See der Tränen
Discl.: Siehe Prol.
Chapter four
Samiel & Alucard
Die Wochen vergingen für Samiel wie im Flug.
Es war kalt geworden und es verging kein Tag und keine Nacht ohne heftige Regenergüsse.
Regen. Dafür war London bekannt.
Und Samiel liebte es dafür.
Sie mochte den Regen.
Sie mochte Herbst und Winter, die sterbenden und toten Jahreszeiten.
Es war wenig untotes Treiben zu beobachten.
Als würden Ghouls und Freaks Weihnachten feiern.
Sam hatte Alucard seit dem letzten Zwischenfall in der Küche nicht wieder gesehen.
Naja, sie tat ja auch schließlich einiges dafür.
Beispielsweise vermied sie es, spätabends oder nachts in die Küche zu gehen, oder durch die dunklen Gänge zu laufen.
Es sei denn, sie wusste, dass ihre Kollegen dort waren.
Bei der Wache war sie sowieso nie allein. Das einzige wovor sie sich noch fürchtete, war dass der Vampir sie im Schlaf attackieren konnte.
Aber Samiel wusste, dass sie so oder so verhältnismäßig schlecht schlief und ihn bemerken würde.
Sie verstand dennoch nicht, warum es Alucard auf sie abgesehen hatte.
Diese Zwischenfälle waren nicht Zufall gewesen, und es war auch nur ihr passiert, sonst würde sie von den anderen weiblichen Mitarbeitern schon etwas mitbekommen haben.
Die junge Soldatin hatte sich einige Zeit überlegt, Seras Victoria darauf anzusprechen.
Schließlich war Alucard ihr Meister. Doch Sam beließ es dabei. Sie kannte die Tratschtante und wollte die Gerüchteküche nicht zum Brodeln bringen.
Und wiederum war sie nicht scharf darauf, die zweite Vampirella in Alucards Harem zu werden.
Und auch nicht sein Mitternachtssnack.
Samiel seufzte und kramte in ihrer Hosentasche.
Hervor zog sie ein zerknittertes Blatt Papier.
Es war das Gedicht, welches sie nach dem „Kampf" mit Alucard gefunden hatte.
Immer noch fragte sie sich, wer dies wohl geschrieben haben könnte.
Sie war jedes Hellsingmitglied durchgegangen, doch bei so einem Haufen kamen nur Walter oder Integra in Frage, die solche Verse hätten schreiben können. Soviel war schon mal klar.
Doch Integra schloss Samiel sofort aus. Die hatte keinen Sinn für so etwas. Außerdem war die Frau so gut wie NIE in den Gewölben, und wenn doch, dann nur um ihren „folgsamen" Soldaten eine Predigt von der Art: „Schießt den Ghouls in den Kopf oder ins Herz, ansonsten fressen sie euch!" zu halten.
Und Walter? Was würde der von Samiel wollen?
Walter war zwar immer höflich und zuvorkommend, aber Walter und Gedichte? Nein, eigentlich nicht.
Damit schieden sie allesamt aus.
No one, der in Frage kommen könnte.
Sam packte den Brief in ihre Hosentasche zurück und schulterte ihr Gewehr, ehe sie weiterging.
Sie schlenderte gelangweilt um die Hausmauer herum. Ein paar Meter weiter und sie würde auf ihren Wache habenden Kollegen treffen. Hoffentlich schlief dieser nicht schon wieder.
Gelangweilt trat sie einen Stein, der durch die Luft wirbelte und klackernd zu Boden fiel.
Es war ruhig. Nur der kalte Wind pfiff fröhlich durch die Nacht und spielte mit den fast kahlen Ästen der Bäume.
Noch war es trocken, doch Samiel roch den Regen. Noch in dieser Nacht würde er wieder die Stadt der Toten heimsuchen.
Stadt der Toten.
Eigentlich war London das nicht. Viele Menschen lebten dort, dennoch war in keiner Stadt der Welt, die Samiel bisher gesehen hatte, ihr so oft der Tod begegnet wie in London.
Und dennoch hatte sie ihn in ihren jungen Jahren gar zu oft gesehen. Viel zu oft.
Wieder seufzte Sam und schlenderte ein Stück weiter.
Vielleicht sollte sie einfach wegschauen, wenn sie ihn wieder sah.
Die Augen zu machen und an etwas Schönes denken.
Schön? Was war das schon? Was war für Samiel schön?
Alles roch und schmeckte nach Blut und man konnte sich nicht von der Schuld reinwaschen. Es war nicht so einfach…
„Welch triste Gedanken. Bist du dafür nicht etwas zu… jung?"
Bleich vor Schreck wurde Samiel aus den Gedanken gerissen. Sie drehte sich instinktiv in die Richtung aus der die Stimme kam.
Und da stand er wieder in der Dunkelheit. Dennoch waren seine Umrisse durch die rote Kleidung deutlich zu erkennen. Seine rubinroten Augen funkelten in der Dunkelheit und selbst im Schatten der Nacht konnte Samiel die Zähne des Vampirs gefährlich deutlich sehen.
Samiel atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe.
Die Gegenwart eines Vampirs war ihr immer noch zu unheimlich.
Feindliche Soldaten, Wachhunde, Söldner, Partisanen, Ulanen, von all dem war sie schon umzingelt gewesen, doch nichts hatte sie bisher so in Panik versetzen können wie Alucard.
„Ich denke nicht, dass du mit mir über mein Alter reden kannst," schnauzte Samiel ihn sofort an und wollte davon eilen, doch als sie sich umdrehte erblickte sie Alucard schon vor sich an der Mauer lehnen.
„Ich war auch einmal so jung," meinte Alucard gleichmütig und grinste dabei sadistisch.
„Ja, vor vielleicht einem halben Jahrtausend. Das ist nicht dasselbe!" knurrte sie zurück und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Das ist es nie. Keiner ist wie der andere. Dem einen geht es besser, dem anderen schlechter. Wie geht es dir, Samiel?" fragte Alucard und veränderte seine Position nicht.
Ihn amüsierte die Angst seines Gegenübers.
„Was geht dich das an?" fragte Samiel und versuchte ihn fest anzublicken.
„Nicht gut?" fragte der Vampir und sein Grinsen wurde noch etwas breiter.
„Und was wenn?" erwiderte Samiel und nahm nun das Gewehr von der Schulter. Es war geladen und entsichert und Samiel erwartete einen erneuten Angriff des Vampirs.
Alucards Blick wanderte zu dem Gewehr, das Samiel bei sich trug. Er wusste, dass Samiel eine Annäherung seinerseits fürchtete.
„Eine Waffe," murmelte er leise. „Eine Waffe, und du trägst sie bei dir, als wärest du mit ihr geboren worden!" Er lachte leise und verunsicherte Samiel noch mehr.
„Und sie wurde dir doch auch in die Wiege gelegt, nicht wahr, Samiel? Samiel, du wurdest geboren an einem Ort, wo man nicht lieben kann. Zerkratzen Dornen auch deine Gefühle? Samiel?"
Sam hörte die Worte, die er sprach, und erkannte sofort, dass dies Textstellen aus dem Gedicht waren.
Alucard lächelte, doch bevor Samiel etwas sagen konnte zerbarst sein Körper in scheinbar hunderte von Fledermäuse und verschwand in der Nacht.
„Warte, Alucard!"
Alucard genoss den Klang seines Namens, besonders so wie ihn Samiel rief.
Ihre Stimme so voll Furcht. Schüttelnd vor Entsetzen.
Der Nosferatu leckte sich genüsslich über die Lippen und grinste in der Finsternis.
„Samiel," flüsterte er leise.
Yo Guys,
Sorry dass es so kurz ist, aber ich musste das Chap vorzeitig beenden, weil ich nicht weiterkam.
Aber das was im nächsten kommt ist länger.
Bleibt mir treu
Gruß
NAZ
