5.

@ Shelley: Ich habe das Kapitel noch mal überarbeitet, danke für den Hinweis, ich denke es liegt daran, dass ICH ja genau weiß wer wann was sieht *g* Ich hoffe nun ist es klarer.

@Heitzi: Und schon geht's weiter und keine Sorge, so schnell stirbt ein Rûmil nicht ;-)

„BAW!" entfuhr es Rûmil instinktiv, während er zurück wich. Doch der Dolch verharrte in der Luft. Der Uruk hatte es geschafft sich in eine halbwegs sitzende Position zu bringen, mit dem Schwung des Ausholens und verharrte nun so, den Kopf leicht schräg gelegt, die gelben Augen auf den Elben gerichtet. Wieder knurrte er leise.

‚Er versteht mich nicht…natürlich' ging es Rûmil durch den Kopf und er wiederholte sich leiser, dieses Mal in Westron.

„Nein…warte…ich will dich nicht…" Er brach ab. Was wollte er nicht? Den Uruk-hai töten? Nein, dass wollte er nicht, wie ihm in diesem Moment bewusst wurde. Er wollte etwas von ihm, nur was, dass vermochte er noch nicht zu sagen.

Er suchte den Blick des großen Orks, der ihn noch immer fixierte. Wieder erklang das Knurren und irgendetwas daran war seltsam. Rûmil konzentrierte sich und auf einmal wurde ihm klar, was es war. Der Uruk hatte gesprochen. Fremd und hart klangen seine Worte in den Ohren des Elben, darum hatte er es auch nicht sofort erkannt. Er bemühte sich ruhig zu atmen, er wollte die Situation nicht unnötig anheizen.

„ich verstehe deine Worte nicht…" Den „Ork" hinten dran schaffte er noch rechtzeitig herunter zu schlucken, denn dies war weder der Ort, noch der Zeitpunkt für eine Konfrontation.

Der Uruk blickte ihn weiter so an, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die seltsamen Augen fest auf Rûmils Gesicht gerichtet. Er holte schnaufend Luft und atmete mit einem leisen grollenden Geräusch in der Kehle wieder aus, ehe er erneut versuchte sich zu artikulieren.

„Warrummm?" rollte es tief und dunkel aus seiner Brust und Kehle hinauf und schließlich sogar einigermaßen verständlich über die Lippen.

„Warum?" wiederholte Rûmil verständnislos. In einer Imitation der Haltung seines dunklen Gegenübers legte nun auch er den Kopf leicht schief und nun hingen seine Augen fragend an den Lippen des Orks.

Der deutete auf einen der Verbände an seinem Arm, schien dann eine Weile nach Worten zu suchen. Die Prozedur mit dem Schnaufen und Grollen wiederholte sich, eher er erneut sprach.

„Du hast Kharek heil gemacht…Warrumm?"

‚Er hat einen Namen' war das erste was Rûmil durch den Kopf schoss. Irgendwie hatte er nie darüber nachgedacht, ob diese Kreaturen eine eigene Identität besaßen, vielleicht ein Leben hatten vor dem Krieg oder überhaupt irgendeine Form von Gefühlen besaßen. Sie waren eine formlose Masse gewesen, der „Feind", bedrohlich, verabscheuungswürdig und nur zum Töten geschaffen. War ihre Sicht wirklich so beschränkt gewesen? Hatte der ganze Krieg sie so ähnlich gemacht? Ein erschreckender Gedanke.

Die Zeit wurde lang, die Stille unangenehm, vor allem, da der Uruk, der ja nun Kharek hieß ihn noch immer unverwandt anstarrte und wohl eine Antwort erwartete.

„Ich weiß es nicht." sagte Rûmil dann schlicht. Warum sollte er lügen? Immerhin hatte er nun eine Antwort gegeben.

Kharek runzelte die Stirn, es war fast zu sehen, wie es dahinter arbeitete. Dann schien er wieder einen Satz fertig zu haben.

„Du machst Kharek heile, um ihn dann besser jagen zu können, ja? Ist keine gute Trophäe, ein halbtoter Uruk-hai."

Nun war es an Rûmil tief Luft zu holen. Er lauschte den knurrenden Lauten nach, welche nun schon recht verständliche Worte waren, doch die Aussage verwirrte ihn. Hatte er das zuerst vorgehabt? Abwarten, bis der Uruk wieder auf den Beinen war, ihn dann jagen und zur Strecke bringen? In seinem Herzen ruhte die Antwort und sie war dort, seit jenem Moment da sich ihre ungleichen Augen das erste Mal trafen. Nein, das hatte er nicht. Und dennoch konnte er Kharek verstehen. Was sonst sollte er glauben? Er kannte sicher kein Mitleid, keine Hilfsbereitschaft oder Sorge…oder vielleicht doch?

Rûmil merkte, dass er Kopfschmerzen bekam, diese Situation überforderte ihn doch ein wenig. Wieder wurde die Pause unangenehm, doch als Antwort brachte er dieses Mal nur ein Kopfschütteln zustande, welches Kharek nicht zufrieden zu stellen schien.

„Nenn mir einen Grund, Elb, warum ich dich nicht auf der Stelle aufschlitzen sollte." knurrte er leise und hob den Dolch wieder ein Stück, den er zuvor hatte sinken lassen.

Rûmils Blick glitt über den Körper des Orkkriegers und er fand die Antwort, zumindest auf diese Frage.

„Dein Knie, du kannst nicht aufstehen. Ich wäre dir entwischt, ehe du auch nur halb auf den Beinen wärest."

Er hatte gefragt, er hatte eine Antwort erhalten. Rûmil merkte kaum wie sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen stahl. Ja, er war im Moment in der überlegenen Position, ein gutes Gefühl.

Kharek runzelte wieder die Stirn und bewegte das rechte Bein, um festzustellen, dass der Elb Recht hatte. Das Knie funktionierte nicht und würde ihn nicht tragen. Eine ziemlich dumme Situation, der Elb war eindeutig im Vorteil, zumindest im Moment.

Mit einem fast menschlich anmutenden Seufzen ließ Kharek sich zurück sinken, rutschte dann mit dem Rücken an die Wand, so dass er einigermaßen gut sitzen konnte. Er legte den Dolch neben sich und schaute Rûmil wieder an. In seinen hellen Augen lag eine deutliche Neugier, aber immer noch gepaart mit Misstrauen. Der Elb hatte mehr als eine Gelegenheit gehabt ihn zu töten, doch stattdessen hatte er ihm geholfen. War das der erste Schritt auf dem neuen Weg, den Kharek zu finden hoffte? Er konnte sich diese Antwort nicht selber geben. Aber da war ja noch jemand…

„Warum weißt du nicht, warum du mich heil gemacht hast?" fragte er wieder. Inzwischen kamen die Worte flüssiger. In der Rotte hatten sie sich meist in der Orksprache, einem wilden Kauderwelsch aus Grollen, Knurren und Grunzen verständigt, doch die Gemeinsprache war ihm geläufig.

Rûmil beobachtete den Ork ruhig. Er schien sich also zu entspannen, zumindest hatte er den Dolch weggelegt und sich etwas anders hingesetzt. Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Der Elb beschloss es als ein solches zu sehen und setzte sich nun ebenfalls hin, wenn auch außerhalb der Reichweite der kräftigen Arme.

„Ich habe es doch schon gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht war ich einfach neugierig, was eine Kreatur wie dich hierher treibt. Allein… Vielleicht möchte ich wissen, wer oder was versucht hat dich zu fressen…vielleicht ist einfach nichts mehr wie es vorher war und ich beginne den Verstand zu verlieren…"

Er brach ab, denn der Uruk hatte bei seinen Worten den Blick gesenkt auf eben jene Stelle an seiner Flanke, wo die tiefe Bisswunde war. Ein leises Knurren entrang sich seiner Kehle, dann schaute er wieder auf.

„Viele Fragen hast du, Elb. Vorher gab es keine Fragen, da gab es nur Schwerter und Blut. Vielleicht ändert sich wirklich alles. Ich werde dir Antworten geben und wir werden sehen, ob sie uns helfen können…"

Rûmil nickte langsam, überrascht von der Wendung, die das Treffen zu nehmen schien. Das konnte interessant werden. Plötzlich fiel ihm etwas ein.

„Ja…wir werden reden, aber zuvor werde ich dir meinen Namen nennen, denn es ist nicht freundlich sich nicht vorzustellen. Ich bin Rûmil…und dein Name ist Kharek, wie ich deinen Worten entnehmen konnte."

Kharek nickte. „Ja…man nennt mich Kharek…Rrûmil" Er sprach den ungewohnten Namen mit einem leichten Knurren aus, ehe er den Elben wieder sehr direkt ansah.

Schwefelgelb, fragend, suchend, hoffend…Azurblau, neugierig, erwartungsvoll, bereit.

Das Geräusch ließ Rûmil beinahe erschrocken auffahren, während es Kharek nur einen kurzen Blick abrang.

„Ach nein, nicht doch jetzt…" Rûmil schüttelte enttäuscht den Kopf.

***So, das muss nun erst mal reichen, denn ich bin ganz doll müde und fabriziere vermutlich eh nur noch Quark. Aber wenn es euch gefallen hat, dann lasst es mich wissen. Ihr seid mein Antrieb und meine Inspiration *knuddel* Bis zum nächsten Mal ***