Hier das bisher längste Kapitel. Mit, wie versprochen einem kleinen Exkurs in die Geschichte der Seelenfresser.

Filiren: Du hast doch Träumende gelesen, so schnell entlass ich Sev nicht aus seiner Folter evilgrin

Kathi: Haben wir da etwa einen kleinen, neugierigen Herminefan/grins/ Hier gibt es einen kleinen Hinweis darauf, was ich mit Hermine unter anderem vorhabe, mehr wird nicht verraten.

--

Kapitel 9

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, sank sie zurück auf den rauen Holzboden ihres Zimmers.

Durch den grauen Schleier ihrer Tränen blickte sie in die leere Kammer. Wieder hatte er die Tür vor ihr zugeschlagen und ihr fehlte der Schlüssel. Der Druck an ihrem Kiefer und die schmerzende Wunde an der Stirn waren alles, was noch an ihn erinnerte. In sich spürte sie die gleiche verzweifelte Hoffnungslosigkeit wie vor Jahren. Mit ihr kamen wieder die die Tränen. Leise Schluchzend schlug sie die Flügel um ihren Körper die sie einhüllten wie Blütenblätter.

Als es an der Tür klopfte, wusste sie nicht, wie lange sie dort gelegen hatte. Durch das Fenster sickerte Sonnenlicht herein. „Er ist zurück", schoss es ihr einen Moment durch den Kopf. Rasch breitete sie ihre Flügel neben sich und richtete sich auf. Von der schnellen Bewegung wurde ihr schwindelig. Einen kurzen Moment musste sie verharren um sich nicht zu übergeben. Schließlich tat sie einen tiefen Atemzug und wollte dann die Person vor der Tür hereinbitten, aber sie brachte nur ein heiseres Krächzen zustande. Sie räusperte sich und versuchte es noch einmal.

Die Tür öffnete sich und die junge Frau, die Severus Miss Granger genannt hatte, trat ein. Sie trug ein Tablett, auf dem ein Teller und ein Glas standen. Der Geruch von Braten breitete sich im Raum aus. Für einen Moment kehrte die Übelkeit zurück.

"Ich dachte, sie hätten vielleicht Hunger.", piepste die junge Frau unschlüssig. Scheinbar fühlte sie sich sehr unwohl so allein in der Gegenwart dieses Wesens.

Ohne es zu wollen drehte Ravyn den Kopf zur Seite und winkte ungeduldig ab. "Danke", presste sie heraus.

Etwas verletzt dreinblickend lies Hermine das Tablett sinken. Einen Moment stand sie einfach so da, dann öffnete sie wortlos die Tür. Zunächst dachte Ravyn, sie würde gehen. Doch sie stellte lediglich das Tablett mit Essen hinaus in den Gang und kehrte anschließend zu ihr zurück.

„Sie bluten", sagte sie und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Schon wieder".

Ravyn antwortete nicht. Statt dessen zog sie sich an der Wand empor und kam auf wackeligen Beinen zum stehen. Rasch tat sie zwei Schritte und setzte sich aufs Bett, bevor ihre Gleichgewicht sie verließ. Im sitzen ging es ihr besser.

„Was ist passiert?". Es war offenbar leichter die junge Frau zu verunsichern, als sie loszuwerden. Ravyn holte erneut Luft. Ein Test, ob sie würde sprechen können, ohne das ihr wieder Übel würde. Es ging. In kurzen, vorsichtigen Sätzen antwortete sie. „Verzeihen Sie mir, Miss Granger. Mir ist nicht gut. Aber ich danke ihnen sehr".

Die Angesprochene schien von diesen Worten gleichermaßen erfreut und ermuntert. Dennoch hielt sie die ganze Zeit einen respektablen Abstand zu Ravyn. Zunächst hatte sie gehofft, Hermine möglichst schnell los zu werden. Doch als sie das scheue Lächeln sah, dass über das Gesicht unter den kastanienfarbenen Locken huschte, erschien ihr Hermines Gegenwart mit einem Mal so…tröstlich. Sie war viel zu lange allein gewesen. Und noch viel länger war es her, dass sie das letzte Mal ein Lächeln gesehen hatte, dass ihr galt.

"Ich beiße nicht.", sagte sie und deutete auf das Fußende des Bettes. Trotz ihrer Schüchternheit setzte sich das Mädchen ohne Zögern zu ihr auf das Bett – wenn sie auch weiterhin eine gewisse Distanz pflegte. Unsicherheit und Neugier schienen in ihrem Innern miteinander zu ringen.

Einen kurzen Moment saßen die beiden Frauen still nebeneinander auf dem Bett. Hermine bemühte sich spürbar darum, Ravyn nicht anzustarren, doch stets wanderte ihr Blick zurück zu dem Wesen neben ihr. Schließlich fasste sie sich ein Herz und brach das Schweigen zwischen ihnen.

„Ich möchte nicht ungebürlich erscheinen, aber…darf ich fragen, was Sie sind? Ich habe gehört, wie einige der anderen Sie als „Seelenfresser" bezeichnet haben. Selbst Professor McGonnagal schien besorgt zu sein".

Ravyn drehte den Kopf leicht zur Seite und blickte sie unter ihren langen, schwarzen Wimpern hinweg an. „Fürchten Sie mich?", fragte sie. Hermine schüttelte den Kopf. „Nein. Professor Snape sagte, sie seien auf unserer Seite. Er hätte sie nicht gerettet, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass Sie keine Gefahr darstellen".

Überrascht zog die Geflügelte eine Augenbraue hoch. Severus war es gewesen, der sie rettete. Was war davon zu halten? Konnte er sie so sehr hassen wie er sagte und dennoch ihr Leben schützen? Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Es war sinnlos sich immer wieder Hoffnung zu machen. Und doch: Was blieb ihr sonst?

„Habe ich etwas falsches gesagt?", fragte Hermine neben ihr.

„Nein, nein. Es wundert mich nur, dass ausgerechnet Severus Snape mein Leben gerettet hat".

„Das hat uns alle verwundert. Aber wie es scheint, kennen Sie und der Professor sich?". Mit jeder Minute schien Hermine an Mut hinzu zu gewinnen. Obwohl sie nach wie vor ihre Distanz wahrte, verriet der plauderhafte Ton ihrere Stimme, dass sie einen guten Teil ihrer Scheu bereits abgelegt hatte.

„Ja, wir kennen uns", antwortete sie, „aber unsere Wege haben sich bereits vor langer Zeit getrennt". Einen Moment herrschte wieder Stille. Ravyn hatte nicht erwartet, dass sich ihre Gesprächspartnerin damit zufrieden geben würde. Hinter ihren kecken Augen erkannte sie einen scharfen Verstand. Doch offenbar beschäftigte ihr Gegenüber eine andere Frage, zu der ihre Frage nach Severus nur den Auftakt gebildet hatte.

"Die beiden Männer dort draußen ...", fragte Hermine schließlich, noch bevor Ravyn den Gedanken zuende gedacht hatte. Sie biss sich dann aber verlegen auf die Unterlippe und sprach nicht weiter.

"Sie wollen wissen, warum ich sie getötet habe, nicht war?", stellte Ravyn sachlich fest. Sie war froh, dass sich die Diskussion von ihr und Severus fort bewegte. Gleichzeitig regte sich eine Art Ungeduld in ihr. Die beiden Renegaten. Die hatte sie völlig vergessen. Ursprünglich hatte sie sich ihretwegen hierher begeben. Zumindest hatte sie das gedacht, bis zu jenem Moment in dem sie sein Gesicht wiedergesehen hatte. Nun war sie sich nicht mehr so sicher, ob all das, was ihr zuvor so wichtig erschien nicht doch nur ein Vorwand gewesen war, eine Brücke über die sie hatte gehen können um sich selbst wieder in seine Nähe zu bringen. Wie dem auch sei, sie musste zuende führen, weshalb sie gekommen war, bevor sie fortging.

Miss Granger nickte und blickte sie auffordernd an.

"Das würde ich gerne zuerst mit Albus Dumbledore besprechen.", fuhr Ravyn fort und bemerkte ihr enttäuschtes Gesicht. "Dieser ...", Ravyn stockte kurz "…dieser Vorfall könnte alles sein. Nur ein harmloser Zwischenfall, oder…", ihre Worte verloren sich. „Ich sollte zu ihm gehen", setzte sie hinzu, bevor Hermine weitere Fragen stellen konnte.

"Ähm, ich fürchte, sie werden ihn hier nicht antreffen", erwiderte Hermine, „er ist im Ministerium. Dort will er veranlassen, dass wir die Hinterlassenschaften von inhaftierten und gefallenen Todessern durchsuchen dürfen ... Bellatrix LeStrange, Vincent Crabbe, Goyle und natürlich Lucius Malfoy". Als sie den letzten Namen aussprach erschien es Hermine als zuckte Ravyn für einen Augenblick zusammen.

„Er hat sich einen ungünstigen Moment gewählt für seine Abwesenheit". Ravyn schien mehr mit sich selbst zu sprechen, als mit Hermine. „Ich sollte dann mit Professor McGonnagall sprechen", sagte sie.

„Kann ich Sie zuvor noch etwas fragen?".

„Sie wollen noch immer wissen, was ich bin, nicht wahr? Und warum Sie etwas sehen können, das so vielen anderen verborgen bleibt. Glauben Sie mir, Sie haben nichts zu befürchten. Ja, es stimmt: Meine Art wird von den Menschen als „Seelenfresser" verschrien, da wir unsere Kraft aus der Lebenskraft anderer Wesen schöpfen. Aber nicht alles wofür der Mensch einen abscheulichen Namen gefunden hat brauchen Sie zu fürchten. Dort wo ich geboren wurde, vor so langer Zeit, da nannte man uns „Hana'Wah". In Ihrer Sprache bedeutet das in etwa „Traumvögel". Wir waren die Beschützer vieler Völker, die uns dafür einen Teil ihrer Kraft liehen. Es war eine Symbiose. Doch so viele der alten Bande sind zerrissen…". Wieder blickte Ravyn verloren in den Raum hinein, doch diesmal ging ihr Blick weit über die steinernen Mauern hinaus, versank in einer Vergangenheit die so unendlich weit entfernt schien, blickte in Länder, an die kein lebender Mensch noch eine Erinnerung haben konnte.

Hermine lehnte sich ein wenig zu ihr herüber und lächelte aufmunternd. „Eigentlich habe ich mir gedacht, dass Sie mir davon erzählen würden, wenn es soweit ist. Ich wollte Sie um etwas ganz anderes bitten".

Überrascht neigte Ravyn den Kopf zur Seite. „Was ist es?", fragte sie.

Wie so oft in dieser Phase des Kennenlernens zögerte Hermine einen kurzen Moment. Eine leichte Schamesröte stahl sich auf ihre Wangen. Dann sagte sie: „Ich habe mich gefragt…dürfte ich sie vielleicht einmal anfassen?". Ihr Blick war auf Ravyns rechten Flügel gerichtet, der sich zwischen den beiden Frauen auf dem Bett ausbreitete. Für einen kurzen Moment, völlig unwillkürlich, musste Ravyn lächeln. Hermines Frage, so aufrichtig unschuldig und fast liebevoll vorgetragen rührte sie. Ravyn nickte und vorsichtig, ganz leicht, strich Hermine über die Federn an ihrem Flügel.

„Sie sind viel weicher, als ich dachte", sagte sie. Ravyn hob den Flügel vorsichtig an, so dass er an Hermines Hand entlang stricht. Dann stricht sie spielerisch an ihrer Wange entlang. „Das kitzelt!", lachte Hermine plötzlich und rieb sich ihre Wange. Während sie zu Hermine herüber blickte, die so unbefangen lachend neben ihr saß, stahl sich ein weiteres Mal ein Lächeln auf Ravyns Gesicht. Es fühlte sich eigenartig an, nach so langer Zeit, nach dem, was noch vor so kurzer Zeit geschehen war. Aber es fühlte sich gut an.

„Ich denke, ich habe jetzt doch ein bisschen Hunger", sagte sie.

--

So, ich hoffe es hat euch gefallen und ihr schreibt mir jetzt das ein oder andere Review?

Liebe Grüsse,

Liloe