Zu den Reviews:
@Shelley: Die Auflösung der T-Shirt-Frage gibt's hier in diesem Kapitel :-)
@Asahi: Jepp, ich komme aus HH. Zwar nicht direkt, aber aus der Nähe davon - links unterhalb, um genau zu sein... Gibt's hier noch mehr aus der Gegend? Vielleicht sollte man einen Hamburger Fanfiction-Stammtisch aufbauen?
@ Ivy_Burrows: Jepp, das muß recht cool sein. Cabriofahren ist ja ohnehin schon..., aber dann auch noch mit Elben und Zwerg...?
@ Claudia: Huch, jemand liebt diese Story... *rotwerd*...
@ Demetra: Naja, 'pogen' würde ich mit Gimli auch nicht wollen...
@Lenara: Genau, an Spock habe ich auch gedacht.
@ heitzenedera: Tja, ich hab mich leider nicht getraut, die drei in ein öffentliches Schwimmbad zu schleppen. Zu viel Aufsehen, wenn die jemand erkennt.
@Soso: Sprachprobleme; danke. Habs hier mal versucht, welche anklingen zu lassen.
~*~*~*~
Während wir fahren, überlege ich, daß wir eigentlich auch gleich was zu essen holen könnten. Wir stoppen also am nächsten Supermarkt und ich schließe die Herrschaften nonchalant im geschlossenen Cabrio ein, bevor ich mich auf einen schnellen Run durch die Regale begebe.
Das letzte, was ich brauchen kann, denke ich, sind zwei Elben und ein Zwerg, die in einem Supermarkt aus welchem Grunde auch immer Aufsehen erregen.
Denn so lustig die drei sind; so spannend es ist, sie um mich zu haben, und so gut ich sie mit Alltagskleidung auch 'getarnt' haben mag - mir ist hundertprozentig klar, daß, wenn irgendjemand die drei sieht und den Film auch nur einmal genauer angesehen hat, sie würden sofort erkannt werden.
Und bei dem Tumult, denke ich, will ich nicht dabei sein.
Ich verlasse den Supermarkt mit drei vollen Tüten plus Getränken - das muß mindestens übers Wochenende reichen. Kurz denke ich darüber nach, dankbar sein zu können, daß nicht einer der Hobbits mit all seinen kleinen Kollegen auf die Idee kam, aus dem Film zu mir zu hopsen - die, so nehme ich an, hätten mir mit Sicherheit die Haare vom Kopf gefressen.
Am Ausgang ist ein Stand mit Sonnenbrillen; das übliche billige Zeugs, was brechen wird, wenn man es einmal zu scharf ansieht - aber ich kann nicht widerstehen und kaufe vier, von denen ich denke, daß sie uns in ungeahnte Matrix-Dimensionen schleudern werden, wenn ich nur fest genug daran glaube.
Kurz bedauere ich, 'Agent Elrond' nicht hier zu haben, denke aber, daß die drei auch so genug Spaß für mich bedeuten.
Wir setzen unsere Fahrt sonnenbebrillt durch Hamburg fort; fahren durch den Hafen und ich lächele, als ich ihre Blicke auf den Schiffen sehe.
"Schau, Haldir," sagt Legolas andächtig, "so viele Schiffe; alle nach Westen!"
Ich muß schrecklich lachen; die zwei sehen mich konsterniert an.
"Die fahren nicht alle nach Westen. Manche fahren nach Norden; andere nach Süden, oder sonst wo hin, was weiß ich."
"Und welche fahren nach Valinor?" meint Haldir hoffnungsvoll.
Ich runzele die Brauen. "Von hier aus? Gar keines. Wir haben kein 'Valinor', Jungs. Wir sind hier auf der Erde, nicht in Mittelerde."
Ich bemerke, daß meine Aussage sie offensichtlich enttäuscht, und versuche, die Stimmung mit etwas Musik zu lockern.
Zu Sid Vicious' Version von 'My way' fahren wir über die Köhlbrandbrücke, und ich genieße ihre bewundernden Blicke über die Aussicht.
"Bei Elbereth," flüstert Haldir, "wer hat dieses Monument erbaut?"
"Brückenbauer," antworte ich trocken.
"Ah," ist seine Antwort; aber ich merke, daß er nicht zufriedengestellt ist. Die unvermeidliche Nachfrage kommt. "Menschliche Brückenbauer?"
"Was sonst? Wir haben hier nichts anderes. Naja, außer vielleicht Daniel Küblböck; der geht aber eher als Kreuzung zwischen Hobbit und Ork durch..."
Endlich haben wir die Fahrt beendet, wir stehen an einem kleinen, versteckten Elbstrand hinter den Obstplantagen des Alten Landes*. In der Entfernung ist der Anleger der Fähre von Grünendeich zu sehen, an dem sich mehrere Menschen tummeln - ein beliebtes Ausflugsziel.
"Die See," jauchzt Legolas.
"Nein, die Elbe," brummele ich und beginne, Decken auf dem Sandboden zu verteilen.
"Hah," triumphiert Haldir, "Ihr habt also doch welche hier! Wo ist sie?"
"Wo haben wir was hier? Wer ist wo?" meine ich irritiert.
"Die Elbe! Wo ist die Maid?" Seine scharfen Augen beginnen, sich suchend umzublicken.
Wieder einmal denke ich, daß ich spätestens in einer Woche sehr grau sein werde und seufze laut.
"Nein, Haldir. Der Fluß hier heißt so. Elbe. Da kann er nix für; da kann ich aber auch nix für."
Wieder ignoriere ich sein Gemaule bezüglich der seltsamen sprachlichen Eigenschaften der Menschen.
Legolas kniet still, wie eine Statue, bei den Bäumen des kleinen Wäldchens hinter uns, und ist gerade dabei, Konversation zu betreiben. Ich versuche, durch reine Beobachtung herauszufinden mit wem, komme aber zu nichts; da Haldir gerade begonnen hat, den Inhalt der Tüten im geöffneten Kofferraum zu untersuchen, Gimli sich interessiert auf die Steinpolder am Ufer ein paar Meter weiter gestürzt hat und somit alle beiden zu weit entfernt sind. Ich gehe also zur Klärung des Mysteriums hinüber zum Prinzen von Düsterwald.
Er sitzt neben einem Busch, streichelt die Blätter und zwitschert leise auf Elbisch vor sich hin. Ich runzele die Stirn. "Was zur Hölle machst du da?" Ich werde mit einem Blick belohnt, der irgendwo zwischen "wütend" und "hochnäsig" liegt. "Ich spreche mit dem Baum, was sonst."
Ah so, du sprichst mit einem Baum, nee, ist schon klar, mache ich sonst auch jeden Tag....
"Oh - ähm - tja - und was sagt er so?"
"Er ist nicht glücklich mit dem Wasser," sagt er und nickt hinüber zum Fluß.
"Hmmm. Ähm - Legolas?"
"Ja?"
"Willst du den ganzen Tag mit dem Wald diskutieren, oder könnte ich dich zum Schwimmen überreden?"
Zarte Augenbrauen werden angehoben. "Da drin?"
"Schon..." sage ich und denke drüber nach, was er wohl gemacht hätte, wenn ich ihn in ein gechlortes, öffentliches Schwimmbad geschleppt hätte. "Himmel, du sollst schwimmen, nicht die Elbe leersaufen!"
Augenbrauen erheben sich in ungeahnte Höhen. "...leersaufen?"
Ich begreife. Er versteht mich nicht, mein Ausdruck ist ihm fremd.
"Du sollst das nicht trinken, du sollst drin baden," erkläre ich freundlich.
Mir war nicht klar, denke ich, daß es möglich wäre, diese Augenbrauen noch höher zu ziehen - aber er schafft es.
"Ich dachte immer, baden solle einen reinigenden Effekt haben?"
Ich gluckse, beuge mich zu ihm hinunter. "Du erinnerst dich daran, daß der Zwerg heute seinen Bart im... im... naja, im Klo...?"
Er lächelt seltsam. "Ja."
"Nun, dem gegenüber hat das da" - ich tippe zum Fluß - "sicherlich eine reinigende Wirkung. Aber ich kann den Zwerg nicht allein ins Wasser kriegen; und davon ab ist es auch warm, und das Wasser ist schön kühl. Also könntest du jetzt einfach den Baum einen Baum sein lassen und den Zwerg zum Schwimmen überreden, bevor er," ein kurzer Blick auf Gimli, der immer noch gierig die Steine des Polders untersucht, hilft mir bei meiner verzweifelten Erklärung, "anfängt, unter der Elbe die Mine von Moria auszubuddeln?"
Sein Lachen klingt hell, angenehm, und sein Gesicht leuchtet. Kurz denke ich, daß ich ihn so immer in Erinnerung behalten möchte, wie er jetzt aussieht - hell und leuchtend, wie ein Stern, in der Mittagssonne von Hamburg.
Dann ist er auch schon weg, und bevor ich darauf hinweisen kann, daß wir eigentlich unsere Sachen ausziehen, bevor wir ins Wasser gehen, wirft er sich in die sanften Uferwellen und ruft nach Gimli. Ich seufze und wende mich der Decke zu, auf der Haldir schon stolz thront.
Er thront, wirklich. Als Legolas im Wasser verschwindet, springt er auf.
"Ich übernehme die erste Wache," sagt er stolz, was mich - wie schon so oft - zu einem Seufzer bringt.
"Haldir, hier brauchen wir keine Wachen, wir sind in unserer Welt. Das hier ist kein Krisengebiet. Komm, reib mir lieber den Rücken ein, und wenn ich dich so ansehe mit deiner hellen Haut, sollte ich das vielleicht bei dir auch tun."
Er ist einen Moment lang enttäuscht, doch einen Augenblick später, als ich gerade dabei bin, mein Trägerkleid achtlos in Richtung Auto zu feuern, habe ich ernsthaft Angst, daß seine Augen eventuell hinausfallen könnten.
Er stottert los. "Äh- ich- du- was- soll denn... das..."
Oh. Der Herr Galadhrim sind irritiert. Ich bin amüsiert.
"Junge, Junge," sage ich, "klapp mal die Kinnlade wieder hoch. Sonne ist zum braun werden da. Das geht nicht mit Trägerkleid, du verstehst?" Ich angele die Flasche aus dem Korb. "Pass auf, ich mach's vor," und beginne an seinem Shirt zu zerren.
"Ihr habt," beginnt er, und japst dabei etwas unnatürlich nach Luft, während er das Shirt abstreift, "seltsame Gebräuche in Eurer Welt, was... Begattungsrituale anbetrifft."
"Haldir-Hasi," säusele ich, "kein Mensch will dich begatten. Hier geht's um Sonnencreme und Sonnenschutz." Versonnen starre ich über seinen Körper und füge insgeheim in Gedanken noch aber wenn Du mich lieb fragen würdest - ich hätte keine Einwände... hinzu.
"Hm," muffelt er. Ich verteile die Creme in meinen Händen und beginne, diesen unglaublichen Rücken damit zu bearbeiten.
Oh du meine Güte! Jeder Mann, jede Frau, sogar jedes Baby wäre auf derartige Haut neidisch.
Es fühlt sich an wie eine seltsame Mischung aus Seide und aalglattem, warmen Plastik; so glatt und weich und auf seltsame Art angenehm.
Ich beschließe insgeheim, 'Elben eincremen' in Zukunft bei meinen liebsten Beschäftigungen aufzuzählen, falls mal irgendjemand auf die Idee kommen sollte, mich danach zu fragen.
Leider bin ich trotz aller angebrachten Gründlichkeit, die selbstverständlich nur aus meiner Angst vor einem bei ihm auftretenden Sonnenbrand an den Tag gelegt wird, viel zu schnell fertig, und nun ist er dran.
Dachte ich noch vor wenigen Sekunden, daß ich Elben eincremen zu meinem Hobby erklären würde, komme ich nun zu der Auffassung, daß von Elben eingecremt werden eigentlich noch viel besser ist. Ich versinke in wild erotischen Phantasien darüber, was diese Hände, neben geschickt Creme zu verteilen, noch so alles anstellen könnten. Und werde von ihm aus meinen Tagträumen gerissen.
"Sage mal, Diana," beginnt er, "das Shirt, was Legolas da trägt..."
Uh-oh. "Ja...?"
"Das heißt aber nicht 'Für Salz'," stellt er fest.
Oha. "Ach nein?"
"Nein. Ich war etwas aufmerksam auf dem Weg hierher, und habe entdeckt, daß diese Worte bei vielen Händlern zu sehen waren. Und die Leute, die dort standen, haben kein Salz davon getragen; noch sahen die Händler so aus, als würden sie welches verkaufen."
Helles Köpfchen, denke ich. "Aha?"
"Ich mutmaße," sinniert er, und ich höre, daß er durch ein Lächeln spricht, "daß dies so etwas ähnliches wie 'niedriger Preis' bedeutet."
"Mmmhmmm," murmele ich.
"So lange er das nicht weiß..." höre ich Haldir flüstern und quittiere diese Aussage der Verschwiegenheit ebenfalls mit "Mmmhmmm."
Aus halb geschlossenen Augen auf dem Bauch liegend beobachte ich, wie Legolas und Gimli aus dem Wasser sprinten. "Nun habe ich für mindestens ein Jahr genug gebadet," muffelt der Zwerg. Ich bezweifele das, denke ich.
Ein Ehepaar mit Kind läuft vorbei, mustert uns seltsam. "Mama", sagt das Kind lautstark beim Anblick des tropfnassen Legolas, der nun irgendwie gar nicht mehr so elegant-elbisch, aber immer noch schön aussieht, "warum ist der Mann denn zu verkaufen?" und zeigt auch noch deutlich aufs Shirt.
Die Mutter zieht das Kind heran, murmelt etwas von "Nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigen; die Familie zieht weiter.
Legolas' Blick geht vom Kind zur Mutter, dann zu seinem Shirt, und plötzlich bemerke ich mit Entsetzen, wie sich eisblaue Augen auf mich richten. "Schade," grinst Haldir und ich springe auf, als ein wütender Elbenprinz mit raschen Schritten auf mich zugelaufen kommt.
Er baut sich vor mir auf. Wäre ich nicht ohnehin schon fast zwei Köpfe kleiner - sein Blick würde mich im Boden versinken lassen. "Du..." knurrt er. Ich versuche zu lächeln. Lächeln hilft immer.
Aber offenbar nicht bei Legolas. Mein Blickwinkel ändert sich in Bruchteilen von Sekunden; plötzlich sehe ich den Boden von - oben? -, und vor meiner Nase befindet sich Legolas' Hinterteil. Ich begreife, daß, aber nicht wie, er mich in einer unglaublichen Geschwindigkeit über seine Schulter geworfen haben muß und mich nun langsam, aber sicher...
"Nein!" kreische ich noch, aber zu spät - ich werde ins Wasser geworfen. Tiefes Wasser, wie ich feststelle, als Wellen über meinem Kopf zusammenschlagen und ich keinen Boden unter den Füßen habe.
Ich versuche, an die Oberfläche zu kommen, aber etwas hält mich an den Schultern unter Wasser. Panisch öffne ich die Augen. Legolas. Ich versuche, ihn wegzustoßen; kratze ihn. Er bleibt ruhig wie ein Fels und macht die universelle 'Nein-nein' Handbewegung mit dem wedelnden Zeigefinger. Ich greife mir an die Kehle und deute nach oben, versuche ihm so klar zu machen, daß Menschen nicht für Unterwasserspielchen geeignet sind. Er läßt mich los, wir driften an die Oberfläche.
Überrascht stelle ich fest, gute zehn Meter vom Ufer entfernt zu sein. "Du kannst mich doch nicht unter Wasser festhalten," japse ich wütend, "dafür bin ich nicht gebaut!"
"Und ich bin nicht dafür 'gebaut', verkauft zu werden," stellt er ruhig fest. Wassertropfen glitzern in den Wimpern über den eisblauen Augen, die mich mit einer seltsamen Mischung aus Ernst, Wut und Lachen betrachten.
"Scheiße, Legolas! Es war ein Scherz, Okay? Hier bei uns werden Scherze so gemacht!"
"Und bei uns," erwidert er mit einer immer noch bemerkenswerten Ruhe, "werden Scherze so gemacht." Er taucht unter, beginnt, an meinem Bein zu ziehen; lässt mir genug Zeit zum einatmen, bevor ich ebenfalls tauchen muß.
Wieder sehe ich ihn durch das trübe Wasser, wie eine geisterhafte Erscheinung; schön und leuchtend; sein Haar wogt in der Strömung, seine Arme ruhen auf meinen Schultern.
Für einen Moment kann ich es kaum begreifen. Sein Gesicht nähert sich, seine Hand fährt zu meinem Nacken, zieht mich heran zu ihm. Für einen kurzen Moment berühren sich unsere Nase, doch dann wird er von mir weggerissen und ich tauche auf.
Haldir grinst uns an der Oberfläche an. "Ihr denkt, ihr könnt allein Spaß haben? Weit gefehlt," lacht er. Von der Seite dümpelt der Zwerg heran.
Haldir, du bist ein Spielverderber, denke ich einem Moment lang und werfe ihm eine Wasserwelle ins Gesicht.
Knappe zehn Sekunden später finde ich mich in einer wilden Wasserschlacht mit zwei Elben und einem Zwerg wieder und bin irgendwie froh, daß Haldir uns unterbrochen hat. Einen Elben zu küssen, denke ich, würde mich paralysieren; ich würde zum Grund sinken und niemals wieder auftauchen.
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~ ...wird fortgesetzt... ~
*Anmerkung: Das 'Alte Land' heißt wirklich so. Kartographisch gesehen befindet es sich links unterhalb von Hamburg, direkt an der Elbe zwischen Hamburg und Stade. Es ist das größte Obstanbaugebiet Deutschlands und ein beliebtes Urlaubsziel.
