Das Marmeladenbrot
Nach kurzer Zeit hatte Gimlidie gewohnte Umgebung verlassen und kam in unbewohntes und unerforschtes Gebiet (und das war nicht wenig, wenn man bedenkt, dass Zwerge nicht gerade die leidenschaftlichsten Reisenden sind, abgesehen von den Händlern die die ganzen Edelsteine davon und Nahrung zurückschleppten). Anfangs war dem Ausreißerzwerg noch ein wenig mulmig zu Mute (er war noch nie so weit von seiner Mama weg gewesen), aber dieses erniedrigende Gefühl legte sich bald wieder. Zufrieden kraulte er sich den Bart und zog ein paar Käfer, die sich darin ein neues Quartier einrichten wollten, heraus. "Mmmh! Die schmecken sicher lecker!", grunzte er zufrieden und überführte die Krabbeltiere in seinen Mund. Für ihn war alles was kreuchte und fleuchte ein seltener Leckerbissen, schließlich war er war ein Gourmet. Er aß doch nicht alles was man ihm vorsetzte! Da musste man schon ein bisschen auswählen! Und da seine Mutti etwas gegen lebende Tiere hatte, bekam er zu Hause nur Gekochtes und Gebratenes. Genüsslich kaute er auf den Krabblern herum und wollte gerade einen glückseligen Seufzer ausstoßen, als er die Käfer (oder das was noch von ihnen übrig war) angeekelt ausspuckte. "Uäää! Was seid ihr denn für Stinker? So was grausliges hab ich ja noch nie gegessen und ich hab schon viel probiert (sogar den Fraß von seiner Tante hatte er schon hinuntergewürgt um sie nicht zu beleidigen. Doch seit diesem Tag war er nie wieder zum Mittagessen bei ihr mitgegangen.) Warum müssen in meinem Bart immer ungenießbare Insekten hausen? Meine Kusine hat immer total gute Maden und so Zeugs bei der Hand, aber ich kann nie jemandem einen Snack anbieten! Das ist so gemein!" Frustriert stampfte er mit den Füßen auf den Boden. Das war aber überhaupt keine gute Idee. Durch diese gewaltigen Erschütterungen (Gimlis Stampferchen waren nicht zu unterschätzen!) lösten sich ein paar Felsbrocken aus der nahen Felswand und rollten direkt auf den Unruhestifter zu. Dieser merkte vorläufig noch gar nichts von seinem Pech und ging maulend weiter. Keine Sekunde zu früh! Direkt hinter ihm ging eine wahre Steinlawine über die Straße und verschüttete sie gänzlich. "Haha, du blöder Berg! Voll daneben! Schau her, ich lebe noch! Haha!", brüllte Gimli sarkastisch. Das ließ sich der Berg natürlich nicht gefallen und schmiss einen kleineren Felsbrocken in Richtung Zwerg - und traf Gimli mitten auf sein breites Hinterteil, das trotz der guten Polsterung sehr empfindlich war. Wütend drehte sich der Zwerg um, schickte finstere Blicke in die Richtung aus der der Stein geflogen war und eilte dann wortlos weiter. Innerlich aber kochte er vor Wut.
Nach ein paar Stunden sinnlosem durch-die-Wälder-und-über-Felsen-latschen, gönnte er sich endlich eine erste Rast. Er packte sein Frühstücksbrot, das er sich am Vorabend liebevoll hergerichtete hatte, aus und begann es genüsslich zu verzehren. Plötzlich hörte er ein seltsames Rascheln hinter sich. Bevor er sich aberumdrehen konnte, um nachzusehen was das sein könnte, bemerkte er, wie irgendwas sein Preiselbeermarmeladenbrot aus seiner Hand geklaut hatte und damit abhaute. "He, was soll das? So eine Schweinerei! Na warte! Wer auch immer du bist, wenn ich dich erwische, kannst du was erleben!", schnaubte er wütend. Schnell packte er seine Sachen zusammen und machten sich auf zur Verfolgung diesen dreisten Diebes. Was konnte das nur gewesen sein? Ein Tier? Ein anderer Zwerg? Ein Mensch? Er wusste es nicht. Aber es war ihm eigentlich auch egal. Irgendwas hatte sein Brot geklaut und zwar mit der Marmelade seiner Mutti drauf! Er liebte die Preiselbeermarmelade seiner Mutti und nichts und niemand durfte sie ihm wegessen. (wegen diesem besonderen Brotaufstrich hatte er schon einige Auseinadersetzungen mit seinem Vater gehabt, die aber alle unblutig geendet hatten). Ohne weiter darüber nachzugrübeln stürzte er sich ins Dickicht der angrenzenden Wälder und versuchte den Übeltäter zu erwischen. Seine Zwergenstampferchen mähten dabei leider einige schöne und seltene Pflanzen um, aber das kümmerte den Hungrigen wenig. Was war schon albernes Grünzeug gegen ein Preiselbeermarmeladenbrot seiner Mutter! Oh wie er es hasste mit halbleerem Magen irgendwas unternehmen zu müssen! Er war ein Zwerg und Zwerge mussten nun mal ordentlich frühstücken, sonst waren sie den ganzen Tag über zu nichts zu gebrauchen und dauergrantig (Gimli hatte zwar den Ruf, dass er das sowieso immer sei, aber das sagte ihm natürlich keiner laut ins Gesicht).Wütend murmelte er vor sich hin und bog einige Zweige zur Seite, damit er besser durch das Dickicht stürmen konnte. Leider gefiel das dem Grünzeug gar nicht und es ließ sich elegant zurückfedern - mitten in Gimlis Gesicht. "Aua, zum Sauron noch mal! Warum hasst mich diese Welt? Mein Abenteuertrip fängt ja schon gut an! Ich kann mich doch mit einem zerkratzten Gesicht nirgends sehen lassen! So ein Mist! Geh zur Seite, verdammt noch mal!" Die letzten Worte waren an einen jungen Baum gerichtet, der mitten in des Rotbehaarten Weges stand. "Selber Schuld! Wenn du nicht auf die Seite gehst, dann geh ich auch nicht!", knurrte Gimli wütend und rannte einfach geradeaus weiter - direkt auf das unschuldige Bäumchen zu. Es sah nicht wirklich kräftig aus. Das konnte er sicher ohne weiteres umrennen, ohne Schaden daran zu nehmen. Der Zwerg behielt also Kurs auf die Jungpflanze und - kam ohne Probleme darüber hinweg. Verwundert über diesen unerwarteten Erfolg (er hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet, da an diesem Tag bis jetzt alles schief gegangen war) drehte er sich um und sah zurück. Da stand es. Das kleine, unschuldige Bäumchen hatte sich unversehrt wieder aufgerichtete und wartete, bis der nächste Wahnsinnige auf es zustürmen würde. Den würde es dann schon aufhalten! Dieser Dicke da war für den Anfang doch ein bisschen zu viel gewesen! Die Lokomotive unter den Zwergen hatte bei dieser Betrachtung des Feindes aber leider vergessen stehen zu bleiben und achtete daher nicht auf den Weg. Und genau das wurde ihm zum Verhängnis...
A/N: das war's für heute! doch heute ist nicht alle tage! ich komm wieder, keine frage!
