Disclaimer
Mir gehört nichts, außer des Plots, JKR gehört alles andere. Ich habe nicht vor, damit Geld zu verdienen.
Pairing: wird noch nicht verraten.


Also. Erklärung ist jetzt gefällig, meinerseits ;)

Ich war in Amerika. Deshalb hat es so lange gedauert. Das Schlimme ist, ich dachte, ich würde es noch vorher schaffen, habe es aber nicht geschafft. Ich war über einen Monat in Amerika und hatte dort kaum Internetkontakt, geschweige denn Word zur freien Verfügung (ich habe schon gedacht, ich wäre total weltfremd danach, einen Monat kaum Computer und so ;) Aber ich habe mich glücklicherweise wieder eingelebt). Es tut mir wirklich leid, ich hätte wenigstens eine Autornotiz (ah, das deutsche Wort hört sich ja schrecklich an) machen können. Ach, aber es ist ja geschehen, bzw. es ist nicht geschehen und ich kann jetzt eh nichts mehr rückgängig machen.

Das Kapitel ist nicht betagelesen, ganz einfach, weil ich euch nicht noch länger warten lassen wollte.

An meine Beta-Leser: das nächste Kapitel kommt wieder zu euch ;)

Ich hoffe, es ist nicht zu schlecht und ich hoffe hier kann niemand perfekt Latein, ich habe nämlich gerade so Grundkenntnisse und wahrscheinlich ist es ziemlich schlecht, also ich entschuldige mich hiermit dafür.

Beim nächsten Mal gibt es auch wieder Reviewantworten, erstmal bin ich sehr froh dieses Kapitel posten zu können, und natürlich auch froh, dass die Reviewanzahl die 200 überschritten hat (mein Gott, fühlt sich das TOLL an :) ).

Also, bis zum nächsten Mal und ihr müsst nicht mehr solange warten, hoffe ich.

Danke fürs Lesen, hoffentlich gefällt euch das Kapitel.

Viel Spaß.


Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke

Kapitel 17

Als Harry am nächsten Morgen erwachte, lag Ginny noch immer neben ihm. Sie atmete leicht und sah ihn mit wachem Gesicht an. „Guten Morgen", flüsterte sie und lächelte.

Er streichelte ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Guten Morgen", erwiderte er.

Ihm kam es plötzlich vor, als sei jegliches Eis zwischen ihnen gebrochen, dabei war er vorher sicher gewesen, ein ‚Eis' hätte nie existiert. Aber jetzt war es anders, sie vertrauten sich wieder völlig und waren doch nicht voneinander abhängig. Harry hatte das Gefühl, wieder etwas Fuß gefasst zu haben. Er hatte das Gefühl, wieder ein Stück weit in diese neue, alte Welt hineinzugehören.

Es war ein gutes Gefühl.

„Was hast du geträumt?", fragte sie und sah ihn neugierig an.

„Ich hatte schmutzige Phantasien, die ganze Nacht über", sagte er und grinste, als sie ihm leicht auf den Arm schlug. „Ich wollte eine ehrliche Antwort", sagte sie.

Er verkniff sich das ‚Aber die Antwort war ehrlich', beim Anblick ihres vorwurfsvollen Gesichtsausdruckes. „Ich habe..." Er seufzte, bevor er fort fuhr. „Ich habe mal wieder von Voldemort geträumt."

Ihre Augen weiteten sich vor Schock. „War es einer dieser...?"

„Nein", unterbrach er sie, „nein es war keine Vision oder Verbindung zu ihm. Ich habe einfach nur von ihm geträumt, so wie ich von Cedrics Tod oder von Sirius träume. Einfach weil er... weil er für mich eine einzige schlimme Erfahrung bedeutet. Aber es sind keine Albträume, ich... denke im Traum wohl einfach über ihn nach, ich habe keine Angst vor ihm, verstehst du?"

Sie biss sich besorgt auf die Lippe, nickte aber. „Du hast wirklich keine Angst vor ihm?"

Er schüttelte den Kopf und murmelte sehr leise: „Ich kann doch keine Angst vor dem Schicksal haben." Sobald er es ausgesprochen hatte, wünschte er sich schon, es nicht getan zu haben, denn sie hatte es trotz der geringen Lautstärke gehört und strich sich nachdenklich durch die Haare.

„Du glaubst, Tom Riddle ist dein Schicksal?", fragte sie leise.

„Wie sollte ich es nicht glauben?", fragte er, ohne noch ein wenig mehr von der Prophezeiung zu verraten. Es war eine Sache, das Ganze Mark zu erzählen, der in ihm jemanden sah, der Voldemort leicht besiegen konnte, und eine ganz andere es Ginny zu erzählen, die seinen Werdegang als Zauberer miterlebt hatte. Mark hatte keine Erfahrung im Krieg, weder mit Voldemort noch mit irgendwelchen Todessern. Er mochte reif für sein Alter sein, und auch schon fast erwachsen, aber er konnte nicht einschätzen mit welchen Chancen Harry gegen Voldemort antreten würde. Ginny auf der anderen Seite... Es kam ihm schlimmer und endgültiger vor, etwas so Wichtiges mit ihr zu diskutieren, als jemandem wie Mark davon zu erzählen.

Ginny antwortete nicht. Eine Weile lagen sie still da und sahen sich nur an. Plötzlich verzog sich Ginnys Gesicht zu einem Lächeln.

„Was denkst du?", fragte Harry.

„Ich denke daran, was Ron sagen würde, wenn er uns beide hier sehen würde. Immerhin habe ich eigentlich – nun ja, einen Freund. Und eigentlich wirkst du momentan auf die anderen nicht, als hättest du viele Gefühle für irgendwen." Sie kicherte leicht.

„Was lässt dich glauben, ich habe Gefühle für dich?", fragte er und sah sie grinsend an. Sie fing an laut zu lachen.

„Ach Potter", sagte sie, „ich kenne dich besser, als du denkst."

„Das glaubst du."

„Nein, das weiß ich", sagte sie, immer noch lachend.

Er musste ebenfalls lachen. Plötzlich dachte er an Mark, der ihn gefragt hatte, ob er jemanden liebte. Er hätte mit ‚Ja' antworten sollen, denn er liebte Ginny und er liebte auch Ron und Mona und Molly Weasley und Remus Lupin und er liebte noch immer Sirius Black, James Potter, Lily Potter... Er liebte. Es war nur eine andere Art von Liebe, keine Abhängigkeitsliebe, keine ‚wenn du stirbst, sterbe ich auch' – Liebe. Keine ‚Ich denke nur an dich und an nichts anderes' – Liebe. Nein, eher eine ‚Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst' – Liebe.

„Na ja", sagte Ginny, ohne eine Antwort von Harry abzuwarten, „ich finde das alles gut so, wie es ist. Ginny Potter würde auch sehr merkwürdig klingen, findest du nicht?"

Er lachte. „Oh ja, aber wie findest du Ginevra Potter?"

„Oh Merlin, erwähne das bitte nie wieder."

Wieder lachten sie beide. Lachten, ohne sich um den Krieg zu scheren. Ohne an irgendetwas anderes als die Lächerlichkeit zweier Namen zu denken.

Doch dann fiel Harry etwas ein und er verstummte. Als Ginny das bemerkte, wich ihre Fröhlichkeit ebenfalls. „Was?", fragte sie.

Er antwortete nicht, sondern stand auf und fing an, sich anzuziehen. Er wählte eine alte Jeans und ein verwaschenes T-Shirt. Für das, was er heute vorhatte, sollte er die guten Kleider besser zu Hause lassen. Sie würden vielleicht kaputt gehen. Zerreißen. Von seiner eigenen Hand. Er wusste es ja nicht, konnte es nicht wissen. Vielleicht...

„Antworte mir", befahl Ginny und hielt plötzlich mit festem Griff seinen Arm fest. Er hatte nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war. Er hielt inne und sah sie an. Erst in ihre Augen. Dann an ihr herunter. Sie hatte nichts an. Sie war vollkommen nackt. Und trotzdem konnte er gerade an nichts anderes denken, als an diese Augen, die ihn zum Reden zwangen.

„Ich werde heute die Verbindung zu Voldemort wieder öffnen", sagte er leise und schloss die Augen.

Sie lockerte ihren Griff. „Was? Warum? Ich verstehe nicht. Deine Verbindung zu Voldemort?"

Er seufzte und öffnete seine Augen wieder. Eine Weile sah er in ihre Augen, ohne etwas zu sagen. Dann wies er auf das Bett. Ginny zog sich rasch Unterwäsche an und sie setzten sich.

„Durch den Todesfluch, der auf Voldemort zurückgefallen ist, sind wir miteinander verbunden. Die Narbe auf meiner Stirn ist das Zeichen, das er mir gegeben hat. Dann, im vierten Schuljahr, nahm er mein Blut um wieder aufzuerstehen. Dadurch ist die Verbindung noch stärker geworden, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich etwas ausmachte. Auf jeden Fall bemerke ich ihn durch diese Verbindung, ich kann seine Gefühle fühlen, seine Gedanken denken und wenn ich mich wirklich anstrenge auch seinen Geist besitzen. Das kann er allerdings auch mit mir. Durch Okklumentik habe ich es geschafft, ihn von meinem Geist fernzuhalten, das Problem ist, dass er mich trotzdem spüren kann. Und ich musste ihn glauben lassen, ich sei tot. Die Verbindung hätte mich verraten. Also durchtrennte ich diese Verbindung mit einem sehr komplizierten Zauber. Und heute lasse ich sie wieder öffnen."

„Warum?", fragte Ginny nur.

Harry stand auf und ging zum Fenster. Draußen schien die Sonne. Noch war Sommer, bald würde es Herbst sein und die Kälte wieder über London hereinbrechen. ‚Zieht euch warm an, ihr Zauberer und Hexen von England, das hättet ihr eigentlich schon früher machen müssen', dachte Harry und lächelte ironisch. Dann wandte er sich wieder Ginny zu. „Ich will ihm zeigen, dass er Schwachstellen hat. Ich will ihn vernichten und wenn es das letzte ist, was ich tue. Und heute werde ich damit anfangen. Er soll wissen, dass es Harry Potter noch gibt und dass Harry Potter hinter ihm her ist. Er soll Angst haben. Nicht mehr und nicht weniger. Er fühlt sich für meinen Geschmack momentan zu sicher. Diese Sicherheit werde ich ihm nehmen."

Ginny sah ihn eine Weile kopfschüttelnd an. „Dann viel Glück dabei, ich muss zur Arbeit", sagte sie schlicht. Dann nahm sie ihre Kleider in den Arm, drückte Harry noch einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und ging aus dem Zimmer.

Harry blieb alleine zurück und dachte nach.

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Als Harry vor Dumbledores Büro stand, hatte er seinen Geist soweit gebracht, dass er nicht mehr fühlte. Natürlich, er fühlte den Türknauf in der Hand, seine Haare auf der Stirn, das T-Shirt an seinem Oberkörper kleben und das alles – aber er fühlte keine Angst, keine Furcht. Keine Wut. Keinen Hass. Nichts von alledem. In ihm war etwas wie eine weiße Mauer, die seine Gefühle umzingelte und nicht herauslassen wollte. Und das war gut so, denn er glaubte zu zerbersten, würde er diese Mauer wieder zerstören. Er würde explodieren. Und ja, manchmal hatte er Todessehnsucht, aber er wollte wirklich auf andere Weise sterben, als zu explodieren. Also klopfte er mit der rechten Hand an die Tür und öffnete sie gleichzeitig mit der linken.

„Ah, Harry, ich habe dich erwartet", empfing ihn Dumbledore, was Harry zu einem ironischen Lächeln zwang.

„Nicht, dass Sie mich jemals nicht erwarten würden, nicht wahr? Ich habe mich schon lange gefragt, wie Sie das machen – immer alles zu wissen. Ich meine, sind all die Portraits in Hogwarts vielleicht Spitzel? Können Sie sich in eine Hummel verwandeln und belauschen die Schüler dadurch? Ehrlich, das hat mich schon immer interessiert. Lassen Sie uns doch ein wenig darüber plaudern."

Er setzte sich, ohne darum gebeten worden zu sein und nahm sich ein Zitronenbrausebonbon aus der Schüssel auf Dumbledores Schreibtisch. Nachdem er es aus der Verpackung befreit und in den Mund gesteckt hatte, fühlte er eine plötzliche Stumpfsinnigkeit. Dieser süß-saure Geschmack auf seiner Zunge ließ die Mauer ein wenig einreißen. Ihm wurde in diesem Moment klar, dass er noch nie vorher ein Zitronenbrausebonbon gegessen hatte und noch weniger eins von Albus Dumbledore. Er wollte weinen. Aber er riss sich zusammen.

Dumbledore lächelte, ging allerdings nicht auf Harrys Fragen ein. „Ich möchte dir etwas erzählen, bevor wir deine Verbindung zu Voldemort wieder aktivieren. Bist du damit einverstanden?"

Harry nickte nur dumpf. Er hatte keine Kraft zu widersprechen denn er fühlte sich, als würde die weiße Mauer mit jedem Wort von ihm ein wenig mehr bröckeln. „Was wollen Sie mir erzählen, Dumbledore? Eine Geschichte? Ein Märchen vielleicht?"

„Ja, eine Geschichte. Und vielleicht auch ein Märchen, wenn man bedenkt, dass in jedem Märchen Gut und Böse existiert. Und auch Magie. Aber dieses Märchen ist wahr, es ist geschehen. Ich möchte dir erklären, warum Sirius sterben musste. Warum deine Eltern sterben mussten. Warum ich dir die Prophezeiung erst vor vier Jahren erzählt habe und warum Menschen wie Professor Trelawney Prophezeiungen machen, die Menschen beeinflussen können", sagte Dumbledore und sah ernster aus, als Harry ihn je gesehen hatte.

Harry realisierte erst nach einer Weile, was Dumbledore da gerade gesagt hatte. Ein weiterer Riss. Ein tiefer Riss. Warum musste Dumbledore jetzt damit anfangen? Warum erwischte dieser Mann immer das falsche Timing? Harry wollte schreien. Und weinen gleichzeitig. Und plötzlich fragte er sich, ob das alles eine gute Idee gewesen war. Zurückzukehren. Und dann bald auch noch die Verbindung zu Voldemort wieder zu aktivieren, wo Harry doch zwei lange Jahre nach einem Zauberspruch gesucht hatte, der ihre Verbindung trennen konnte.

„Können wir nicht einfach zu der Arbeit übergehen? Sie haben mir das alles schon einmal erklärt", sagte er, ohne Dumbledore anzusehen.

„Nein, weißt du, es ist wichtig für dich und auch für mich. Und zwar bevor wir das Ritual durchführen. Und ja, ich habe es dir schon einmal erzählt. Aber ich dachte, du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich oft lange brauche, um aus schwerwiegenden Fehlern zu lernen. Ich habe dir damals alles gesagt, was dich betraf. Doch nun werde ich dir die Geschichte erzählen, die mich betrifft. Damit du nicht nur siehst, warum ich dich verstehe. Sondern auch, warum du mich vielleicht verstehen kannst." Dann stand Dumbledore auf und drehte Harry den Rücken zu.

Harry fragte sich, ob er erst Mut sammeln musste. Oder ob er seine Gedanken zusammensuchte. Doch Harry hatte keine Kraft, irgendetwas zu tun oder zu sagen. Außerdem wusste er mit irgendeiner unerschütterlichen Sicherheit plötzlich, dass das hier alles ihn nichts anging. Nein, das ging nur Dumbledore etwas an. Und wenn der sein Gewissen oder Gedächtnis oder Herz erleichtern wollte – sollte er doch. Es hatte ja nichts mit ihm, Harry, zu tun. Also schwieg und wartete er.

„Was weißt du über Grindelwald?", fragte Dumbledore plötzlich und drehte sich wieder zu ihm. Harry horchte auf. Grindelwald? Der Zauberer, den Dumbledore besiegt hatte? Mit dessen Tod er berühmt geworden war? Diese Geschichte wollte Dumbledore erzählen? Wenn er ehrlich war, wusste er nicht viel über Grindelwald. Nur, dass er fast so schlimm wie Voldemort gewesen sein sollte und dass er zur Zeit des Zweiten Weltkrieges gelebt und besiegt worden war. Harry hatte nie gut aufgepasst in Zaubereigeschichte. Doch er erinnerte sich noch gerne an die vielen Papierkügelchen, die durch den Körper von Professor Binns geschmissen wurden und an die leisen Schnarcher von Ron. Manchmal auch an das Gekratze von Hermiones Feder auf dem Pergament, wenn sie sich Notizen machte.

Wieder riss die Mauer ein Stück ein.

„Nun ja, vielleicht erzähle ich dir einfach ein wenig über ihn", sagte Dumbledore und zwinkerte.

Harry fühlte sich plötzlich 10 Jahre jünger. Und bemerkte auf einmal, dass Dumbledore über 100 Jahre mehr Erfahrung und Wissen hatte als er. Es war ihm nie so sehr aufgefallen wie jetzt.

„Er war der erste große Dunkle Magier seit langer Zeit, musst du wissen. Damals gab es mehrere Zauberer, die mit dunkler Magie experimentiert haben, aber kaum einer wollte wirklich Größe erlangen.
Oder Unsterblichkeit. Grindelwald wollte beides, genau wie einst Tom Riddle. Ich war ein Kind, als ich zum ersten Mal von Grindelwald hörte. Da war er noch kein großer Magier, sondern ein einfacher Mann, der in einer Familie aufgewachsen ist, die man nicht Familie nennen kann. Seine Eltern liebten weder sich noch ihre drei Kinder, ich wage sogar zu behaupten, dass sie nicht fähig waren, etwas anderes zu lieben als die Sehnsucht.

„Grindelwald hatte, wie gesagt, zwei Geschwister. Eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Als beide durch einen Unfall, in dem der damalige Minister für Magie involviert war, starben wurde Grindelwald böse. Und ich meine erst einmal nicht böse, wie er später war, sondern einfach wütend. Nun, mehr weiß ich selbst auch nicht über seine Kindheit, doch ich weiß etwas über seine Jahre als Erwachsener. Als ich als Jugendlicher zum zweiten Mal von ihm hörte, hatte er eine ganze Familie umgebracht. Mit einem einzigen Zauberspruch. Kurz darauf schloss er sich mit Adolf Hitler zusammen. Er wollte nicht nur die Juden ausrotten, sondern auch alle Zauberer, die von Muggeln abstammten. Die Menschen wurden schier verrückt, als sie das mitbekamen. Jeder versuchte, sich so gut wie möglich zu verstecken, sich und seine Familie... Jeder hatte Angst. Und dann wurde eine Prophezeiung gemacht. Sie betraf ihn. Und mich."

Dumbledore schwieg und seufzte tief.

Harry schmeckte den Nachgeschmack des süßen Bonbons auf der Zunge und wollte nicht mehr weinen, sondern sich lieber übergeben.

Er hatte seine Meinung geändert. Es betraf ihn doch. Und er begann, eine Panik zu bekommen, die er selbst nicht verstand. Warum erzählte Dumbledore ihm das? Er wusste es doch eigentlich alles. Er wusste, wie Dumbledore gleich fortfahren würde. Die Geschichte, die sich immer wiederholt. Ein Böser, ein Guter, eine Prophezeiung. Der Böse will den Guten umbringen, der Gute den Bösen. Und natürlich gewinnt der Gute, obwohl er doch vorher Angst hatte und zweifelte und obwohl viele Opfer gebracht wurden – der Gute trägt am Ende einen Sieg davon. Und sie lebten glücklich, punkt, punkt, punkt.

Harry kannte das. Weil er als Kind gerne Märchenbücher verschlungen hatte. Abenteuerromane. Fantasiegespinste. Und er kannte das, weil er sich einbildete, dasselbe zu erleben. Nur ohne Happy End.

Harry sagte nichts, um den alten Mann zu stoppen, doch er hoffte von ganzem Herzen, dass er nicht die Wiederholung von Dumbledores Geschichte erlebte. Dass er zumindest das Privileg besaß, ein eigenes, ein ganz und gar eigenes, verdammtes Schicksal zu haben. Dass die Geschichte sich nicht immer wiederholte, dass man aus Fehlern lernen konnte, dass Voldemort morgen tot umkippen würde, weil er einen Herzinfarkt erlitten hatte, dass er selbst gleich aufwachen würde und ein lebender James Potter ihn fragen würde, warum er solange geschlafen habe, Sirius Black an die Tür klopfen und Lily Potter von einem gestressten Arbeitstag nach Hause kommen würde.

Doch als er Dumbledore ansah und nicht nur seine Müdigkeit, seine Aura von Macht, sondern auch sein Wissen um die Menschlichkeit entdeckte, fragte er sich, wie es wohl sein musste, ein Albus Dumbledore zu sein. Anstrengend, keine Frage. Aber auch hinderlich in vielen Lebenslagen? In einem gewissen Sinne verborgen? Heimlich?

Dumbledore sprach weiter: „Ich bin ein Mensch, Harry. Und das alleine ist der Grund, warum ich Fehler mache. Fehler gemacht habe, schwerwiegende Fehler. Aber ich bin auch Mensch genug, dass man mir diese Fehler verzeihen kann. Ich bitte sogar darum, denn Menschen haben es nun mal nicht gerne, wenn andere sie hassen. Die Sache mit Grindelwald ist gut ausgegangen. Ich mache es kurz: Niemand hat mich verdächtigt, der in der Prophezeiung Genannte zu sein. Alle haben sie an meinen Bruder gedacht. Aberforth. Du kennst ihn wahrscheinlich, er arbeitet zurzeit als Barmann im Eberkopf."

Dumbledore zwinkerte, während Harry erstaunt seine Augenbrauen hochzog. Das war Dumbledores Bruder?

Doch er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, Dumbledore redete schon weiter: „Es hat meinen Bruder langsam aber sicher kaputt gemacht, während ich mein Bestes getan habe, um ihm zu helfen. Du musst wissen, dass viele Menschen von der Prophezeiung wussten und diese Prophezeiung war ähnlich angelegt, wie die, die dich betrifft. Damals vertrauten mehr Menschen auf solche Vorhersehungen, meistens wurden sie veröffentlicht. Aberforth fühlte sich unter Druck gesetzt, er schaffte es nicht. Er hat sich damit selbst vernichtet. Stattdessen konnte ich Grindelwald vernichten und erst hinterher bemerkten alle den schwerwiegenden Irrtum. Und doch weiß ich, dass ich genauso kaputt gegangen wäre, wie mein Bruder und kann somit dankbar sein. Und schuldig, dafür, dass ich den Ruhm bekommen habe für etwas, auf das ich nie stolz sein könnte. Ich bin berühmt geworden, mein Bruder wurde Jahre später angezeigt, wegen eines Experimentes mit Ziegen, ich bin jetzt Schulleiter einer berühmten Schule und viele Menschen vertrauen mir, Aberforth ist Barmann in einem schmutzigen kleinen Pub und sollte eigentlich meinen Platz einnehmen. Vielleicht ist das die Antwort auf deine Fragen, vielleicht ist es auch nur ein weiteres Fallbeispiel, mit dem man nichts beweisen kann. Natürlich erlebst du jetzt nicht dasselbe. Das geht nicht. Niemand erlebt dasselbe, wie ein anderer, auch nicht, wenn man sich noch so anstrengt. Kein Schicksal lässt sich vorherbestimmen, keine Prophezeiung ist eindeutig. Deine Eltern und dein Pate mussten sterben, weil zum Leben auch der Tod gehört. Mein Bruder ist kein Held geworden, weil er diesen Weg nicht gegangen ist. Er ist ihn einfach nicht gegangen und welche Zufälle und Begebenheiten diese Entscheidung, wenn es überhaupt eine bewusste Entscheidung war, ausgelöst haben, können wir nicht sagen. Du bist derjenige, auf den die Prophezeiung zutrifft, weil das Leben etwas ist, was wir nicht durchschauen können. Professor Trelawney kann mit ihrer Seherinnenfähigkeit Leben verändern, weil sie am richtigen Ort zur richtigen Zeit ein paar Worte gesagt hat.
Ich habe viel vor dir verschwiegen. Das stimmt. Aber das habe ich aus einem bestimmten Grund getan. Ich wollte das Beste für dich. Das magst du mir glauben oder nicht. Das ist egal, Harry, wirklich, das ist es. Denn ich weiß nun, dass ich falsch gedacht habe. Und ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Aber ich weiß auch, dass ich meine Fehler eingesehen habe. Und dass ich diese Fehler bewusst wieder tun würde. Dass ich heute noch sagen kann: Ich wollte nicht, dass du so leidest wie einst Aberforth leiden musste, aufgrund eines Irrtums. Ich wollte nicht, dass du dem Druck und dem Wissen zu früh standhalten musstest, ich wollte, dass du wenigstens ein paar Jahre eine normale Jugend und Kindheit hattest. Das waren meine Beweggründe. Dass sie verkehrt waren, daran besteht kein Zweifel und ob sie hinreichend sind für eine Vergebung deinerseits – das musst du selbst entscheiden. Doch bedenke dabei, dass ich Mensch bin. Ich möchte nicht, dass du der Dumbledore-Figur vergibst, ich möchte, dass du mir vergibst.

„Und mir liegt viel an dir. Vielleicht solltest du das auch in deine Entscheidung mit einfließen lassen."

Alles war ruhig. Harry atmete tief ein und aus und wusste plötzlich ganz genau, dass er nichts lieber wollte, als Dumbledore zu verzeihen. Und zwar weil er selbst ja auch so viele Fehler gemacht hatte, wie vermutlich kein anderer Mensch vor ihm. Weil er Albus Dumbledore ohne sein Zwinkern gesehen hatte. Und weil er endlich Klarheit wollte.

Er lächelte. Und hatte nicht gemerkt, dass die Mauer schon längst ganz zerstört war und seine Gefühle frei lagen. Und dass er nicht explodiert war, sondern sich jetzt warm fühlte. Warm und ein bisschen geborgen.

„Ja", sagte er und biss sich auf die Lippen – ob vor Freude oder vor Nervosität wusste er selbst nicht, „ich vergebe Ihnen... dir, Albus. Und ich möchte, dass du weißt, dass ich dich nie gehasst habe. Vielleicht wollte ich es. Aber ich habe es nie getan. Es..." Er wusste nicht mehr, was er sagen wollte. Vor einer Sekunde hatte er die Gedanken noch klar in seinem Kopf gehabt, jetzt war alles weg. Fawkes fing an zu singen. „Danke", sagte er nur und lächelte.

Albus Dumbledore sagte nichts. Er lächelte nur zurück.

Und Harry wusste, in diesem Augenblick hatte er ein Stück Welt begriffen – auch wenn das sogar in seinem Kopf schon kitschig klang.

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Währenddessen saß Lucius Malfoy an einem Tisch im zweiten Hauptquartier und lächelte nicht. Er hatte nichts zum Lächeln. Er hatte gerade etwas herausgefunden, was ihn nicht lächeln ließ – mal abgesehen davon, dass Todesser ohnehin nur zynisch lächelten. Sie taten es einfach nicht normal, das war unter ihrer Würde. Aber auch von dem zynischen Lächeln, das so oft seinen Mund umspielte, wenn er Schmerzen zufügte oder tötete, war diesmal keine Spur.

Er hatte Selbstzweifel. Und fast hätte er lachen müssen, weil es so lächerlich war – Lucius Malfoy und Selbstzweifel. Aber auch nur fast. Denn wie schon gesagt, Todesser lachten nicht.

Malfoys hatten keine Selbstzweifel. Ja, Draco Malfoy vielleicht, obwohl Lucius sogar das bezweifelte. Aber Draco Malfoy war auch ein schwarzes Schaf. Er war zu Dumbledore übergelaufen, zu Potter, zu dem Orden des Phönix. Draco Malfoy zählte nicht. Nicht mehr.

Doch Lucius Malfoy fragte sich, ob er gut genug war. Gut genug für ihn, den Herrscher, den König, den Dunklen Lord. Er hatte noch andere Bezeichnungen. Aber das spielte keine Rolle, denn Lucius Malfoy hatte sich immer in Sicherheit gewogen. Immer. Am Anfang nicht, aber das war klar, das war logisch, das musste so sein. Jeder Todesser musste sich erst hocharbeiten und das hatte Lucius gemacht. Er hatte es geschafft, er war in den Inneren Zirkel gekommen, er war sogar so schlau gewesen, nie in Azkaban zu landen. Sicher, er hatte Zweifel gehabt, dass sein Lord noch lebte, damals, als das Goldbaby, namens Harry Potter ihn bezwungen hatte. Doch das war fast 20 Jahre her, er hatte jetzt keine Zweifel mehr an dem größten Dunklen Lord aller Zeiten. Er war ein treuer Todesser. Ein guter Todesser. Er würde sogar so weit gehen, zu sagen, er war der Beste. Und doch – es musste etwas geben, was dem Dunklen Lord missfiel. Denn Lucius Malfoy war zwar im Innersten Zirkel, aber er hatte ja auch nichts davon gewusst, dass der Lord noch ein paar Todesser hatte, von denen niemand etwas wusste. Die den Lord mit seinem Namen anreden durften, ohne von ihm terrorisiert zu werden. Die nicht zum Vorschein traten bei normalen Kämpfen oder solchen banalen Sachen, wie die Winkelgassenzerstörung. Nein, sie waren im Hintergrund, gingen als Tiere durch die Welt, verwandelten sich nur zu den wichtigsten Angelegenheiten und wenn es etwas gab, das der Dunkle Lord wirklich schätzte, dann waren sie es.

Die normalen Todesser wussten nichts von ihnen, sogar Lucius hatte bis dato nichts von ihnen gewusst. Er hatte geglaubt, der Höchste zu sein. Der höchste Todesser, der höchste Diener, der Beste unter den Besten eben. Und er hatte falsch geglaubt.

Er schlug mit einer Faust auf den Tisch, sodass eines der Gläser darauf herunterfiel. Es klirrte, Glas zersprang, Scherben, die ausnahmsweise mal kein Glück brachten, waren auf dem Boden verteilt.

Er war wütend. Wie konnte nur irgendjemand annehmen, dass er, Lucius Malfoy, nicht gut genug dafür war, der Beste zu sein? Wie konnte es nur Bessere geben?

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„Willst du das wirklich, Harry? Wir müssen es nicht tun, du musst es nicht tun. Du kannst dich ihm auch anders zu erkennen geben." Dumbledore klang besorgt. Sehr besorgt.

Willst du das wirklich, Harry?

Wenn er ehrlich war, wusste er es nicht. Wie sollte er auch? Er wusste nicht mit Sicherheit, was passieren würde, wie er selbst damit zurecht kommen würde, ob es wieder so schlimm, wie im fünften Schuljahr kommen könnte. Nein, erinnerte er sich selbst, nein, er beherrschte jetzt Okklumentik. Aber würde das genug sein? Auch damals hatte er es zum Teil beherrscht und trotzdem hatte er geträumt, hatte sich übergeben, hatte Visionen gehabt.

Er seufzte und antwortete: „Ich muss, Albus. Es geht nicht anders und das weißt du. Außerdem – Voldemort wollte mich immer nur zerstören. Immer. Vom Augenblick meiner Geburt an bis zu meinem vorgetäuschten Tod. Und weißt du was? Sogar danach. Sogar in den letzten zwei Jahren hat er mich verfolgt, hat er mir in Albträumen wieder Grausamkeiten angetan. Und ich glaube, langsam muss ich anfangen, ihn zu zerstören. Langsam muss ich anfangen, ihm ebenbürtig zu werden. Und dazu muss unsere Verbindung erhalten sein."

Albus nickte nur. „Ich nehme an, du hast den Ligamentum Scindere benutzt?"

Harry grinste. „Nachforschungen angestellt?", fragte er.

Albus lachte. „Natürlich, was denkst du denn? Also, ich schlage vor, wir bringen es hinter uns. Es ist gleich schon Mittag." Er nickte zu dem großen Fenster, in das die Sonne hell hinein schien.

„Ja", antwortete Harry und stand auf. Es kam ihm vor, wie vor einer Operation, bei der die Chance zum Überleben etwa 30 Prozent beträgt. „Lass es uns hinter uns bringen", sagte er etwas fester. Er wollte es. Er wollte es wirklich. Er musste es.

In Gedanken versunken ließ er eine Art Liege erscheinen. Als Dumbledore ihn fragend ansah, sagte er: „Ich sollte mich vermutlich hinlegen. Vielleicht würde ich sonst... na ja, umkippen." Er grinste schwach. Dumbledore sagte nichts.

Harry kramte einen Zettel aus seiner Hosentasche und faltete ihn auf. Darauf stand der Gegenzauber, fein säuberlich mit etwas krakeliger Handschrift, aber gut zu erkennen. Es war ein komplizierter Zauber und er hatte damals seine ganze Kraft aufwenden müssen, um ihn zu vollbringen. Er war drei Tage bewusstlos gewesen. „Hier", sagte er und reichte den Zettel Dumbledore, „hier steht alles drauf. Du musst... na ja, das weißt du sicher, wenn du Nachforschungen angestellt hast."

Dumbledore nickte bedächtig. „Leg dich jetzt hin, Harry. Und mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut gehen. Und du kannst genügend Okklumentik, um Voldemort aus deinem Geiste auszuschließen. Entspann dich jetzt einfach."

„Das ist leichter gesagt, als getan", murmelte Harry leise, aber tat, wie ihm aufgetragen. Er legte sich auf die Liege und schloss die Augen. Er konzentrierte sich. Es kam einer Meditation gleich, das hatte er irgendwann erkannt. Okklumentik war nichts anderes als Meditation. Die Beherrschung des Geistes.

„Bist du bereit?", hörte er Dumbledore leise fragen. Er nickte nur.

„Dann fange ich jetzt an."

Harry hörte, wie Dumbledore tief Luft holt, bevor er sprach: „Converto Ligamentum Scindere Et Aduno Id."

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Erst passierte nichts und Harry wurde sofort panisch. Wie konnte das sein? Hatte es etwa nicht funktioniert? Hatten sie etwas falsch gemacht? Warum war nichts geschehen? Konnte es vielleicht zu spät sein? Konnte die Verbindung für immer durchbrochen sein?

Doch dann trat der Schmerz ein. Es hatte so lange nicht mehr wehgetan, dass er fast überrascht war, wie sehr es wehtat. Es war nicht wie ein Schnitt in den Finger oder ein harter Schlag auf den Kopf. Nein, es kam von innen, es war an der Grenze zum Unerträglichen, es blendete ihn, es brannte wie Feuer und er wollte schreien, damit es besser wurde, aber er schrie nicht, denn er wusste, es würde nicht besser werden. Stattdessen versuchte er tief ein und aus zu atmen. Der Schmerz war wissend. Nicht, dass der Schmerz selbst irgendetwas wusste, nein, er wusste durch den Schmerz etwas. Er wusste wieder genau, wer er war. Er war wie ein Schlag der Erkenntnis, dieser Schmerz. Harry definierte sich durch ihn, er definierte sich durch den Schmerz, durch Voldemort. Er definierte sich durch den Verlust seiner Eltern, durch die Prophezeiung, durch Voldemort. Er definierte sich durch den Verlust von Sirius, durch die Kämpfe mit Todessern, durch Voldemort. Alles ging auf ihn zurück, auf Voldemort, den er noch nicht einmal fürchten konnte. Manchmal überlegte sich Harry, dass es gut war, wenn die Menschen nur Du-weißt-schon-wer sagten. Wenn sie sich so sehr vor dem Namen fürchteten. Denn es war fast schlimmer, ihn nicht zu fürchten, weil man dadurch den Geschmack der Unsterblichkeit schmeckte und gleichzeitig wusste, dass Unsterblichkeit nicht existierte.

Ihm war schlecht.

„Harry?", ertönte die Stimme von Dumbledore, den Harry schon fast wieder vergessen hatte, „Hat es funktioniert? Ist alles in Ordnung? Siehst du ihn?"

Harry spürte eine besorgte Hand auf seiner Schulter, doch er war unfähig die Augen zu öffnen, unfähig laut zu sprechen. „Ja", flüsterte er, „es hat funktioniert."

Dann begannen kleine Punkte, vor seinem Auge hin und her zu tanzen und noch während er überlegte, ob er nun bewusstlos wurde oder gleich aus Voldemorts Augen sehen würde, wusste er, dass es der Schmerz war, der ihn betäubte.

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Fred schlief, als sein Kopfkissen sich bewegte. Er war Magie gewohnt, auch wenn es ungewöhnliche Magie war, also beunruhigte es ihn nicht weiter. Was ihn erwachen ließ, waren die Geräusche, die das Kissen jetzt von sich gab. Es war eine Art Brummen und auch das alleine erschreckte ihn nicht. Vieles in seinem Zimmer im Fuchsbau konnte brummen, meistens natürlich erst nach einer gründlichen Bearbeitung, aber sie konnten brummen. Doch als das Kissen anfing, seinen Namen auszurufen, da läuteten bei ihm wenigstens so viele Alarmglocken, dass er vor Schreck aufsprang.

Doch dass er bei dem Anblick seines Kissens noch mehr erschrecken würde und sogar noch mehr als noch mehr, nach dem Realisieren der Wahrheit, das hätte er nie geglaubt.

Als er wieder genau wusste, wo er war, was passiert war und wen er für sein Kissen gehalten hatte, musste er sich hinsetzen. Sein Kissen – nein, sein Zwillingsbruder grinste schwach und flüsterte: „Fred."

Er war wach, er konnte sprechen, er würde gesund werden.

Fred dachte nicht. Schon wieder etwas, was er nie für möglich gehalten hätte. Jeder wusste doch – der Mensch dachte immer. Auch wenn er das Gefühl hatte, nicht zu denken, er dachte eben einfach immer.

Und doch, Fred konnte nicht denken. Bei dem Anblick seines lebenden Bruders, des Bruders, der keine erkennbaren Folgen des Cruciatus' erlitten hatte, des Bruders, der nicht so wie die Longbottoms enden würde, des Bruders, den er so sehr liebte, dass es schon fast lächerlich war, bei dessen Anblick konnte er nicht mehr denken. Nur noch weinen. Und aus reinem Reflex die Arme um seinen Zwilling schlingen. Und irgendwie verstanden sie sich auch ohne Worte oder Gedanken.

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Und irgendwo weit weg, in seinen Gemächern, begann der Dunkle Lord zu schreien. Vor Wissen. Vor Wut. Vor Schmerzen und vor Erkenntnis. Vor dem Scheißverdammten Leben.

Harry wusste.

Und Voldemort wusste ebenfalls.

Aber nur einer von beiden lächelte unter Schmerzen.

Tbc.


Danke an: Laser-Jet, HarryHermine, Shoggi, Shila848, Millicent-vs.-Hermione, Quizer, SilverSnake, GefallenerEngel, VeronicaEvans, jdsmile, Daly, Amelie, IAmFallen, Ina Pichler, Zerengeb, Sir Nick, Seijin, Harry Black Potter.

Hoffentlich hat es euch gefallen und ich warte auf Lob und Tadel und Gedichte (haha) oder auch Lieder, Rosen sind nicht schlecht, Pralinen, Zitronentee und am besten noch ein Review ;)

Tschüss,

Mono.tonie