Prolog
Der Nebel, der schon die ganze Nacht lang um das alte viktorianische Haus in einem Londoner Vorort gezogen war hatte sich verflüchtigt und der Himmel war mit einem mal sozusagen Wolkenlos.
Obwohl die ersten Sonnenstrahlen, die rote Backsteinfassade mit den wilden Efeuranken in ein goldenes Licht tauchten, erst vor ein paar Minuten aufgetaucht waren, war es schon äußerst heiß, aber schließlich war es ja auch schon Mitte Juli.
Die Nacht hatte sich grade erst verabschiedet und doch konnte man nur noch ein paar Überbleibsel des Sternenhimmels sehen. Besonders ein Stern schien an dem schon fast hellen Himmel unbeirrt weiter: Sirius, der Hundestern.
Die junge grünhaarige Frau die im Wintergarten des Hauses frühstückte bemerkte das alles allerdings nicht. Sie war vollends damit beschäftigt mit Hilfe ihres Zauberstabes ein verkohltes Stück Speck, ihr Frühstück, wieder in eine essbare Form zu bringen.
Erst ein lautes Bellen riss sie aus ihrer Konzentration. Tonks blickte neugierig aus dem Fenster, wo sie auch gleich den Verursacher des Bellens sah: Ein großer, schwarzer Hund, der zusammen mit einem Mann auf dem rechten Bürgersteig die Straße hinunterging.
Sie konnte den Mann nicht genau erkennen, da sie die Sonne hinter ihm blendete. Dass um diese Uhrzeit schon jemand unterwegs war wunderte sie sehr. Normalerweise schliefen die vielen Rentner, die in dieser Ecke lebten um diese Zeit noch, immerhin war es erst halb fünf.
Tonks hatte zwar heute einen freien Tag, aber dennoch den Auftrag einen Anti-Vampir Trank zu brauen. Dieser brauchte in etwa 21 Stunden, wobei Man jede 4. Stunde etwas hinzufügen musste. Sie hatte sich entschieden früh aufzustehen um am nächsten Tag nicht zu verschlafen zu sein wenn sie wieder zur Arbeit gehen musste, außerdem war es nicht gut aus dem Rhythmus zu kommen den sie als Aurorin hatte. Ihr Arbeitstag begann nämlich für gewöhnlich um 5 Uhr. Um diese Uhrzeit sah sie normalerweise auch den ersten Menschen, einen Muggelzeitungsausträger auf der Straße.
Der Mann auf dem Bürgersteig, der ihrem Haus immer näher kam, war aber hundertprozentig nicht der Zeitungsausträger.
Er erreichte das Haus und bog in den schmalen Weg ein, der zwischen dem mit Wildblumen bewachsenen Vorgarten hindurchführte. Er wollte also zu ihr! Jetzt erkannte sie auch dass er keine Muggelkleidung, sondern einen Zaubererumhang trug. Er kam ihr aber nicht bekannt vor. Vielleicht war es ein Freund ihrer Eltern, der nicht wusste dass diese mal wieder mal als Fluchbrecher irgendwo in Südamerika waren.
Sie hatte keine Zeit mehr zu überlegen, denn die Klingel läutete schon. Sie räumte noch schnell ein paar Sachen zur Seite, die auf dem Boden herumlagen und drehte die Musik der Schicksalsschwestern, die im Hintergrund lief, leiser. Vorsichtshalber umschloss sie mit der linken hand noch den Zauberstab in ihrer Tasche – Man konnte ja nie wissen. Dann machte sie die Tür auf.
Der Mann der vor ihr stand kam ihr irgendwie bekannt vor, auch wenn sie nicht wusste woher. Etwas an ihm war komisch. Er hatte braune Haare, zwischen denen schon einigen grauen Strähnen hervorblitzten. Die Haare passten allerdings nicht zu seinem noch recht jungen Gesicht mit bernsteinfarbenen Augen. Seine Kleidung sah sehr abgenutzt aus und sein Mantel war voller Flicken. Er hatte ein sympathisches lächeln auf den Lippen und Tonks fand das er insgesamt ziemlich gut aussah. Als er begann zu sprechen bemerkte sie dass er eine sehr sanfte Stimme hatte.
„Hallo Nymphadora," sagte er leise „als ich dich das letzte Mal gesehen habe hattest du noch knallorange Haare." Sagte er
„Entschuldigung, aber ich weiß eigentlich gar nicht wer sie sind"
Er lächelte „Ist ja auch schon 14 Jahr her. Mein Name ist Remus Lupin"
Natürlich jetzt wusste sie mit einem mal wieder woher sie ihn kannte. „Sie sind ein Freund von ihm gewesen" sagte sie trocken währen sie mit ihrem Kopf in Richtung der Wand nickte an der sie die Plakate der Gesuchten Magier gehängt hatte. Auf einem davon war ein Zauberer mit zerzausten schwarzen Haar und einem eingefallenen, eigentlich recht schönem Gesicht. Er bewegte seinen Kopf von Rechts nach Links und grinste teuflisch. Unter dem Foto stand in großen Buchstaben der Name dieses Mannes: Sirius Black.
Lupin lächelte weiterhin „Genau. Und das bin ich auch immer noch wenn du es genau wissen willst Nymphadora."
Tonks hatte inzwischen ihren Zauberstab aus ihrer Tasche gezogen und richtete ihn auf den Mann vor ihr. „Also ich weiß zwar nicht was sie hier wollen, aber ich möchte sie schleunigst bitten von hier zu verschwinden denn sonst sehe ich mich gezwungen einen Fluch auf sie zu hetzten. Falls sie es noch nicht wissen: Ich bin eine Aurorin"
Noch immer war Lupins lächeln nicht verstummt, nein es wurde sogar noch um einiges breiter „Oh ja herzlichen Glückwunsch übrigens" er kramte in seiner Umhängetasche herum was Tonks sehr nervös machte, doch er holte nur eine Kopie des Tagespropheten heraus und schlug die dritte Seite auf „hier hab ich's gelesen. Die erste bestandene Prüfung seit 5 Jahren, nicht war? Kannst echt stolz auf dich sein."
Tonks sah immer noch sehr bedrohlich aus „Schon gut, aber wenn sie nicht bald verschwinden könnte das hier ein ganz böses Ende haben!"
Lupin schien immer noch nicht besonders beeindruckt zu sein „Oh ja ich hab schon gehört dass du in Verteidigung gegen die dunklen Künste eine der besten seit Jahren gewesen bist, schade das ich noch nicht Unterrichtet habe also du noch in Hogwarts warst." Sagte er.
Tonks war überrascht „Sie, sie sind Lehrer in Hogwarts?" fragte sie leise. „Ja, nun gut, ich war Lehrer in Hogwarts, aber ich musste die Stelle leider aus ... ähm... persönlichen Gründen aufgeben."
„Das glaub ich ihnen nicht. Dumbledore würde nie jemanden der der dunklen Magie anhängt eine Stelle geben" sagte Tonks trotzig
„Nein nein, du verstehst das Falsch" sagte Lupin leise, aber immer noch unverhohlen lächelnd, während der schwarze Hund einen Laut von sich gab, der irgendwie nach „Nape" oder so klang.
„Ich hänge keinesfalls der dunklen Magie an, noch tut oder tat das Sirius," führte Lupin fort.
„Nein, sie lügen." Sagte Tonks zittrig. Sie hatte nie glauben können dass der Cousin ihrer Mutter, den sie so bewundert und geliebt hatte und der immer leidenschaftlich gegen sein reinblutfanatische Familie und die ganze dunkle Magie gewettert hatte einfach so zwölf Muggel und einen seiner besten Freunde hatte töten können. „Sirius hat damals 13 Menschen getötet und wahrscheinlich auch noch die Potters verraten, wie soll es anders gewesen sein?"
Zum ersten Mal verstummte Lupins lächeln völlig und seine Bernsteinfarbenen Augen wurden ernst. „Ich habe bis vor zwei Wochen das gleiche gedacht wie du Nymphadora, aber dann habe ich Sachen erfahren, die meinen Blick auf alles was damals vorgefallen ist in eine ganz andere Bahn lenken."
„Na dann erzählen sie mal." sagte Tonks fordernd.
„Ich denke es wäre besser wenn ich dazu reinkommen würde, man weiß schließlich nie wer einen so beobachten könnte hier draußen. Ich weiß es ist sehr viel verlangt, aber bitte vertrau mir Nymphadora." Sagte Lupin wieder mit einem lächeln.
Tonks stand einen Moment still da und musterte den Mann vor ihr von oben nach unten. Dann beschloss sie mehr oder weniger intuitiv ihm zu vertrauen, auch wenn das ihren Tod hätte bedeuten können. Wenn Moody das wüsste, würde er mich rausschmeißen dachte sie noch bei sich, als sie den Mann mit der sanften Stimme bat hineinzukommen.
