27. Eine stürmische Nacht
Aufatmend glitt Kharek drei Stunden später von Barans Rücken, tätschelte dem braunen Wallach dankend den Hals, was der mit einem kleinen Stubser quittierte, dessen Wucht den Ork zurücktaumeln ließ. Er lachte leise und fuhr dem Pferd noch einmal durch die dichte Mähne.
Dann wandte er sich zu Gloráre um, die inzwischen eine Decke von ihrem Sattel abgeschnallt hatte, welche sie nun auf dem weichen Gras ausbreitete. Kharek schnallte die Satteltaschen ab, in denen sie Proviant für unterwegs mitgenommen hatten. Damit ging er zu ihr hinüber und ließ sich dann auf die Decke sinken. Das lange Reiten hatte ihn doch angestrengt, war es doch ungewohnt für ihn.
Gloráre verteilte das Essen und gab ihm einen Wasserschlauch, dann setzte sie sich ihm gegenüber. Sie hatten nicht sehr viel geredet auf ihrem Ritt, sie hatte ihm ein paar ihrer Lieblingsplätze gezeigt, dann hatten sie gerätselt, wer denn wohl der wichtige Besuch sein könnte, aber sie hatten keine Idee, daher ließen sie auch dieses Thema bald fallen. Allerdings gefiel es ihr auch einfach neben ihm reiten zu dürfen und ihn von der Seite her zu beobachten. Der große Uruk übte eine starke Faszination auf sie aus, mehr als sie sich eingestehen mochte. Jedes Mal wenn sie zusammen waren kribbelte es in ihrem Magen, als wenn dort hunderte Schmetterlinge eingesperrt wären, wenn er sie berührte, gewollt oder aus Versehen, dann richteten sich die feinen Härchen auf ihrem Arm auf, wie in einer Gewitternacht, wenn die Luft knisterte. Auch wenn sie es nie aussprechen würde, sie hatte sich verliebt und das in die Person, bei der sie das am wenigsten für möglich gehalten hätte. Aber da Kharek ihr ja gesagt hatte, dass er nicht wusste, was Liebe ist, hatte sie die stille Hoffnung, dass er die verräterischen Zeichen ihres Körpers auch nicht deuten konnte.
Was sie nicht wusste war natürlich, dass Kharek in einem ähnlichen Dilemma der Gefühle feststeckte. Seit seinem Gespräch mit Rûmil waren ihm seine Gefühle nur noch stärker bewusst geworden. Doch auch ihr Gebaren schien ihm manchmal merkwürdig, wenn sie zum Beispiel beim Lesen üben mehr als einmal aus purem Versehen seine Hand statt der Seite berührte. Dann errötete sie, wenn sie es bemerkte. Oft kam sie ihm näher als nötig und wich dann beinahe erschrocken zurück.
Auf einmal wurde es ihm bewusst, dass er sie unhöflich anstarrte und er senkte den Blick auf seine Hände, die mit dem Verschluss des Wasserschlauches spielten.
Gloráre hatte seinen beobachteten Blick bemerkt und war zu ihrem Ärger errötet, aber da sie sich sicher fühlte, weil Kharek ja in ihren Augen diese Anzeichen nicht erkennen würde.
Das Essen nahmen sie fast schweigend ein, Gloráre erklärte nur in groben Zügen, wie sie sich den weiteren Weg vorstellte, der sie in einem weiten Bogen zurück nach Imladris führen würde. Dann sprachen sie noch ein wenig über die Fortschritte, die jeder beim anderen beobachtet hatte. Es war ein vorsichtiges Gespräch, als würden sie beiden krampfhaft vermeiden bestimmte Dinge anzusprechen.
Schließlich erhob Gloráre sich und nickte Kharek zu. „Wir sollten nun weiter reiten, sonst wird es dunkel ehe wir zurück sind…"
Kharek stand ebenfalls auf und begann das Geschirr und die Vorräte wieder in den Satteltaschen zu verstauen. Dann legte er die Decke zusammen, rollte sie ein und schnallte sie hinter Gloráres Sattel fest.
Gloráre hatte inzwischen einen kleinen Pfad ausgemacht, der zu einem Bachlauf führte. Hierher brachten sie die Pferde zum trinken, ehe sie wieder aufsaßen.
Die blonde Elbe übernahm zunächst die Führung und als der Weg sich wieder verbreiterte lenkte Kharek den braunen Wallach an ihre Seite.
Er überlegte angestrengt wie er ein Gespräch mit ihr in Gang bringen könnte, aber ihm wollte nichts Rechtes einfallen. Er warf einen Blick zum Himmel und runzelte die Stirn, als er die Tiefhängenden Wolken bemerkte, die sich noch etwas entfernt auftürmten. Die Luft war wärmer geworden und der Wind fast völlig erlegen. Es wurde schwül.
„Gloráre, ich glaube, wir bekommen schlechtes Wetter….was meinst du?" fragte er schließlich. Sie schaute ebenfalls auf und ihr Gesicht wurde nachdenklich.
„Ja, das sieht nicht gut aus, in der Tat. Wir sollten uns beeilen, der Weg wird da vorne noch breiter, da können wir das Tempo erhöhen."
So taten sie es dann auch und lenkten ihre Pferde dann in schnellem Trab und hin und wieder auch kurzen Galoppphasen in Richtung Imladris.
Kharek keuchte, denn er hatte zwar inzwischen gelernt ganz gut auf einem Pferderücken zurecht zu kommen, doch diese Anstrengung ging an den Rand seiner Kräfte. Er begann sich am Sattel abzustützen und bemühte sich mit den kräftigen Bewegungen Barans mitzugehen.
Gloráre bemerkte, dass der Uruk den schnellen Ritt nicht durchstehen würde und zügelte ihr Pferd, warf ihm einen besorgten Blick zu.
In diesem Moment frischte der Wind erneut auf, unvermittelt und mit Kraft wirbelte er Blätter vom Boden auf, zauste Mähne und Haare und nahm ihnen einen Moment den Atem. Gloráre keuchte und schaute sich suchend um, versuchte sich die Umgebung ins Gedächtnis zu rufen. Dann nickte sie plötzlich.
„Kharek, folge mir!" rief sie ihm über das Tosen des Windes zu und wartete auf sein Nicken, zum Zeichen, dass er sie verstanden hatte. Sie ritt voran und nach kurzer Zeit erreichten sie eine kleine Anhöhe in deren Flanke sich eine Öffnung zeigte, ein Höhleneingang scheinbar, und der Windrichtung abgeneigt. Davor standen einige Bäume, die ebenfalls den Wind ein wenig abhielten. Gloráre ritt bis zwischen die Bäume und glitt dann vom Pferd, gerade als die ersten schweren Tropfen auf die Erden schlugen. Aufatmend tat Kharek es ihr gleich. Sie schnallten die Sättel und das Zaumzeug ab und brachten es in die Höhle, die zwar klein war, aber ein paar Überraschungen bereithielt.
An einer Wand lag sauber gestapelt trockenes Holz und dürres Reisig. Daneben fanden sich ein paar gefaltete Decken, einige Fackeln und eine Holzkiste von der Gloráre wusste, dass sie nützliche Dinge enthielt. Dies war eine Schutzhöhle, welche die Wächter auf ihren Erkundungsritten nutzten, wenn sie ihre Routen weit weg von Bruchtal führten. Hier konnten sie nächtigen. Auch waren sie nützlich, wenn sie, so wie es ihnen passiert war von einem Unwetter überrascht wurden.
Kharek ging noch einmal zu den Pferden hinaus und holte die Satteltaschen herein. Dabei durchnässte ihn der Regen, der nun in einem dichten schweren Schleier hernieder ging augenblicklich.
Gloráre warf einen mitleidigen Blick auf den triefenden Uruk, als er mit den Taschen unter dem Arm zurückkehrte. Sie hockte gerade an der Feuerstelle und hatte etwas von dem dürren Reisig entzündet. Nun legte sie die dickeren Äste geschickt darüber.
„Komm hier herüber ans Feuer, du siehst aus, als wärst du in den Fluss gefallen." schmunzelte sie ein wenig schadenfroh. Kharek grunzte nur leise etwas in sich hinein, schnappte sich eine Decke und kam zum Feuer herüber. Dort begann er seine Kleidung abzulegen, bis er ihren irritierten Blick bemerkte.
„Die nassen Sachen werden mich wohl nicht wärmen." erklärte er. „Sie können trocknen und ich wickle mich in die Decke."
Gloráre schluckte trocken und schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Immerhin war sie lange genug in eben jenem Körper gewesen, um ihn genau zu kennen. Warum machte sich nun so ein beklommenes Kribbeln in ihrem Magen breit?
Draußen zuckten die ersten Blitze und lauter Donner grollte. Gloráres Stute wieherte schrill und ängstlich. Dem jungen Tier schien es nicht geheuer zu sein, welche Gewalt das Wetter entfesselte. Gloráre zuckte zusammen und erhob sich rasch. Am Höhleneingang zögerte sie angesichts des strömenden Regens, aber die Aussicht ohne Pferd nach Imladris zurückkehren zu müssen gab den Ausschlag. Sie trat hinaus und eilte zu ihrem Pferd. Im Nu war sie nass bis auf die Knochen. Meril schaute ihr mit schreckgeweiteten Augen und bebenden Nüstern entgegen, beruhigte sich aber in dem Moment, da sie Gloráres Stimme vernahm und ihre beruhigenden Hände spürte.
Die Elbe sprach sanft auf das Tier ein, bis sie sich entspannte und etwas näher an Baran herantrat. Nun konnte sie zurückgehen und als sie in die nun recht warme Höhle trat und an ihren nassen Kleidern herabblickte seufzte sie laut.
Kharek schaute zu ihr herüber und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Kann es sein, dass es regnet?" fragte er sanft, was ihm einen erzürnten Blick der Elbe einbrachte. Doch er wurde dann auch wieder ernst. „Du solltest aus den nassen Sachen raus und dir auch eine Decke nehmen, sonst wirst du dir eine böse Erkältung holen." fuhr er fort.
Gloráres Magen krampfte sich zusammen und sie schalt sich innerlich. Was sollte denn passieren? Gerade sie beide kannten einander mehr als in- und auswendig. Nach kurzem Zögern streifte sie also die Tunika über den Kopf und zog den geschlitzten langen Rock aus, den sie zum Reiten trug, Brust- und Lendentuch folgten. Ein kurzer Seitenblick zu Kharek zeigte ihr, dass er nicht einmal hinsah.
‚Jetzt reiß dich aber zusammen Gloráre.' ging sie gedanklich mit sich ins Gericht. ‚Es interessiert ihn nicht einmal, so oft hat er es inzwischen gesehen.' Warum aber schlug ihr Herz so schnell und wich die Röte nicht von ihren Wangen? Sie nahm sich rasch eine Decke und wickelte sich darin ein, setzte sich dann ans Feuer.
Kharek reichte ihr den Wasserschlauch und ihre Hände berührten sich flüchtig, doch für Gloráre war es, als hätte sie sich verbrannt. Rasch zog sie die Hand zurück, ließ jedoch den Wasserschlauch fallen. Unter Khareks fragendem Blick vertiefte sich die Röte in ihrem Gesicht und sie hätte viel gegeben für eine Ablenkung, die seinen Blick von ihr nahm. Doch diese Gnade wurde ihr nicht zuteil, denn Kharek griff sogar noch nach ihrer Hand.
„Was hast du Gloráre?" fragte er besorgt. Sie erschauerte trotz der Decke und des wärmenden Feuers. Er ließ ihre Hand nicht los, schaute sie besorgt an.
„Du zitterst, dir ist kalt, das ist nicht gut." meinte er ruhig. Sie entzog ihm die Hand vielleicht ein wenig zu schnell, doch er schien das nicht zu merken, da er nun aufstand und zu ihr herum kam. Er setzte sich hinter sie und ehe sie recht begriffen hatte, was er tat hatte er sie zu sich heran gezogen und seine Decke nun um sie beide gebreitet. Ihr nackter Rücken presste sich gegen seine kräftige Brust und sie konnte die Wärme spüren, die er ausstrahlte. Seine Arme schlossen sich um sie, kreuzten sich vor ihrem Bauch.
Gloráre versteifte sich einen winzigen Moment, dann ergab sie sich in ihr nicht ungemütliches Schicksal. Sie lehnte ihren Kopf an Khareks Schulter und seufzte wohlig, während sie den Valar versprach, für alles was nun folgen würde keine Verantwortung mehr zu übernehmen. Denn die Botschaft, welche ihr Körper an sie übermittelte war zu ihrer größten Verwunderung du vielleicht doch nicht so verwundernd…Lust…Verlangen und Sehnsucht. Ihre Haut reagierte sensibel auf die Berührung mit Khareks Körper, sie nahm seinen Geruch intensiv wahr und ihre Hände legten sich auf seine Arme, welche vor ihrem Bauch lagen. Ein wohliges Seufzen entwich ihrer Brust und unbewusst streichelte sie über die kräftigen Unterarme über die Handgelenke und weiter zu den Fingern, fühlte den rauen Schwielen an den Kuppen nach, glitt über die krallenartigen Nägel und dann wieder zurück bis zu den Ellenbogen.
Sie vernahm ein leises Grollen und spürte die Vibration in ihrem Rücken, als Kharek es ausstieß. Es war wie eine wildere Reflektion ihres Seufzens zuvor. Sie bog den Kopf noch ein wenig mehr zurück, um dem Uruk in die Augen sehen zu können.
Ihr Körper und ihr Verstand fochten einen hitzigen Kampf aus. Natürlich drang die logische Seite darauf dieses gefährliche Spiel zu beenden, sich eine zweite Decke zu holen und sich brav zurück zu ziehen, denn ihr Verlange sprach gegen alle Prinzipien ihres Volkes. Eben jene wollte ihr Körper aber vergessen, er wollte eine neue Erfahrung machen, sehnte sich nach Berührung, nach Erfüllung des brennenden Verlangens.
‚Ich denke hier ernsthaft darüber nach, ob ich mich mit ihm vereinen soll…' schoss es ihr durch den Kopf und seltsamerweise schockierte sie dieser Gedanke nicht so sehr, wie sie es erwartet hätte. Doch ein anderer war viel präsenter in ihrem Kopf, nämlich der, dass der große Ork vermutlich weder Zärtlichkeit noch Lust kannte und sicher nicht die Freuden einer Liebesnacht. Seine Hände lagen immer noch absolut ruhig an ihrem Körper, sein Atem ging normal und außer dem wohligen Grollen hatte er keine Anzeichen gezeigt, dass er in dieser Aktion etwas anderes sah als den Effekt sie zu wärmen.
Doch da war etwas anderes. Nur langsam, beinahe zaghaft ließ sie dieses Gefühl an sich heran. Ein sanfter Druck an ihrem Gesäß, weich und dennoch beharrlich, wie ein störendes Element zwischen ihren Körpern. Ein sachtes Pulsieren von zartem und doch festem Fleisch an ihren Hinterbacken. Kharek war eindeutig erregt.
Unbewusst schlich sich ein winziges Lächeln auf Gloráres Gesicht, ihre Augen blitzten auf. Es wurde Zeit altes eingestaubtes Denken über Bord zu werfen und sich Neuem zu öffnen und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Noch ein wenig mehr drehte sie den Kopf zu ihm, ihre Stimme hatte einen heiseren Unterton, als sie sich dann entschloss es zu riskieren.
„Weißt du, wie Tiere sich vermehren, Kharek?" fragte sie leise…
***Tja…ich schätze es ist an der Zeit das Rating zu erhöhen. Was meint ihr? Ich habe diesen Weg begonnen und bin gern bereit ihn weiter zu gehen…bleibt ihr an meiner Seite? Ich hoffe darauf. *smiles* ***
