Kapitel 8

Es ist so schön warm und weich. Ich will nie wieder aufstehen...

Kagome seufzte zufrieden. Ihr Körper war auf weichem Untergrund gebettet...

Seit wann ist Gras so weich?

Dieser Gedanke brachte sie wieder in die Realität zurück. Sie schlug die Augen auf und sah weißes Fell. Ihr Körper war an einen großen, weißbeharrten Körper gebettet...der Körper eines Hundes...eines riesigen Hundes...

„Sesshoumaru?", fragte sie ungläubig. War er ihnen nach Irland gefolgt? Sofort drehte der Hund den Kopf zu ihr und knurrte. „Inuyasha?" Das Grollen verstummte und der Hund leckte über ihr Gesicht. Kagome zuckte zurück. „Iiii, das ist ja eklig, hör auf damit!" Aber so einfach kam sie nicht davon, sein Körper hatte ihren umschlungen und so musste sie seine ‚Begrüßung' über sich ergehen lassen. Er schien sich sogar noch über sie zu amüsieren. Er verwandelte sich wieder in seine normale Gestalt und hielt sie in seinen Armen. Er lachte über ihr Gesicht.

„Mach das nie wieder!"

Seine goldenen Augen funkelten humorvoll. „Aber so begrüßen Hunde diejenigen, die sie lieben." Sie sah ihn finster an. "Aber du bist kein Hund, sondern ein Halbdämon."

Er zog sie näher heran und legte seinen Kopf an ihre Stirn. „Verstehst du keinen Spaß mehr, meine geliebte Gefährtin? Meine Liebe zu dir ist größer als das gesamte Universum! Und ich möchte es dir auf jede erdenkliche Art zeigen." Er presste sie fester an seinen Körper und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Auch wenn ihre Beziehung sehr weit gediehen war, zauberte es eine feine Röte auf ihr Gesicht.

"I..Inuyasha...dafür...haben wir doch jetzt...keine Zeit."

"Sei still, Liebste und laß mich dich so lieben, wie du es verdienst." Kagome wollte erneut protestieren, doch Inuyasha erstickte den Protest mit seinen Lippen. Sie vergaß alles um sich herum und ergab sich. So liebevoll und leidenschaftlich hatte er sie noch nie geküsst, es war einfach ein perfekter Kuss. Als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten, seufzte sie glücklich auf und legte den Kopf an seine Schulter, sicher geborgen in seiner Umarmung.

"Ich möchte dich für immer in meinen Armen halten, meine geliebte Gefährtin. Verlange nicht mehr von mir, dich zu verlassen. Ich bitte dich, lass mich mit dir gehen, in deine Zeit. Dann kannst du deine Ausbildung beenden und danach baue ich uns ein Haus, damit wir eine Familie gründen können. Ich schwöre dir, dass ich dich ewig lieben und immer beschützen werde." Das klang einfach wundervoll.

Zu wundervoll.

In Kagome schrillten sämtliche Alarmglocken auf.

Das war nicht Inuyasha! Geliebte Gefährtin? Schwülstige Liebesbeteuerungen? So sprach er nur in ihren Tagträumen.

Sie befreite sich aus seiner Umarmung, griff nach Pfeil und Bogen, die nicht weit von ihr im Gras gelegen waren und legte auf ihn an. „Wer bist du!", herrschte sie ihn an.

Verwundert sah er sie an. „Erkennst du deinen Geliebten nicht wieder?"

„Ich würde ihn unter tausenden wieder erkennen und du bist es jedenfalls nicht!"

„Wie kommst du nur darauf?" Er streckte die Arme nach ihr aus.

Kagome ließ sich nicht beirren. Aber wie war sie hierher gelangt? Das letzte, woran sie sich erinnerte, waren sie und Keira, die an den Grenzen des Koboldreiches auf Scarlet und Inuyasha gewartet hatten.

Und was ist dann passiert? Wieso fällt es mir schwer, mich daran zu erinnern?

„Wo ist Scarlet?"

„Welche Scarlet?" Das genügte ihr und sie ließ den Pfeil los. Als er ihn traf, zersprang er in tausend Teile und die Umgebung gleich mit dazu.

Was ist das? Es sollte doch nur der Dämon verschwinden und nicht gleich der ganze Wald.

Kagome fühlte sich orientierungslos, doch als sie sich wieder gesammelt hatte, fand sie sich in einem fremden Raum wieder. Ihr erster Gedanke galt Inuyasha. Wie immer, hoffte sie auf seine Hilfe, dass er zu ihrer Rettung eilen würde. Doch sie hatte so ein Gefühl, dass er noch tiefer in der Klemme steckte, als sie.

Nein, dieses Mal muss ich es selber schaffen und das werde ich auch. Ihr Blick fiel wieder auf den Ring. Allein bin ich auch nicht. Er beschützt mich, auch wenn er nicht hier ist.

„Wieso bist du aufgewacht! Das ist unmöglich! Niemand kann sich dem magischen Schlaf entziehen!", schrie eine schrille Stimme. „Wer ist da? Wo bin ich!", rief Kagome zurück. Plötzlich rieselte goldener Staub auf sie nieder, der sie zum Niesen brachte. Plötzlich fühlte sie sich unheimlich müde.

Ich bin auf einmal so müde...Nein, ich darf nicht schlafen! Ich muss Inuyasha finden, diesen bescheuerten Krieg beenden und...das wars auch schon. Verdammt, ich darf nicht schlafen!

Die Müdigkeit fiel auf einmal von ihr ab. „Wo bin ich!", verlangte sie ein weiteres Mal zu wissen. Ein kleines, grün gewandetes Männchen erschien vor ihr und warf ihr böse Blicke zu. „Du bist in Seamus' Reich, dem Reich der Kobolde und du wirst unsere Sklavin sein. Geh wieder schlafen!" Erneut wirbelte der goldene Staub um sie herum, doch dieses Mal beeinflusste er sie nicht. „Kobolde?" Jetzt fiel es ihr wieder ein. Keira und sie waren von ihnen angegriffen worden, eine Stunde nachdem Scarlet und Inuyasha ihr Reich betreten hatten.

„Schlaf endlich, Banshee!"

„Ich bin keine Banshee! Los, bring mich zu deinem König!"

„Wenn du nicht schlafen willst, muss ich dich auf anderem Wege zum Schweigen bringen."

Ein Seil schlang sich um ihren Körper und je mehr Kagome versuchte sich daraus zu befreien, umso enger schnürte es sich um ihren Körper. Sie bekam bald keine Luft mehr und sank ohnmächtig zu Boden.

Kagome kämpfte mit aller Macht gegen die Müdigkeit an. Der Kobold hatte kiloweise den goldenen Staub auf sie niederrieseln lassen, um sie ins Land der Träume zu schicken. Beinahe gelang es ihm, doch der Inuyasha in ihren Tagträumen verhielt sich nun mal nicht, wie der reale Inuyasha, den sie trotz seiner ungehobelten Art dem Traum-Inuyasha vorzog. Außerdem spürte sie, dass ihr Gefährte in Gefahr war und ihre Hilfe brauchte. Dieses Wissen gab ihr genug Kraft, sich gegen die Koboldmagie zu wehren. Sie konzentrierte sich auf ihre reinigenden Kräfte und befreite sich von dem verzauberten Seil, dass ihren Körper gefangen hielt. Der Kobold schnappte erschrocken nach Luft und wollte weglaufen, doch Kagome bekam ihn am Kragen zu fassen und hielt ihn fest. „Wo...sind meine Freunde?"

„Freunde? Welche Freunde? Da ist niemand außer dir." Er brachte ein klägliches Lächeln zustande, was Kagome nur wütender machte und sie ihn schüttelte. „Sag mir wo die Hundedämonen und die Banshee sind!"

„Ich werde gar nichts sagen!"

Was soll ich jetzt machen? Wenn ich wenigstens wie Inuyasha knurren könnte oder Fangzähne hätte...was denke ich da nur? Sie ließ ihn wieder los. Verwundert rieb der Kobold seinen Hals. Kagome kramte in ihrer Rocktasche nach einem Müsliriegel. Sie packte ihn aus und biss genüsslich hinein. „Was...was isst du da?", fragte er. „Och, nichts besonderes. Ich bin nur etwas hungrig. Möchtest du auch etwas?" Sie brach ein kleines Stück ab und hielt es ihm hin. Misstrauisch schnupperte er daran. „Es ist vergiftet!"

„Dann würde ich jeden Moment tot umfallen." Zögernd biss der Kobold hinein und kaute vorsichtig. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. „Ich will mehr! Gib mir das ganze Stück!"

„Du bekommst sogar zwei, wenn du mich zu meinen Freunden bringst."

„Auf diesen Trick falle ich nicht herein. Behalt dein Dings."

„Müsliriegel."

Ungerührt aß sie weiter. Seine Augen wurden immer größer. Plötzlich sprang er auf sie zu und wollte ihr den Riegel aus der Hand reißen. Doch Kagome war schneller und zog die Hand weg. „Gib ihn mir, ich will es haben! Du bist meine Gefangene, gib ihn mir!"

„Du bekommst noch mehr, wenn du mich zu meinen Freunden bringst!"

Der Kobold seufzte. „Okay, folge mir." Der Kobold brachte sie ihn einen anderen Raum, wo Inuyasha auf dem Boden lag und friedlich schlief. Kagome eilte zu ihm. „Inuyasha? Wach auf! Los, du musst dich auch dieser Traumwelt befreien!" Er reagierte nicht. Hier würde auch kein Kuss helfen, das war anders als Midorikos Magie. „Wenn ich bitten darf", der Kobold streckte ihr sein Händchen hin und grinste sie an.

„Weck ihn auf."

„Das kann ich nicht. Wenn er nicht aufwacht, dann gefällt ihm das, wovon er träumt. Er würde lieber die Ewigkeit in einem Traum verbringen, als zurück in die Wirklichkeit zu kommen."

„Wie kann man nur so grausam sein!"

„Grausam? Wenn du das Leben führen kannst, dass du schon immer wolltest? Ohne Probleme? Es ist das Paradies und niemand gibt das freiwillig auf. Bis auf du. Du warst die erste, die jemals aufgewacht ist."

„Ich werde nicht die einzige bleiben!"

Ein unheimliches Kichern ließ Kagome erschauern. Es kam nicht von ihrem Begleiter und auch nicht von Inuyasha. Sie drehte sich um und sah eine große Gestalt in der Tür stehen.

„Du musst Seamus sein", sagte sie. Und ihre Sinne sagten ihr, dass ein Dämon vor ihr stand.