Kapitel 3 - Der Krieg -
Kagome rieb sich die Augen.
Wie ist das möglich? Er hat Tessaiga...und hat sich in einen Dämonen verwandelt? Er ist ja nicht einmal verletzt!
Langsam kehrte das Gefühl in ihren Körper zurück und Kagome konnte sich wieder bewegen. Doch bevor sie nur einen Schritt auf Inuyasha zugehen konnte, war Scarlet schon bei ihm und schlang die Arme um seinen Hals. Er steckte sein Schwert wieder ein schlang einen Arm um ihre Taille. „Ich wusste, du würdest kommen", sagte sie erleichtert.
„Bist du auch in Ordnung?", erkundigte er sich besorgt.
„Ja, mir geht es gut."
Zufrieden wandte er sich nun auch seinen Freunden zu. „Sango, Kagome, ist mit euch alles in Ordnung?"
Kagome war immer noch sprachlos.
Er war ein Dämon...
trotz Tessaiga...
trotz fehlender Wunden...
und er schien bei Verstand zu sein.
Er war keine rasende Killermaschine wie all die Male zuvor.
Ich bin Inuyasha gleichgültig...es ist ihm egal, was mit mir ist...
Er hielt Scarlet im Arm. Der Platz, der ihr eigentlich zustand! Sie fühlte eine tröstende Hand auf ihrer Schulter. „Es tut mir leid, Kagome. Ich hätte es auch nicht geglaubt. Miroku hatte doch recht gehabt."
„Miroku hat davon gewusst?"
„Ich glaube, er hat es vermutet." In diesem Moment stieß Miroku zu ihnen. „Sango, ist mit euch alles in Ordnung?" Er lief zu der Dämonenjägerin und legte eine Hand auf ihre Schulter, seine Augen sahen sie voller Sorge an. „Inuyasha kam rechtzeitig und hat den Dämon vernichtet."
„Er hat sich wieder in einen Dämon verwandelt, wie ich sehe." Missbilligend sah er zu Inuyasha und Scarlet hinüber, die wieder miteinander flüsterten. Und Kagome sah mit steinerner Miene zu. „Miroku, wir hätten es ihr gleich sagen sollen und nicht darauf vertrauen sollen, dass er es ihr sagt."
„Ja, aber jetzt ist es zu spät."
Kagome hatte den Wortwechsel gehört, beschloss aber ihn zu ignorieren und statt dessen von Inuyasha ein paar Antworten einzufordern. Sie näherte sich dem anderen Paar. Inuyasha bemerkte sie zuerst und knurrte sie drohend an. Das war zuviel für sie. „Knurr mich gefälligst nicht an, Hundejunge! Ich verlange eine Erklärung von dir und der da!" Inuyasha hörte auf und lächelte sie selbstgefällig an. „Wie du siehst, habe ich meine Kräfte unter Kontrolle. Wann immer ich es will, kann ich mich in einen Dämon verwandeln und das habe ich alles Scarlet zu verdanken." Er lächelte der Frau in seinen Armen zu. Kagome schnürte dieser Anblick die Kehle zu. Sie sank auf die Knie und vergrub das Gesicht in ihren Händen.
Ich habe ihn verloren! Diese Scarlet hat ihm seinen größten Wunsch erfüllt und ihn stärker gemacht. Kein Wunder, dass er mich nicht mehr liebt. Ich habe ihn davon abgehalten, stärker zu werden. Sie kann ihm mehr geben, als ich es jemals konnte.
„Kagome?" Scarlet war zu ihr gekommen und kniete nun vor nieder. „Es tut mir so leid. Bitte vergib mir, dass ich dir den Mann nehmen muss, den du liebst. Als ich auf der Suche nach ihm war, wusste ich das nicht. Davon war in der Prophezeiung niemals die Rede."
Kagome sah sie aus tränenverschleiernden Augen an. „Reicht es denn nicht, wenn er dir hilft? Musst du ihn mir auch noch wegnehmen?"
„Mein Clan akzeptiert nicht die Hilfe von Fremden. Nur Clanmitgliedern ist es erlaubt, unsere Krieger anzuführen. Deshalb muss Inuyasha mein Gefährte werden."
„Aber warum er? Wenn du von so weit weg herkommst, wie kannst du von ihm wissen? Du bist ein Mensch!" Scarlet antwortete nicht sofort. „Die Sonne geht gleich unter, dann wirst du es verstehen." Wie auf ein Stichwort, begann Scarlet sich auf einmal zu verändern. Ihre Nägel wurden länger, auf ihrer Stirn erschien ein seltsames Symbol, ihre menschlichen Ohren verschwanden...mit offenem Mund beobachteten sie Scarlets Verwandlung von einem Menschen in einen Dämon.
Einen Hundedämon.
Ein weiblicher Hundedämon.
Das war's. Das ist ja noch schlimmer als Kikyou! Sie ist ein Dämon... jetzt wundert mich nichts mehr.
„Du bist ein Hundedämon", rief Sango überrascht aus.
„Sie ist wie ich, ein Halbdämon", korrigierte Inuyasha sie.
Kagome lachte innerlich hysterisch.
„Immer wenn die Sonne untergeht, verwandle ich mich in einen Dämon. Tagsüber bin ich ein Mensch."
„Und...du wurdest nicht von deinem Clan verstoßen?", fragte Sango ungläubig. „Mein Vater ist das Oberhaupt unseres Clans, meine Mutter eine mächtige Druidin. Halblinge wie ich sind in unserer Gegend hoch geschätzt, weil wir die Stärken von beiden Seiten in uns vereinen."
„Ich verstehe, warum Inuyasha dich ohne zu zögern begleiten will", meinte Miroku. „Aber Kagome wird es das Herz brechen. Gibt es keine Möglichkeit, dass er zurückkehren kann, nachdem der Krieg beendet worden ist?"
„Der Krieg dauert schon fast zweihundert Jahre an, ich glaube nicht, dass er so schnell beendet werden wird."
„Mit meinem Tessaiga werden wir die Dämonen schnell erledigen können. Wenn die alle so leicht zu schlagen sind, wie diese kreischende alte Schachtel, wird es kein Problem sein." Inuyasha warf einen Blick zu Kagome, die mit hängendem Kopf etwas abseits stand und von alldem nichts hören wollte. Immer noch in seiner Dämonenform ging er zu ihr. „Es tut mir leid, Kagome. Ich wollte dir nicht weh tun."
„Lass mich in Ruhe."
„Können wir Freunde bleiben?" Er berührte ihren Arm und wurde augenblicklich wieder ein Halbdämon. Kagome schlug seine Hand weg. „Siehst du das? Ich bin deine Schwäche! Was für ein Idiot ich doch gewesen bin!" Erneut legte Inuyasha seine Hand auf ihren Arm, doch dieses Mal schlug Kagome ihm so heftig ins Gesicht, dass er zurücktaumelte. „Fass mich nie wieder an, du dreckiger, kleiner Bastard! Ich verzichte auf deine Freundschaft, die brauche ich nicht! Geh mit Scarlet und komm nie wieder zurück! Ich hasse dich!" Völlig verzweifelt ließ sie ihre Freunde stehen und rannte zum Dorf zurück. Blindlings stolperte sie zum Brunnen und brach weinend davor zusammen.
Sie wollte auf der Stelle sterben.
Es hatte viel Zeit, Geduld und Tränen gebraucht Inuyasha als Freund zu gewinnen und schließlich sein Herz für sie zu öffnen und diese Scarlet kam einfach daher, und Inuyasha verfällt ihr beim ersten Anblick mit Haut und Haaren.
„Ist das ein Zeichen? Sind wir doch nicht füreinander bestimmt? Ich...kann...will das nicht glauben." Erneut wurde sie von einem Weinkrampf gepackt.
„Er ist es nicht wert, dass du um ihn weinst", sagte eine sanfte Stimme zu ihr. Erschrocken zuckte Kagome zusammen, wischte sich schnell die Tränen vom Gesicht und blickte hoch. Vor ihr stand eine wunderschöne junge Frau, mit der schönsten Stimme, die sie jemals gehört hatte. „Wer...wer sind Sie?"
„Ich bin Keira."
Kagome blinzelte. Noch eine Ausländerin und weil ihr nichts besseres einfiel, sagte sie das erste, was ihr durch den Kopf ging: „Das klingt aber nicht japanisch."
„Nein, ich komme aus Europa, aus Irland, um genau zu sein, ebenso wie Scarlet."
„Sind...Sie eine Freundin von ihr?"
Keira lachte herzlich auf. Kagome beruhigte sich beim Klang dieses Lachens wieder. „Oh nein, wir sind Todfeinde. Ihr Clan und unserer bekämpfen sich schon seit über zweithundert Jahren." Dann war Keira eine Freundin! Sie würde es schon dieser Scarlet...Nein, was denke ich da nur? So sehr sie mich auch verletzt hat, wünsche ich ihr doch nicht den Tod!
„Und wieso?"
Keira sah sie nachdenklich an. „Warum? Ich glaube, das weiß niemand mehr so genau."
„Dann sind Sie ein Dämon."
„Nicht in dem Sinne, wie du sie kennst. Ich bin eine Banshee, eine Todesfee. Aber hab keine Angst. Wir töten niemanden, wir können nur den Tod fühlen und kündigen ihn an und begleiten die Seelen ins andere Reich hinüber."
„Aber ihr tötet die Hundedämonen."
„Nein, wir verteidigen uns. Die Hundedämonen haben den Krieg damals angefangen. Wahrscheinlich, weil sie die Menschen beschützen wollten. Sie haben sich schon immer sehr mit ihnen verbunden gefühlt und sahen wohl eine Gefahr in uns. Ich vermute, dass dies der Auslöser für den Krieg war." Sie seufzte traurig. „Inuyasha wird euch alle vernichten", sagte Kagome. „Ich weiß. Deshalb bin ich hier. Du bist die einzige, die ihn aufhalten kann." Dieses Mal musste Kagome lachen. Aber es war ein bitteres Lachen. „Jetzt nicht mehr. Er hört nur noch auf Scarlet. Mich...hat er...vergessen."
„Nein, nicht weinen, Kagome. Du kannst ihn wieder haben, wenn du uns hilfst."
„Und wie soll das gehen?"
„Schließe dich uns an, werde eine von uns."
„Ich soll...ein Dämon werden?"
„Nein, eine Banshee ist kein Dämon. Wir sind Vermittler zwischen dieser Welt und jener Welt und helfen den Seelen aller Lebewesen ihren Frieden zu finden."
„Ich...muss darüber nachdenken."
„Nimm dir Zeit. Wenn du dich entschieden hast, rufe meinen Namen." Keira verschwand ebenso leise, wie sie gekommen war. Kagome legte eine Hand an die Stirn. Der Wunsch, Inuyasha wieder zurückzugewinnen war sehr stark und beinahe wäre sie auf den Vorschlag der Banshee eingegangen.
Inuyasha...wie konntest du nur?
