Cyberrat: Bist du in echt auch so quirlig? Bei solchen Leuten schiel ich immer, weil meine Augen versuchen, ihnen zu folgen und dann irgendwann den Anschluss verlieren ;) Freut mich aber, dass du Spaß hast.

Meta: Das mit den Büchern passiert mir manchmal, wenn es spannend ist mache ich alles mit dem Buch vor der Nase. Wenn du also mal in einer S-Bahn im Rhein-Neckar-Dreieck einer weiblichen Person begegnest, die während der Fahrt in ein Buch vertieft durch die Gänge wankt, weißt du Bescheid.


High nun?

Beim Mittagessen wurde Sandur der Kommissar immer sympathischer. Denn er verdächtigte ebenfalls die Spieler der Quidditchmannschaft.
Was um ihn herum vorging, bekam Sandur gar nicht mit.
Das leise Getuschel und die Blicke, die ungewöhnlich häufig einen kleinen schwarzhaarigen Jungen trafen, waren das Ergebnis einer brodelnden Gerüchteküche.
Jeder wusste, dass jemand ein schreckliches dunkles Ritual abgehalten hatte. Die Anwesenheit des Teufels bei der Ermordung einer Jungfrau war eine bekannte Tatsache und die Älteren flüsterten über diverse finstere sexuelle Praktiken. Aber das taten sie sehr leise, da sie es vorzogen, den jüngeren Schülern einiges nicht erklären zu müssen.
Die Lehrer schenkten den Gerüchten offiziell keinen Glauben, doch innerlich fragten sie sich, ob nicht vielleicht doch etwas dran war.
Nur Dumbledore wirkte gelassen.
Seit er sich das letzte Mal in einem Menschen so geirrt hatte, hatte dieser enorme Schwierigkeiten mit seinen Kollegen bekommen und Sandur schien immer noch nicht darüber hinweg zu sein.
Einen solchen Fehler wollte er nicht noch einmal machen.
Die Schüler hingegen hatten dahingehend keine Hemmungen. Immer öfter fiel ein Name, selbst die Lehrer konnten sich dem nicht entziehen.
„Ich habe soeben erfahren, dass der kleine Snape in dieser Nacht nicht in seinem Bett war.", raunte Flitwick seinen Kollegen zu.
Zustimmendes Nicken.
„Ja, er weiß viel mehr über die dunklen Künste, als ein Siebtklässler."
Sie tuschelten und tratschten.
Nur der Gegenstand der Diskussion saß ruhig da und aß, als wäre alles in bester Ordnung. Vielleicht zitterte seine Hand ein bisschen, als er die Gabel zum Mund führte und vielleicht leuchteten seine Augen ein wenig, wenn ihm ältere Schüler auf die Schulter klopften.
Aber äußerlich wirkte er unnahbar wie immer.
Die Slytherins sahen ihn mit immer mehr Anerkennung an, während die anderen Schüler verachtend und voll Abscheu zu ihm sahen, als die Gerüchte weitere unheimliche Details offenbarten, wie die leidenschaftliche Verschmelzung mit einem wunderschönen Sukkubus.
Gegen dieses Gerücht gab es allerdings hitzigen Widerstand aus den Reihen der Gryffindors, besonders zwei bestimmte Personen warfen ein, dass nicht einmal die Dämonen der Hölle so etwas wie Snape überhaupt anfassen würden.
Sandur klappte sein Buch zu.
Kein normales Buch konnte so laut klappen, es brachte Schüler wie Lehrer zum Verstummen.
Mit strengem Blick sah Sandur die Schüler an.
„Es wird Zeit für die Vorbereitung zum Quidditchspiel.", verkündete er.
Die Spieler Slytherins sprangen sofort auf und auch die der Gryffindors erhoben sich. Sandur hatte Recht, aber sie wollten unbedingt den Eindruck vermeiden, dass sie auf den Hauslehrer Slytherins hörten, also ließen sie sich etwas Zeit.
Alle dunklen Rituale waren vergessen, als sich die ganze Schule auf dem Quidditchfeld versammelte.
Eine Stunde nach dem Essen sahen sie gebannt auf das Spielfeld, das die beiden Mannschaften jetzt betraten.
Keiner konnte sich dazu bringen, dem Gegner freiwillig die Hand zu schütteln. Denn das hieße, den Erzfeind zu berühren. Trotzdem mussten die Teamleiter sich die Hand geben. Lucius Malfoy, der sein letztes Jahr in Hogwarts verbrachte, gab seinem Kollegen bei den Gryffindors herablassend die Hand. Wie eine Diva gestattete er es dem anderen Jungen sie zu berühren. Die anderen nickten einander zu, setzten sich auf ihre Besen und nahmen ihre Stellungen ein.
Sie flogen los, nachdem ihr Schiedsrichter ihnen ein paar der Regeln erklärt hatte, diese Maßnahme war eingeführt worden, als sich während eines Spiel Slytherin und Gryffindor weigerten, den Regeln zu folgen und sich lieber gegenseitig die Schädel eingeschlagen hatten.
Es war ein bisschen wie das Vorlesen der Rechte bei einer Verhaftung. Hinterher konnte keiner sagen, er hätte es nicht gewusst.
Jetzt sausten sie herum und versuchten das Spiel zu gewinnen. Malfoy war der Sucher und reizte den wesentlich jüngeren James Potter, während er den Schnatz suchte.
Sandur sah gelassen zum nahen Wald. Er konnte Quidditch nicht leiden, es war ihm zu hektisch.
Er bedauerte, dass er seinen Krimi zurückgelassen hatte. Das Buch war im Lehrerzimmer sicher verwahrt, denn seine Schüler würden es ihm übel nehmen, wenn sie das Spiel gewannen und er im entscheidenden Augenblick die Nase in einem Buch vergraben hätte.
So gelangweilt, wie er war, achtete er nicht auf den Spielverlauf und deshalb fiel ihm auf, wie einer der Gryffindors sich auf seinem Besen krümmte.
Kein anderer schien etwas zu merken.
Der Junge richtete sich auf und wirkte wie jemand, der trotz großer Schmerzen versuchte, sich auf das Spielen zu konzentrieren. Besorgt sah Sandur zu ihm auf. Er traf einen Entschluss, sprang auf und lief von seinem Platz hinunter auf das Spielfeld.
Die Spieler, unter denen er durch lief, waren sehr erstaunt und guckten ihm nur sprachlos hinterher. Der Junge verlor den Halt.
Er fiel tief, bevor ihn Sandur mit einem Zauberspruch auffing.
Die Spieler flogen näher und Pomfrey rannte auf Sandur zu.
Dieser hatte den Jungen im Arm und sah in ein kreidebleiches, schweißnasses Gesicht.
Mit einem Schmerzlaut krümmte sich der Gryffindor und übergab sich auf Sandurs Robe.
Gerade als Pomfrey ankam, fielen die anderen Spieler Gryffindors nacheinander von ihren Besen und plumpsten in den Sand. Ihnen schien es nicht besser zu gehen, als dem Jungen, der jetzt wimmernd in Sandurs Armen lag und sich in dessen Robe krallte.

Eine Stunde ging es den Spielern nur wenig besser, sie lagen zitternd und voll mit Übelkeits- und Schmerztränken auf den Betten, aber wenigstens spürten sie nichts mehr davon.
Pomfrey hatte eine Lebensmittelvergiftung diagnostiziert, doch dass nur die Spieler des Hauses Gryffindors betroffen waren, sorgte für Misstrauen bei den Schülern. Bis jemand schwarze Magie als Ursache vermutete. Sofort richteten sich die Blicke auf eine kleine dunkle Gestalt, die sich ein silbern-grün gestreiftes Band um die Stirn gebunden hatte und verlegen zu Boden schaute. Die Gerüchte wurden immer fantasievoller, als sich die Schüler daran machten, den unerwartet freien Nachmittag zu verbringen.

Es dauerte schließlich nicht lange, bis sie ihn fanden. Wie so oft saß er in der Bibliothek und las.
Eine wütende Meute Gryffindors stürzte sich auf ihn. Er sprang auf und sah sie panisch an.
Es war ein tobender Mob, der ihn zu lynchen drohte, plötzlich brannte sich ein gelber Blitz in seine Netzhaut und als er wieder sehen konnte, standen die anderen Schüler wie erstarrt herum.
Kein Laut war zu hören.
Nervös sah er sich um.
Hinter einem Regal trat Professor Gramisch hervor, den Zauberstab in der Hand. Er unterrichtete Verteidigung gegen die dunklen Künste und sah Severus jetzt ausgesprochen gierig an.
„Wie ich sehe, hast du Fortschritte gemacht."
Er erntete nur einen verwirrten Blick.
Gramisch seufzte nachsichtig.
„Der dunkle Lord ist sehr zufrieden mit deiner Leistung. Schon jetzt bist du ein exzellenter schwarzer Magier und wenn du erwachsen bist, will er dich in seinen Reihen sehen."
„Aber ich habe nicht…"
„Mich brauchst du nicht zu belügen." Gramisch grinste boshaft. „Ich bin auf deiner Seite. Es wurde wirklich Zeit, dass du den Idioten in den Hintern trittst. Es ist sehr schwer, diesen Zauber zum Wirken zu bringen. Ältere sind bereits gescheitert an Calamitas Unglückszauber. Das zeugt von großem Talent."
Severus sah ihn erstaunt an. Nach einem kurzen besorgten Blick zur reglosen Meute fasste er den Entschluss, dass man einen Magier, der zu so etwas in der Lage war, besser nicht reizte.
„Ich habe tatsächlich Talent.", sagte er arrogant, dabei sah er seinem gegenüber fest in die Augen.
Das schien diesen zu beeindrucken. Er winkte, sie traten etwas zur Seite und er nickte kurz zu den erstarrten Schülern. Die Meute taumelte ein Stück vorwärts, bevor sie merkte, dass ihr Opfer nicht mehr vor ihnen war.
Als die Schüler die Köpfe drehten, sahen sie einen wütenden Lehrer vor sich, der jedem von ihnen zehn Punkte abzog.
Mit hängenden Köpfen und wenig Aussicht auf den Hauspokal verließen sie die Bibliothek, jetzt konnte ihnen vielleicht nicht einmal ein Sieg beim Quidditch helfen.
Gramisch begleitete Severus ein Stück, bis sie auf McGonagall trafen, die ihnen mitteilte, dass der Direktor mit dem Jungen sprechen wolle.
Vor dem Wasserspeier trennten sie sich und Severus sah seinem Lehrer nach, bis dieser um eine Ecke gebogen war.