23. Lodernde Gefahr
***Ich mach einfach gleich mal weiter, ihr könnt dann ja beide Kaps zusammen reviewen. Schön, dass FF.net wieder funktioniert. Ich habe heute Zeit, da möchte ich noch was schaffen, zumal mir dieses Kapitel irgendwie Kopfschmerzen macht.***
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Gloráre wischte sich den Schweiß von der Stirn, darauf bedacht sich mit den Krallen nicht zu verletzen. Aufatmend lehnte sie sich zurück und betrachtet Kharek, der mit geschickten Fingernd den Verband des kleinen Elbenjungen erneuerte, genau, wie sie es ihm erklärt hatte.
Zwei Wochen waren vergangen, doch für Gloráre hätten es auch zwei Jahre sein können. Dieser seltsame Körpertausch verlangte ihr eine Menge Selbstbeherrschung und Geduld ab und immer häufiger fand sie sich am Rande eines Zusammenbruches. Den ersten kleinen Kapitulationen waren weitere gefolgt, natürlich nur zum Wohl und Schutze ihres Körpers, wie sie sich immer wieder einredete. Und sie hatte sich wohl oder übel mit ihrem „Neuen" Körper auseinandersetzten müssen, meist voller Abscheu und Widerwillen, wenn es zum Beispiel ums Waschen ging. Beim Essen hatte sie große Schwierigkeiten mit den Fängen gehabt und sich mehr als einmal schmerzhaft auf die Zunge oder die Lippen gebissen. Sie begann zu begreifen, wie schwer es für Kharek war manierlich zu essen, wie er es immer in Gegenwart der Elben getan hatte.
Immer wieder ertappte sie sich aber auch dabei, wie sie etwas am Körper des Uruks bewunderte, die Zähigkeit oder die Kraft zum Beispiel, als sie mit nur einem Mal die Holzmenge in ihr Krankenzimmer trug, wofür sie sonst dreimal oder viermal gehen musste. Die feste Haut schützte sie vor den kleinen Verletzungen, die sie sich sonst öfter mal zuzog, zum Beispiel schmerzhafte Splitter aus den rohen Holzscheiten für den Kamin. Die kräftigen Klauen und Zähne waren als Werkzeuge nicht zu verachten und der Geruchssinn des Uruks war hervorragend. Allerdings verfügte er nicht über die scharfen Augen eines Elben, wenn auch sein Sehvermögen nicht zu verachten war.
Mit einem kleinen Seufzen ergab sie sich in das nächste Zugeständnis.
„Du machst das sehr gut, Kharek. Du bist sehr geschickt im Umgang mit diesen Dingen."
sagte sie leise.
Khareks prüfender Blick ruhte auf ihr, als wolle er herausfinden, ob sie es ernst meinte. Zu oft hatte er nun ihre Beleidigungen anhören müssen, sie mit stoischer Ruhe ertragen, um sie nicht unnötig zu provozieren. Eine solche Äußerung von ihr kam ihm deshalb sogleich verdächtig vor.
In den letzten zwei Wochen hatte er alles getan, was sie verlangte, auch wenn es nicht immer leicht gewesen war. Die anderen Elben waren sehr gespalten, ein Teil mied das seltsame Paar ganz offen, andere wiederum fanden die Situation genauso verwirrend, bleiben aber nicht fern. Ganz sicher waren Rûmil, Glorfindel, Celoniell und Elronds Söhne an ihrer Seite und mühten sich eine Lösung zu finden.
Gloráre und er hatten sich allerdings eher zurückgezogen, mieden den Kontakt zu den anderen Elben nach Möglichkeit, bis auf eben die Besuche ihrer engsten Freunde.
Dieses zwang sie jedoch sich miteinander zu befassen und Kharek hatte eine Veränderung bemerkt. Zum einen begann er ihre Position ihm gegenüber zu verstehen, zum anderen spürte er, dass ihre Abneigung nicht mehr so heftig war, auch wenn sie sehr bemüht war das nicht zu zeigen.
Die Pause nach ihrem unerwarteten Lob wurde unangenehm lang, also nickte er ihr zu.
„Danke…auch wenn ich verwundert bin, solche Worte von dir zu hören."
sagte er ehrlich.
Sie hatten in den letzten beiden Tagen die Wunden zweier Elbenkinder versorgt, welche beim Spielen in den Wäldern ein kleines Wolfsrudel aufgescheucht und zum Glück nur ein paar schmerzhafte Bisswunden davongetragen hatten. Doch leider verschwiegen sie diese ihren Eltern und versuchten sie selber zu behandeln. Dies misslang und nun wurden sie von einem schweren Wundfieber geplagt.
Gloráre seufzte wieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Vielleicht war der Zeitpunkt gekommen, dass sie sich selber eingestand, einen Fehler gemacht zu haben und dass sie es auch Kharek endlich sagte.
„Kharek, bitte hör mir zu. Unterbrich mich nicht, denn es wird so schwer genug für mich."
Kharek nickte nur, setzte sich ihr gegenüber und faltete die Hände im Schoß.
Gloráre atmete tief durch, was beim Ausatmen ein leises Grollen in ihrer Kehle verursachte. Das wiederum brachte Kharek zum Schmunzeln.
Sie erwiderte das Lächeln aus einem Reflex heraus, wurde dann aber wieder ernst.
„Ich möchte dir nur sagen, dass ich mich geirrt habe. Ich habe ein vorschnelles Urteil gefällt über dich. Es tut mir leid und ich habe es dir nun gesagt. Mehr will ich jetzt nicht dazu sagen. es soll dir nur erklären, warum sich mein verhalten dir gegenüber geändert hat."
Kharek schaute sie nur ruhig an, eine lange Weile. Dann legte er vorsichtig eine Hand auf ihre Pranke. Ihre Augen trafen sich und er konnte erkennen, wie schwer ihr diese Worte gefallen waren und er war voller Bewunderung, dass sie es dennoch geschafft hatte ihren Stolz herunter zu schlucken.
Sie zögerte einen kleinen Moment, dann legte sie die andere Pranke auf die Hand von Kharek…eigentlich ja ihre Hand.
„Lass und gehen, die Kinder sind versorgt und ich möchte sehen, ob Ada inzwischen weitergekommen ist, bei seinen Forschungen."
Kharek erhob sich, wobei er die Hand zwischen ihren herauszog. Gloráre warf einen kurzen Blick auf die Hand und griff dann vorsichtig danach.
„Und danke für deine Geduld, Kharek."
Kharek sagte nichts, er lächelte sie nur voller Freude an.
Zusammen verließen sie den Raum und machten sich auf den Weg zu Glorfindels Gemächern.
***
Gloráre setzte die Tasse so heftig ab, dass sie zerbrach und der Rest Tee ergoss sich über das helle Tischtuch.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein, Ada. Bitte sag mir, dass es nicht wahr ist. Du wirst doch nicht aufgeben, nein?"
Flehend richtete sich ihr Blick auf ihren Vater.
Der blonde Elb schaute sie traurig an, nickte jedoch.
„Leider ist es im Moment so, Gloráre. Ich sehe keine Lösung für euer Problem. Natürlich werde ich nicht aufgeben, aber ich brauche mehr Zeit. Es gibt noch sehr alte Schriften, nur erfordert es viel Zeit, diese zu studieren. Darum muss ich euch beide um noch ein wenig Geduld bitten."
Gloráres Gesicht verfinsterte sich noch mehr und sie krallte sich fest in die Lehnen des Sessels.
Kharek war zwar blass geworden, hatte sich aber ansonsten ganz gut in der Gewalt. Er hatte sich sowieso keine sehr großen Hoffnungen mehr gemacht, denn Glorfindel hatte trotz aller Bemühungen immer wieder durchblicken lassen, dass er keine Lösung sah.
Gerade wollte er sich zu ihr umdrehen, suchte nach tröstenden Worten, da erschallten laute Rufe und eine helle Glocke läutete Alarm.
Gloráre sprang auf.
„Feuer! Es brennt in Imladris Ada!" rief sie und rannte zum Fenster hinüber. Beinahe versagte ihre Stimme, als sie sich wieder zu Kharek und Glorfindel umdrehte, die Augen weit aufgerissen.
„Es brennt in der Halle der Heilung…die Kinder sind dort…"
flüsterte sie erstickt.
Kharek zögerte nicht, seine Füße berührten kaum den Boden, als er die langen Gänge entlang rannte.
Gloráre folgte ihm so schnell sie konnte, doch der schlanke Elbenkörper war für dieses schnelle Laufen besser geeignet.
Schon sah sie den Feuerschein, das Dach der Halle stand in hellen Flammen und einige Elben waren dort, mit Eimern und nassen Decken, um Hilfe zu leisten.
Sie eilte an ihnen vorbei, ohne auf die erstaunten Blicke zu achten. Das Gebälk im Gang ächzte und knarrte bedenklich, helle Funken der Glut regneten hier und da herab, versengten ihre Haut und die Haare, wo sie trafen. Aber Gloráre spürte keinen Schmerz, nicht nur, durch die dicke Haut geschützt, sondern auch, weil sie von der Angst um die Kinder erfüllt war.
Da war Kharek, sie konnte den Schimmer der blonden Haare an der Tür ausmachen. Er hatte das Mädchen auf dem Arm, sie war ohne Bewusstsein, hatte wohl zuviel Rauch eingeatmet.
Erleichtert blickte er zu ihr, als sie näher kam.
„Hier…du musst sie nehmen, ich hole den Jungen." keuchte er und hustete. Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, mach das du raus kommst, ich werde ihn holen, ich kann beide tragen, du warst schon lang genug hier drin."
sagte sie mit bestimmtem Ton.
Kharek nickte, er überlegte nicht lange. Durch den stärker werdenden Rauch lief er den Gang entlang in Richtung des Ausganges.
Gloráre trug das Mädchen über der Schulter und holte so schnell sie konnte den Jungen aus dem verqualmten Raum. Der Rauch biss ihr in die Nase und sie war bemüht durch den Mund zu atmen.
Sie schaffte es ins Freie zu kommen, ehe auch ihr die Sinne schwanden. Hustend und würgend stolperte sie nach draußen, übergab die Kinder an die Elben, die ihr entgegenkamen. Dann schaute sie sich suchend um.
„Kharek? Wo ist Kharek?" stieß sie hervor. Da war Celoniell an ihrer Seite, stütze sie ein wenig.
„Er ist nicht hier, Gloráre, wo hast du ihn denn zuletzt gesehen?"
Gloráre hustete erneut.
„Er war vor mir im Gang und ich habe ihn nach draußen geschickt, ehe ich den Jungen holte. Er muss doch hier entlang gekommen sein."
Verzweifelt suchten ihre Augen die Umgebung ab, aber sie konnte Kharek nirgends sehen. Celoniell überlegte und stieß sie dann sanft an.
„Vielleicht ist er dem falschen Gang gefolgt. Dann ist er hinten raus gekommen, lass uns nachsehen, wenn du dich kräftig genug fühlst."
Gloráre straffte sie sofort und wandte sich um.
„Ja…lass uns gehen…rasch…"
Schon war sie auf dem Weg zur Rückseite des Gebäudes. In diesem Moment brach der vordere Teil des Daches krachend zusammen und helle Funken schlugen hinauf in den dunklen Nachthimmel. Erschrocken wichen die Elben zurück. Dieses Haus war verloren, nun galt es die umliegenden Gebäude zu schützen.
***
Er tastete sich inzwischen an der Wand entlang. Seine Augen tränten unentwegt und der scharfe Qualm biss in seine Lungen, nahm ihm fast den Atem. Doch er musste weiter, er musste den Ausgang finden…bald.
Schließlich gaben seine Beine nach und die Luft wurde bedrohlich knapp. Er sank auf Hände und Knie nieder, angestrengt nach vorne spähend. Endlich nahm einen winzigen Hauch kühlerer Luft wahr und sah den dunklen Umriss des Ausganges vor sich.
Ein lautes Knacken drang an seine Ohren und erneut prasselten glühenden Holzstücke von der berstenden Decke herab, welche ihn knapp verfehlten. Mit letzter Kraftanstrengung warf er sich nach vorne, und gelangte so ins Freie. In diesem Moment brach die Deckenkonstruktion zusammen und alles stürzte hinab. Kharek spürte einen brennenden Schmerz im rechten Unterschenkel, als dieser unter einem schweren Holzbalken eingeklemmt wurde. Der Balken hatte Feuer gefangen und die Flammen leckten gierig auf den reglosen Körper zu.
Kharek kämpfte gegen die Ohnmacht an. Er glaubte fast eine Bewegung wahrzunehmen und eine Stimme zu hören, die seinen Namen rief.
Celoniell und Gloráre erreichten den hinteren Ausgang. Eine Person schleppte sich gerade nach draußen, im letzten Moment sogar, denn gerade brach das Dach endgültig zusammen und die schweren Holzteile fielen herab.
Gloráre schrie auf, als sie sah, wie der Holzbalken auf Kharek niederfiel und rannte auf ihn zu. Sie kniete neben ihm nieder und begann sofort den Balken von ihm runter zu schieben.
In diesem Moment war sie mehr als froh über die Kraft dieses Körpers, die ihr nun zur Verfügung stand, denn mühelos konnte sie das schwere Holz bewegen und mit dem reglosen Kharek auf den Armen wandte sie sich zu Celoniell um.
„Er ist verletzt…" keuchte sie ihrer Freundin entgegen, die sofort an ihrer Seite war.
„Bringen wir ihn zu mir, dort können wir ihn versorgen."
ordnete sie an.
Die beiden verloren keine Zeit und machten sich sofort auf den Weg zu Celoniells Quartier. Hinter ihnen schlugen die hellen Flammen in den Nachthimmel, doch in Gloráres Herz brannte etwas anderes und das war nicht die Sorge darum, dass ihr Körper verletzt war. Erstaunt erkannte sie, dass sie sich um Kharek ängstigte, um seine Wohlergehen, um sein Leben…
***So, nun ist aber erst mal Schluss….*g* Ich brauche ne Pause und ein kleines Feedback nach soviel Action. Genesungswünsche an Kharek bitte bei mir einreichen.***
