Und ein weiterer Oneshot für euch

Hoffe, euch gefällt es. Hat ein "überraschendes" Ende

Eure

LadyEvelyn

P.S.: CasanovINA hat ein neues Cap! (Geheimtipp)


Es war schon ziemlich spät, etwas über Mitternacht hinaus. Der Flur im zweiten Stockwerk war verlassen. Die paar Fackeln, die an den Wänden angebracht waren, spendeten schon lange kein Licht mehr. Nur die großen Fenster, welche dem See zugewandt waren, ließen das geheimnisvolle Mondlicht in den Gang scheinen.

„Also Rotschopf", hörte man die gelangweilte Stimme der aus dem Schatten tretenden Gestalt, „Was wolltest du mit mir besprechen?"

„Weißt du", sagte das auf dem Fensterbrett sitzende Mädchen verträumt, „Eigentlich wollte ich dich jagen."

„Du willst mich jagen?", stieß die Gestalt, welche jetzt gegenüber dem Fenster an der Wand lehnte, hervor.

„Ja."

„Hat das einen bestimmten Grund oder entwickelst du jetzt ein neues Hobby?"

Das Mädchen lachte tonlos auf. Ein Bein hatte sie angewinkelt, ihren Elleboden auf ihr Knie gestützt. Mit der Hand griff sie in ihre hohen Stiefel und zog ein im Mondlicht weiß glänzendes Messer hervor.

Fasziniert musterte sie es.

„Brach man dafür wirklich einen bestimmten Grund?"

„Normalerweise schon."

„Weißt du", sagte sie gedehnt, und stieg von dem Vorsprung herunter. Ihre Haare fielen ihr tief ins Gesicht und ließen nur den Blick auf ihr amüsiertes Grinsen frei.

„Ich habe mir lange überlegt, was ich von dir halten soll."

Die Gestalt entschränkte die Arme und wartete angespannt.

„Und bin zu dem Schluss gekommen", sprach sie leise weiter, und ging langsam auf ihn zu.

Mit ihrer freien Hand griff sie nach dem Kragen seines Hemdes und riss grob daran.

„Hey, nun mal langsam", entgegnete er etwas unsicherer als er zugeben wollte.

„Hast du etwa Angst?", flüsterte sie bedrohlich leise und lachte dann höhnisch.

Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu und zog ihm das Hemd, von dem die obersten beiden Knöpfe abgesprungen waren, über die rechte Schulter.

„Auf jeden Fall bin ich zu dem Schluss gekommen", griff sie ihr eigentliches Thema wieder auf, während sie ihre Hand mit dem Messer hob und an seine Halsbeuge führte, „Dass es sich lohnen würde, dich zu jagen."

Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, als er das kalte Metall auf seiner Haut spürte.

Unfähig sich zu bewegen starrte er auf das etwas kleinere Mädchen, das ihn durch einige Harrsträhnen durch sadistisch lächelnd musterte.

„Und außerdem", fügte sie nach einer Pause hinzu, wendete ihren Blick von seinen geweiteten Augen ab und sah lüsternd, wie das Messer durch seine Haut fuhr, „Wollte ich schon immer mal dein unglaublich reines Blut schmecken."

Ein dumpfer, halb unterdrückter Laut entfuhr ihm, als er spürte, wie das Messer sich einige Zentimeter in sein Fleisch bohrte. Dann wurde es ruckartig wieder herausgezogen, und der Schmerz lockte ihm einen spitzen Schrei hervor.

Sein Atem ging rasselnd, und er versuchte krampfhaft, sich zu beruhigen. Doch als er sich ihr wieder zuwandte, stockte er.

Sie leckte sich hungrig über die Lippen, mit ihrem Blick die Stelle fixiert, aus der jetzt unaufhaltsam Blut strömte.

Dann, ganz plötzlich, zog sie ihn zu sich heran und biss ihn gierig in das frisch zerschnittene Fleisch.

Ein weiterer Schrei drang an seine Ohren, sein eigener, doch er hörte sich fremd an. Heftig atmend lehnte er an der kalten Wand, froh, einen Halt zu haben. Der stechende Schmerz in seiner rechten Schulter lähmte seine Gedanken und er presste seine Augen zusammen, um zu verhindern, dass sein Blick zu ihr wanderte.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er geschockt bemerkte, wie sie anfing, an seiner Wunde zu saugen. Sein Körper verspannte sich und er konnte förmlich spüren, wie sein gesamtes Blut zu seiner Schulter gesogen wurde.

Er fühlte sich immer schwächer, sein Verstand war schon lange vernebelt und er konnten keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen.

Dann, ganz plötzlich, löste sie sich von ihm und schmiss den Kopf in den Nacken.

„Guter Jahrgang", flüsterte sie atemlos, senkte langsam den Kopf wieder und musterte ihn unregelmäßig atmend.

„Was… was bist du?", keuchte er, und legte seine linke Hand über seine Wunde, aus der immer noch Blut strömte.

Sie sah langsam zu ihm auf; Einige Haarsträhnen fielen ihr wieder ins Gesicht, ihre Augen glänzten und ihr unheimliches Lächeln entblößte zwei spitze Eckzähne.

„Ich bin dein schlimmster Alptraum!"

„AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!"

Draco schreckte auf und saß augenblicklich kerzengrade in seinem Bett.

Sein Atem ging rasselnd, und er sah sich panisch um.

Er war allein, das hier war sein Zimmer, das von dem spärlichen Licht einiger Kerzen erhellt wurde.

„Oh Gott, scheiße. Ich sollte aufhören mich abends zu betrinken", murmelte Draco, als sich seine Atmung etwas normalisiert hatte und er langsam und mit unsicheren Schritten Richtung Bad taumelte.

Dort angekommen ging er ohne sich mit seiner Umgebung näher zu beschäftigen ans Waschbecken.

Erst als er sich mehrmals das Gesicht gewaschen hatte und kurz davor war, zu ersticken, griff er nach einem Handtuch und trocknete sich ab.

Seufzend schmiss er es weg und betrachtete sich, am Beckenrand abstützend, im Spiegel.

„Du drehst langsam durch Alter", redete er sein verschlafen zurückblickendes Spiegelbild an, „Du träumst nicht nur von der mordlustigen Weasley, du redest auch noch mit dir selbst!"

Er lächelte müde und wollte sich schon wegdrehen, als er stockte.

Hastig beugte er sich über das Waschbecken und betrachtete seine zusammengepressten Zähne im Spiegel.

„Verdammt", stieß mit angehaltenem Atem hervor.

Schnell drehte er sich und besah sie seine Schulter.

Ein etwa vier Zentimeter langer Schnitt, und vier kleine Einstiche, je zwei über und unter dem Schnitt.

Mit vor Schock geweiteten Augen starrte er das Mal an.

Ein leises Klopfen holte ihn in die Wirklichkeit zurück und er drehte sich ruckartig zur Tür.

Doch was Draco sah, realisierte er kaum.

Dort stand sie, nur in seinem Bademantel gehüllt, lehnte lässig an dem Türpfosten und hielt ihm lächelnd ein Weinglas mit einer roten Flüssigkeit hin.

„Auch ´nen Schluck?"