Author's Note: Hier ist sie also - meine erste SS/HG. Ich hoffe, sie gefällt euch. Das erste Chappi läuft vielleicht noch ein bisschen langsam an, aber ich verspreche auch, dass es mit sehr viel mehr Action und v.a. Romance weitergehen wird!
Rating ist erst auf spätere Kapitel bezogen!
Disclaimer: Alle Charaktere sowie das gesamte HP-Universum gehören JKR. Ich habe sie mir zum Spielen ausgeliehen und verdiene auch kein Geld mit ihnen :-)
Kapitel 1 - Diese Leute in meinem Auto
"Nein, nein und nochmals nein!" rief Vernon Dursley und stampfte mit dem Fuß so heftig auf den Boden, dass der gesamte Bahnsteig zu erzittern schien. "Diese ... diese Leute kommen mir nicht ins Haus!"
"Diese Leute", sagte Harry scharf, "sind meine Freunde. Und sie gehen mit mir, wohin es mir passt!"
"Nicht in mein Haus! Ihr könnt gerne zusammen hingehen, wo der Pfeffer wächst. In den Ligusterweg kommt ihr mir jedenfalls nicht!" Seine Gesichtsfarbe hatte inzwischen zu einem hässlichen Tomatenrot gewechselt und Ron fürchtete bereits, er werde jeden Moment platzen, als Hermine sich schließlich genötigt sah, einzugreifen.
Harry hatte noch nie ein besonderes Geschick für Diplomatie besessen, doch nach den Ereignissen des vergangenen Schuljahres lagen seine Nerven völlig blank. Das war auch einer der Gründe, aus denen Hermine und Ron sich dazu entschlossen hatten, den Sommer über bei ihm zu bleiben - er war einfach unberechenbar geworden. Ganz gleich, was geschah, sie mussten in jedem Fall dafür sorgen, dass er bis zu seinem siebzehnten Geburtstag bei den Dursleys blieb. Nur dort war er sicher.
"Mr. Dursley, dürfte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass eine Abmachung zwischen Professor Dumbledore und Ihrer Frau besteht?", sagte sie mit honigsüßer Stimme. "Ich bin mir sicher, dass es Folgen für Ihre Familie haben wird, sollten Sie sich nicht daran halten. Das stimmt doch, oder?" Der letzte Satz war ganz eindeutig für Petunia Dursley bestimmt gewesen, die sich bisher ein wenig abseits gehalten hatte, als wolle sie mit all dem nichts zu tun haben.
"Nun ja, äh", schaltete sie sich nun etwas kleinlaut ein. "Das stimmt wohl. Allerdings," und nun klang ihre Stimme ein wenig fester, "betrifft diese Abmachung einzig und allein Harry. Keine Sekunde lang hieß es, wir müssten einmal Beherbergungsbetrieb für alle seine ... seine seltsamen Freunde spielen."
"Ganz genau!", bekräftigte nun auch Vernon, dessen Gesichtsfarbe nun zu dem altbekannten Schweinchenrosa zurückgekehrt war. "Harry kann bleiben - aber ihr ... ihr ... Ach, verschwindet einfach." Und er machte eine wegweißende Handbewegung.
"Wenn sie nicht bleiben dürfen, dann werde ich auch gehen!", gab Harry trotzig zurück.
"Nein!" Petunias Stimme klang lauter, als sie wohl beabsichtigt hatte, denn schon Augenblicke später sah sie sich peinlich berührt nach allen Seiten um.
"Aber Petunia, Liebes, Reisende soll man nicht aufhalten und ..." In diesem Moment wurde Vernon Dursley durch eine Hand unterbrochen, die die seine enthusiastisch schüttelte.
"Mr. Dursley, ich möchte mich wirklich ganz herzlich dafür bedanken, dass meine Tochter den Sommer bei Ihnen verbringen darf. Ich weiß, wie es ist das ganze Haus voll zu haben und natürlich ist es auch für Ihre Familie ... Oh, verzeihen Sie, ich habe ganz vergessen, mich vorzustellen. Mein Name ist Dr. Granger, erfreut, Sie kennen zu lernen."
"Dr.?", entfuhr es Harrys Onkel, dessen Miene sich mit einem Schlag etwas aufhellte.
"Nun, das äh ... macht die Gewohnheit. Ich bin Zahnarzt, müssen Sie wissen. Ich habe eine Gemeinschaftspraxis zusammen mit meiner Frau."
Hermine lächelte ihrem Vater aufmunternd zu. Er war genau im richtigen Moment aufgetaucht.
"Und Sie sind kein ... keiner von diesen ..." Vernon Dursley sprach nicht weiter, warf jedoch stattdessen einen bezeichnenden Blick auf Ron, dessen durch und durch magische Familie er wohl lebhaft in Erinnerung behalten hatte.
"Aber nein. Nur unsere Tochter ist eine Hexe." Nun war es an Mr. Granger, seiner Tochter zuzulächeln. "Meine Frau und ich, wird sind beide stinknormale Engländer. Langweilige Knochen eben." Während er das sagte lachte er so herzlich, dass sogar Harry nicht umhin kam, die Mundwinkel etwas nach oben zu verziehen. "Da ist es doch verständlich, dass die Kinder lieber mit ihresgleichen zusammen sein wollen, finden Sie nicht auch?"
"Ich äh, also ich ..." Einmal mehr konnte sich das Familienoberhaupt der Dursleys nicht des Gefühls erwehren, er wäre soeben von einer Dampflok überfahren worden und läge nun völlig hilflos auf den Schienen.
"Wie gesagt, wir sind Ihnen sehr dankbar", fuhr Hermines Vater scheinbar unbeeindruckt fort. "Ich würde ja gerne noch ein wenig plaudern, aber die Praxis wartet, Sie verstehen." Damit schüttelte er seinem noch immer völlig perplexen Gesprächspartner die Hand und wandte sich anschließend seiner Tochter zu.
"Du wirst gut auf dich aufpassen, nicht wahr?"
Hermine schlang die Arme um den Hals ihres Vaters. Mit einem Mal fühlte sie, wie sich ein Kloß in ihrem Hals zu bilden begann. Es waren unruhige Zeiten und wer konnte schon wissen - ja, wer konnte wissen, ob sie sich wieder sehen würden?
"Natürlich." Sie versuchte betont fröhlich zu klingen. "Und grüß Mama von mir - ich werde euch heute Abend anrufen."
"Aber nicht mit meinem ...", wollte Vernon gerade eben einwerfen, wurde diesmal jedoch von seiner Frau daran gehindert, die ihm fest in den Oberarm kniff.
Als Mr. Granger gegangen war, standen die Dursleys, Harry, Ron und Hermine mit etwas verdatterten Mienen am Bahnsteig. Keiner schien wirklich zu wissen, wie es weitergehen sollte, bis Petunia Dursley sich nach endlosen Minuten ein Herz nahm und zu ihrem Mann sagte: "Vernon, meinst du nicht, wir sollten langsam gehen? Alle anderen sind schon weg und Duddykins ist ganz alleine zuhause."
"Wir?"
"Ich denke, wir müssen sie wohl mitnehmen. Wer weiß, was diese ... diese Leute sonst mit uns machen werden." Während sie das sagte, sah sie sich nach allen Seiten um, als erwarte sie einen versteckten Zauberer hinter einem Gepäckwagen hervorspringen zu sehen.
Hermine warf einen Seitenblick auf Harrys Onkel, der noch immer reichlich unentschlossen versuchte, seinen Schnurrbart mit der Unterlippe zu berühren. Es war klar gewesen, dass die Dursleys Schwierigkeiten machen würden, diese kaum vorstellbare Unflexibilität erstaunte jedoch sogar die Muggelwelt-erprobte Hermine ein wenig. Harry begann zunehmend nervös zu werden und sie hoffte, dass er nicht im letzten Moment noch alles zunichte machen würde. Ron schien das Gleiche zu denken, denn er hatte soeben seine Hand auf den Arm seines Freundes gelegt, der bereits gefährlich zitterte.
Wiederum war es Petunia, die der angespannten Situation ein Ende bereitete, indem sie einfach davonging und den Jugendlichen (was wohl auch Ron mit einschloss) bedeutete, ihr zu folgen. So nahmen sie also ihr Gepäck und trotteten hinter der auf und ab wippender Hochfrisur von Harrys Tante her.
Ein gefährliches Schnaufen in ihrem Nacken zeigte Hermine, dass auch Mr. Dursley seiner Frau widerwillig hinterher stapfte. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, von ihr Befehle entgegen zu nehmen, denn er murmelte immer wieder Satzfetzen vor sich hin, die nach "Verhext ... jetzt haben sie auch noch meine Frau verhext!" klangen.
Obwohl Dudley glücklicherweise nicht mitgekommen war, um Harry vom Bahnhof abzuholen, passten sie kaum alle zusammen ins Auto. Harry, Ron und Hermine quetschten sich nebeneinander auf die Rückbank, wobei Hermine zu ihrem Leidwesen neben Ron zum Sitzen kam. Die gesamte Bahnfahrt lang hatten sie nur wenig gesprochen, dennoch hatte Ron ihr mehrmals Blicke zugeworfen, die sie erröten ließen. Im letzten Schuljahr war mehr als deutlich geworden, dass sie einander nicht völlig gleichgültig waren, allerdings war sich Hermine nicht sicher, ob ihre Gefühle für den Rotschopf tatsächlich über eine tiefgehende Freundschaft hinausgehen konnten. Natürlich, sie war noch nie verliebt gewesen und konnte von diesem Standpunkt aus gesehen auch nicht sagen, wie es sich anfühlte; vielleicht war es dieses Stechen im Herzen, wenn sie Ron mit einem anderen Mädchen zusammen sah, vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall war es wohl das, was Harry und Ginny füreinander empfanden. Gerne hätte sie mit ihm darüber geredet, doch bisher hatte sich keine Gelegenheit dazu ergeben und sie war sich auch nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Wahrscheinlich nicht. Sie sah ihm an, dass er noch immer viel an sie dachte. Teilweise konnte sie ja verstehen, warum die beiden sich getrennt hatten, dennoch wollte es nicht in ihren Kopf hinein, warum zwei Menschen, die sich augenscheinlich gesucht und gefunden hatten, nicht einfach zusammen sein konnten. Wieder einmal stieg die altbekannte Wut in ihr auf - eine Wut, die sich seit dem vierten Schuljahr immer stärker in ihr manifestiert hatte. Wut auf Voldemort und seine Todesser, die Hogwarts vor wenigen Tagen in einen Ort des Schreckens verwandelt hatten. Wut auf das Ministerium, das so lange nichts unternommen hatte. Wut auf Snape, weil er Dumbledore getötet hatte. Wut auf sich selbst, weil sie es nicht erkannt und nichts dagegen getan hatte. Sie war hilflos - völlig hilflos. Ob sich Harry und Ron ebenfalls so fühlten?
Sie wusste, dass Harry wütend war, aber seine Wut war anderer Natur. Er hatte ein Recht darauf, wütend zu sein. Sie hätte sein Schicksal nicht teilen mögen, nicht um alles in der Welt. Aber sie würde ihn nicht alleine lassen. Wenn sie zugrunde gehen sollten, dann zusammen. Es war ihre Freundschaft, die ihnen allen Kraft und Halt gab. Und mit diesem Gedanken wusste sie, dass sie Rons Drängen oder ihren Gefühlen - was auch immer es war - nicht nachgeben durfte. Ein Krieg war kein Platz für Romanzen. Harry und Ginny hatten das verstanden, dachte Hermine. Zum ersten Mal seit Dumbledores Beerdigung fühlte sie, wie die Tränen wieder in ihr hochstiegen. Sie kämpfte mit aller Kraft dagegen an und als es ihr nicht gelang, wandte sie das Gesicht zum Fenster, damit die anderen sie nicht weinen sahen.
Sie fuhren über die Autobahn in Richtung Little Whinging, ohne dass jemand ein Wort sprach. Als sie knapp die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatten, fuhr Mr. Dursley auf einen Rastplatz, um zu tanken und seinen Mitfahrern die Gelegenheit zu geben, zur Toilette zu gehen.
"Ich steig da nicht aus." Ron schüttelte den Kopf und sah mit deprimiertem Blick aus dem Fenster, an dem unablässig der Regen hinab rann. Vor wenigen Minuten war ein Gewitter losgebrochen und inzwischen schüttete es wie aus Kübeln. Harry sagte gar nichts, machte aber auch keine Anstalten, das Fahrzeug zu verlassen. Lediglich sein Onkel warf sich seine Zeltplanen-große Jacke über den Kopf und marschierte zur Zapfsäule.
Eigentlich hatte auch Hermine keine große Lust auf eine Dusche, allerdings empfand sie das Schweigen im Wagen mittlerweile als so drückend, dass ein kurzer Gang im Regen ihr eine willkommene Alternative zu sein schien. Zudem fühlte sie das starke Bedürfnis, den Kopf einfach unter einen Wasserhahn zu stecken oder - in diesem Fall noch einfacher - gen Himmel zu halten.
"Ich geh kurz zur Toilette, ja?"
Niemand im Wagen nahm Notiz von ihr, lediglich Ron wandte ihr den Kopf zu und nickte, als wolle er andeuten, dass er sie zumindest gehört hatte. So löste Hermine den Sicherheitsgurt, öffnete die Wagentür und sprang heraus. Sofort prasselten die Regentropfen auf sie nieder und schon nach wenigen Metern war sie sich sicher, dass sie völlig durchnässt auf der Toilette ankommen würde. Sie folgte einem am Tankstellenshop angebrachten Hinweisschild, bis sie schließlich vor einer nicht gerade Vertrauen erweckend aussehenden Tür landete.
Die Damentoilette wirkte wie ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert und der von draußen herein getragene Schmutz tat sein Übriges, um den schmuddeligen Eindruck zu vervollständigen. Wenigstens waren genügend Papiertücher im Spender vorhanden und so konnte Hermine zumindest den Hahn abwischen, bevor sie das Wasser aufdrehte. Sie wusch sich kurz das Gesicht (was aufgrund des draußen herrschenden Wetter eine mehr oder weniger nutzlose Aktion war) und lehnte sich anschließend für ein paar Sekunden gegen die Wand, um einfach nur die Augen zu schließen und an nichts zu denken.
Die wenig heimelige Umgebung sowie die draußen wartenden Dursleys trugen nicht unerheblich dazu bei, dass sie ihre unbequeme Position schon bald wieder aufgab und sich für einen erneuten Sprint durch den Regen wappnete. Sie hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als sie eine seltsam vertraute Gestalt an sich vorbeigehen sah. Nein, dachte sie, das konnte doch nicht wirklich ... aber er war ebenso groß, hatte das gleiche, weißblonde Haar. Er musste es einfach sein! Und bevor sie darüber nachdenken konnte, war es ihr auch schon herausgerutscht.
"Malfoy!"
