40. Widerstand
Die Mittagssonne hatte große Mühe die Wolkenmassen zu durchdringen, die wie graue Schleier den Himmel verhangen. Doch wenn sie es tat, blickte sie auf strohgedeckte Dächer und einen staubigen Karrenpfad, der sich durchs Dorf schlängelte. Etwa zwanzig Häuser waren es, mit kleinen Blumengärten und bestellten Feldern dahinter. Einige Kühe und Schafe weideten in Sichtweite der Höfe. Doch kein Mensch war zu sehen zu dieser Stunde, als läge das Dorf im Mittagsschlaf.
Doch dem war nicht so, denn eher lag eine angespannte Erwartung über diesem Ort. Sie waren bereit und warteten. Frauen und Kinder waren in den Kellern und Schobern untergebracht worden, während die Männer sich an günstigen Stellen postiert hatten. Zunächst waren sie ungläubig gewesen, als Elladan und sein Bruder zu ihnen kamen und von dem bevorstehenden Überfall berichteten. Sie hatten allerdings schon von der umherziehenden Bande von Uruks und Menschen gehört, doch vertrauten sie darauf, dass ihnen das Glück hold sein würde. Doch nun hörten sie, dass sie keine Schonung erfahren würden und Unruhe breitete sich aus. Doch Elladan hatte dieses vorausgeahnt. Er sprach zu den Männern, die ihn umstanden. Er erzählte ihnen, dass sie sich widersetzen sollten, dass sie sich nicht von der Angst lähmen lassen durften. Und als er das erste zornige Aufblitzen in den Augen der Umstehenden sah, wusste er, dass Aragorns Plan aufgehen konnte. Diese Menschen hatten eine lange Zeit der Unterdrückung hinter sich und nun regte sich der Widerstandsgeist in ihnen. Einer der Männer, der wohl sehr geachtet war, befahl Sensen, Dreschflegel und jegliches Instrument, welches zu einer Waffe taugte zusammen zu tragen. So geschah es augenblicklich und schon bald türmten sich landwirtschaftliche Geräte, wie Mistgabeln, Sensen, Flegel aber auch schartige Schwerter auf dem Platz.
Elladan nickte seinem Bruder zu. Er hatte ein gutes Gefühl, zumal er die Angreifer bereits gesehen hatte. Die Menschen waren damals gleich geflohen und die großen Orks waren nicht die Krieger, die ihnen im Krieg gegenüber gestanden hatten. Sie waren nicht so ausgebildete Kämpfer und schienen auch nicht so geübt.
Die Dörfler verteilten sich an günstigen Positionen, während Elrohir und Elladan dafür Sorge trugen, dass die Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht wurden. Schließlich war alles vorbereitet. Sie würden den Plünderern einen Empfang bereiten, mit dem sie nicht rechneten.
Inzwischen führte Aragorn die Elben ebenfalls auf das Dorf zu. Sie waren vorsichtig, bewegten sich gegen den Wind. Sie würden Stellung beziehen, aber nur im Notfall eingreifen, so war es beschlossen.
Die Uruk-hai Rotte zog weiter. Schweigen lastete auf ihnen, angespannte Stimmung in der jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Ihre Mägen knurrten, denn das Jagdglück war ihnen nicht hold gewesen und so stapften sie mürrisch ihres Weges.
Sharka ging an der Spitze, gefolgt von Nakur an deren Seite sich Kharek eingefunden hatte. Das Schlusslicht bildeten Lurtz und Phera. Sharkas Gedanken kreisten um den bevorstehenden Überfall. Das Dorf war klein und sicher würde es einfach sein dort Nahrung und andere Beute zu finden. Sie rechnete nicht mit Gegenwehr, denn ihre Präsenz allein reichte aus, um die Menschen in die Flucht zu treiben. Dennoch war da ein Kribbeln in ihrem Magen, welches sogar das nagende Hungergefühl nicht verbergen konnte. Dieses war der erste Überfall ohne die Menschen, mit denen sie gemeinsam losgezogen waren. Diese Männer waren zumindest gute Kämpfer gewesen, wenn auch nicht mit großem Mut gesegnet. Doch zusammen hatten sie sich gut ergänzt. Jetzt waren sie auf sich allein gestellt und irgendwie fühlte sie sich unbehaglich bei diesem Gedanken.
Der letzte Hügel, dann würde das Dorf ihnen zu Füßen liegen. Doch Sharka hielt inne, denn ein Geruch stieß ihr in die Nase, der sie aufmerksam werden ließ. Wachsam glitt ihr Blick über das knorrige Gehölz zu ihrer Linken. Sie hatte sich nicht getäuscht und wäre sie nicht so tief in Gedanken gewesen, hätte sie schon längst ihre Aufmerksamkeit auf den bekannten Geruch gerichtet.
Kharek und Nakur schlossen zu ihr auf, doch ehe sie ihre Beobachtungen mitteilen konnten, teilte sich das Gestrüpp und ein dunkelhäutiger Mann mit verwegenem Gesicht kam daraus hervor, eine Hand locker am Knauf des Krummsäbels an seiner Seite. Sein Grinsen war schief und zeugte nicht von viel Freundlichkeit.
„Sharka, meine Hübsche. Habt ihr euch etwa verlaufen? Ich dachte eigentlich…"
Was der Mann dachte, durfte er nicht mehr bekannt geben, denn eine große dunkle Pranke mit scharfen Krallen hinderte ihn am Weitersprechen, da sie ihm die Luft abdrückte. Sharkas Augen funkelten voller Zorn, ihre Stimme war ein knurrendes Fauchen.
„Tar'Azral…du dreckige kleine Made. Du wagst es wirklich deine Fresse hier zu zeigen? Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle in magenfüllende Stücke zerteilen sollte. Ihr habt uns im Stich gelassen, du und dein korrupter Haufen…fast hätte ich einige meiner besten Leute verloren."
Der Mann röchelte, aber sie gab ihm etwas mehr Luft, schließlich erwartete sie eine Antwort. Sein selbstgefälliges Grinsen war ein wenig verrutscht, doch nun trug er es wieder zur Schau.
„Einen Grund? Pah, ich nenn dir gern mehr als einen. Du wirst mich am Leben lassen, weil du und dein verweichlichter Haufen von Weibern und Kindern allein nichts reißen kann. und außerdem, weil hinter mir zwanzig Männer mit gezogenen Säbeln zu meiner Rache bereit stünden. Gegen die würdet ihr wahrlich keinen Glanz sehen. Und wenn du deine besten Leute verloren hättest, dann hast du die aber gut versteckt gehalten, denn gute Krieger sah ich in deinem Haufen bisher nicht."
Wieder verblasste sein hämisches Grinsen, denn Shakor, Lurtz und Kharek waren an Sharkas Seite getreten und funkelten ihn mit zornigen Augen an. Alle drei hatten ihre Schwerter in den Scheiden gelockert und machten ihre Position an der Seite ihrer Anführerin deutlich. Tar'Azral zuckte die Schultern und hob beschwichtigend die Hände, während sein Blick über die drei Uruks glitt, die nun neben ihr standen.
„Oh, ich sehe schon, du hast Verstärkung bekommen, ein stattliches Exemplar sogar. Und linkshändig ist dein großer Freund dort ja auch nicht zu unterschätzen…und deine Söhne haben zumindest dein Temperament geerbt. Aber sag, willst du nicht erst mein Angebot hören? Dann kannst du noch mal überdenken, ob du mich zerreißen willst"
Sharka rang einen Moment mit sich, denn am liebsten würde sie Nakur aus seinen Eingeweiden die Zukunft lesen lassen. Doch andererseits waren diese Männer die einzigen Verbündeten, die sie hatten und vielleicht gab es doch eine Erklärung für ihr feiges Verhalten. Mit einem Knurren zog sie ihre Hand von der Kehle des Banditen zurück. „Sprich, aber schnell, aber fass dich kurz. Vielleicht behältst du dein lausiges Leben."
Der Mann sog gierig die Luft ein und wischte seine schweißigen Hände an seinem dreckigen Obergewand ab. Er machte eine auffordernde Kopfbewegung, bei der eine große Gruppe von Männern langsam aus dem Gebüsch hervorkam.
„Gut, sehr gut. Ich wusste doch, dass du etwas Verstand in deinem hässlichen Schädel hast. Holla…he, schon gut." Er hob beschwichtigend die Hände, als Shakor diese Beleidigung seiner Mutter mit dem Ziehen seines Schwertes begleitete. Doch der junge Uruk ließ die Klinge nicht sinken und funkelte den Mann hasserfüllt an. Der beeilte sich fortzufahren.
„Also, ich sehe schon, ihr seid nicht zum Spaßen aufgelegt, hehehe. Also, ich mache euch den Vorschlag, dass wir uns wieder zusammentun. Unsere Intelligenz und eure Stärke, das ist doch ein Erfolgsrezept. Sicher, wir hatten auch keine Lust drauf uns von den Elben zu lebenden Pfeilhaltern verarbeiten zu lassen, aber die kleinen verängstigten Dorfleute, die kriechen doch gleich in den Dreck, wenn sie uns sehen. Nun, wie ist es, Interesse?"
Abwartend schaute er Sharka an, Shakors flammenden Blick meidend. Die kleinen Schweißperlen, die auf seiner schmutzigen Stirn glänzten zeigten, dass er sich der Anwesenheit von Kharek und Lurtz an seiner Seite mehr als bewusst war und dass ihm dieses wenig behagte.
Die Anführerin ließ ihren Blick zunächst über den Haufen der Männer gleiten, die ihnen gegenüber standen. Mochten sie auch auf den ersten Blick abgerissen und dreckig aussehen, so waren es doch gute Kämpfer, das hatte sie gesehen. Sie wären eine willkommene Unterstützung, in der Tat. Doch hatten sie beim letzten Mal, als sie mit den Elben zusammentrafen feige den Schwanz eingekniffen und sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Taten das Verbündete? Sie fand sich in der Zwickmühle und ihre Augen glitten weiter zu den Leuten auf ihrer eigenen Seite. Tar'Azral hatte Recht, sie hatte keine überragenden Krieger an ihrer Seite. Lurtz war zwar kräftig, aber ungeübt mit der linken Hand. Kharek konnte sie nicht einschätzen, da sie ihn noch nicht im Kampf gesehen hatte und ihr Sohn Shakor ließ sich zu leicht von seinen Gefühlen übermannen und rannte kopflos in gefährliche Situationen.
Sie entließ grollend den Atem, der sich in ihrer Brust gestaut hatte, als sie ihre Entscheidung traf. „Nun denn, eine letzte Gelegenheit, aber seid gewarnt. Noch so ein Ding wie bei den Elben und ihr werdet von unseren Verbündeten zu unseren Feinden."
Sie machte auf dem Absatz kehrt, wandte ihr Gesicht wieder dem Hügel zu, welcher ihr den Blick auf das Ziel verwehrte. Dort lag das kleine Dorf, welches bald Bekanntschaft mit ihnen machen würde.
Tar'Azral nickte seinen Männern zu, welche dann zu den Uruks aufschlossen. Sie erklommen den Hügel und blickten nun auf das Dorf, welches friedlich unter ihnen lag. Ihr Vorgehen würde wie immer sein, ein rascher Ansturm, die Gunst des Entsetzens der Dörfler ausnutzend. Mit den Haradrim an ihren Flanken schöpften die Uruk-hai neue Kraft und so kamen sie in einer dunklen Flut aus gezogenen Schwertern, heiseren Rufen und anfeuerndem Knurren den Hügel herab, durchbrachen einen niedrigen Zaun, zertrampelten sorgsam gehegte Gemüsebeete und erreichten schließlich den Karrenpfad, der das Dorf durchzog. Hier kam die Meute zum Halten.
Sharka und einige andere Uruks sogen scharf die Witterung ein. Lurtz war an ihrer Seite und teilte ihr leise mit, was er bemerkt hatte.
„Eine große Menge der Menschen ist in der großen Scheune dort drüben, kein Vieh auf den hinteren Weiden, keine Kinder vor den Häusern, überhaupt niemand draußen zu sehen. Ich kann einige von ihnen riechen, nah bei uns, vielleicht gleich hinter den Türen dort." Er nickte zu einem niedrigen Wohnhaus herüber. „Das hier gefällt mir nicht, ich kann mir nicht helfen, ich glaube…"
Doch weiter kam er nicht, denn mit eine, lauten Krachen schlug die Tür eben jenes Hause gegen die Wand, als eine Abteilung der Dörfler sie aufstieß und den Uruk-hai und Haradrim entgegenstürmte. Dreschflegel und Sensen wurden geschwungen, Mistgabeln und Schwerter in die Luft gestoßen. Zaunlatten und ähnliche improvisierte Waffen waren ebenfalls zu sehen. Die Dorfbewohner johlten aufgebracht und zu ihnen gesellten sich noch mehr, als nun die Türen anderer Häuser aufgestoßen wurden. In wenigen Augenblicken waren die Angreifer eingekreist von einem tobenden Mob wütender Menschen, die bereit waren ihr Dorf zu verteidigen.
Sharka brauchte kaum einen Wimpernschlag um Lurtz' Beobachtungen und ihre Gedanken zu einem Schluss zusammenzufassen.
„Das hier ist eine Falle, die Menschen sind gewarnt worden…"
In einer eher verzweifelten, denn entschlossenen Geste hob sie ihr Schwert. „Kämpft um euer Leben…!" rief sie verzweifelt, sich auf den ersten Menschen stürzend, der sich ihr in den Weg stellte.
Tja, da hab ich glatt meine Kommentare zu euren Reviews vergessen. Die liefere ich nächstes Mal nach, oder persönlich, wenn mir die E-mail Addy bekannt ist. Ansonsten danke ich Sharka fürs Korrektur lesen knuffs Schön, dass es dich gibt. Bitte schaut doch auch mal auf ihrer Seite, dort gibt es tolle Geschichten zum Thema "Uruk-hai". w ww.uruk-hai.org (und den Leerschritt natürlich wieder wegnehmen ;o)
