See der Tränen


Discl.: siehe Prolog.

VarieFanel: Hi. Mach dir keine Sorgen, dass mit The Sorrow führ ich noch etwas aus, mein Betaleser hat mir die Leviten gelesen, von wegen dass neun Chaps viel zu wenig wären für so eine Geschichte.

Naja, ich schätze du bist der selben Ansicht.

Mit freundlichen Grüßen

Naz

Seph: Beruhig dich. Du kriegst schon noch deine Szene schüttel

Auch wenn's mir schwer fällt, aber du bekommst sie ausführlich. Da reicht P 18 nicht mehr.


Chap. 9

Half Life

Samiel erwachte am frühen Abend.
Es regnete.

Sie hörte ihn, den Regen.
The Sorrow.

Sie atmete tief durch und setzte sich in dem dämmrigen Licht, in welches Alucards Zimmer getaucht war, auf.

Keine Schmerzen.

Sie fühlte nichts.

Konzentriert blickte sich Samiel um und versuchte sich die Ereignisse der letzten Tage ins Gedächtnis zu rufen.

Sie war kein Mensch mehr, soviel war ihr bewusst.
Und dank Alucard brauchte sie nicht einmal mehr einen Atemzug zu machen, um auf der Welt umherzuwandern.

Alucard…

Samiel bemerkte, dass er neben ihr lag und auf dem Bauch… schlief?

War es Schlaf?

Alucard hatte sein Gesicht ruhend auf seine Arme gelegt.

Jeden schlafenden Menschen hätte Samiel an den tiefen, gleichmäßigen Atemzügen erkannt, doch der Nosferatu atmete schon seit nun fast 600 Jahren nicht mehr.

Samiel widerstand dem starken Drang, dem Vampir die Haare aus dem Gesicht zu streifen.

Zweifel machten sich in ihren Gedanken breit.

Wo sie sich Frieden und Ruhe gewünscht hatte, war nichts als Leere zurückgeblieben.

Der Regen schlug brutal auf das Dach ein und würde Samiel erschlagen, könnte er zu ihr gelangen.

Der blutige Regen.
Samiel seufzte und wollte aus dem offenen Sarg aufstehen, als Alucards Hand hoch schoss und sie hart am Handgelenk packte.

Der No Life King war aufgewacht.

Samiel blickte ihn mit erschrockenen, weit aufgerissenen Augen an.

Alucard spürte ihre Angst.

„Was hast du?" fragte er und seine Stimme klang harsch und gefühlskalt. Sein Gesicht schien wie aus Stein gemeißelt.

Samiel konnte nicht sehen, oder gar spüren, was er gerade dachte oder fühlte.
Fühlte er überhaupt etwas?

Samiel starrte ihn erschrocken an.

So kannte sie ihn gar nicht.

In den letzten Tagen, oder eher Nächten, hatte sie ihn als sehr liebevoll kennen gelernt.

Sam riss sich so hart von ihm los, dass sie rücklings aus dem Sarg fiel.

Seine harter Griff hatte Blutergüsse an ihrem Handgelenk hinterlassen, die sich durch einen dumpfen Schmerz äußerten.
Samiel hatte den Blick immer noch nicht von dem Meister der Monster abgewandt.

Der Regen prasselte unaufhörlich und nässte die Erde.

„Es regnet Blut, Alucard!" meinte sie nur leise, stand dann auf und verließ den Raum.

Der Nosferatu blickte seinem Menschen hinterher und leckte sich genüsslich über die Lippen.

Die Nacht war jung, und sie war Seines.

Er streckte sich im Sarg aus.

Der Vampir wusste, er würde sie sich wieder holen. Seinen Menschen.

Der Frieden war nun nicht mehr in greifbarer Nähe.
Ein Ende nicht mehr abzusehen.
Hatte sie sich das gewünscht? Ein ewiges Leben?
Samiel gab zu, zu Beginn schon.

Sie hatte sich davor gefürchtet, zu sterben.

Davor The Sorrow und die Opfer ihrer Waffe wieder zu sehen.

Und nun fürchtete sie das Sonnenlicht und die Welt dort draußen.
Den Regen.

Obwohl sie von The Sorrow schon einige Tage nichts gehört hatte, wusste Sam, dass er da war.

Ganz in ihrer Nähe.

Auch wenn Alucard klar gemacht zu haben schien, dass sie, Samiel, ihm gehöre.

Aber auch das fühlte sich nicht mehr gut an.

Alucard war heute Abend so anders gewesen.
Zumeist war er vor ihr wach gewesen und hatte sie mit einem Lächeln geweckt.
War das alles nur Fassade? Warum hatte sich das nun auf einmal geändert?

Samiel trat in der großen, leeren Halle der Hellsingvilla an das Fenster und blickte hinaus.

Es regnete immer noch in Strömen.
Für Sam regnete es Blut.

Dieses Rot, welches sie fürchtete.

Melancholisch ruhten ihre kleinen Hände an dem kühlen Glas des Fensters.

Die Uhr hinter ihr schlug schon Mitternacht.
War sie schon so lange unterwegs in diesem Haus?

Schon so lange allein mit ihren Gedanken?

„Grauenhaft," flüsterte Samiel leise zu sich selbst.

Die drückende Dunkelheit in der Hellsingvilla wirkte zum Zerschneiden dick.

Finsternis und Stille.

Samiel verharrte in ihr.
Das Bildnis von The Sorrow vor ihrem inneren Auge.
Doch die Stille wurde zerrissen. Der kurze innere Frieden verbannt.

Seras Viktoria war es, die den Frieden störte.

Sie hatte Samiel in ihrer grauenvollen Wut am Nacken gepackt und die geschwächte Vampirin schlitternd über den Boden gleiten lassen.

Samiel brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, wer sie angegriffen hatte.

Überrascht blickte sie ihre einstige Teamkollegin an, die doch mit ihr damals so tapfer den Kampf bestritten hatte, in dem Samiel die Gesundheit verloren hatte, und anschließend das Leben.

Die Augen von Seras funkelte rot in der Finsternis auf und ihre Zähne blitzten bedrohlich.

Sie machte Geräusche, die Samiel als lächerlichen Versuch zu fauchen abhandelte.

„Oh, hi Seras," meinte Sam. „Ich schätze, dir bekommt das Wetter auch nicht."

Sie stand auf und ließ die angreifende Seras ins Leere laufen.

„Geh lieber schlafen, Seras!" sagte Sam und ging durch die Haustür in den Regen hinaus.

„So leicht kommst du mir nicht davon!" schrie Seras und setzte ihr nach.

Samiel hatte sich umgedreht und sich unter ihrem Arm hindurchgeduckt.

„Kannst du mir mal erklären, was dir über die Leber gelaufen ist? Sofern du noch eine hast?"
fragte Samiel und bitterer Sarkasmus schwamm in ihrer Stimme mit.

In dem Moment, als diese Worte gesagt waren, hielt sie kurz inne.

Der Sarkasmus schmeckt merkwürdig auf ihrer Zunge.

Samiel erkannte sich selbst nicht mehr.

„Du stehst zwischen mir und meinem Meister!" meinte Seras und ihre Stimme klang fast tonlos. Beinahe matt.

„Du meinst wohl, Alucard stellt mich zwischen euch. Im Prinzip hab ich mir das Ganze nicht wirklich ausgesucht, Seras. Also mach mich nicht zum Sündenbock!"

„Lügnerin!"

Seras war eifersüchtig und sie gab Samiel dafür die Schuld.
Sie packte Sam bei den Schulter und war im Begriff weiter anzugreifen, als ein Schatten aus der Finsternis sie von Sam weg riss.
„Fräulein Polizistin, du maßt dir etwas zuviel an!"

Seras taumelte zurück.
„Meister!" rief sie erschrocken.

Alucard erschien.
Sein roter Mantel und Hut hoben sich von der Dunkelheit und dem Grauschleier des Regens ab.

Der Regen prasselte auf seine Gestalt nieder.

Und wie immer trug der Vampir sein grauenvolles, bösartiges Grinsen im Gesicht.
Ohne dieses war es Sam, als würde sie ihn nicht kennen.

„Seras Victoria, wenn du noch einmal Hand an meine Braut legst, werde ich dich in Stücke reißen und den Krähen auf dem Feld zum Fraß vorwerfen!" mahnte der No Life King und schickte sie mit einer herrischen Geste davon.

Alucard lächelte schmallippig und trat zu Samiel.

„Samiel," sagte er mit einer derart gefühllosen Stimme, dass Sam zurückschreckte.

Doch Alucard schnellte vor und umfasste ihre Schultern.

Samiel spürte die Kälte, die von seinem Körper ausging, auf ihre Haut treffen.

„Es regnet, Alucard!" meinte Sam und legte zögernd den Kopf an seine Brust.
Sanft schlangen sich Alucards lange Arme um ihren Oberkörper und hielten sie erbarmungslos in seinem Griff.

„Aber der Regen kann dir nichts mehr antun, Sam. The Sorrow ist fort!" flüsterte der Vampir leise und so sanft wie möglich.

Alucard spürte wie angespannt Samiels Körper war.

Und Samiel hob ihren Kopf und blickte an dem Vampir vorbei.

Und dort war er.
Im Regen, eingehüllt in seinen alten, gräulichen Regenmantel.

Melancholisch, sadistisch lächelnd.

The Sorrow.

Samiel legte die Stirn wieder an Alucards Brust.
„Nein. Er ist hier. The Sorrow ist hier, Alucard!" flüsterte sie leise und eine einzelne blutige Träne rann über ihr Gesicht.

Samiel!"


Anm. d. Autors:

Puh.
The Sorrow ist 'ne Nervensäge.
Wird Zeit, dass sich der No Life King endlich richtig um ihn kümmert.
grins

Und danach… na ja grins…

Ihr werdet sehen.

Gruß
Naz

And please review