7.
@meine treuen Leser und Reviewer: Ja ich weiß, ich bin zu schnell mit den Updates, aber das liegt wohl daran, dass ich die Geschichte im Kopf fertig habe und sie nun rasch niederschreiben möchte. Zudem habe ich nur noch diese Woche viel Zeit, denn am Wochenende kommt mein Söhnchen aus dem Krankenhaus. (keine Sorge, ihm geht's prima), und der nimmt mich mit seinem 1 Jahr ganz schön in Anspruch.
So, genug von mir, ich danke euch, dass ihr mich so unermüdlich antreibt, dass ihr mich bestärkt und mir zeigt, dass mein Quell der Kreativität nicht versiegt zu sein scheint. Aber nun wollen wir, genau wie ein gewisser Elb mal endlich Antworten erhalten…
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Die ersten dünnen Strahlen der Morgensonne wanderten wie blassgoldene Finger durch die Fensteröffnung des Talans und malten kleine Kreise aus Licht auf den Boden. Sie suchten sich ihren Weg und erreichten schließlich die zerwühlte Lagerstatt aus Fellen, Decken und einem unruhigen Rûmil, der von einem besonders vorwitzigen Exemplar von Sonnenstrahl an der Nase gekitzelt wurde, so dass ein heftiges Niesen ihn schließlich von seinen beunruhigenden Träumen befreite.
Der Elb fuhr hoch und raufte sich die rotblonden Haare, rieb sich den Schlaf aus den Augen. Er erinnerte sich an die düsteren Bilder aus seinen Träumen. Gejagt wurden sie, er und Kharek, Seite an Seite auf der Flucht. Es waren die anderen Elben. Sie hatten den Uruk-hai gefunden und Rûmil zur Rede gestellt. Er hatte Kharek in einer glühenden Rede verteidigt, die nur auf Unverständnis stieß. Sie hatten beschlossen den Ork zu töten und ihn wollten sie verbannen.
Rûmil schüttelte den Kopf, diese Bilder waren so erschreckend wirklich gewesen, und in seinem Herzen wusste er, dass genau das geschehen könnte. Was sollte er nur tun? Ihm war keine andere Lösung für die Unterbringung des Uruk-hais eingefallen, jedenfalls keine, die sich realisieren ließ. Er konnte den großen Ork ja schlecht unter seinem Umhang ins Dorf schmuggeln. Fast musste er lachen bei diesem Gedanken, aber die Sorge wog schwer in seinem Herzen.
Er beschloss zuerst einmal mit Kharek zu sprechen, er brannte darauf endlich Antworten zu erhalten und wer vermochte schon zu sagen, ob nicht der Uruk selber einen Einfall zum Problem der Heimlichkeit hatte?
Mit neuem Mut und nach einem kurzen Frühstück, welches er eher schweigend eingenommen hatte, machte Rûmil sich auf, um seinen Posten anzutreten. Kurz kam ihm der Gedanke, dass er ja eigentlich eher verantwortungslos handelte, denn anstatt zu wachen würde er den Tag in der Höhle verbringen. Er hatte ja sowieso ein Riesenglück, dass die Tageswachen allein waren, während die nächtlichen Wächter zu zweit Stellung bezogen. Mit noch einem Elben an seiner Seite, hätte die ganze Sache einen anderen Ausgang genommen.
‚Dann bräuchte ich mir jetzt keine Sorgen um einen gewissen Orkkrieger machen.' dachte Rûmil, doch sofort bereute er diesen Gedanken, denn dann hätte er jetzt nicht die Möglichkeit, diesen neuen Weg zu beschreiten und würde sich vermutlich völlig in Trauer und Lethargie ergeben.
Er näherte sich der Höhle und steckte dann neugierig den Kopf durch den Eingang.
Kharek war wach, er saß an die Wand gelehnt auf der Decke, den Dolch im Schoß und hatte die Augen halb geschlossen, als lausche er. Der Proviant, welcher von Rûmil dagelassen worden war, war fast aufgezehrt, also hatte er gegessen.
Als der Elb durch die Höhlenöffnung eintrat, öffnete Kharek seine Augen ganz und schaute ihm ruhig entgegen, schob den Dolch neben sich auf den Boden.
„Guten Morgen." begrüßte Rûmil den Ork mit einem kleinen Lächeln, als er diese Geste bemerkte. Er setzte sich nieder, allerdings vorerst wieder außer Reichweite der kräftigen Pranken, mit den schwarzen scharfen Klauen.
Kharek sagte nichts, aber er nickte dem Elben zu, sein Blick ruhte auf ihm, abwartend.
Rûmil überlegte. Er hätte sich gern die Wunden angesehen, vor allem den Biss in der Flanke, aber heute war der Uruk wach und irgendwie getraute er sich nicht näher an die Kreatur heran, zumindest nicht ohne dessen Einverständnis.
Kharek runzelte die Stirn, als könnte er den inneren Konflikt des Elben spüren. Er zog scharf die Luft ein, seine Nüstern weiteten sich und sein Blick wurde…fragend?
„Du hast Angst." stellte er ruhig fest und suchte Rûmils Blick.
Der Elb zuckte zusammen, als der Uruk so unvermittelt sprach. Ja, er hatte ja Recht, er hatte Angst. Es war nicht einfach, die lange Zeit des Misstrauens, des Hasses und der einseitigen Sichtweise unter den nicht vorhandenen Teppich zu kehren. Aber dass man es ihm dermaßen leicht anmerken konnte, beunruhigte ihn doch ein wenig. Der Ork hatte es riechen können. Erstaunlich… Rûmil beschloss, wie schon am Tag zuvor den direkten Weg zu gehen, den Weg der Wahrheit.
„Ja" sagte er schlicht. „Ich habe Angst, und das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben. Zu lange habe ich deine Art nur als Feind gekannt und auch gefürchtet. Doch ich möchte und muss deine Wunden nachsehen, damit es nicht zu Entzündungen kommt, nur sträubt sich etwas in mir, alte Ängste sozusagen."
Der Uruk-hai hielt Rûmils Augen mit seinem Blick gefangen, als wollte er direkt in sein Herz blicken, um die Wahrheit dieser Worte zu prüfen, ehe er wieder sprach.
„Ich werde dir nichts tun…Rûmil." Du hast mir das Leben gerettet und das werde ich nicht vergessen. Du hast mir Wasser und Essen gegeben, wo andere deiner Art nur Stahl und Tod für mich gehabt hätten. Also tu was du tun musst und versuche deine Angst abzulegen."
Eine lange Rede für Kharek war das, aber seine Worte kamen verständlicher als gestern, noch immer von diesem knurrenden Unterton begleitet, den er wohl nicht unterdrücken konnte. Aber sein Blick war ruhig, beinahe freundlich zu nennen.
Mit einem entschlossenen Luftholen schob Rûmil sich näher an Kharek heran, bis er an dessen Seite saß. Nur noch ein kurzes Zögern, sich die auf seinen Händen ruhenden Augen bewusst machend, dann begann er mit geübten Griffen die Verbände abzunehmen und die verletzen Stellen zu untersuchen.
Zu seiner Überraschung waren viele schon in einem recht weiten Stadium der Heilung, kein Anzeichen von Entzündungen war zu finden. Verfügten die Uruks über eine Art der Selbstheilung bei ausreichender Ruhe, wie sie auch die Elben kannten? Nur kurz kam ihm der Gedanke, das ja auch ein Teil Elbenblut in diesen Adern floss, wenn auch grausam verändert und doch vielleicht noch einen Teil seiner eigenen Kraft beinhaltend. Wieder neue Fragen, die sich auftaten.
Rûmil bestrich die Wunden erneut mit Heilsalbe und legte neue Verbände an, ehe er sich der heiklen Stelle an der Flanke des Orks zuwandte. Hier war der Verband durchnässt von einer schwärzlichen Flüssigkeit und es roch wieder stechend nach den ersten Zeichen von Wundbrand. Er zog den Verband ab und der Stoff klebte an der nässenden Wunde. Kurz blickte Rûmil in Khareks Gesicht, doch der Uruk verzog keine Mine, obwohl es sicher nicht angenehm war.
Rûmil blickte sich die hässliche Verletzung an und seufzte wieder. Er konnte keine stärkere Medizin vom Dorfheiler erbitten, ohne erklären zu müssen, wofür er sie brauchte, also würde es so gehen müssen.
„Wenn ich doch nur einen Heiltrank hätte." murmelte der Elb halblaut, als er die Wundränder mit klarem Wasser abtupfte. Ein leises Knurren des Orks ließ ihn aufblicken.
„Kharek hat einen Trank zum heil machen…" erklärte der Uruk.
Überrascht weiteten sich Rûmils Augen bei diesen Worten, doch dann nickte er beinahe zu sich selbst. Sicher hatte Saruman Vorkehrungen getroffen, damit seine zweibeinigen Waffen nicht vor der Zeit schartig wurden. Ein wenig Heiltrank, magisch verstärkt würde dafür gesorgt haben, dass ihnen kleinere Verletzungen nichts ausmachten. Vielleicht war sogar dies das Geheimnis ihrer Schmerzunempfindlichkeit. Nun, er würde genug Zeit haben, um dass alles zu erfragen, dachte er sich im Stillen.
„Wo hast du den Trank, Kharek?" fragte er und Kharek wies auf die Ecke der Höhle, in der Rûmil die Lederrüstung des Uruks verstaut hatte.
„An meinem Gürtel ist ein Schlauch, wie dieser." Er zeigte auf den Wasserschlauch neben sich. „Das ist es, was ich brauche. Und der kleine Lederbeutel daneben."
Rûmil erhob sich und ging zu der Ecke hinüber, um die Sachen zu untersuchen und das Gewünschte zu bringen. Dabei fiel ihm auf, wie gut gepflegt das Leder der Rüstung war, gut gefettet und alles Metall blank. Kharek schien gut darauf geachtet zu haben. Dieser Uruk war wirklich ein Rätsel, aber eines, welches sich vielleicht mit ein wenig Geduld und den richtigen Fragen lösen ließ.
Er fand den Gürtel und nahm ihn komplett mit zu Khareks Lagerstatt, gab ihn an den Ork weiter, der mit geübtem Griff den Trinkschlauch losmachte und einen kleinen Beutel vom Gürtel löste. Den Rest legte er achtlos beiseite, dann öffnet er den Schlauch. Darin befand sich eine bräunliche Flüssigkeit, leicht zähflüssig und mit einem seltsamen Geruch, der Rûmil in die Nase stieg.
Kharek trank zwei große Schlucke und verzog dann tatsächlich das Gesicht, als wäre der Trunk nicht besonders wohlschmeckend, was wohl auch zutraf. Er verschloss den Schlauch wieder und legte ihn neben den Wasserschlauch. Rûmil wischte einen Tropfen vom Verschluss, zerrieb ihn zwischen den Fingern und tupfte mit der Zungenspitze dagegen, welche augenblicklich taub und warm wurde. Aber er kannte den Geschmack. Das waren Schattenkrautwurzeln, zu einem Sud gekochte und mit Auszügen der giftigen Aregnorpflanze vermischt. In kleinen Dosen betäubte es Schmerz, zu viel führte allerdings zu einem qualvollen Tod.
‚Also darum verspüren sie keinen Schmerz, sie betäuben ihre Körper mit diesem Trunk' ging es Rûmil durch den Kopf.
Dann nahm er den Wasserschlauch und ein Stück sauberes Tuch, um die Wunde zu säubern. Kharek fasste nach seinem Handgelenk, als er sich mit dem Tuch näherte, er hielt es umfasst, aber er drückte nicht fest zu, obwohl es Rûmil mehr als bewusst war, dass es nur einem etwas festeren Druck bedurfte um sein Handgelenk zu brechen. Aber das lag nicht in der Absicht des Uruks.
„Warte…Rûmil. Nimm nicht das Wasser, nimm von dem Trank und dann leg von den Pflanzen aus dem Beutel hier etwas darauf, das wird besser helfen als Wasser."
Der Elb zuckte die Schultern, Kharek schien zu wissen, was zu tun war und es war sein Körper und seine Wunde. Also schmierte er etwas von dem braunen Sud auf die Wundränder und streute dann zerriebene Kräuter aus dem Beutel darüber, ehe er den Verband erneuerte. Seine Finger wurden warm und fühlten sich leicht taub an, wo sie mit dem Trunk in Berührung gekommen waren, aber das ging rasch vorbei.
Schließlich war Kharek versorgt und Rûmil setzte sich ihm gegenüber auf die Decke.
„Also Kharek, ich bin gespannt, welche Antworten du mir auf meine Fragen geben wirst. Und ich habe viele Fragen…"
Kharek nickte nur, er war bereit zu erzählen, er hatte nichts zu verlieren und immerhin hatte dieser Elb ihn bis hierher noch nicht getötet, was er bereit war als gutes Zeichen zu nehmen.
„Frag nur Rûmil. Ich werde dir antworten, so gut ich kann."
Der Elb überlegte einen Moment, denn nun strömten ihm hundert Fragen auf einmal durch den Kopf und er hatte Mühe sie zu ordnen. Doch dann kam er zu dem Schluss. dass es vielleicht anders besser war.
„Ich werde nicht fragen, Kharek…nicht gleich. Ich möchte, dass du mir deine Geschichte erzählst, soweit du dich erinnerst. Wo kommst du her, wie hast du den Krieg überlebt, warum kamst du hier her, warum allein? All das sind meine Fragen, aber du kannst sie im Ganzen beantworten und ich werde nachfragen, falls ich etwas nicht verstehe, ja?"
Kharek schwieg einen Moment, als müsste er die Worte des Elben erst einmal verarbeiten und ihren Sinn verstehen, aber dann nickte er langsam.
„Ja, ich werde dir alles erzählen, was ich weiß."
Er schloss die Augen und holte tief Luft, die er mit jenem leisen Grollen wieder ausstieß, welches Rûmil schon vertraut war, dann begann der Uruk langsam zu sprechen…
„Alles begann in Isengart…"
*** Was dort begann und wie es weiter geht erfahrt ihr im nächsten Kapitel, sonst wird das hier zu lang *g* Anmerkung: Ich danke der Lady-of-Gondor für die Vorlage der Rezeptur des Uruk Trankes in ihrer Geschichte „Respekt", die unter anderem eine Rieseninspiration für mich war. Ansonsten sage ich nun bis bald und verbleibe in stiller Hoffung auf eure Meinung zu meinen Gedankengängen *g* ***
