Vorwort:

Sorry, daß ich so lange nichts geschrieben habe; aber das reale Leben frißt mich momentan etwas auf. Des weiteren habe ich mich im letzten Kapitel wirklich in eine kleine Falle hineingeritten - ich habe geschrieben, daß jemand an der Tür klingelt, ohne vorher darüber nachzudenken, wer das denn wohl sein könnte. Bis ich eine Idee hatte, hat es ziemlich lange gedauert.
Ich danke meinen fleißigen und tapferen Reviewern für ihre Reviews und ihr Verständnis und für alle lieben Worte, die mich per Mail und so erreichten.
Bezüglich des Mißverständnisses zwischen heitzenedera und mir in den Reviews des letzten Kapitels muß ich hier einfach mal sagen, daß das tatsächlich ein Mißverständnis war, welches wir per Email geklärt haben.
Meine gesammelten Stories - auch solche, die bisher noch nirgends veröffentlicht wurden - sowie meine 3D-Art-Gallerien findet ihr nun auf meiner Webseite; die Adresse steht in meinem Profil.

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Wieder erschallt das etwas penetrante Türklingeln, und immer noch sehen wir uns an.

Ich runzele die Stirn. "Ich glaube, ich gehe mal gucken...," sage ich und tappe mißmutig zur Wohnungstür.

Nach dem Öffnen habe ich etwas Schwierigkeiten, in dem schummrigen Hausflur die beiden Gestalten zu erkennen. Die eine ist klein, etwa einen halben Kopf kleiner als ich und die andere ziemlich groß - so etwa Haldir's Größe, aber wesentlich breiter. Beide tragen dunkle Umhänge mit großen Kapuzen und ich bin versucht, die Tür wieder zuzuwerfen. Zu spät, die kleinere Gestalt hat bereits den Fuß in der Tür.

"Sie sind hier, nicht wahr?" tönt eine weibliche Stimme, die ich irgendwoher kenne.

"Öh... wer?" versuche ich abzulenken.

"Die drei Ausreißer," nuschelt die andere Gestalt mit einer viel zu tiefen Stimme.

Ehe ich es mich versehe, zeigt von hinten über meine Schulter ein Pfeil auf die größere Gestalt. Ein kurzer Seitenblick zeigt mir, daß Legolas mal wieder schneller war.

Die beiden Gestalten seufzen und nehmen die Kapuzen ab. Ich kann nicht anders, als erstaunt auszuatmen und einen Schritt zurück zu tun.

Vor uns stehen zwei Figuren, die ich mir zusammen - Seite an Seite - niemals vorgestellt hätte. Die größere grinst freundlich, und so biege ich mit meiner Hand Legolas' im Anschlag befindlichen Pfeil nach unten. "Äh - kommt doch rein."

Wir sammeln uns im Wohnzimmer; meine drei Helden nehmen gemeinsam auf dem Sofa platz, die Neuankömmlinge werfen sich in die Sessel gegenüber, zwischen denen ich jetzt stehe und erst einmal den Anblick verkraften muß.

"Wie habt ihr uns gefunden?" fragt Gimli.

"Sie nicht, er. Er hat uns gerochen, schätze ich." antwortet Haldir, bevor die beiden antworten können.

Der Uruk grinst breit.

"Äh, wie war noch gleich dein Name? Ich vergess' das immer..." versuche ich selbigen in ein Gespräch zu verwickeln.

"Uglùk", gluckst er, und es klingt eher so, als hätte er sich an etwas Größerem verschluckt.

Seltsam sieht er ja schon aus, wenn er sauber ist, denke ich.
Irgendjemand hat ihm offenbar sogar einigermaßen saubere Rohirrim-Kleidung geliehen, die ihm aber etwas zu klein ist, so daß er in etwa so aussieht, als wäre er aus seiner Kleidung rausgewachsen.
Eine Art Uruk-Hobbit, denke ich, und kann mir ein mentales Grinsen nicht verkneifen.

Zappelnd befreit sich gerade die kleinere Gestalt aus ihrem Mantel, was im Sitzen gar nicht so einfach ist. Als sie fertig ist, kann ich nicht anders. Ich muß ihr Kleid bewundern.
Der Rock und das Futter der Ärmel ist mit Blättern verwebt; der grüne Samt ihres Kleides absichtlich geknittert. Besonders stechen mir die Stickereien an der breiten Passe des Ausschnittes ins Auge, die halb verdeckt sind von ihren langen, blonden Haaren.
Éowyn, denke ich, auf der Leinwand siehst du viel größer aus. Aber dein Kleid ist wirklich hübsch.

"Jetzt mal ernsthaft, wie kommt ihr zwei in meine bescheidene Behausung?"
"Treppen hoch, Knopf drücken." brummt Uglùk.
"Nein, ich meine, wie kamt ihr hierher?"
"Zu Fuß. Pferde hatten Angst vor mir."
"Äh - nein, wie kamt ihr aus dem Kino raus?"
"Springen."

Ich stelle fest, daß er ein mentaler Zwerg ist. Oh nein. Zwerge sind mentale Riesen gegen... lassen wir das.

"Na gut.... ähm, darf ich damit rechnen, in kürzester Zeit weitere Gäste zu bekommen?"
"Keine Ahnung. Erwartest Du jemanden?"

Seufz... Ich beschließe, die Unterhaltung mit Éowyn weiterzuführen.

"Wie?" richte ich meine Frage an sie.
"Der Hauptmann der Elben hat recht," sagt sie, "Uglùk hat sie gerochen."

Super-Spürhund, denke ich, nach drei Tagen noch den Weg vom Kino bis hierher, und das, obwohl wir in einem Taxi saßen...

"Hat euch jemand gesehen?" frage ich, doch eigentlich ist es überflüssig. Sonntag nachmittag, jede Menge Familien unterwegs...

"Die haben alle einen ziemlich großen Bogen um uns gemacht," lächelt Éowyn.

"Hm," murmele ich. So recht stellt mich ihre Aussage nicht zufrieden. "Und was wollt ihr hier jetzt?"

"Wir wollten bitten, daß die drei zurückkommen."

Es ist so still im Raum, daß man eine Stecknadel fallen hören könnte.

"Keine Lust," sagt Haldir irgendwann als erster.
"Nö, echt nicht," fügt Legolas hinzu.
"Es ist bequemer hier," sagt Gimli.

"Aber ohne euch ist der Film langweilig!" sagt Éowyn.
"Er funktioniert nicht ohne euch," brummt der Uruk-Hai.

Das Trio wagt simultanes Kopfschütteln. Ich fühle mich genötigt, auch etwas zu sagen.

"Äh - Jungs - wenn ihr hier bleiben wollt - wie stellt ihr euch das denn so vor?"

Drei Paar fragende Augen blicken in meine Richtung.

"Ja, ich meine, als was wollt ihr arbeiten?"

"Arbeiten?" fragt Legolas gedehnt.
"Ihr braucht doch sicherlich Soldaten?" wirft Haldir ein und erntet von mir eine Lachsalve.
"Haldir, eure Kampfeskunst in allen Ehren, aber ich glaube nicht, daß ihr in einem unserer Kriege auch nur den Bruchteil einer Chance hättet. Das gilt für euch alle drei."

"Ich bin sehr schnell," beschwert sich Legolas.

"Äh - ja schon - nur..." Ich beschließe, daß eine kurze Demonstration von 'Krieg' angebracht ist und latsche zum DVD-Player. Auch wenn die Zeit nicht wirklich stimmt, ich weiß, was ich ihnen zeigen werde. Sie brauchen ja nicht zu wissen, daß dieser Film vor 50 Jahren spielt... und in dem Moment ist ja nur die Anfangssequenz interessant.

Eine halbe Stunde später, der Fernseher ist schon wieder aus, starren alle fünf immer noch auf die mittlerweile schwarze Mattscheibe. Ich packe derweil "Der Soldat James Ryan" wieder weg. "Und, genug gesehen?"

"Au weia," japst Legolas, und sein Gesicht sieht schmerzhaft verzerrt aus.

"Ich glaube nicht, daß diese Rüstung besonders effektiv..." beginnt Gimli, doch nach den Blicken, die ihm daraufhin zugeworfen werden, schweigt er lieber still.

"Das mit dem Soldat hätten wir also erledigt. Was wollt ihr also tun?"

"Öh..." beginnt Legolas.

"Ihr habt es doch gut," beginnt Uglùk, "ihr seid immer die Helden, irgendwie gewinnt ihr immer. Ihr werdet gemocht. Mich mag niemand. Keiner hat mich lieb, ich verliere immer, ich sterbe immer."

Ich bin erstaunt. Ein Uruk-Hai mit Selbstmitleid? Noch erstaunter bin ich ob der Reaktion, die dann erfolgt.

"Doch, wir haben dich alle lieb. Ich hab dich lieb," sagt Éowyn und tappt auf seinen Rücken, "Wir sind alle eine große Familie, ich denke, wir schulden uns alle was und wir sollten uns gegenseitig respektieren."

"Keine 'Orks sind doof'-Prägungen mehr auf den Rüstungen der Rohirrim?" Hoffnung glimmt in Uglùks Augen auf.

"Das würde wohl für den Anfang etwas zu weit gehen...," lacht Éowyn.

"Ich will aber Urlaub," stellt Haldir fest.
"Und Ausgang," fügt Legolas hinzu.
"Eis," bringt Gimli hervor, und seine Freunde starren ihn an, als hätte er das Rad erfunden.

"Wir sollten sehen, was das Kino dazu sagt..." werfe ich vorsichtig ein.

"Ich glaube, die wären schon zufrieden, wenn wir nur noch einmal täglich alle auftreten würden," seufzt Éowyn. "Euch scheint entgangen zu sein, was in den letzten Tagen passierte. So wie ich das mitbekommen habe, drehen die Charaktere der ganzen Welt durch, weil die drei da von der Leinwand gestiegen sind. Alles hängt nur von euch ab; alle anderen werden sich fügen."

"Es ist einen Versuch wert," sagt Gimli.

"Aber bitte erst heute abend oder so," fügt Haldir hinzu.

"Eine gute Idee," bestätige ich "Wir könnten heute abend noch eine kleine Abschiedsparty machen, was haltet ihr davon?"

"Super!" sagt Haldir. "Gibt's Eis?"

"Nein, aber das Dollhouse auf der Reeperbahn...," erwidere ich mit teuflischem Grinsen. "Éowyn und Uglùk - ihr habt heute abend nicht zufällig Zeit...?

*~ wird fortgesetzt ~*