22. Im Körper des Feindes

***Schön, dass euch der verrückte Einfall meines Mannes gefällt. Der Körpertausch stammt nämlich von ihm *g*. Ich wollte noch mal betonen, dass Lhûnrhofal NICHT der Mann von Gloráre war. Der ist nämlich schon vor ein paar Jahren bei einem Überfall von Uruks aus Mordor getötet worden. Aber nun wollen wir mal sehen, wie es weiter geht…***

***

„Ada! Bitte sag, dass das nicht dein Ernst ist. Es muss einen Weg geben."

Gloráre blickte ihren Vater voller Furcht an. Doch der schüttelte nur den Kopf.

„Es tut mir leid Gloráre, aber es ist so, wie ich es sagte, ich weiß keinen Rat, kein Gegenmittel oder ähnliches."

Gloráre schnaubte wieder, ihre gelben Augen funkelten eindrucksvoll, wie Kharek mit einem Seitenblick feststellte.

„Es scheint dir nichts auszumachen, dass ich im Körper einer Bestie gefangen bin, ist das so?"

fuhr sie Glorfindel an. Der schüttelte erneut den Kopf.

„Nein, so ist es nicht, meine Tochter. Aber was soll ich tun? Ich kann dich nicht herausholen, so gern ich es täte. Nur so wie die Dinge im Moment liegen, werdet ihr beide euch eine Weile gedulden müssen. Sicher werde ich mich auf die Suche machen, nach Berichten, Aufzeichnungen, etwas in der Art. Ich kann euch nur nicht sagen, wie lange ich dafür brauchen werde, und ob ich überhaupt ein Gegenmittel finde, dass wissen nur die Valar."

Er runzelte kurz die Stirn.

Die Valar…haben sie etwas damit zu tun? Wollen sie Gloráre damit zwingen, sich mit Kharek auseinanderzusetzen? Möglich wäre es, wenn ich an ihren Starrsinn denke…

Fast hätte sich ein Lächeln auf die Lippen des blonden Elben gestohlen, bei diesem Gedanken. Doch er behielt seine äußere Ruhe bei.

„Ich würde sagen. ihr solltet nun erst einmal versuchen zu schlafen, die Nacht ist weit fortgeschritten und vielleicht bringt uns der Morgen neue Hoffnung."

Gloráre sprang auf, sie überragte ihren Vater nun um einen halben Kopf und noch immer loderte der Zorn in ihr. Ein leises Knurren kam über ihre Lippen und erschrocken hob sie eine Hand, um sie vor den Mund zu pressen, nur um dann voller Abscheu auf die scharfen schwarzen Krallen zu starren.

„Hoffnung? Vielleicht? Ada, wie soll ich so meine Patienten behandeln? Diese Hände…diese Pranken sind zum Töten geschaffen, nicht zum Heilen."

Jetzt war es genug. Kharek stand auf und gab Gloráre einen Stoß in die Rippen.

„Würdest du bitte endlich aufhören, meinen Körper zu beleidigen? Zufällig mag ich ihn nämlich, wie er ist, um das noch einmal klar zu stellen. Und komm nicht auf die Idee, irgendwas daran zu verändern…"

Gloráre hob spöttisch eine dunkle Augenbraue.

„Sonst was? Willst du mir drohen?"

Unbewusst straffte sie sich und der kräftige Uruk-hai Körper richtete sich drohend vor Kharek auf.

Im Moment hat sie eindeutig die besseren Argumente.

ging es ihm durch den Kopf und er schüttelte nur leicht den Kopf, wobei ihm ein paar blonde Strähnen ins Gesicht fielen. Mit einem winzigen Lächeln strich er darüber hinweg, sich ihres entrüsteten Blickes durchaus bewusst.

„Nun, dann werde ich DEINEN Körper auch verändern, zum Beispiel diese Haare, die mir immer wieder die Sicht rauben abschneiden."

Dieses Mal klang das Knurren aus Gloráres Mund schon sehr wütend und beabsichtigt.

„DAS wagst du nicht, Orkbrut!" fauchte sie Kharek an, doch der tippte ihr nur mit einem Zeigefinger gegen die breite Brust.

„Wenn du das nicht herausfinden willst, dann halte dich an meine Weisung, ansonsten…versuche mich…ich stehe zu meinem Wort."

Er begann sich trotz des ungewohnten Körpergefühls sicherer zu fühlen, eine gewisse Überlegenheit schlich sich ein. Sicher wollte er noch immer so schnell wie möglich seinen eigenen Körper zurück haben, aber es war auch irgendwie angenehm ihr ein wenig Angst zu machen. Er würde es auf jeden Fall nicht dulden, dass sie mit seinem Körper Schindluder trieb.

Glorfindel beobachtete die beiden angespannt und in ihm erwuchs der Wunsch eine Lösung zu finden, ehe die beiden sich gegenseitig an die Kehle gingen, wobei im Moment seine Tochter augenscheinlich im Vorteil wäre.

Er hob die Hände und bemühte sich, seine Stimme ruhig und beschwichtigend klingen zu lassen.

„Gloráre, Kharek, bitte. So geht es nicht. Ihr werdet euer Temperament ein wenig zügeln müssen. Ich denke mal, dass wir für eine Problemlösung beide Körper so gut wie unversehrt brauchen, und außerdem glaube ich nicht, dass einer von euch seinen Körper gar verlieren möchte, nicht wahr? Also bitte, rauft euch zusammen, anstatt euch gegenseitig anzugiften, denn das bringt keinen von uns weiter."

Die beiden Streithähne hielten tatsächlich inne und blickten zu Glorfindel. Kharek nickte fast augenblicklich, Gloráre kämpfte einen Moment mit sich, doch dann gab sie nach und nickte ebenfalls.

„Gut, dann gehen wir schlafen, aber in meinen Räumen. Ich werde sicher nicht im Gästequartier schlafen."

Mit hocherhobenem Kopf wandte sie sich um und verließ den Raum. Glorfindel und Kharek tauschten noch einen vielsagenden Blick, dann folgte der Uruk Gloráre, die schon den halben Gang hinunter gerannt war.

Glorfindel ließ sich mit einem schweren Seufzen in seinen Lehnstuhl sinken. Sicher war es eine eindrucksvolle Lektion, welche dort seiner Tochter erteilt wurde, aber so unberührt wie es schien war er nicht davon. Er wollte bestimmt nicht, dass sein einziges Kind den Rest seines Lebens als großer Orkkrieger verbringen musste. Nur wusste er im Moment wirklich keinen Rat. Aber gleich morgen früh würde er anfangen in der umfangreichen Bibliothek von Imladris nach entsprechenden Dokumenten zu suchen.

Sein zweiter Gedanke galt den anderen Elben. Wie würde diese auf die doch recht merkwürdige Situation reagieren? Er musste einfach das Beste hoffen. Bestimmt würde es einige geben, die sich zurückziehen würden, aber nicht alle. Andere würden ihm helfen eine Lösung zu finden, darauf vertraute er in seinem Herzen.

Mit diesem tröstlichen Gedanken ging auch er dann zur Ruhe.

***

Gloráre zeigte auf das Bett am Fenster, während sie sich auf die Liege an der Wand gegenüber setzte.

„Du wirst im Bett schlafen, mein Körper soll wenigstens bequem liegen. Ich bleibe hier auf der Liege, verstanden?"

Kharek unterdrückte ein Seufzen und stand dann unschlüssig vor dem Bett.

Sie hatte sich inzwischen mit ein wenig Mühe auf der Liege ausgestreckt und schaute nun ungehalten zu ihm herüber.

„Was ist, willst du im Stehen schlafen oder hast du mich nicht verstanden?"

Kharek schüttelte den Kopf.

„Nein, das ist nicht das Problem, aber du hast gesagt, ich soll deinen Körper nicht anfassen und nun überlege ich, wie ich das hier loswerden soll, ohne mich zu berühren."

Er zeigte auf das lange Kleid, samt Unterkleid, welches er trug.

Gloráre bemerkte nun die Zwickmühle, welche sie sich selbst auferlegt hatte, denn sie hatte nun die Wahl es ihm doch zu gestatten, oder selber Hand anzulegen, was ihr fast noch mehr widerstrebte in Anbetracht der kräftigen Pranken mit den scharfen schwarzen Krallen.

Kharek spürte ihre Unsicherheit, aber er war nicht bereit ihr auch nur ein Stückchen entgegen zu kommen, denn sie hatte ihn mit den ständigen Beleidigungen ziemlich verletzt und jetzt wollte er mal seine Überlegenheit auskosten.

„Zieh die Sachen aus, und das Nachtgewand an, aber sei dir sicher, dass ich dich nicht aus den Augen lasse." sagte sie schließlich gepresst, sich eine weitere Kapitulation eingestehen müssend.

Auch wenn es für ihn eher ungewohnt war, schaffte Kharek es sich rasch zu entkleiden und in das seidige Nachtkleid zu schlüpfen, während ihr prüfender Blick die ganze Zeit wachsam auf ihm ruhte. Zufrieden nickte sie dann.

„Gut, dann leg dich hin und behalte die Hände über der Decke, wo ich sie sehen kann." verfügte sie weiter.

Kharek seufzte leise. So langsam kam er sich vor wie ein abgerichtetes Haustier. Aber er wollte keinen Streit provozieren, also zog er es vor nichts zu sagen, sondern es einfach so zu halten, wie sie es wünschte. Die Situation war für ihn allein schon verwirrend genug.

Gerade spürte er den gnädigen Schlaf nahen, da erklang ihre raue Stimme noch einmal.

„Morgen wirst du mich begleiten, zu den Hallen der Heilung. Ich werde dort wohl oder übel deine Hilfe brauchen, aber du wirst alles tun, was ich dir sage und nur reden, wenn ich dich etwas frage, verstanden?"

Kharek seufzte erneut. In diesem Moment lag ihm eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, aber es war nicht ratsam, sie noch mehr zu reizen, dass war ihm auch bewusst. Also sagte er nur schlicht „Ja" und beließ es dabei.

Nun kehrte Ruhe ein, nicht nur in diesem Zimmer, ganz Imladris lag in Frieden, behütet durch die aufmerksamen Grenzwächter. Nur einer fand keine Ruhe. Glorfindel saß in der Bibliothek, umgeben von Büchern und Schriftrollen, auf der Suche nach einer Lösung für das Problem Gloráres und Khareks.