Kapitel 7

In der Burg der Hundedämonen herrschte Aufregung. Ihr Anführer hatte eine Sitzung einberufen. „So kann es nicht weitergehen! Dieser Krieg zwischen den Hundedämonen und den Banshees muss aufhören!", donnerte Inuyasha. Das empörte Murmeln, das folgte zeigte ihm deutlich, was sie davon hielten. Er hatte auch nichts anderes erwartet. Aber er war ihr Anführer und sie mussten ihm gehorchen, oder nicht? Der letzte Angriff auf die Banshees hatte ihn zur Vernunft gebracht, besser gesagt, Kagomes Anwesenheit. Dass er ihr mitten im Kampf plötzlich gegenüber stand, hatte ihn tief erschüttert. Am liebsten würde er sich das Mädchen schnappen und nach Japan zurückkehren.

Ich werde nicht gegen Kagome kämpfen! Sollen diese Idioten doch zusehen, wie sie ihren Krieg weiterführen.

Er spürte, wie sich eine Hand in seine schob. Fast erwartete er schon in Kagomes zuversichtliches Gesicht zu blicken. „So einfach geht das nicht", flüsterte Scarlet ihm zu. Inuyasha entzog ihr seine Hand. „Wenn du dich da mal nicht irrst. Ich werde nicht gegen Kagome kämpfen."

„Was soll das heißen? Wer hat denn gesagt, dass du gegen sie kämpfen sollst?"

„Sie ist bei ihnen! Kagome ist bei den Banshees!", zischte er. Scarlet sah ihn entgeistert an. „Sie ist ihre Gefangene?"

„Nein, sie ist eine von ihnen! Kagome ist eine Banshee!"

„Bist du sicher?"

„Ich hätte sie beinahe getötet!"

„Inuyasha, es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber wenn sie eine Banshee ist, dann muss sie sterben." Diese Worte genügten, um ihn außer Kontrolle zu bringen. Seine Hand schnellte vor und schloss sich schmerzhaft um ihre Kehle. Verzweifelt versuchte sie sich seinem eisernen Griff zu entziehen, oder hoffte auf Hilfe, doch niemand traute sich den ausgerasteten Halbdämon anzugreifen. Inuyashas Augen verfärbten sich rot und sein mordlüsterner Blick schüchterte nicht nur Scarlet ein. „Ihr lasst eure dreckigen Pfoten von ihr, verstanden? Ich schlitze jeden auf, der es wagt ihr auch nur ein Haar zu krümmen!" Abprubt ließ er ihren Hals wieder los. Scarlet taumelte ein paar Schritte rückwärts und rang nach Atem. „Bedeute ich dir denn gar nichts mehr?"

„Du kennst mich doch gar nicht! Du hattest doch nur Macht über mich, weil du deine Duftstoffe eingesetzt hast. Aber jetzt bin ich endlich wieder bei klarem Verstand und ich werde Kagome kein zweites Mal auf so schäbige Art behandeln!" Scarlet wandte ihren Blick mit Tränen in den Augen ab. „Es tut mir leid. Ich habe nur das getan, was ich für richtig hielt."

Es war still geworden, niemand sagte ein Wort. Inuyasha wandte sich wieder an die Versammlung. „Hört zu, ich kenne Kagome gut genug, um zu wissen, dass sie sich niemals dem Bösen anschließen würde. Deshalb glaube ich nicht, dass die Banshees eure Feinde sind." Scarlet schnaubte abfällig. „Kagome hat ihren Geliebten verloren und die Banshees haben es ausgenutzt. Sie werden ihr ein Angebot gemacht haben, dem sie nicht widerstehen konnte." Inuyasha machte die Unterstellung rasend.

Kagome war nicht schwach! Sie hatten genug gemeinsam durchgestanden, waren vom Bösen versucht und manipuliert worden und stets war es Kagome gewesen, die stark genug war, sich zu wehren und sie alle am Ende zu retten. Warum sollte es jetzt anders sein?

Weil ich sie einfach zurückgelassen habe. Es hat sie tief verletzt, ich konnte es in ihren Augen sehen. So ein Dreck! Sie wird dieses Mal doch nicht wirklich...nein, ich weiß einfach, dass sie stark genug ist.

„Das mag ja für andere zutreffen, aber nicht auf meine Kagome! Sie ist eine mächtige Miko und hat schon viel stärkere Gegner besiegt!" Scarlet lächelte ihn traurig an. „Ich bin beeindruckt, Inuyasha. Deine Liebe zu ihr muss wahrhaft rein und stark sein, dass du sogar jemandem wie mir widerstehen kannst." Er blinzelte erstaunt. Hatte Scarlet es eingesehen? Würde sie die Duftattacken auf seine Nase endlich einstellen? Sie verströmte nach wie vor ihre Pheromone, aber seit dem letzten Kampf, war er wie ernüchtert. Sein menschliches Herz hatte sich schon vor langer Zeit für Kagome entschieden und nichts in der Welt würde ihn dazu bringen gegen seine Frau zu kämpfen. Seine dämonische Hälfte hatte es wohl auch verstanden und machte ihn immun gegen Verführungsversuche von anderen Frauen. Scarlet legte ihm eine Hand auf seine Schulter und sah ihm fest in die Augen. „Verzeih mir, dass ich versucht habe, mich zwischen dir und deiner Gefährtin zu drängen. Mir wurde erst jetzt klar, wie tief eure Verbindung wirklich ist. Niemand in diesem Raum, zweifelt deine Gefühle oder Kagomes Gefühle noch an und deshalb sage ich: Lasst uns zu den Banshees gehen und hören wir uns an, was Kagome zu sagen hat", erklärte Scarlet mit fester Stimme. Sie blickte ihre Leute an und alle nickten zustimmend.

Inuyasha war erleichtert. Dankbar drückte er kurz Scarlets Hand, die noch auf seiner Schulter lag. "Du wirst es nicht bereuen", sagte er leise.

Kurze Zeit später brachen Scarlet und Inuyasha auf, beide in ihrer Hundegestalt. Sie sprachen kein Wort, waren in ihre eigenen Gedanken versunken. Gegen Abend erreichten sie die Grenzen des Banshee Reiches. „Sie werden uns töten, sobald sie uns sehen", bemerkte Scarlet dumpf. „Kagome wird das nicht zulassen."

„Ich werde auf dich hier warten." Dafür war er ihr dankbar. Somit waren seine Chancen größer, lebend wieder da raus zu kommen. „Ich werde mich beeilen."

Als er ihre Burg betrat, rührte sich sein schlechtes Gewissen. Die Spuren des letzten Angriffes waren noch deutlich zu sehen und die Banshees am Boden zerstört. Sie wirkten überhaupt nicht gefährlich und skrupellos, wie die Hundedämonen ihm immer erzählt hatten. Wenn die Banshees ihn erkannt hatten, schien es ihnen egal zu sein. Niemand reagierte auf seine Anwesenheit, was ihn ziemlich bald zur Weißglut brachte.

Verdammt noch mal, ist es ihnen egal, dass ich hier einfach hereinspaziere? Und wo ist Kagome? Sie war doch in dieser Burg! Ich müsste doch längst ihren Geruch aufgenommen haben.

Schließlich reichte es ihm und er schritt auf eine Banshee zu, die niedergeschlagen auf einem umgeworfenen Fass saß. „Hey, Banshee! Sag mir, wo finde ich Kagome?"

„Sie ist nicht mehr hier. Diese Verrätertin hat uns verlassen", antwortete sie niedergeschlagen.

„Was? Wo ist sie hin?" Er kämpfte gegen das Bedürfnis an, dieses Weib am Kragen zu packen und wild zu schütteln. Die Banshee hob ihren Kopf und sah ihn an. „Sie wollte zu dir, Inuyasha."

Er ballte seine Hände zu Fäusten „Lügnerin! Dann wäre sie uns begegnet!"

„Dann hat sie sich wohl verlaufen. Schließlich kennt sie den Weg nicht."

„Ihr habt sie alleine losziehen lassen?"

„Was hätten wir denn sonst tun sollen? Ihr habt so viele von uns getötet und verletzt, dass ich keine von uns entbehren konnte! - Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass sie wirklich auf eigene Faust losziehen würde", gab sie zu. Inuyasha lachte. „Ihr kennt Kagome nicht. Die hat ein Talent entwickelt, sich in Schwierigkeiten zu bringen und normalerweise bin ich es, der sie dann retten muss. Deshalb habe ich sie nie aus den Augen gelassen oder habe auch nur eine Sekunde darauf vertraut, dass sie sich in Sicherheit bringt, wenn ich in Gefahr war! Kagome lässt ihre Freunde nicht im Stich, auch wenn es ihr Leben kosten würde!"

Die Banshee sah ihn mit großen Augen an. „Dann muss eure Liebe stark und rein sein, wenn sie sogar bereit ist, ihr Leben aufs Spiel zu setzen." Inuyasha verdrehte die Augen. „Keh, ihr habt mehr gemeinsam, als ihr denkt. Das gleiche Gesülze hat Scarlet vorhin auch von sich gegeben." Und wenn Kagome ihn jetzt gehört hätte, wäre die Hölle los gewesen. Früher hätte sie ihn sofort mit einem Osuwari - Dauerfeuer bestraft, so dass ihm wieder tagelang der Rücken geschmerzt hätte. Unbewusst sah er sich um, ob sie nicht plötzlich hinter irgendeiner Ecke hervorkommen würde, von wo sie sein Gespräch mit der Banshee belauscht hätte.

Natürlich erschien sie nicht. „Welche Richtung hat sie eingeschlagen?", fragte er, wieder etwas ruhiger geworden.

„Ich habe sie in Richtung Westen gehen sehen."

„Das ist doch die falsche Richtung!"

„Ja, aber es ist für sie sicherer. Dort gibt es keine Dämonen, nur Kobolde."

Dahin war die Gemütsruhe. „Verdammtes Miststück! Du hättest ihr wenigstens sagen können, welche Richtung sie einschlagen muss! "

„Ich habe ihre Gefühle für dich unterschätzt. Niemals hätte ich gedacht, sie würde soetwas gefährliches tun. Aber selbst dann hätte ich sie in die entgegengesetzte Richtung geschickt und nicht direkt zu ihren Feinden!" Diese Banshee stellte seine Geduld auf eine harte Probe.

„Kagome - ist - nicht - mein - Feind! Sie ist meine Gefährtin! Und wenn ihr da draußen etwas passiert ist, dann wirst du das büßen, elendes Weib!"

"Wie kann ich wissen, wie du zu ihr stehst? Du bist der Anführer unserer Feinde, ihr habt vor wenigen Stunden unsere Burg angegegriffen! Erwartest du ernsthaft, dass ich eine meiner Schwestern in ihr Verderben rennen lasse?" Schuldbewusst sah Inuyasha zu Boden. Die Banshee hatte recht, für sie war er ihr Feind.

"Danke", brummelte er und wollte gehen. "Ich werde dich begleiten", sagte sie und stand auf. "Kommt nicht in Frage!"

Wutschnaubend kehrte Inuyasha zu Scarlet zurück.

In Begleitung einer Banshee.

„Wieso ist sie dabei", zischte Scarlet und schien die Banshee mit ihren Blicken aufspießen zu wollen. „Sie kann Kagome schneller aufspüren als wir", erklärte Inuyasha knapp. „Wir sind Hundedämonen, unser Geruchsinn wird mehr als genug sein, um sie aufzuspüren." Keira seufzte. „Das will ich auch gar nicht abstreiten. Aber falls es dir entfallen ist: Banshees haben keinen Geruch! Kagome ist jetzt eine von uns und folglich hat sie keinen Geruch mehr." Das war für Inuyasha neu.

Deshalb hatte er ihren Geruch nicht aufnehmen können!

Ärgerlich packte er Keira am Kragen. „Soll das heißen, ich kann sie nie mehr riechen?"

„Nicht solange sie eine Banshee ist."

„Wenn wir sie gefunden haben, machst du sie wieder zu einem Menschen!"

„Inuyasha, beruhige dich wieder!" Scarlet hatte Mühe ihn von Keira wieder loszueisen. „Beruhigen? Verdammt, Kagome kann sich auf was gefasst machen!" Er ließ Keira los und setzte sich auf den Boden. „Was ist denn daran so schlimm?", fragte die Banshee. Scarlet schnaubte abfällig. „Hast du nicht zugehört? Für uns ist der Geruch wichtig, damit erkennen wir einander. Jedes Lebewesen hat seinen eigenen Geruch, das ist für uns genauso wichtig wie die Stimme oder das Aussehen."

„Es war das erste, was ich von ihr wahrgenommen habe, ihren Geruch", fügte er leise hinzu. Doch dann riß er sich wieder zusammen und stand auf. „Wir haben genug Zeit verloren. Gehen wir."

Als Kagome wieder zu sich kam, war sie allein. Langsam setzte sie sich auf. „Wer waren diese Kerle?" Die Seele des alten Mannes war ebenfalls verschwunden. „Das ist also mit den Seelen passiert. Die Banshees haben gar nichts getan. Ich muss es den Hundedämonen sagen." Langsam stand sie auf und setzte ihren Weg fort. Doch der Kampf war nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Der Kopf tat ihr höllisch weh, der Grund dafür war eine Platzwunde an der Schläfe. Kagome biss die Zähne aufeinander und lief weiter, auch wenn es sehr langsam war. Gegen Mittag legte sie eine Rast ein. Sie setzte sich in das weiche Gras und schloss die Augen. Sie presste ihre rechte Hand mit dem Ring an ihr Herz und wünschte sich Inuyasha herbei.

„Kagomee!"

Sie schlug die Augen auf. War das nicht seine Stimme gewesen? „Der Schlag war wohl etwas heftig gewesen. Er kann unmöglich hier sein." Doch seine Stimme kam immer näher. Kagome stand auf und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie konnte in der Ferne etwas rotes erkennen, dass sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zubewegte.

„Inuyasha?"

Er war es wirklich! Und er war nicht allein. Aber das interessierte sie nicht. Wichtig war nur, dass er nach ihr gesucht hatte! Alle Müdigkeit und Schmerzen vergessend stolperte sie ihm entgegen. Innerhalb weniger Sekunden war er bei ihr. Erleichtert warf Kagome sich an seine Brust und schlang die Arme um seinen Oberkörper. Seine Arme umfingen ihren Körper und hielten sie fest. Als er sie wieder los ließ, brach ein Donnerwetter über sie herein. „Verdammt, Kagome, wie kann man nur so dumm sein! Wieso bist du nicht in Japan geblieben? Hast du so wenig vertrauen zu mir? Törichtes Weib, wie kannst du dich in solche Gefahr bringen? Und zur Hölle noch mal, wieso bist du eine Banshee? Dich kann man auch keinen Augenblick allein lassen!" Im ersten Moment war sie zu geschockt, um zu reagieren. Sein Wutausbruch kam so unerwartet, doch es dauerte nicht lange, bis ihre Wut der seinen ebenbürtig war. „Was glaubst du denn, warum ich das getan habe? Weil ich mir Sorgen gemacht habe, du verdammter Idiot! Wie kann ich denn wissen, ob du zurückkommst, wenn du dich wie ein läufiger Hund verhältst!" Keira und Scarlet beobachteten das Schauspiel verwundert. „Ist das der gleiche Inuyasha, der vorhin voller Lobpreisungen war?", fragte Keira. Scarlet zuckte mit den Schultern. „Er hat Probleme seine Gefühle zu zeigen."

Kagome war so wütend und enttäuscht, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie fühlte plötzlich ihre Kräfte schwinden und schwankte bedrohlich. Inuyasha hob sie kurzerhand auf seinen Arme und presste sie an sich. „Warum bist du so gedankenlos?", flüsterte er in ihre Haare und sie konnte nun die Sorge in seiner Stimme hören. Sie schlang die Arme um seinen Hals. „Ich hatte angst, dass du nicht die Kraft hast, zu mir zurückzukommen."

Er lehnte seine Stirn an ihre und seufzte. „Ich werde langsam zu alt für sowas. Und jetzt erzähle mir, was los ist." Sie bedeutete ihm, sie wieder auf den Boden zu stellen. Er kam der Aufforderung nach und sah sie erwartungsvoll an.

„Inuyasha, dieser Krieg muss sofort aufhören! Die Banshees haben nicht die Seelen der Menschen gestohlen." Jeder hatte mit salbungsvollen Worten gerechnet, einem leidenschaftlichen Plädoyer mit Beweisen und dann kam...sowas. Es herrschte für einige Minuten gespanntes Schweigen.

„Das ist alles? Dafür haben wir uns solche Mühen gemacht? Wer sollte es denn sonst sein?", fuhr Scarlet sie an.

„Es waren kleine, grüne Männchen."

Scarlet und Keira sahen sich an. „Kobolde?", fragte die Banshee erstaunt.

„Aber das ist unmöglich. Die Kobolde haben vor über 500 Jahren einen Vertrag unterschrieben, indem sie auf die Seelen der Menschen verzichten. Du musst dich irren!", widersprach Scarlet.

„Ich weiß, was ich gesehen habe! Sie haben uns angegriffen und die Seele mitgenommen!"

Inuyasha zog scharf seinen Atem ein. „Bist du verletzt?"

„Nur eine kleine Platzwunde an der Schläfe..." Sofort strich er sacht ihre Haare beiseite. „Miese, feige, Bastarde", fluchte er leise.

„Woher sollen wir wissen, dass sie die Wahrheit sagt?"

„Wie oft sollen wir das noch sagen? Wir versklaven die Menschen nicht, sondern bringen sie in die andere Welt hinüber!" Keira und Scarlet begannen heftig zu diskutieren. In der Zwischenzeit versorgte Inuyasha die Wunde an Kagomes Kopf. Wie er richtig vermutete, führte sie ein wenig Verbandszeug mit sich, das zweifelsohne für ihn gedacht war. „Tut mir leid, Inuyasha."

„Vergiss es. Es war nicht so gemeint."

„Danke." Sie lächelte zufrieden.

„Wenn du mir nicht gefolgt wärst, dann würden sich diese Idioten immer noch den Kopf einschlagen."

„Wir müssen die Kobolde aufhalten."

„Ich wusste, du würdest so etwas sagen." Vorsichtig machte er die Wunde sauber und Kagome presste die Augen zusammen, um nicht vor Schmerzen aufzustöhnen. Als er fertig war, entspannte sie sich wieder. „Ich möchte, dass du mit Keira zur Burg zurückkehrst und dort auf mich wartest", sagte er bestimmt.

„Das kannst du vergessen. Ihr braucht meine Hilfe." Und ihn mit dieser Scarlet wieder alleine lassen?

„Du bist verletzt!"

„Das ist doch keine lebensbedrohliche Wunde!" Sie würde mitkommen und wenn er sie zehnmal anbrüllen würde!

„Kagome", grollte Inuyasha und sie konnte ein unterschwelliges Knurren in seiner Kehle hören. Er hoffte, sie damit einzuschüchtern, was aber fehlschlug. Kagome kicherte. Beleidigt wandte er sich ab. Da bekam sie unerwartet Hilfe. „Wieso willst du sie zurücklassen? Es hat doch beim letzten Mal nicht geklappt und du hast selbst gesagt, sie sei eine mächtige Miko. Ich denke, wir können ihre Kräfte gut gebrauchen", sagte Scarlet. Kagome und Inuyasha starrten sie entgeistert an, aus unterschiedlichen Gründen.

„Hat er das wirklich gesagt?"

„Bild dir bloß nichts drauf ein!", schnaubte der Halbdämon und wäre am liebsten sofort im Boden versunken.

„Richtig. Ich dachte, sie lässt ihre Freunde nicht im Stich?", fügte Keira unschuldig hinzu.

„Seid still, alle beide!" Wäre er zuhause, würde er in einer der nächsten Bäume verschwinden, aber die Bäume hier waren für eine Runde schmollen einfach nicht geeignet: entweder waren sie zu klein, die Äste zu dünn, das Laub zu dicht. Sein bedrohliches Knurren schüchterte Keira und Scarlet ein, aber nicht Kagome. „Solange ich deinen Ring trage, wird mir nichts passieren", beschwichtigte sie ihn. Er drehte sich zu ihr herum. „Er hat funktioniert?"

„Er baut eine Schutzbarriere auf, sobald ich in ernsthafte Gefahr bin. Wieso, hast du davon nichts gewusst?"

„Na ja, Totosai war sich nicht...ist doch egal, wenn er dich beschützt, ist's doch gut. Los, wir haben schon zuviel Zeit verloren." Inuyasha und Scarlet verwandelten sich wieder in große Hunde. „Setz dich auf meinen Rücken und halte dich fest", wies Inuyasha seine zukünftige Gefährtin an. Zögernd folgte sie seiner Anweisung und kletterte auf seinen Rücken. Sofort hob er sich in die Luft und sie jagten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit davon. Kagome krallte sich an seinem Fell fest, um nicht herunterzufallen. Sie machte sich ganz klein, presste ihren Körper fest an seinen, vergrub ihr Gesicht in seinem weißen Fell und...fühlte sich seit langer Zeit wieder glücklich.

Mit wahnsinniger Geschwindigkeit hatten sie das Koboldreich innerhalb einer Stunde erreicht. „Lasst mich zuerst mit ihnen sprechen", sagte Scarlet, nachdem sie gelandet waren. „Sie werden wohl kaum sofort alles zugeben", erwiderte Keira spitz. „Es wäre falsch sie ohne Beweise einfach anzugreifen!"

„Wieso nicht? Ihr habt uns auch keine Gelegenheit gegeben, unsere Unschuld zu beweisen." Mit einem ungeduldigen Knurren wandte Scarlet sich ab. „Ich werde in meiner menschlichen Gestalt hinein gehen." Sie nahm ihr Amulett ab und gab es Inuyasha. „Bewahre es für mich auf."

„Das kannst du vergessen, ich werde mitgehen."

Kagome versteifte sich bei seinen Worten. Fing das schon wieder an?

„Nein, Inuyasha. Es ist nicht dein Krieg", erwiderte Scarlet und warf Kagome einen verständnisvollen Blick zu. Sofort fühlte sie sich schuldig.

Scarlet begab sich in Gefahr, da war für persönliche Gefühle kein Platz.

„Ich habe nichts dagegen, wenn er dich begleitet. Es ist wirklich gefährlich, sie hätten mich sicherlich getötet, wenn ich den Ring nicht gehabt hätte."

Scarlet war erleichtert. „Dann folge mir."

„Heh, moment mal! Ich entscheide, ob ich mitgehe, oder nicht!"

„Aber du hast doch schon gesagt, dass du mitgehen willst", sagte Kagome.

„Das war, bevor du etwas gesagt hast."

„Und jetzt willst du nicht mehr?"

„Was?"

„Schon gut, Inuyasha. Ist nicht das erste Mal, dass ich die Kobolde besuche. Sie kennen mich und werden mir nichts tun." Inuyasha sah verwirrt zwischen den Mädchen hin und her. „Zur Hölle mit euch!"

„Inuyasha! Du wirst sie begleiten!", fuhr Kagome ihn an.

Ihm lagen noch einige böse Wörter auf der Zunge, bis ihm eine bessere Idee in den Sinn kam, es diesem verrückten Weiber heimzuzahlen. Er lächelte Kagome an, neigte seinen Kopf zu ihr herunter und küsste sie sanft. „Wenn du mir versprichst, hier auf mich zu warten", flüsterte er in ihr linkes Ohr. Seine Reaktion hatte die gewünschte Wirkung. Kagome sah ihn mit großen Augen an und blieb still. Ihr Blick regte seinen Beschützerinstinkt an und er legte seine Hand auf ihre Wange. „Warte hier auf mich, es dauert nicht lange", sagte er sanft. Dann ließ er sie los und zog mit Scarlet davon.