Er musste sich auf den morgigen Tag vorbereiten.

Albus Dumbledore nickte langsam. „Wenn du erlaubst, Harry. Es wird nicht lange dauern, aber ich habe ein paar Fragen an Mr. Finnigan."

„Fragen Sie nicht mich, fragen Sie Seamus, ob er ‚erlaubt'."

Seamus nickte gehetzt. „Ja", sagte er, „ja, natürlich, Professor Dumbledore."

„Warum?", fragte Dumbledore und sah Seamus intensiv an, „Warum möchtest du beitreten? Und warum bist du Todesser geworden?"

Seamus strich sich mit einer Hand über sein Gesicht. Dann seufzte er. „Ich möchte zu dem Orden gehören, weil ich etwas gegen den Mann tun möchte, den ich hasse."

Eine Weile schwieg er. Dann fügte er hinzu: „Und Todesser geworden bin ich aus demselben Grund."

Dumbledore schien zu verstehen. Er nickte Seamus aufmunternd zu und erhob sich. Während er durch den Raum ging, sagte er: „Der Orden des Phönix ist eine Organisation gegen dunkle Magier, für uns bedeutet das Voldemort. Er wurde gegründet von Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff, Godric Gryffindor und Salazar Slytherin. Slytherin ist noch zu seinen Lebzeiten ausgetreten, weil er sich mit Gryffindor zerstritt. Aber dies nur am Rande. Der Orden war von jeher dafür da, dunkle Magie zu bekämpfen. Es gibt nur zwei Mitglieder, die seit der Gründung im Orden sind."

Seamus sah Harry fragend an. Harry lächelte und schüttelte leicht den Kopf, um ihm zu sagen, er solle nur warten. Harry liebte diese Stelle. Er hatte sie einige Male mitbekommen und er wusste, was jetzt kommen würde. Es war kurz nach Sirius' Tod gewesen, als er verlangt hatte, beizutreten. Sobald sie volljährig gewesen waren, waren auch Ron, Hermione und Neville gefolgt. Er hatte die Aufnahmerituale bei ihnen miterlebt und es war einer der wenigen Tage gewesen, an denen er wirkliche, aufrichtige Freude empfunden hatte.

Dumbledore öffnete unterdessen einen Schrank und holte den alten, sprechenden Hut heraus, den er auf den Tisch vor Seamus legte. Dann setzte er sich wieder, doch jemand anderes im Zimmer bewegte sich: Fawkes. Der goldene Phönix flog zwei Mal durch den Raum und ließ sich dann auf Dumbledores Schulter nieder.

„Fawkes und der Sprechende Hut", sagte Dumbledore leise, „sind beide so etwas wie Ehrenmitglieder, hat doch der Eine dem Orden seinen Namen gegeben und wählt doch der andere die Mitglieder aus."

Harry beobachtete Seamus, der etwas schockiert da saß und scheinbar sogar vergessen hatte, wie nervös er war.

„Muss ich ihn... aufsetzen?", fragte er und Dumbledore nickte.

Seamus atmete tief durch und setzte den Hut auf seinen Kopf.

Harry wusste, dass Seamus nun mit dem Hut redete. Ihn hatte der Hut damals eine ganze Weile festgehalten und er hatte die Gabe einem die Augen zu öffnen. Harry hatte sich oft gewünscht, den Hut bei sich zu haben. Ihn aufsetzen zu können, wann immer er ihn benötigte. Die Gründer hatten ihn einst ‚entworfen' und er trug auch das Wissen in sich, das sie hatten. Für eine Weile war Harry in Gedanken versunken. In Gedanken an seine vierte Begegnung mit dem Sprechenden Hut.

Flashback

„So, du möchtest also auch in den Orden. Wusstest du, dass du seit langem der einzige Schüler bist, der mich schon zum vierten Mal auf hat? Oh ja, ich habe dich nicht vergessen. Ich habe nicht unsere erste Begegnung vergessen, in der du mich angefleht hast, dich nicht nach Slytherin zu stecken. Und dann hast du sogar Godrics Schwert aus mir herausgezogen. Respekt, mein Junge. Respekt. Ich muss sagen, dass es dir bei Salazar auch gefallen hätte. Wie ich dir schon zweimal sagte, du hättest auch in Slytherin groß werden können. Aber weißt du, du hättest auch in Hufflepuff groß werden können. Und in Ravenclaw. Und jetzt bist du in Gryffindor groß geworden. Es ist schon lustig, mit diesen Bezeichnungen. Denn Großwerden heißt Wachsen, und wachsen kannst du überall. Besonders du. Aber du bist auch ein starker Zauberer, mein Junge. Ja, das bist du. Ich sehe sie. Die Macht. Die Macht, die der dunkle Lord fürchtet."

„Was ist sie? Sag es mir, was ist sie, diese Macht? Hilf mir!", dachte Harry verzweifelt und krallte die Finger seiner rechten Hand in die Hutkrempe.

„Oh, nein. Das kann ich nicht. Das musst du selbst entdecken. Aber mach dir keine Sorgen, das wirst du auch. So, ich vermute, du möchtest in den Orden und hast mich deshalb auf deinem Kopf sitzen. Ja, ich sehe es. Das Verlangen in dir. Das Verlangen nach Wissen und Mitwissen. Du willst endlich ernst genommen werden, du denkst, du kannst nur im Orden des Phönix Großes erzielen, du denkst, du brauchst den Orden, um Voldemort zu bekämpfen. Da hast du Recht. Jedoch solltest du dich nie darauf verlassen. Du traust Dumbledore nicht mehr, sehe ich. Du solltest ihm trauen. Weißt du, ich höre auch, wenn ich nur in diesem Schrank liege und ich kannte bisher jeden der Schulleiter in und auswendig. Mit Dumbledore ist das nicht anders. Er ist gut. Und er hält große Stücke auf dich."

„Ja, weil ich die Waffe bin", dachte Harry bitter.

„Oh nein. Weil er in dir eine Kraft sieht. Weil er in dir eine Art Enkelsohn sieht. Aber lassen wir das Thema. Ja. Du möchtest in den Orden. Ich weiß nicht, ob du dort gut aufgehoben bist. Der Orden kann dir nicht helfen, mit deinen Problemen fertig zu werden, das musst du wissen. Und du musst auch wissen, dass du den Dunklen Lord irgendwann alleine besiegen musst. Du stehst noch nicht genug auf eigenen Füßen. Der Orden ist eine Organisation unter Dumbledore. Wusstest du, dass du später die Leitung des Orden übernehmen wirst? Wenn Dumbledore keine Kraft mehr hat, dann bist du der Einzige, zu dem die Menschen aufsehen. Du bist derjenige, der all diese Menschen führen wird. Du musst dir nur im Klaren darüber sein, dass du es kannst. Natürlich wirst du dem Orden des Phönix beitreten. Aber verlass dich nicht zu sehr darauf, dass mit deinem Eintritt alles gut wird. Das wird es nicht. Mach so weiter wie bisher und du wirst sehen, was passiert. Deine Talente und Fähigkeiten sind nicht alle von Voldemort. Du hast sehr viele eigene Talente. Du musst sie nur noch ausbauen. So und jetzt nimm mich ab und lass dir von Dumbledore und Fawkes gratulieren."

Harry konnte hören, dass der Hut laut in den Raum hinein sagte: „Harry Potter wird ein neues Mitglied im Orden des Phönix."

Flashback Ende

„Seamus Finnigan wird ein neues Mitglied im Orden des Phönix", sagte der Hut laut und Harry klatschte, als Seamus den Hut zitternd abnahm. Vorsichtig legte er ihn auf Dumbledores Schreibtisch und sah Harry an. „Meine Güte, ist der immer so weise?", fragte er und massierte sich die Schläfe.

Harry grinste: „Ja, tut mir leid, Kumpel."

Dumbledore räusperte sich vernehmlich und lächelte. „Herzlichen Glückwunsch, Mr. Finnigan. Jetzt kommt nur noch etwas Leichtes."

Seamus lächelte ebenfalls. Dieses Mal jedoch sehr erleichtert. „Nennen Sie mich Seamus, Professor. Dürfte ich mir ein Zitronenbonbon nehmen?"

„Selbstverständlich, es kommt nicht oft vor, dass jemand meine Bonbons isst", sage Dumbledore leicht seufzend und hielt Seamus die Schüssel hin. Dieser nahm sich eins und fügte hinzu: „Und vielen Dank. Für alles."

Dumbledore nickte und wandte sich dann Fawkes zu, der noch immer auf seiner Schulter saß. „Jetzt kommt dein Part", flüsterte er und Fawkes erhob sich in die Lüfte. Er kreiste dreimal durch den Raum und sang dabei, dass Harry ganz wohlig ums Herz wurde. Er würde alles dafür geben, einen Phönix bei sich zu Hause zu haben. Doch er wusste, man konnte keinen Phönix kaufen oder ‚halten'. Phönixe suchten sich ihre Besitzer selbst aus. Harry konnte nur hoffen, eines Tages einmal einen Phönix zum Freund zu haben.

Fawkes hatte seine Runden jetzt beendet, doch sein Lied beendete er nicht, sondern setzte sich singend auf Seamus' Schulter. Dieser bewegte sich nicht, er schien wie verzaubert. Nach einigen Minuten, in denen Harry das Gefühl hatte, die Zeit stehe still, erhob sich Fawkes wieder und ließ eine goldene Feder in Seamus Schoß sinken. Dann endete der Vogel mit seinem Gesang und setzte sich wieder auf seine Stange, wo er in Feuer aufging und nach einigen Sekunden nur noch Asche und ein winziges, hässliches Knäuel zu erkennen waren. Harry lächelte. In ein paar Tagen würde Fawkes wieder in voller Größe und Schönheit auf seiner Stange sitzen.

Seamus allerdings sah erschrocken aus. „Was, was ist mit ihm? Und was ist das hier?", rief er, während er die Feder hochhielt.

„Das, Seamus, ist eine Phönixfeder, nicht von seinem Schwanz, sondern von seinem Körper. Sie ist das Erkennungszeichen eines jeden Ordenmitglieds. Bewahre sie gut auf und lasse sie niemanden sehen. Sie wird dich schützen und auch warnen, inwiefern das geschieht, wirst du selbst herausfinden. Phönixe müssen neu geboren werden, wenn sie eine Feder verlieren und das ist auch bei Fawkes geschehen. Es wäre sowieso in ein paar Tagen soweit gewesen, du siehst also, Fawkes macht es nichts aus", sagte Dumbledore und zwinkerte leicht.

„Okay", sagte Seamus und steckte die Feder in eine Tasche seines Umhanges.

„Das nächste Treffen des Ordens ist morgen Abend, Grimmauld Platz, Nr.12. Ich darf annehmen, dass Harry dir alles Weitere erklären und zeigen wird?"

Harry nickte.

„Gut. Ich schreibe noch eine kurze Notiz, die du dir einprägen musst, Seamus. Ich werde sie Harry geben, du musst sie erst morgen sehen. Bei diesem Treffen wird es unter anderem um dich gehen, nur damit du vorbereitet bist. Jedes neue Mitglied wird vorgestellt", sagte Dumbledore.

Er lächelte und nickte Seamus zu.

„Danke, Professor. Es ist mir... ich freue mich sehr, aufgenommen worden zu sein", erwiderte Seamus und grinste dankbar und erleichtert.

„Sind wir fertig?", fragte Harry und stand auf. Er war müde. So unendlich müde, er wollte endlich schlafen und alles andere vergessen.

Dumbledore nickte und Seamus stand ebenfalls auf.

„Ja, wir sind fertig. Ich würde allerdings gerne noch mit dir reden, Harry. Es dauert auch nicht lange."

Harry seufzte, doch Seamus nickte und sagte: „Geht klar. Ich gehe noch kurz nach Hogsmeade, Harry. Mach dir keine Gedanken, ich werde unerkannt bleiben und appariere dann auch alleine nach Hause. Gute Nacht, Professor."

„Gute Nacht, Seamus. Ich freue mich, dich im Orden zu haben."

„Ich freue mich ebenfalls, Professor."

Und damit ging Seamus hinaus und hinterließ Harry, der sich selbst nicht zutraute mit Dumbledore lange in einem Raum zu sein, der eine unsagbare Wut auf den alten Mann hatte und der nicht mehr wusste, warum er gerade Dumbledore um seine Hilfe gebeten hatte.

Albus Dumbledore musterte ihn mit seinen blauen Augen, die über die halbmondförmige Brille spähten. Langsam faltete er seine langen Finger. „Ich möchte dir sagen, Harry, dass ich deine Idee noch immer nicht gut finde, doch ich verstehe, warum du es machen musst. Ich werde dir helfen und ich werde dich unterstützen. Ich kann dich nicht davon abhalten, mich abzuweisen. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich nicht abweise. Ich würde dich nie abweisen, ich wollte immer nur dein Bestes, auch wenn ich genau weiß, dass es oftmals nicht das Beste war. Ich kann dir auch nicht vorschreiben, mir zu vertrauen, Fakt ist, dass ich dir gar nichts mehr vorschreiben kann. Du hast schon lange vor meiner Erkenntnis aufgehört, auf andere zu hören und bist deinen eigenen Weg gegangen. Das ist gut, das muss jeder. Du hast Führungsqualitäten, Harry. Ich hätte schon früher erkennen sollen, dass du dir genau aus diesem Grunde nichts vorschreiben lässt." Der alte Mann seufzte leicht. „Ich fühle mich schrecklich, wenn ich daran denke, dass du damals jedem etwas vorgespielt hast. Dass du es hast müssen und dass ich nicht erkannt habe, in welcher Lage du gesteckt hast. Es tut mir leid. Ich hoffe, dass du diese Entschuldigung annehmen kannst. Mir ist klar, dass damit nicht alles anders wird und mir ist auch klar, dass unsere Beziehung nicht mehr so wird, wie zu Anfang deiner Zeit in Hogwarts. Aber vielleicht kannst du mir ja irgendwann wieder vertrauen."

Dann war es still. Harry hatte sogar das Gefühl, eine Uhr ticken zu hören, wobei das Unsinn war, da Dumbledore keine Uhr in seinem Büro hatte. Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Wenn er ehrlich war, hatte er Mitleid mit dem Direktor der Schule, die einst sein Zuhause gewesen war. Wenn er ehrlich war, dann wollte er Dumbledore wieder vertrauen. Wenn er noch ehrlicher war, dann wollte Harry sagen: „Ja, natürlich verzeihe ich dir und vertraue dir und ja, bitte lass uns wieder eine normale Beziehung haben, bitte, du bist doch der einzige, mit dem ich wirklich über die Prophezeiung reden kann, sei wieder mein Mentor und Berater."

Aber Harry wollte nicht ehrlich sein. Denn wenn er ehrlich sein würde, müsste er auch zu sich selbst wirklich ehrlich sein und das konnte er nicht. Noch nicht.

„Ich... Ja, ich kann Ihnen verzeihen. Ich muss jetzt aber gehen, tut mir Leid. Bis morgen um Neun."

Und damit stand er auf und ging aus dem Raum. Harry wusste, dass es wie eine Flucht aussehen musste. Aber er wusste auch, dass es eine war.

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Als Harry nach dem Gespräch mit Dumbledore wieder nach Hause kam, hörte er schon in der Eingangshalle Stimmen aus der Küche dringen. Als er eintrat, verstummten sie. Ron und Hermione saßen am Esstisch und hatten zwei Teller mit Salat vor sich.

„Oh", sagte Ron und versuchte das eingetretene, peinliche Schweigen zu überbrücken, „Hallo Harry. Es... ist noch Salat da, willst du?"

Harry schüttelte stumm den Kopf. Es interessierte ihn nicht, was sie über ihn geredet hatten und was sie dachten. Er wollte nur ein großes Glas Feuerwhiskey und ein Bett.

„Wann ist das nächste DA-Treffen?", fragte Hermione und sah ihn neugierig an. Für den ersten Moment war er verwirrt, dass sie ihn nicht angiftete oder ähnliches, aber dann fiel es ihm wieder ein. Sie hatten sich die Hand gegeben, sie hatten Frieden geschlossen.

Das kam ihm unwirklich vor und im Angesicht der kürzlich geschehenen Ereignisse sehr weit weg. Dabei war es erst wie viele Tage her? Vier? Fünf? Vielleicht sogar weniger, er wusste es nicht mehr.

„Das weiß ich noch nicht, aber es dauert nicht mehr lange. Sagt mal, habt ihr hier irgendwo etwas Alkoholisches herumstehen?"

Ron sah ihn überrascht an, während Hermione missbilligend den Kopf schüttelte.

„Du hast früher nie getrunken", stellte Ron fest.

„Na, da kannst du mal sehen, wie sich die Dinge geändert haben", gab Harry zurück und bereute einen Moment später schon den Stich in diesen Worten. Ron wusste ja nichts von seinem harten Tag, von Hagrid, Mark, Seamus oder Dumbledore. Ron wollte Freundschaft, warum konnte er sie nicht annehmen?

Rons Miene wurde steinern. „Wir haben keinen Alkohol im Haus, wir sind im Krieg, Dinge wie Alkohol sind selten geworden und kaum aufzutreiben. Du kannst dir natürlich etwas heraufbeschwören, aber wie du weißt, ist die Qualität dann meistens schlechter. Wir brauchen so etwas hier auch nicht. Wenn wir vergessen wollen, dann reden wir miteinander. Das hilft", erklärte er nüchtern und wendete sich wieder seinem Salat zu. Still aß er weiter. Hermione sah ihn mitleidsvoll an und Harry konnte nicht verhindern, dass ihm bei dem Anblick schlecht wurde. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um und verließ das Haus.

Draußen atmete er die kalte Luft ein.

Ihm war gerade wieder einmal klar geworden, wie sehr sie sich voneinander entfernt hatten. Er schluckte den Geschmack der bitteren Erinnerungen herunter und bewegte wie mechanisch seine Füße. Er brauchte Zeit, Zeit zum Nachdenken. Er musste zur Ruhe kommen, sein Kopf und Körper musste endlich wieder voll belastbar werden. Er konnte nicht die Zauber- und Muggelwelt aufs Spiel setzen wegen ein paar durcheinander gewirbelter Emotionen.

Die Nacht war klar, es leuchteten viele Sterne am Himmel und der Mond schenkte Harry Licht auf seinem einsamen Spaziergang die Straße herunter. Ihm hatte der Mond schon immer gut gefallen. In Kindertagen war er immer der Fluchtweg gewesen. Der Mond. Dort konnte man sich hinträumen, dort konnte man die Stimme der Tante in die seiner Mutter verwandeln, dort konnte das gesungene Schlaflied für den Cousin, ein Lied für Harry sein. Dort konnte man sich vorstellen, dass es eine Welt ohne Autounfälle gab, eine Welt ohne blitzförmiger Narben, eine Welt ohne böser Tanten und Onkeln oder Schränke unter den Treppen und stattdessen eine Welt, in der die Mutter ihr Kind ins Bett brachte, mit leiser Stimme redete, die Bettdecke um den Körper herum festdrückte, das Fenster schloss, das Licht löschte und sanft ein ‚Gute Nacht', flüsterte...

Ja, der Mond war ein Fluchtweg gewesen. Der Einzige.

Und dann, in Hogwarts hatte er beim Anblick dieser hellen Scheibe an Remus denken müssen, zumindest nach seinem dritten Schuljahr. Und noch heute dachte er an Sirius, wenn er die Sterne sah...

Er hatte früh erkennen müssen, dass das Leben Geschmacksache war.

„Harry?", riss ihn plötzlich eine bekannte Stimme aus seinen Gedanken. Blitzschnell drehte er sich herum. Dort stand Ginny, die Wangen von der Kälte gerötet, die roten Haare gelockt. Sie lächelte leicht und jetzt bemerkte Harry, dass auch ihre Augen gerötet waren. Hatte sie geweint?

„Ginny", sagte er und versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, „Was machst du hier?"

„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen", erwiderte sie in einem leicht amüsierten Ton.

„Ich... brauchte etwas frische Luft und Ruhe zum Nachdenken", sagte er leise, doch er wusste, dass sie ihn hörte. Plötzlich kam es ihm so vor, als wäre sie die einzige, mit der er noch normal reden konnte.

„Aber du solltest hier nicht alleine herumlaufen", fuhr er leicht abwesend fort, „es ist dunkel und... hier lauern Gefahren wie... wie der Sand am Meer."

Er musste an Mona denken. Er würde auch gerne einmal das Meer mit ihr besuchen.

Sie lachte auf. „Keine Sorge", sagte sie, „ich habe ein hartes Knie!"

„Wie bitte?", fragte er verständnislos.

„Ich habe ein... Ach, vergiss es. Das war nur ein Scherz. Ich wollte damit sagen, dass ich mich sehr wohl verteidigen kann, mit meinem Körper, als auch mit Zauberstabeinsatz..."

Er zuckte mit den Achseln und wies in die Richtung ihres gemeinsamen Zuhauses.

„Lass uns zusammen weitergehen. Du hast mir noch nicht erzählt, warum du läufst anstatt bis vor die Haustür zu apparieren."

Sie seufzte leise. „Ich laufe gerne", sagte sie dann. Nach einigen Sekunden Stille fügte sie hinzu: „Und auch ich musste nachdenken. Über George und das alles... Und ich hatte eben ein Treffen mit meinem Freund und das war doch sehr... aufwühlend."

Harry fragte nicht weiter nach. Es war nicht so, als würde es ihn nicht interessieren, doch er hatte das Gefühl, dass es ihn nichts mehr anginge. Schließlich war er selbst ihr Ex-Freund. Und als Ex-Freund über den jetzigen Freund zu reden war einfach nicht richtig.

„Tust du es noch?", fragte sie jetzt, während sie nebeneinander hergingen.

„Was?", fragte er verwirrt. Hatte er gerade nicht aufgepasst und etwas Wichtiges nicht mitbekommen? Doch Ginny lächelte.

„Fliegen. Ob du noch fliegst, wollte ich wissen."

Sie gingen nun so nah nebeneinander her, dass er ihre Körperwärme durch alle Kleidungsstücke hindurch spüren konnte. Er lächelte.

„Nein. Ich musste meinen... ich habe meinen Feuerblitz zerbrochen."

Sie stoppte abrupt und drehte sich zu ihm. „Warum?", rief sie geschockt.

Bitter zogen sich Harrys Mundwinkel nach oben. Das war noch der geringste Verlust, den er zu bewältigen hatte. „Weil ich sonst jeden Tag geflogen wäre und das ging nicht. Ich habe es mit der Absicht getan, mir nach dem Krieg ein eigenes Quidditchfeld zu bauen. Keine Angst, du darfst dann auch mal dort fliegen. Sofern ich überhaupt so weit in der Zukunft denken kann."

„Ach, Harry", seufzte sie und setzte ihre Schritte langsam fort.

„Danke, übrigens", sagte Harry nach einigen Momenten Stille.

„Für was?", fragte sie.

„Für deine kleine Rede gestern Nacht." Er sah, dass sie lächelte.

„Kein Problem, ich war einfach nur müde und fertig und hatte keine Lust auf lange Diskussionen. Du siehst – es war reiner Egoismus."

„Nein, das war es nicht. Ich hatte die Kontrolle verloren, weißt du? Ich hätte ihnen nichts antworten können, rein gar nicht. Mein Gehirn war leer, absolut leer und ich dachte nur noch an..." Er stockte. Fast hätte er ihr alles erzählt, all seine Gedanken, all seine Gefühle. Alles über die Prophezeiung, über die letzten zwei Jahre, über ihn. Doch das durfte er nicht. Er war Harry Potter. Er musste an Voldemort denken, er musste ihn besiegen. Er durfte nichts erzählen.

„Red weiter", sagte sie sanft, blieb stehen und drehte sich zu ihm.

„Nein, es... es gibt nichts mehr zu erzählen."

Sie seufzte.

„Du bist hoffnungslos, Harry James Potter."

Harry musste unweigerlich grinsen.

„Ich weiß", sagte er und das grüne Funkeln in seine Augen kehrte zurück.

Ginny liebte es, dieses Leuchten in den Augen.

Es erinnerte sie immer an James Potter, zumindest an das, was sie von ihm gehört hatte.

Seine Eltern hatten ihn gekannt und gemocht, sie hatten manchmal von ihm erzählt. Natürlich nur von seiner Liebe zu Lily Potter, von seinem Quidditchtalent, von seiner Intelligenz... Doch Bill hatte sie lieber zugehört. Er verstand es, Geschichten zu erzählen und Menschen darin lebendig wirken zu lassen. Nach diesen Geschichten hatte Ginny immer das Gefühl gehabt, James und Lily wirklich zu kennen. Bill war in Hogwarts mit ihnen zusammen gewesen, zwar einige Jahre unter den beiden, doch er hatte sie gekannt, so wie jeder in Hogwarts James Potter und Lily Evans gekannt hatte. Bill hatte immer gesagt, er würde zu James Potter aufsehen. Nicht wegen seines Talentes, oder seinem guten Aussehen – nichts von alldem. Nein, er hatte zu James Potter aufgesehen, wegen seines Hangs zu Streichen, wegen seiner Marauder-Fähigkeiten, wegen seines Wissens über Hogwarts. Natürlich hatte er nie das Geheimnis um die vier Marauder herausgefunden, das hatte Ginny ihm später einmal erzählt. Doch eine Sache war ihr immer im Gedächtnis geblieben, die größte Ähnlichkeit zwischen Harry und James: Das Funkeln in den Augen, wenn sie etwas angestellt hatten. Das Verlangen nach Abenteuer, nach Aufregung spiegelte sich bei beiden in den Augen wider. Und dafür hatte Ginny Bill geliebt, für diese Geschichten über das Funkeln in den Augen James Potters. Dafür hatte sie Harry geliebt.

Sie hatte dieses Funkeln schon länger nicht mehr gesehen, eigentlich seit etwa 3 Jahren nicht mehr. Denn in Harrys siebtem Schuljahr hatte er es gänzlich abgelegt. Und jetzt war es wieder da.

Sie hatte das Gefühl, ihn umarmen zu müssen. Für sein Funkeln.

„Was ist los?", fragte er, das Leuchten in den Augen war wieder verschwunden, „warum guckst du mich so an?"

„Nichts", sagte Ginny und lächelte leicht, „lass uns weitergehen."

Sie gingen eine Weile schweigend weiter. Ginny ließ ihre Gedanken schweifen, erinnerte sich an die Zeit, in der sie noch zusammen gewesen waren. Wie sie manchmal geglaubt hatte, in seinen Augen lesen zu können. Und dann dachte sie an die Zeit davor. An die Stunden im Bett, in denen sie das Kissen voll geweint hatte, weil der große Harry Potter sie nicht beachtete. Sie wusste nicht, was sie dazu gebrachte hatte, ihn als Harry zu sehen und nicht als den Jungen, mit der Narbe auf der Stirn. Aber irgendwann hatte sich das Blatt gewendet, da hatte sie nicht mehr abends im Bett wegen ihm geweint, da hatte sie sich nicht mehr für sich selbst und alles andere geschämt, wenn er in der Nähe war. Es war irgendwann in ihrem dritten Schuljahr passiert, als sie realisiert hatte, dass er nicht der Junge-der-lebt war, sondern ein normaler Mensch, auf dem die Bürde lag, ein Unsterblicher zu sein.

„Warum hast du mich damals eigentlich angesprochen?", fragte sie plötzlich, als ihr auffiel, dass sie sich vorher nie für das Warum interessiert hatte.

„Was? Wann habe ich dich angesprochen?", fragte er verwirrt.

„Na... bevor wir zusammen gekommen sind. Du hast mich gefragt, ob... ob es mir gut ginge. Und nur deshalb hat es sich doch alles so entwickelt. Seitdem waren wir richtige Freunde und später mehr. Warum?"

Er kratzte sich am Kopf und verzog das Gesicht, während sie ihn neugierig musterte. Wäre sie jünger gewesen, hätte sie ihn sofort an sich gerissen und geküsst, so unsicher sah er in diesem Moment aus. Aber sie war nicht ‚jünger', sie war jetzt erwachsen. Und sie wusste, dass sie ihn nicht mehr liebte. Zumindest nicht anders liebte als Ron oder Fred oder Bill. Und sie wusste auch, dass er dasselbe empfand. Zumindest glaubte sie das alles zu wissen.

„Na ja... ich glaube, ich... ich habe mich damals von Ron und Hermione sehr distanziert, weißt du? Und ich... ich bemerkte irgendwann, dass du auch im Ministerium mit warst, dass du schon in deinem ersten Schuljahr Tom Riddle begegnet bist. Du bist... du warst die Einzige, die ihn jemals gesehen hatte. Ich bemerkte plötzlich, dass du eine eigenständige Person warst und nicht nur Rons kleine Schwester. Außerdem... wollte ich endlich wieder normal erscheinen und es erschien mir das Normalste zu sein, jemanden zu fragen, wie es ihm geht. Und... Und ich hatte dich am Tag vorher weinen sehen."

Flashback

Harry saß alleine im Gemeinschaftsraum. Es war dunkel, nur ab und zu glimmte ein Funken im Kamin auf. Er starrte hinein und sah sich selbst. Wie er Voldemort bekämpfte. Mit dem Feuer, das ihm seine besten Freunde gegeben hatten.

- ... mag das Dunkle und Feuchte.

- Dann mach Feuer!

- Aber hier gibt es kein Holz.

- Bist du nun eine Hexe oder nicht?

Doch er sah sich in dem Glimmen nicht gewinnen, sondern verlieren. Sah, wie Voldemort seine Finger um seinen Hals legte, wie die Teufelsschlinge. Darauf aus zuzuziehen. Sah sich und alle anderen sterben. Sah einen lachenden Voldemort. Sah einen traurigen Dumbledore. Sah seine Eltern, sah Sirius, wie sie gemeinsam auf ihn warteten. Sah seine Großeltern, seine Urgroßeltern, wie sie allesamt auf der anderen Seite waren und lachten. Sah, dass er auch dorthin musste. Und freute sich.

In diesem Moment hörte er ein Geräusch und fuhr aus seinem Sessel herum. Die Person, die das Geräusch verursacht hatte, hörte ihn nicht. Sie schluchzte, verzweifelt. Sie rannte die Treppe vom Mädchenschlafsaal herunter, fiel fast und sah sich hektisch um, als sie im Gemeinschaftsraum angekommen war. Harry erkannte sie und duckte sich weg. Ginny. Und sie weinte. Und er sollte sie eigentlich trösten, schließlich war sie... ja, was war sie? Seine Freundin? Die kleine Schwester seines Freundes?

Ginny sah sich noch immer um, als suche sie nach der Quelle ihrer Trostlosigkeit. Doch sie fand nichts, sie sah ihn nicht. Dann knickten ihre Beine ein und sie fiel auf die Knie. Den Kopf auf dem Boden, unter den Händen vergraben. Harry sah nur, wie ihr Körper bebte, wehrlos von den Schluchzern ergriffen.

Er wusste nicht, was er tun sollte. Er konnte doch niemanden trösten. Er war doch selbst nicht glücklich, mutig oder sensibel. Er... er konnte nicht, vor allem nicht Ginny.

Also sah er ihr zu. Wie sie langsam, nach langer Zeit, zur Ruhe kam, wie sie am Ende nur noch leicht zitterte, wie sie aufstand, mit der Hand über das Gesicht fuhr und langsam wieder hoch in ihren Schlafsaal ging.

Dann konnte er sie nicht mehr sehen, doch er stellte sich vor, wie sie leise die Tür öffnete und genauso leise wieder schloss, damit ihre Zimmerkameradinnen nicht aufwachten.

In seiner Vorstellung schlich sie nicht in ihr Bett sondern zum Fenster, in das der Mond hell hinein schien. Sie setzte sich auf das Fensterbrett und ließ sich von den Sternen trösten, von der einzelnen Sternschnuppe, die extra für sie am Himmel erschien. Dann, nach einer Weile stand sie auf und legte sich ins Bett, lag noch lange wach, aber schlief schließlich ein. Und sie wachte am nächsten Morgen auf und erkannte, dass nachts die Dinge immer schlimmer sind als tagsüber, aber dass sie auch nachts besser getröstet werden können, denn die Sterne sind weicher als die Sonne.

Er stellte sich vor, dass sie wie er fühlte.

Und in dieser Nacht fand er noch weniger Schlaf als in all den anderen Nächten.

Flashback Ende

Erstaunt sah sie ihn an.

„Du hast mich weinen sehen?"

„Ja", erwiderte er und sah sie etwas schuldbewusst an, „ja, das habe ich. Und ich wollte immer wissen, warum du geweint hattest."

Sie wusste nicht, wovon er redete. Sie hatte geweint? Aber sie hatte doch fast nie geweint zu dieser Zeit, sie war doch so stark gewesen, so selbstbewusst... Sie hatte doch nicht geweint, sie war doch nicht... Die Erinnerung überkam sie wie ein Donnerschlag und der Geschmack der Erkenntnis legte sich auf ihre Zunge. Ja, sie hatte geweint. Und sie wusste auch wieder warum.

„Erzählst du mir jetzt, warum?", fragte Harry plötzlich. Ihm war aufgegangen, dass er sie trotz allem nie danach gefragt hatte. Sie hatten nicht so oft geredet, wie sie es wahrscheinlich hätten tun sollen.

Sie sah ihn lange an, ohne etwas zu sagen. Harry wartete und schwieg. Sie brauchte Zeit. Das verstand er. Er wollte ihr diese Zeit geben.

„Wegen Tom", sagte sie schließlich und fuhr sich mit der rechten Hand durch die roten Haare, „ich weinte damals noch oft wegen Tom Riddle und seinem verdammten Tagebuch. Ich habe das nicht so leicht verkraftet, wie ihr alle vielleicht dachtet. Ich habe soviel geträumt, Harry. So viele Albträume. Und wenn ich dann aufgewacht bin, musste ich weinen. Wegen der großen Schuld, die meiner Meinung nach auf mir lastete, wegen all der Menschen, die sich Sorgen gemacht haben, wegen meiner viel zu großen Dummheit. Wegen den versteinerten Schülern. Ich... ich habe ihnen Zeit geraubt, verstehst du? Das macht mir am meisten zu schaffen. Sie waren so viele Wochen wie tot, das... das ist doch eigentlich unbegreiflich. Und das alles nur durch mich. Hermione..."

Harry unterbrach sie: „Hermione hat die Zeit nur zum Lernen gefehlt und sie hat dich nie dafür verantwortlich gemacht. Genau wie die anderen. Du konntest nichts dafür, es war alles seine Schuld."

Ginny schüttelte den Kopf über seine Worte, aber lächelte leicht.

„Das weiß ich doch alles, Harry. Aber es kommt mir so vor, als wäre das alles Jahrzehnte her. Dabei sind es erst ein paar Jahre. Damals war ich mir darüber nicht ganz so im Klaren, wie ich mir das heute bin. Trotz allem war früher, früher. Und heute ist heute."

Sie sah ihn an, als wolle sie ihm damit etwas Wichtiges vermitteln und er verstand ja auch. Aber das war nicht so einfach. Die Trennung von Früher und Heute kam nicht so einfach mit den zwei Jahren die dazwischen lagen. Dafür war noch zuviel ungeklärt.

Er erwiderte nichts. Er verstand gut, dass sie sich schuldig gefühlt hatte. Er hätte es auch. Er hatte es sogar tatsächlich und zwar dafür, dass er nicht früher bemerkt hatte, dass mit Ginny etwas nicht stimmte. Dafür dass sie alle zu blind gewesen waren, um zu bemerken, wie verändert die Erstklässlerin damals gewesen war. Und er wusste mit Sicherheit, dass Ron sich dasselbe vorwarf.

„Na ja", sagte er irgendwann, als er das Gefühl hatte, das Schweigen war zu unerträglich, „wer ist schon ohne Schuld und Selbstvorwürfen? Und wer wächst nicht aus jeder Schuld auch wieder hinaus?"

Dann küsste er sie.

Er wusste nicht genau, warum, er wusste nur, dass er jetzt etwas brauchte, was nur sie ihm geben konnte – Nähe.

Er dachte dabei an all die Fragen von Mark und auch an die Wichtigste – ob er selbst liebte. Liebte er? Nein, wohl nicht. Wen auch? Ginny liebte er nicht, das wusste er, das wusste sie. Sie liebte ihn ebenfalls nicht. Das alles war klar und vielleicht machte genau das es so einfach in diesem Moment. Dass alles zwischen ihnen geklärt war, dass es keine Frage war, dass sie nichts voneinander erwarteten. Nur für den Moment Nähe. Der Kuss wurde verlangender. Sie standen noch immer draußen in der Kälte, ein paar Meter entfernt von ihrem Zuhause. Harrys Hände wanderten an ihrem Körper entlang, gruben sich unter die dicken Kleider, berührten ihre warme Haut. Sie redeten nicht, als Harry mit ihr zusammen direkt in sein Zimmer apparierte. Sie redeten nicht, während sie sich gegenseitig auszogen, oder eher die Kleider vom Leib rissen. Es war kein Akt er Liebe, es war ein Akt der Sehnsucht. Es fühlte sich an wie früher und das brauchten beide. Sie genossen die Nacht, sie schliefen mehrmals miteinander und fühlten sich so vertraut wie schon lange nicht mehr.

Kurz bevor Harry schließlich einschlief, flüsterte er leise: „Danke."

Sie nickte, lächelte und küsste ihn sanft. „Ich muss dir auch danken", wisperte sie und kuschelte sich in die Decke und an ihn. Harry wusste nicht, wann er das letzte Mal so friedlich geschlafen hatte.

„Das Leben ist Geschmackssache", dachte er noch, kurz bevor sein Geist anfing zu träumen, „aber jetzt gerade ist der Nachgeschmack nicht so bitter wie sonst."

Tbc.

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„Das Leben ist Geschmacksache", stammt aus dem Buch Frühlingserwachen von Frank Wedekind. Genialer Satz, finde ich :)

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Erstmal Danke an meine drei (!!! Wow, drei. Ist das toll oder ist das toll? ;) ) Betaleserinnen: Veronica Evans, HJ-HJ und siriusisalive. Vielen Dank. Ich bin ganz begeistert, dass ich jetzt Betaleser habe, das fühlt sich so professionell an. Haha. Nein, wirklich. Also, wie gesagt, tolle Arbeit von allen dreien. (Einzelnes noch unten bei den Reviewantworten).

Das nächste Kapitel bekommt ihr dann auch relativ bald. (Das heisst bei mir etwa 1-2 Wochen :/ )

Dann kommen hier erstmal die Fragen, die ich beantworte. Ich würde das gerne fortführen in den nächsten Kapiteln, also fragt drauf los bitte.

Wer ist der Panther?

Es ist nicht Hermione :D Und es ist nicht George oder Fred Weasley. Es ist auch nicht Dumbledore. Aber WER es ist, findet ihr selbst heraus bitte :p

Kommen Harry und Ginny zusammen?

Nein. Nach diesem Kapitel kann ich es ja sagen. Nein. Weil sie sich nicht lieben. Sie haben miteinander geschlafen und sie mögen sich gerne und sie haben sich geliebt. Aber in dieser Story werden sie gemeinsam keine Zukunft haben, höchstens als Freunde

Kommen Harry und Draco zusammen?

Ebenfalls nein. Ich will so nah an den Büchern wie möglich für diese Geschichte bleiben und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Draco oder Harry schwul sind.

Wer ist die Frau in der Szene mit dem Panther in seiner Wohnung?

Tja, würde ich das sagen, könnte ich genauso gut schreien: Der Panther ist xyz :p

Ist George Weasley tot?

Nein. Er liegt in einer Art Koma. Ehrlich gesagt wird er schon ziemlich bald aufwachen, aber ich hatte so Lust aus der Sicht von einem sehr sehr verzweifelten Fred zu schreiben. Deshalb die Szene, wo Fred die Hoffnung verliert.

Ist der Panther eine tote Person?

Hm, ich habe lange überlegt, ob ich die Frage beantworte, weil so viele das gefragt habe und ich dachte, es wäre schöner, euch in der Hinsicht ‚zappeln' zu lassen. Aber ich beantworte sie trotzdem: Nein. Der Panther ist eine lebende Figur, ob bekannt oder unbekannt, sei mal dahingestellt ;) Doch ich würde keinen Toten wieder auferstehen lassen, mal abgesehen von Harry, der ja nicht wirklich tot war. James und Sirius sind wirklich tot (Sirius ist nur verschwunden, Sirius ist nur verschwunden :( ), zumindest in meiner Geschichte.

Also jetzt könnt ihr weiterraten. Mehr sage ich zum Panther nicht.

Warum ist Hermione so, wie sie ist?

Hermione hat viel durchgemacht. Stellt euch das vor: Euer bester Freund kapselt sich seit dem Tod seines Paten ab. Ihr versucht, ihm zu helfen – aber er lässt sich nicht helfen (ich mag Harry wirklich, aber in dem Sinne ist er manchmal etwas bescheuert ;) ). Ihr findet euch nicht damit ab, wollt euch nicht damit abfinden. Ihr versucht es weiter. Doch er wird immer verschlossener. Dann langsam taut er wieder auf (scheinbar), kommt mit Ginny zusammen und so weiter. Ihr seid erleichtert. Doch ihr seid auch neidisch. Denn er wird immer besser in der Schule, fast besser als ihr selbst, wo ihr doch eigentlich DIE BESTE seid. Und dann seid ihr gemeinsam mit ihm Schulsprecher. Und alles wird gut, denkt ihr. Weil ihr trotz allem den besten Abschluss habt. Weil alles wieder OK werden kann.

Und dann verschwindet er spurlos. Er wird für tot erklärt. Und ihr wisst nicht, was ihr tun sollt, denn ihr habt das Gefühl ihn im Stich gelassen zu haben. Ihr habt das Gefühl, als wäre die ganze Zeit alles falsch gelaufen. Und ihr wollt euch selbst bestrafen, sondert euch ab, bemüht euch nicht um einen Job etc, etc. Und dann taucht er wieder auf, alles war eine Lüge, er hat EUCH angelogen. Euch, dabei dachtet ihr, er hätte euch alles sagen können. Ihr seid verändert, er ist verändert. Aber ihr seid auch wütend, so wütend. Denn ihr habt das Gefühl zwei Jahre lang euer Leben weggeschmissen zu haben. Nur wegen ihm und er will noch nicht mal wieder alles so wie früher haben.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das SEHR verbitternd sein muss.

Und ich denke, dass gerade Hermione so reagieren würde.

Warum ist Seamus zu Voldemort gegangen?

Ja. In diesem Kapitel steht es. Weil er etwas gegen den Mann tun wollte, den er hasst. Das ist ein wenig zweideutig zu verstehen. Einerseits ganz klar Dumbledore, wobei das eher so ein, na ja, sagen wir mal Impulsivhass war ;) Also Dumbledore hat Seamus' Meinung nach Mitschuld an dem Tod seiner Mutter, also hasst er ihn. Die zweite Deutung ist er selbst. Er hasst sich selbst und erinnert euch, was Todesser sind: Todesesser. Menschen, die den Tod mit dem Mund aufsaugen wollen. Da ist es nur logisch, dass auch Menschen wie Seamus dazugehören. Denn sie haben den Begriff anders verstanden als die meisten Todesser. Sie wollen den Tod von sich selbst aufsaugen. Nicht den Tod anderer. Todesser müssen Schmerzen erleiden. Man muss wahnsinnige Schmerzen erleiden, um anderen genauso viel Schmerz zufügen zu können. Voldemort geht mit seinen Leuten nicht gerade zimperlich um. Und deshalb ist Seamus Todesser geworden. Er hat sich damit sozusagen selbst verletzt, was ganz genau seine Absicht war. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass er Voldemort abgöttisch verehrt...

Was hat Harry die ganzen zwei Jahre über gemacht?

Tja, große Frage, kleine Antwort: Keine Ahnung :p

Ja, das ist gelogen, ich habe natürlich eine Ahnung, aber ihr sollt bis hierhin noch keine haben.

Ist Harry kaltherzig?

Hab ich als Frage umformuliert, weil ich das Bedürfnis hatte, ich müsste meinen Harry mal erklären ;) )

Ja. Harry ist kaltherzig. Aber er ist es nicht allen Personen gegenüber. Er ist ein bisschen wie Hermione. Nur aus einem anderen Grund. Verbittert eben. Er geht ziemlich nett mit Mona um, in diesem Kapitel schließlich auch mit Ginny. Das liegt daran, dass er noch kein Fuß gefasst hat in der Zaubererwelt. Er hat Schuldgefühle, weiß aber gleichzeitig, dass er das richtige getan hat und noch immer tut. Er lebt die ganze Zeit in einem Inneren Konflikt. Erzähl ich ihnen die Prophezeiung und setze damit viel aufs Spiel? Vertraue ich allen wieder völlig, auch wenn ich wieder enttäuscht werden könnte? Lass ich sie alle wieder an mich heran, auch wenn ich sie hinterher vielleicht wieder enttäuschen und damit alleine lassen würde?

In Ginny hat er jetzt jemanden gefunden, die ungezwungen mit ihm umgeht, und da ist sie noch eine der Wenigen. Draco gehört auch dazu. Ebenso Seamus mittlerweile. Und Mona. Mark ein wenig. Aber seine ehemals besten Freunde haben zuviel mit ihm zusammen durchgemacht, und er zuviel ohne sie, als dass die drei wieder normale Freunde wie früher werden könnten. Die Sache mit Dumbledore ist klar, denke ich. Und Remus – ja. Remus erinnert ihn an Sirius und seine Eltern. Ich glaube, er kommt damit noch immer nicht wirklich zurecht. Auch wenn Remus und er sich einander wieder nähern werden. #versprech#

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OK, ich hoffe, bis jetzt sind alle nötigen Fragen beantwortet (oder auch nicht beantwortet ;) ), ansonsten stellt sie noch einmal und ich beantworte sie (oder eben nicht :D) dann beim nächsten Kapitel.

Wer Review Nr. 200 macht, kriegt ein virtuelles Bonbon von mir. (Nr. 100 hab ich vergessen, ist mir aufgefallen)

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Danke an:

laser-jet, Roh-Diamant, shila848,

siriusisalive ( :) ),

VeronicaEvans (sehr langes Review :) und ich verspreche, ich werde mal bei deiner Fic vorbeischauen. Demnächst, gedulde dich noch ein klitzekleines Bisschen ;) achso, wie du vielleicht sehen kannst, habe ich nicht viel mehr Absätze mit reingebracht. Das liegt daran, dass es in der Literatur nur Absätze geben sollte, wenn ein neuer Gedankengang anfängt. Und das möchte ich gerne einhalten, weil es auch sehr logisch ist),

VaterVonMelkor

HJ-HJ ( :) ),

ina, torence,

SilverSnake (Gred und Feorge war Absicht, ja ;) Weil ich das noch mal ein Zeichen von Nähe finde. Wenn du schon die ersten Buchstaben des Namen tauscht... Und ja, Mona ist die einzige, die Hagrids Kekse mag, hehe),

Millicent vs. Hermione (wow, ein sehr langes Review, vielen Dank. Ich bin sehr rot geworden, als ich gelesen habe, dass dir mein Schreibstil so gefällt und deiner Mutter auch ;) Gut, dass niemand hier war. Betaleser habe ich eigentlich schon genug, aber es geht ja eher um einzelne Fehler oder ‚Störungen'. Wenn du gerne über die Kapitel richtig reden würdest, fände ich das sehr toll, das kann man ja auch machen, nachdem das Kapitel on ist. Wenn du noch willst, kannst du mir ja mal eine Email schreiben. Hiphiphurra/strich unten/123/at-zeichen/gmx.de (ist immer ein wenig komoliziert mit den emailadressen und so),

zucchini

jdsmile (wow, Mundpropaganda ist immer das beste ;) ),

pandoradoggis

Bis zum nächsten Mal und seid nicht zu streng mit mir, wenn es mal wieder etwas länger dauert. Ich strenge mich an, wirklich :)