24. Einsicht und Heilung
Mit einem zufriedenen Nicken richtete sich Celoniell auf. Sie hatte das Bein von Kharek versorgt, wobei ihr nicht die Brandwunde Sorgen bereitete, sondern der gebrochene Knochen, der gerichtet hatte werden müssen.
Kharek hatte selbst bei der schmerzhaften Richtung des Bruches das Bewusstsein nicht wieder erlangt, was ihr Sorgen bereitete. Ein kurzer Seitenblick auf das besorgte Gesicht Gloráres hielt sie davon ab ihre Sorgen laut zu äußern. Sie legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter.
„Gloráre, mach dir nicht zu viele Sorgen. Er hat eine Menge Rauch eingeatmet, und der Unterschenkel ist gebrochen. Aber das sind alles Sachen, die nicht lebensbedrohlich sind. Geh dich doch erst mal waschen. Ich bleibe hier sitzen und passe auf ihn auf, versprochen."
Celoniell bemühte sich ihrer Stimme einen beruhigenden Klang zu verleihen. Anscheinend gelang ihr das auch, denn Gloráre nickte und stand auf.
„Ja gut Celoniell, ich beeile mich auch. Hab vielen Dank."
Als Gloráre den Raum verlassen hatte tupfte sie Kharek noch einmal die Stirn mit frischem Wasser ab. Überrascht wandte sie den Blick zur Tür, als sie Schritte hörte, die sich näherten. So schnell konnte ihre Freundin nicht zurück sein und sie war es auch nicht, die hereinkam.
Rûmil hatte den Elben zunächst geholfen das Feuer zu löschen, doch sobald er sich freimachen konnte hatte er sich durchgefragt, ob jemand Kharek oder Gloráre gesehen hatte. So wurde er hierher geschickt, zu Celoniells Räumen. Gerade noch hatte er Gloráre weggehen sehen, aber sie war schon zu weit weg, als das er sie hätte anrufen mögen. Doch aus der Tür zu seiner Linken drang Licht auf den Gang, so trat er in das Zimmer und fand Celoniell neben Kharek sitzend. Die Heilerin blickte ihm erfreut entgegen.
„Rûmil, es freut mich dich zu sehen. Du machst dir sicher Sorgen um deinen Freund."
Der Elb nickte und sein besorgter Blick glitt über den Elbenkörper auf dem Bett, blieb an dem Verband an seinem Bein hängen, ehe sich seine Augen wieder auf Celoniells Gesicht richteten.
Sie hatte den Weg seiner Augen verfolgt und lächelte ihm ermutigend zu.
„Mach dir nicht zu viele Sorgen. Er hat viel Rauch eingeatmet und der rechte Unterschenkel ist gebrochen. Doch er schwebt nicht in Lebensgefahr. Gloráres Körper ist nicht so zerbrechlich, wie er scheint."
Rûmil nickte erleichtert und erwiderte ihr Lächeln. „Und er ist in guten Händen. Ich vertraue dir vollkommen."
In diesem Moment kehrte Gloráre zurück, sie hatte sich gewaschen und frische Kleidung angelegt. Erfreut erkannte sie Rûmil und nickte ihm grüßend zu.
„Rûmil, gut das du da bist. Kharek wird sich freuen, wenn er aufwacht und dich sieht." Rûmil nickte nur und zusammen warteten sie bis Kharek wieder zu sich kam. Er war wirklich sehr glücklich, seinen Freund zu sehen, aber dann richtete sich sein Blick fragend auf Gloráre.
Celoniell gab Rûmil ein Zeichen ihr zu folgen, und sie verließen den Raum, um Kharek und Gloráre etwas Zeit allein zu geben.
Kharek blickte ihnen zunächst verwundert nach, dann aber beschloss er die Gelegenheit wahrzunehmen.
„Gloráre,
es tut mir leid. Ich bin in die falsche Richtung gelaufen, dann war dort überall
Rauch und…"
Sie hob die Hand und unterbrach ihn abrupt. „Nein, Kharek…dich trifft keine Schuld."
Seinen fragenden Blick ignorierend fuhr sie nach einem tiefen Atemzug fort.
„Bitte lass mich ausreden und unterbrich mich nicht, ja?"
Er nickte nur.
„Also
gut. Ich denke es ist an der Zeit, dass ich mein Herz öffne, das ich es zulasse
zu fühlen was ich fühle. Und es ist nicht leicht für mich. Aber ich habe einen
Fehler gemacht und den möchte ich wieder gutmachen. Ich habe vorschnell
geurteilt, ich wollte nicht tiefer sehen, als das Äußere war. Ich habe meine
Augen und Ohren verschlossen und mich in meinen Hass und meinen Stolz ergeben.
Das tut mir nun leid und ich möchte dich bitten, mir zu verzeihen."
Sie senkte den Blick nicht bei diesen Worten, sondern suchte Khareks Augen, die
ihr die Antwort geben würden, noch ehe die Worte seine Lippen verließen.
Kharek war mehr als überrascht, sie diese Worte sagen zu hören, sein Herz war voller Freude und Erleichterung, ihren harten Panzer aufbrechen zu sehen und ihre wahren Gefühle zu erkennen. Mit einem sanften Lächeln schüttelte er den Kopf.
„Nein,
Gloráre, es gibt nichts zu verzeihen, denn auch ich habe ein zu flüchtiges Bild
von dir gehabt und es als wahr genommen. Ich habe nicht genug hinterfragt, was
dich handeln ließ, wie du es tatest. Wir haben beide unserer Natur entsprechend
gehandelt, also haben wir uns nichts vorzuwerfen, und auch nichts zu verzeihen."
Gloráre rutschte aus dem Sessel und setzte sich zu Kharek aufs Bett. Unendlich vorsichtig legte sie ihre dunkle Pranke auf die zarte elbische Hand, ein leichtes Lächeln erhellte ihr Gesicht.
„Ich danke dir Kharek, für deine Geduld und für deine Güte. Und ich möchte noch sagen, dass ich ohne deinen Körper, diese Kinder nicht hätte retten können. Und wären unsere Rollen nicht auf diese seltsame Art vertauscht worden, dann müsste ich nun um sie trauern."
Kharek legte nun seine zweite Hand auf die Gloráres und sagte nichts, aber seine Augen sprachen mehr als Worte.
Einen langen Moment blickte Gloráre auf ihre verbundenen Hände, dann nickte sie langsam und schaute wieder auf.
„Ich werde heute Nacht hier bleiben, aber nicht um einen Feind zu kontrollieren, sondern um über die Genesung eines Freundes zu wachen."
Mit diesen Worten erhob sie sich, und entzog ihre Hand sacht Khareks Berührung. Sie schob ein zweites Bett neben das in welchem er lag und streckte sich dann darauf aus, rollte sich auf die Seite und bedachte Kharek mit einem weiteren Lächeln.
„Gute Nacht Kharek, möge dein Schlaf tief und heilsam sein."
Kharek erwiderte das Lächeln und antwortete leise: „Und ich wünsche dir ebenfalls eine Gute Nacht Gloráre, möge sie uns der Lösung unseres Problems einen Schritt näher bringen.
Kharek war bald wieder eingeschlafen, der elbische Körper forderte die Ruhe ein, die er zum Heilen benötigte. Gloráre war noch länger wach und betrachtete ihren Körper, der in dem Bett neben ihr lag. Sie hoffte inständig, dass es eine Möglichkeit gab, wieder zurück zu wechseln und das diese bald gefunden würde. Sie hatte erkannt, wie schwer es war, in Khareks Haut zu stecken. Selbst da die Elben wussten, dass sie in inneren dieses Körpers weilte, so hatten sie sie doch gemieden, hatten ihr Blicke zugeworfen, voller Misstrauen und Zweifel, welche ihr Herz traurig machten. Sie sehnte sich zurück in ihren eigenen Körper und sie wusste, dass es nichts an ihrer neuen Nähe zu Kharek ändern würde, bekäme sie ihn zurück.
Doch auch sie schlief irgendwann ein und der Schlaf brachte ihr Vergessen und neue Hoffnung.
Wärme war das erste das Kharek spürte, als der Schleier des Schlafes sich langsam hob und die Nacht ihn aus ihren Armen entließ. Er fühlte sich erfrischt und ausgeruht und erst langsam kehrten die Bilder des Schreckens der letzten Nacht zurück und die Erinnerung an das Feuer ließ ihn erschauern, vor allem als er an den mächtigen Balken dachte, der ihm fast zum Verhängnis geworden wäre. Erstaunt bemerkte er, dass er keinen Schmerz in dem gebrochenen Bein verspürte und griff nach der Decke, um sie zurückzuschlagen. Doch mitten in der Bewegung hielt er ein und starrte ungläubig auf das Bild vor seinen Augen. Eine große dunkle Hand, mit seit kurzem sorgsam gepflegten schwarzen Krallen, ein kräftiges Handgelenk, welches mit einem ebensolchen Arm verwachsen war. Noch nicht ganz begreifend glitt sein Blick weiter, über die kräftige breite Brust und als er die Decke zurückgeworfen hatte auch über die starken Beine, von denen das rechte natürlich nicht gebrochen war.
„Es ist vorbei." hauchte er leise, und genoss den Klang seiner vollen dunkeln Stimme. Seine Hände fuhren hoch um den geflochtenen Zopf zu lösen, den Gloráre immer getragen hatte, doch dann hielt er inne und beließ die Haare wie sie waren.
Er drehte sich nun zu Gloráre um, die ja in dem Bett neben seinem schlief und betrachtete besorgt ihr blasses Gesicht. Sie hatte nun die Schmerzen auszustehen, die seine Unvorsichtigkeit ihrem Körper zugefügt hatten. Das bekümmerte ihn und er hätte es gern auf sich genommen.
Er bewunderte die Elbe für ihren Mut, ihm endlich die Wahrheit zu sagen und die Geduld mit welcher sie schlussendlich doch diesen seltsamen Körpertausch ertragen hatte.
Überhaupt bewunderte er sie, auch wenn er es nie zugegeben hätte. Er hatte keine Worte für das, was er empfand, wenn er sie anschaute, für das wie er sie beschreiben wollte, aber ihr Anblick erfreute ihn und erfüllte ihn mit einem Sehnen, welches ihm ebenfalls unbekannt war. Doch er würde Geduld haben, abwarten und so vielleicht auch dieses Geheimnis lüften.
Sanft tippte er sie an der Schulter an, bis sie schließlich die Augen öffnete und nach einem kurzen Moment der Orientierungslosigkeit ungläubig in die gelben Augen des Uruks blickte.
„Kharek?" flüsterte sie und er lächelte nickend. Auch sie ließ ihren Blick nun über ihren Körper wandern, als sähe sie ihn zum ersten Mal und als sich ihre Augen wieder mit Khareks trafen, da strahlte ihr Lächeln und erhellte ihr Gesicht, dass ihm das Herz stark zu klopfen begann, denn dieser Art hatte sie ihn noch nie angesehen.
Und um ihn vollends aus der Fassung zu bringen, umarmte sie ihn plötzlich und impulsiv.
„Es ist vorbei! Endlich ist es vorbei…ich bin so glücklich." rief sie aus, während er nicht wusste wie ihm geschah und unbeholfen die Umarmung erwiderte.
Schließlich löste sie sich wieder und ließ sich in die Kissen zurücksinken.
„Bitte Kharek, hol meinen Vater, er soll es gleich erfahren und sich nicht länger Sorgen machen. Und schau, ob du Celoniell und Rûmil irgendwo finden kannst, sie sollen unsere Freude teilen…"
Kharek nickte und erhob sich aus dem Bett. Noch immer sehr verwirrt von ihrem Gefühlsausbruch konnte er nichts sagen und war fast froh, dass er den Raum verlassen konnte.
Als er gegangen war, schloss Gloráre mit einem glücklichen Lächeln die Augen und gab sich ganz dem Gefühl hin, wieder in ihrem eigenen Körper zu sein.
***So, das wäre dann auch überstanden. Ich hoffe nun, dass ff.net nun auch seine Krankheiten überwunden hat und wieder anständige Alerts gibt. Ansonsten freue ich mich auf eure Reviews und sehe begeistert, dass einige schon die weitere Richtung erahnen…nein Shelley, ich verrate noch nichts *g* Bis bald. ***
