37. Die andere Seite

***So, endlich komm ich hier mal weiter. Ideen hab ich genug, nur Zeit könnte ich mehr gebrauchen. Ich danke meinen Mitlesern fürs fleißige Reviewen. Und ich weise noch einmal darauf hin, dass diese Geschichte in einem Alternativen Universum spielt (AU!!!) Also bitte, es ist nicht Hardstyle Tolkien, sondern Fanstyle Ich *g* Wenn mir was nicht gefällt, dann ändere ich es in meiner Welt einfach ab. Nur noch mal zum besseren Verständnis. Jetzt viel Spaß beim Lesen *s* ***

Die anderen Uruk-hai betrachteten Kharek und Sharka mit unverhohlener Neugier, als diese zu den Höhlen kamen. Wie Kharek es bereits bemerkt hatte, handelte es sich um Frauen und Kinder, keine Kleinkinder, sondern eher Halbwüchsige. Er zählte sie und es waren acht. Eine der Frauen trat auf Sharka zu. Sie trug zwar eine Rüstung aus dunklem Leder, aber das Auffällige an ihr waren zwei weiße Federn, die in ihrer Haare eingeflochten waren und eine Kette mit einem vollständigen Wolfsgebiss um ihren Hals. An ihrem Gürtel hingen viele Beutel und Taschen. Kharek betrachtete sie erstaunt. Sharka bemerkte diesen Blick und wandte sich zu ihm.

„Das hier ist Nakur, Kharek. Sie ist die Schamanin unseres Clans. Heilkundig und erfahren mit Kräutern und Pilzen und all diesem Zeug."

Kharek erwiderte das kurze Neigen des Kopfes der Medizinfrau mit eben derselben Geste. Dann sprach Sharka lauter. „Euch allen möchte ich Kharek vorstellen, der auf verschlungenen Pfaden seinen Weg hierher fand. Heißt ihn willkommen, denn er wird uns unterstützen."

Die Anwesenden Uruks murmelten erfreut, doch Kharek runzelte die Stirn. Immerhin hatte er Sharka nichts dergleichen gesagt. Aber jetzt war wohl nicht der Moment der Erklärung, denn sie hatte sich bereits Nakur wieder zugewandt, welche leise mit ihr sprach.

Dann wandte die Anführerin sich wieder zu ihm um. „Kharek, begleite mich. ich möchte, dass du auch die restlichen Mitglieder der Rotte kennen lernst. Sie trat in die Höhle zu ihrer Rechten und Kharek folgte ihr.

In der Höhle war es kühl, aber es war eine feuchte Kühle. Zwei Fackeln, in den Boden gerammt spendeten Licht. An einer Wand lag auf einem einfachen Deckenlager ein junger Uruk, an dessen Kopf ein weiterer saß und ihn aufmerksam betrachtete. Der zweite stand auf, als sie herein kamen. Misstrauisch beäugte er Kharek, während er auf Sharka zuging.

„Wen schleppst du da an, Mutter?" fragte er mit einem leise drohenden Unterton, während seine Augen auf Kharek ruhten. Doch Sharka antwortete nicht sofort, sie durchmaß die Höhle mit wenigen Schritten und kniete sich zu dem anderen Uruk neben das Lager. Unschlüssig, was er tun sollte, folgte Kharek ihr langsam, immer verfolgt von den wachsamen Blicken ihres Sohnes.

Sharka legte dem Jungen eine Pranke auf die Stirn und seufzte leise. „Das hier ist Kharan, mein jüngerer Sohn, hinter dir steht Shakor, mein älterer Sohn: Ihr Vater Khelek fiel im Krieg, wie die andere Männer unseres Clans und wohl aller Uruk-hai in Mordor. Kharan wurde bei einem unserer Beutezüge von einem Menschen verletzt, der ihm eine Mistgabel in den Leib rammte. Nakur hat die Wunden versorgt, aber das Fieber ist gekommen und will nicht weichen."

Das erklärte sie ihm ruhig und sachlich, aber die Sorge um ihr Kind stand dennoch in ihren Augen. Kharek nickte langsam und kniete sich neben sie. Er hob die Decke an, welche über Kharan gebreitet war und ein leises Knurren aus dem Hintergrund erinnerte ihn an Shakors wachsame Augen. Aber er ließ sich nicht beirren, er löste den Verband vom Bauch des Jungen und fand wie er vermutet hatte eine stark entzündete Verletzung. Drei Löcher waren es, nicht sehr tief, aber alle hatten sich mit eitrigem Blut gefüllt und die Wundränder nässten ebenfalls. So ähnlich hatte auch seine Wunde damals ausgesehen, ehe Rûmil sie behandelt hatte. Er griff an seinen Gürtel und stellte erleichtert fest, dass er sowohl seinen Trinkschlauch mit dem Aragnorsud als auch den Beutel mit dem Pulver bei sich hatte.

Allerdings war die Frage, wie die Heilerin des Clans reagieren würde, wenn er ihr Handwerk in Frage stellte, und vor allem, ob Sharka es erlauben würde, dass er ihren Sohn behandelte.

„Sharka, ich habe eine Medizin bei mir, die mir selber schon bei einer ähnlichen Verletzung geholfen hat. Wenn du es erlaubst, würde ich es gern versuchen."

Wieder ein leises Knurren, doch mit einer Handbewegung brachte sie ihren Sohn zum Schweigen. „Ich weiß nicht, Kharek. Nakur hat schon getan, was sie konnte. Ich möchte es nicht schlimmer machen…aber ich möchte auch nicht, dass er stirbt."

Er nickte. „Ja, ich verstehe dich. Aber ich denke, ich kann dir versprechen, dass es auf keinen Fall schlimmer wird. Nakur kann gern dabei sein. Vielleicht kennt sie dieses Mittel gar nicht, weil die Pflanzen nicht in eurer Heimat wachsen."

Das schien sie zu überzeugen, denn sie wandte sich an Shakor. „Geh und hol Nakur." Der Junge trollte sich ohne ein weiteres Wort nach draußen und kehrte bald darauf mit der Schamanin zurück.

Nakur trat an Khareks Seite, kniete dann nieder und legte Kharan kurz die Hand auf die Stirn. Sie seufzte. „Wenn du etwas gegen dieses Fieber tun kannst, dann tu es schnell, er verbrennt innerlich und wir kriegen ihn nicht dazu, Wasser zu trinken."

Kharek zögerte nicht, er löste den Trinkschlauch und gab etwas von der sirupartigen Flüssigkeit auf seine Fingerspitzen. Damit rieb er über Kharans Lippen. Der junge Uruk bewegte die Lippen und leckte sie dann zögernd ab, wobei er das Gesicht verzog. Kharek versuchte dann den Schlauch an den Mund des Jungen zu halten, damit dieser einen Schluck nahm, doch er drehte den Kopf weg. Das wiederholte sich noch zweimal.

Sharka beobachtete das und nahm Kharek dann energisch den Schlauch aus den Händen. „Gib mal her. Wenn er das trinken soll, dann wird er es trinken. Ich habe immerhin zwei Kinder groß bekommen und bestimmt nicht, weil ich zimperlich bin."

Sie nahm nun selber einen großen Schluck der bitter schmeckenden Flüssigkeit, schluckte sie jedoch nicht herunter. Sie beugte sich über ihren Sohn und presste dann ihre Lippen auf seine, während sie mit einer Hand seine Nüstern abdeckte. Als er nun Luft holen musste, entließ sie die Medizin in seinen sich öffnenden Mund. Er würgte ein wenig und hustete, aber er schluckte es runter. Befriedigt setzte Sharka sich wieder auf und leckte sich die Lippen.

„Bah, das ist ja scheußlich. Und es macht den ganzen Mund und die Zunge taub." meinte sie leicht lallend mit schwerer Zunge. Kharek grinste. „Ja, das ist eine der Eigenschaften dieses Trankes. Er unterdrückt Schmerzen, er betäubt und er gibt Kraft."

Nakur wischte einen Tropfen von Kharans Lippen und kostete. „Was ist das für eine Substanz?" fragte sie dann.

„Schattenkrautwurzeln, die ausgekocht werden. Der Sud wird mit dem Pulver der Aregnorpflanze vermischt und dann noch einmal aufgekocht. Es ist sehr lange haltbar und vielseitig zu verwenden."

Die Schamanin nickte langsam. „Schattenkraut kenne ich. Aregnor…hm, vielleicht heißt es anders bei uns. Könntest du es mir zeigen?"

Kharek hatte inzwischen den Beutel mit dem Pulver gelöst und geöffnet. Er ließ eine winzige Menge davon in ihre Hand rieseln. „Das sich die zermahlenen Sporen der Pflanze. Eigentlich ist sie ein Betäubungsgift, welches das Opfer lähmt, bis es nicht mehr atmen kann, aber in geringen Mengen wirkt es betäubend und heilend."

Nakur betrachtete ihn beinahe bewundernd. „Du kennst dich gut damit aus Kharek. Wo hast du das gelernt?" Er zuckte die Schultern. Er hatte keine große Lust von Saruman und Isengart zu erzählen. Und eigentlich hatte er die genauen Zusammenhänge auch erst von Gloráre erfahren. Also wählte er diese Erklärung.

„Meine Gefährtin ist eine heilkundige Frau." sagte er schlicht. Aber dieses schien ihr als Antwort zu genügen. Da er sich gerade damit befasst den Verband vollends abzunehmen, bemerkte er nicht, wie Sharka eine Augenbraue hob und ihn seltsam ansah, während sich in die Züge ihres Älteren Sohnes beinahe so etwas wie Erleichterung schlich.

Kharek schaute sich die Verletzungen noch einmal genauer an, wobei er die Luft anhalten musste, denn der stechende Geruch des brandigen Fleisches war schwer zu ertragen. Dann wechselte er einen Blick mit Nakur.

„Normalerweise würde ich solche Wunden ausschneiden, bis zum sauberen Fleisch. Aber ich weiß nicht, wie ihr das macht."

Sie seufzte wieder, schaute ebenfalls zu den schweren Entzündungen und nickte dann. „Ja, vielleicht ist es das Beste. Die Wunden werden viel besser heilen, wenn gesundes Fleisch sich schließen kann. Aber ich möchte deine Meinung haben Sharka."

Die Angesprochene schaute ihren verletzten Sohn einen Moment an, schien zu überlegen. Doch schließlich nickte sie zögernd. „Ja, wenn die Heilungsaussichten dann wirklich besser sind, dann stimme ich zu."

Nakur winkte dann Shakor heran. „Du wirst deinen Bruder festhalten müssen. Kharek wird dir helfen, während ich die Wunde ausschneide. Shakor brummelt etwas unverständliches, kniete sich aber neben den Kopf seines Bruders und drückte seine Arme nieder, während Kharek sich um die Beine kümmerte. Nakur zog ein schmales Stiefelmesser heraus und reinigte es mit Wasser aus ihrem Wasserschlauch, ehe sie es an einem sauberen Stück Verbandsstoff abwischte. Kharek bedauerte in diesem Moment, dass er Gloráres Medizintasche nicht dabei hatte. Da drin waren viele saubere Verbände und auch eine scharf gebrannte Flüssigkeit, die sie Alkohol nannte und mit der sie die Klinge sehr viel sauberer bekommen hätte. Aber es musste nun eben so gehen.

Nakur arbeitete zügig und geschickt. Sie machte das nicht zum ersten Mal, das merkte man deutlich. Kharan bäumte sich auf, als die Klinge in das entzündete Fleisch schnitt und es entfernte. Kharek und Shakor brauchten eine Menge Kraft um den tobenden Jungen auf dem Boden zu halten.

Als Nakur schließlich ihre Arbeit beendete, waren sie alle schweißbedeckt und schnauften. Doch der Trank entfaltete endlich seine volle Wirkung, Kharan sank in einen tiefen, hoffentlich heilsamen Schlaf, während die Heilerin ihn wieder verband. Sie hatte die frischen Wundränder mit dem Pulver aus Khareks Beutel bestreut und ein wenig von dem Heiltrank darüber verstrichen, wie er es ihr gesagt hatte.

Sharka erhob sich mit einem letzten Blick auf ihren nun schlafenden Sohn und blickte in die Runde. „Gut, er braucht jetzt Ruhe. Wir aber sollten etwas essen. Gehen wir in die andere Höhle und schauen, wie weit Phera mit dem Fleisch ist."

Ohne auf Antworten zu warten stapfte sie voraus. Nakur und Kharek folgten. Shakor zögerte einen Moment, kam ihnen aber dann nach, sein Gesicht zeigte noch immer den verschlossenen grimmigen Ausdruck, den es sein Khareks Eintreten in die Höhle angenommen hatte.

Er funkelte Khareks Rücken in der Dunkelheit an. ‚Vielleicht bist du hier willkommen, Fremder. Aber nicht bei allen…' dachte er grimmig.