8.

@Shelley: Danke für deine aufmerksame und vor allem hilfreiche Kritik. Das mit dem Weg, ist mir sehr schwer gefallen, da ich bis gestern noch nicht mal wusste welchen Kharek nun genommen haben könnte. Dazu kommt, dass ich einfach keine Karten lesen kann und die von Mittelerde ist da keine Ausnahme *g* Ich habe es nun geändert und hoffe es passt so besser. Was den "Neuen" Hauptmann betrifft, so habe ich einfach mal wieder nicht daran gedacht, was ich am Anfang geschrieben habe, das ist mein kleines Sieb im Kopf *smile* Auch dieser Denkfehler ist nun ausgemerzt. Schön, dass ich mich auf euch verlassen kann und so die Stimmigkeit der Story erhalten bleibt *knuffs*

Kharek schloss kurz die Augen, als die Erinnerung ihn überkam, doch dann erzählte er ruhig, beinahe emotionslos, wie er aus der warmen Dunkelheit in die helle Hitze gerissen wurde, als die Orkaufseher ihn aus dem Brutsack befreiten. Nach der Hitze der Feuer in der Brutkammer kam der erste Schock in Form von eisigem Wasser, mit dem der Nährschlamm fortgespült wurde, welcher die Uruk Brutlinge in der Bruthülle umgab. Kaum hatte er Zeit gehabt sich an das Gefühl des aufrechten Stehens zu gewöhnen, seine Augen auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren, als ihm ein Schlauch in den Mund geschoben wurde und er gezwungen war eine heiß brennende Flüssigkeit zu schlucken, eben jenen Trunk, der auch zur Wundheilung und zur Betäubung diente. Dann wurde er mit einer großen Schar anderer Frisch geschlüpfter Uruks in die Waffenkammer gebracht und eingekleidet und bewaffnet.

Schließlich wurden sie nach oben geführt, wo sich das riesige Heer von Isengart sammelte, um nach Helms Klamm zu marschieren. Hier bekamen sie noch einen anderen Trank, der bitter war und einen hellen Blitz in ihren Köpfen auslöste, zumindest fühlte es sich so an. Danach waren auf einmal Bilder in ihren Köpfen gewesen, Namen, Worte und die Bedeutung dieser, als habe man ihnen alles nötige Wissen eingeflößt.

Nicht alle Uruks bekamen diesen Trank, nur die Erst- und Zweitgeborenen, wie Kharek später erfuhr. Er selbst war allerdings weder Erst- noch Zweitgeboren und hatte wohl an der falschen Stelle gestanden, als die Essenz ausgegeben wurde. Er beschloss es als eine glückliche Fügung zu betrachten, als er die anderen sah, die wir hirnloses Gewürm den Anführern folgte, nur Mordlust und Blutdurst in den Augen und grausames Gebrüll in den Kehlen.

Er hatte sich weit nach hinten fallen lassen auf dem langen Marsch nach Helms Klamm und war dort fast in letzter Reihe auf dem Schlachtfeld gestanden.

„Da wusste ich, dass ich nicht kämpfen wollte. Ich wollte kein Leben nehmen, niemanden töten, der mir doch keinen Grund dafür gegeben hatte. Mir war klar, dass ich nicht dort bleiben durfte, also suchte ich einen Weg für mich, der mich wegbrachte. Die Krieger um mich herum haben das nicht bemerkt, die waren in ihrem Blutrausch gefangen und achteten nicht auf mich."

Kharek machte eine Pause und trank einen Schluck Wasser.

Rûmil betrachtete ihn aufmerksam. Dieser Uruk-hai war in der Tat seltsam und welch glückliche Fügung hatte gerade ihn in den Genuss des Wissenstrankes kommen lassen? Egal was es auch gewesen war, er war sehr froh darüber.

Khareks Erzählung ging weiter, wie er in Richtung der Pforte von Rohan gewandert war und auf dem Weg nach einigen Tagen von einer Rotte flüchtender Uruks und Orks eingeholt wurde, welche die Schlacht von Helms Klamm überlebt hatten und nun nach Isengart zurück wollten. Kharek schloss sich ihnen zunächst an, doch im Laufe ihres Marsches kam es immer mehr zu Unstimmigkeiten und als erstes fielen die Orks den Klingen der Uruks zum Opfer, die sich immer noch als Herrscherrasse sahen. Kharek vermied diese Auseinandersetzungen und zog sich immer weiter zurück. Schließlich trafen sie auf weitere Flüchtlinge, aber aus anderer Richtung, denn es waren Orks aus Isengart, die von einem Angriff der Ents berichteten und der Niederlage Sarumans. Es entbrannte eine wilder Streit darüber, was nun zu tun war und ihr Anführer entschied, dass sie sich nach Mordor durchschlagen sollten, um in Saurons Dienste zu treten.

Hier war es nun, dass Kharek beschloss, diesen Weg nicht gehen zu wollen. Als er das dem Anführer mitteilte, wurde er als Verräter beschimpft und es kam zu einer handfesten Auseinandersetzung, während der eben jener Anführer Kharek die tiefe Bisswunde an der Flanke zufügte, ehe ihm die Flucht gelang. Die anderen verfolgten ihn nicht, im Glauben, diese Verletzung würde über kurz oder lang eh sein Ende bedeuten, Ihn verhöhnend brachen sie zu ihrem Marsch nach Mordor auf, während Kharek sich am Saum des Gebirges entlang schleppte und einem schmalen Pfad folgte. Irgendwann, als er schon keine Hoffnung mehr hatte, fand er den Spalt im Fels, wie ein natürliches Tor. So kam er nach Moria und wurde dort schlussendlich von den Höhlenorks aufgespürt.

Mit der Geschichte seiner Flucht aus den Höhlen, welche ihn ja zu der Lichtung geführt hatte, auf welcher Rûmil ihn zum ersten Mal sah, beendete Kharek seine Erzählung.

„Nun weißt du, woher ich komme und was mich herbrachte…nur was nun mit mir geschehen soll, das kann ich dir nicht sagen…"

Kharek nahm erneut den Wasserschlauch um seine trockene Kehle zu befeuchten, während er zu dem Elben schaute, welcher mit nachdenklichem Gesicht da saß.

Rûmil hatte Kharek erzählen lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Das meiste, was der Uruk nicht direkt erzählt hatte, konnte er sich selbst hinzufügen und was er gehört hatte, reichte ihm, um zufrieden zu sein. Aber, eine Zukunft sah er auch noch nicht für den Uruk.

„Nun Kharek, ich fürchte, dass auch ich dir da keinen Rat geben kann." meinte er schließlich. „Sauron ist besiegt, Mordor gefallen und die dunklen Kreaturen haben sich verstreut, wer weiß wohin… Aber da du ja sowieso nicht zu ihnen willst, wirst du einen anderen Weg für dich finden müssen, einen neuen Weg, den keiner deiner Art vor dir gegangen ist. Ich fürchte, dass du auch nicht hier bleiben kannst, denn mein Volk trägt einen tief verwurzelten Hass gegen die Orks und alles was mit ihnen zusammen zählt. So hart sich das jetzt anhört, aber ich denke, sie würden dich eher töten, als dich anzuhören, auch wenn ich für dich spräche. Ich habe keine hohe Stellung, ich bin kein Mitglied im Rat und Feonen, der sich um die Angelegenheiten der Grenzwächter kümmert, hat ein hartes Herz. Er nimmt alles sehr genau, vor allem wenn es den Kodex der Galadhrim betrifft."

Rûmil bemerkte den fragenden Blick des Uruks und begann nun seinerseits zu erzählen, von den Regeln und Gebräuchen der Grenzwächter und den Eiden, welche sie ablegten.

Kharek hörte ihm sehr aufmerksam zu, ein interessierter Ausdruck lag in seinen Augen und ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine dunklen Lippen.

***