Zu den Reviews:
Shelley:
Jackson hat Ereinion Gil-galad etwas anders dargestellt, als ich mir den vorgestellt
hatte. Hierfür muß man ein bisserl was über die Historie des letzten Hochkönigs wissen...
Ereinion Gil-galad ist in einem Alter gekrönt worden, als
andere Elbenkinder vermutlich grade mal vom Topf runter sind - 65 Jahre alt (Tolkien schreibt, das
Elben mit 100 erwachsen sind!) war er damals.
Zum Zeitpunkt der letzten Allianz, also seines Todes, war er grade mal 3.491 Jahre alt; das ist in
etwa das Alter, was man auch Legolas zum Zeitpunkt des Ringkrieges zuschreibt (obwohl dessen Alter
niemals erwähnt wird...) - also ziemlich jung.
Zum Vergleich: Arwen war zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit mit Aragorn 3200 Jahre alt - und die
hat noch Menschenblut in sich; wirkt also älter. - Schande über mich! EDIT!
Shelley war so lieb, mich drauf aufmerksam zu machen, daß mein Hirn nicht richtig funktioniert,
wenn ich rechne ;-) Arwen ist NICHT 3200, sondern "lediglich" 2778 Jahre alt, als sie
Aragorn heiratet. (Was zum Teufel hat mich mit 3200 geritten? Danke Shelley!)
Jackson hat Gil-galad im Film aber von Marc Ferguson darstellen lassen. Nix gegen Herrn Ferguson,
aber er sieht nicht jung genug aus für Gil-galad.
Außerdem hat der Hochkönig - dessen Haarfarbe übrigens nirgends beschrieben wird - rein genetisch
von seinen Vorfahren (deren Haarfarbe wiederum teilweise sehr detailliert beschrieben wird!) eine
75-Chance auf flammendrotes Haar.
Jaaa, das ist mein Ereinion ;-)
Diese Story ist auch mein Medium zur Vermittlung von ein bißchen Geschichte bezüglich des
Hochkönigs.
Tolka:
Naja, die Rolling Stones würde ich vielleicht nicht als Vergleich heranziehen. Zu viele Skandale;
mit denen kann Gil-galad (glücklicherweise) nicht aufwarten ;-)
Anmerkung:
Ich weiß, es braucht lange, diese Geschichte zu schreiben.
Der Grund ist der, daß ich scheiße-viel Respekt vor Gil-galad habe und mir wirklich Mühe gebe,
respektvoll über ihn zu schreiben, was nicht einfach ist, wenn man (für diese Story) beachtet, daß
er ja nicht mal "meine" Sprache beherrscht und teilweise etwas andere Ansichten vertritt als ich,
wodurch ich nicht so argumentieren kann, wie ich es sonst in anderen Geschichten immer tue.
Anmerkungen und Gedanken zu meiner Schreiberei sowie Links zu (meiner Meinung nach) interessanten
Fanfictions findet ihr übrigens auch in meinem Weblog; den Link findet ihr in meinem Profil, wenn
ihr oben auf meinen Namen klickt.
Kapitel 2
Zu dieser Zeit lernte ich gerade Englisch, was ein Glück war. Natürlich sprach Ereinion auch kein Englisch - und ich weder Westron, noch Sindarin, noch Quenya, was seine Sprachen waren, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte. Aber das Lehrbuch der ersten Englischklasse war mit all seinen Abbildungen ausgesprochen hilfreich.
Dennoch dauerte es fast ein Jahr, bis unsere Gespräche von 'zeigen auf - Name sagen' langsam zu
etwas wurden, was man tatsächlich 'Unterhaltung' nennen konnte.
Ein weiteres Jahr ging ins Land, bis ich es wagte, das ganze 'Konversation' zu nennen, die mehr oder
weniger darin bestand, daß wir uns gegenseitig mit kurzen Sätzen der jeweils anderen Sprache
verständigten und ihm das nächste Englischbuch in die Hand drückte.
Mittlerweile war mir klar geworden, daß der seltsame Mann keine Elfe war. Er war irgendetwas anderes; aber was, das konnte ich so nicht sagen. Und immer war er so seltsam traurig. Eines Tages, ich mochte so etwa vierzehn Jahre alt gewesen sein, wagte ich endlich, ein paar Fragen zu stellen; aber nicht etwa aus heiterem Himmel.
Als ich zur üblichen Zeit zu unserem Treffpunkt am Fluß kam, war er nicht da. Das war schon vorher einige Male passiert; und meist kam er dann nicht; nur, um ein paar Tage später wieder aufzutauchen.
Als ich mich schon enttäuscht zum Gehen umwenden wollte, brach er auf einmal auf der anderen Uferseite, von wo er immer kam, aus den Büschen. Er hielt sich den rechten Oberarm; sah gehetzt aus.
Durch das seichte Wasser lief ich zu ihm.
"Ereinion, was ist los?" Entsetzt beobachtete ich, daß Blut zwischen seinen Fingern hervorsickerte. "Du - du bist verletzt?" stotterte ich entsetzt.
Seine blauen Augen starrten mich an wie die eines verwundeten Tieres. Er war zu verwirrt, um mich zu verstehen. Seine Sprache konnte ich nicht so gut wie er meine, aber ich versuchte es einfach. " In'haru ech?"
Er nickte. Verstört beobachtete ich, wie Tränen aus den Winkeln seiner Augen schossen.
"Folgt dir jemand?"
Die roten Haare flogen hin und her, als er den Kopf schüttelte.
"Komm mit mir; bei mir zuhause ist heute niemand," sagte ich und lief vor. Er blieb stehen. "Nun komm! Wir müssen uns um deine Verletzung kümmern!"
Er folgte mir nach hause. Ich konnte es kaum fassen. Auch, wenn mir nicht genau klar war, was er eigentlich war, so wußte ich schon, daß er kein Mensch war.
Wir kamen am Haus an; wie erwartet war wirklich niemand da. Meine Eltern, die durch ihre beruflichen Verpflichtungen als Chirurgen sowieso immer auswärts waren, vermißte ich selten; aber an diesem Tag, der irgendein Feiertag war, war auch kein Personal anwesend. Naja, ich war ja alt genug, um auch mal allein zu bleiben.
Ich brachte ihn in die sehr große Küche. "Havo dad," forderte ich ihn zum sitzen auf, während ich im Schrank nach einem der zahllosen Verbandskästen im Haus herumkramte.
Wieder am Tisch angekommen, klappte ich den Kasten auf und holte die Schere heraus. Blaue Augen starrten entsetzt auf das Instrument. "Keine Angst," versuchte ich ihn zu beruhigen, "ich will nur diesen Ärmel da aufschneiden."
Nachdem ich dies getan hatte, überfiel mich die Übelkeit. Ein tiefer Schnitt ging quer durch den Oberarm. Ich kramte in dem Erste-Hilfe-Kasten herum, suchte nach dem Desinfektionsmittel und nebenbei in meinem Gehirn nach den Anweisungen meines Vaters für einen solchen Fall.
"Das wird weh tun," sagte ich, als ich mit dem getränkten Tuch kurz vor seinem Arm stand. Ich beobachtete, wie er mit der anderen Hand an die Tischplatte griff und sich die Knöchel weiß verfärbten. Er hat Angst, dachte ich, es geht aber nicht anders.
Ich bemerkte, wie er unter der Berührung des Tuches kurz zusammenzuckte. "Wie ist das passiert?" meinte ich ruhig, um ihn abzulenken.
"Training," stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Training? Was ist das für ein Training?" meinte ich entsetzt.
"Magol" war seine Antwort, die ich nicht verstand.
"Was?"
Mit dem freien Arm machte er schwingende Bewegungen. Ich begriff nicht, zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf.
Sein Blick ging suchend durch den Raum, bis er am Messerblock hängen blieb, auf den er deutete. Dann machte er eine ausholende Bewegung, um Größe darzustellen, und wiederholte mit schwingenden Bewegungen "Magol."
"Ein... Schwert?" rief ich erstaunt aus. "Um Himmels Willen, Ereinion! Wo wird denn derartig mit Schwertern trainiert?"
"Bei zuhause," antwortete er und zuckte wieder unter dem Tuch mit dem Desinfektionsmittel zusammen.
"Wir sollten mal darüber reden, was dein zuhause eigentlich ist, Ereinion," meinte ich kopfschüttelnd. "Wer bringt dich dazu, so was zu machen? Dein Vater?"
Traurig schüttelte er den Kopf. "Vater lange tot."
"O Gott, es tut mir leid."
"Mir nicht. War gute Sache, wofür er gestorben ist."
Meine Brauen schossen hoch, mein Blick wurde ungläubig. "Aber wie kann es denn gut sein, wenn der eigene Vater stirbt?"
"War gegen Feinde. Hat viele Leben damit gerettet."
"Und wie alt warst du, als er starb?"
Ich beobachtete, wie er überlegte. Nanu? Warum muß man denn da so lange...
"Zwanzig und sechs", kam die Antwort.
"Sechsundzwanzig?" hakte ich nach. Er sah gar nicht so sehr viel älter aus. "Ähm - Ereinion - das ist sicherlich keine höfliche Frage - aber - du mußtest so lange überlegen - wie alt bist du eigentlich?"
Ich war auf eine Menge vorbereitet, aber nicht auf das, was kam.
"Tausendfünfhundertachtundsechzig," kam es sehr langsam.
Das Tuch fiel zu Boden; ich starrte ihn an.
"Du meinst... 1568 JAHRE?"
"Ja."
"Du machst Witze?"
Sein Gesicht blieb ausdruckslos. "Nein."
Verwirrt kramte ich in den Mullbinden herum, suchte eine heraus und öffnete sie. "Du meinst, du bist über tausend Jahre alt?"
"Sagte ich schon."
"Ich bin vierzehn," versuchte ich einzuwerfen, "und du siehst nicht so alt aus!"
"Du bist Mensch. Ich nicht."
Da war es wieder, das alte Argument. Ich verband den Arm. Als ich dies zu meiner eigenen Zufriedenheit getan hatte, brauchte ich erst mal was zu trinken. Ich holte die Glasflasche Cola aus dem Kühlschrank und zwei Gläser, stellte diese auf den Tisch und goß ein.
Mißtrauisch beobachtete er das schäumende Getränk. "Was das?"
"Cola," meinte ich und ging zum Radio hinüber, um es anzustellen. Ah, Eternal Flame, das neue von den Bangles.
Er starrte das Radio an. "Was das?"
"Musik," versuchte ich zu erklären.
"Bei uns Musik anders. Leute singen ohne Lärm im Hintergrund."
Gegen das Radio begann er, mit schöner Stimme in einer mir komplett fremden Sprache zu singen. Er
brauchte nicht sehr lange, bis das Lied beendet war. "Mehr kenne ich nicht."
"Das war sehr schön, was ist das?"
"Hat mir Freund beigebracht. Ist einziger außer mir, der Lied kennt. Heißt 'Noldolantë'. Ist sehr trauriges Lied."
Das Radio spielte mittlerweile 'Like a prayer'.
"Wie heißt dein Freund?" fragte ich, weil mir nichts anderes einfiel.
"Elrond. Ist halb Mensch, halb was ich bin." Er nippte an der Cola. "Das ist nicht schlecht."
"Halb Mensch? So was gibt es auch bei euch? Bringst du ihn mal mit?"
"Vielleicht." Er schaute aus dem Fenster. "Sonne steht tief. Muß langsam gehen." Er erhob sich, verbeugte sich. "Danke für Hilfe, Sarah. Hätte nicht unbedingt gebraucht, aber danke, daß ich ab und zu hier sein kann. Macht, daß ich manchmal Sorgen vergesse. Tut gut."
Ich brachte ihn zur Tür.
"Und was hast du für Sorgen?"
Sein Gesicht schien von einem dunklen Schatten überzogen zu werden. "Viele Sorgen. Ich bin... i aran... der..." er suchte nach Worten, fand keine, um mir das Wort zu erklären, das ich nicht kannte. "Ich erkläre morgen. Selbe Zeit am Fluß?"
"Klar, Ereinion," antwortete ich und beobachtete, wie er in den Wald lief.
Ein seltsamer Mann, dachte ich. Über tausend Jahre? Aber andererseits... er war kein Mann, kein Mensch. Allein seine Erscheinung und seine Ohren verrieten ihn. Was mochte ein aran wohl sein?
Ich seufzte und spülte die Gläser.
" In'haru ech?" (wörtlich) "Bist verletzt Du?"
"Havo dad." "Setz Dich hin:"
Magol Schwert
wird fortgesetzt...
