Es war nicht einmal eine Karavelle.

Das Schiff, das sie angegriffen hatte, war klein, selbst im Vergleich zur Flying Lamb. Den wenigen Überlebenden bot es kaum genug Platz, um auf den nun folgenden Gegenangriff zu reagieren.

Sicher. Sie waren vorbereitet. Allerdings hatten sie zunächst mit Kanonenfeuer gerechnet. Als die Flying Lamb frontal auf sie zusteuerte, brachte sie das vollkommen aus dem Konzept.

Das war ihr Verhängnis.

Denn mit einem Mal war Ruffy an Bord, und der wütende Anführer der Strohhutbande kannte kein Pardon, wenn es um seine Freunde ging. Gleich mit dem ersten Schlag gingen vier der Piraten über Bord, wahrscheinlich bereits tot, als sie ihr nasses Grab erreichten. Die restlichen vier – unter ihnen der Kapitän – standen nun zitternd auf Deck und starrten den vermeintlichen Dämon an.

Dann trat der wahre Dämon hinter ihm hervor.

Nie hatte Zorro den auf Gerüchten und Mund-zu-Mund-Propaganda basierenden Beschreibungen seiner Selbst so sehr geähnelt. Obwohl er noch keines seiner Schwerter gezückt hatte, reichte allein sein Gesichtsausdruck, um die vier vermeintlichen Piraten um ihr Leben bangen zu lassen.

Doch drei von ihnen beachtete er gar nicht.

Sein Blick war starr auf sein Opfer gerichtet, einen weichlichen, dürren Kerl mit laufender Nase, kaum von Bedeutung. Wahrscheinlich hätte er überlebt, wäre er nicht derjenige gewesen, der zuvor den Koch über die Reling gerissen und - wesentlich schlimmer - Zorro für sein Versagen verspottet hatte.

Diesmal würde er nicht versagen.

Zwei Piraten starben im Vorbeigehen. Weder sahen sie, wie Zorro ein Schwert zog, noch hatten sie die Zeit, ein letztes Röcheln von sich zu geben.

Der Schwertkämpfer hielt nun Yubashili in seinen Händen. Kuinas Klinge sollte diese Schwächlingen zeigen, dass sie es nicht wert waren, ihn verspotten zu dürfen. Das Lächeln, das nun seine Lippen in die Breite zog, war das ein sehr hungriges Raubtiers mit der Tendenz, seine lebendige Beute langsam zu zerstückeln.

Der Dürre wich zurück, erst langsam und bebend, rückwärts stolpernd. Dann ergriff die Panik vollständig Besitz von ihm. Er wollte herumwirbeln, zum Heck fliehen. Doch seine schlaksigen Gliedmaßen waren ihm dabei so sehr im Weg, dass es für Zorro eine Leichtigkeit war, ihn zu Fall zu bringen.

Er würde nicht verlieren. Er würde nicht dulden, dass jemand der selbst vollkommen ohne Mut, vollkommen ohne Kraft, vollkommen ohne Ehre war, seine Stärke in Zweifel zog.

Einen Moment lang ließ er den Piraten über das nun blutgetränkte Deck kriechen, ließ ihn sich der Illusion hingeben, dass er noch eine Chance hatte, zu entkommen. Sein Kapitän schlug neben ihm auf, eine faustgroße Delle im gesplitterten Schädel. Er kroch weiter, vor lauter Angst unfähig, sich selbst wieder auf die Füße zu bringen. Man konnte seine Furcht riechen. Aus jeder Pore kroch der kalte Schweiß, vermischte sich mit dem Geruch von Blut und Exkrementen zu einem bestialischen Gestank.

Dann beschloss Zorro, dass es genug war. Es brauchte nicht viel Kraft, nur einen kleinen Ruck, um Yubashili durch das Fleisch und die Knochen dieses Schwächlings zu bohren, seine Schulter so an den Planken festzunageln. Das jämmerliche Aufheulen seines Gegners war das erste, das Zorro von ihm hörte.

Das Letzte, das er hörte, war ein nasses Gurgeln, als die Klinge, auf die er seinen Schwur geleistet hatte, sirrend die dürre Kehle durchtrennte. Er betrachtete noch einen Augenblick lang, wie der Mistkäfer an seinem eigenen Blut erstickte, während er Yubashili säuberte.

Pathetisch. Armselig. Dumm.

Dann kehrte er ihm den Rücken und versenkte das Schwert wieder in seiner Scheide.

An Bord der Flying Lamb senkte Nami das Fernrohr, atmete zitternd durch und fluchte.