10.

***Zuerst mal was fürs Auge: w w w.sdfl.gmxhome.de/urukelb.jpg (ihr müsst die Leerstellen zwischen den w's natürlich wieder löschen) Das hab ich im Netz gefunden und fand es mehr als passend für meine Geschichte, vor allem gab es mir eine kleine Vision über deren Fortgang *fg* Also bleibt dran! ***

Rûmil zwang sich dazu still zu stehen, auch wenn es ihm schwer fiel. Noch waren nicht alle Mitglieder des Rates versammelt, und natürlich fehlte ja auch noch Feonen, der für die Angelegenheiten der Grenzwächter verantwortlich war.

Immer wieder glitten Rûmils Augen den schmalen Pfad entlang in Richtung der Lichtung, wo er Kharek und Feonen wusste. Hatte der Elb Kharek getötet? Rûmil hatte keinen Laut vernommen, der darauf hindeutete, aber das hatte ja vielleicht nicht unbedingt etwas zu sagen.

Er unterdrückte einen Seufzer, als er daran dachte, dass es schwer werden würde die Mitglieder des Rates zu überzeugen, dass er in bester Absicht gehandelt hatte. Sie kannten Kharek nicht, sie hatten nicht mit ihm gesprochen, nicht in seine Augen gesehen. Er biss sich auf die Unterlippe, als nun wahrhaftig Tränen in seine Augen steigen wollten. Sein Herz wollte trauern, um einen Freund, den er nicht als solchen gesehen hatte, bis zu diesem Moment, da er erkannte, dass es tatsächlich Freundschaft war, die er für den Uruk-hai empfand. Jetzt, wo es zu spät war…

‚Wenn wenigstens der Herr Celeborn im Wald weilen würde…' ging es ihm durch den Kopf. Aber der Herr des Waldes begleitete seine Frau zu den Anfurten, sie würden Mittelerde verlassen. Er hätte vielleicht auf Rûmil gehört und Rûmil wiederum hätte sich vermutlich Celeborn anvertraut, noch in der ersten Nacht. Doch das Schicksal hatte es anders gewollt und nun schien jede Hoffnung verloren…

Er starrte auf die Rücken der schweigenden Wächter, die aus den Fensteröffnungen des Ratstalans blickten und wie er auf das Zusammentreffen des Rates warteten, dessen Mitglieder sich gerade auf der Ebene über ihnen versammelten.

Dann nahmen seine scharfen Augen eine Bewegung in der Ferne wahr und sein Herz tat einen kleinen Hüpfer, denn er erblickte zuerst Kharek, der ein kleines Stück vor Feonen herging. Kurz runzelte Rûmil die Stirn, als er das Seil bemerkte, aber die Freude darüber, dass der Uruk zumindest noch lebte überwog die düsteren Gedanken. Vielleicht ergab sich doch noch eine Möglichkeit den Rat von Khareks Andersartigkeit zu überzeugen. Ein winziger Hoffnungsschimmer tat sich auf.

***

Einige Zeit später war es soweit. Feonen und Kharek waren eingetroffen und Rûmil wurde nun zusammen mit dem Uruk in den Ratstalan geführt. Dort saßen auf erhöhten Sitzen drei Elben, welche zurzeit den Rat von Lothlorien bildeten. Ein vierter Stuhl wartete auf Feonen, welcher diesen ohne Umschweife besetzte.

Den Vorsitz führte, wie immer seit Celeborns und Galadriels Abreise ein Elb namens Silithionn, der dafür bekannt war streng aber gerecht zu urteilen. Und eben darin ruhte Rûmils Hoffnung auf Gnade für Kharek.

Kharek stand wie ein Kriegerstandbild neben ihm, keine Regung war in seinem dunklen Gesicht zu erkennen, kein Muskel zuckte, nur seine breite Brust hob und senkte sich ruhig, was ihn von einer Statue unterschied. Rûmil war aufgeregt aber bemühte sich dieses so gut wie möglich zu verbergen.

Silithionn richtete seinen Blick dann auf Rûmil, betrachtete ihn einen langen Moment, ehe er das Wort an ihn richtete:

„Zuerst einmal werden wir diese Verhandlung nicht in unsere Sprache führen, sondern in Westron, da alle Anwesenden unsere Worte verstehen sollen. *Seitenblick auf Kharek*

Rûmil von Lorien, mir wurde berichtet, dass du dich mehrerer Verstöße gegen den Kodex schuldig gemacht hast. Und da du nicht allein vor mir stehst, sehe ich zumindest einen davon schon bestätigt. Du hast einem Feind Gnade gewährt, anstatt ihn zu töten, wie es deine Pflicht war. Du hast ihm auf unserem Gebiet Unterschlupf gewährt, was einem Verrat gleichkommt und was am schwersten wiegt, du hast deine Pflichten als Wächter vernachlässigt, deinen Posten verlassen und die Grenze ohne Schutz gelassen, um dich um dieses Kreatur zu kümmern. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"

Rûmil atmete tief ein und entließ die Luft dann langsam wieder, fast war er versucht leise zu grollen dabei, aber das hätte den Rat wohl nicht amüsiert. Er ordnete rasch seine Gedanken und begann dann mit seiner Erzählung an jenem Tag, als er Kharek und die Moriaorks auf der Lichtung überrascht hatte.

Kharek schwieg die ganze Zeit über, keine Zustimmung, kein Laut kam von ihm und Rûmil begann das zu beunruhigen. wie sollte er ihn verteidigen, wenn Kharek wie ein Stein neben ihm stand und so den Eindruck verstärkte, dass er keine Ahnung hatte worum es hier eigentlich ging und so umso mehr wirkte wie eine hirnlose Kreatur, für die er gehalten wurde.

Rûmil endete mit der Entdeckung durch Feonen auf der eben jener Lichtung, wo die Geschichte ihren Anfang genommen hatte.

Er wurde nicht unterbrochen aber Silithionn machte sich hin und wieder eine Notiz auf einem Pergament, welches er vor sich liegen hatte.

„Das ist alles, was sich in den letzten fünf Tagen zugetragen hat und ich bekenne mich schuldig meinen Posten verlassen zu haben. Aber ich habe es getan, um ein Geheimnis zu ergründen, um jemanden kennen zu lernen, der völlig anders war, als ich dachte. Ich habe das Leben dieses Orks gerettet und war nun für ihn verantwortlich. Ich habe ihm keinen Weg gezeigt, der ins innere der Wälder führt, ich habe seine Gesinnung genau geprüft und ich kam zu dem Schluss, dass dieser vermeintliche Feind keine Bedrohung für uns darstellt. Ich weise daher alle Anklagepunkte von mir, außer dem, dass ich meinen Posten verlassen habe."

So endete Rûmil und eine kleine Pause trat ein. Dann ergriff Silithionn wieder das Wort und so wie Rûmil es erhofft hatte, wandte er sich an Kharek.

„Nun, deine Worte sind ehrlich Rûmil von Lorien und ich werde darüber nachdenken. Doch zuerst möchte ich gern wissen, ob dein „Findling" sich auch zu den Vorfällen äußern möchte. Immerhin scheint er doch der allgemeinen Sprache mächtig zu sein, wie Feonen mir sagte."

Kharek erwiderte den prüfenden Blick des Ratsvorstehers mit stoischer Ruhe, schien aber nicht sagen zu wollen.

Silithionn zuckte dann die Schultern.

„Nun denn, anscheinend ist er nicht gewillt zu sprechen, also werden wir uns nun zur Urteilsfindung zurückziehen."

Die Elben erhoben sich und zogen sich in den oberen Talan zurück, wobei Feonen einen kühlen Blick über die Schulter zurück warf. Rûmil war sich im Klaren, dass ER nicht für ihn sprechen würde. Er wollte Khareks Tod. Als sie verschwunden waren drehte er sich zu Kharek um, der immer noch reglos neben ihm stand.

„Warum hast du nichts gesagt? Kharek…du musst dich verteidigen, sag ihnen, was du mir erzählt hast. Versuch wenigstens dein Leben zu retten."

Eindringlicht richtete er seine Worte an den Uruk, der langsam den Kopf umwandte und Rûmil ruhig anschaute.

„Du hast alles gesagt, was wichtig war. Ich hätte nicht die richtigen Worte gefunden, glaub mir. Ich konnte es riechen, sie haben Angst, auch wenn sie es zu verbergen versuchen. Feonen hasst mich aus tiefstem Herzen, denn auch Hass hat einen eigenen Geruch musst du wissen. Ich werde nichts sagen, um deine Situation nicht zu verschlimmern."

Verzweifelt legte Rûmil seine Hand auf die breite Brust des Uruk-hais, spürte den kräftigen Herzschlag unter dem rauen Stoff der Tunika. Die Lederrüstung lag noch immer in der Höhle, bei Khareks anderen Sachen.

„Was glaubst du, was geschehen wird? Sie werden dich zum Tode verurteilen und auf mich wartet schlimmstenfalls die Verbannung. Aber es ist mir egal, was mit mir geschieht, solange du weiterleben kannst."

Kharek hob erstaunt die Hände, welche noch immer durch das Seil fest zusammengeschnürt waren, er legte sie auf die von Rûmil, blickte ihn erstaunt an.

„Warum sagst du das, Rûmil?"

Der Elb seufzte leise, es war an der Zeit seine Gefühle offen zu legen. Er schaute Kharek fest in die seltsamen Augen, die ihn fesselten und in denen er die wahre Seele des Uruks erkennen konnte, weil er unter die Oberfläche sah.

„Kharek, du bist mein Freund." sagte er schlicht. Der große Ork runzelte die Stirn und schaute den Elben fragend an.

„Was ist ein Freund Rûmil?"

Rûmil stutzte…dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht.

„Ein Freund ist jemand, mit dem man gern zusammen ist, dessen Gesellschaft man mag und der einem fehlt, wenn er nicht da ist. Verstehst du das Kharek? Ich würde dich vermissen, wenn du nicht mehr da wärest, denn ich sehe dich als meinen Freund an."

Hoffnungsvoll suchte er Verstehen in Khareks Augen und wurde mit einem kleinen Lächeln belohnt.

„Ja, das verstehe ich, zumindest das erste, aber was ist vermissen?"

Rûmil überlegte wieder kurz.

„Nun, vermissen ist eben das Gefühl, das einem etwas fehlt, wenn du zum Beispiel deinen Gürtel anschaust und dort ist nur die Scheide, aber dein Schwert ist nicht da, dann fehlt es dir und du wirst es vermissen. Ist nicht das beste Beispiel aber vielleicht verstehst du es ja."

Kharek nickte wieder.

„Wenn du gegangen warst und ich war allein in der Höhle und habe auf deine Rückkehr gewartet, habe mir gewünscht, das du zurück kommst. Ist das Vermissen?"

Nun war es an dem Elben zustimmend zu nicken.

„Ja, das ist Vermissen."

Kharek dachte kurz nach, dann schaute er Rûmil lange an.

„Dann nenne ich dich auch Freund, Rûmil."

Gern hätte der Elb etwas erwidert, doch in diesem Moment kündeten Schritte von der Rückkehr des Rates und er löste sich rasch von Kharek, so dass sie wieder ruhig Seite an Seite standen, als die Mitglieder eintraten und ihre Plätze einnahmen.

Silithionn erhob die Stimme.

„Wir haben ein Urteil beschieden…"

*** Tja, nun ist er da, der Moment der Entscheidung, aber da lasse ich euch noch einen Moment schmoren, ich will euch schließlich bei der Stange halten. Nur eine kleine Bitte, und schon geht's weiter. ***